Titel: | Miscellen. |
Autor: | Kl. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 376 |
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Miscellen.
Miscellen.
Flaschenkork mit Drehventil.
Textabbildung Bd. 228, S. 376Der von Heinr. Jarck in Flensburg patentirte
Flaschenkork (D. R. P. Nr. 374 vom 7. Juli 1877) kann durch einfaches Drehen der
oben angebrachten Oese geschlossen und geöffnet werden, wobei derselbe auf der
Flasche sitzen bleibt. Die Abbildung stellt den Flaschenkork im geöffneten Zustande
dar.
Neuer Schornstein-Aufsatz.
Textabbildung Bd. 228, S. 376Nach Mittheilungen von Vogdt in der Deutschen Bauzeitung, 1878 S. 164 wird der von Hanel angegebene Luftsauger aus einem Systeme von
abgestumpften Kegelmänteln gebildet, welche derart über einander geordnet sind, daſs
die Luft genügende Zwischenräume zum Durchströmen findet, ohne daſs der Wind in
horizontaler Richtung in das Rohr eintreten kann, weil die Kegelmäntel so gestellt
sind, daſs die Verlängerung aller nach der Oeffnung des Kopfes gerichtet ist. Jeder
Windstoſs wird im Kopfe eine gegen die obere Oeffnung gerichtete Bewegung annehmen
müssen. Gegen schädliches Eindringen des Windes ist diese Oeffnung durch Rand und
Deckel geschützt und, um die nachtheilige Einwirkung der Sonnenstrahlen auf die
Schornsteinmündung aufzuheben, hat auſserdem der Deckel einen kegelförmigen Hut
erhalten, der einen thermisch isolirenden Luftkörper einschlieſst.
Mittlere Temperatur der Sonnenoberfläche.
Die mittlere Temperatur der Schicht der Sonnenoberfläche, die noch zur Strahlung
beiträgt, ist von J. Violle (Beiblatt zu Poggendorff's Annalen, 1878 S. 143) zu 2500° bestimmt worden.
Daſs aber die Sonnenoberfläche an einzelnen Stellen eine viel höhere Temperatur
besitzen muſs, beweist eine Beobachtung Berthelot's,
nach der mittels einer den Sonnenstrahlen ausgesetzten starken Linse Kohle über die
Weiſsglut hinaus zum Rosaglühen erhitzt, also schon in dem Brennpunkt der Linse eine
Temperatur von etwa 2500° erzeugt werden kann.
Zur Kenntniſs der Vulcane.
Einem Bericht über die letzte Eruption des 5943m
hohen Riesenvulcans Cotopaxi in Ecuador am 26. Juni
1877 von Th. Wolf (Neues
Jahrbuch für Mineralogie, 1878 S. 113) entnehmen wir die Mittheilung, daſs
die Wasser- und Schlammmassen, welche bei den Eruptionen die Umgegend verwüsten,
nicht aus dem Vulcan stammen, wie bisher angenommen wurde, sondern durch Abschmelzen
der gewaltigen, am Berge lagernden Schneemassen entstehen. Die Spitze des Berges
zeigte zahlreiche, bis 150° warme Fumarolen von Chlorwasserstoffgas. Hierdurch
scheinen sich die Beobachtungen Deville's am Vesuv und
die Theorie Bunsen's zu bestätigen, nach welchen ein
und derselbe Vulcan verschiedene Gase liefert, Je nach dem Thätigkeitszustand, in
dem er sich befindet: Chlor bezeichnet das intensivste Stadium der
Ausbruchsthätigkeit, schweflige Gase einen abgeschwächten Zustand und Kohlensäure
das Absterben der vulcanischen Thätigkeit.
Ueber die Wärmeleitungsfähigkeit der Gesteine und
Hölzer.
Einer längeren Abhandlung über die Wärmeleitungsfähigkeit schlechtleitender Körper
von E. Leſs (Annalen der Physik
und Chemie, 1878 Ergänzungsband 8 S. 517) entnehmen wir folgende Werthe,
das Wärmeleitungsvermögen des Marmors aus den Pyrenäen = 1000 gesetzt.
Spec.Gew.
Wärme-leitungs-vermögen
Marmor aus den Pyrenäen
2,616
1000
Sächsischer albithaltiger Granit
2,629
804
Carrarischer Marmor
2,668
769
Marmor aus Italien
2,682
763
Basalt von Oberstein an der Nahe
2,712
726
Seeberger feinkörniger Sandstein
2,130
721
Granit vom Thüringer Wald
2,545
713
Sandstein der Kreideformation Strehlen
2,324
701
Rother Gneiſs von Tharandt
2,540
696
Nephelinbasalt von Mitterteich
2,853
690
Serpentin aus dem sächsischen Erzgebirge
2,418
676
Tafelsschiefer von Carlsbaden
2,731
537
Sandstein von Postelwitz
1,997
487
Thonschiefer aus dem Schwarzathal
2,685
469
Gemeiner Thon
2,003
275
Ahornholz, parallel der Faser
0,634
192
Eichenholz, „ „ „
0,621
161
Buchsbaumholz, „ „ „
0,790
135
Eichenholz, senkrecht zur Faser, parallel den
Jahresringen
0,568
86
Ahornholz, „ „ „
„ „ „
0,607
85
Eichenholz, „ „ „ und zu den
Jahresringen
0,571
75.
Bullough und Smalley's elektrische Ausrückvorrichtungen für
Spinnmaschinen.
Die Wirkungsweise der elektrischen Ausrücker läſst sich am leichtesten bei der
Strecke verfolgen, bei welcher vier Zustände eintreten können, deren jeder zum
Anhalten der Maschine führt, nämlich: 1) es reiſst das Band an der Einführungsseite
zwischen Topf und Streckwalzen, oder es ist der Topf geleert worden; 2) es bleibt
das Band an den Streckwalzen hängen, umwickelt sie, oder häuft sich zwischen ihnen
an; 3) es reiſsen die Streckbänder in den Trichtern zwischen den Streckwalzen und
den Abführwalzen, oder 4) es sind die Preſstöpfe gefüllt.
Die den Streckcylindern zugeführten Bänder laufen durch in den Schlieſungskreis eines
elektrischen Stromes aufgenommene Walzen, deren untere geriffelt und im
Maschinengestell in gewöhnlicher Weise gelagert ist, deren obere kürzere aber (für
jedes Band ist eine solche Walze aufgelegt) in einer Platte liegen, welche die
Ausrückplatte heiſst und welche durch zwischengelegte Holzstücke gegen das übrige
Maschinengestell isolirt ist. Den elektrischen Strom liefert eine Wilde'sche, elektromagnetische Maschine. Der eine
Poldraht derselben steht mit dem Gestell der Strecke in Verbindung, der andere mit
der Ausrückplatte. In die Leitung ist ein kleiner Elektromagnet eingeschaltet,
dessen Anker, wenn er durch den geschlossenen Strom angezogen wird, auf einen
einfachen Apparat in der Weise wirkt, daſs sich der Antriebriemen auf die Losscheibe
legt. Sind die oberen Walzen auſser Contact mit den unteren, so ist der Strom
unterbrochen und der Riemen bleibt auf der Festscheibe; reiſst hingegen das
Streckband, fällt die obere Walze nieder und legt sie sich auf die geriffelte
untere, so wird der Strom geschlossen, es wirkt der Elektromagnet und die Maschine
bleibt stehen.
Haben sich um die Streckwalzen Bänder gewickelt, so rückt die Vorrichtung
folgendermassen aus: Beide Streckcylinder, der obere und der untere, stehen durch das
Maschinengestell mit dem einen Poldrahte in leitender Verbindung und sind wie
gewöhnlich in geringer Entfernung von ihren Reinigern angebracht; letztere sind mit
der isolirten Ausrückplatte verbunden und durch diese mit dem anderen Poldraht der
elektromagnetischen Maschine. Während des Streckens werden die Streckwalzen durch
die Bänder in richtiger Entfernung gehalten; wickeln sich hingegen letztere um eine
solche Walze, so hebt sich die obere, berührt den Reiniger, es schlieſst sich der
Strom und die Maschine wird ausgerückt.
Die Abzugs walzen sind in ganz der nämlichen Weise gegen einander isolirt und eine
jede mit einem der Poldrähte elektrisch verbunden. Bricht das Band im Trichter, so
werden die Walzen nicht aus einander gehalten, sie berühren sich, der Strom
schlieſst sich und die Arbeit der Maschine ist so lange unterbrochen, als das Band
nicht wieder zusammengefügt ist.
Für den vierten Fall, daſs sich die Töpfe gefüllt haben, findet Ausrückung dadurch
statt, daſs der Strom zufolge Hebung der Preſsplatte geschlossen wird.
Bei Vorspinnmaschinen wirkt der Apparat beim Reiſsen eines Bandes, ehe es die
Streckcylinder erreicht, ferner, wenn eine Spule gefüllt ist. Es sind auch hier
gegen einander isolirte Walzen vorhanden, welche in beiden Fällen zur Berührung
kommen und hierdurch den Strom schlieſsen. Bei Krempeln wird, wenn das Vlieſs reiſst
oder der Topf sich gefüllt hat, eine Klingel in Bewegung gesetzt und der Arbeiter
aufmerksem gemacht, das Vlieſs zusammenzufügen oder den Topf auszuwechseln. (Nach
dem Textile Manufacturer, 1877 S. 374.)
Daniell'sches Element als Normaleinheit für die
elektromotorische Kraft; von Oliver J. Lodge.
In ein mit verdünnter Zinkvitriollösung gefülltes Pulverglas ist durch den Stöpsel
hindurchgehend eine unten offene Glasröhre eingesenkt, in der sich ein Zinkstreifen
befindet. An dieselbe ist eine weite, unten geschlossene Glasröhre gebunden, deren
obere Oeffnung unterhalb der Oberfläche der Zinklösung liegt, und die einige
Krystalle Kupfervitriol enthält. Ein bis zu denselben hineingesenkter, unten
umgebogener, oberhalb durch eine isolirende Schicht geschützter Kupferdraht ragt
durch den Kork aus dem Pulverglase hervor. Wird das Element nicht gebraucht, so
werden die Röhren gehoben, bis der obere Rand der zweiten sich über der Zinklösung
befindet.
Auch kann die erste unten offene Glasröhre unten zu einer kleinen Spitze ausgezogen
und das geschlossene Glas mit seinem oberen Rand bis über die Zinklösung gehoben und
fast mit concentrirter Lösung und einigen Krystallen von Kupfervitriol gefüllt
werden. Die Feuchtigkeit an den Wänden des letzteren vermittelt dann die Leitung.
(Nach dem Philosophical Magazine, 1878 Bd. 5 S. 1 durch
Beiblätter zu Poggendorff's Annalen, 1878 S.
161.)
Anwendung von gepulvertem Zink in der analytischen Chemie; von
Dr. T. M. Brown.
Zink ist bekanntlich bei 210° sehr spröde, läſst sich in einem Mörser zu Pulver
stoſsen und durch Absieben auf ein gleichförmiges Korn bringen. Ich wende gewöhnlich
Siebe von 7,10 und 13 Maschen auf 1qc an und
beutle schlieſslich das Pulver durch feine Leinwand. Die analytische Anwendung, die
ich bisher von diesem Zinkpulver gemacht habe, war zunächst die Reduction des Eisens
direct in seinen Erzen, durch Erhitzen mit demselben, und die Reduction des
Eisenoxydes in Lösungen zu Oxydul.
Im ersteren Falle vermengt man 0g,03 gepulvertes
Erz mit dem 10fachen Gewichte möglichst feinem Zinkpulver, bringt das Gemenge in
einen Porzellantiegel und bedeckt es mit der gleichen Gewichtsmenge Zinkpulver. Der
unbedeckt bleibende Tiegel wird über einem Bunsen'schen
Brenner während zehn Minuten einer dunkeln Rothglut ausgesetzt. Nach dem Abkühlen
bringt man den Tiegel
mit seinem Inhalte in einen Kolben, übergieſst ihn mit heiſser verdünnter
Schwefelsäure und erhitzt rasch zum Kochen. Das Zink und das reducirte Eisen lösen
sich in wenigen Minuten auf, worauf man den Kolben fest verkorkt und abkühlen läſst,
und dann das Eisen direct mit Chamäleon titrirt. Enthält das Erz organische
Substanzen, so muſs es vor dem Zusatz des Zinkpulvers geröstet werden, weil sonst
die Lösung für das Titriren zu dunkel wird. Dies trat allerdings auch öfter ein,
selbst wenn das Erz keine organischen Substanzen enthielt, und es ergab sich aus
wiederholten Versuchen, daſs dies der Zersetzung der Kohlensäure in den
Verbrennungsgasen zugeschrieben werden muſste. Diesem Uebelstande wurde dadurch
begegnet, daſs man eine dicke Lage Zink aufbrachte oder auch gepulverten Borax, der
eine Schmelzdecke bildet und das darunter befindliche Gemenge vor der Einwirkung der
Verbrennungsgase schützt.
Ganz besonders vortheilhaft ist die Anwendung von etwas gröber gepulvertem Zink zur
Reduction des Eisens in seinen Lösungen. Gekörntes Zink sowie Zinkblech machen es
bekanntlich oft schwierig, eine vollständige Reduction und Lösung zu erhalten,
während der fein vertheilte Zinkstaub beides in kurzer Zeit erreichen läſst. Man
nimmt gewöhnlich für jede Lösung 0g,3 Zinkpulver.
Es darf nur ein geringer Ueberschuſs von Schwefelsäure vorhanden sein, so daſs nach
1 oder 2 Stunden blos die Hälfte des Zinkes aufgelöst ist. Man gibt darauf
Schwefelsäure zu, kocht rasch und verfährt dann weiter wie oben. (Nach dem Iron, 1878 S. 361.)
Entwicklung des Leopoldshaller Salzbergbaues.
Nach einer Mittheilung von H. Borchardt (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1878 S. 113) zeigt
folgende Tabelle die Entwicklung des Leopoldshaller Salzbergbaues von seinem
Entstehen i. J. 1858 an bis zum Schluſs des Jahres 1877. Es wurden abgebaut:
Jahr
Kalisalzlager
Steinsalzlager
cbm
cbm
Vor
1862
–
3797,3
1862
453,4
2227,2
1863
12877,0
490,5
1864
45833,0
1383,1
1865
32942,7
1510,0
1866
61771,7
372,8
1867
53487,0
768,1
1868
67471,0
2327,0
1869
69532,8
5540,5
1870
98327,6
3708,0
1871
137275,0
1139,8
1872
199400,5
2541,0
1873
207732,0
14909,5
1874
151948,4
12357,9
1875
237826,2
8613,6
1876
243080,5
13429,6
1877
329325,3
8661,3
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
1959284,1
83777,2.
Beide Lager lieferten demnach 2043061cbm oder
3590347t. Rechnet man hiervon die noch in der
Grube lagernden Vorräthe und Abfälle, so ergibt sich in den unterirdischen Bauen von
Leopoldshall ein Hohlraum entsprechend einem Würfel von rund 121m Kantenlänge. Bezüglich der Ventilation desselben
muſs auf unsere Quelle verwiesen werden.
Zusammensetzung des Uranoxydnatrons.
Nach E. Priwoznih und L.
Schneider (Berg- und hüttenmännisches
Jahrbuch, 1878 S. 208) hatte Uranoxydnatron aus Joachimsthal, bei 100°
getrocknet, (I orange, II hochorange) folgende Zusammensetzung:
I
II
Uranoxyd (U2O3)
83,19
84,72
Eisenoxyd
0,09
–
Kalk
1,16
0,66
Magnesia
0,30
0,55
Kali
0,12
0,65
Natron
8,50
8,71
Schwefelsäure
0,22
0,14
Kohlensäure
2,91
0,96
Arsensäure
0,23
0,06
Vanadinsäure
Spur
–
Kieselsäure
0,07
1,86
Wasser
2,88
1,01
––––––––––––––
99,67
99,32.
Ueber die Borsäure- und Salmiakgewinnung auf der Insel
Vulcano.
Nach A. Cossa (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 347) beträgt die jährliche
Ausbeute an Borsäure hier nur 4000k. Es erscheint
Cossa zweifelhaft, daſs die Borsäure auf Vulcano,
wie Dana angibt, durch Dr. Holland entdeckt worden sei. Die erste sichere Nachricht befindet sich in
einem am 31. Juli 1819 von Messina aus an Arago
gerichteten Brief, worin Lucas anzeigt, daſs er, in
Gemeinschaft mit dem Apotheker Goacchino Arrosto aus
Messina, Borsäure in den Salzkrusten entdeckt habe, welche die Innenwände des
Kraters von Vulcano bekleiden. Dieselbe ist 1822 zuerst von Stromeyer analysirt worden und fand sich nur durch eine Spur Schwefel
verunreinigt. Es war ferner die Borsäure von Vulcano, worin R. Warington Stickstoffbor auffand (Chemical
Gazette, 1854 S. 417) und die Aufmerksamkeit der Chemiker auf die Hypothese
lenkte, daſs etwa das gleichzeitige Auftreten von Borsäure und Ammoniaksalzen aus
der Zersetzung von Stickstoffbor durch Wasserdampf hergeleitet werden könnte.
Die Gewinnung des Kautschuks am Amazonen-Strom.
Neuerdings hat sich die Aufmerksamkeit der indischen Regierung auf die Kautschuk
liefernden Bäume Amerikas gerichtet, und sie hat Beamte ausgesendet, die nicht nur
die Lebensbedingungen dieser Bäume, die Gewinnung und Behandlung ihres Productes
studiren, sondern auch junge Pflanzen derselben gewinnen und nach Indien überführen
sollen.
Robert Croſs berichtet im Geographical Magazine ausführlich über seine Reise nach Para zum Studium
der Hevea elastica, welche den Para-Kautschuk liefert.
Hiernach kam dieser Baum ebenso auf tiefem feuchtem Grande vor, welcher von der
Ueberschwemmung nicht erreicht wurde, als an den Rändern der Gapos. Die
Ausdünstungen des feuchten Bodens, die durch den Waldwuchs von 25 bis 30m Höhe niedergehalten wurden, machten sich sehr
fühlbar und brachten Fieberanfälle nach sich. Auch die Kautschuksammler sollen
während der Arbeitszeit häufig vom Fieber ergriffen werden. Die Methode des
Abzapfens beobachtete Croſs am Ufer des Rio Guama,
eines Flusses, der wohl dreimal so breit als die Themse bei London, doch auf keiner
Karte ersichtlich ist. Hier waren hunderte Von Kautschuksammlern beschäftigt; jeder
hatte sein besonderes Gebiet. Beim Beginn der Sammelzeit werden die Wege von Baum zu
Baum gangbar gemacht und am Fuſse eines jeden Baumes eine Anzahl kleiner Becher aus
gebranntem Thon niedergelegt, an starken Bäumen bis zu 12 Stück. Der Sammler bricht
Morgens auf, so zeitig als möglich und sobald ihm das Tageslicht das Gehen im Walde
gestattet. Am Baum macht er dann in 2m Höhe einen
tiefen, nach oben laufenden Einschnitt mit dem Beile und setzt sofort einen Becher
unmittelbar darunter, der durch ein wenig Lehm an die Rinde angeheftet wird. 10 bis
12cm davon, aber in gleicher Höhe wird ein zweiter
Einschnitt gemacht, bis der Kreis um den Baum vollendet ist, worauf ein anderer Baum
an die Reihe kommt. Am folgenden Morgen wird 15 bis 20cm tiefer ein neuer Kreis von Einschnitten um den Baum gelegt und so
fortgefahren, bis man den Boden erreicht, worauf man wieder oben in der Mitte
zwischen den beiden ersten Kreisen von Neuem beginnt. Bei sehr saftreichen Bäumen
wird mit dem Abzapfen zugleich von oben und von unten begonnen.
Der Ertrag ist natürlich verschieden. Selten wird der Becher, von dem etwa 30 auf
1l gehen, bis zum Rande voll. Der Sammler ist
zufrieden, wenn der Becher zur Hälfte voll ist; aber oft findet er nur einen
Eſslöffel voll. Der best milchende Baum, den Croſs
beobachtete, hatte 12 Reihen mit je 6 Einschnitten, die er sämmtlich in einem Sommer
erhalten hatte. Die trockene Jahreszeit ist jedenfalls die beste für das Einsammeln
des Kautschuks, nicht als ob der Saft dann reichlicher flöſse, aber er ist freier
von wässerigen Bestandtheilen. Am Vollmond soll, wie die Sammler behaupten, das
Erträgniſs am reichsten sein.
Am oberen Amazonas und in der Provinz Ceara verfährt man beim Abzapfen anders. Die
äuſsere Rinde wird sorgfältig gesäubert und um sie entweder eine Rinne von Lehm
gelegt, oder eine Liane eng geschlungen und nun darüber eine Masse Einschnitte
angebracht, worauf man den Saft von der Rinne, bezieh. Liane herab in eine Kalebasse
leitet. Hierbei kann aber nicht umgangen werden, daſs mancherlei fremde Stoffe sich
dem Safte beimischen, der dann nur als Saramby in den Handel kommen kann. Die
Methode, welche in Para Anwendung findet, ist empfehlenswerther; doch sind auch hier
manche Sammler bei der Verarbeitung und Verwendung des Lehms nicht so sorgfältig und
sauber, als es zu wünschen wäre. Sowie alle Bäume mit Einschnitten versehen sind,
kommt der Sammler zum ersten Baume zurück und entleert die Becher desselben in eine
groſse Kalebasse, wobei er den Finger zum Ausstreichen der Becher zu Hilfe nimmt.
Die zerstreuten Tropfen am Stamme oder am Boden der Becher werden ebenfalls
sorgfältig gesammelt und in ein Gefäſs gethan; sie liefern den geringer werthigen
Saramby. Da nun die Bäume oft weit aus einander stehen, so ist die Arbeit des
Sammlers aufhältig und anstrengend, und es ist zu verwundern, daſs die Eingebornen
nie darauf verfallen sind, Pflanzungen von Kautschukbäumen anzulegen, wobei viel
Zeit und Mühe erspart werden könnte.
Der erbeutete Saft wird nun zu Schuppen getragen, die am Ufer des Flusses stehen.
Hier wird der Kautschuk weiter verarbeitet. Ueber einem Holzfeuer und so, daſs die
Luft von unten herzutreten kann, steht ein etwa 45cm hoher irdener Krug, dessen Boden ausgebrochen ist. Man wirft von oben
Holz und Palmnüsse hinein, bis nur noch wenige Centimeter vom Rande fehlen. Es
entsteigt ihm ein regelmäſsiger Rauch von bedeutender Hitze, nach Croſs etwa 42°. Die Form, auf welcher Kautschuk
bereitet wird, gleicht einem flachen Ruder; sie ist meist an der Decke aufgehängt,
da ihr Gewicht auſserdem die Handhabung erschweren würde. Ein dünner Ueberzug von
feinem Lehm verhindert das Ankleben des Saftes, von dem 2 bis 3 Becher auf einmal
über die Form ausgegossen werden. Man läſst erst abtropfen und dann bewegt der
Arbeiter die Form in einer Höhe von 5cm über dem
Krug und in einer so regelmäſsigen Schwingung, daſs alle Theile der Formfläche
gleichmäſsig von dem heiſsen Rauche getroffen werden. Sofort nimmt die Milch einen
gelblichen Schimmer an und bei der Berührung ergibt sich, daſs sie noch feucht ist
und viel Wasser ausschwitzt. Nun wird die andere Fläche der Form verwendet, dann
wieder die erste, und es werden so viele Lagen über einander gelegt, bis die Masse
10 bis 12cm dick ist. Dann setzt man die Form bei
Seite und läſst sie abkühlen. Tags darauf wird sie herausgezogen; wenn dann der
Kautschuk noch ein paar Tage zum Trocknen aufgehängt gewesen ist, kann er zum
Verkauf gebracht werden. Croſs bezweifelt nicht, daſs
man an der Stelle dieser umständlichen Bearbeitungsweise den Kautschuk ebenso gut
zum Ausschwitzen des Wassers veranlassen könnte, wenn man die Milch in flachen
Schüsseln der gleichmäſsigen Hitze durch kochendes Wasser aussetzt. Für Anpflanzung
des brasilianischen Kautschukbaumes hält Croſs
viele Gegenden der
malayischen Halbinsel, Britisch-Birmas, Ceylons und Coromandels ganz geeignet.
Dieselben müssen aber noch südlich von 20° nördlicher Breite liegen und ihre
Temperatur darf nicht unter 15° sinken, also etwa gleiche Verhältnisse, wie sie das
Zuckerrohr verlangt. Für die Kautschukbäume eignen sich Oertlichkeiten, welche für
andere Pflanzungen nicht benutzt werden können, z.B. häufig überfluthete
Fluſsränder, Sumpf- und Marschländer. Groſs spricht die
Hoffnung aus, daſs in wenigen Jahren indischer Para-Kautschuk in den Handel gebracht
und dann den amerikanischen an Güte und Reinheit übertreffen werde. (Nach dem Oesterreichischen Handelsjournal, 1878 Nr. 7.)
Ueber das atmosphärische Wasserstoffsuperoxyd.
E. Schöne (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 482) hat in der Nähe von Moskau
vom 1. Juli 1874 bis 30. Juni 1875 allen Regen, Hagel, Graupeln und Schnee gesammelt
und auf Wasserstoffhyperoxyd geprüft. Im Ganzen sind 215 Mal Regen und Hagel und 172
Mal Schnee und Graupeln untersucht, also überhaupt 387 Proben dieser Art gemacht.
Unter diesen waren nur 93, nämlich 7 Regenproben und 86 Schneeproben, in welchen mit
den beiden für das Wasserstoffhyperoxyd charakteristischen Reagentien, nämlich
Jodkalium, Stärke und Eisenvitriol oder Guajak und Malzauszug, keine Reactionen
erhalten wurden.
S. Kern (Chemical News,
1878 Bd. 37 S. 35) hat in den Sommern 1876 und 1877 ebenfalls das Meteorwasser auf
Wasserstoffsuperoxyd untersucht. Er fand in 1l
Regenwasser im Mittel 0mg,36 H2O2.
Nachweis der Verunreinigung von Fluſs- und
Brunnenwässern.
H. Vohl (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1811) hat in 100g eines Kesselsteines von einem Rheindampfer 51mg arsenige Säure, kein Kupfer, Blei und Zink
aufgefunden, wohl aber Phosphorsäure und Oel. Er schlieſst daraus, daſs der Rhein
durch giftige und schädliche Stoffe verunreinigt werde.
Zur Nachweisung der Verunreinigung eines Brunnens durch eine Gasfabrik in Creuznach
stellte er fest, daſs das Brunnenwasser unterschweflig-saure Salze enthielt. – Das
von F. Fischer (1874 211
239) nachgewiesene Rhodanammonium eignet sich hierzu offenbar weit besser.
Ueber die Bestimmung der salpetrigen Säure.
P. Grieſs (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 624) zeigt, daſs zur Nachweisung
der salpetrigen Säure im Brunnenwasser statt der früher (1874 212 408) von ihm empfohlenen Diamidobenzoesäure das Diamidobenzol
(Schmelzpunkt 63°) verwendet werden könne. C. Preuſse
und F. Tiemann (daselbst S. 627) schlagen hierzu
folgendes Verfahren vor.
100cc der zu prüfenden, verdünnten, farblosen,
wässerigen Lösung der salpetrigen Säure werden in einen Glascylinder gebracht und
darin mit 1cc verdünnter Schwefelsäure (1 : 2) und
1cc Metaphenylendiaminlosung (1 : 200)
versetzt. Erscheint bei dem Umrühren mit einem Glasstabe sofort eine rothe Färbung,
so ist der Versuch mit 50, 20, 10cc der Lösung,
welche man zuvor mit salpetrigsäurefreiem Wasser zu 100cc verdünnt hat, zu wiederholen. Die Verdünnung ist eine genügende, wenn
eine deutliche Reaction erst nach Verlauf von 1 bis 2 Minuten eintritt.
Möglichst gleichzeitig mit der Anstellung des obigen Versuches versetzt man in drei
anderen Cylindern reines destillirtes Wasser mit 0,3 bis 2cc,5 der titrirten Alkalinitritlösung, füllt bis
zur Marke auf und fügt 1cc verdünnte Schwefelsäure
sowie 1cc Metaphenylendiaminlosung zu der
Flüssigkeit in je einem der Cylinder. Man vergleicht danach die auf diese Weise
hervorgebrachten Färbungen mit der, welche die zu untersuchende Lösung annimmt. Man stellt zu dem Ende
je einen der die titrirten Lösungen enthaltenden Cylinder neben den Cylinder, in
welchem sich die zu prüfende Nitritlösung befindet und sieht von oben durch die
hohen Flüssigkeitssäulen auf ein untergelegtes Stück weiſses Papier.
Zur Herstellung der Probelösung von salpetrigsaurem Alkali, von der 1l 10mg N2O enthält, werden 0g,406 reines, trockenes Silbernitrit in heiſsem Wasser aufgelöst und durch
hinzugefügtes reines Kalium- oder Natriumchlorid zu Alkalinitrit zersetzt. Man füllt
die Lösung nach dem Erkalten zum Liter auf, läſst das gefällte Chlorsilber sich
vollständig absetzen und verdünnt 100cc der
darüber stehenden klaren Flüssigkeit abermals zum Liter.
Ueber Ammoniumnitrit-Bildung.
Ph. Zöller und E. A. Grete
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1877 S. 2144) haben nachgewiesen, daſs beim Verbrennen von reinem Wasserstoff in
reiner atmosphärischer Luft salpetrigsaures Ammonium gebildet wird.
Ueber den Stickstoffgehalt des Nitroglycerins im
Dynamit.
E. Ador und A. Sauer (Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 153) haben
gefunden, daſs der Nitroglyceringehalt einer Dynamitpatrone durch Ausziehen mit
Aether nicht genau gefunden wird. Zur Bestimmung des Stickstoffes im Nitroglycerin
ergab die Schlösing'sche Methode stets zu wenig
Stickstoff, die Methode von Dumas gab dagegen 18,5
Proc; in den untersuchten Dynamiten war demnach nur Trinitrin vorhanden.
Lösen von geglühtem Eisenoxyd.
Nach A. Classen (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1878 S. 182) wird geglühtes Eisenoxyd im Achatmörser
zerrieben und längere Zeit hindurch mit verdünnter Kalilauge digerirt, bis das
schwere, pulverförmige Oxyd in flockiges Hydrat übergeht. Gieſst man nun die
Kalilauge ab und erwärmt mit concentrirter Chlorwasserstoffsäure, so erfolgt die
völlige Lösung in wenigen Minuten.
Zur gewichtsanalytischen Bestimmung der Glucose.
Zur Bestimmung der Glucose im Rohzucker erhitzt man bekanntlich nach Mulder die betreffende Lösung mit alkalischer
Kupferlösung auf 60°, filtrirt das abgeschiedene Kupferoxydul ab, glüht und wiegt.
W. D. Gratama (Zeitschrift
für analytische Chemie, 1878 S. 155) hat nun gefunden, daſs in reinen
Lösungen 100 Th. Glucose 226,8 Th. Kupferoxyd reduciren, daſs diese
gewichtsanalytische Methode aber fehlerhafte Resultate bei der Bestimmung der
Glucose im Rohzucker gibt.
Ueber die Wandlung der Spectren verschiedener
Farbstoffe.
Es ist eine bekannte Thatsache, daſs die Absorptionsstreifen eines und desselben
Körpers, wenn er in verschiedenen Lösungsmitteln gelöst ist, nicht immer dieselbe
Lage haben. Kundt stellte das Gesetz auf, daſs die
Absorptionsstreifen um so weiter nach Roth hin liegen, je stärker die brechende
Kraft des Lösungsmittels ist, und dieses Gesetz bewährt sich in der That für sehr
viele Fälle. H. W. Vogel (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 622) führt dagegen
Beispiele an, daſs mit der Veränderung des Lösungsmittels die Absorptionsstreifen
nicht nach Roth oder Violett hin rücken, sondern daſs der ganze Charakter des
Spectrums ein völlig anderer wird, ohne daſs eine chemische Wirkung des
Lösungsmittels auf den gelösten Körper erfolgt.
Ueber fremde Farbstoffe im Rothwein.
J. Neſsler (Annalen der
Oenologie, 1878 S. 148) zeigt, daſs zur Erkennung fremder Farbstoffe im
Rothwein die bisher vorgeschlagenen analytischen Methoden nicht ausreichen, daſs wir
bis jetzt namentlich nicht im Stande sind, den rothen Farbstoff der Malven,
Heidelbeeren und der Trauben zu unterscheiden, ja daſs es sogar sehr wahrscheinlich
ist, daſs eine wesentliche Verschiedenheit unter diesen Farbstoffen überhaupt nicht
besteht. Wir können also nur mittelbar auf den Zusatz solcher Farbstoffe schlieſsen.
Wenn z.B. ein gerbstoffreicher Rothwein mit essigsaurem Natron und Alaun, oder in
Papierstreifen mit reinem Wasser blau und mit gebranntem Kalk rein grün wird, so
können wir annehmen, daſs wir einen ursprünglich weiſsen, mit Malven oder
Heidelbeeren gefärbten, mit Gerbstoff versetzten Wein vor uns haben. Wir haben dann
aber nicht den Farbstoff, sondern die Abwesenheit der braun werdenden Stoffe von
Kämmen, Hülsen und Kernen, oder mehr oder weniger veränderten Farbstoff erkannt.
Es scheint für uns in Deutschland sehr wichtig, daſs man sich in dieser Frage klar
werde. Einerseits wurden unsere Beerweine oft für künstlich gefärbt gehalten, sogar
da und dort vor Gericht als solche angeklagt. Andererseits hat man die in groſser
Menge aus Frankreich zu uns kommenden, mit Malven und Heidelbeeren gefärbten
Tresterweine überall als echt betrachtet, weil sie eben jene braunwerdenden Stoffe
in hinreichend groſser Menge enthalten. Erst kürzlich hat ein hervorragender
Oenologe gesagt, daſs ihm noch keine französischen Weine mit fremdem Zusätze
vorgekommen seien, während es doch bekannt ist, daſs in Frankreich jährlich
auſserordentlich viel Malven und Heidelbeeren zum Färben der Weine verwendet und
ungeheure Mengen von Tresterwein verkauft werden.
Das Färben mit Anilinorange und mit Chrysoin.
Anilinorange ersetzt in der Wollfärberei das Curcuma und das Fichtenholz, indem es
ein sehr kräftiges, lebhaftes und zugleich solides Gelb liefert. Die Wolle muſs
zuvor gründlich mit Soda, Seife und heiſsem Wasser gereinigt sein. Der Farbstoff
wird vor dem Gebrauch in seinem 50 bis 100fachen Gewicht kochenden Wassers unter
Umrühren aufgelöst und filtrirt. Die Farbflotte wird mit Schwefelsäure schwach
angesäuert und allmälig auf 90° erhitzt, oder man setzt ihr, wie beim Färben mit
Cochenille, 3 Proc. Zinnsalz und 5 Proc. Oxalsäure zu. – Wird das Anilinorange, um
die verschiedenen braunen Töne und Olive zu erhalten, in Gesellschaft mit
Indigocarmin oder mit Indigocomposition verfärbt, wie dasselbe auch neben Orseille
und Cochenille verwendet werden kann, so muſs ein Zusatz von schwefelsaurem Natron
gegeben werden, damit das Indigoblau gleichmäſsig anfällt. Auch ist es gut, zuerst
den blauen Farbstoff, dann erst das Anilinorange einzutragen. Kupferkessel müssen
vermieden oder die zu färbende Waare vor der Berührung mit dem Kupfer in irgend
einer Weise geschützt werden. – Seide wird mit Anilinorange aus saurem Bad
orangegelb gefärbt und zwar ohne Zusatz von Seife. Für Mischfarben, wie Marron,
erhalten durch gleichzeitigen Zusatz von Indigo oder Anilinblau, wird ein
schwachsaures Seifenbad gegeben.
Chrysoin wird in gleicher Weise wie Anilinorange verwendet, jedoch weniger für sich
allein, als in Mischung mit Indigocarmin für Olive und für gelbstichiges Marron.
Während die mit Anilinorange gefärbten Stoffe im Wasser einen röthlichen Ton
annehmen, der sich erst beim Trocknen der Waare wieder verliert, zeigt das Chrysoin
dieses eigenthümliche Verhalten beim Färben nicht. (Nach dem Textile Manufacturer, 1877 S. 327.)
Kl.