Titel: Die Resolutormühle zur Kohlenstaubfeuerung, besonders bei Flammrohrkesseln.
Autor: A.Salmony
Fundstelle: Band 346, Jahrgang 1931, S. 130
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Die Resolutormühle zur Kohlenstaubfeuerung, besonders bei Flammrohrkesseln. Von Dr.A.Salmony, Berlin. Die Resolutormühle An eine Einblasemühle werden sehr hohe Anforderungen gestellt, abgesehen von der Mahltrocknung dadurch, daß beim Einblaseverfahren gegenüber der zentralen Staubfeuerung jede Zwischenbunkerung und andere Reservemöglichkeiten fehlen, Deshalb ist unbedingtes Erfordernis: absolute Betriebssicherheit, einfache Bedienung, kleinste Betriebspausen beim Auswechseln der Ersatzteile, leichte und rasche Regelung. Hinzu kommt noch die wirksame Mahltrocknung auch für sehr feuchte Kohle, gleichbleibende Feinheit bei wechselnder Last, sowie möglichst geringer Kraftverbrauch im Leerlauf. Auch soll schließlich der Apparat nur geringen Platz einnehmen. In der „Resolutormühle (Abb. 1, während der Schnitt in Abb. 2 zu sehen ist), wie sie die AEG baut, dürfte eine geeignete Maschine geschaffen sein. Sie besteht aus dem Aufgabeapparat, dem Mahlgehäuse und Schlägerrad, dem Sichter und dem Ventilator. Textabbildung Bd. 346, S. 129 Abb. 1. Durch ein kleines Förderband wird die Kohle in die Mahlkammer gegeben, und der Vorschub des Bandes kann durch Verstellen des Exzenters geregelt werden. Ueber dem Transport ist am Auslauf des Kohlentrichters ein Schieber vorgesehen, durch den mit einem Handgriff jede gewünschte Schütthöhe auf dem Transport während des Betriebes erreicht werden kann. Die Mahlkammer selbst enthält nur ein Schlagrad, das fliegend angeordnet ist. Dadurch wird die Mahlkammer leicht zugänglich. Sie trägt am Umfang eine starke Panzerung, die in Segmente unterteilt ist. Diese können nach Oeffnung der Türen ohne weiteres gelöst und ausgewechselt werden, ebenso sind die Seitenflächen der Kammer gepanzert. Die Welle ist sehr kräftig ausgeführt, das Rad besteht aus2 Stahlscheiben, zwischen denen die Schlägerhalter liegen, und sitzt lose auf der Nabe. Abbildung 1 zeigt die Resolutormühle mit geöffneter Mahlkammer. Zum Auswechseln der Schläger wird das ganze Rad ausgebaut und ein Reserverad aufgesetzt. Man braucht nur die Mahlkammer zu öffnen und das Schlagrad nach Lösen einer Mutter abziehen. Ueber der Mahlkammer befindet sich der Sichter, eine aus einem großen Blechgehäuse mit drehbarer Prellplatte bestehende Einrichtung. An diese ist über eine Rohrleitung der Ventilator angeschlossen mit ebenfalls gepanzertem Gehäuse. Schlagrad und Ventilator sitzen auf einer gemeinsamen Welle, die auf Kugellager läuft, welche besonders sorgfältig ausgebildet sind. Das Mahlgut wird in genau geregelten Mengen der Mühle zugeführt, die Korngröße der Kohle soll nicht über 25 mm betragen. Die Rohkohle wird in der Kammer von der Innenkante der Schläger zertrümmert und zerreibt sich hierbei vollständig. Während die Außenkante der Schläger nicht angegriffen wird, verschließt allmählich ihre Innenkante. Die Kohle wird in der Resolutormühle schnellstens im Fluge zerkleinert. Daraus ergibt sich die Unempfindlichkeit der Mühle gegen schwankende Feuchtigkeit und andererseits die Möglichkeit, eine Trocknung mittels Heißluft vorzunehmen. Hierbei tritt die Luft durch einen besonderen Stutzen in den Aufgabeapparat ein und gelangt durch die Kohlenlaufschurre in die Mahlkammer, wo das Material kräftig in der vorgewärmten Luft aufgewirbelt und dabei getrocknet wird. Anstatt Warmluft kann man natürlich auch Rauchgase verwenden, die durch Zusatz von Kaltluft temperiert werden. Mit dieser Mühle ist es möglich, Steinkohle mit 14 % und Braunkohle mit 30 % Feuchtigkeitsgehalt im Dauerbetrieb völlig zu verarbeiten, wobei die Steinkohle auf etwa 2 % getrocknet wird. Textabbildung Bd. 346, S. 130 Abb. 2. Der Grad der Feinheit der zerkleinerten Kohle hängt von verschiedenen Umständen ab, so von der Stellung der Prallplatten, von der Veränderung der Luftgeschwindigkeit im Sichter usw. Zur Herstellung eines besonders feinen Staubes kann der normale Sichter durch einen Prellsichter ersetzt werden, der Ausmahlungen bis auf 4 % R. Rückstand auf ein 4900 Sieb zuläßt. Weiße Kohle kann noch feiner ausgemahlen werden bis 8 % R 4900. Der Kraftverbrauch der Resolutormühle ist schon deshalb relativ gering, weil für sämtliche Lagerstellen Kugellager benutzt werden, so daß selbst die größte Mühle leicht von Hand gedreht werden kann. Die Ventilationsarbeit richtet sich nach Länge und Ausführung der angeschlossenen Staubleitung und kann mitunter erheblich sein. Der Kraftverbrauch für die Zerkleinerung liegt zwischen 12–20 kWh/t. Diese Mühle ist auch in verschiedenen Größen konstruiert worden, so von der kleinen Type von 50 kg bis hinauf zu 10 t Stundenleistung. Als Grundlage für die Mühlenleistung u. die Auswahl der Mühlengröße gilt die Mahlbarkeit der Kohle; diese muß daher bekannt sein. Anwendung findet die Mühle u.a. besonders für Kohlenstaubfeuerung für Flammrohrkessel.Allerdings bot die Einführung der Staubfeuerung hier lange Zeit große Schwierigkeiten. Die Neukonstruktion macht die hohen Temperaturen der Staubfeuerung dadurch nutzbar, daß der Flammkern in das Flammrohr selbst verlegt wird, wo die Wärme von der Heizfläche unmittelbar aufgenommen werden kann. Man nimmt an daß jedes Brennstoffteilchen während des Verbrennungsvorganges von einer Schicht seiner Verbrennungsgase umhüllt ist und durch die Wirbelung von Brennstoffteilchen und Luft die Hülle abgestreift wird, so daß genügend Luftsauerstoff herankommt. Zuerst hat man die Innenfeuerung mit Kohlenstaub mit Hilfe der Flammwirbelung in der Schiffahrt erprobt, der ja an Brennstoffersparnis besonders gelegen ist. Ein hauptsächlich in der Gesamtordnung einfaches System beruht auf der Verwendung des Wondeson'schen Wirbelbrenners und der Resolutormühle; so wurde in Deutschland die erste Staubfeuerung auf der „Donau“ vom Norddeutschen Lloyd eingerichtet. Vergleichs versuche zwischen Rostfeuerung und Staubfeuerung, die im Vorjahre dort gemacht wurden, erwiesen die Ueberlegenheit dieser in der Brennstoffausnutzung. Da es sich bei Anlagen mit Flammrohrkesseln zumeist um geringe Dampfleistungen handelt, ist für die Herstellung des Kohlenstaubes die Resolutor-Mühle am Platze, da sie klein und überall unterzubringen ist, geräuschlos und schwingungsfrei arbeitet. So sind z.B. auf einer Ruhrzeche 2 Flammrohrkessel ausgeführt, deren Flammrohre einen Durchmesser von 900–1000 mm bei einer Länge von 11 m haben. Textabbildung Bd. 346, S. 130 Abb. 3. Jeder Kessel besitzt eine Heizfläche von 125 qm. Eine derartige Verbindung zwischen Mühle und Zweiflammrohrkessel zeigt Bild 3. Obwohl der Kessel weder Speisevorwärmer noch Luftvorwärmer besitzt, erreicht die Feuerung einen über mehrere Monate ermittelten Dauerwirkungsgrad von 70 %, der Kohlensäuregehalt im Flammrohrende beträgt etwa 15 %. Die Schlacke wird in 8stündiger Schicht 1–2mal durch die Feuertür abgezogen, während die Flugasche aus dem Flammrohr- und den Seitenzügen durch Dampfrußbläser beseitigt wird. Diese, innerhalb des Flammrohres, werden ebenso wie die Feuerbrücken, die das Schamottefutter gegen das ungeschützte Flammrohr abschließen, mit Wasser gekühlt. In den Feuerraum des Flammrohres können unter geeigneten Betriebsverhältnissen über eine Million kcal/m3 h entwickelt werden. Der wirksame Feuerraum vergrößert sich mit dem Quadrat des Flammrohrdurchmessers, und erreicht die Staubfeuerung die besten Resultate beimöglichst großem Flammrohrdurchmesser. Ohne näher auf die genau untersuchte Wirtschaftlichkeit einer als Innenfeuerung ausgebildeten Kohlenstaubanlage einzugehen, soll über die Betriebskosten einer Rostfeuerung und einer Kohlenstaubfeuerung mit der Resolutormühle folgendes gesagt werden: Eine befriedigende Dampfleistung für Rostfeuerungen erfordert eine gute Kohlensorte, deren Mehrpreis gegenüber der Staub- oder Feinkohle der Staubfeuerung zugute kommt. Die Lohnkosten wären so zu kalkulieren, daß bei ersterer im allgemeinen doppelt soviel Leute notwendig sind wie bei Staubfeuerung in gleicher Anlage. Die Kohlenstaubfeuerung ist für Flammrohrkessel besonders wirtschaftlich, weil sie die Dampfleistung der Kessel steigert, nahezu selbsttätig arbeitet und feinkörnige, billige Kohle verwerten kann.