Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 96
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Miscellen. Miscellen. Reese's Niederschraubhalin. Textabbildung Bd. 229, S. 95Um Ventile ohne vorheriges Entleeren der Leitung auswechseln zu können, hat man bekanntlich das Ventilgehäuse hahnförmig gestaltet, so daſs nach Drehung des Hahnkegels die Ventile gänzlich von Wasser abgesperrt sind. Diese Idee hat F. Reese, Wasserwerksdirector in Dortmund, zur Construction von Niederschraubhähnen (D. R. P. Nr. 124 vom 16. August 1877) benutzt, bei welchen eine Reparatur oder Auswechselung der Membran unter Druck möglich ist. Er schaltet zu diesem Zweck in das Ventilgehäuse einen. Eck- oder Winkelhahnkegel ein, dessen seitliche Oeffnung in der Regel dem Zuleitungsrohr zugekehrt ist und dem Wasser freien Zutritt in seine Höhlung gestattet, während die Austrittsöffnung an der kleineren Stirnfläche des Kegels durch die niederzuschraubende Membran, welche auf dem Rand dieser Fläche ihren Sitz findet, nach Belieben geschlossen wird. Wird der Kegel um 180° gedreht, so kann das Wasser der Leitung nicht mehr unter die Membran treten, letztere also anstandslos blosgelegt oder ausgewechselt werden. Bohlken's Buttermaschine. Textabbildung Bd. 229, S. 95In der von Ant. Bohlken in Varel a. d. Jade patentirten Buttermaschine (D. R. P. Nr. 193 vom 8. Juli 1877) wird die Milch mittels vertical stehenden Rührwerkes gründlich geschüttelt und geschlagen, ferner durch die Centrifugalkraft genöthigt, an den Wänden des Fasses in die Höhe zu steigen, bis sie an hölzernen Knaggen K und einem darüber angebrachten Ring antrifft und nun von verhältniſsmäſsig groſser Höhe nach der Mitte des Fasses herunterstürzt. Das Faſs wird nun so weit mit Milch gefüllt, daſs der Doppelflügel nicht ganz bedeckt ist. Das Lager der Flügelwelle ist so construirt, daſs letztere leicht aus dem Fasse genommen werden kann; ebenso läſst sich das Faſs auf das bequemste reinigen und dann die Maschine rasch wieder zusammenstellen. Diese Buttermaschine wird in verschiedenen Gröſsen von der Actiengesellschaft für Maschinenbau und Eisenindustrie in Varel a. d. Jade ausgeführt. Preise der wichtigsten Lebensmittel in Preuſsen im Erntejahre 1876/77. Die Zeitschrift des Kgl. Preuſsischen Statistischen Bureau gibt eine Zusammenstellung der höchsten, niedrigsten und Durchschnitts-Preise von den wichtigsten Lebensmitteln für Menschen und Thiere in den bedeutendsten Marktstädten der preuſsischen Monarchie, und zwar in den einzelnen Monaten von Januar bis Juli 1877. Am Schlusse folgt eine Zusammenstellung der Durchschnittspreise für das Erntejahr 1876/77 in den einzelnen Provinzen des Landes und im ganzen Lande, welche, das gröſste allgemeine Interesse beanspruchend, nachstehend folgen. MonateJahr––––––ProvinzenStaat Weizen Roggen Gerste Hafer Erbsen Speisebohnen Linsen Kartoffeln Stroh Heu Fleisch Eſsbutter Eier Speck(geräuchert) Rind- Schweine- Kalb- Hammel- Preis für 100k in 10-Pf. Preis für 1k bezieh. Schock in Pf. Erntejahr 1876/77 Provinz Preuſsen 212 167 146 155 155 249    57,5    58,5    76,5   96 117   85   87 184 219 278      „      Brandenburg 216 183 165 169 257 319 380    55,5    75,5    74,5 111 125   94 107 198 247 328      „      Pommern 220 183 167 167 192 322 412    49,5    83,5 71 105 125   85   97 186 241 308      „      Posen 214 172 149 154 164 221 367 39 52 60   98 118   90   92 194 221 265      „      Schlesien 207 177 146 147 214 244 408 46    52,5    66,5   94 116   84   95 206 214 273      „      Sachsen 227 195 177 175 249 252 351 59    71,5 82 117 132   91 110 202 261 341      „      Schleswig-Holstein 237 184 178 186 235 363 486    95,5    82,5 92 142 134 143 125 177 266 371      „      Hannover 230 192 176 179 249 310 388 71 72    80,5 123 133 111 106 189 246 335      „      Westphalen 237 187 183 182 245 281 329    70,5    83,5 84 121 132   90 111 166 235 337      „      Hessen-Nassau 245 196 182 172 273 272 359 68 86    95,5 125 137 102 111 200 271 391      „      Rheinland 248 190 191 180 303 300 378    78,5 81 97 129 152 114 130 174 272 442 Staat im Erntejahr 1876/77 226 185 168 169 238 287 383    62,5 72    80,5 114 130   99 108 190 246 338    „     „        „      1875/76 205 169 169 178 259 308 411    55,5 63 88 114 130   97 107 188 244 348    „     „        „      1874/75 198 170 174 186 262 352 414 58 47 93    „     „        „      1873/74 266 212 204 184 234 324 352 68 43 71    „     „        „      1872/73 254 176 168 146 206 304 324 55 37 60    „     „        „      1871/72 242 168 152 136 198 66 43 57    „     „        „      1870/71 228 168 150 148 196 55 48 72 Anwendung der Sonnenwärme für industrielle Zwecke. Bei seinen an verschiedenen Orten Algeriens angestellten Versuchen über die Verwerthung der Sonnenwärme für industrielle Zwecke bediente sich Mouchot (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1019) silberplattirter oder galvanisch versilberter Messingspiegel, welche die Wärme ausgezeichnet reflectiren, bei sorgfältiger und reinlicher Behandlung sich wenig verändern und billig herzustellen sind (vgl. 1876 219 177). Er fand die Intensitätsänderungen der Sonnenwärme im Laufe eines Tages von Morgens 8 Uhr bis Abends 4 Uhr bei reinem Himmel im Allgemeinen sehr gering. Die Intensität der gesammelten Wärme ist schon um 6 bis 7 Uhr Morgens genügend; sie wächst von 7 bis 8 Uhr rasch und nimmt von 4 bis 6 Uhr Abends in ähnlicher Abstufung wieder ab. Um die Menge der verwerthbaren Wärme in verschiedenen Jahresabschnitten zunächst an einem und demselben Orte, dann in ganz Algerien zu bestimmen, bediente sich Mouchot eines Siedeapparates und fand die mit Hilfe desselben für 1 Minute und auf 1qm gesammelte Wärmemenge für Algier im April gleich 7c, im Mai gleich 8c, im Juni und Juli gleich 8c,5. Eine Leistung von 7c aber hat die Bedeutung, daſs ein Reflector von 1qm Oberfläche im Stande ist, in weniger als 12 Minuten 1l Wasser von 20° ins Sieden zu bringen, oder stündlich 778g oder 1322l Dampf von normaler Spannung zu erzeugen. Mouchot beabsichtigt, die Pariser Weltausstellung 1878 mit einem groſsen Receptor von 25qm zu beschicken. Maſse und Gewichte aus Bergkrystall. Gegenüber den Angaben von Kekulé und Stein (1877 224 557), daſs Gewichte und Maſsstäbe aus Platin und anderen Metallen nicht richtig seien, führt H. Buff (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1076) aus, daſs eine derartige Aenderung noch nicht beobachtet sei. Die Veränderlichkeit des Nullpunktes der Thermometer erklärt Buff durch das Bestreben, die Empfindlichkeit der Thermometer durch möglichst dünnwandige Quecksilberbehälter zu steigern; der Nullpunkt von drei Thermometern mit dicken Glaswänden hat sich während 35 Jahren unverändert gehalten. Die Bestimmung des Zinkes in seinen Erzen. Die Ermittlung des Metallgehaltes der Zinkerze für technische Zwecke geschieht fast ausschlieſslich durch Titration der ammoniakalischen Lösung mittels Schwefelnatrium. W. Hampe zeigt nun in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1877 S. 253, daſs die maſsanalytische Bestimmung auch bei sorgfältigster Vorbereitung des Erzes und Ausführung des Titrirens keine gröſsere Genauigkeit als 0,5 Proc. verbürgen läſst. Gute Resultate gibt dagegen das folgende Verfahren, nach welchem in Clausthal der Zinkgehalt der Blende bestimmt wird. Die fein gepulverte Blende wird in Glasröhren mit eingeriebenem Stöpsel bei 100° vollständig getrocknet, dann etwa 1g derselben durch Kochen mit Salpetersäure im Kolben mit sehr langem Halse, um Verspritzen zu verhüten, gelöst. Wenn die Flüssigkeit stark eingedampft ist und die Entwicklung von salpetriger Säure aufgehört hat, werden 30cc Salpetersäure und 200cc Wasser zugesetzt. Ohne vorherige Filtration wird nun mit Schwefelwasserstoff gefällt, dann filtrirt und der Rückstand ausgewaschen. Man stellt unter den Trichter einen Lösungskolben, behandelt den Niederschlag auf dem Filter mit heiſser, nicht zu concentrirter Salpetersäure, stöſst das Filter durch, spritzt alles Ungelöste in das Kölbchen und wäscht das Filter aus. Nachdem der Inhalt des Kolbens stark eingekocht ist, versetzt man ihn mit Wasser und 30cc Salpetersäure, fällt abermals mit Schwefelwasserstoff und filtrirt die Flüssigkeit zu der ersten hinzu. Man kocht diese in einem ebensolchen langhalsigen Kolben, wie er zur Lösung dient, fast bis zur Trockne ein, wodurch nicht allein aller Schwefelwasserstoff entfernt, sondern auch eine völlige Oxydation des Ferrosalzes zu Ferrisalz erzielt wird. Nun übersättigt man mit Ammoniak, das völlig frei von empyreumatischen Stoffen, welche etwas Eisen in Lösung halten würden, sein muſs, filtrirt ab, wäscht aus, löst den Niederschlag auf dem Filter wieder in heiſser, mäſsig starker Salpetersäure, fällt abermals mit überschüssigem Ammoniak, filtrirt durch das nämliche Filter und so fort, bis nach noch ein- oder zweimaliger Wiederholung dieser Behandlung sich sicher alles Zink in dem gemeinschaftlichen Filtrate befindet. Dieses säuert man mit Essigsäure an, verdünnt es auf mindestens 2l und leitet, da Kobalt und Nickel nicht zugegen sind, ohne weiteres Schwefelwasserstoff ein. Vor dem Filtriren läſst man mindestens 12, womöglich aber 24 Stunden absetzen, dann gieſst man zuerst die klare Flüssigkeit vorsichtig auf die Filter und bringt zuletzt erst das schneeweise Schwefelzink darauf. In Folge der starken Verdünnung der Flüssigkeit und des Umstandes, daſs bei der Analyse selbst durchaus keine nicht flüchtigen Stoffe zugesetzt sind, genügt das zum Ausspülen der Gläser benutzte Schwefelwasserstoffwasser, dem etwas Ammoniumacetat zugesetzt ist, zum Auswaschen vollständig. Eine solche Filtration mit Auswaschen dauert 5 bis 6 Stunden. Da selbst sehr kleine Mengen von Salmiak beim nachherigen Glühen des Schwefelzinkes im Wasserstoffstrome eine Bildung und Verflüchtigung von Chlorzink zur Folge haben, wie mannigfache Erfahrung lehrte, so ist bei der ganzen Analyse die Anwendung von Salzsäure durchaus vermieden und statt ihrer zum Lösen sowohl des Erzes wie des Eisenhydrates ausschlieſslich Salpetersäure benutzt. Das Filtrat vom Schwefelzink wird stets mit Ammoniak übersättigt und mindestens einen Tag lang bedeckt aufbewahrt, um zu sehen, ob die Fällung des Zinkes eine vollständige war. Bei richtiger Arbeit scheiden sich auch nicht die kleinsten Flocken von Schwefelzink ab, sondern die Flüssigkeit bleibt ganz klar. Letzteres ist möglich, da der geringe Mangangehalt der Blenden bei der wiederholten Lösung und Fällung des Eisenniederschlages mit Salpetersäure und Ammoniak gänzlich auf dem Filter zurückbleibt, mithin eine Fällung von Schwefelmangan durch das gebildete Schwefelammonium nicht stattfinden kann. Das Abreiben des getrockneten Schwefelzinkes vom Filter erfordert die gröſste Sorgfalt, da sonst leicht Theilchen wegspringen. Es muſs beim Reiben das Filter gänzlich verschlossen gehalten werden. Schwefelzink nebst Filterasche werden im Rose'schen Tiegel zunächst mit etwas destillirtem Schwefel erhitzt, so daſs sie festschmelzen, und dann in einem Strome trocknen und reinen Wasserstoffes in der bekannten Weise geglüht, bis zwei Wägungen genau übereinstimmen. – Hampe gibt ferner in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 127 geschichtliche Notizen über die Bestimmung des Kupferoxyduls im Kupfer. Ueber den Bleigehalt des basisch salpetersauren Wismuthes. A. Carnot (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 718) hat im käuflichen basisch salpetersauren Wismuth 0,3 bis 0,6, in einzelnen Fällen sogar bis 0,98 Proc. Blei nachgewiesen. Es sollte daher nicht versäumt werden, das zum innerlichen Gebrauch bestimmte Präparat auf Blei zu prüfen. Ueber das Verhalten des Chlor- und Bromsilbers im Lichte. C. Lea hat sich durch neue Versuche überzeugt, daſs der schwarze Körper, welcher durch Einwirkung des Lichtes auf Chlorsilber entsteht, kein metallisches Silber ist, sondern nur ein niedrigeres Chlorid sein kann. Quantitative Versuche ergaben, daſs nach 5tägiger Exposition einer dünnen Schicht Chlorsilber im directen Sonnenlichte, wobei der Niederschlag in der Flüssigkeit, in welcher er sich befand, häufig aufgerührt wurde, nur etwa 1 Proc. in dieser Weise reducirt war. Die Versuche mit Bromsilber dagegen lassen schlieſsen, daſs hier eine wirkliche Reduction zu metallischem Silber eintritt; denn der geschwärzte Niederschlag gab, mit Salpetersäure übergossen, sogleich an letztere beträchtliche Mengen Silber ab. (Nach dem Chemischen Centralblatt, 1878 S. 290.) Schwefelkohlenstofflampe zur Desinfection von Kellern und zum Einschwefeln der Fässer. Die Lampe besteht nach F. König (Pharmaceutische Centralhalle, 1878 S. 119) aus einer kleinen zweihalsigen Woulff'schen Flasche von etwa 200cc Inhalt, deren eine Oeffnung mit einem durchbohrten Korke verschlossen ist, in welchem sich eine gerade, einen baumwollenen federkieldicken Docht tragende Glasröhre befindet, die bis auf den Boden der Flasche reicht. Die zweite Oeffnung, durch welche man den Schwefelkohlenstoff einbringt, ist durch einen Kork geschlossen, der ein möglichst enges, rechtwinklig gebogenes Glasröhrchen trägt. Das Ende dieses Röhrchens muſs von dem Dochte der Flamme möglichst entfernt sein. Das Fläschchen wird zu ¾ mit Schwefelkohlenstoff gefüllt, wobei wegen der Explosibilität des Schwefelkohlenstoffdampfes groſse Vorsicht geboten ist. Reicht die den Docht enthaltende Röhre möglichst bis auf den Boden der Flasche, so ist die Anwendung der Lampe gefahrlos. Soll die Lampe zum Einschwefeln von Fässern verwendet werden, so wird die den Docht tragende Röhre rechtwinklig umgebogen und die Flamme durch das seitliche Zugloch in das Faſs eingeführt. Verfälschung des Bieres durch schweflige Säure. Zur Nachweisung des namentlich den obergährigen Bieren oft zugesetzten zweifach schwefligsauren Calciums versetzt man nach J. A. Pabst (Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 289) 50cc Bier mit 20cc Wasser und 2g Schwefelsäure, erwärmt auf 50° und leitet einen Strom Luft hindurch, der dann durch eine Lösung von Chlorbarium streicht, welche mit Salzsäure und etwas Jodlösung versetzt ist. Bei Gegenwart von schwefliger Säure entsteht ein Niederschlag von Bariumsulfat. Ueber das Reifen der Trauben. Nach C. St. Pierre und L. Magnien (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 249) entwickeln die Trauben während ihrer Reife Kohlensäure, und zwar ist die Menge derselben immer gröſser als die des aufgenommenen Sauerstoffes. Sie geben in trocknen Räumen Wasser ab und nehmen solches in feuchten auf. Die Säuren und die Glycose bilden sich in der Pflanze und werden durch den Saft den Trauben zugeführt. Hier werden die Säuren verbrannt, bei fortgeschrittener Reife auch der Zucker. Zur Kenntniſs der Glycose. Einer Untersuchung von O. Hesse (Liebig's Annalen der Chemie, 1878 Bd. 192 S. 169) über Glycose entnehmen wir die Beobachtung, daſs Glycoselösungen an Rotationskraft verlieren, wenn sie längere Zeit an der Luft erwärmt werden. Essigsaures und ameisensaures Kupfer als Reagentien auf Traubenzucker. Barfoed zeigte früher, daſs essigsaures Kupfer in wässeriger oder essigsaurer Lösung ein sicheres Mittel zur Nachweisung des Traubenzuckers in Gegenwart von Dextrin, Milchzucker oder Rohrzucker ist, welche Kupferoxyd in alkoholischer Lösung reduciren. W. Müller (Pflüger's Archiv, 1877 Bd. 16 S. 551) bestätigt, daſs man mit der wässerigen Lösung von essigsaurem Kupfer noch 0,01, mit Essigsäurehaltigen 0,02 Proc. Traubenzucker nachweisen kann. Ameisensaures Kupfer ist hierzu unbrauchbar. Zur Lage der deutschen Sodaindustrie. Seit der Reduction des Sodazolles für Deutschland im Juni 1873 ist die jährliche Production von 58000 auf 42500t gewichen. Dagegen stieg die Einfuhr nach Deutschland an fremder Soda ganz erheblich und betrug auf calcinirte Soda von 90 Proc. berechnet: 1872 14400t 1873 18900 1874 26500 1875 30500 1876 32100. Etwa 57 Proc. des Bedarfes deckt das Inland und 43 Proc. das Ausland, während früher nur 22 Proc. des Gesammtverbrauches eingeführt wurden. Wie R. Hasenclever (Chemische Industrie, 1878 S. 8) ausführt, haben in Folge dieser ungünstigen Verhältniſse bereits 9 deutsche Fabriken die Herstellung von Soda eingestellt, andere wegen geringerer Production und dadurch erhöhter Nachfrage nach Salzsäure die Chlorkalkfabrikation, Darstellung von Leim, Bicarbonat und die Schwefelregeneration. 5 deutsche Fabriken haben die Chlorkalkfabrikation nach Weldon eingeführt, einige verwenden spanische Kiese. Der mechanische Sulfatofen von Jones und Walsh (*1876 220 232) wird bereits in mehreren Fabriken angewendet, nicht aber der rotirende Sodaofen (vgl. 1875 215 66) 1877 224 199). Nach Hasenclever beträgt nun der Arbeitslohn beim Handofenbetrieb für 1t Sulfat 2,88 M.; beim rotirenden Ofen ergaben sich dagegen für Amortisation und Zinsen 1,20, Kohlen für die Maschine 0,64 und für Arbeitslohn 0,96, zusammen also 2,80 M. G. Lunge (daselbst S. 87) führt dagegen aus, daſs man zur Verarbeitung von 100t Sulfat in 6 Arbeitstagen 5 Handöfen nebst Pfannen gebraucht, welche 15000 M. kosten, so daſs die Mehrkosten an Zinsen und Amortisation des 40000 M. kostenden rotirenden Ofens für 1t Sulfat nur 0,75 M. betragen; dazu 0,96 M. Arbeitslohn macht 1,71 M. Gesammtkosten. Für den Handofenbetrieb ergeben sich dagegen an Kosten für den gröſseren Verbrauch an Kohlen 0,80, dann an Arbeitslohn 2,88, zusammen 3,68 M., also 1,97 M. Vortheil für den rotirenden Ofen. Ferner ist nach Lunge die Reaction im rotirenden Ofen so viel vollständiger als beim Handofenbetriebe, daſs das Ausbringen an Soda, nach zuverlässigen Nachrichten, für 1t Sulfat sich auf 30 bis 60k Na2CO3 mehr beläuft. Nimmt man auch nur die niedrigste dieser Zahlen an, so kann man doch rund weitere 3 M. Mehrgewinn bei den rotirenden Sodaöfen ansetzen; aber in Wirklichkeit kommt mehr heraus, namentlich bei dem Mactear'schen Verfahren, welches freilich für deutsche Verhältniſse zu groſs angelegt ist. Auſserdem gewinnt man die Soda von sehr bedeutender Stärke, selbst bis 96 Proc. und kann somit auch in dieser Beziehung besser mit der Ammoniaksoda concurriren. Hasenclever (daselbst, 1878 S. 115) führt dagegen aus, daſs er nicht von Neuanlagen, sondern von bereits bestehenden gesprochen habe, daher die 15000 M. für die fünf Handöfen von den 40000 M. für den mechanischen Ofen nicht abgesetzt werden können, daſs somit die 1,20 M. für Zinsen und Amortisation in seiner Rechnung stehen bleiben müssen. Bezüglich des Kohlenverbrauches führt Hasenclever aus, daſs man in Deutschland bei Anwendung kleiner Gasfeuerungen Rohsoda mit 350k Kohlen für 1000k Sulfat schmilzt. Hierbei entweicht allerdings wenig Hitze zur Abdampfung der Lauge, und ist der allgemein übliche Planrost gerade so rationell, bei dessen Verwendung für 1000k Sulfat 480k Kohlen erforderlich sind und die entsprechende Menge Rohlauge verdampft wird. In deutschen Fabriken wird man daher auf keine Ersparniſs an Kohlen beim Betrieb mit rotirenden Oefen rechnen dürfen. Was den Dampfverbrauch betrifft, so hat eine Dampfmaschine, welche einen rotirenden Sodaofen treibt, 305mm Cylinderdurchmesser, 460mm Hub und sie arbeitet durchschnittlich bei 2,5 bis 3at Dampfspannung mit 60 Umdrehungen in der Minute, also mit etwa 12e. Der Kohlen verbrauch für eine solche Maschine in 24 Stunden beträgt 1440k, davon 140k abgezogen für die kurzen Stillstände während des Füllens und Entleerens bleiben 1300k Kohlen. Der wirkliche Kohlen verbrauch wird wohl noch höher sein. Zu 8 M. für 1000k können sich auſserdem nur wenige chemische Fabriken in Deutschland die Kohlen verschaffen, so daſs auch in dem zweiten Punkte der Kostenanschlag von 0,64 M. für die zum Maschinenbetrieb erforderlichen Kohlen bestehen bleiben muſs. Einen directen Vortheil im Betrieb vermag Hasenclever also nicht zu erkennen und glaubt, wir können in Deutschland nach den bisherigen Angaben auch kein besseres Ausbringen durch den rotirenden Ofen erwarten. In England steht am Handofen ein Arbeiter in der Schicht und zieht jede Stunde das fertige Product aus dem Ofen. Man arbeitet dort bei den hohen Löhnen mitunter am vortheilhaftesten bei hauptsächlicher Berücksichtigung der quantitativen Leistung, wenn auch die Qualität der Arbeit zu wünschen übrig läſst. So scheint die Zersetzung des Sulfates in den englischen Handöfen eine sehr unvollständige zu sein, und sind mit dem rotirenden Rohsodaofen dort nach übereinstimmenden Angaben viel günstigere Betriebsresultate erzielt worden. In Deutschland, wo meist mehrere Leute gleichzeitig am Rohsodaofen arbeiten, ist die Zersetzung des Sulfates eine bessere und steht die gewöhnliche englische Soda mit einem Gehalte von 88 Proc. kohlensaurem Natron dem deutschen Producte wesentlich nach. Eine Soda selbst bis zu 96 Proc. zu gewinnen, ist für deutsche Verhältniſse kein Fortschritt; vielmehr dürfte die Furcht, unter dem von Lunge bezeichneten Maximalgehalt zu bleiben, dazu beitragen, die Anlage eines rotirenden Rohsodaofens einstweilen zu unterlassen. Ueber das Spectrum des Lichtes von explodirender Schieſsbaumwolle. H. W. Vogel (Annalen der Physik, 1878 Bd. 3 S. 615) zeigt, daſs das von O. Lohse beobachtete Spectrum des Lichtes von explodirender Schieſsbaumwolle identisch ist mit dem Flammenspectrum des Chlorcalciums. Sämmtliche Proben von Pyroxylin, welche Vogel untersuchte, enthielten Kalk, welcher wohl von dem bei der Herstellung verwendeten Waschwasser herrührt. Ueber die Catechine. Das getrocknete Extract aus den Blättern von Uncaria gambir, einer im östlichen Asien cultivirten Rubiacee wird oft mit Catechu verwechselt und dient unter dem Namen Gambir zum Gerben und Färben; England allein gebraucht jährlich 20000t. Nach A. Gautier (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 668) enthält dasselbe Catechugerbsäure und drei verschiedene Catechine, deren Zusammensetzung den Formeln C40H38O16.2H2O, C42H38O16.H2O und C40H38O16.H2O entsprechen. Sie unterscheiden sich auſserdem durch ihre Schmelzpunkte und Löslichkeitsverhältnisse. Darstellung von reinem Wasserstoff. E. Varenne und E. Hebré (Bulletin de la Société chimique, 1877 Bd. 28 S. 523) haben gefunden, daſs eine Lösung von 100g Kaliumdichromat und 50g Schwefelsäure in 1l Wasser alle die Gase zurückhält, welche dem Wasserstoff bei Anwendung unreiner Stoffe beigemengt sein können, namentlich Arsen-, Antimon-, Schwefel-, Kohlen- und Siliciumwasserstoff. Ueber ein Manganblau. Nach G. Bong (Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 199) erhält man schöne blaue Farben, wenn man Kieselsäure und irgend eine Manganverbindung mit Baryt oder einem Gemisch von Soda und Kalk in oxydirender Atmosphäre glüht. Er empfiehlt namentlich folgende Mischung: Kieselsäure oder Kaolin 2 bis 3 Th. Salpetersaures Barium 8 Manganoxyd 3 Ueber ein Chromblau für Thonwaaren. Durch starkes Glühen an der Luft von: 15 Th. Borsäure 15 Thonerde 20 kohlensaures Magnesium   2 chromsaures Barium erhält man nach G. Bong (Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 201) eine rosafarbene Masse, welche Porzellan schön blau färbt. Ueber die leicht flüchtigen Bestandtheile der rohen Benzine. C. Vincent und Delachanal (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 340) haben aus der unter 80° siedenden Fraction der rohen Benzine Aethylalkohol, Cyanmethyl, Schwefelkohlenstoff und geringe Mengen eines Amylen-reichen Gemenges von Kohlenwasserstoffen abgeschieden. Der Gehalt an Cyanmethyl und Schwefelkohlenstoff ist so bedeutend, daſs diese leicht flüchtigen Oele mit Vortheil auf essigsaures Natron, Ammoniak und Schwefelkohlenstoff verarbeitet werden könnten. Darstellung des Oenolins. Zur Herstellung dieses rothen Farbstoffes des Weines versetzt man nach Varenne (Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 109) Weinhefe mit Kalkbrei, läſst auf einem Filter alle Flüssigkeit möglichst abtropfen, rührt den noch feuchten grauschwarzen Rückstand mit 95proc. Alkohol an und neutralisirt mit Schwefelsäure. Die dunkelrothe alkoholische Oenolinlösung wird nun von dem gebildeten Gyps abfiltrirt, der Alkohol abdestillirt und zur Trockne verdampft. Das auf diese Weise als ein schwarzes, beim Reiben carmoisinroth werdende Oenolin wird mit Vortheil zum Verschönern der Farbe feiner Weine gebraucht. Telephonisches. 1) Siemens und Halske in Berlin (D. R. P. Anmeldung Nr. 6418 vom 6. März 1878) bauen Telephone, in denen die schwingende Platte während der Ruhe nicht von einem Magnete einseitig durchgebogen wird, sondern sich in einer natürlichen Gleichgewichtslage in einem magnetischen Felde befindet. Dabei können zugleich kräftigere Magnete angewendet werden. Die hierbei verwendeten Magnetsysteme ähneln anderen von Siemens und Halske schon früher für andere Zwecke verwendeten. Bei der einen Form lassen sie die kleine Spule selbst mit dem dünnen Messing- oder Neusilberblech, woran sie befestigt ist, schwingen. In dem gebenden Telephon bringen sie dabei die Spule an einer die Form des Trommelfelles des Ohres nachahmenden Membran aus Pergament oder einem andern Stoffe an. Auf S. 48 der Monatsberichte der Berliner Akademie für 1848 weist Dr. Werner Siemens darauf hin, daſs zur Wiedergabe der Sprachlaute die Trommelfell-Membran-Form weniger gut geeignet sei. Es erscheine auch allgemein zweckmäſsiger, mit kräftigen, gröſseren Instrumenten zu geben und mit kleineren, zarter und leichter construirten Telephonen zu empfangen, wobei man das Instrument in die zweckmäſsigste Lage zum Ohre zu bringen habe. – Zu kräftige Empfangsapparate haben den Nachtheil, daſs die durch die Schwingungen ihrer Membran erzeugten Gegenströme die bewegenden Ströme schwächen und die sinusoiden Wellenzüge verschieben, wodurch die Sprache undeutlich werde und fremde Klangfarben annehme. Näher beschrieben sind diese verbesserten Telephone in Zetzsche: Handbuch der Telegraphie (Berlin 1878), Bd. 4 S. 106 ff. 2) Der Artillerie-Oberstlieutenant a. D. Navez und Louis Navez (Sohn) berichteten der belgischen Akademie, daſs sie zum Thelephoniren auf Linien mit beträchtlichem Widerstände Inductionsströme von hoher Spannung wählen. Zum Geben benutzen sie ein Edison'sches Graphit-Telephon (vgl. 1878 227 51) in localer Schlieſsung mit einer Batterie aus 4 paarweise neben einander geschalteten Leclanché-Elementen und den inducirenden Windungen eines Inductors, dessen inducirte Windungen in die als Empfänger ein Bell'sches Telephon (1878 227 53) enthaltende Linie eingeschaltet wird. Das Bell'sche Telephon wurde in mehreren seiner Theile abgeändert, damit es die Vortheile der kräftigen Inductionsströme möglichst ausnutzen konnte. In der Inductionsspule würden zweckmäſsig wohl keine Zwischenlagen von mit Stearin getränktem Papier zwischen den einzelnen Drahtlagen verwendet; die bei dem ersten Versuche verwendete Spule von mittlerer Gröſse hatte indeſsen solche Zwischenlagen. Navez halten es für zweckmäſsig, zum Sprechen und zum Hören verschiedene Telephone anzuwenden, weil man so jedes seiner Bestimmung besser anpassen könne. (Vgl. 1.) Das benutzte Bell'sche Telephon ist aus Hartgummi, hat 8cm Durchmesser und nur 2cm Dicke; der groſse Magnet ist durch einen Kranz kleiner Magnete von Nähnadel gröſse ersetzt, welche radial und normal zur Achse der Büchse stehen und den nämlichen Pol dem in der Mitte befindlichen kleinen, von der Spule umgebenen Cylinder aus weichem Eisen zukehren. Der Cylinder hat ein Paar Schraubengänge, das Muttergewinde dazu ist im Hartgummi; somit läſst sich der Cylinder genau in der richtigen Entfernung von der Platte einstellen. Dieses Telephon läſst sich mittels eines elastischen Bandes bequem am Ohr befestigen. Indem Navez die Platte im Empfänger durch einen an dem einen Ende befestigten, mit dem andern frei schwingenden Blechstreifen ersetzten und am freien Ende einen Stift von gewisser Länge anbrachten, konnten sie die Schwingungen stark vergröſsert auf einen Schirm werfen; sie glauben selbst, daſs man ein bleibendes Bild eines Wortes oder Satzes erhalten könne, wenn man den Weg der Schwingungen durch Funken einer Rhümkorff'schen Spule markirt, welche man zwischen dem Stifte und einem bewegten, mit einem dünnen Papierstreifen belegten Metallbande überspringen läſst. (Nach dem Moniteur industriell 1878 S. 267.) 3) Auf den Blyth'schen (vgl. 1878 228 187) ähnliche Versuche gestützt, bezeichnete Du Moncel am 4. März l. J. in der französischen Akademie die elektromagnetische Theorie des Telephons als unzulässig, oder doch mindestens als unvollständig; die tönenden Schwingungen im Empfänger würden vorwiegend vom Eisenkern der Spule erzeugt, seien also von derselben Natur, wie die in den Telephonen von Reis und Wray benutzten und früher schon von Page, Henry, Wertheim studirten. – Dies widerlegen Navez Vater und Sohn eingehend auf Grund von angestellten Versuchen im Journal télégraphique, 1878 Bd. 4 S. 72, wobei sie zugleich darauf hinweisen, daſs im Empfänger auch ein Magnet und nicht ein weicher Eisenstab der Platte gegenüber stehen müsse, damit nicht durch die Inductionsströme die Polarität des Stabes umgekehrt würde und dann zwei Schwingungen der empfangenden Platte auf jede der gebenden Platte kämen. – Dagegen vertheidigt (a. a. O. S. 94) Du Moncel seine Ansicht, indem er dieselbe zugleich aus den Beobachtungen von Edison, Preece und Warwick weiter zu begründen sucht und namentlich hervorhebt, daſs bei den äuſserst schwachen telephonischen Strömen das Tönen des Kernes nur sehr leise sein könne, wenn nicht durch das Hinzutreten der Eisenplatte die Aenderungen des magnetischen Zustandes im Kern ganz wesentlich verstärkt würden, wobei ja auch die Eisen platte, dem Kern entsprechend, in Folge des Magnetisirens und Entmagnetisirens tönend schwinge; dieses Tönen komme natürlich zu dem des Kernes hinzu, ja es sei vielleicht für das Ohr vorwiegend, wegen der gröſseren Nähe der Platte am Ohre. Durch Anziehungen hervorgerufene Schwingungen der empfangenden Platte, namentlich transversale, habe Du Moncel weder durch Lycopodium, noch durch Quecksilber, noch durch Wasser als Wellen nachweisen können, selbst nicht bei Zuhilfenahme von Lichtstrahlen zur Vergröſserung der Wirkung. 4) Der Schiffscapitän Trèves vom Desaix hat das Telephon zur Herstellung des Verkehres mit einem geschleppten Schiffe während der Nacht und mit den mit Schwimmkleidern ausgerüsteten Tauchern benutzt. Bei einer seiner letzten Fahrten schleppte der Desaix den Argonaut, ein altes Schiff, das dem Uebungsgeschwader als Ziel für Torpedoversuche dient. Um eines der Schlepptaue war ein Leitungsdraht gewunden, dessen Enden auf dem Desaix und dem Argonaut, unter Einschaltung eines Telephons, mit der kupfernen Schiffsverkleidung verbunden war, so daſs das Meer den Stromkreis vervollständigte. Während der ganzen Fahrt konnte man sich ganz leicht verständigen. – Der Schiffslieutenant Desportes am Bord des Desaix kam auf den Gedanken, das Telephon bei den Arbeiten der Taucher zu verwenden. Man ersetzte das eine Glas des Taucherhelmes durch eine Kupferplatte, in welcher das Telephon befestigt war. Der Taucher brauchte daher nur den Kopf ein wenig zu bewegen, um entweder eine Mittheilung zu machen oder zu empfangen. Wenn man den Kiel zu besichtigen nöthig hat, so können die hinabgeschickten Taucher berichten, was sie sehen und thun, ohne daſs man sie, wie es bisher erforderlich war, erst wieder auf Deck heraufholen muſs. Die Taucher können selbst auf dem Meeresgründe in beständiger Sprechverbindung mit dem Deck bleiben. (Nach der Revue indusrielle, 1878 S. 215) 5) Bei Breguet's Telephon gleicht der Empfänger dem Sender. Jeder besteht aus einem Glasgefäſs mit einer Schicht Quecksilber und darüber einer Schicht angesäuerten Wassers. In das Wasser taucht die Spitze einer z. Th. mit Quecksilber gefüllten Röhre, welche in ihrem oberen Theile Luft enthält, offen ist oder mit einer Platte verschlossen, welche sich in Schwingungen versetzen läſst. Das Quecksilber in der Röhre des Empfängers und des Senders stehen durch einen Draht in leitender Verbindung; ebenso das Quecksilber in den beiden Gefäſsen. Spricht man gegen die Röhre des Senders, so werden die Luftschwingungen auf die Spitze der Röhre übertragen, wo das Quecksilber in der Röhre mit dem Wasser durch die feine Höhlung der Spitze Contact macht. Die hier eintretende elektrocapillare Wirkung sendet elektrocapillare Ströme nach dem Empfänger, in welchem dieselben sich wieder in Luftschwingungen umsetzen. Lippmann hat dieses Telephon in tragbarer Form ausgeführt; es besteht aus einer einige Centimeter langen Röhre, welche abwechselnd Tropfen von Quecksilber und angesäuertem Wasser enthält; an den Enden ist sie zugesiegelt und Platindrähte machen Contact mit den letzten Quecksilbertropfen. Eine Scheibe aus Föhrenholz ist in ihrer Mitte normal zur Röhre an dieser befestigt; gegen diese wird gesprochen, die des Empfängers aber wird an das Ohr gehalten. 6) Nach P. Serpieri und S. Cappanera (Beiblätter zu den Annalen der Physik, 1878 S. 297) werden die einzelnen Vocale und Silben beim Telephoniren nicht genau so gehört, wie sie gesprochen werden, wie man namentlich bei Versuchen in einer dem Hörenden unbekannten Sprache beobachten könne; so höre man: e a tr n s et eb d t ic dra, tra ti at i u l o v wie a e cr, dr, pr, fr m f el eu t d ip gra chi ai u i r e b Habe werde wie fode oder ode, ich wie ir, wichtiges wie vistiges, geschlafen wie teslafen oder geflagen gehört. Es bedürfe also noch des Urtheiles und der Combinationsgabe des Hörenden, um die empfangene Depesche richtig wiederzugeben; zum Selbstregistriren werde aber kaum ein telephonischer Zeichenempfänger angewendet werden können.