Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 74 |
Download: | XML |
Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Städteheizung in Utrecht (Holland). Die Stadt Utrecht
hat ihre alte Kraftzentrale umgebaut und an deren Stelle eine neuzeitliche
Heizungsanlage für die Beheizung der Universitätsgebäude, der Krankenhäuser, des
Hauptbahnhofs, von Eisenbahnverwaltungsgebäuden u.a.m. errichtet. Die Wärme wird in
Gestalt von übersättigtem Dampf von 10 atm durch drei Kessel von je 180 m2 Heizfläche geliefert. Die früheren Ueberhitzer
sind abgeschafft und durch einen Dampfkühler, Bauart Urbscheidt, ersetzt worden.
Dieser Dampfkühler erhält den überhitzten Dampf von 15 atm bei 350° durch einen
Wasserröhrenkessel. Er umfaßt sechs Hauptzerstäuber, die kaltes Wasser in den Dampf
einspritzen, und drei Zerstäuber mit selbsttätiger Einstellung. Der Dampf, dessen
Druck und Temperatur so erniedrigt werden, wird in einen Behälter geführt, von dem
aus Leitungen zur Versorgung der zu erwärmenden Gebäude abzweigen. Die Leitungen
selbst durchziehen die Straßen in Betonkanälen. Das Hauptkrankenhaus, das durch
Warmwasser geheizt wird, besitzt im Keller drei Gegenstrom-Vorrichtungen, in denen
das Wasser durch eine Reihe von Kupferröhren von geringem Durchmesser fließt. Zwei
Elektropumpen sichern den Umlauf des Warmwassers. Das Kondensationswasser wird
selbsttätig entführt. Die Räume der Eisenbahnverwaltungsgebäude werden auf ähnliche
Weise geheizt. Vor dem Hauptbahnhof wurde ein Kellerraum errichtet, in dessen einer
Hälfte die Anlagen für die Versorgung des Bahnhofs, in dessen anderen die Anlagen
für die Versorgung der Nachbargebäude Aufstellung finden werden. Die
Heizungszentrale wird noch eine Turbine erhalten, die den Druck- und
Temperaturunterschied von dem hohen Druck an bis zu dem in der Heizung angewendeten
in Elektrizität umformen wird. Diese Turbine, die mit 375° arbeiten soll, wird
den Dampf von einem bestehenden Babcock-Wilcox-Kessel erhalten. Die Turbine wird
voraussichtlich 2,25 Millionen Kw/h jährlich leisten. Man hat sich bereits mit dem
Gedanken der Heizung der ganzen Stadt umgetragen. In diesem Falle müßte ein Kessel
Aufstellung finden, der Dampf von 60 atm bei 400° liefert. (Le Genie Civil 1928, S.
18.)
K.
Vorbereiten von Metallstücken vor dem Verchromen. Das
Verchromen, das sich mehr und mehr einzuführen im Begriffe ist, erfordert einige
Aufmerksamkeit in bezug auf die Vorbereitung der zu überziehenden Metallstücke;
infolge der besonderen Eigenschaften des Chromniederschlages hat die Kunst des
Polierens die Entwicklung einer Sondertechnik hervorgerufen. Der wesentlichste
Umstand, der das Verchromen teurer gestaltet als das Vernickeln, ist darin zu
erblicken, daß die Oberfläche des zu überziehenden Stückes vor dem Verchromen ein
vollendetes Aeußere aufzuweisen hat. Eine derartige Vorbereitung, deren Ergebnis oft
mit der Lupe geprüft wird, ist teuer. Der Chromniederschlag verfließt nicht wie der
von weicheren Metallen; die Polierstreifen werden nicht allein auf dem Chromüberzug
wiederkehren, sondern sie scheinen sogar vergrößert. Eine fehlerfrei erscheinende
Oberfläche von Nickel oder Kupfer zeigt nach dem Verchromen zahlreiche
Politurstreifen. Als Geschwindigkeit der Drehbänke für die Zubereitung der Stücke
wird die Reihenfolge empfohlen: zum Schleifen 1200 bis 1800 Umdrehungen/min, zum
Polieren 1800 bis 2200, dann 2200 bis 2700 Umdrehungen/min, zum Polieren des Chroms
2700 bis 3000 Umdrehungen/min. Die Einhaltung dieser Zahlen ist wichtig. Eine große Geschwindigkeit
verbunden mit einem leichten Druck ergibt das beste Aussehen. Bei dem letzten
Polieren des Chroms ist es unmöglich, eine ebene Fläche bei geringer Geschwindigkeit
zu polieren, da sonst die Überfläche feine Strahlen von Politurstreifen aufweisen
wird. Die größte Anwendung findet das Verchromen für Kraftwageneisen- und stahlwaren
und für Messingarmaturen. Stahl wird selten direkt verchromt; wenn man ein schönes
Aussehen erhalten will, wird er erst vernickelt oder verkupfert. Für kleine Stücke
aus Stahl wird folgende Zubereitung empfohlen: schrubben auf einer Scheibe mit
Schmirgel Nr. 120, Uebergang zu Schmirgel Nr. 140, 160 und 180, schließlich
Behandlung mit der Bürste. Bei geschmiedetem Stahl und bei Stahlguß wird nach dem
Schrubben Schmirgel Nr. 36, 60, 80 und 100 verwendet. Gußeisen wird ebenso
zubereitet wie Stahl.
Die Zubereitung von Messingguß für das Verchromen ist ähnlich derjenigen, die man für
das Vernickeln anwendet. Dabei muß man danach streben, ein schönes Aussehen der
Oberfläche mehr durch Schleifen zu erzielen als durch Polieren. Risse, Sandlöcher
und Narben auf der Gußoberfläche kommen auf der Chromschicht wieder zum Vorschein,
wenn das Polieren übertrieben wurde. Entgegen der allgemeinen Auffassung überdeckt
die Verchromung nicht in genügendem Maße alle diese Unvollkommenheiten. Die
Behandlung von Messing besteht in einem Schrubben mit Schmirgel Nr. 80 und in einem
Uebergang auf Schmirgel Nr. 120, 150 und 180 mit folgendem Polieren. Das Polieren
nach dem Vernickeln und vor dem Verchromen muß gut ausgeführt sein, zu welchem Zweck
man sich weichen Leders bedient. Die Nickelschicht muß stark glänzend sein, ferner
soll die Fläche vor dem Verchromen frei von Unvollkommenheiten sein. Zu empfehlen
ist auch ein Nachpolieren mit Flanell und mit Wiener Kalk.
Bei Metallstücken, wie bei Spritzguß und Neusilber wird folgendermaßen verfahren: die
Rohgußstücke werden mit den Schmirgeln Nr, 140, 160, 180 und 200 behandelt,
schließlich mit Flanell und Wiener Kalk poliert. Auch hier muß die Geschwindigkeit
der Polierscheibe 2700 bis 3000 Umdrehungen/min betragen. (The Iron Age 1928, Bd.
121. S. 1680–1682.)
K.
Einfluß von Arsen auf Messing. Da das Elektrolytkupfer
sehr teuer ist, erscheint es angebracht, vorn kaufmännischen Standpunkt aus zu
betrachten, ob die Verwendung von Kupfer mit geringen Anteilen von Verunreinigungen
für die Herstellung der verschiedenen Legierungen möglich ist.
Wenn es sich um Kupfer allein handelt, so fügt man oft bis zu 0,50 % Arsen zwecks
Verbesserung der Zähigkeit und Härte hinzu, ohne daß die Dehnung dabei vermindert
wird; derartige Gußstücke aus Kupfer sind auch gesund und widerstehen dem Einfluß
reduzierender Gase. Der Einfluß des Arsens auf die gewöhnliche Bronze ist gering; er
erhöht etwas das Verhältnis der Elastizitätsgrenze zur Bruchgrenze. Von größerem
Interesse ist das Verhalten des Arsens in den verschiedenen Messingsorten.
Bekanntlich wird das Messing 70 % Kupfer-30 % Zink durch einen einzigen
Bestandteil Alpha gebildet, während die Legierung 60 % Cu-40 % Zn die
Bestandteile Alpha und Beta enthält. Der Bestandteil Beta ist viel härter als der
Bestandteil Alpha, so daß die beiden Messingsorten auch nicht die gleichen
Eigenschaften aufweisen. Das Messing 70-30 läßt sich warm und kalt bearbeiten und
wird praktisch kalt verwendet, während die Legierung 60-40 sich kalt nur schwer
bearbeiten läßt. Prüft man Probestäbe von gegossenem 70-30 %-Messing mit 0,50 % oder
mehr Arsen, so nimmt man eine größere Sprödigkeit des Metalles beim Zerreißversuch
wahr. An sich ist diese Erscheinung nicht schwerwiegend, da für Gußzwecke diese
Legierung nur wenig gewählt wird. Was die Kaltbearbeitung anbetrifft, so ist die
Gegenwart von Arsen bis zu 0,50 % unbedeutend.
Der Unterschied in der Wirkung des Arsens ist dadurch zu erklären, daß das Arsen im
Gußstück in Form von freiem Arsenid vorhanden ist, daß das Arsenid dagegen nach dem
Walzvorgang und nach Glühen in feste Lösung übergeht. Im freien Zustand neigt das
Arsenid dazu, jedes einzelne Kristall zu umschließen; da es aber einen spröden
Bestandteil darstellt, bricht das geprüfte Metall in den harten Zonen der
umschlossenen Kristalle. Da nach Warmbearbeitung und -behandlung die spröden
Arsenidnetze in die Lösung übergehen, werden sie wirkungslos. Man kann daher ohne
Nachteil arsenhaltiges Kupfer für die Herstellung von 70-30 %-Messing verwenden; es
ist nur zu beachten, daß bei Gegenwart von Arsen die Glühtemperatur etwas zu erhöhen
ist, nämlich von 650° auf 680–690°. Bei einem Vergleich mit der Legierung 60-40
ergibt sich, daß der Einfluß des Arsens verschiedenartig ist. In diesem Messing
vermindert das Arsen die Zähigkeit und die Schlagfestigkeit beträchtlich. Eine
eigentümliche Erscheinung ist die, daß hier das Arsen bei der Warmbearbeitung der
Legierung wirkungslos bleibt. Ein Gehalt von nur 0,12 % Arsen genügt, um die Dehnung
und die Einschnürung dieser Legierung um 25–30 % im gegossenen Zustand und um über
50% im gewalzten Zustand zu vermindern. Ein höherer. Arsen-Anteil ist
selbstverständlich noch schädlicher. In der Legierung 60 % Kupfer-40 % Zink muß
daher das Arsen vermieden werden. (Technique Moderne.)
K.
Ueber den Stahlformguß. Den Stahl für Formgußstücke kann
man folgendermaßen einteilen: Klasse A: Stahl für Stücke, bei denen besondere
physikalische Eigenschaften nicht verlangt werden; Klasse B: weicher Stahl mit 42
kg/mm2 Zerreißfestigkeit (Kz), 22 % Dehnung
(D), 30 % Einschnürung (E), halbweicher Stahl mit 49 kg/mm2 Kz, 18 % D, 25 % E, harter Stahl mit 56 kg/mm2 Kz, 15 % d, 20 % E. Das Glühen der
Stahlformgußstücke bezweckt eine Verbesserung des Gefüges, eine Steigerung der
Widerstandsfähigkeit und eine Beseitigung der inneren Spannungen. Die
Erwärmungstemperatur richtet sich nach dem Kohlenstoffgehalt und beträgt bei bis zu
0,16 % C 925°, bei 0,16–0,34 % 875°, bei 0,35–0,54 % 850°, bei 0,55 bis 0,79 % 830°.
Die Höchsttemperatur ist ziemlich lange aufrechtzuerhalten für die Sicherung der
Kornumwandlung und die Erwärmungsdauer ist um so länger, je größer die Querschnitte
der Stücke sind. Für
Automobilteile wird die Zusammensetzung empfohlen: 0,70% C, 0,10–0,30% Si, 0,35% Mn,
unter 0,05 % p, unter 0,05 % S; für Stücke mit kleinen Abmessungen 0,50 % C, 0,25 %
Si, 0,50 % Mn; für große Stücke 0,10–0,40 % C, 0,20–0,40 % Si, 0,50–0,80 % Mn, für
Schiffsteile 0,20–0,40 % C, 0,30 % Si, 0,50 % Mn, für Mahl- und Zerkleinerungskörper
0,80–1 % C, 0,20–0,40 % Si und 0,50–1 % Mn. Ein Anteil von 0,2 % Vanadin genügt, um
die Festigkeit des Stahlstückes merklich zu steigern. Manganstahl mit 12,5 % Mangan
wird durch Einführung von 80%igem Ferro-Mangan in der Gießpfanne erhalten; seine
Schwindung ist ziemlich gering. Derartige Formgußstücke sind langsam abzukühlen und
bei 400° 3–6 Stunden lang je nach ihren Abmessungen zu glühen; beim Herausnehmen aus
dem Glühofen werden sie in kaltem Wasser gehärtet. Das so erhaltene Metall weist
einen hohen Härtegrad, eine Zerreißfestigkeit von 60 kg/mm2 und eine Elastizitätsgrenze von 42 kg auf.
(Fond. Moderne.)
K.
Beitrag zum Studium der elastischen Eigenschaften und der
Viskosität der Metalle und Legierungen. Die mechanischen Eigenschaften, die
mit Genauigkeit zu kennen wichtig sind, sind für die Kaltbearbeitung der
betreffenden Metalle die Elastizitätsgrenze und der Elastizitätsmodul, sowie die
innere Reibung, für die Warmbearbeitung die Viskosität, sei es, daß das Metall
Beanspruc(ungen bei hohen Temperaturen ausgesetzt ist, sei es, daß die Gestaltung
durch Umformung in der Wärme vorzunehmen ist, sei es, daß das Verschwinden innerer
Spannungen im Metallstück ins Auge gefaßt wird. Alle diese Eigenschaften werden aber
durch die üblichen Verfahren zur Untersuchung der Zerreißfestigkeit, Härte und
Schlagfestigkeit nicht bestimmt oder nicht genügend erkannt. Mit verhältnismäßig
groben Meßapparaten lassen sich bei Bestimmung der Durchbiegung und Drehung Werte
für den Elastizitätsmodul erhalten, die durchaus vergleichbar sind mit den durch
komplizierte, die Verformung durch Zug berücksichtigende Feinmeßapparate erhaltenen
Werten. Bei der Bestimmung der viskosen Eigenschaften handelt es sich nicht darum,
die Verformung als Funktion der Beanspruchung und der Temperatur, sondern die
Verformungsgeschwindigkeit zu messen, die allerdings durch die Temperatur beeinflußt
wird. Auf Grund der bisherigen Forschungsarbeiten kommen Chevenard und Portevin zu
dem Ergebnis, daß der Modul für die Ferro-Nickel- und die Kupfer-Legierungen, sowie
für Aluminiumbronze sich fast linear als Funktion der chemischen Zusammensetzung
ändert und daß hierbei das Gefüge nur eine sekundäre Rolle spielt. Der Modul eines
Metalles läßt sich durch eine Behandlung in dem Sinne, wie die Elastizitätsgrenze,
Zerreißfestigkeit und Härte erhöht werden können, nicht steigern. Zur Prüfung der
Viskosität leistet das Viskosimeter nach Chevenard gute Diesten. (Chimie et
Industrie.)
K.
Das Verhalten von Grauguß bei wiederholten Erwärmungen.
Auf dem internationalen Gießereikongreß zu Detroit berichtete Kennedy über seine
Arbeiten, deren Zweck darin lag, ein Eisen ausfindig zu machen, das unter dem
Einfluß der wiederholten Erwärmungen nicht blähte; durch gewisse Zusätze in der
Pfanne gelang es auch, ein derartiges Eisen zu erhalten.
Es ist schon früher von verschiedenen Forschern darauf hingewiesen worden, daß das
Blähen auf eine Oxydation des Graphits durch die Luft zurückzuführen ist, daß jedes
Graphit enthaltende Gußeisen bei Erwärmung oberhalb des kritischen Punktes bläht und
daß das Blähen durch das Silizium beschleunigt, durch den Schwefel, Phosphor und das
Mangan verzögert wird. Ein Eisen mit 0,4 % Silizium, 2,7 % Kohlenstoff, 1,6 % Mangan
zeigt keine Spuren von Blähungen nach mehreren Erwärmungen; wegen seines geringen
Siliziumgehaltes kann man es aber nicht als graues Eisen erhalten. Bei der Vornahme
von neuen Versuchen wurde nun ein Eisen im Kupolofen niedergeschmolzen, verschiedene
Zusätze in der Pfanne eingeführt und das Eisen zu Stäben von 350 mm Länge und 30 mm
Durchmesser gegossen; diese Stäbe wurden dann geteilt und auf 25 mm Durchmesser und
125 mm Länge bearbeitet. Man erhielt folgende Analysen:
Nr.
C
Si
Mn
P
S
Ni
Cr
1
3,12
2,90
0,58
0,60
0,070
–
–
2
3,54
2,19
0,51
0,52
0,080
–
–
3
3,41
2,39
1,51
0,61
0,068
–
–
4
2,96
2,88
0,10
1,56
0,076
–
–
5
3,23
1,84
0,45
0,49
0,083
1,12
0,17
Die Erwärmung dieser Stäbe erfolgte in einem Stahlkessel, der
mit Gußeisenspänen angefüllt und zugedeckt war, auf 858° und dauerte 3 Stunden; es
wurden 50 Erwärmungen nacheinander vorgenommen. Die stärkste Blähung zeigte der Stab
Nr. 1 mit sehr hohem Silizium-Gehalt, der auf der Oberfläche Risse aufwies. Die
Stäbe Nr. 2 mit geringerem Si-Gehalt blähen auch stark, aber ohne Risse. Auch bei
den manganreichen Stäben Nr. 3 war eine hohe Blähung festzustellen, welche Tatsache
beweist, daß das Mangan in dieser Hinsicht keinen mildernden Einfluß ausübt. Die
Stäbe Nr. 4 besaßen die geringsten Blähungen. Der Zusatz von Nickel und Chrom zum
Eisen mit niedrigem Si-Gehalt übt einen nur geringen Einfluß aus. Zusammenfassend
wurde die Feststellung gemacht, daß ein Eisen mit hohem Phosphoranteil am wenigsten
bläht und weiter, daß ein mit Titan desoxydiertes Eisen langsamer bläht als ohne
Titan. (La Technique Moderne.)
K.
Ueber die Schmelzung von Stahlspänen im Kupolofen. Beim
Schmelzen von Stahlspänen in Gegenwart von Koks, Anthrazit oder Holzkohle im
elektrischen Ofen ist es bekanntlich möglich, alle Arten von Gußeisen zu
erschmelzen. Die sich dabei abspielenden chemischen Vorgänge sind nicht die gleichen
wie im Kupolofen, da im elektrischen Ofen das Kohlenoxyd eine zu flüchtige Berührung
mit dem Stahl eingeht, um eine vorläufige Zementation zu verwirklichen: hier erfolgt
die Kohlung durch Berührung des Kohlenstoffs mit dem geschmolzenen Metall. Die
Verhältnisse im Kupolofen bei seiner Beschickung mit Stahlschrott sind anderer
Natur. Die Festlegung der Schmelzzone bedarf einer besonderen Sorgfalt, der
Winddruck sollte 37 bis 40 cm betragen; dementsprechend ist auch der Querschnitt der
Düsen zu bemessen. Der aufgegebene Stahl ist dem Einfluß der aufsteigenden Gase
ausgesetzt und es wird eine Zementation stattfinden ähnlich derjenigen im Hochofen.
Diese Zementation geht bei einer Temperatur vor sich, bei der noch keine Bildung von
Mischkristallen zwischen dem Eisen und Kohlenstoff erfolgt. Zwei Kupolöfen einer
Tempergießerei, die 2 Jahre lang ständig überwacht und die mit 90 % Schrott
betrieben wurden, ergaben einen Höchstgehalt an Kohlenstoff von 3,25–3,30 %.
Neuerdings ist es möglich geworden, in einem Poumay-Kupolofen eine gleichmäßige
Kohlung durchzuführen, die regelmäßig 3,05–3,06 % beträgt. Für gewisse Sonderzwecke
ist dieser Kohlenstoffgehalt von besonderer Bedeutung; so ist z.B. ein solches Eisen
den Schwarzkern-Tempergießereien erwünscht. (Fond. Moderne.)
K.
Manganreiches Roheisen und Manganerze im
Siemens-Martin-Ofen. Die Punkte, die gegen die Verwendung von Roheisen mit
hohem Mangangehalt bzw. von manganreichen Erzen im Siemens-Martin-Ofen ins Feld
geführt werden, sind: schlechte Arbeitsbedingungen des Ofens, Metallverluste im
Ofen, Steigerung des korrosiven Einflusses auf die Auskleidung von Ofen und Pfannen,
während als ernste Vorteile angesprochen werden: Entfernung des Schwefels, eine
reinigende Wirkung auf das Metallbad, die in einer Verbesserung der
Stahlbeschaffenheit zum Ausdruck kommt, Ersparnis an Ferro-Mangan, Zunahme der
Ofen-Tonnenleistung, geringere Chargen an Kalkstein und Flußspat. All diese Vorteile
überwiegen die Nachteile, die man übrigens noch mildern kann. Als ein Eisen mit
hohem Mangangehalt ist ein solches mit 1,75 bis 2 % Mangan zu bezeichnen, als eines
mit geringem Mangangehalt ein solches mit bis zu 1 %. Bei einem hohen Mangangehalt
im Eisen ist die Desoxydation im Siemens-Martin-Ofen durchgreifender, die Schlacke
dünnflüssiger und die Ersparnis an Ferro-Mangan kann je t Stahlblock 1 kg erreichen.
Den Schlüssel zu der Durchführung dieses Prozesses im Martinofen bildet die
Schlacke, deren vollkommene Kenntnis unbedingt vorauszusetzen ist. (Usine.)
K.
Einfluß der chemischen Zusammensetzung der Legierungen auf die
Formfüllfähigkeit. Die erste zu verwirklichende Bedingung bei der
Herstellung von Formgußstücken besteht in der vollständigen Ausfüllung der Gußform
durch die Legierung. Abgesehen von dem genügenden Flüssigkeitsgrad bei
Gießtemperatur hängt diese Fähigkeit, die Form ganz auszufüllen, von einer ziemlich
großen Anzahl physikalischer Faktoren des Metalles (Flüssigkeit, Wärmekapazität,
latente Wärme, Erstarrungsgeschwindigkeit), der Form (Wärmekapazität, Dicke usw.),
sowie der Art des Gußstückes und den Gießbedingungen ab. Die Flüssigkeit ist eine
bestimmte und meßbare physikalische Größe, Funktion der Temperatur und der
Zusammensetzung der Legierung, während die vorgesehenen Eigenschaften sich nicht
allein nach diesen veränderlichen Umständen, sondern auch nach der Gußform und nach
dem Stück richten. Bei den vorgenommenen Versuchen zur Feststellung der
Formfüllfähigkeit war es bei den Legierungen mit niedrigem Schmelzpunkt leicht, die
Versuchsstäbe in Metallformen zu gießen. Aus diesen Untersuchungen mit
Zinn-Wismut- und Zinn-Blei-Legierungen (Gießtemperaturen 550 und 450°) geht hervor,
daß die Unterscheidung zwischen Flüssigkeit und Formfüllfähigkeit bestätigt wurde;
während nach Ragnar Arpi die Flüssigkeit flüssiger Zinn-Blei-Legierungen bei einer
bestimmten Temperatur sich linear als Funktion der chemischen Zusammensetzung
ändert, stellt die Formfüllfähigkeit nach Guillet und Portevin einen Höchstwert für
die eutektische Zusammensetzung dar. Die beträchtliche Zunahme der
Formfüllfähigkeit, die die eutektische Temperatur kennzeichnet, könnte einzig dem
niedrigen Schmelzpunkt der Legierung zugeschrieben werden, da die Formfüllfähigkeit
in diesen Legierungen als veränderliche Größe in umgekehrtem Sinn der Anfangs –
Erstarrungstemperatur erscheint. Nachdem die Formfüllfähigkeit durch zwei
Temperaturen bestimmt wird, kann man unter weiterer Berücksichtigung des Umstandes,
daß sie lineare Funktion von diesen ist, einen Temperaturkoeffizienten der
Formfüllfähigkeit berechnen und beobachten, wie sie sich bei Gießtemperaturen
verhalten würde, wenn die Anfangs – Erstarrungstemperatur um eine Anzahl von Grad
überschritten wird. (Académie des Sciences.)
Dr. K.
Einfluß von Aluminium auf eine
Eisen-Kohlenstoff-Legierung. Das Aluminium wird zwar allgemein zum
Desoxydieren von Eisen und Stahl verwendet, doch was seine Verwendung in der
Gießerei anbetrifft, hatte man bisher angenommen, es mache das Gußeisen hart, spröde
und ungesund. Bei seinen neuesten Versuchen ging nun Everest von der Absicht aus,
den tatsächlichen Einfluß des Aluminiums auf Gußeisen an einer größeren Anzahl von
Legierungen zu untersuchen, die 0–30 % Aluminium enthielten in einem Eisen der
Zusammensetzung 3,5 % Kohlenstoff, 0,029 % Silizium, –
Mangan, 0,028 % Schwefel und 0,016 % Phosphor. Diese Eisenzusammensetzung mit
niedrigem Silizium- und Mangangehalt war aus dem Grunde gewählt worden, damit der
Einfluß des Aluminiums besser zum Ausdruck kam und nicht durch denjenigen von
Silizium und Mangan verschleiert wurde. Der Probeguß des ursprünglichen Eisens ohne
Aluminiumzusatz war ungesund und porös, während sich in allen Fällen, wo Aluminium
zugesetzt wurde, gesunde Stücke ergaben. Schon bei 25 % Aluminium bekam der Guß ein
gesundes Aussehen, doch war er bei diesem Gehalt ziemlich hart und der Bruch war
weiß. Von 1 % Aluminium ab ist der Bruch grau und der Guß zäh, während er bei 8 %
Aluminium hart, spröde und der Bruch silberweiß wird. Bei 18 % Aluminium tritt
wieder eine Aenderung ein, indem der Bruch wieder eine graue Farbe annimmt und das
Stück wieder weich und weniger spröde wird. In bezug auf seine graphitausscheidende
Wirkung weist das Aluminium eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Silizium auf. Ein
Maximum an Graphit mit 2 % Graphit bei 3,3 % Gesamtkohlenstoff wurde in dem
untersuchten Eisen bei 4 % Aluminium festgestellt. Der Graphit sinkt dann bei 9 %
Aluminium fast auf Null, um dann von 18 % Aluminium ab allmählich wieder zu steigen.
Von 18 bis 26 % Aluminium besteht eine zweite graphitische Phase mit einem
Höchstgehalt an Graphit von 1,8 %. Von 26 % Aluminium ab sinkt der Graphitgehalt
dann endgültig und bei 29 % Aluminium ist kein Graphit mehr vorhanden.
Was die Härte anbetrifft, so ändert sich diese mit der Kohlenstofform. Die größte
Härte von 430 Brinelleinheiten besitzen die Legierungen mit 12 bis 14 % Aluminium,
die sehr spröde sind. Die Legierungen mit 23 % Aluminium waren mit 180
Brinelleinheiten weicher als die mit 5 % Aluminium, die 230 Brinelleinheiten
ergaben. Diese letzteren waren aber besser bearbeitbar. Bei den Legierungen der
zweiten graphitischen Phase sind nämlich harte Kristalle in einer weichen Grundmasse
eingelagert, so daß das Metall schnell die Werkzeugschneide zerstört. In
metallographischer Hinsicht zeigt sich der Graphit bei 1 % Aluminium in Form von
feinen Flocken. Bei über 6 % Aluminium nimmt die Perlitmenge auf Kosten des
Austenit-Zementit-Eutektikums zu. Bei 7–8 % Aluminium erscheint eine neue Phase mit
kleinen weißen Flächen, die sich durch ihre Härte auszeichnen; der Graphit ist dabei
verschwunden.
Im allgemeinen kann man auf Grund dieser neuen Versuche annehmen, daß das Aluminium
auf Gußeisen ähnlich wirkt wie Silizium, nur nicht so kräftig. 2–3 % Aluminium
wirken etwa so wie 1 % Silizium. Der Graphit erscheint bei Aluminiumgehalt in
feinerer Form als bei Silziumgehalt. Die Legierungen mit über 25 % Aluminium sind in
der Atmosphäre unbeständig. (Foundry Trade Journal, Bd. 37, S. 169-73.)
K.
Die gemeinsame Verbrennung von Sägespänen und Kohlenstaub.
Die Menge des Abfallholzes bei der Hayes Wheel Co. in Amerika nahm einen solchen
Umfang an, daß man sich entschloß, eine aus drei Dampfkesseln bestehende Kraftanlage
für die Verwertung dieses Holzes zu errichten. Die vorher ausgeführte
Wirtschaftlichkeitsberechnung ergab, daß die täglich zur Verfügung stehende
Abfallholzmenge für einen Betrieb dieser Kraftanlage von 19 Stunden ausreichen
würde, so daß sich hieraus die Notwendigkeit erwies, die Wahl für einen anderen
Brennstoff während der übrigen 5 Stunden des Tages treffen. Als solcher kam nur
Kohle in Frage und man entschloß sich nun, Holz und Kohle in einer gemeinsamen
Feuerung zu verbrennen. Für die Behandlung dieses Problems bestanden zwar nur
geringe Anhaltspunkte, doch kam man schließlich doch zu einer befriedigenden Lösung.
90 % des Abfallholzes auf dem betreffenden Werk entfallen auf die Speichendreherei,
wo u.a. 18 Radspeichenhobelmaschinen und 12 Radspeichenpoliermaschinen aufgestellt
sind. Zur Vermeidung von Feuersgefahr wird das Sägemehl von den Spänen und größeren
Abfallstücken entfernt und besonders gesammelt. Die Holzspäne werden nach ihrer
Trennung vom Sägemehl durch eine Reihe von Röhren in das obere Kesselhaus geblasen
und fallen aus den dort befindlichen Behältern durch ihre Schwere in den
Feuerungsraum. Das Forschungsinstitut von Michigan hatte nun gefunden, daß ein
derartiges Feuerungsverfahren 14 % von freien Alkalien ergebe, die bei Berührung mit
den feuerfesten Steinen deren Auflockerung infolge chemischer Reaktionen zur Folge
hatte. Es galt daher, einen besonderen feuerfesten Stoff für diesen Zweck ausfindig
zu machen, und als solcher erwies sich ein Stein aus Michigan-Schamotte am besten.
Die Kohle wird aus dem Eisenbahnwagen gesaugt und in Behälter über den Kesseln
geblasen, eine Einrichtung, die durch einen 50-PS-Motor angetrieben wird einen
50-t-Eisenbahnwagen in 9 Stunden ausladen kann. Die Kohle ist eine Rohkohle mit
hohem Aschengehalt und zuweilen von größeren Stücken durchsetzt. Selbsttätige
Vorrichtungen bringen die Kohle in die Kesselfeuerung, nachdem sie noch vorher
gesiebt worden ist. Die Verbrennung der Kohle kann so eingestellt werden, daß sie
die gleiche Wirkung ergibt wie die Verbrennung des Holzes. Die mit dieser Feuerung
gemachten Erfahrungen lassen sich in dem Sinne zusammenfassen, daß die
Leistungsfähigkeit des Werkes beträchtlich gesteigert wurde, dem es nunmehr möglich
ist, aus Abfallholz und etwas Kohle eine besonders billige Kraft zu erzeugen. Schon
nach 13 Monaten Betriebszeit hatte sich die ganze Anlage bezahlt gemacht. k.
Gußstücke für Dieselmaschinen. Unter den üblichen
Betriebsbedingungen werden die Zylinder der Dieselmaschinen einem Temperaturgrad von
etwa 600° bei 35 atm Druck ausgesetzt. Eine anormale Temperatur kann möglicherweise
durch Ueberlastung oder durch Fehler der Kühlwasseranlage eintreten, nämlich eine
Temperatur bis zu 1000° an den Stellen, wo eine plötzliche Verbrennung des
Brennstoffes erfolgt. Von dem für diesen Zweck verwendeten Gußeisen muß daher an
erster Stelle verlangt werden, daß es bei hoher Temperatur einen bestimmten Druck
aushält, ohne zu reißen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine gute
Verschleißfestigkeit und die Beibehaltung von Form und Abmessungen auch bei längerer
Erwärmung.
Die Frage des Verhaltens von Gußeisen verschiedener Zusammensetzung wurde von dem
Japaner Matsuura an folgenden Proben untersucht:
Probe
Kohlen-stoff
Silizium
Mangan
Phosphor
Schwefel
A
3,30
1,4
2,10
0,16
0,05
B
3,49
2,0
1,30
0,61
0,07
C
3,98
2,54
1,10
0,84
0,06
Die Zerreißfestigkeiten dieser Proben betragen bei 15°
27,5(A), 20,7(B) und 16,8(C) kg/mm2, bei 400° 26,8
bzw. 20,0 bzw. 16,7 kg/mm2, bei 600° 19,6 bzw.
12,0 bzw. 9,1 kg/mm2 und bei 700° 12 bzw. 6,0 bzw.
0 kg/rnm2. Die Erwärmungsdauer aller Proben betrug
30 Minuten. Die Abnahme der Zerreißfestigkeit ist bis zu 500° nicht beträchtlich.
Die Ursache der Festigkeitsabnahme bei den höheren Temperaturen liegt in der durch
die Erwärmung hervorgerufenen Veränderung des Korngefüges und in der Veränderung der
interkristallinen Kohäsion bei gleichzeitigem Wachsen des Gußeisens. Nun war bisher
schon bekannt, daß das Mangan das Wachsen von Gußeisen bei höherer Temperatur
verzögert und die Beständigkeit des Karbids durch Erniedrigung des Silizium- und
Steigerung des Mangangehaltes erhöht werden kann. Aus dem Grunde wurden weitere
Untersuchungen an gußeisernen Proben angestellt, die mit 25 % Stahlzusatz in der
Gattierung hergestellt worden waren und Mangangehalte von 0,66 % bis 2,54 %
enthielten. Da diese Proben im Tiegelofen geschmolzen wurden, war auch ihr
Kohlenstoffgehalt niedriger als das Kupolofeneisen. Diese Proben wurden
jedesmal während drei Stunden wiederholten Erwärmungen auf 880 bis 910° und
Abkühlungen ausgesetzt und dann auf ihre mechanischen Eigenschaften nach 10, 20, 30
und 40 Glühungen untersucht. Die Ergebnisse sind folgende:
Zerreißfestigkeit nach
Nr.
Mangan
0
10
20
30
40
Glühungen in kg/mm2
1
0,66
25,4
18,6
14,5
7,7
7,0
2
1,62
26,6
24,8
22,1
17,1
9,2
3
1,88
27,3
25,7
22,4
19,0
10,7
4
2,33
27,4
26,0
24,8
22,1
12,5
5
2,54
29,0
27,3
26,9
26,1
17,3
Der verbessernde Einfluß des Mangans geht aus diesen
Ergebnissen deutlich hervor. Bei der Gattierung von Stücken, die für Dieselmaschinen
bestimmt sind, muß man daher dem Mangangehalt eine besondere Bedeutung beilegen.
Ebenso sind die Gehalte an Kohlenstoff und Silizium dementsprechend festzulegen. Zu
empfehlen ist ein niedriger Kohlenstoff, ein Siliziumgehalt von 1,55 bis 1,6 % und
ein höherer Mangangehalt. Zur Berechnung der Silizium- und Mangangehalte kann man
folgende Formel zugrunde legen:
\mbox{Silizium}=\frac{3\mbox{ bis }3,5}{\mbox{ges.
Kohlenstoff}}-1
\mbox{und Mangan}=3\mbox{ bis }3,5-\frac{1}{\mbox{Silizium}-0,6}
(Foundry Trade Journal, Bd. 37, S. 175–177.)
K.
Einfluß von Schrottzusatz im Hochofen auf die
Roheisenbeschaffenheit. Wenn auch die Einführung von Schrott in den
Hochofen seit längerer Zeit bekannt sein mag, so fand sie doch nur in vereinzelten
Fällen Anwendung. Erst die Aufstapelung größerer Schrottmengen infolge des Krieges
und die Notwendigkeit ihrer Verwertung haben dazu Veranlassung gegeben, diesem
Verfahren eine besondere Verbreitung zu verschaffen. Die Vorteile, die dem
Schrottzusatz im Hochofen zugesprochen werden, sind: ein um 30 % geringerer
Koksverbrauch, eine um 60 % höhere Roheisenerzeugung und ein höherer Heizwert der
Gichtgase. Andererseits konnte beobachtet werden, daß eingeführte Legierungsstähle
die Roheisenbeschaffenheit nachteilig beeinflussen und dementsprechend auch die
Roheisenpreise herunterdrücken. Ferner geben die Oxydation und der Mangel an
Gleichmäßigkeit des Erzeugnisses zu Klagen Anlaß. So schreiben die Tempergießer das
ungünstige Ausfallen ihrer Gußstücke der Gegenwart von Chrom zu, das die
Zerreißfestigkeit und die Dehnung erniedrigt. Es erscheint daher wünschenswert, wenn
der gewöhnliche Stahlschrott von dem chromhaltigen von vorneherein getrennt gehalten
wird, da man sonst Gefahr läuft, daß das ganze Roheisen mit dem Chrom in Berührung
kommt. Auch auf anderen Gebieten macht sich der nachteilige Einfluß des Chroms
geltend, wie z.B. in Blechen für die Elektroindustrie, wo die elektrischen
Eigenschaften durch das Chrom herabgesetzt werden.
Ein oxydiertes Eisen und mithin ein schlechter Guß kann sich ergeben, wenn man
oxydierten Gußbruch, Roststäbe u. dgl. in den Hochofen bringt. Es hat sich
herausgestellt, daß das Eisen fehlerhaft ausfiel, wenn der Anteil im Möller an
derartigem Gußbruch mehr als 10 % betrug. Beim Umschmelzen dieses Eisens im
Kupolofen muß man entweder den Kokssatz erhöhen oder Ferro-Mangan einführen, welche
Maßnahmen befriedigende Ergebnisse, allerdings auch höhere Kosten zur Folge
haben.
Am meisten wird dem unter Schrottzusatz erzeugten Roheisen seine Ungleichmäßigkeit in
bezug auf seine Zusammensetzung und auf seine physikalischen Eigenschaften
vorgeworfen. Namentlich sind die mitunter recht beträchtlichen Härteunterschiede zu
bestätigen. Der Gefahr, daß ein Gußstück aus diesem Eisen rissig wird oder bei der
Bearbeitung Schwierigkeiten bietet, kann durch einiges Glühen der Stücke bei 590°
zwecks Beseitigung der Gußspannungen vorgebeugt werden. Die Verwendung von
Vorherden, großen Gießpfannen in Verbindung mit dem Kupolofen oder, was noch besser
ist, von elektrischen Oefen gestattet die Erzielung eines gleichmäßigen
Erzeugnisses, auch wenn man von einem ungleichmäßigen Eisen ausgegangen ist. Sowohl
die Hochofenwerke, die mit Schrottzusatz arbeiten, als auch die Gießereien als
Abnehmer von Roheisen haben ein berechtigtes Interesse daran, den Einfluß von
Schrott auf die Beschaffenheit des Roheisens genau zu kennen. In diesem Sinne haben
zwei Hochofenwerke des Bezirkes von Chicago ihr Einverständnis zu einer
Zusammenarbeit mit dem Roheisenausschuß der amerikanischen Gießereifachleute
erklärt. Beide Teile haben sich dazu bereit gefunden, eingehende Untersuchungen über
Roheisensorten anzustellen, die mit verschiedenen Schrottanteilen und Schrottarten
gewonnen werden. (The Foundry, Bd. 56, S. 32-34.)
K.
Die Kontrolle der Fertigung in der Gießerei. Wenn man im
allgemeinen von Kontrollverfahren spricht, so pflegt man hierunter diejenigen
Verfahren zu verstehen, die die Prüfung des fertigen Erzeugnisses zum Gegenstand
haben. Diese vor allem den Abnehmer interessierenden Prüfungen stellen aber nur den
letzten Abschnitt der eigentlichen Kontrolle dar. Von größerer Wichtigkeit für den
Erzeuger ist es, alle Faktoren zu kennen und zu regeln, die die Fertigung so
beeinflussen, daß dabei die gewünschten Endziele erreicht werden. Mag es sich um
Kontrollverfahren im Verlaufe der Fertigung oder um solche der fertigen Erzeugnisse
handeln, so wird man von diesen Kontrollverfahren verlangen, daß sie wirksam,
bestimmt, genau, einfach, wirtschaftlich und schnell sind.
Ein Kontrollverfahren ist wirksam, wenn es geeignet ist, diejenige Eigenschaft zu
kennzeichnen, über die man sich Klarheit verschaffen will, oder eine Größe zu messen
als direkte und ausschließliche Funktion dieser gesuchten Eigenschaft. Will man die
Bearbeitbarkeit kennen, so wird man einen Bearbeitungsversuch machen; soll die
Korrosionsfähigkeit untersucht werden, so wird man den Einfluß von Reaktionen unter
den Verwendungsbedingungen beobachten; die Höhe des Siliziumgehaltes kann durch die
chemische Analyse angegeben werden. Diese direkten Prüfungen werden aber oft durch
indirekte Versuche ersetzt. So kann man sich über die Bearbeitbarkeit durch den
Brinellkugel-Härteversuch Klarheit verschaffen, über den Siliziumgehalt beim
Gußeisen durch das Härtungsvermögen, indem das Bruchaussehen betrachtet wird, über den
Kohlenstoffgehalt eines Stahles mit Hilfe des mikrographischen Bildes. Diese
indirekten Verfahren kommen jedoch nur für den Fall ihrer schnellen und einfachen
Ausführbarkeit in Betracht. Beim basischen Siemens-Martinofen-Verfahren z.B.
wechselt der Kohlenstoffgehalt des Stahlbades zu schnell, als daß man auf die
chemische Analyse zurückgreifen könnte, hier verschafft man sich einen Anhaltspunkt
über den Kohlenstoffgehalt durch die Prüfung des Bruches und des Biegewinkels der
geschmiedeten und gehärteten Probe. Die Erfahrungen der Praxis und die Erziehung des
Auges spielen dabei eine große Rolle. Auch beim Thomasverfahren beurteilt man den
Phosphorgehalt nach der Korngröße des Bruches; man ist weiter in der Lage, den
Kupfergehalt von Messingspänen nach ihrer Farbe mit großer Genauigkeit zu schätzen.
Dann soll man sich für das für den jeweiligen Zweck am besten geeignete
Prüfverfahren entscheiden. Für Stücke aus Gußeisen z.B., die später unter Druck und
auf Biegung zu arbeiten haben, ist es überflüssig, die mechanischen Eigenschaften
durch den Zugversuch zum Ausdruck zu bringen, dies um so weniger, als die Druck- und
Biegeversuche einfacher, genauer, schneller und wirtschaftlicher sind als der
Zugversuch. Ein Kontrollverfahren soll dann bestimmt sein, d.h. es soll ein Maß
umfassen, dessen Ergebnis sich zahlenmäßig ausdrücken läßt und unter genau
bestimmten Bedingungen erhalten wird; dies letztere aus dem doppelten Grunde, um
einen Vergleich und die Einteilung nach den Ergebnissen zu ermöglichen und um den
Einfluß der persönlichen Beurteilung des Untersuchenden zu vermeiden. Diese
Bedingungen lassen sich aber nicht immer erfüllen, da es Fälle gibt, bei denen der
zahlenmäßige Ausdruck nicht möglich oder nur sehr schwer ist, wie die Farbe, die
thermische Leitfähigkeit, die Klanghöhe, das Korn eines Bruches, das mikrographische
Bild. In den meisten dieser Fälle kann man auf einen Vergleich mit einer Skala wohl
eingeteilter, sich allmählich verstärkender Typen zurückgreifen. Jedenfalls ist der
persönliche Einfluß auf den Ausfall des Prüfergebnisses so weit wie möglich
auszuschalten. Wenn es sich ermöglichen läßt, soll man ein Prüfverfahren anwenden,
das die Ergebnisse unabhängig vom Prüfenden selbsttätig registriert oder eine
sichtbare Spur hinterläßt, wie z.B. Diagramme oder der Eindruck beim Härteversuch.
Die Beurteilung der Perlitoder Graphitfeinheit im Gußeisen soll im Vergleich zu
sorgfältig ausgesuchten und eingeteilten Mustersorten erfolgen. Bei der Fertigung
sind solche Kontrollverfahren in der Regel schneller als die zahlenmäßigen
Messungen, wie z.B. die kolorimetrischen Verfahren bei den chemischen Analysen.
Dagegen gibt es eine wichtige Gruppe in der Gießereitechnik, die nicht von diesen
Regeln erfaßt wird: die physikalischen Fehler, wie Schwindungen, Blasen, Risse usw.
Die führenden Gießereikreise täten gut daran, sich näher mit diesen Fragen zu
befassen und Ordnung in deren Bezeichnungen, Auslegungen und Beurteilungen zu
bringen.
Die weitere von einem Kontrollverfahren verlangte Bedingung der Genauigkeit setzt die
Kenntnis der Fehlerquellen und ihrer Bedeutung für den Ausfall des
Prüfergebnisses und für die Empfindlichkeit der Untersuchung voraus. So kann ein
Prüfverfahren für gewisse Werkstoffe geeignet sein, für andere wiederum nicht. Kann
z.B. die mikrographische Prüfung unter gewissen Bedingungen für die Beurteilung des
Kohlenstoffgehaltes in gewöhnlichen Stählen mit weniger als 0,9 vH Kohlenstoff
dienen, so ist sie unanwendbar in Sonderstählen und in hypereutektoiden Stählen.
Auch der für Stähle und Temperguß geeignete Zerreißversuch kann zu irrigen Schlüssen
bei Gußeisen, harten gehärteten Stählen usw. führen. Die aus der Prüfung der
gehärteten Gußeisenproben sich ergebenden Schlußfolgerungen sind nur selten von
einer Gießerei auf die andere übertragbar, die die Eindringung der Härte bei kleinen
Stücken beeinflussenden Faktoren anders wirken, wenn es sich um größere Stücke
handelt.
Beispiel der Kontrolle bei der Tempergußerzeugung:
Bei der Tempergußerzeugung kommt es darauf an, ein schmiedbares Erzeugnis zu
erhalten, das demnach eine bemerkenswerte Dehnung besitzen muß. Der für die
Kennzeichnung des Enderzeugnisses geeignete Versuch ist der Zerreißversuch, der
einen zahlenmäßigen Ausdruck dieser Dehnung ergeben wird. Man wird dabei bedacht
sein müssen, in grünem Sand gegossene Stücke aus weißem Eisen zu erhalten, dann den
gebundenen Kohlenstoff entweder durch eine Ueberführung in Temperkohle oder durch
Oxydation zu beseitigen. Diese beiden letzten Verfahren entsprechen den
Erzeugungsgruppen „Schwarzkerntemperguß“ bzw. „Weißkerntemperguß.“ Die
1. Bedingung besteht allgemein darin, einen gesunden Guß zu erhalten, und sie hängt
ab von der Ausführung der Gußformen, von der Gießgeschwindigkeit und von der
Formfüllfähigkeit. Das Gemisch und die Verwendungsbedingungen des Sandes sind durch
Versuche festzulegen und die Feuchtigkeit und Festigkeit der Formen zu prüfen,
während die Geschwindigkeit der Speisung der Form durch den Querschnitt der
Eingußöffnung und durch die Gießhöhe geregelt wird. Für die Erhaltung eines weißen
Eisens sind wichtig die Gießtemperatur, die Abkühlungsgeschwindigkeit, die
beeinflußt wird von der Wandstärke, und die chemische Zusammensetzung. Je nach der
Dicke der Stücke ist die Zusammensetzung einzustellen. Man wird darauf bedacht sein,
die Zusammensetzung stets konstant zu halten mit Ausnahme des Siliziumgehaltes, der
sich nach der Dicke der Stücke richten wird. Daß die Einsätze (Roheisen, Stahl,
Brennstoff) und der Winddruck des Kupolofens zu überwachen sind, ist
selbstverständlich.
Die Graphitisierung eines weißen Eisens durch den Glühvorgang ist Funktion des
ursprünglichen Zustandes (Zusammensetzung, Gefüge) und der Glühkurve, die die
Veränderung der Temperatur als Funktion der Zeit angibt und Aufschluß erteilt über
die Dauer des Verweilens bei der höchsten Glühtemperatur und über die
Abkühlungsgeschwindigkeit von der höchsten Glühtemperatur an bis auf 700°. Diese
Kurve sollte selbsttätig aufgezeichnet werden. Es ist aber nicht außer acht zu
lassen, daß die Temperatur der Stücke verschieden ist von der des Ofens und daß
diese letztere im ganzen Ofen nicht gleichmäßig ist. Beim Einfüllen des Temperofens
wird man sich daher nach der Große und Wandstärke der Stücke zu richten haben. Nach
der Glühung sind die Proben schnell durch den Biege- und Kugeldruckversuch zu
prüfen.
Die Entkohlung durch Oxydation hängt ab von der Glühkurve, der Zusammensetzung, der
Wandstärke und dem Entkohlungsvermögen des Erzgemisches. (Nach einem Vortrag von A.
Portevin vor dem Gießereikongreß zu Barcelona.)
K.
Oberflächenschutz. Vortrag von Professor Schob (Berlin-Dahlem) über
Oberflächenschutz durch
Anstrichstoffe.
(Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
Das Problem, eine Oberfläche zweckmäßig mit einem Anstrichmittel zu überziehen, ist
in neuerer Zeit recht kompliziert geworden, da die Zahl und Verschiedenartigkeit der
Anstrichmittel sehr stark zugenommen hat, insbesondere auch durch Einführung des
chinesischen Holzöls und der Lacke auf Nitrozellulose-Basis. Auch hinsichtlich des
Untergrundes sind besonders durch die ausgedehnte Verwendung von Leichtmetallen neue
Aufgaben für die Anstrichtechnik entstanden. Abgesehen von der Erzielung eines guten
und dauerhaften Anstrichs gehen die neuzeitlichen Bestrebungen in Richtung der
Zeitersparnis. Man braucht also sehr rasch trocknende Anstrichmittel und eine
Technik des Auftrages, die in der gleichen Zeit ein Vielfaches der alten
Pinseltechnik leistet.
Die Entwicklung der Farbspritzverfahren hat in den letzten Jahren große Fortschritte
gemacht und für dieses Gebiet ist insbesondere der Ingenieur zu schöpferischer
Tätigkeit berufen. Der Ausbau der Spritzverfahren hat auch unter gewerbehygienischen
Gesichtspunkten zu erfolgen, da manche Ueberzugsmittel Stoffe enthalten, deren
längere Einatmung für den Arbeiter gesundheitliche Nachteile zur Folge hat.
Um die Eignung eines Anstrichmittels zu beurteilen, werden im ausgedehnten Maße
physikalische und chemische Untersuchungen herangezogen. Da man aber das Gebiet der
Prüfung von Anstrichstoffen lange Zeit vernachlässigt hat, sind unsere Kenntnisse
über die Stoffeigenschaften und ihre zahlenmäßige Erfassung noch ziemlich
lückenhaft; letzten Endes bleibt einstweilen noch die Beobachtung eines
Anstrichmittels unter solchen Bedingungen, wie sie bei seinem praktischen Gebrauch
auftreten, der zuverlässigste Maßstab für die Bewertung.
Die Wissenschaft und Prüfpraxis ist aber unablässig bemüht, in die ursächlichen
Zusammenhänge der für die Haltbarkeit oder Nichthaltbarkeit eines Anstrichs
maßgebenden Faktoren einzudringen. Deshalb werden neben der praktischen Beobachtung,
die zum Beispiel bei Rostschutzfarben im Freilagerversuch besteht, noch Versuche an
dem vom Untergrund befreiten Farbfilm hinsichtlich Festigkeit, Dehnung,
Wasserdurchlässigkeit u.a.m. ausgeführt.
Die Einflüsse, denen der Anstrich im praktischen Gebrauch besonders ausgesetzt ist,
läßt man im sogenannten Kurz- oder Schnellversuch in verstärktem Maße auf den
Versuchsanstrich einwirken, um bei verkürzter Beobachtungszeit einen Anhalt für
das mutmaßliche Verhalten des Anstrichs im Gebrauch zu gewinnen.
Unsere Kenntnisse über die Anstrichstoffe werden zweifellos in den nächsten Jahren
große Fortschritte machen, zumal es sich der Ausschuß für Anstrichtechnik im Verein
deutscher Ingenieure hat angelegen sein lassen, die Arbeiten verschiedener Forscher
durch finanzielle Unterstützung zu fördern. Dieser Ausschuß bildet durch seine
Zusammensetzung aus Erzeugern und Verbrauchern, Wissenschaftlern und Praktikern eine
Gewähr für regen Erfahrungsaustausch.
–––––
Vortrag von Herrn Dr. Schlötter (Berlin) über
Oberflächenschutz durch metallische Ueberzüge
a) Galvanisch und feuerflüssig aufgebrachte Ueberzüge;
b) aufgewalzte und aufgeschweißte Ueberzüge, anodische
Oxydation.
(Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
Als Korrosionsschutz können nur diejenigen Metalle in Betracht kommen, die in der
Spannungsreihe dem zu schützenden Metall vorausgehen; beim Eisen käme demnach Zink
und Kadmium in Frage. Wenn man dennoch bei den Heißverfahren außer der Verzinkung
noch die Verzinnung und Verbleiung, bei den galvanischen Prozessen die Vernicklung,
Vermessingung, Verchromung u.a. anwendet, so geschieht dies, weil man auf besondere
Eigenschaften dieser Metalle zurückgreift, bei der Verzinnung auf die Ungiftigkeit
seiner Salze in geringen Konzentrationen, beim Blei auf die Widerstandsfähigkeit
gegen schweflige Säure, bei Nickel und Chrom auf Härte, Polierfähigkeit und
Hitzebeständigkeit.
Der Vortragende ging dann näher auf die Heißprozesse der Verzinkung, Verzinnung und
Verbleiung ein, gab an, mit welchen Legierungen man die einzelnen Prozesse
durchführt, erwähnte bei der Feuerverzinkung die sogenannte Sparverzinkung mit
Bleieinsatz im Kessel, Trockenverzinkung, bei der Feuerverzinnung die Anwendung der
Zentrifuge für Kleineisenzeug und die Doppelverzinnung für Guß- und Kleinzeug. Bei
der Feuerverbleiung wurde im Anschluß noch die Homogenverbleiung erwähnt.
Die elektrolytischen Verfahren wurden nur kurz angeführt, um dann darauf hinzuweisen,
daß die Vorbereitung der Waren für jede Art der Plattierung, gleichgültig, ob heiß
oder galvanisch, ausschlaggebend für das Gelingen der Plattierung ist. Eingehender
wurden dann die Vorgänge beim Beizen der Metalle, das Entfetten und Dekopieren bei
Kupfer und seinen Legierungen besprochen.
Im Anschluß daran wurde besprochen, welche Anforderungen an einen brauchbaren
Ueberzug gestellt werden müssen. In erster Linie muß Porenlosigkeit des
Ueberzugsmetalls bzw. der aufgebrachten Schicht gefordert werden, weil nur dadurch
ein wirklich wirksamer Schutz gewährleistet wird. Voraussetzung zur Erzielung eines
solchen Schutzes ist, bei den galvanischen Verfahren die Abscheidung der Metalle mit
möglichst kleinem Kristallkorn, damit die Zwischenräume zwischen den einzelnen
Kristallen überwachsen werden.
Bei dem heiß aufgebrachten Ueberzuge stellen sich die Verhältnisse bezüglich
dieser Anforderungen komplizierter, weil man einerseits bemüht ist, in der Technik
die Metallauflage zu verringern, also die Schichtdicke zu verkleinern, andererseits
aber treten bei geringer Metallauflage durch die verschiedene Ausdehnung des
Grundmetalls und des Ueberzugsmetalls leicht Risse und Sprünge im Ueberzugsmetall
auf. Wie die Verminderung der Metallauflage die Qualität des plattierten Bleches
verschlechtert, wurde an den verzinkten Blechen besprochen. Die früheren Bleche mit
800 bis 900 gr. Zink je qm haben im tropischen Klima (von den Philippinen liegen
Beobachtungen vor) 10 bis 12 Jahre den Witterungseinflüssen standgehalten, während
die Bleche mit 350 bis 450 gr. Zink je qm kaum 3 bis 4 Jahre halten.
Es wurden dann noch die verschiedenen Prüfungsmethoden auf Porosität besprochen, die
Methoden für die Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit der Ueberzüge und die
Bedingungen, welche festgelegt sind für die verschiedenen Ueberzüge.
Schließlich wurde noch darauf aufmerksam gemacht, daß es besonders für den
Apparatebau wichtig ist, möglichst gleichartige Metalle zu verwenden, und daß es
grundfalsch ist, in eine Rohrleitung z.B. ein Rotgußventil einzubauen, während die
Leitung aus Eisen besteht, weil beim Durchlauf von Wasser sich immer eine
galvanische Kette bildet, die unter allen Umständen die Korrosion des
elektronegativen Bestandteils herbeiführen muß.
–––––
Vortrag von Dr.-Ing. E. Rackwitz (Berlin) über
Aufgewalzte,aufgeschweißte Metallüberzüge und Oxydation von Leichtmetallen.
(Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
Festhaftende, aufgeschweißte Metallüberzüge verschiedenster Art lassen sich auf
Eisen, Aluminiumlegierungen und anderen Metallen vorteilhaft auch durch gewisse
Walz- und Preßprozesse in der Wärme bzw. durch geeignete Wärmebehandlung der
zusammengewalzten Metalle erzielen.
Während bisher derartige Plattierungsverfahren mit z.B. Kupfer, Nickel, Aluminium o.
dgl. in erster Linie für Eisen in größerem Umfange Anwendung fanden – abgesehen von
Gold-, Silber- u. dgl. Plattierungsverfahren in der Edelmetall verarbeitenden
Industrie – sind in neuerer Zeit Plattierungen mit Aluminium auch für
Aluminiumlegierungen mit Erfolg angewendet worden.
Die auf Eisen aufgewalzten Ueberzüge können vielfach die entsprechenden auf
galvanischem Wege oder durch das Spritzverfahren aufgebrachten Metallüberzüge
vollwertig ersetzen. Sie haben den Vorteil, daß sie in der Regel auch bei starker
Formänderung des Werkstoffes nicht abblättern und dicht sind.
Aluminiumplattierungen auf Eisen werden z.B. als Korrosionsschutz angewendet.
Nickel-, kupfer- usw. plattiertes Eisen kann als billigerer Ersatz für eine Reihe
von technischen Anwendungszwecken an Stelle der teueren Reinmetalle Anwendung
finden.
Durch Aluminiumplattierung von veredelbaren Aluminiumlegierungen lassen sich
hochfeste Leichtmetalle von bisher unerreichter Korrosionsbeständigkeit insbesondere
unter Seewasserangriffen erzielen. Durch diese Eigenschaften werden solche
plattierten Leichtmetalle ausgesprochene Baustoffe für Seeflugzeuge aber auch
anderen Industriezweigen wie Schiffsbau, Apparatebau usw., die Aluminium bzw.
Aluminiumlegierungen entweder wegen zu geringer Festigkeit oder nicht genügender
Korrosionsbeständigkeit bisher nur in untergeordnetem Maße anwenden konnten, werden
solche plattierten Leichtmetalle wie Alclad, Allautal, Duralplat Vorteile
bieten.
Für den Oberflächenschutz von Leichtmetallen haben in neuerer Zeit auch eine Reihe
von Oxydationsverfahren eine steigende Bedeutung gewonnen. Es sind dies entweder
Verfahren, bei denen durch Behandlung des Aluminiums oder der Aluminiumlegierungen
in Bädern wie Chromsäure, Schwefelsäure, Borax-Borsäure o. dgl. unter Stromdurchgang
Oxydschichten gebildet werden oder aber lediglich durch Eintauchen der Leichtmetalle
in oxydierende Schwermetallsalzlösungen metalloxydische Deckschichten entstehen. In
Verbindung mit sehr dünnen Fett- oder Oelschichten sind solche Oxydationsschichten
für den Seewasserschutz von Leichtmetallen im Flugzeugbau und im Schiffsbau
insbesondere im Ausland mit Erfolg angewendet worden. Einige der oxydischen
Deckschichten werden für elektrische Isolationszwecke verwendet. Durch Oxydation der
Leichtmetalloberflächen wird außerdem die Haltbarkeit aufgebrachter Anstriche unter
Seewasserangriffen verbessert. Diese Oxydationsverfahren sind auch bei den
aluminiumplattierten Leichtmetallen anwendbar, wodurch wesentliche Fortschritte in
der Frage des Oberflächenschutzes von Leichtmetallen entstehen und sich Aussichten
für eine gesteigerte technische Anwendung von Leichtmetallen ergeben.
–––––
Vortrag von Oberingenieur Gg. Kutscher (Berlin) über
Aufgespritzte metallische
Ueberzüge.
(Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
Metallspritzverfahren werden in erster Linie angewandt zum Auftragen von Ueberzügen
aus Zink und Aluminium. Auflagen anderer Metalle kommen für eine Reihe von
Sonderfällen in Betracht. Ursache hierfür ist in erster Linie die Stellung dieser
beiden Metalle in der elektrochemischen Spannungsreihe.
Die Spritzverzinkung. Die rostverhindernde Wirkung des
Zinküberzuges ist seiner günstigen Stellung in der elektrochemischen Spannungsreihe
dem Eisen gegenüber zuzuschreiben; es gehört zu jenen Metallen, die unedler als
Eisen sind, d.h. also, es bildet in dem galvanischen Element Zink-Eisen den
positiven Pol, die Auflösungselektrode. Die Rostschutzmöglichkeit eines
Metallüberzuges hängt davon ab, inwieweit die schützende Metallschicht selbst
wetterbeständig (bzw. überhaupt beständig) ist.
Bei Zutritt eines Elektrolyten, das ist aber in der Praxis jede Feuchtigkeit, geht
der Sauerstoff zum Zink, der Wasserstoff zum Eisen, letzterer schützt dieses also durch
Reduktion vor dem Verrosten. – Die Zinkschicht wird bei diesem Prozeß allerdings
oxydieren, aber das hierbei entstehende Zinkoxyd bildet mit der Kohlensäure der Luft
Zinkkarbonat, einen Edelrost, der das unter ihm
liegende Zink in analoger Weise schützt, wie es etwa bei der sich auf Kupfer
bildenden Patina der Fall ist. – Das Zinkkarbonat ist also der eigentliche
Schutzträger.
Die Spritzverzinkung wird demnach dort überall versagen, wo die Bildung von
Zinkkarbonat nicht zustande kommt, z.B. in Beizereien, wo starke Säuredämpfe
auftreten.
Die Vorteile der Spritzverzinkung:
Das reine Zink liegt auf dem reinen Eisen, ohne legierte Zwischenschichten, die
Schichten können beliebig stark aufgetragen werden, die Durchführung der Verzinkung
erfolgt unter Temperaturen, die in keiner Weise schädigend auf das Grundmetall
einwirken; es lassen sich also Stahlteile verzinken, ohne die Qualitätseigenschaften
des Materials zu schädigen. Uebrigens ist auch die Verzinkung von Gußeisen sowie von
Schweißnähten anstandslos durchführbar. – Die Größe der Objekte, ihr Standort und
ihre Formgebung spielen keine Rolle. Verwendet wird die Spritzverzinkung bei
Eisentragwerken beliebiger Abmessungen, zum Schutz gegen Atmosphärilien, die auch
mit Dünsten, Dämpfen usw. übersetzt sein können, ferner als Rostschutz in See- oder
Tropenklima, sodann bei Apparaten, Behältern, Rohrleitungen, die unter starker
Schwitzwasserbildung leiden. Die Innenmetallisierung von Hohlkörpern, z.B. Bohren
von 1'' an aufwärts erfolgt unter Verwendung von Winkel- und Rotationsdüsen. Ein
besonders großes Verwendungsgebiet stellt die Spritzverzinkung von Kleineisenzeug
dar, wie Schrauben, Scharniere, Gelenkteile, Ketten, Fittings usw., die in einer
Spezialtrommel erfolgt; dabei werden auch vorhandene Schraubengewinde gleichmäßig
gut derart verzinkt, daß ihre Paßfähigkeit erhalten bleibt.
Ferner erfährt das Verfahren ausgiebige Verwendung zum Schütze von Eisenteilen, die
direkt mit Rauch- und Kokslöschgasen in Berührung kommen, derart, daß die Teile
zunächst mit einer gut deckenden Schicht von Aluminium und hierauf mit einer
Zinkschicht bespritzt werden.
Gegenüber Verzundern und Verbrennen von Eisenteilen erweist sich eine
Aluminium-Eisen-Legierung als besonders widerstandsfähig, die dadurch zustande
kommt, daß die Objekte zunächst mit Aluminium bespritzt werden, das durch
Wärmebehandlung in das Eisengefüge einsintert. Die gleiche Wirkung wird bei
Behandlung von Kupfer erzielt.
Die Kosten für Spritzverzinkung von 1 qm Fläche setzen sich wie folgt zusammen:
0,3 kg Zink (1,30 RM pro kg)
= 0,40 RM
0,125 cbm Sauerstoff (0,45 RM proKubikmeter)
= 0,06 RM
0,400 cbm Wasserstoff (0,65 RM proKubikmeter)
= 0,26 RM
ca. 8 Minuten Spritzzeit, Stunden-lohn 0,90 RM
= 0,12 RM
–––––––––
0,84 RM
Bei Verwendung von Leuchtgas statt Wasserstoff lassen sich die Kosten noch erheblich
heruntersetzen.
Hinzu kommen die Kosten für das Sanden. Der Sandbedarf beträgt etwa 0,10 RM je
qm, Zeit etwa 15 Minuten pro qm, Lohn etwa 0,20 RM pro qm.
Reinigungskosten (Sand und Lohn)
= 0,30 RM
Verzinkungskosten
= 0,84 RM
––––––––
1,14 RM
300 % Unkostenzuschlag auf die Löhne
= 0,96 RM
––––––––
Gesamtaufwand
2,10 RM
Die Spritzverzinkungskosten von Kleineisenzeug, z.B. Dachpappstiften, mit dem
Trommelverfahren stellen sich auf
0,06 RM pro kg
Selbstkosten.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. (Von
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 15.) Deutschland. Das neue Patentgesetz wird wahrscheinlich frühestens im Herbst
wegen zahlreicher neuer Vorschläge dazu im Reichstag zur gültig ab 15. 2 29, kann
das Reichsgericht ohne Einverständnis der Parteien ohne mündliche Verhandlung
entscheiden. Die Revisionssumme ist für Entscheidungen nach dem 15. 2. 29 auf 6000
RM heraufgesetzt worden. – Zum Präsidenten des Reichspatentamtes ist
Landgerichtsdirektor Eylau, zu dessen ständigem Vertreter Direktor Dr. Riedel
ernannt worden. – Seit einiger Zeit siegelt auch das Reichspatentamt die
Patenturkunden mit Schnurheftung in den Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold. – Gemäß
Präsidialbescheid sind Nahrungs- und Genußmittel auch bestimmter Formgebung
weiterhin vom Gebrauchsmusterschutz (Pralinen mit flüssiger Füllung) auszuschließen.
– Eine Verordnung vom 27. 2. 28 regelt die Zulässigkeit der Ausstattung von
Medaillen und Marken (Reklame-, Rabatt-, Spiel-, Speise- und sonstige Wertmarken).
Danach ist u.a. außer für Marken in anderer als kreisrunder Form und mindestens 45
mm Durchmesser, die Anbringung des Reichsadlers oder verwechslungsfähig ähnlicher
Wappen verboten.
Canada. Durch Sondergesetz können wegen Nichtzahlung von
Gebühren oder Nichtausübung ungültig gewordener Patente wieder vom Parlament in
Kraft gesetzt werden. Die Gesamtkosten dafür sind allerdings ziemlich beträchtlich
(etwa 5000 RM). – Am 23. 11. 28 ist zum ersten Mal wieder seit 1903 vom; höchsten
Gerichtshof ein Patentverletzungsgesetz mit bemerkenswerter Begründung und zwar i.
Sa. The Pope Appliance Corporation gegen The Spanish River Pulp and Paper Mills Ltd.
entschieden worden. Interessenten stellt Verfasser das Urteil zur Verfügung. –Gemäß
einer im März 1928 in Kraft gesetzten Verordnung kann jede interessierte Person
gegen amtlich festzusetzende Abgaben eine Lizenz beantragen für patentierte
Gegenstände oder Verfahren, die in Canada nach Ablauf von 3 Jahren nach
Patenterteilung nicht in ausreichendem Maße erzeugt bzw. ausgenutzt werden.
Chile. Inhaber eingetragener Schutzmarken sollten die
Veröffentlichungen im Amtsblatt (Diario Oficial) über etwa ähnliche Neuanmeldungen
überwachen lassen, um rechtzeitig in Monatsfrist Einspruch dagegen zu erheben, da
andernfalls auch für gleiche und gleichartige Waren dieselben Zeichen für andere für
die Dauer von 10 Jahren eingetragen werden würden. Verfasser kann diese Ueberwachung auf Wunsch
übernehmen.
China. Das neue Handelsmarkengesetz ist in deutscher
Uebersetzung in Nr. 1, 1929, des „Blatt für Patent-, Muster- und
Zeichenwesen“ veröffentlicht worden.
Japan. Der japanische Gebrauchsmusterschutz wird von
deutschen Anmeldern bisher noch wenig benutzt, trozdem in vielen Fällen
Gebrauchsmuster eingetragen werden könnten, wo die Patentierung auf Grund der
schärferen Prüfung abgelehnt wird. Japanische Gebrauchsmuster gelten nach
Neuheitsprüfung 10 Jahre vom Tage der Eintragung und können nur für durch Modell
herstellbare Neuerungen erlangt werden.
Jugoslawien hat seinen Beitritt zum Haager Abkommen über
die internationale Markenregistrierung angezeigt.
Mexiko. Neue Patent-, Gebrauchsmuster -und
Warenzeichengesetze vom 26. 6. 28 sind in Uebersetzung in Heft 12 des „Blatt für
Patent-, Muster- und Zeichenwesen“ veröffentlicht worden. Die Zahlung der
Anmeldegebühren und Kosten für die Ausstellung der Patenturkunde schließt die drei
ersten Jahrestaxen ein. Vom vierten Jahre an ist eine Jahrestaxe sowohl für Haupt-
als auch für Zusatzpatente zu entrichten. – Das neue Warenzeichengesetz ist am 1.
Januar 1929 in Kraft getreten. Für jede Warenklasse ist eine besondere Anmeldung und
Vertretervollmacht erforderlich. Ferner ist anzugeben, seit wann die betreffende
Marke im Gebrauch ist.
Polen ist am 10. 12. 28 dem Madrider Abkommen gegen
falsche Herkunftsbezeichnungen, revidiert im Haag 1925, beigetreten.
Portugal ist ab 17. 11. 28 der Pariser
Verbandsübereinkunft, revidiert im Haag am 6. 11. 25, beigetreten.
Rußland (U.S.S.R.). Am 11. 1. 29 ist das deutsch –
russische Wirtschaftsprotokoll vom 21. 12. 28, das auch
einige bis zum 21. 3. 29 geltend zu machende Vergünstigungen bezgl. des gewerblichen
Rechtsschutzes enthält, bekanntgemacht worden. Es werden danach die Beglaubigungen
vereinfacht, das Vorbenutzungsrecht geregelt und ein gegenseitiger
Ausstellungsschutz angekündigt.
Schweden. Die Amtsgebühren werden wahrscheinlich ab 1. 7.
29 erheblich herabgesetzt werden, nämlich für Warenzeichenanmeldungen um 20 Kr. auf
80 Kr., für Patente auf je 10 Kr. für das zweite und dritte Jahr, je 30 Kr. für das
vierte bis fünfte Jahr, je 60 Kr. für das sechste bis siebente Jahr, je 100 Kr. für
das achte bis neunte Jahr und dann um je 50 Kr. jedes zweite Jahr steigend bis 300
Kr.
Tanganjika. Eine noch nicht in Kraft gesetzte Verordnung
vom 21. 1. 28 regelt den Schutz von Erfindungen und Mustern.
Ungarn. Mit Wirkung vom 15. 1. 29 gelten folgende
Patentgebühren: Anmeldegebühr 20 Pengö, für Abänderung der Beschreibung 10 Pengö,
Beschwerde, Klage auf Rückziehung oder Nichtigkeit des Patentes, Antrag auf
Umfangsfeststellung, Uebertragung: je 20 Pengö.
Jahrestaxen:
Jahr
1
2
3
4
5
6
7
8
9
––––––
––––
––––
––––
––––
––––
––––
––––
––––
––––
Pengö
25
30
35
50
70
90
110
130
150
Jahr
10
11
12
13
14
15
––––––
––––
––––
––––
––––
––––
––––
Pengö
180
220
270
320
370
450
Uruguay. Deutsche Warenzeichen sind im gleichen Umfang wie
inländische ab 7. 7. 28 zum Schutz zugelassen.
Geschweißte Gasleitungen. In Duisburg hat vor einiger Zeit
das Undichtwerden der Schweißstellen in der Ferngasleitung den Verlust von
Menschenleben zur Folge gehabt. Die gerichtliche Untersuchung des Falles schwebt
zurzeit noch, doch ist bereits jetzt festgestellt, daß die Ursache des
Undichtwerdens in mangelhafter Ausführung des Schweißens zu suchen ist.
Im Einvernehmen mit dem Preuß. Handelsministerium und der Ruhrgas- A.-G. hatte der
Fachausschuß für Schweißtechnik beim Verein deutscher Ingenieure am 14. d. M. an der
Herstellung und am Betrieb beteiligte Fachleute zu einer Zusammenkunft in Essen
eingeladen. Ihr Gegenstand waren sehr eingehende Beratungen von Richtlinien für die
Herstellung von Schweißverbindungen bei Gasrohrleitungen von mehr als 200 mm
Durchmesser und mehr als 1 Atm. Ueberdruck. Der von der Gruppe für Arbeitsverfahren
des Fachausschusses aufgestellte Entwurf dieser Richtlinien enthält 6 Abschnitte: 1.
Zulassung von Schweißern und aufsichtsführenden Ingenieuren, 2. Ueberwachung der
Schweißarbeiten an der Gasleitung, 3. Prüfung der Schweißungen, 4. Besondere
Bedingungen für die Ausführung der Schweißungen, 5. Laufende Ueberwachung der in
Betrieb befindlichen Gasleitungen, 6. Ausbesserungsarbeiten.
Die Richtlinien sind vordringlich erörtert und aufgestellt worden, um der Regierung
und den Herstellern der Ferngasleitungen Unterlagen zu geben. Es wird daran gedacht,
die Abnahme der Rohrleitungen den Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereinen zu übertragen.
Allgemeine Richtlinien für Herstellung und Abnahme geschweißter Rohrleitungen werden
in einem besonders zu berufenden Ausschuß beraten werden. Nach den Gepflogenheiten
des Vereines deutscher Ingenieure werden in diesem Sonderausschuß die Vertreter der
erzeugenden und der verwendenden Industrie und die Wissenschaftler paritätisch
vertreten sein.
Geleitwort zur Ausstellung „Technik im Heim“ in
Essen. Von Geh. Baurat Dr.-Ing. E. h. Exz. Osk. v. Miller.
Die Technik hat in den letzten Jahrzehnten überall die größten Fortschritte zum Wohle
der Menschheit erzielt. Für die Landwirtschaft hat sie wesentliche Erleichterungen
im Feldbau gebracht und bei verringerter Arbeitsleistung eine große Vermehrung des
Ertrages ermöglicht. Für die industrielle Arbeit hat sie ungezählte Arten von
Maschinen geschaffen, so daß es möglich wurde, die zur Lebenshaltung nötigen
Industrieprodukte zu vervielfachen und weitgehend zu verbilligen. Im Verkehr hat die
Technik nicht nur das Reisen erleichtert, sondern vor allem den Austausch von Gütern
in ungeahntem Maße gefördert. In das Hauswesen ist die Technik aber leider noch
wenig eingedrungen, obwohl in den deutschen Haushaltungen nahezu 20 Millionen
Menschen tagaus tagein eine aufreibende Arbeit verrichten und jährlich 36 Milliarden
des deutschen Volkseinkommens für die Hauswirtschaft verbraucht werden.
Dieser bedauernswerte Mangel beruht nicht etwa darauf, daß die Technik nicht fähig
wäre, den Hausfrauen in ihrer mühevollen Arbeit zu helfen und weitgehende
Ersparnisse zu ermöglichen, sondern dieser Fehler kommt daher, daß es bisher
versäumt wurde, den Hausfrauen in einfacher und eindringlicher Weise darzustellen,
was die Technik auch für sie zu leisten vermag. In jüngster Zeit sind hier
allerdings eine Reihe von Fortschritten erzielt worden.
Es sind Bücher und, Zeitschriften erschienen, die sich ausschließlich mit der
Verbesserung des Hauswesens befassen; in Frauenvereinen werden über die Anwendung
der Technik im Haushalt Vorträge gehalten, zahlreiche Ladengeschäfte suchen in ihren
Auslagen wichtige Neuerungen dem Publikum bekanntzugeben. In letzter Zeit sind auch
große Ausstellungen gemacht worden, in dem richtigen Gefühl, daß hierdurch ein
Zusammenarbeiten zwischen der Industrie und den Hausfrauen wesentlich gefördert
wird.
Dieser Aufgabe dient auch die Ausstellung „Technik im Heim.“ Sie vermeidet es,
durch eine übergroße Zahl gleichartiger Apparate und Einrichtungen zu verwirren,
sondern bringt Belehrung und Aufklärung durch wenige, aber desto sorgfältiger
ausgewählte Musterbeispiele auf den verschiedenen Gebieten der häuslichen
Technik.
Gute Erläuterungen, Demonstrationen und vergleichende Kostenangaben sollen dazu
dienen, den Nutzen jeder einzelnen Einrichtung möglichst klarzulegen. Vorträge, die
an Hand des Ausstellungsmaterials gehalten werden, sollen in eindringlicher Weise
die Hausfrauen aller Bevölkerungsschichten mit den für sie geeignetsten und
zweckmäßigsten Apparaten bekanntmachen.
Wenn es hierdurch gelingt, einerseits die Hausfrauen über die technischen
Fortschritte wirklich aufzuklären und anderseits die Industrie zu weiteren
Verbesserungen anzuregen, wird die Ausstellung ihren Zweck erfüllen. Sie wird
dazu beitragen, die schwere Arbeit des Haushaltes den Frauen zu erleichtern, den
Haushaltbetrieb zu verbilligen und das Wohlbefinden der Menschen in ihrem Heim zu
erhöhen.
Durferrit-Gesellschaft m. b. H. für Glüh- und Härtetechnik,
Frankfurt a. M. Unter diesem Namen hat die Deutsche Gold- und
Silber-Scheideanstalt, vormals Roeßler, Frankfurt a. M., eine Tochtergesellschaft
mit Mk. 150000.- Kapital gegründet, um die Bearbeitung eines Spezialgebietes, das
der Herstellung und des Vertriebes der Durferrit-Salzbadöfen, des
Durferrit-Cyanhärtefluß III und anderer Spezialsalze zum Blankzementieren,
Blankglühen, Blankhärten und Anlassen, einer nach außen hin gekennzeichneten
Fachfirma zu übertragen. Das Kapital befindet sich im Besitz der Scheideanstalt, in
deren Werk II in Frankfurt a. M., Gutleutstraße 215, auch weiterhin die
Durferrit-Salzbadöfen und -Salze hergestellt werden. Dort befindet sich auch die
durch ihre wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten bekannte und anerkannte
Versuchsanstalt für Glüh- und Härtetechnik. Aus dieser Gründung, die offenbar aus
Zweckmäßigkeitsgründen erfolgt ist, darf wohl mit Recht geschlossen werden, daß die
Tätigkeit der bisherigen Durferrit-Abteilung der Deutschen Gold- und
Silber-Scheideanstalt erfolgreich gewesen ist und daß die Aussichten der neuen
Gesellschaft auf diesem Gebiet günstig beurteilt werden. Tatsächlich soll die neue
Gesellschaft außer den Durferrit-Oefen, Cyanhärtefluß III, Glüh- und Anlaß-Salzen
noch Spezialverfahren zum Blankglühen, zur entkohlungsfreien Schnellstahlbehandlung
in Vorbereitung haben, des ferneren ein neues Kohlungsbad (Durferrit K IV), das im
Gegensatz zu Cyanhärtefluß III keine Kohlenstoff-Stickstoffzementation, sondern eine
reine Kohlenstoffzementation darstellt und eine härtbare Schicht von über 1 mm Tiefe
erzielt. Damit soll ein weiterer Fortschritt gegenüber der mehr und mehr veralteten,
umständlichen und unzuverlässigen Härtepulverzementation erzielt sein.