Titel: Mangan, sein Vorkommen und seine Bedeutung.
Autor: Landgraeber
Fundstelle: Band 342, Jahrgang 1927, S. 210
Download: XML
Mangan, sein Vorkommen und seine Bedeutung. Mangan, sein Vorkommen und seine Bedeutung. Mangan ist ein dem Eisen nah verwandtes Metall und hat viel Aehnlichkeiten mit diesem. Das in der Natur am häufigsten auftretende Manganerz ist der Braunstein. Unseren Altvorderen war es als Entfärbungsmittel in der Glasfabrikation, sowie als schwarze und braune Schmelzfarbe auf Glas und Porzellan bekannt. Allgemein wurde es als Glasmacherseife bezeichnet. Eine gewisse Menge wurde zur Herstellung von Sauerstoff und Chlor verwandt. Durch die Steigerung der Stahlproduktion seit Einführung des Bessemer-, Siemens- und Thomasverfahren in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wuchs der Bedarf an Manganerzen, d.h. Erzen mit über 30 % Mangangehalt, ganz gewaltig, zur Herstellung von Eisen-Mangan-Legierungen wie Ferro-Mangan und Silicospiegel. Für gewisse hochwertige Flußeisensorten ist Mangan unentbehrlich. Auf die Bedeutung des Manganstahles als Edelstahl braucht hier wohl nicht näher eingegangen zu werden. Die Güte der sog. Manganbronze wird durch Zusatz von 5–10% Mn an Stelle von Zinn erheblich gesteigert bezüglich Zähigkeit, Härte und Elastizität. Des weiteren dient sog. Manganbraun in der Tuchfärberei zur Erzielung licht- und luftfester Farben. Allgemein bekannt ist übermangansaures Kali und seine antiseptische Wirkung zur Fäulnisbekämpfung als Desinfektionsmittel, Mundwasser u.a.m. Mangan ist bei einer Eigenschwere von rund 8 ein weißrötlich glänzendes, sprödes, schwachmagnetisches Metall. Seine Härte ist derart, daß es Glas und sogar Stahl zu ritzen vermag. Gegen Säure, Wasser und Luft ist es noch weniger widerstandsfähig als Eisen. Die Gewinnung des reinen Metalls geschieht mit Hilfe von Aluminium nach dem Goldschmidtschen Verfahren aus seinen oxydischen Erzen. Die bekanntesten Erze sind Braunit, Pyrolusit, Polianit, Hausmannit und der wasserhaltige Manganit. Der dunkel bis himbeerrote Manganspat ist ein an Kohlensäure gebundenes Mangan und tritt meist mit Spateisenstein allerdings ziemlich selten auf. In der Natur kommt Mangan gediegen nicht vor. Am häufigsten ist es mit Sauerstoff, seltener mit Schwefel verbunden. Außer den genannten Erzen kennen wir noch Manganschaum, Hartmanganerz (Psilomelan oder schwarzer Glaskopf genant), Mangablende oder Hauerit (MnS2), Kieselmangan (MnSiO3), Mangankupfererz (Crednerit), Manganbrucit, Mangan-Epidot (Piemontit), Mangan-Idokras, Manganocalcit, Manganophyll (manganreicher Biotit), Manganosit, Manganostibrit, Manganotantalit, Manganthongranat u.a.m. Manche von ihnen haben nur mineralogisches Interesse. Die meisten besitzen Metallglanz. In Deutschland finden sich bauwürdige Manganerze auf Gängen und Lagern im Hundsrück bei Bingen im Nassauischen, bei Gießen und Oberroßbach, Neukirchen im Elsaß, Villingen im Schwarzwald, im Spessart, in Thüringen bei Ilmenau, Elgersburg, Ohrenstock. Friedrichsroda, Breitenbrunn, im Harz bei Ilfeld und Elbigerode, bei Peine, bei Johann-Georgenstadt, Schneeberg, bei Wunsiedel, Hollfeld, Sulzbach u.a. O. in Bayern. Die deutsche Industrie hatte bis zu Anfang der achtziger Jahre nur einen verhältnismäßig geringen Bedarf an Mangan zur Herstellung von Spiegeleisen. Er bemaß sich auf höchstens 15000 t im Jahre. Durch Einfuhr wurde etwa ein Fünftel vorbenannter Menge gedeckt. Der deutsche Verbrauch stieg bis zum Jahre 1895 langsam bis auf rund 60000 t. Infolge des starken Aufschwungs der deutschen Eisenindustrie seit jenem Jahre trat eine gewaltige Erhöhung des Manganerzbedarfes ein. Dieser betrug im Jahre 1913 etwa das zehnfache des Jahres 1895. Da der deutsche Manganerzbergbau infolge Fehlens größerer und höffiger Lagerstätten im heimischen Boden dieser riesigen Bedarfsentwicklung nicht zu folgen vermochte, mußte die Einfuhr stark gesteigert werden. Die Eigenerzeugung konnte zwar von 1880 bis vor dem Kriege auf etwa das Neunfache erhöht werden. Diese Menge war jedoch gegenüber unserem Bedarf sehr gering. Wir waren darauf angewiesen, den allergrößten Teil aus dem Ausland zu decken. Von dem vor dem Kriege bezogenen rund 550000 t Manganerzen stammten rund 340000 t aus Rußland, rund 130000 t aus Britisch-Indien, 32000 t aus Spanien, 22000 t aus Brasilien, 5000 t aus Schweden und 1000 t aus Griechenland. Die Manganerzproduktion der Welt betrug im Jahre 1896 rund 500000 t, 1906 1240000 t und im Jahre 1926 dürfte sie auf etwa 2500000 t veranschlagt werden. Der Weltverbrauch beziffert sich auf durchschnittlich rund 1800000 t jährlich. Demnach übertrifft in der Gegenwart die Erzeugung den Verbrauch um etwa 700000 t. An der Welterzeugung für 1926 ist Rußland mit 1200000 t beteiligt, Indien mit 600000 t, die Goldküste mit 450000 t und Brasilien mit 250000 t. Vor dem Kriege wurde der Weltbedarf aus den drei großen Lagerstätten in Georgien, Indien und Brasilien gedeckt. Hiervon entfielen auf Georgien 700000 t, auf Indien etwa 600000 t und auf Brasilien etwa 250000 t. Die brasilianische Produktion ist in den letzten zwei Jahrzehnten ziemlich gleich geblieben. Sie stieg von 65000 t im Jahre 1899 auf 121000 t im Jahre 1906 und auf 250000 t im Jahre 1908. Chiles Gesamtausbeute fiel dagegen von 40000 t im Jahre 1899 auf 22 t im Jahre 1905. Die russiche Produktion, die bis zum Jahre 1906 den Manganerzbedarf der Stahlländer fast ausschließlich deckte und fast 60% der Gesamtmanganerzgewinnung der Welt lieferte, konnte im Jahre 1924 nur 320000 t aufbringen. Dadurch vermehrte Indien, das erst 1893 auf dem Weltmarkt erschien, seine Förderung um 780000 t und Brasilien um 15000 t. Hinzu kommt noch die Produktion der Goldküste in Westafrika mit 250000 t. Rußland fördert an drei Stellen Manganerze und zwar im Ural in den Gouvernements Perm und Ohrenburg, ferner im Gouvernement Jekaterinoslaw östlich wie westlich von Nikopol am Dnjepr sowie im Kaukasus im Gouvernement Kutais bei Tschiaturi am Kwirilabach. Neuerdings ist der Harriman-Konzern namhaft an der Ausbeutung dieser sog. Potivorkommen beteiligt. Infolge niedriger Produktionskosten können jene Lagerstätten vorteilhafter als alle anderen ausgebeutet werden. Ein ernsthafter Konkurrent Rußlands ist in neuerer Zeit der Manganbergbau an der Goldküste geworden, der hinsichtlich der Qualität und der Gewinnungskosten als gleichwertig gegenüber den natürlichen Grundlagen russischer Lagerstätfen zu betrachten ist. Dagegen ist die frachtliche Lage günstiger als in Rußland. Die Entfernung zum Hafen von der Goldküste beträgt nur 50 km, während die russischen Erze bis zum Hafen Poti 160 km transportiert werden müssen. Die bedeutendsten Vorkommen in Brasilien gehören der U. S. Steel Co. 70% der brasilianischen Förderung werden in Nordamerika verbraucht. Die Manganerze Westafrikas sowie Indiens unterstehen der Kontrolle der Engländer. In Britisch-Indien kommt Manganerz außer in verschiedenen kleinen Lagern vorwiegend in den Zentralprovinzen Balaghat, Bhandara, Chhindwara und Nagpur vor. In weitem Abstand folgt hinsichtlich der Förderung der Bergbau in Madras und Bombay. Vor dem Kriege war die Entwicklung der Förderung zusammen auf etwa 640000 t gestiegen. Deutschland erhielt hiervon etwa 130000 t, während der übrige Teil vorwiegend nach England und Amerika ging. Die Grubenfelder im Kaukasus sind noch bedeutend entwicklungsfähig. Vor dem Kriege waren etwa 25% der Felder in deutschem, 5% in ausländischem und 70% in russischem Besitz. Hinsichtlich der Höffigkeit dürfte Georgien über die reichsten Manganerzlager der Welt verfügen. Sie übertrifft bei weitem die Erzlager in Indien und Brasilien. Georgien ist der wichtigste Manganlieferant Deutschlands. Spanien als ehemaliger deutscher Lieferant ist aus der Reihe der bedeutenden manganerzliefernden Länder ausgeschieden. Landgraeber.