Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 278 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Eingüsse, Steiger und verlorene Köpfe. Einer der
wichtigsten Faktoren für das Gelingen eines guten Gusses ist die Frage der Anordnung
und Ausführung der Eingüsse, Steiger und verlorenen Köpfe, die im folgenden
behandelt werden sollen, und zwar zunächst beim Gießen kleiner Stücke in grünem und
in getrocknetem Sande, dann mittlerer Stücke und schließlich schwerer Stücke im
Boden und im Kasten. Dabei sollen kurz noch erörtert werden die lineare
Geschwindigkeit des Gußeisens, die Gießzeit zur Formausfüllung und die günstigste
Form für die Steiger und verlorenen Köpfe. Es ist dabei wohl selbstverständlich, daß
in jedem Fall das Metall chemisch und physikalisch den gestellten Anforderungen
einer jeden Stückart anzupassen ist.
Das Gießen in grünem und in getrocknetem Sande. Betrachtet man diese beiden
Formarten, so kann festgestellt werden, daß bei diesen die einzelnen Gießphasen,
Gasentweichungen, Schwindung, Dichte des Eisens sowie die Abkühlung verschieden
sind. Nimmt man z.B. zwei Stücke von gleichem Volumen, so ergeben sich zwei
verschiedene Erscheinungen hinsichtlich des Gießens und der
Abkühlungsgeschwindigkeit. Das Stück in grünem Sand kann langsamer und ohne Steiger
gegossen werden, die Gase entweichen durch die Sandporen und die Formwände aus
feuchtem Sand nehmen plötzlich eine gewisse Temperatur des Metalls an. Bei einer
getrockneten Form sind 1 oder 2 Steiger anzubringen, die das Stück mit Eisen speisen
sollen und ferner die Gase und die Luft, die sich in der Form befinden, abziehen
lassen. Bei einem Vergleich von in grünem und in getrocknetem Sand gegossenen
Stücken ergeben sich in thermischer Beziehung folgene Tatsachen:
Gießtemperatur des Eisens 1100°, Temperaturverlust je Sekunde in der ungetrockneten
Form 9°, in der getrockneten 3°. Rechnet man mit einer Gießzeit von 12 bis 16
Sekunden, so erhält man im ersten Falle einen Temperaturverlust von
\frac{12+16}{2}\times9 = 126^° und im zweiten einen solchen
von \frac{12+16}{2}\times3 = 42^°, sodaß die Temperatur der
Gußstücke nach dem Gießen 1100°–126° = 974° bzw. 1100°–42°= 1058° beträgt.
Werden versuchsweise beide Stücke ohne Steiger gegossen, so ist beim grünen Sand die
Metallauflagerung einheitlich und voll, während sie in der getrockneten Form in
ihrem oberen Teil, wenn auch in geringem Maße, aber doch sichtlich bogenförmig
verläuft. Deshalb müssen auch Stücke in getrockneten Formen stets durch Steiger
gespeist werden, bis das Metall in den teigigen Zustand übergegangen ist. Dies
beansprucht dreimal soviel Zeit als der Grünsandguß. Dieser Unterschied in der
Abkühlung von Grünsand- und von Trockensandguß konnte sowohl bei kleinen Stücken als
auch bei Stücken mit großen Oberflächen, aber geringen Wandstärken beobachtet
werden. Es gilt dies auch für dickwandige Stücke, jedoch mit der Einschränkung, daß
diese Erscheinung sich in viel kleineren Verhältnissen abspielt.
Berechnung der Gießgeschwindigkeit. Jeder Gießer sollte die Gießzeit für alle Arten
von Gußstücken kennen, da dies eine der Hauptfragen für das Gelingen des Gusses ist.
So müssen z.B. Schwungräder, Walzenständer schnell, Maschinenzylinder dagegen bei
einer wohl berechneten Geschwindigkeit gegossen werden; für Kondensatoren, die eine
reichliche Kernmasse besitzen, gilt dies besonders, damit die Kerne nicht versetzt
und vor allem, damit die Gase die nötige Zeit haben abzuziehen. Die Berechnung
der Gießzeit und -Geschwindigkeit ist leicht. Nehmen wir folgendes Beispiel an:
Gewicht des Gußstückes 6000 kg, Gießzeit 1 Minute oder 60 Sekunden. Das Gußgewicht
in Sekunden beträgt demnach 6000 : 60 = 100 kg/sec. Bei einem Eingußquerschnitt von
50 cm2 ist das Gewicht eines 1 m langen Stabes 50
× 1000 × 7,2 = 36 kg. Da das in der Sekunde gegossene Gewicht 100 kg ausmacht, ist
die lineare Geschwindigkeit des Eisens 100 kg : 36 kg = 2,800 m/sec für eine
Temperatur von 1100°. Bestimmen wir nun den Einguß je cm2 Gewicht und Geschwindigkeit: Für 1 cm2
ist das Gewicht 100 kg : 50 cm2 = 2 kg/sec. Das
Gewicht eines Stabes von 1 cm2 auf 1 m Länge
beträgt 720 gr, woraus sich ergibt 2 kg : 0,720 = 2,800 m/sec. Dieses Stück wird mit
4,5 oder 8 Eingüssen gegossen, die einen Gesamtquerschnitt von 50 cm2 einnehmen und von einem Eingußtümpel gespeist
werden. Diese Erfahrung wurde bei einem hydraulischen Zylinder von 600 mm
Durchmesser und 4 m Höhe gewonnen.
Gewicht eines Stückes von 9000 kg, Zeit 1 ½ Minuten oder 90 Sekunden. Gußgewicht in
der Sekunde 9000 : 90 = 100 kg. Eingußquerschnitt 70 cm2, Stabgewicht von 1 m Länge 70 × 1000'' × 7,2 = 50 kg. Lineare
Geschwindigkeit 100 kg : 50 = 2 m/sec. Für 1 cm2
ergibt sich 100 kg : 70 cm2 = 1,430 kg und weiter
1,430 : 0,720 = 2 m Geschwindigkeit. Gießen eines Kondensators: Zeit 1 Minute 50
Sekunden oder 110 Sekunden. Gewicht 4000 kg, also 4000 : 110 = 36 kg/sec.
Querschnitt des Eingusses 30 cm2, also für 1 m
Länge 30 × 7,2 = 21,6 kg. Lineare Geschwindigkeit 36 kg : 21,6 kg = 1,6 m/sec.
Gewicht in der Sekunde je cm2 36 kg : 30 cm2 = 1,2 kg.
Bestimmung der Gußzeit. Beispiel 1 Schwungrad von 17 t Gewicht. Gießzeit 2 Minuten
oder 120 Sekunden. Gewicht 17000 kg : 120 = 140 kg/sec. Da von zwei Seiten gegossen
werden muß, ist der Querschnitt beider Eingüsse zu bestimmen, also Gewicht je
Sekunde 140 kg : 2 = 70 kg. Es sind also 70 kg Eisen je Sekunde 2 Minuten lang durch
die beiden Eingüsse, deren Querschnitt bestimmt werden soll, zu leiten.
Mit den verschiedenen Arten des Eingießens wechselt auch die Geschwindigkeit des
Metalles, je nachdem man fallend, steigend oder in Formen mit Kernen gießt, in denen
das Eisen mithin auf ein Hindernis und einen gewissen Widerstand stößt, bevor es in
die Form ganz eindringt und sie ganz ausfüllt. Bei einem Schwungrad muß das Eisen
eine bedeutende Fläche bedecken und durchlaufen, so daß ein derartiges Stück schnell
gegossen werden muß, wenn verhindert werden soll, daß das Eisen an einzelnen Teilen
des Stückes teigig wird. Infolge des großen Gießweges hätte es bei langsamem Gießen
einen Teil seiner Wärme verloren und die beiden Enden des Metalles, die in der Form
zusammentreffen, würden schlecht zusammenschweißen. An dieser Stelle würde die
Widerstandsfähigkeit des Gußstückes stark vermindert werden. Als eine zweckdienliche
Zeit zum Gießen von 17–20 t hat sich eine solche von 2 Minuten bewährt. Bei dem
vorgenommenen Beispiel gehen wir von einem Sekundengewicht von 1,2 kg/cm2 Eingußquerschnitt aus, woraus eine lineare
Geschwindigkeit des Metalles von rund 1,6 m/sec folgt. Wir erhalten also 140 : 2
Eingüsse = 70 kg; 70 kg : 1,2 kg = 58 cm2. Der
Querschnitt von 58 cm2 entspricht einem
Durchmesser von 86 mm, so daß 2 Eingüsse von 86 mm Durchmesser anzunehmen sind. Da
wir nun im Gewicht von 1,2 kg/cm2 gießen und 1
Meter 720 gr wiegt, so folgt 1,200 : 0,720 = 1,66 m lineare Metallgeschwindigkeit
im Einguß.
Man muß also an erster Stelle die Gießzeit entsprechend der Art des betreffenden
Stückes bestimmen, nämlich 1, 1 ½, 2, 3 Minuten usw. Sobald dies festliegt, lassen
sich der Querschnitt und Durchmesser der Eingüsse, wie gezeigt, errechnen.
Es entsteht nun die Frage: Soll schnell oder langsam -gegossen werden? Für einzelne
Fälle sehr schnell, nämlich 2–3 m/sec, für andere im Anfang schnell und zum Schlüsse
sehr langsam. Die Gründe werden weiter unten dargelegt. Für Dampfzylinder,
Kondensatoren, Pumpen und Stücke, in denen die Kerne ein großes Volumen einnehmen,
dürfte die lineare Geschwindigkeit höchstens 1,5 m bei einem Gewicht von 50–70
kg/sec für Stücke von 2–6000 kg betragen. Bei solchen Stücken muß vermittels
Gießtümpels für die Druckverminderung gegossen, dabei aber doch ein großes Volumen
Eisen innerhalb einer bestimmten Zeit eingefüllt werden. (La Fonderie Moderne.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Silikasteine. Ein Industriezweig, über den man
verhältnismäßig wenig hört und der aber doch in der Metallurgie eine hervorragende
Stelle einnimmt, ist die Herstellung der feuerfesten Steine, d.h. der Steine, die
zur Ausmauerung hüttenmännischer und stark beheizter Oefen Verwendung finden und so
genannt werden, weil sie hohen Temperaturen im Feuer widerstehen, also feuerfest
sein müssen. Je nach dem Charakter der im Ofeninnern erfolgenden Vorgänge gibt es
eine Reihe von verschiedenen Arbeiten feuerfester Steine, die sich durch ihre
Zusammensetzung, ihre Eigenschaften und ihr Verhalten im Feuer voneinander
unterscheiden. Zu nennen sind kieselsäurehaltige und kieselsäure-tonerdehaltige
Stoffe, tonerdehaltige Stoffe, Magnesit, Dolomit, Graphit, ferner die
Sondererzeugnisse Chromit, geschmolzener Bauxit, Corindon, Carborundum, Zirkonsäure,
Zirkonsilikat und geschmolzener Quarz.
Von diesen Stoffen spielen die kieselsäurehaltigen insofern eine große Rolle, als sie
in gewaltigen Mengen für die Ausmauerung von Koksöfen, Martinöfen, Gaswerköfen,
sowie viele andere Industrieofenanlagen verwendet werden. Diese aus
hochkieselsäurehaltigem Material, den Quarziten, hergestellten Steine führen den
Namen Silikasteine. In dem Rohstoff, den Quarziten, ist der wichtigste Bestandteil
die Kieselsäure, die mit etwa 97–98% vorhanden ist; es folgen die Tonerde mit 1,01
bis 2,36%, Eisenoxyd mit 0,25–0,75%, Calciumoxyd mit 0,06–0,08%, Magnesiumoxyd mit
0,05–0,12% und Kaliumoxyd mit 0,07–0,3%. Lange Zeit hielt man die Analyse und
chemische Zusammensetzung für die geeignetste Beurteilung der Güte und Eigenschaften
der Quarzite und fand daher oft keine Erklärung für das verschiedenartige Verhalten
von Steinen im Feuer, die annähernd dieselbe Zusammensetzung aufwiesen und von denen
die einen Sorten fest und hart blieben, während andere mürbe und locker wurden,
andere wieder sich im Ofen ausdehnten, daß das Mauerwerk gefährdet wurde.
Vollständige Klarheit brachte hier erst die Untersuchung mit dem
Polarisationsmikroskop, mit dessen Hilfe es nun möglich war, das Gefüge der Quarzite
genau zu unterscheiden. Es stellte sich dabei heraus, daß die eine Sorte der
Quarzite aus mehr oder weniger großen Quarzkristallen besteht, die aneinander liegen
oder ineinander greifen. Diese Quarzite werden als Felsquarzite oder wegen ihres
kristallförmigen Charakters als Kristallquarzite bezeichnet. Die anderen Quarzite,
die Findlingsquarzite, zeigen ein ganz anderes Aussehen, hier sind die Quarzteilchen
klein und befinden sich voneinander getrennt in eine amorphe Grundmasse, den
Basaltzement eingebettet. Sie heißen daher auch amorphe Quarzite oder
Zementquarzite.
Die Herstellung der feuerfesten Steine selbst geht folgendermaßen vor sich: Der
Rohstoff, der Quarzit, gelangt aus dem Vorratsbunker oder vom Lager zunächst zur
Hartzerkleinerungsanlage, die die groben Steine vorbricht und das Aufbereitungsgut
in Backenbrechern und Kollergängen weiter zerkleinert und mahlt. Von dort aus führen
Förderbänder das Mahlgut in einen großen Bunker, der in mehrere Abteilungen zwecks
Entnahmemöglichkeit der verschiedenen Quarzitsorten unterteilt ist. Unter diesem
Behälter befinden sich genau einstellbare Vorrichtungen, die den gemahlenen Quarzit
in beabsichtigten Verhältnismengen aus dem Behälter auf Bandförderer gleiten lassen.
Diese Bandförderer bringen das Aufbereitungsgut zu Mischkollergängen, die es nunmehr
mit einer bestimmten Menge Kalkmilch, dem notwendigen Bindemittel, innig vermischen
und zu einer formfähigen Masse verarbeiten. Für diese Arbeitsvorgänge, die alle
selbsttätig und mechanisch vor sich gehen, werden nur wenig Leute benötigt. So
werden in einer unserer größten Fabriken feuerfester Steine, bei der
Silikaindustrie-Gesellschaft, Düsseldorf, täglich rund 150 Tonnen Steinmasse mit
Hilfe der neuzeitlichen Einrichtungen auf diesem Werk lediglich durch 3 Arbeiter
formfähig aufbereitet. Da der Kalkgehalt in dem fertigen Erzeugnis stets die gleiche
zulässige Menge betragen muß, wird die Kalkmilch selbstverständlich auch ständig
untersucht und gemessen. Von den Mischkollergängen aus gelangt die Masse in die
Formerei, in der die Steine entweder durch Maschinen oder von Hand geformt werden.
Für die Herstellung der üblichen Größen, die in großen Mengen gebraucht werden und
immer gleich sind, dienen die Steinformmaschinen, für schwierigere Stücke die
Handarbeit. Wie verschiedenartig die Steine sein können, geht daraus hervor, daß aus
deutschen Normalformaten folgende Normalien aufgestellt sind: 1/1 Normalstein, ¾
Normalstein, ½ Normalstein, 4 Arten Ausgleicher, Blocksteine, 4 Arten Gittersteine,
Keilsteine, davon 8 Sorten Lang-Widerlager, 14 Sorten Kopf-Widerlager, 12 Sorten
Kopfwölber, 6 Sorten Langwölber, ferner verschiedene Größen von Koksofensteinen und
von Steinen für Retortenöfen, dazu kommen noch die englischen Normalformate.
Sind nun die Steine geformt, so bringen Förder-vorrichtungen sie in die Trocknerei
und von da aus in die Brennöfen. Das Brennen der Steine stellt den wichtigsten
Vorgang bei der Herstellung der Silikasteine dar und erfolgt aus folgendem
Grund:
Alle Quarzite haben im Feuer die Neigung, sich auszudehnen oder, wie man sagt, zu
wachsen. Würden also die Oefen mit nur getrockneten Steinen ausgekleidet, so wäre
die Folge ein Wachsen der Steine in der Hitze und mithin eine gegenseitige
Zerstörung der Steine unter sich. Infolgedessen werden die Steine nach dem Trocknen
gebrannt, d.h. auf solche Temperaturen erhitzt, denen sie später ausgesetzt werden.
In diesem Brennprozeß erleiden sie bereits die nicht zu vermeidende Volumenzunahme,
die erhalten bleiben soll und bei der späteren Verwendung in den Schmelz- oder
sonstigen Oefen entweder gar nicht oder nur um ein geringes, aber dann in nicht mehr
schädlichem Maße vergrößert werden darf. Es ist dabei keineswegs gleichgültig,
welche von den beiden oben aufgeführten Quarzitsorten, nämlich dem Felsquarzit und
Findlingsquarzit gebrannt werden. Durch den Wärmevorgang erleidet nämlich der
Quarzit Umwandlungen, da er nur bis 900° beständig ist; oberhalb dieser Temperatur
geht er über in die Formen Kristobalit und Tridymit. Diese Umwandlungen gehen bei
den Findlingsquarziten leichter vor sich als bei den Felsquarziten, bei welchen
letzteren die Umwandlung langsamer und nicht so gleichmäßig erfolgt. Sie sind also
auch nicht so volumenbeständig als die ersteren, da mit der Umwandlung auch die
Volumenzunahme verbunden ist. Gleichzeitig mit der Volumenzunahme ist eine Abnahme
des spezifischen Gewichtes zu verzeichnen, das beim Quarz 2,65, beim Kristobalit
2,33 und beim Tridymit 2,27 beträgt, während die Volumenvermehrung rund 14 bis 15%
ausmacht. Da eine höchstmögliche Volumenbeständigkeit das anzustrebende Ziel bei der
Herstellung feuerfester Steine ist, so trachtet man danach, nach Möglichkeit die
Tridymitform zu erreichen. Infolgedessen verwendet man bei uns fast ausschließlich
Findlingsquarzite, während die Amerikaner nicht über Findlingsquarzite verfügen,
dafür Felsquarzite brennen, die infolgedessen auch länger gebrannt werden müssen. So
dauert z.B. der Brennvorgang auf einem amerikanischen Werk vom Tage des Einsetzens
bis zum Ausnehmen der Steine 28 Tage (Einsetzen 2% Tage, Feuern 12–13 ½ Tage,
Höchsttemperatur 1 Tag, Abkühlen 9 Tage, Ausnehmen 2 ½ Tage). Das Brennen braucht
aber nicht unbedingt solange durchgeführt werden, bis die Tridymitform erreicht ist,
sondern die Brenndauer hängt davon ab, innerhalb welcher schnellsten Zeit die größte
Volumenzunahme erreicht ist. Unsere Zementquarzite besitzen eine große
Wachstumsgeschwindigkeit und erreichen ihre größte Ausdehnung verhältnismäßig
schnell; wenn dann auch die letzte Kristallform, der Tridymit, noch nicht
gleichmäßig vorhanden sein sollte, so ist ein weiteres Brennen doch nicht mehr
erforderlich, da sich die letzte Umwandlungsform im Schmelz- oder sonstigen Ofen von
allein ergibt. Die Ausdehnung der Steine selbst ist dann sehr gering und für die
Sicherheit des Ofenfutters ohne Bedeutung.
Nach dem Brennen werden die Silikasteine noch mehreren Proben unterzogen, so z.B.
Belastungsprobe bei hohen Temperaturen, die ihre Druckfestigkeit feststellen soll,
ferner wird das spezifische Gewicht durch Pyknometer und Volumenometer bestimmt,
daneben selbstverständlich auch die chemische Zusammensetzung. Die Silikasteine der
Silikaindustrie-Gesellschaft, Düsseldorf, besitzen für Martinöfen 95,74 bis 96,18%
Kieselsäure, 0,85–1,29% Tonerde, 0,62–0,81% Eisenoxyd, 1,99–2,10% Calciumoxyd, 0,08%
Magnesiumoxyd, 0,09 bis 0,17% Kaliumoxyd, für Koksöfen 93,95–94,48% Kieselsäure,
1,27–1,80% Tonerde, 1,01–1,18% Eisenoxyd, 2,65–3,65% Calciumoxyd, 0,11–0,24%
Magnesiumoxyd, 0,09–0,31% Kaliumoxyd.
Der Erweichungspunkt dieser Steine bei 2 kg/qcm Belastung liegt für Martinofensteine
bei 1660° bis 1670°. für Koksofensteine bei 1600° bis 1620°. Von Interesse erscheint
es noch zu bemerken, daß die Brennöfen dieser Firma, die in ihren Lagerhallen 15000
Tonnen Steine aufnehmen kann, durch Generatorgas geheizt werden, zu dessen Erzeugung
eine auch mit minderwertigen Brennstoffen und mit Abfallkoks beschickbare
Generatoranlage dient.
Dr.-Ing. Kalpers.
Ueber die Verwendbarkeit von phenolreichen Urteerölen für den
Betrieb von Dieselmotoren. A. Spilker hat sich
der dankenswerten Aufgabe unterzogen, diese viel umstrittene Frage durch eigene
Versuche zu klären. Zunächst weist er darauf hin, daß der Heizwert phenolhaltiger
Teeröle dem der phenolfreien Oele nur wenig nachsteht und daß dieser Unterschied
selbst bei Urteerölen mit 45% sauren Bestandteilen sehr gering ist, weil der hohe
Gehalt dieser Oele an hydrierten Verbindungen die durch die Sauerstoffverbindungen
bedingte Heizwertverminderung wieder ausgleicht. Ebenso ist es erwiesen, daß
reine Phenole die im Motorenbau gebräuchlichen Metalle weder in der Kälte noch in
der Wärme angreifen. Wo Korrosionen und Anfressungen beobachtet werden, so sind sie
auf Schwefelverbindungen zurückzuführen, nicht aber auf die mit Unrecht gefürchteten
sauren Bestandteile der Oele. Da Schwefel bekanntlich auf Kupfer und
Kupferlegierungen, besonders bei Gegenwart von Ammoniak stark korrodierend wirkt,
sollten Kupfer und seine Legierungen bei Apparaten, die mit schwefelhaltigen Oelen
und namentlich mit solchen, die neben Schwefel noch Phenole enthalten, in Berührung
kommen, grundsätzlich ausgeschlossen sein. Ebenso werden zinkhaltige Bronzen stark
angegriffen, wogegen Gußeisen und Schmiedeeisen und ganz besonders die verschiedenen
Sonderstähle, wie V2A- und Nickelstahl, äußerst beständig sind. Praktische Versuche
mit feinen Apparatteilen, wie Düsen, Ventilsitzen u.a., die aus solchem Stahl
hergestellt waren, ergaben keinerlei Anfressungen oder sonstige Schädigungen.
Ebenso unbegründet ist die Befürchtung, daß aus den phenolhaltigen Oelen bei längerer
Lagerung oder bei Einwirkung der Luft Harze entstehen, die die Einspritzdüsen der
Motoren verschmieren und verstopfen. Die etwa entstehenden Harze lösen sich nämlich
in den Oelen auf, und da im Dieselmotor ja keine Vergasung oder Verdampfung des
Treiböles, sondern eine Vernebelung stattfindet, so ist die Ablagerung von Harzen
nicht zu befürchten.
Zur Widerlegung aller dieser Bedenken, die namentlich aus Ingenieurkreisen häufig
gemacht werden, stellte Spilker einen praktischen Versuch mit einem vierzylindrigen
500-PS-Dieselmotor an, der ununterbrochen drei Monate hindurch mit einem
Urteerdestillat betrieben wurde, das 40% Phenole enthielt. Das Oel hatte das spez.
Gewicht 0,995 bei 15°, einen unteren Heizwert von 9100 kcal/kg und eine Viskosität
von 1,88 Englergraden bei 20° C; seine Siedegrenzen lagen zwischen 150 und 300°.
Ebenso wie beim Betrieb mit schwerem Steinkohlenteeröl wurde gewöhnliches Gasöl als
Zündöl benutzt.
Die erzielten Ergebnisse waren überraschend günstig. Der Motor lief ohne jede Störung
mit ausgezeichnetem Wirkungsgrad und war trotz stark wechselnder Belastung sehr gut
regulierbar. Die innere Untersuchung des Motors nach dreimonatigem Betrieb ergab
keinerlei Verschmutzungen der Düsen, Anlaßventile oder der Oelzuleitung, ebenso
wenig konnten bei peinlichster Untersuchung des Motors irgendwelche Korrosionen
festgestellt werden. Während der dreimonatigen Betriebzeit wurden dem Motor 106 t
Urteeröl und 14,24 t Gasöl zugeführt, es wurden damit 353270 kWh erzeugt, und zwar
betrug der Oelverbrauch für die Erzeugung von 1 kWh 301 g Urteeröl und 40,4 g Gasöl.
Aus den zugehörigen Heizwerten von 9100 bzw. 10214 kcal/kg errechnet sich der
Wärmeverbrauch für 1 kWh zu 3153 kcal.
Somit ist auch durch den praktischen Versuch erwiesen, daß Oele mit hohem
Phenolgehalt für den Dieselmotorbetrieb sehr gut verwendbar sind. Ebenso wird auch
das Urteerbenzin für den Betrieb von Explosionsmotoren große Bedeutung erlangen, da
es heute bereits möglich ist, die darin in großer Menge enthaltenen ungesättigten
Verbindungen ohne nennenswerte Verluste und mit erträglichen Kosten in gesättigte
Verbindungen umzuwandeln. Da dieses Produkt im Hinblick auf seine Zusammensetzung
ziemlich in der Mitte zwischen Benzin und Benzol steht, stellt es einen klopffreien
idealen Betriebstoff für Automobilmotoren dar. (Brennstoffchemie 1926, S.
170–173.)
Sander.
Herstellung von reinem Wasserstoff und reinem Kohlenoxyd
aus Wassergas. Zur Zerlegung des Wassergases in seine beiden
Hauptbestandteile Wasserstoff und Kohlenoxyd hat die Chemische Fabrik Dr. Hugo Stoltzenberg in Hamburg das folgende neue Verfahren
(D. R. P. 414911) vorgeschlagen, das angeblich die beiden Gase in so reinem Zustande
zu gewinnen gestattet, daß sie auch für empfindliche Synthesen verwendbar sind. Das
Wassergas wird dabei zunächst mit Gasreinigungsmasse von Schwefelverbindungen
befreit, worauf das Kohlenoxyd in einer neutralen, Chlorammonium enthaltenden
Kupferchlorürlösung absorbiert wird. Aus dieser Lösung wird das Kohlenoxyd danach
durch Evakuieren wieder in Freiheit gesetzt; infolge seiner Reinheit soll es für
organische Synthesen sehr gut geeignet sein.
Der von Kohlenoxyd nahezu befreite Wasserstoff soll sodann über erhitztes Eisenoxyd
geleitet werden, das hierbei zu metallischem Eisen reduziert wird. Ueber dieses wird
schließlich Wasserdampf geleitet, wobei in bekannter Weise reiner Wasserstoff
gebildet wird. Das entstandene Eisenoxyd wird wieder in das Verfahren zurückgeführt
und von neuem durch unreinen Wasserstoff reduziert. Diese Arbeitsweise soll einen
besonders reinen Wasserstoff liefern, wie er für Hydrierungen und Synthesen
bisweilen erforderlich ist.
Sander.
Verringerung und Verhalten des im Generatorgas enthaltenen
Schwefels im Siemens-Martin-Ofen. J. Bronn hat
beachtenswerte Versuche über die Entschweflung von Generatorgas angestellt, indem er
der zu vergasenden Steinkohle geringe Mengen gebrannten und frisch gelöschten Kalks
beimengte. Die im Generator verarbeitete Kohle war eine Saarkohle, die im Mittel
12,7% Asche und 1,43% Gesamtschwefel enthielt. Der benutzte Generator war ein
Morgan-Gaserzeuger mit stehendem, treppenförmigem Rost und dicht schließender Haube.
Der Kohle wurde vor der Aufgabe frisch gelöschter Kalk in einer Menge von 2–3 vH
zugesetzt. Dies hatte zur Folge, daß die Schlacke, die vorher geschmolzene Klumpen
gebildet hatte, nunmehr 2–4% metallisches Eisen enthielt, das in Form von Kügelchen
die Schlacke adernartig durchzog und das bis zu 15% Schwefel enthielt. Die
Verteilung des Schwefels in der Gaserzeugerschlacke wurde eingehend untersucht,
wobei sich ergab, daß durch den Kalkzusatz im Durchschnitt eine Zunahme des
Schwefels von 1,54 auf 2,79% eingetreten war. Berücksichtigt man aber noch, daß
zugleich der Aschegehalt der Kohle um die Menge des zugesetzten Kalks sich erhöht
hat, so zeigt sich, daß die Schlacke mehr als das Doppelte ihres vorherigen
Schwefelgehaltes aufgenommen hat. Anderseits erfuhr der Schwefelgehalt der
Siemens-Martinschlacke eine Abnahme von 0,27 auf 0,19%.
Die günstige Wirkung, die der Kalkzusatz zur Kohle zeigt, wurde auch von anderer
Seite bestätigt. Auch der Vergasungsvorgang selbst wird durch den Kalkzusatz günstig
beeinflußt, denn das Zusammenbacken der Kohle wird hierdurch verringert und die
Schlacke wird mürber. Eine Abkühlung der Gase durch den Kalkzusatz tritt nicht ein,
da bei der Aufnahme des Schwefels durch den Kalk Wärme frei wird. Auch bei der
Vergasung von schwefelreicher Braunkohle kann ein geringer Zusatz von gebranntem
Kalk von Vorteil sein, obwohl Braunkohle mitunter schon von Hause aus ziemlich viel
Kalk enthält. Dieser gebundene Kalk kann jedoch nur in den tieferen Schichten des
Gaserzeugers Schwefel aufnehmen, während er auf die im oberen Teile des Generators
entstehenden Gase ohne Einfluß ist. (Stahl u. Eisen 1926, S. 78–80.)
Sander.
Verwendung von Preßluft bei Rohrlegungen. Ueber die
Verlegung einer Hochdruck-Gasleitung von 24 Zoll Durchmesser in Washington macht E.
H. Paull interessante Mitteilungen. Die Verlegung einer
Leitung von derartigem Querschnitt und von 5 Meilen Länge durch die belebten Straßen
einer Großstadt bereitet mancherlei Schwierigkeiten, zumal der Gasgesellschaft
auferlegt war, daß der Straßenverkehr durch die Rohrverlegung auf keinen Fall
unterbunden werden durfte. Ferner durfte das Netz der Wasserleitungen und
Kanalisationsrohre nicht gestört werden, aber gerade die zahlreichen senkrecht zur
Richtung des Rohrgrabens verlaufenden Hausanschlüsse erschwerten die Arbeit und
namentlich das Herablassen der Rohre ganz erheblich, ebenso mußte man beim Ausheben
des Grabens sehr vorsichtig sein, weil die Hausanschlüsse sich in verschiedener
Tiefe befanden.
Bei den Arbeiten wurde in weitestem Umfang von Preßluftwerkzeugen Gebrauch gemacht.
Zur Erzeugung der Preßluft dienten vier fahrbare Kompressoren, die von Benzinmotoren
angetrieben wurden. Abnehmbare, auf dem Dach der Kompressoren angebrachte
Schlauchtrommeln ermöglichten es, daß nicht der ganze Schlauch abgewickelt zu werden
brauchte, sondern nur so viel, wie jeweils nötig war. Diese Einrichtung erwies sich
bei dem häufig notwendigen Standortwechsel der Kompressoren als sehr zweckmäßig. Das
Asphaltpflaster wurde mit Betonbrechern, die mit meißelartigen Schneiden versehen
waren, in Blöcke geschnitten, die dann herausgehoben wurden. Auch das Ausheben des
Grabens erfolgte mit besonderen Preßluftwerkzeugen (clay diggers) von hoher
Leistung. Der Graben war 8 bis 12 Fuß tief bei einer Breite von 34 Zoll. Das
Hinablassen der Rohrstücke war aus den oben angeführten Gründen recht schwierig. Zum
Dichten der Muffen wurden Hanfstricke und Zement benutzt; dieses Verfahren verdient
vor der Bleidichtung den Vorzug. Um die Muffenränder vor der Verbindung blank zu
machen, wurden etwaige Ansätze von Rost und Hammerschlag wiederum mittels
Preßluftwerkzeugen vor dem Dichten entfernt. Um das Einsinken des Pflasters über dem
Rohrgraben zu verhüten, wurde das Erdreich vor dem Zuschütten des Grabens durchnäßt
und hierauf um das Rohr herum festgestampft. (Ztschr. österr. V. Gas- u.
Wasserfachm., Bd. 65, S. 22–23.)
Sander.
Die Kohlenförderung Rumäniens zeigt seit Beendigung des
Weltkrieges, der dem Lande einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs an Kohlenfeldern
gebracht hat, folgende Entwicklung:
Jahr
Steinkohle u. Anthrazitt
Braunkohlet
Zusamment
1919
205700
1353630
1559330
1920
187526
1400049
1587575
1921
210968
1594719
1805687
1922
254642
1861579
2116221
1923
291983
2229410
2521393
1924
294255
2479083
2773338
(Stahl u. Eisen 1926, S. 906.)
S.
Die Kohlenförderung Italiens hat im Jahre 1925 eine
Zunahme von mehr als 11% erfahren, sie stieg von 1044476 t auf 1163150 t. Wie sich
die Gewinnung in den letzten drei Jahren auf die einzelnen Kohlenarten verteilte,
zeigen folgende amtliche Förderziffern:
1923t
1924t
1925t
Steinkohlen
164060
115160
176000
Anthrazit
9640
11825
15450
Braunkohlen
953460
917491
971700
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
1127160
1044476
1163150
Die Erzeugung von Hüttenkoks stieg von 275235 t im Jahre 1923 auf 309971 t im
Jahre 1924; die Zahlen für das letzte Jahr liegen noch nicht endgültig vor.
Bemerkenswert ist, daß im Zusammenhang mit der Steigerung der einheimischen
Kohlenförderung die Einfuhr von Stein- und Braunkohlen sowie von Koks von 11,22
Mill. Tonnen im Jahre 1924 auf 10,52 Mill. Tonnen im Jahre 1925 zurückgegangen
ist.
S.
Abänderung der Bestimmungen über Anmeldung von
Gebrauchsmustern. (Nachrichtenstelle des Reichspatentamtes.) Als
Abbildungen können jetzt wieder Lichtbilder dienen. Sie müssen scharfe dunkle Linien
auf weißem Grunde zeigen und im übrigen den für die Zeichnungen auf Papier oder
Leinen bestehenden Bestimmungen entsprechen, insbesondere die für Zeichenpapier
vorgeschriebene Größe (297/210 mm) besitzen.