Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 230, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 88
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Miscellen. Miscellen. Antrieb für Centrifugen. Eine bedeutende Vereinfachung für groſsere Anlagen von Centrifugen (wie beispielsweise in Zuckerfabriken, Wäschereien u.a.) hat man dadurch erreicht, daſs man die oberen Transmissionen mit den vielen Riemenscheiben und Riemen, sowie die Vorgelege der Centrifugen ganz wegfallen läſst und statt der einzelnen Vorgelege eine ganze Reihe von Centrifugen mit einer durchgehenden Welle versieht, welche für jede Centrifuge bezieh. den halbgekreuzten Riemen derselben eine Fest- und eine Leerscheibe trägt, da hier, während sonst die Vorgelegewelle ausgerückt wird, die Centrifuge selbst ausgerückt werden muſs. Die Vorgelege welle wird dann durch einen Riemen getrieben. Die Fest- und die Leerscheibe nimmt man am besten mit Rand und etwas ballig; das Ausrücken des halbgekreuzten Riemens hat dann keine Schwierigkeit; da die Leerscheibe nach dem Ausrücken still steht, so muſs beim Einrücken die Trommel der Centrifuge mit der Hand etwas in Bewegung gesetzt werden – wie es ja auch gewöhnlich geschieht – um den Riemen auf die feste Scheibe zu bringen. Die Anschaffungskosten bei neuen Anlagen gröſserer Centrifugen-Antriebe werden durch diese Vereinfachung ganz bedeutend ermäſsigt und im Betriebe eine groſse Anzahl Riemen erspart, was namentlich für Zuckerfabriken von groſser Wichtigkeit sein wird. K. Willan und Mills' verbesserter Sandbaum für Webstühle. Zum Aufwickeln der mit positivem Regulator auf mechanischen Webstühlen gearbeiteten Waare bedient man sich bekanntlich eines Brustbaumes, welcher für jeden Eintrag entsprechend der Schuſsdichte eine bestimmte Drehung macht. Damit hierbei dieser Baum die Waare möglichst sicher fortbewege, ist seine Mantelfläche rauh gemacht; man nimmt noch häufig hölzerne Walzen, auf deren Oberfläche Sand oder grober Schmirgel oder Glaskörner geleimt sind, woher der Name „Sandbaum“ abgeleitet wurde. Für sehr zarte Stoffe empfiehlt es sich, Sandpapier aufzukleben, oder Fischhaut aufzunageln; für kräftige Waaren nimmt man Reibeisenblech, welches spiralförmig aufgewickelt ist, oder, weil Holz von der Witterung sehr beeinfluſst wird, guſseiserne Walzen, in deren Umfang der Länge nach oder auch noch rechtwinklig zur Achse scharfkantige dreieckige Nuthen eingehobelt und eingedreht sind; man heiſst solche Bäume „Riffelbäume“. Willan und Mills in Blackburn suchen die Leichtigkeit des hölzernen Sandbaumes mit der Stabilität des eisernen Riffelbaumes dadurch zu verbinden, daſs sie nach dem Textile Manufacturer, 1878 S. 173 den Cylinder aus Eisenblech herstellen, der mit beiden Enden in leichte guſseiserne Scheiben eingesetzt ist, in welchen die durchgehende schmiedeiserne Welle sitzt. Der Cylinder ist nicht völlig geschlossen, nachdem die gebogene Blechplatte absichtlich etwas schmäler gehalten ist, und in den etwa 25mm breiten Längsspalt ist eine Holzleiste gut eingepaſst, an welcher das über den Cylinder gespannte Reibeisenblech festgenagelt wird. Zum Schweiſsen von Kupfer. Das rothglühende Kupfer wird nach der Polytechnic Review, 1878 Bd. 5 S. 261 mit einem Gemisch von 1 Th. phosphorsaurem Natron und 2 Th. Borax bestreut und dann sofort unter den Hammer gebracht. (Vgl. 1875 218 372.) Zur Kenntniſs des im Handel vorkommenden Zinkes. Nach C. Himly (Untersuchungen und Arbeiten aus dem Universitätslaboratorium in Kiel, 1878 S. 5) hatten sieben Zinkproben folgende Zusammensetzung: Probe Nr. 1 Nr. 2 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 6 Nr. 8 Nr. 0 Zink 98,720 99,000 96,630 97,532 98,807 98,340 96,860 Blei   1,240   0,991   1,700   2,448   1,093   1,540   1,128 Eisen   0,040   0,009   0,040   0,020   0,012   0,120   0,020 Cadmium   1,630   0,088 Spur Kupfer   0,040 Zinn   1,952 Das Zink Nr. 0 scheint aus alten Zinkresten zusammengeschmolzen zu sein 5 Nr. 4 enthält auffallend viel Cadmium. Ein neues Mineral: Daubreelit. Lawrence Smith (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 338) hat im Meteoreisen ein neues Mineral folgender Zusammensetzung nachgewiesen: Schwefel   43,26 Chrom   36,38 Eisen   20,36 ––––––– 100,00. Dies würde der Formel FeCr2S4 entsprechen. Smith nennt das Mineral Daubreelit. Ein neues Braunstein-Element. A. Gaiffe (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 728) durchbohrt mehrfach einen porösen Kohlencylinder der Länge nach, füllt diese Löcher mit grob gepulvertem Braunstein, verbindet den Cylinder mit einem amalgamirten Zinkstab und setzt das Ganze in ein Glas, welches er mit einer Lösung von 20 Th. Chlorzink in 100 Th. Wasser füllt. Polyskop. Mit dem Namen Polyskop belegt Trouré einen kleinen, der Physikalischen Gesellschaft in Paris vorgezeigten Apparat, womit er Höhlungen des menschlichen Körpers, das Innere von Minen u.s.w. elektrisch beleuchten will. In einem Kästchen befindet sich dazu eine Trouvé-Callaud'sche Batterie, welche eine Planté'sche secundäre Batterie ladet, während der Strom der letztern, dessen Stärke durch einen einfachen Rheostat regulirt und mittels eines Galvanoskops gemessen wird, einen spiralförmig gewundenen, oder weit besser blos scheibenförmig platt gedrückten Platindraht zum Glühen bringt. Unter Umständen wird das Polyskop noch mit einem passenden Hohlspiegel versehen. [Nitze in Dresden hat auch bei seinem „Urethroskop“ (D. R. P. Nr. 1624 vom 2. December 1877) die Anwendung glühenden Platins zur Beleuchtung der Harnröhre patentirt.] E–e. Calciumphosphid für Rettungsbojenfeuer. Phosphorcalcium Ca3P2 gibt bekanntlich mit Wasser selbstentzündliches Phosphorwasserstoffgas. Diese Eigenschaft nützt die französische Marine aus, indem sie nach den Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens, Pola 1878 S. 295 diese Verbindung zur Füllung der abgeschlossenen Rettungsbojenbüchsen verwendet. Um bei der ins Wasser fallenden Boje den Zutritt des Wassers zum Calciumphosphid möglich zu machen, hat die in der Boje sitzende Büchse innen eine mit mehreren Löchern versehene Röhre centrisch eingelöthet, deren Böden durch einen eigenen Schlagstift durchgeschlagen werden. Dieser lagert bei der noch aufgehängten Boje im Gasentweichungskanale des Bojenfeuers und wird erst beim absichtlich herbeigeführten Falle der Boje frei. Bei der in Frankreich beliebten Einrichtung hat die Gasentweichungsröhre eine Länge von ungefähr 70cm, damit sowohl die „auf Mann über Bord“ anzusetzenden Rettungsboote, als auch der zur Boje sich Rettende das Feuer selbst bei unruhiger See auf groſse Entfernungen sehen können und an der Boje angelangt durch die gas- und dampfförmigen Verbrennungsproducte möglichst wenig belästigt werden. Gallussäure-Entwickler für trockne Platten. Schon C. Lea hatte gefunden, daſs die Pyrogallussäure im alkalischen Entwickler durch Gallussäure ersetzt werden könne. Taylor (Photographisches Archiv, 1878 S. 167) berichtet nun über Versuche, nach denen die Gallussäure sogar noch energischer wirkt. Es wurde z.B. eine belichtete Emulsionsplatte in zwei Hälften zerschnitten, die eine Hälfte mit Pyrogallussäure und einem Tropfen Ammoniak, die andere mit Gallussäure und einem Tropfen Ammoniak übergössen, ohne Bromkalium. Pyrogallussäure brachte in sehr kurzer Zeit ein schwaches Bild heraus, zur. Gallussäure aber muſsten vier Tropfen Ammoniak zugesetzt werden, bis nur die hohen Lichter kamen. Nach weiterem Zusatz von 8 Tropfen Ammoniak kam das Bild auf einmal in allen Einzelheiten und fast druckfähig zum Vorschein. Weitere Versuche ergaben, daſs Pyrogallussäure mit sehr wenig Alkali ein Bild entwickelt, während Gallussäure viel Alkali braucht, aber auch viel mehr Alkali verträgt als Pyrogallussäure, und gute Kraft gibt. Verbesserte Spritzflasche. T. Bayley (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 110) verbindet das zum Einblasen dienende Rohr der Spritzflasche mit einem Bunsen'schen Gummiventil, um zu verhüten, daſs beim Auswaschen mit Ammoniakflüssigkeit, heiſsem Wasser u. dgl. die Dämpfe beim Spritzen in den Mund gelangen. Zur Nachweisung der Magnesia. Bezüglich des Grades der Verdünnung, bei der Magnesia noch mit ammoniakalischem Natriumphosphat nachgewiesen werden kann, hat Schlagdenhauffen (Chemisches Centralblatt, 1878 S. 505) gefunden, daſs eine 0,5 proc. Lösung von Natriumphosphat, mit Chlorammonium und Ammoniak versetzt, in einer 0,2 proc. Lösung von Magnesiumsulfat anfangs eine Trübung hervorbringt, aber dann einen krystallinischen Niederschlag erzeugt. Wenn die Sulfatlösung nur 0,1 Proc. enthält, so entsteht ebenfalls ein krystallinischer Niederschlag, ja selbst dann noch, wenn die Magnesialösung 10Mal verdünnter genommen wird. Handelt es sich darum, die Magnesia von Kalk, Baryt oder Strontian zu trennen, so muſs man bekanntlich zuerst diese Basen abscheiden; doch ist diese Operation unnöthig, wenn man sich als Fällungsmittel des Natrium- oder Kaliumhypojodites, oder besser noch einer Lösung von Jodjodkalium, welche mit kaustischem Kali versetzt ist, bedient. Um das alkalische Hypojodit darzustellen, löst man Jod in 2 proc. Kali- oder Natronlauge. Sobald die Lösung schön goldgelb erscheint, setzt man sie der Magnesialösung zu. Enthält letztere 0,2 Proc. Magnesiumsulfat oder Magnesiumchlorid, so entsteht unmittelbar ein reichlicher braunrother Niederschlag. Verdünnt man die Magnesialösung allmälig mit ihrem 5-, 10-, 15- und 20 fachen Volum Wasser, so entstehen immer schwächere Niederschläge, und bei der letzten Grenze erhält man noch eine sehr deutlich wahrnehmbare röthliche Färbung. Mit einer Lösung, die 0,02 Proc. Magnesiumsulfat oder Chlorid enthält, ist der braune Niederschlag, welcher sofort entsteht, viel leichter und sicherer zu fassen als der sich langsam bildende krystallinische Niederschlag des Ammonium-Magnesiumphosphates. Nach längerer Zeit verschwindet indeſs der braunrothe Niederschlag oder, wenn es sich um eine 0,01 proc. Lösung handelt, die röthliche Färbung wieder wegen der Alkalinität der Flüssigkeit. Trotzdem aber ist das Hypojodit ein ausgezeichnetes Reagens für Magnesiasalze, weil es gestattet, diese Base schneller und sicherer nachzuweisen, als dies mit dem ammoniakalischen Natriumphosphate möglich ist. Eine Lösung von Jodjodkalium, mit kaustischem Kali versetzt, kann denselben charakteristischen braunen Niederschlag hervorbringen, aber man muſs in diesem Falle das Alkali sehr vorsichtig zusetzen, weil sonst der Niederschlag leicht wieder verschwindet. Die Wasserversorgung der Stadt Iserlohn. Das Gebirge südlich der Stadt Iserlohn, welches das zur Versorgung nöthige Quellwasser liefert, besteht nach L. Disselhoff (Journal für Gasbeleuchtung, 1878 S. 471) aus den Grauwacken- und Schieferschichten des Lenneschiefers mit eingelagerten, 10 bis 70m mächtigen Kalksteinschichten. Die dem Schiefer entspringenden Quellen sind im Wermingserthale in groſser Anzahl gefaſst, die Kalkquellen, welche wegen ihrer Reichhaltigkeit und Ausdauer in der trockenen Jahreszeit vorzüglich zur Wassergewinnung geeignet sind, werden in dem zweiten Quellengebiete durch einen 1100m langen Stollen, dem Rudolfstollen, gelöst und abgeleitet. Die Quellen liefern täglich 2000cbm. Wie nachfolgende Analysen zeigen, gehört das Wasser mit zu den besten der in Deutschland zur Versorgung verwendeten. (Vgl. F. Fischer: Chemische Technologie des Wassers, S. 102.) Bestandtheile (mg in 1l) Kalkquellen Schieferquelle GroſseQuelle imsüdlichenFeldorte Quelleim Gegenortedes Rudolf-stollens HauptquelleimWermingser-thale KalkMagnesiaNatronEisenoxydSchwefelsäureKiesesäureChlorGebundene Kohlensäure 35,61  4,75  5,43  0,47  5,15  6,34Spur33,20 49,2812,20  3,14Spur  5,15  5,00Spur51,49 24,86  6,05  2,21Spur  6,80  6,00Spur24,01 Gesammtrückstand 90,95 126,26 69,93 Halbgebundene Kohlensäure 33,20 51,49 24,01 Freie Kohlensäure   0   0   2,90 SalpetersäureAmmoniakOrganische Substanz Nicht nachweisbar Temperatur   8,50°   8° Zur Kenntniſs der Mineralwässer. Garrigou (Scientific American, 1878 Bd. 39 S. 25) glaubt die Beobachtung gemacht zu haben, daſs die in Mineralwässern gelösten Salze andere Eigenschaften besitzen als die in gewöhnlichem Wasser gelösten. Ueber das Umschlagen des Weines. Nach A. Gautier (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1339) zeigt sich diese verderbliche Krankheit dadurch, daſs der Wein nach dem Abziehen auf Flaschen sich bald trübt, mit irisirenden Häutchen bedeckt und den Farbstoff als braunen Niederschlag abscheidet, so daſs eine gelblich braun gefärbte, säuerlich bitter schmeckende Flüssigkeit zurück bleibt. Bei der Untersuchung eines solchen umgeschlagenen Weines zeigte sich der Alkoholgehalt unveränderlich, der Weinstein war aber völlig verschwunden; statt dessen enthielt 1l Flüssigkeit 2g,04 Essigsäure, während gesunder Wein nur 0,2 bis 0g,45 flüchtige Säuren enthält, Auſserdem wurde Tartronsäure nachgewiesen und so viel Milchsäure abgeschieden, daſs daraus 1g,006 krystallisirtes Zinklactat erhalten wurde. Die Zersetzung des Weinsteines in saures tartronsaures Kalium und Essigsäure geht voraussichtlich nach folgender Gleichung vor sich: 2KC4H5O6 = 2KC3H3O5 + C2H4O2, der Zerfall der Weinsäure in Tartronsäure und Milchsäure in folgender Weise: 3C4H6O6 = 3C3H4O5 + C3H6O3. Ein Mittel gegen diese Krankheit ist noch nicht gefunden. Die betreffenden Krankheitserreger bilden feine Fäden von 0mm,001 Durchmesser, welche Pasteur (Études sur le vin, 1878 Taf. 10) als filaments de la tourne beschreibt. Ueber den Handel mit frischem Fleisch in Amerika. Nach Angaben der Landwirthschafts-Gesellschaft in England wird der Handel mit frischem Fleisch namentlich von New-York nach Liverpool immer bedeutender. Die in New-York geschlachteten Thiere werden sorgfältig zerlegt und in einem mit schlechten Wärmeleitern umgebenen groſsen Räume des Schiffes so aufgehängt, daſs sich die einzelnen Stücke nicht berühren. Mittels Ventilatoren wird nun durch Eis gekühlte Luft eingeführt, welche die Temperatur des Fleischraumes auf 2,8 bis 4,40 erhält. Das Fleisch kommt so sehr gut erhalten nach Liverpool und wird in groſsen gekühlten Räumen untergebracht, oder in besonders eingerichteten Wagen nach London geschafft. Die Transportkosten für einen geschlachteten Ochsen betragen etwa 32 M., die für einen lebenden würden etwa 160 M. ausmachen. 1k dieses Fleisches wird in Liverpool zu 1,20 M. verkauft. Die Vereinigten Staaten haben so in 19 Monaten etwa 30000t frisches Fleisch nach England ausgeführt, und zwar lieferten New-York und Philadelphia folgende Mengen: 1875 October       16322k November       16322 December       60756 1876 Januar       73451 Februar     132393 März     136927 April     569470 Mai     458841 Juni     516876 Juli     530569 August     618891 September   1111533 October   1233105 November   1901551 December   1711349 1877 Januar   1166349 Februar   2245967 März   3041341 April   3889362 ––––––––– Zusammen 19431375k. Ueber giftige Gase. Umfassenden Versuchen von Poleck und Biefel (Chemisches Centralblatt, 1878 S. 334) über die Wirkung giftiger Gase auf Thiere entnehmen wir folgende Mittheilungen. Der Tod des Thieres bei Vergiftung mit Kohlendunst aus Steinkohlen trat ein, wenn die Zimmerluft im Mittel aus 6,56 Proc. Kohlensäure, 0,46 Proc. Kohlenoxyd, 13,40 Proc. Sauerstoff und 79,58 Proc. Stickstoff bestand. Das Kohlenoxyd-Spectrum trat in dem Blute aller auch der nicht getödteten Thiere auf. Zucker wurde nur in dem Harne jener Thiere beobachtet, bei denen sich die Intoxication sehr langsam und nur mit vereinzelten Krampfanfällen vollzog, während bei allen Thieren, bei denen die Vergiftung mit heftigen, tonischen und klonischen Krämpfen auftrat und den Tod schon in ½ bis 1½ Stunden herbeiführte, Zucker im Harne in keinem Falle beobachtet werden konnte. Bei den Versuchen mit Leuchtgas war das Gasgemisch der Zimmerluft, welches zum Tode des Thieres führte, stets explosiv. In einem Falle, in welchem der Tod des Thieres nach 2 Stunden eintrat, enthielt es 0,08 Proc. CO2, 0,35 Proc. durch rauchende Schwefelsäure absorbirte Gase, 2,36 Proc. CH4, 4,42 Proc. Wasserstoff, 1,48 Proc. CO, 19,15 Proc. Sauerstoff und 72,16 Proc. Stickstoff, während das zum Versuche benutzte Leuchtgas 2,12 Proc. CO2, 4,85 Proc. schwere Kohlenwasserstoffe, 30,8 Proc. CH4, 53,13 Proc. Wasserstoff, 6,75 Proc. CO, 0,42 Proc. Sauerstoff und 1,93 Proc. Stickstoff enthielt. H2S und SO2 konnte weder in der Luft einer Kohlendunst- noch einer Leuchtgas-Vergiftung nachgewiesen werden. Durch besondere Versuche mit reinem CO und reiner CO2 wurde die Kenntniſs der letalen Mengen und des Krankheitsbildes dieser Gase gewonnen. In drei Versuchsreihen wurde beim Tode des Thieres in der Luft 1,94, 1,53, 1,65, und 1,02 Proc. CO gefunden, während bei einer Kohlensäure-Vergiftung die Luft beim Tode des Thieres 50,41 Proc. CO2, 10,01 Proc. Sauerstoff und 39,58 Proc. Stickstoff enthielt und schon 0,06, 0,05 und 0,37 Proc. H2S die Thiere unter heftigen Schreikrämpfen rasch zum Tode führte. Dies stimmt mit Versuchen anderer Forscher überein. Ganz analog fielen die Versuche mit CS2 aus. Als Resultat sämmtlicher Versuche stellt sich heraus, daſs die Leuchtgas-Vergiftung bei Abwesenheit von H2S, welcher im normalen Leuchtgase stets fehlt, als eine reine Kohlenoxyd-Vergiftung aufzufassen ist, während im Kohlendunst CO2, CO und die Verminderung des Sauerstoffes gleichzeitig zur Wirkung gelangen. N. Grehant (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 895) findet, daſs Menschen und Thiere durch halbstündiges Athmen einer Luft, welche 0,13 Proc. Kohlenoxyd enthält, so viel dieses giftigen Gases aufnehmen, daſs die Hälfte der Blutzellen zur Sauerstoffaufnahme unfähig wird. Vorschlag zur Bindung des atmosphärischen Stickstoffes. J. Blair schlägt im Scientific American, *1878 Bd. 39 S. 21 vor, zuerst den Sauerstoff der Luft durch Verbrennung von Kokes zu Kohlenoxyd zu entfernen, das erhaltene Gasgemisch behufs Abscheidung des Staubes durch eine mit Steinbrocken gefüllte Kolonne zu filtriren, die Gase durch eine von auſsen erhitzte Säule von Eisenerz (Eisenoxyd) zu leiten, um Eisenschwamm und Kohlensäure zu erzeugen, die letztere durch Berührung mit Kalkmilch zu binden und mittels einer Pumpe den übrig bleibenden Stickstoff in einen Gasometer zu schaffen. Das Gas tritt aus letzterem in einen von auſsen erhitzten schachtartigen Ofen, der eine Mischung von Potasche und Kohle „in einem Zustande der Schmelzung“ enthält. „Hierbei tritt die Potasche ihren Sauerstoff an den Kohlenstoff ab und Kohlenoxyd entweicht, während der Stickstoff mit seinem Aequivalent gasförmigen Kohlenstoffes sich zu Cyan, dieses mit Kali zu Cyankalium verbindet.“ Dieses verflüchtigte Salz wird in einer Kammer condensirt; die nicht verdichteten Gase streichen noch durch eine Lösung eines sauren Eisensalzes, in welchem die etwa noch vorhandenen Cyankaliumdämpfe sofort Berliner Blau geben. F. B. Zur Untersuchung stickstoffhaltiger organischer Stoffe. Zur Bestimmung des Stickstoffes in organischen Substanzen empfiehlt E. A. Grete (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1558) Wolle, Horn, Leder u.s.w. in warmer concentrirter Schwefelsäure zu lösen, dann mit Natronkalk zu mischen, wodurch die Masse in Folge der Bildung von Gyps trocken wird, und nun in bekannter Weise zu erhitzen. Verdampfung von Zuckersäften. Guardidla beschreibt in der Polytechnic Review, *1877 Bd. 4 S. 193 neue Verdampfpfannen für Zuckersäfte. Dieselben sind rund oder oval, haben flache Flüssigkeitsschichten, directe Heizung und spiralförmige Scheider, welche die Flüssigkeit aus der Mitte nach dem seitlichen Abflüsse in langem Wege umlaufen lassen. Zur Butteruntersuchung. Nach Th. Taylor (Scientific American, 1878 Bd. 38 S. 374) zeigt echte Butter im polarisirten Licht wenig Farbenveränderung, Oleomargarin dagegen hellglänzende Flecken. Eine Probe Kunstbutter enthielt viel Zellgewebe und Krystalle von harnsaurem Magnesium, wohl von einem kranken Thiere herrührend. C. Husson (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1878 B. 5 S. 157) bestimmt von der zu untersuchenden Butter die Löslichkeit in Aether und Alkohol. H. Hager (Chemisches Centralblatt, 1878 S. 199) zeigt, daſs auch diese Methode keine zuverlässigen Resultate gibt. Untersuchung des Bienenwachses auf Harz; von E. Schmidt. Um selbst 1 Proc. Colophonium im Bienenwachs nachweisen zu können, empfiehlt E. Schmidt im Archiv der Pharmacie, 1878 Bd. 213 S. 212 folgende Abänderung des Verfahrens von Donath (1872 205 131). 5g des zu untersuchenden Wachses werden in einem Kolben mit der vier- bis fünffachen Menge roher Salpetersäure (von 1,32 bis 1,33 sp. G.) zum Sieden erhitzt und 1 Minute darin erhalten; hierauf fügt man ein gleiches Volum kaltes Wasser und unter Umschütteln dann so viel Ammoniak hinzu, bis die Flüssigkeit stark danach riecht. Gieſst man hierauf die alkalische Flüssigkeit von dem ausgeschiedenen Wachs ab in ein cylindrisches Gefäſs, so besitzt dieselbe bei reinem Wachs nur eine gelbe Farbe, bei Wachs, welches mit Harz verfälscht ist, in Folge der entstandenen Nitroproducte, dagegen eine mehr oder minder intensiv rothbraune Farbe. Zur Nachweisung von Glycerin. Senior und Löwe (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 246) glauben durch folgendes Verfahren 0,1 Proc. Glycerin im Biere, 1 Proc. desselben im Sherry oder 5 Proc. im Syrup nachweisen zu können. Die betreffende Lösung wird mit etwas Borax zur Trockne verdampft, der Rückstand am Platindraht in die nichtleuchtende Flamme gebracht. Ist Glycerin vorhanden, so tritt die bekannte grüne Borsäureflamme auf. Zur Prüfung der Alkaloide. A. W. Blyth (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 167) bestimmte nach einem verbesserten Verfahren die Temperatur, bei welcher die Alkaloide sublimiren. Am leichtesten sublimiren schon bei 100° Thein und Cantharidin, über 150° Strychnin und Morphium, andere schmelzen, ohne zu sublimiren, Saponin u.a. schmelzen nicht und geben auch kein Sublimat. Citronensäure in unreifen Maulbeeren. Nach Wright und Patterson (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 6) enthielt 1l des Saftes aus unreifen Maulbeeren 26g,8 Citronensäure und 7g,8 Aepfelsäure neben 9g,4 Aschenbestandtheilen. Volumetrische Bestimmung des Arsens. A. Millot und Maquenne (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1404) schlagen vor, die betreffende Substanz im Marsh'schen Apparat zu zersetzen, den entwickelten Arsenwasserstoff in reine rauchende Salpetersäure zu leiten und diese zur Trockne zu verdampfen. Hierbei scheidet sich das etwa vorhandene Antimon ab, die gebildete Arsensäure aber wird in Wasser gelöst und in bekannter Weise wie Phosphorsäure unter Zusatz von essigsaurem Natron mit Uranlösung titrirt. Das Ende der Reaction wird ebenfalls mit Kaliumeisencyanur erkannt. Ueber die Herstellung des reinen Phenoles. J. Marzell (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 105) bespricht die Darstellung des Phenoles, dessen Eigenschaften u.s.w. Wir entnehmen dieser Abhandlung das von Church vorgeschlagene Verfahren zur Herstellung von reinem Phenol. Zu diesem Zweck wird 1 Th. weises krystallinisches Phenol in 20 Th. Wasser gelöst, die klare Lösung mit Kochsalz gesättigt und das abgeschiedene Phenol über Aetzkalk rectificirt. Ueber das basisch salpetersaure Wismuth. A. Riche (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1502) bestätigt den Bleigehalt des käuflichen basisch Salpetersäuren Wismuthes (1878 229 98). Ueber den Salpetersäuregehalt des auf verschiedene Weise hergestellten Niederschlages hat er folgende Versuche gemacht. 100 Th. Wismuthniederschlag enthielten N2O5 bei der Fällung mit: Gewöhnlichem Wasser 14,75 14,82 13,78 15,42 Viel Ammoniak   9,80 Ammoniak in starkem Ueberschuſs   2,9   0,60 Kohlensaurem Natrium   3,14 Brunnenwasser   2,12   1,47 Käuflichem Wismuthpräcipitat 11,98  9,73 11,68  8,89 11,23  7,79 10,63  0,898 Die Formel BiO3, NO5 + 2HO oder BiNO3(OH)2 fordert 17,64 Proc. N2O5. Auch Chapuis und Linossier (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 169) machen Mittheilungen über den Bleigehalt des basischen Wismuthnitrates und A. Carnot (Daselbst S. 208) bespricht die Nachweisung des Bleies in dem Wismuthniederschlag. Ueber die künstliche Darstellung von Opal. Schichtet man nach E. Monier (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1318) auf eine Wasserglaslösung eine Lösung von Oxalsäure, so bildet sich eine 1 bis 3mm dicke Schicht Kieselsäure, welche die Eigenschaften des Opales hat. Die Entstehung der Borsäure in den toskanischen Maremmen. Der ophiolitische Serpentin, dessen Kette in Mittelitalien mit der Längenausdehnung der Soffioni parallel läuft, enthält nach Bechi Borsäure, wahrscheinlich als Magnesiumborosilicat, ferner Schwefelkies, Chalkopyrit und etwa 0,01 Proc. Stickstoff. Wird das Gestein in einer kleinen, eisernen Gasretorte in Kohlensäure-haltigem Wasserdampf auf 3000 erhitzt und werden die Dämpfe in ein gröſseres Wasserbassin geleitet, so beobachtet man geradezu dieselben Erscheinungen wie bei den Soffioni. Das Wasser enthält Borsäure und Ammoniaksalze, es wird durch ausgeschiedenen Schwefel milchig getrübt während reichlich Schwefelwasserstoff entweicht. Bechi glaubt, daſs die Annahme einer sehr langsamen Zersetzung der Serpentine durch Wasserdampf die zur Erklärung der Erscheinungen der Borsäure-Soffioni angemessenste Hypothese abgäbe. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1690.) Zur Gewinnung des Gummis. Die Gewinnung des Gummis in Para und seine Eigenschaften wird im Scientific American, *1878 Bd. 39 S. 105) besprochen, ohne daſs jedoch etwas wesentlich Neues mitgetheilt würde, so daſs hier nur auf die Abhandlung verwiesen werden mag. Zur Darstellung von salpetriger Säure. Im Anschluſs an seine frühere Mittheilung (1878 229 487) berichtet G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1641), daſs Salpetersäure von 1,2 sp. G. mit arseniger Säure fast nur NO gibt, Salpetersäure von 1,3 bis 1,35 fast nur N2O3, stärkere Säuren aber vorwiegend N2O4 geben. Mit Stärke zeigt Salpetersäure von 1,2 sp. G. fast gar keine Einwirkung, Säure von 1,33 gibt neben wenig NO nur N2O3, Säure von 1,4 bis 1,5 sp. G. auſser N2O3 erhebliche Mengen von N2O4. Ueber die Bestimmung der Salpetersäure als Ammoniak. E. A. Grete (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1557) hat gefunden, daſs beim Glühen von Nitraten mit xanthogensaurem Kalium und Natronkalk der gesammte Stickstoff der Salpetersäure als Ammoniak erhalten wird. Ueber Idrialin. Nach G. Goldschmiedt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1578) entspricht die Zusammensetzung des Idrialins, welches er durch Reinigung des Idrialites, einem Mineral aus dem Quecksilbererz von Idria erhielt, der Formel C42H28O. Trennung von Eisen und Uran. E. Burcker zeigt im Chemischen Centralblatt, 1878 S. 453, daſs die Trennung des Eisens und Urans mittels Ammoniumcarbonat ungenaue Resultate gibt, da sich hierbei leicht auch kohlensaures Uranoxydammoniak abscheidet. Genau ist dagegen die schon von Rose beschriebene Methode, welche darin besteht, die gemischte Lösung durch Ammoniak zu fällen, den geglühten Niederschlag zu wiegen und dann im Wasserstoffstrome zu erhitzen, bis er nicht mehr an Gewicht verliert, wobei sich metallisches Eisen und Uranoxydul bilden. Man behandelt mit verdünnter Chlorwasserstoffsäure, welche das Eisen löst und das Uranoxydul unverändert läſst. Ueber die Darstellung von Methylaldehyd. Vor etwa 10 Jahren hat A. W. Hofmann gezeigt, daſs Methylalkoholdampf, mit Luft gemischt über eine glühende Platinspirale geleitet, Methylaldehyd gibt; doch enthielten die verdichteten Flüssigkeiten weniger als 1 Proc. desselben. Nach neueren Versuchen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1686) erhält man durch Leitung einer Mischung von Methylalkoholdampf und Luft durch eine nicht zu enge Platinröhre, welche ein Bündel dünner Platindrähte enthält, beim gelinden Erwärmen Dämpfe, durch deren Verdichtung eine Flüssigkeit mit 5 Proc. Aldehyd erhalten wird. Entfernt man aus der Aldehydlösung den mitverdichteten Methylalkohol durch Destillation – wobei allerdings auch etwas Aldehyd entweicht – und läſst die rückständige Flüssigkeit mehrmals gefrieren, so kann, durch Entfernung des Eises, der Aldehydgehalt derselben bis auf 10 Proc. und darüber hinaus gesteigert werden. Ueber den Wohnungscomfort. A. Wolf führt in den Mittheilungen des Architecten- und Ingenieurvereines in Böhmen, 1878 S. 1 aus, daſs das Ideal einer Wohnung in Comfort und Sicherheit wurzelt. Der Comfort muſs praktisch, schön, gesund und sicher sein; das Gesunde der menschlichen Wohnung wird durch Zusammenwirken des Lichtes mit dem Sonnenstrahl und Luftwechsel, mit Wärme, Wasser und Trockne erzielt.