Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Die Anwendung eines Peripherie-Maaßstabes in Werkstätten und die Anfertigung desselben; vom Schlossermeister Heinrich Herrenberger in Ulm. Bei der in Werkstätten so häufig vorkommenden Anfertigung von kreisrunden Gegenständen, hohlen Cylindern, Röhren, Ringen u.s.w. oder deren Theile, ist es eine große Erleichterung, ein Mittel zu haben, das Maaß des Kreises bei einem gegebenen Durchmesser, oder umgekehrt das des Durchmessers bei gegebener Kreisweite schnell und sicher zu finden, da in der Kreisberechnung nicht alle Arbeiter immer hinreichend bewandert sind und man überhaupt im geräuschvollen Geschäfte nicht mit der Ruhe und Sicherheit rechnet, wie es da geschehen kann, wenn man ungestört ist. Ein so gemachter Rechnungsfehler aber, durch welchen bald ein Rohr zu enge, bald ein Ring oder Reif zu weit gemacht wird u.s.w., hat Zeit und Geldverlust für den Meister zur Folge und auch der betreffende Arbeiter wird leicht verdrießlich über seine mißlungene Arbeit. Um diesen Nachtheilen vorzubeugen, habe ich mir einen Peripherie-Maaßstab construirt, dessen ich mich nun schon seit vielen Jahren in meiner Werkstätte bediene und der mir ein unentbehrliches Werkzeug geworden ist, da er von jedem meiner Arbeiter benützt werden kann. Wie ich gefunden habe, ist dieses Hülfswerkzeug in den Werkstätten noch sehr wenig in Anwendung, und ich glaube daher Manchem einen Dienst erweisen zu können, wenn ich von demselben, das Jeder ohne Auslagen sich selbst herstellen kann, Mittheilung gebe. Bei Anfertigung nehme man einen Stab, den man 3' 1'' 4''' (genauer noch 3,1416') lang macht und theile diesen in 10 gleiche Theile. Diese Theile nenne man Peripherie-Zolle; jeden dieser Zolle theile man wieder in 10 gleiche Theile und nenne diese Peripherie-Linien. Die Anwendung des Maaßstabes kann nun in zweierlei Weise geschehen, entweder a) man sucht aus dem gegebenen Durchmesser die Peripherie, oder b) man sucht aus der gegebenen Peripherie den Durchmesser. Im ersten Falle hat man weiter nichts zu thun, als nach dem gewöhnlichen Maaßstabe den Durchmesser des zu fertigenden Gegenstandes in Fußen, Zollen, Linien u.s.f. zu bestimmen und nun die, diesen Zahlen entsprechende Dimension auf dem Peripherie-Maaßstab aufzusuchen, mit welcher dann genau das Maaß des Kreisumfangs gegeben ist. Beträgt ein Durchmesser mehr als ein Schuh, so verfährt man selbstverständlich wie beim gewöhnlichen Messen einer Länge, welche größer als der Zollstab ist, wenn bei öfterem Vorkommen solcher Fälle nicht vorgezogen wird, sich einen längeren Peripherie-Maaßstab anzufertigen. Da indessen die Körper, seyen sie Pappendeckel, Metallblech, Stabeisen oder Draht, eine Dicke und somit in ihrem kreisförmig gebogenen Zustande einen äußeren und inneren Umkreis haben, deren jeder seinen eigenen Durchmesser hat, so ist dabei zu beachten, daß um das richtige Peripherie-Maaß zu erhalten, weder der innere noch der äußere, sondern der mittlere Durchmesser angenommen werden muß, welcher gleich ist der Hälfte der beiden anderen zusammen, Selbstverständlich ist, daß für Nahten, Fälze oder übereinander gehende Wechsel die entsprechende Länge noch besonders zugegeben werden muß. Um dagegen den Durchmesser aus dem gegebenen Peripherie-Maaße zu finden, hat man nur nöthig, das gegebene Maaß der Peripherie an das Peripherie-Maaß zu legen und abzulesen wie viele P'' und P''' es beträgt; so viele P'' und P''' sich hiebei ergeben, eben so viele Zolle und Linien des gewöhnlichen Maaßstabes beträgt der Durchmesser. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1858, Nr. 36.) Gebläsemaschinen mit Taucherkolben. Nach den Annales des mines, 3. Lieferung von 1857, macht man jetzt vielfach von Gebläsemaschinen Gebrauch, welche sich durch einen Taucherkolben (ähnlich dem Plunger bei den Druckpumpen) von den gewöhnlichen Cylindergebläsen unterscheiden und den Vorzug gewähren, daß der Cylinder nicht ausgebohrt zu seyn braucht, daß man nur einer einzigen Liderung bedarf, während die Cylindergebläse mit Balancier deren zwei, solche mit horizontalen Cylindern aber sogar drei Liderungen nöthig haben, daß man ferner diese Liderung ganz unter den Augen hat, und bequem nachstellen und schmieren kann, endlich, daß man bedeutend an Betriebskraft gewinnt. Diese Gebläsemaschinen sind in der Hauptsache nichts Anderes, als einfach wirkende Druckpumpen, von denen mehrere zugleich von einer darüber liegenden Welle aus mittelst Excentrics bewegt werden. Im Boden der Cylinder befinden sich die Saugventile und die nach der Windleitung führenden Austrittsventile. Ein Regulator kann erspart werden, wenn man drei oder vier Gebläsecylinder anwendet. In Haraucourt hat jeder Plungerkolben 0,64 Meter Durchmesser und 0,5 Meter Hub, so daß bei 60 Spielen pro Minute 10 Kubikmeter Luft comprimirt werden. Später erhöhte man die Zahl der Cylinder auf 6 und verringerte dagegen die Zahl der Spiele auf 40 pro Minute. Bei 4 Cylindern ist die Luftpressung so constant, daß das Quecksilbermanometer fast gar keine Schwankungen zeigt, auch ist die Bewegung so regelmäßig, daß man keines Schwungrades bedarf. Die vermehrte Anzahl der Cylinder und der Umstand, daß sie unabhängig von einander sind, gewährt noch den Vortheil, daß beim Unbrauchbarwerden eines Cylinders keine so große Störung eintritt, als wenn man bloß einen oder zwei Cylinder hat. Hält man übrigens einige Wechselstücke, so kann man alle Reparaturen sehr verkürzen. Unsere Quelle enthält keine genaue Bestimmung des Wirkungsgrades, doch läßt sich aus folgenden Angaben aus einen Nutzeffect von 75 Proc. schließen. Die Dampfmaschine, welche das Gebläse treibt, arbeitet nämlich angeblich mit 6. 22 Pferdekräften; das Gebläse liefert dann Wind genug für einen Hohofen durch 2 Düsen von 4 Centimeter Weite, unter 5 Centimeter Quecksilbersäule und bei 300° C. Wärme, ferner kalten Wind für einen Cupolofen durch 2 Düsen von 3,5 Centimeter Weite und unter gleicher Pressung. Nun berechnet sich nach der d'Aubuisson'schen Formel Q = 4,546,800 d²hh, worin der Durchmesser d und die Manometerhöhe h in Metern gemessen sind, die Leistung des Gebläses zu 4,7 Pferdekräften, was 75 Proc. der Betriebskraft ist, während die besten Cylindergebläse nur 50 Proc. Nutzeffect geben. Ebenso vortheilhaft wird sich diese neue Gebläsemaschine zur Ventilation von Gruben verwenden lassen. (Aus dem „Civilingenieur,“ 1858, Bd. IV.) Ueber die neuesten Erfahrungen und Verbesserungen im Locomotivbetriebe bei der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn theilte der Director dieser Bahn, Regierungs- und Baurath Malberg, in der Versammlung des Vereins für Eisenbahnkunde, 13. October 1857, Folgendes mit: Zu den Verbesserungen gehören: a) Die Anwendung gußeiserner Roststäbe in den Feuerbüchsen der Locomotiven anstatt der bisher üblichen schmiedeeisernen Roststäbe. Bei dem starken Verbrauch dieses Artikels habe sich bei dem Gebrauch der aus Rotheisenstein auf einer Hütte bei Bunzlau hergestellten gußeisernen Roststäbe eine namhafte Ersparniß (von mehr als 50 Proc.) herausgestellt. b) Die Einführung der Steinkohlenfeuerung anstatt der Kohksfeuerung bei Locomotiven – Hr. Malberg berichtet, daß auf der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Folge vielfacher gelungener Versuche die Feuerung mit Steinkohlen gegenwärtig im vollen Gange sey. Die Feuerungseinrichtungen seyen dieselben wie bei der Kohksfeuerung; die Anwendung der Treppenroste finde nicht statt, nur sey der gewöhnliche Rost nach Hinten etwas geneigt, und die Zwischenräume etwas größer als bei der Kohksfeuerung; ob diese Veränderungen nothwendig, sey übrigens zweifelhaft. Jedenfalls sey das so sehr günstige Resultat in Betreff der Ersparung an Brennmaterial durch die sehr hohen Kohlenprämien, welche man den Locomotivführern anfangs ausgesetzt habe, erzielt worden, so wie dadurch, daß man den Führern überlassen habe, die ihnen günstig scheinenden Veränderungen der Lage und Entfernung der Roststäbe selbst vorzunehmen. Nicht jede Kohle eigne sich gleich gut; man habe mit oberschlesischen Kohlen und mit niederschlesischen Versuche angestellt. Die Kohlen aus der Königsgrube bei der Königshütte seyen sehr geeignet, jedoch nicht für den genannten Gebrauch zu erhalten; die Kohlen aus dem Jacobsschacht dagegen seyen viel weniger brauchbar, da sie bei dem Brennen zerspringen und sehr viel Cinders geben; die Kohlen aus dem Schacht Königin Louise wären auch nicht sonderlich, aber besser als die vorigen. Dagegen seyen die niederschlesischen Kohlen des Waldenburger Reviers, namentlich die aus dem Wrangelschacht, ganz vorzüglich zur Locomotivfeuerung brauchbar. Gegenwärtig würden sämmtliche Züge, sowohl Personen- als Güterzüge, zur Hälfte mit Kohks, zur Hälfte mit Steinkohlen gefeuert. Freilich lasse sich der Rauch und der dadurch herbeigeführte Schmutz und das unsaubere Aussehen der Maschine noch nicht beseitigen. Die Versuche mit Braunkohlenfeuerung haben keine günstigen Resultate gegeben, und namentlich wäre das heftige Funkensprühen bei Braunkohlenfeuerung lästig und gefährlich. c) Als dritte Verbesserung in der Oekonomie des Brennmaterials bei Locomotiven erwähnt Hr. Malberg die Einführung der Kirchweger'schen Condensation. Indem derselbe sich auf die früher mitgetheilten Erfahrungen über diese Einrichtung bezieht, hebt er hervor, daß die Vortheile der Kirchweger'schen Condensationsvorrichtung auf der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn sich vollständig bestätigt hätten. (Aus der Zeitschrift für Bauwesen.) Ein Vorschlag zur Steuerung der Luftballons; von Prof. Dr. H. Emsmann. Mit einem Vorschlage, den Luftballon zu steuern, hervorzutreten, scheint gefährlich, weil man sich der Gefahr, den Phantasten hinzugezählt zu werden, aussetzt; indessen selbst auf diese Gefahr hin halte ich meinen Vorschlag nicht zurück, weil derselbe mir nüchtern genug erscheint, um mich vor jener Gefahr zu schützen. Nach meiner Ueberzeugung ist das einzige Mittel, den auf allen Seiten von demselben Medium eingeschlossenen Luftballon in einer bestimmten Richtung vorwärts zu treiben, ja selbst gegen den Wind mit demselben anzukämpfen, in dem Reactionsprincipe gegeben. Man denke sich einen kugelförmigen Ballon mit einer halbkugelförmigen, wenigstens im Querschnitte kreisförmigen, Gondel und an den Endpunkten eines um den Mittelpunkt drehbaren, in jeder Richtung feststellbaren Durchmessers dieser letzteren unter rechten Winkeln gleichgerichtete Raketen angebracht. Die Kraft der Raketen wird die Gondel in bestimmter Richtung vorwärts treiben und den Ballon mit fortreißen. Es käme also darauf an, die Raketen durch eine Vorrichtung zu ersetzen, welche nicht mit der Gefahr verbunden ist, welche den Feuer ausströmenden Raketen nicht abgesprochen werden kann. Diesen Ersatz sehe ich in einem raketenartigen, oder überhaupt in einem mit einer Ausströmungsöffnung versehenen Behälter, welcher mit fester Kohlensäure gefüllt ist. Da die feste Kohlensäure in größerer Menge mitgenommen werden könnte, so würde der Vorrath leicht selbst für eine längere Reise ausreichend seyn, zumal die Vorrichtung nur dann in Thätigkeit zu setzen seyn würde, wenn die Luftströmung, in welcher der Ballon sich befindet, nicht nach der Gegend hinführt, welche als Ziel gesetzt ist. Jedenfalls scheint mir diese Idee mehr des Versuchs werth, als manche andere auf Ruder, Schrauben etc. sich stützende. Die Kraft, mit welcher die feste Kohlensäure in den luftförmigen Aggregatzustand übergeht, ist bedeutend; eine kleine Menge fester Kohlensäure liefert ein großes Volumen luftförmiger; zur Entwickelung der treibenden Kraft ist keine Hülfsmaschine in der Gondel erforderlich, wie es bei anderen Vorschlägen nöthig ist. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1858, Nr. 8.) Zur Geschichte der elektrischen Telegraphie. Es sind jetzt einundzwanzig Jahre verflossen, seit Steinheil in München den ersten galvanischen Telegraphen einrichtete, welcher gleich wie die jetzigen schreibt und spricht. Den Apparat hiezu beschrieb Steinheil (1838) mittelst einer im Druck erschienenen akademischen Festrede.Ueber Telegraphie, insbesondere durch galvanische Kräfte; von C. A. Steinheil. München 1838. In den Denkschriften der königl. Akademie; daraus im polytechn. Journal Bd. LXVII S. 388 und Bd. LXX S. 292. Morse hat sich in einer ihn und Steinheil gleich ehrenden Weise vor Kurzem hierüber ausgesprochen. Die zu Paris anwesenden Amerikaner gaben am 17. August 1858 zu Ehren ihres Landsmannes, des Professors Morse, ein feierliches Mittagessen, worüber die Semi-Weekly New-York Times vom 10. Sept. l. J. vollständigen Bericht erstattet. Zur Beantwortung des ersten Trinkspruches erzählt Morse in einem ausführlichen Vortrag die Geschichte der welthistorischen Erfindung der galvano-elektrischen Telegraphie. Die Vorkehrung Sömmerring's wird kurz erwähnt, und dann über Steinheil in folgender Weise gesprochen: „Das Jahr 1837 ist denkwürdig in der Geschichte der Telegraphie. In diesem Jahr haben die philosophischen und erfindungsreichen Geister in Deutschland, in Frankreich und England, beinahe zu gleicher Zeit, ohne irgend eine äußerliche Verbindung, allerlei Plane zu elektrischen Telegraphen ersonnen; aber nur ein einziger zeigte einen sprechenden Telegraphen – der Plan des hochherzigen und liebenswürdigen bayerischen Forschers, Steinheil. Es gereicht mir zur besondern Zufriedenheit bei dieser feierlichen Gelegenheit vor euch, meine Landsleute, die Anerkennung der tiefen Ehrfurcht für die hochherzigen Eigenschaften dieses Mannes auszusprechen, welche nicht immer verbunden sind mit solcher großartigen geistigen Begabung. Steinheil's Hochherzigkeit verdanke ich viel meines europäischen Ruhmes. Nur eine edle Natur, frei von aller Selbstsucht, welche dem tiefsinnigsten Plan zur elektrischen Telegraphie so nahe steht, konnte Folgendes einem Correspondenten in Amerika schreiben: „„Daß ich für die Annahme des Morse'schen Systems in ganz Europa und für die Verbreitung seines wohlerworbenen Ruhmes mit solchem Erfolg wirken konnte, dieß ist für mich die Quelle außerordentlicher Freude.““ Wir sind im Stand aus der besten und kundigsten Quelle über die Verdienste Steinheil's um die Telegraphie Folgendes ergänzend hinzuzufügen. Steinheil, sagt unser Gewährsmann, hat für die Durchführung der galvanischen Telegraphie weit mehr geleistet, als durch Herstellung des Apparats. Es ist im Erfolg ziemlich gleichgültig, welche Apparate man anwendet. Solche, die sichtbare Zeichen geben – Nadeltelegraphen, wie die von Wheatstone, oder solche, welche, gleichwie der Steinheil'sche und Morse'sche, die Zeichen niederschreiben und, durch den Laut des Apparats bei seinem Gange, gewissermaßen sprechen, so daß sie, wie der redende Mensch, durch das Gehör verstanden werden. Man kann nur sagen, daß die letztern Apparate zweckmäßiger sind. Nicht mehr. Viel wichtiger ist die Herstellung der Leitung, welche erforderlich, um auf große Entfernungen mittelst galvanischer Ströme Zeichen geben zu können. Diese hat Steinheil zur einfachsten Form gebracht. Auf diesen wichtigsten aller Beiträge zur Durchführung der galvanischen Telegraphen ist, so viel wir wissen, nirgendwo aufmerksam gemacht.Dieß ist ein Irrthum. Dr. H. Schellen sagt in seinem Werke über den elektro-magnetischen Telegraphen, Braunschweig 1850, S. 86: „Die Entdeckung Steinheil's, die Erde als Leitung für den galvanischen Strom anzuwenden, gehört zu den glänzendsten Erfindungen in dem Gebiete der elektrischen Telegraphie und ist als ein Fortschritt zu bezeichnen, welcher zur Anlegung großer elektrischer Telegraphenlinien am meisten beigetragen hat.“ Moigno bemerkt in seinem Traité de Télégraphie électrique, Paris 1849, p. 28: Le fait reconnu par M. Steinheil de la suffisance d'un conducteur unique pour conduire et ramener le courant avec l'aide de la terre mise en communication avec les deux extrémités du fil, est une très grande découverte, qui restera, et dont dépend en grande partie l'avenir de la télégraphie électrique.“ A. d. Red. Der erste galvanische Telegraph von Sömmerring bedurfte von einer Station zur andern 35 Drahtleitungen. Wheatstone und Cooke brachten die Zahl auf 5. Ampère hatte sogar 60 Leitungen nothwendig. Gauß und Weber in Göttingen haben am Ende die Leitung auf 2 Drähte reducirt. Dieß schien die möglichst einfache Form, da der galvanische Strom nur in einer in sich zurückkehrenden Leitungsschleife wirkt. Steinheil ist es aber gelungen, auch von dieser so sehr vereinfachten Leitung die eine Hälfte entbehrlich zu machen, indem er zeigte, daß der Boden als eine Hälfte der Kette benutzt werden kann. Zugleich lehrte Steinheil, und zwar, wie gesagt, bereits 1837, daß der Widerstand im Boden verschwindend klein ist gegen den in der Drahtleitung; hiemit brachte er die Leitungskette auf die Hälfte des Widerstandes und auf die halbe Länge des Metallleiters. Diese Verbesserung ist in technischer Beziehung von ungemein größerer Wichtigkeit, als die Art der Zeichen. Dadurch werden die Kosten der Herstellung der Leitungen vermindert und ihre Sicherheit vermehrt. Die Wichtigkeit der Vereinfachung der Leitung ist durch den thatsächlichen Erfolg bewiesen Erst seitdem eine einzige Leitung zum Telegraphiren genügt, sind größere galvanische Telegraphen hergestellt worden. Diese Entdeckung verdankt man Steinheil. Sollte auch die Gegenwart seine Verdienste übersehen oder nicht gehörig würdigen, so mag sich der tüchtige Mann damit begnügen, daß sie als historische Thatsachen feststehen, und zweifelsohne noch zur vollen Geltung kommen werden. (Allgemeine Zeitung vom 10. October 1858.) Ueber die gelben Glasscheiben für photographische Laboratorien; von Ponting. Ein englischer Photograph, Hr. Ponting aus Bristol, theilt in einem an das Journal der photographischen Gesellschaft zu London gerichteten Briefe folgende Thatsache mit. Mein Laboratorium, sagt er, welches schon vor fünf Jahren hergestellt wurde, ist mit orangegelben Fensterscheiben versehen, welche mit Silberoxyd gefärbt sind, und die ich unter einer großen Anzahl Proben auf die Weise ausgewählt hatte, daß ich unter der zu untersuchenden Glassorte ein Stück empfindlich gemachtes Papier mehrere Stunden lang dem Lichte exponirte, wodurch ich mich also überzeugen konnte, ob durch das betreffende Glas Licht hindurchgegangen sey. Ich habe seither keine Veränderung in der ursprünglichen Eigenschaft dieser Gläser wahrzunehmen Gelegenheit gehabt; während der letzten Woche jedoch bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß dieselben das Vermögen verloren, den Durchgang der chemisch-wirksamen Lichtstrahlen aufzuhalten, und daß die Verschleierung, welche ich bei den in diesem Laboratorium entwickelten Bildern wahrnahm, dadurch verursacht wurde. Ich ließ die früheren Fensterscheiben herausnehmen und durch andere ersetzen, und erhalte seitdem wieder ganz reine negative Lichtbilder. Die Farbe der Gläser scheint sich nicht verändert zu haben, denn mit den neuen verglichen, habe ich keinen Unterschied finden können. Aus dieser Beobachtung scheint hervorzugehen, daß die Eigenschaft, die chemischen Lichtstrahlen aufzuhalten, nicht einzig und allein durch die Farbe bedingt wird, und daß diese Eigenschaft durch eine längere Einwirkung des Lichtes geschwächt und zerstört werden kann. (Horn's photographisches Journal, 1858, Nr. 7.) Verfahren zum Verkupfern, Verzinken, Verzinnen und Bronziren der Metalle auf galvanischem Wege; von Hrn. Gourlier. Verkupfern. – Hierzu bereitet man folgendes Bad: destillirtes Wasser 1000  gelbes Blutlaugensalz 40  unterschwefligsaures Kupferoxydul     20  kohlensaures Kali 20. Messingüberzug. – Man setzt der vorhergehenden Auflösung zu: Zinkvitriol                                              25 und filtrirt, nachdem er aufgelöst ist. Argentan oder Neusilber. – Man stellt Kupfer-, Zink- und Nickelchlorür in dem Verhältniß dar, worin diese drei Metalle das Argentan bilden. Diese drei Salze löst man in einer concentrirten Lösung von Cyankalium auf; dann setzt man per Liter erhaltener Flüssigkeit 5 Gramme flüssiges Ammoniak zu, und filtrirt. Bronziren des Schmiede- und Gußeisens. – Das Bad besteht aus: destillirtem Wasser 1000  gelbem Blutlaugensalz 58  Kupferchlorür 15  Zinnchlorür (Zinnsalz) 40  unterschwefligsauren Natron                40. Die vorstehenden Bäder gibt man in gußeiserne Kessel, welche man über gelindem Feuer erwärmt. Das Metall, welches mit dem Niederschlag von Kupfer, Bronze etc. überzogen werden soll, wird mit dem negativen Pol (Zinkpol) der galvanischen Batterie in Verbindung gebracht und in das Bad getaucht. Die mit dem Niederschlag zu überziehenden Metalle müssen vorher gut abgebeizt oder polirt worden seyn. (Brevets d'invention, t. XXVII. – In Frankreich erloschenes Patent.) Ueber einen neuen Zahnkitt; von G. Feichtinger in München. Seit einiger Zeit beziehen hiesige Zahnärzte aus Paris einen Zahnkitt, der erhärtet eine blendend weiße Farbe besitzt und eine sehr bedeutende Härte erlangt. Man bezieht denselben nicht als eine fertig gebildete Masse, die nur in den Zahn gebracht werden darf, sondern die Zahnkittmasse wird unmittelbar vor der Anwendung erst gemischt; zu diesem Zweck besteht dieselbe aus einem weißen zarten Pulver und aus einer klaren Flüssigkeit, welche durch Mischen in Form eines Teiges gebracht, den Zahnkitt bilden. Dieser weiße Zahnkitt hat vor den andern bisher angewendeten Gemischen bedeutende Vortheile voraus, indem mit diesem selbst Vorderzähne ausgebessert werden können, ohne daß es ins Auge fällt, was bisher nicht der Fall war, weil die bisher angewendeten Zahnkitte immer mehr oder weniger eine dunklere Farbe, als die der reinen Zahnmasse besaßen. Nach näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß diese Zahnkittmasse nichts anderes, als die von Sorel entdeckte und bekannt gemachte Zinkoxychloridmasse ist (polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 122). Als das beste Mischungsverhältniß der zu diesem Zahnkitt nöthigen Bestandtheile habe ich folgendes gefunden: 1) 1 Gewichtstheil feines Glaspulver, 3 Gewichtstheile Zinkoxyd. Das Glaspulver muß sich in höchst fein zertheiltem Zustande befinden, was am besten durch Schlämmen erreicht werden kann. Das Zinkoxyd muß frei von Kohlensäure seyn und wird am besten vor der Mischung nochmals ausgeglüht; dasselbe muß sich ebenfalls im Zustande eines zarien Pulvers befinden, und beide, das Glaspulver und Zinkoxyd, müssen sehr innig gemischt werden. Der Zusatz von Glaspulver ist unbedingt nothwendig, weil mit Zinkoxyd allein die nothwendige Härte nicht erreicht werden kann. 2) 50 Gewichtstheile Chlorzinklösung, 1 Gewichtstheil Borax. Die Chlorzinklösung muß sehr concentrirt seyn, von 1,₅ bis 1,₆ spec. Gewicht, sonst geht die Erhärtung nur sehr langsam vor sich und die Masse erlangt auch keine bedeutende Härte. Am besten macht man sich die Flüssigkeit, indem man 1 Gewichtstheil Borax in so wenig als möglich heißem Wasser löst und diese Lösung zu den 50 Gewichtstheilen concentrirter Chlorzinklösung gibt. Es entsteht anfangs eine Trübung beim Zugießen der Boraxlösung von borsaurem Zinkoxyd, die aber beim Umschütteln der ganzen Flüssigkeit gleich wieder verschwindet; es scheint daß das borsaure Zinkoxyd in überschüssiger Chlorzinklösung löslich ist. Bei der Anwendung als Zahnkitt mischt man das Pulver mit der nöthigen Menge Chlorzinklösung zu einem gleichförmigen Teige an und verbraucht die Masse gleich, denn sie wird nach einigen Minuten schon so hart, daß sie sich nicht mehr gleichmäßig verarbeiten läßt. Beim Mischen erwärmt sich die Masse ein wenig; es scheint daß sich basisches Zinkchlorid bildet. Nach einem Tage ist die Masse schon so hart, daß man Gewalt anwenden muß, um sie zu zerbröckeln. Sie erlangt eine Härte, mindestens wie Marmor. Ich habe die Masse einige Minuten ins Wasser gelegt, sie zerfiel auch nach langer Zeit nicht, im Gegentheil, sie zeigte auch im Wasser dieselbe Härte wie außer dem Wasser. Werden die betreffenden Bestandtheile in reinem Zustande gemischt, so besitzt die Masse ein blendend weißes Aussehen, das aber bei Zähnen nie gefunden wird, welche immer mehr oder weniger einen gelblichen Ton haben. Es ist daher nöthig dem Zahnkitt einen färbenden Körper zuzusetzen, und dieß geschieht am besten, wenn man dem Gemisch aus Zinkoxyd und Glaspulver etwas Ocker beimischt, wodurch denn nach der Menge des beigemengten Ockers der hellere oder dunklere Ton erzielt werden kann. Die hier beschriebene Masse aus Zinkoxyd und Chlorzink kann aber nicht nur allein mit Vortheil als Zahnkitt angewendet werden, sondern sie besitzt auch noch andere werthvolle Eigenschaften, auf welche schon der Entdecker Sorel aufmerksam gemacht hat. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1858. S. 325.) Pasta, um den Glanz des lackirten Leders zu unterhalten; von Hrn. Bredis in Paris. Diese Pasta wird mit reinem weißen Wachs gemacht, welches man im Wasserbad schmilzt. Man setzt Baumöl zu, und wenn die Mischung eine innige ist, setzt man Schweineschmalz zu, indem man über einem schwachen Feuer gut umrührt. In dieses Gemisch gießt man Terpenthinöl und nachher Lavendelöl. Die so erhaltene Pasta füllt man in Büchsen, worin sie beim Erkalten consistent wird. Um sich derselben zu bedienen, streicht man ein wenig davon auf die Schuhe oder Stiefeln, und reibt mit einem Leinenlappen, was hinreicht um ihnen den verlorenen Glanz wieder zu ertheilen und ihnen eine solche Weichheit zu verleihen, daß das Leder keine Risse bekommt. (Armengaud's Génie industriel, August 1858, S. 79.) Einfluß der Schlagzeit auf die Dauerhaftigkeit der Hölzer. Die „landwirthschaftliche Zeitung für Westphalen und Lippe“ theilt die Resultate von Versuchen mit, welche angestellt wurden, um den Grad der Tüchtigkeit zu ermitteln, welche das Holz bei seiner Verwendung zu Gebäuden und Geräthen nach der verschiedenen Hauzeit des Stammes zeigt. Vier Fichtenstämme von gleichem Alter, die auf gleichem Boden in gleicher Lage neben einander gewachsen waren und die Kennzeichen gleicher Gesundheit an sich trugen, wurden resp. Ende December, Ende Januar, Ende Februar und Ende März gefällt. Alle wurden in Balkenstücke zu 30 Fuß lang, 6 Zoll breit und 5 Zoll dick sorgfältig behauen, und zwar so, daß der Kern in der Mitte blieb. Nachdem die Balken möglichst ausgetrocknet waren, wurden sie auf Gerüste gelegt und durch Beschwerung mit Gewichten in ihrer Mitte auf ihre Tragfähigkeit probirt. Bei dem Balken, wozu das Holz im Januar geschlagen, war die Tragbarkeit 12 Proc., bei dem im Februar gehauenen 20 Proc., bei dem im März gefällten 38 Proc. geringer, als bei dem im December geschlagenen. Aus gleichalterigen und gleich starken Fichtenstangen, die zum Theil Ende December, zum Theil Ende März gehauen worden, wurden Baumpflöcke von 4 Zoll Durchmesser gefertigt und nach gutem Austrocknen 3 Fuß tief an einem Platze in die Erde geschlagen. Die im Safte gehauenen brachen nach 3 bis 4 Jahren bei der geringsten Bewegung ab, die außer dem Safte geschlagenen standen nach 16 Jahren noch fest. Von zwei gleichen Fichten, deren eine Ende December, die andere Ende Februar geschlagen, wurden Blöcke in feuchte Erde eingegraben; der Block von der letzteren war nach 8 Jahren verfault, der der ersteren zeigte nach 16 Jahren noch immer festes Holz. Mit Holz von denselben Stämmen wurden zugleich zwei Pferdestände gedielt, die Dielung von dem im December geschlagenen Holze dauerte 6 Jahre, die andere mußte schon im zweiten Jahre erneuert werden. Zwei Wagenräder wurden mit Felgen von Buchenholz bekränzt. Das eine, zu dem im Februar geschlagenes Holz genommen, wurde im zweiten Jahre unbrauchbar, das andere, zu welchem im December gefälltes verwendet worden, dauerte bei starkem Gebrauch 6 Jahre lang. Um zu untersuchen, welchen Einfluß die Schlagzeit des Holzes auf dessen Dichtigkeit und Porosität äußere, ließ man von 4 Eichen gleicher Beschaffenheit, welche resp. Ende December, Januar, Februar, März gefällt waren, in gleicher Bodenhöhe von jeder eine 4 Zoll dicke Scheibe abschneiden, auf diese einen 6 Zoll hohen und gleich weiten blechernen Kranz aufkitten, so daß die Scheibe den Boden eines offenen Gefäßes bildete, worin 2 Maß reines Wasser gegossen wurden. Der Boden vom Holz, dessen Stamm im December gehauen, ließ kein Wasser durch; auf der untern Fläche des Bodens von dem Januarholz bildeten sich schon nach 48 Stunden einzelne Tropfen, das Februarholz hielt die Wassermasse nicht über 48 Stunden und das Märzholz ließ das Wasser in 2 1/2 Stunden durch. – Zu gleichem Zwecke wurde von zwei gleichbeschaffenen, neben einander gewachsenen Eichen, deren eine Ende December, die andere Ende Januar gefällt worden, ein gleiches Stück zu Faßdauben aufgehauen. Die daraus sorgfältig und gleich stark gefertigten zweiohmigen Fässer wurden nach vorgängiger Anbrühung und Reinigung mit jungem Wein gefüllt. Im Verlauf von Jahr und Tag schwanden im Faß, wozu das Holz im December gehauen, 1 1/2 Maaß, in dem andern aber 8 Maaß. (Hamb. Garten- und Blumenzeitung.) Anwendung des Rauches, um das Erfrieren der Weinstöcke zu verhindern; von Hrn. Mabille. Am 12. Mai 1855 reiste ich bei windstiller und trockener Witterung gegen Abend auf der Landstraße von Bar-le-Duc (im Departement der Meuse) nach Paris, wobei ich die Kälte im ganzen Körper fühlte; man konnte für den folgenden Tag die Katastrophe voraussehen, welche die Hoffnungen des Winzers vernichtete. Auf einem langen Erdstrich am Fuße der Weinstöcke hatte man mehrere Rasenhaufen angezündet, weil man den wilden Boden abschwenden wollte; diese Verbrennung erzeugte einen dicken Rauch, welcher den Weinrebenabhang von unten bis oben einhüllte. Wie ich mich später überzeugte, machte man auf diesem Landstrich eine gute Weinlese, während die benachbarten Weinstöcke nur wenige oder gar keine Trauben gaben. Diese Thatsache veranlaßt mich, folgenden Vorschlag zu machen: bekanntlich muß der Winzer alljährlich eine Masse von Gräsern, Moos, Strauchwerk, Wurzeln und Blättern aus seinen Weinbergen entfernen; dieser Abfall füllt die Gräben aus und versperrt die Fußwege. Wenn man diese Pflanzenabfälle gehörig in Haufen anordnen würde (nordöstlich bezüglich der Gegend gerichtet), so könnten sie derart gruppirt werden, daß man leicht jeden Abend, wo der Frost für die Nacht zu befürchten ist, eine Reihe derselben anzünden kann, so daß ihre Verbrennung langsam mit dickem Rauche erfolgt. Zu diesem Zweck müßte man die Haufen auf bestimmten Linien und miteinander abwechselnd anbringen. Damit sie sicher langsam verbrennen, braucht man nur in ihre Mitte einige Hobelspäne und ein wenig trockenes Rebholz zu legen, endlich das Ganze mit Rasen oder Erde zu bedecken. Auf ein gegebenes Signal könnte dann leicht eine ganze Gegend von Weinbergen oder Fruchtbäumen angeräuchert werden; wenige Personen würden hinreichen, um die Haufen anzuzünden und die Operation zu überwachen. Für unsere Weinberge ist nur vom 25. April bis zum 15. Mai der Einfluß der Spätfröste zu befürchten, daher sich deren Ueberwachung auf 20 Tage beschränken würde, und selten sind es während dieser Zeit mehr als zwei oder drei Nächte, wo das Mittel angewendet werden müßte, um die Lese zu sichern. (Comptes rendus, Juli 1858, Nr. 2.) Der Verfasser wurde zur Veröffentlichung vorstehender Notiz offenbar durch die Abhandlung von Boussingault veranlaßt, welche wir im polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 69 mitgetheilt haben. Die Redact.