Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 183 |
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Miscellen.
Miscellen.
Körting's Universal-Injector mit Vorwärmer.
Um die Eigenthümlichkeit seines Injectors, bis zu 700 vorgewärmtes Wasser speisen zu
können, auch beim Locomotivbetrieb voll auszunutzen, bringt E. Körting in Hannover (*D. R. P. Nr. 1960 vom 8. November 1877) unterhalb
der hinteren Platform der Locomotive einen Vorwärmer an, d. i. ein kleiner Kessel,
durch dessen Rohr das vom Tender zum Injector strömende Wasser hindurchgeht, während ein Theil des von der Maschine entnommenen
Ausströmdampfes die Rohre auſsen umspült. Gegenüber dem directen Vorwärmen des
Tenderwassers, wie sie bekanntlich bei dem Kirchweger'schen Apparat (* 1878 230 385)
stattfindet, macht Körting die groſse Sicherheit seines
Apparates geltend, welche darin liegt, daſs bei etwaigem Versagen des Injectors bei
überwärmtem Wasser jeden Augenblick die Abdampfleitung abgestellt und mit kaltem
Wasser nachgespeist werden kann; andererseits wird schon gleich beim Beginn der
Fahrt das Speisewasser bis zur erlaubten Grenze vorgewärmt, was beim Kirchweger'schen Apparat sehr oft wohl erst am Ende der
Fahrt stattfindet. – Weitere Vorzüge sind das Wegfallen der schwierigen Rohrkupplung
in der Hinüberleitung des Abdampfes zum Tender, ferner der Umstand, daſs der stets
Fett mitführende Abdampf nur seine Wärme an das Speisewasser abgibt und sich nicht
mit demselben vermengt, wodurch der Kessel jedenfalls geschont wird. (Vgl. 1878 230 134.)
Dampfwaschkessel.
Textabbildung Bd. 237, S. 183Der von F. Voigt und O. Kolbe in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 959 vom 15. November 1877) ausgeführte
Dampf-Waschtopf hat, wie nebenstehend veranschaulicht, folgende Einrichtung: a ist ein Hohlcylinder mit doppelter Wandung; die
innere ist gelocht und hat zwei Böden, von denen der obere b ebenfalls gelocht ist; der untere Boden ist nur in der Mitte offen. Auf
diese Oeffnung ist das conische gelochte Mittelrohr aufgesetzt, welches durch einen
mit vier Ausgangsröhrchen d besetzten Deckel e geschlossen ist.
Man gieſst in diesen Topf bis zum Ringe f herauf
Seifenwasser und legt alsdann die eingeweichte und mit Seife bestrichene Wäsche ein.
Hierauf schlieſst man den Topf durch einen Deckel, welcher Bajonnetverschluſs hat
und bei g durch einen Gummiring oder einen
Filzabschluſs abgedichtet wird, und setzt zuletzt das Ganze auf eine Feuerung. Es
wird hierdurch das in dem Topfe befindliche Wasser zum Kochen gebracht und die
Wäsche von dem durch den Boden b und das conische
Mittelrohr sowie die Rohre d austretenden Dampf
durchzogen und gereinigt. Oben bei i ist noch ein
Sicherheitsventil und unten bei k ein Ablaſshahn
angebracht. Die in diesem Topfe gekochte Wäsche hat, wie der Erfinder angibt, keine
nachfolgende Handwäsche nöthig, sie ist nur noch zu spülen. Um das Einlegen der
Wäsche bequemer und den nutzbaren Raum im Kessel möglichst groſs zu machen, hat J. Hilgers in Rheinbrohl (*D. R. P. Nr. 2832 vom 9.
April 1878) die Röhre von innen nach auſsen verlegt; demgemäſs sind an der
Auſsenwand des Kessels mehrere Röhren (von halbrundem Querschnitte) angenietet oder
angelöthet, deren unteres Ende in den Kaum zwischen Siebboden und Kesselboden und
deren oberes Ende über der Wäsche in den Kessel einmündet. Durch diese Einrichtung
erhält die Kesselwand auch eine beträchtliche Verstärkung.
Ueber den für Groſsbetrieb eingerichteten Dampf-Waschkessel von Johannes Haag in Augsburg (*D. R. P. Nr. 691 vom 13.
October 1877) berichten wir demnächst ausführlicher.
Neuerungen an Webstühlen zur Herstellung gazebindiger
gemusterter Stoffe.
Schulze und Wagner in Greiz
(*D. R. P. Nr. 1628 vom 24. Juli 1877) wenden einen Hinterharnisch mit Schlitzlitzen
an, durch welche die in den Dreherharnisch gereihten Fäden gezogen sind; der
Hinterharnisch hebt und lockert dadurch die Dreherfäden, wenn die Dreherhelfen sich
heben und die Polfäden unter den Grundfäden hinweg in das Oberfach kommen. Die
Dreherfäden, welche zuvor hinten im Sack liegen, kommen herauf und werden so viel
nachgelassen, als nöthig ist, daſs sich das Dreherfach bildet, ohne daſs Grundfäden
mit hochgezogen werden. Die Dreherhelfen und die Fäden werden hierdurch sehr
geschont und kann man ein ziemlich hohes Fach herstellen und mit gewöhnlichen
Schützen arbeiten. Bei Bindungen, welche eine ungleichmäſsige Verarbeitung der
Kettenfäden erheischen, werden auch alle Fäden gleichmäſsig gespannt, so daſs selbst
weniger haltbare Kettengarne verarbeitbar werden. Ebenso kann man den Hinterharnisch
zur Bildung des Fadenkreuzes benutzen, wenn neue Ketten angedreht werden. Um der
Kette während der Fachbildung die richtige Haltung zu geben, legt man zwischen den
Hinterharnisch und den Hauptharnisch eine Klappschiene ein. Damit sich die
Dreherhelfen nicht verdrehen können, sind sie mit vierkantigen Gewichten belastet,
welche in einem entsprechend gelochten Sieb geführt werden.
Neuerungen an Gasspritzen.
Der Extincteur oder die Gasspritze (vgl. *1876 219 449)
hat von verschiedenen Seiten Verbesserungen erfahren, welche sich sämmtlich auf die
Anordnung des Schwefelsäurebehälters und die Art seiner Entleerung im Augenblicke
der Gefahr beziehen. W. B. Dick selbst ordnet bei
seinem neuen Extincteur (*D. R. P. Nr. 1582 vom 17. Juli 1877) den gläsernen
Behälter wie früher im oberen Theil des Entwicklungsgefäſses central an und hängt
ihn wieder an das Verschluſsstück der Oeffnung, welche zum Einfüllen des Wassers und
des Bicarbonates dient. Die Verschluſsschraube trägt mittels zweier Schienen eine
Platte mit drei hervorragenden Spitzen, auf welche die Säureflasche mit dem Boden
gestellt wird, worauf man über den mit einem eingeschliffenen Glasstöpsel
verschlossenen Flaschenhals eine cylindrische Kappe bis zur Berührung mit dem
Flaschenkörper schiebt. Diese Kappe ist an einem durch eine Stopfbüchse nach auſsen
tretenden Stäbchen befestigt; bei einem Schlag auf das knopfförmige Ende desselben
wird die Flasche gegen die Spitzen des Untersatzes gestoſsen und zertrümmert, wobei
sich die ausflieſsende Schwefelsäure rasch mit der Bicarbonatlösung mischt und die
energische Kohlensäure-Entwicklung eintritt. Früher war die Säureflasche in der
Mitte eingekerbt, um beim Schlag an dieser Stelle zu brechen.
Anders erfolgt das Entleeren der Säureflasche bei dem Apparat von Herm. Ammann in Feuerthalen bei Schaffhausen (*D. R. P.
Nr. 784 vom 12. September 1877). Dieselbe hängt hier in zwei Schienen der oberen
Verschluſsschraube mit den Zapfen eines Ringes, welcher in eine etwas unter der
Flaschenmitte angebrachte Einziehung gelegt ist, und wird in ihrer Lage durch den
die Flasche verschlieſsenden Bleipfropf gehalten. Zieht man diesen mit Hilfe des an
ihm befestigten, durch die Verschluſsschraube tretenden Stängelchens heraus, so
kippt die Flasche in Folge ihrer labilen Aufhängung um und entleert sich. Damit bei
der nun eintretenden Temperaturerhöhung die Flasche nicht springen kann, ist
dieselbe aus Hartglas hergestellt. – Ob hierbei der Druck im Entwicklungsgefäſs
ebenso rasch wie beim Zertrümmern der Säureflasche ansteigt, muſs die Erprobung
lehren.
Eine gänzlich verschiedene Anordnung gegen die oben beschriebenen zeigt die
Gasspritze von L. Scharlach jr. in Hamburg (*D. R. P.
Nr. 1692 vom 14. August
1877). Bei derselben ist der aus Messing hergestellte und mit Blei ausgefütterte
Säurebehälter auſsen seitlich an dem Entwicklungsgefäſs befestigt, mit welchem die
nach unten gerichtete Mündung durch einen Kanal verbunden ist. Die Mündung ist durch
eine mittels einer Ueberwurfmutter gegen dieselbe gepreſste dünne Bleiplatte
geschlossen, welche im Bedarfsfälle mittels eines vierkantig zugespitzten Stiftes
durchstoſsen wird. Die entsprechende Bewegung dieses Stiftes erfolgt durch
Niederdrücken eines Hebels, dessen gezahnte Nabe in den gleichfalls gezahnten Stift
eingreift. Nach Loslassen des Hebels führt ihn eine Spiralfeder in seine
ursprüngliche Lage zurück, wobei der Stift gleichzeitig wieder aus der
durchstoſsenen Verschluſsplatte des Säurebehälters gezogen und deren Oeffnung ganz
frei gemacht wird. Behufs frischer Füllung muſs der Säurebehälter von seinem Sitz
abgeschraubt werden, zu welchem Zweck er oben mit einer passenden Handhabe versehen
ist.
H.
Erfahrungen über die Füllmasse für Gasuhren von Brünjes und
Jacobsohn.
Wie bereits (1878 227 76) mitgetheilt, verwenden Brünjes und Jacobsohn zum
Füllen von Gasuhren und Gasometer eine Lösung von Chlormagnesium und Chlorcalcium,
welche den Vorzug hat, selbst bei – 10° nicht zu gefrieren, ferner jedes Nachfüllen
entbehrlich zu machen.
Nach Mittheilung von E. Cuno wurde am 8. December 1877
die Gasuhr des Polytechnikums in Hannover mit 1421 dieser Chlormagnesiumlauge von
1,201 sp. G. gefüllt. Der Gang der Gasuhr war bis zum 15. Juli 1878, wo dieselbe
entleert wurde, völlig normal, ein Nachfüllen nicht erforderlich gewesen. Das
specifische Gewicht der Lauge war in Folge von Wasseranziehung von 1,2 auf 1,174
heruntergegangen; sie war frei von Eisen und Zinn und enthielt 214mg NH3 in 1l, welches offenbar dem Leuchtgas entzogen
war.
Auch nach den Versuchen von Brockhoff wurde von der
Füllmasse Ammoniak und etwas Wasser aus dem Leuchtgase zurückgehalten. Die in
Magdeburg zu den Gasuhren verwendete Metalllegirung, eine Art Britanniametall, wurde
auch bei Luftzutritt nicht angegriffen.
Edison's Theilung des elektrischen Lichtes.
Das Wesentliche der auf die Theilung des elektrischen Lichtes gerichteten jüngsten
Erfindung Edison's scheint nach dem Telegraphic Journal, 1878 Bd. 6 S. 459 in einem
Regulator zu liegen, welcher verhütet, daſs eine durch den elektrischen Strom zum
Weiſsglühen gebrachte und in diesem Zustande das elektrische Licht liefernde
Platinspirale sich bis zum Schmelzen erhitze. Der Regulator besteht aus einer
kleinen Stange, welche, wenn sich die Erhitzung dem Schmelzpunkte nähert, sich
ausdehnt und in Verbindung mit einer Widerstandsspule die Stromstärke vermindert.
Diese Nebenspule soll die Stromstärke in der leuchtenden Spirale unverändert und
daher das Licht rein und sich gleich bleibend erhalten.
Vor 20 Jahren gelang es zuerst De Chanzy eine
elektrische Beleuchtung durch weiſsglühendes Platin herzustellen; er lieſs damals 12
Grubenlampen gleichzeitig mittels einer Batterie von 12 Bunsen-Elementen leuchten.
Alle früheren Versuche waren miſslungen, weil die Drähte in Folge Mangel eines
vertheilenden Stromregulators immer geschmolzen waren. Einen solchen Regulator hatte
nun De Chanzy gefunden, und Jobart berichtete darüber der Pariser Akademie am 27. Februar 1858. Da
jener Apparat aber nur in hermetisch verschlossenen Glascylindern functionirte, so
schwärzten sich diese bald, und wegen der schlechten Leitungsfähigkeit der Gläser
entstand im Innern eine solche Hitze, daſs die Lampentheile zerstört wurden. Die
Erfindung hatte daher keine praktische Folge.
Rapieff's elektrische Lampe.
In seiner elektrischen Lampe benutzte Rapieff anfänglich
zwei Paar Kohlenstäbe in dieser Stellung \left.{{a}\atop{c}}\right\rangle
\left\langle{{b}\atop{d}}\right. gegen einander; dabei befanden sich
a und c, b und d auf je einem gemeinschaftlichen Ständer und wurden
durch Federn oder Gewichte beständig gegen einander gepreſst; die Berührungspunkte
blieben so immer dieselben und ihre Entfernung von einander ungeändert; doch lieſs
sich diese Entfernung, wie auch der Berührungswinkel jedes Stabpaares reguliren.
Beim wirklichen Gebrauche aber stellt Rapieff die
Kohlen paare vertical über einanderEine andere Anordnung zeigt die im Telegraphic
Journal, Bd. 6 S. 431 abgebildete Lampe, bei welcher die 4
Kohlenstäbe sämmtlich nach oben gegen einander geneigt sind; ihre 4 oberen
Enden, zwischen denen der Lichtbogen sich entwickelt, stehen im Viereck und
werden ebenfalls durch ein Gewicht nach oben verschoben, wie sie abbrennen.
Ueber ihnen hängt ein Kalkstück, das selbst leuchtend wird und die
Leuchtkraft des Lichtbogens um etwa 40 Proc. vergröſsert. und
auſserdem so, daſs die Ebene des einen Paares rechtwinklig auf der Ebene des andern
Paares steht. Durch ein Gewicht, dessen Zug durch Schnüre, welche über Rollen an den
als Kohlenträger dienenden Armen laufen und sich an die Enden der Kohlenstäbe
anheften, werden die letzteren in dem Maſse gegen einander bewegt, wie sie
verbrennen.
Um mehrere Lampen hinter einander in den Stromkreis schalten zu können, bringt Rapieff unter der Lampe einen aus zwei getrennten
Schenkeln bestellenden Elektromagnet an, welcher eine doppelte Wirkung
hervorzubringen hat. Dazu ist zunächst der eine Schenkel desselben mit dem obern
Kohlen paare verbunden und um eine Achse drehbar, so daſs er, während der
Elektromagnet vom Strom durchlaufen wird, dieses Paar von dem untern abliebt, um dem
Lichtbogen die nöthige Länge zu geben; auſserdem liegt vor dem einen Polpaare der
Schenkel noch ein Anker, welcher mittels eines an ihm befestigten Metallstäbchens
eine NebenschlieſsungAehnliche Nebenschlieſsungen, welche ein Elektromagnet ausschaltet, so lange
das Licht brennt, sind schon früher angewendet worden, um beim Verlöschen
des Lichtes zu verhüten, daſs die Maschine in zu raschen Lauf kommt (vgl.
Engineering, 1878 Bd. 25 S. 88).
zu dem Elektromagnet und der Lampe herstellt, so lange er nicht angezogen ist.
Während also anfänglich von dem von der Maschine gelieferten Strome ein Zweig durch
den Elektromagnet und die sich jetzt berührenden Kohlenpaare, ein zweiter durch die
Nebenschlieſsung geht, deren Widerstand etwas gröſser ist als jener des
Elektromagnetes, unterbricht gleich darauf der Anker die Nebenschlieſsung, so daſs
nun der ganze Strom durch die Kohlenpaare geht, die Anziehung des einen Schenkels
durch den andern und die Entfernung der Kohlen von einander bewirkt. Soll neben der
Lampe eine Reservelampe aufgestellt werden, so wird diese mit jener durch Drähte so
verbunden, daſs sie in der Schaltung ganz an die Stelle der Nebenschlieſsung (welche
also unbenutzt bleibt) der ersten Lampe tritt und zu brennen anfängt, wenn die erste
aus irgend einem Grunde verlischt. Sind mehrere Lampen von derselben Maschine zu
speisen, so werden sie einfach hinter einander geschaltet und jede kann in derselben
Weise, wie wenn sie allein da wäre, noch mit einer Reservelampe versehen werden.
(Nach dem Telegraphic Journal, 1878 Bd. 6 S. 333 und
363.)
E–e.
Geschlossener Ofen für metallurgische Zwecke mit mechanischer
Schürvorrichtung zum Einführen von Gebläseluft oder Gasen.
Die Actiengesellschaft der Rheinbergwerke in Paris (*D. R. P. Nr. 1487 vom 17. August
1877) will diesen Ofen verwenden, um Erze zu verhütten, Eisen zu schmelzen,
überhaupt metallurgische Processe auszuführen. Auf der runden, von unten erwärmten
Ofensohle bewegt sich ein Rechen mit zwei kreuzweis gestellten Armen, dessen Welle
durch die Ofendecke geht und über letzterer angetrieben wird. Den hohlen Armen wird von
unten Luft (oder ein Gas) zugeführt, die aus einer gröſseren Anzahl feiner
Oeffnungen in die zu behandelnde Masse ausströmt. Die Luft wird in Schlangenrohren
unterhalb der Ofensohle von der Feuerung vorgewärmt. Die abziehenden Gase werden in einen Condensator geleitet. Die
Feuerungsgase bleiben getrennt für sich. Die Construction kann dadurch vereinfacht
werden, daſs man das Kreuz röhr mit seinen vielen Ausströmungsöffnungen durch
mehrere Düsen ersetzt, welche durch die Wände des Ofens reichen. – Was in diesem
Falle noch neu und zu patentiren ist, wäre wohl wünschenswerte zu wissen.
F. B.
Zur Leimung des Papieres.
C. Wurster gibt eine geschichtliche Darstellung der
Leimung des Papieres. Da das Wesentliche derselben bereits in D. p. J. 1878 221 267
mitgetheilt wurde, so mag hier nur auf diese ausführlichere, im Bulletin de Mulhouse, 1878 S. 726 veröffentlichte
Arbeit verwiesen werden.
Zur Kenntniſs der Stärke.
Musculus und Gruber (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1459) haben 300g Kartoffelstärke mit 2l Wasser und Diastase einen Augenblick auf 75°
erhitzt, dann bis zum Verschwinden der Jodreaction 2 Stunden lang auf 60 bis 65°
erhalten. Sie haben auf diese Weise, sowie durch Kochen von Stärke mit verdünnter
Schwefelsäure folgende Stoffe erhalten:
1) Lösliche Starke, unlöslich in Wasser von 50 bis 60°,
wird durch Jod in wässeriger Lösung weinroth, im festen Zustande blau; an der Luft
mit überschüssigem Jod getrocknet, wird sie violett, gelb, dann braun. Rotation α = + 218, Reductionsvermögen = 6, d.h. 10cc Fehling'sche Lösung
entsprechen 0,83 lösliche Stärke.
2) Erythrodextrin, wie es Brüche der Rothfärbung mit Jod wegen nennt, macht den Hauptbestandtheil
des käuflichen Dextrins aus und wird in Wasser nie unlöslich.
3) Achroodextrine färben sich nicht mit Jod. Das α-Achroodextrin wird durch Diastase theilweise in
Zucker übergeführt; Rotation = + 210, Reduction = 12.
Das β-Achroodextrin wird durch Diastase innerhalb 24
Stunden nicht angegriffen; Rotation = + 190, Reduction = 12; beide finden sich auch
im Bier. Achroodextrin y wird von Diastase nicht
angegriffen, siedende verdünnte Schwefelsäure gibt damit Glycose; Rotation = + 150,
Reduction = 28.
4) Maltose C12H22O11.H2O wird schwer durch Diastase angegriffen; Rotation
= + 150, Reduction = 66.
5) Glycose C6H12O6.H2O hat ein Rotationsvermögen von + 56, ein
Reductionsvermögen von 100, d.h. 10cc Fehling'sche
Lösung entsprechen 0,05 Glycose.
Da die Dextrine nicht krystallisiren, so sind die Zahlen für Reduction und Rotation
nur annähernd genau. Die Dextrine von Bondonneau (1876
220 75) sind mit diesen jedenfalls nahe verwandt. Die
Stärke kann als Polysaccharid von der Formeln n (C12H24O10)
aufgefaſst werden, in der n = 5 oder 6 ist. Durch Einwirkung von Diastase oder
verdünnter Säuren spaltet sich Maltose ab; es entsteht ein neues Dextrin mit
niedrigerem Atomgewicht; n wird immer kleiner bis zur Bildung des Achroodextrins γ, welches voraussichtlich einfach durch Hydration in
Maltose übergeht, die schlieſslich unter Wasseraufnahme in 2 Mol. Glycose zerfällt:
C12H22O11 + H2O = 2C6H12O6.
Zu der Angabe von Musculus (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1878 S. 177) daſs er durch
Einwirkung der Diastase oder Säure dieselbe Reduction der Fehling'schen Lösung
erhalten habe, 51 bis 52 Proc. daſs aber durch Einwirkung von Säure auf Stärke mehr
Traubenzucker erhalten würde und daſs dieser stärker reducire, so daſs bei der
Einwirkung der Diastase mehr Zucker gebildet werden müsse, bemerkt F. Grieſsmayer in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1878 S. 398 Folgendes:
Ist unter den 52 Proc. Traubenzucker zu verstehen, von welchem 100 Proc. in der
Praxis höchstens 48,5 Proc. Alkohol liefern, so hätte nur eine Ausbeute von 25,22 Proc. Alkohol erhalten
worden sein können; wurde aber die Reduction auf Maltose umzurechnen unterlassen
(nach dem schon von O'Sullivan angegebenen Modus: 0,05
Traubenzucker = 0,075 Maltose), so hätte man 78 Maltose gehabt, welche, deren
Vergährung nach Analogie des Rohrzuckers berechnet, 41,45 Proc. Alkohol hätte
liefern müssen. Musculus hat aber bei einem
Gährungsversuch aus dem Product der Säureeinwirkung nur 26,4, aus dem anderen 38
Proc. Alkohol erhalten. Wir sehen also, daſs im ersten Falle um 1,2 Proc. mehr
gefunden wurden und im zweiten um 3,45 Proc. zu wenig; ich schlieſse daraus, daſs
Musculus die Arbeit von W.
G. Valentin (1877 225 179) nicht kennt, in welcher die Bedingungen genau
angegeben sind, unter welchen Maltose mittels verdünnter Säure erhalten werden kann,
und daſs er zu viel Säure genommen und zu stark erhitzt hat, weshalb er nur etwa 2,2
Proc. Maltose und im Uebrigen lauter Glycose erhielt; die geringere Ausbeute im
zweiten Falle kann nur in den Umständen des betreffenden Gährversuches ihre
Erklärung finden.
Musculus sagt, das Achroodextrin α werde von Diastase angegriffen, das Achroodextrin β nicht; ersteres sei im stark gerösteten Malze
enthalten und deshalb enthalte hieraus bereitetes Bier weniger Alkohol und mehr
Extractivstoffe. Diese Schluſsfolgerung ist unbegreiflich. Wenn das Achroodextrin
a wirklich in Maltose umgewandelt wird, so vergährt
dies auch und man erhält also mehr Alkohol und weniger Extractivstoffe; umgekehrt muſs sich in dem aus
stark gedarrtem Malze bereiteten Biere das gährungsunfähige Achroodextrin β ja offenbar im Extracte vorfinden und denselben also
anreichern.
Die Existenz eines Achroodextrins y scheint nunmehr
auſser allem Zweifel; ja es gibt am Ende gar zwei Species davon, oder besser gesagt
auch noch ein Dextrin δ, wie aus den Untersuchungen von
Bechamp, Bondonneau und Petit hervorzugehen scheint.
Zur Stickstoffbestimmung; von B. Shepherd.
Textabbildung Bd. 237, S. 188Statt des bekannten Absorptionsapparates von Will und Varrentrapp schlägt der Verfasser in
der Chemical News, * 1878 Bd. 38 S. 251 die beistehend
dargestellte Form desselben vor. Durch die Korke b und
c und das gebogene Glasrohr a wird derselbe mit der Verbrennungsröhre verbunden.
Spectroskopische Beobachtung der Sauerstoffzehrung im Gewebe
des lebenden Menschen.
Nach den umfassenden Versuchen von Vierordt (Zeitschrift für Biologie, 1878 S. 422) ist die
Sauerstoffzehrung der lebenden Gewebe am langsamsten unmittelbar nach dem Verlassen
des Bettes, sie steigt etwas beim Ankleiden und Waschen, mehr noch beim Frühstück,
ist am stärksten 1 Stunde nach dem Mittagessen, worauf sie allmälig wieder abnimmt.
Anhaltendes Sprechen, Körperbewegungen erhöhenden Sauerstoff bedarf, Unwohlsein
setzt denselben herab. Bemerkenswerth ist ferner, daſs in umschnürten Körpertheilen
die Dissociation des Sauerstoffhämoglobin in ungefähr 2 Minuten beendet ist, also in
derselben Zeit, in welcher die Unterdrückung der Athmung schon den Gesammtorganismus
in hohem Grade gefährdet. Die respiratorische Sauerstoffzufuhr der erwachsenen
Menschen beträgt in 24 Stunden 524l, reducirt auf
0°. Für 5k Blut wäre ein Sauerstoffgehalt von 1l anzunehmen, wenn der Sauerstoffgehalt des
arteriellen Blutes einseitig zu Grunde gelegt werden sollte. Dann würde in 24
Stunden das Blut seinen Sauerstoffvorrath 524mal, d.h. nach je 165 Secunden
vollständig erneuern. Die angenommene Zahl für den Sauerstoffvorrath des Blutes ist
aber zu hoch, indem das Venenblut erheblich ärmer an Sauerstoff ist. Würde der
jeweilige Sauerstoffvorrath des Blutes auf etwas über 700cc beziffert, so hätten wir 720 völlige
Erneuerungen desselben in 24 Stunden, d.h. nach ungefähr 2 Minuten würde der
vorhandene Sauerstoff nahezu aufgezehrt sein.
Ueber gebräunte Eiweiſsstoffe im Bier.
Ein in Wasser und absolutem Alkohol leicht lösliches Parapepton, welches an der Luft
braun wird, hat V. Grieſsmayer (Zeitschrift für das gesummte Brauwesen, 1878 S. 361) in folgender Weise
aufgefunden. Bier wird mit Magnesia auf ein kleines Volum eingedampft, dann filtrirt
und das Filtrat unter Zusatz von neuer kleiner Menge Magnesia oder Kalk auf dem
Wasserbade zur Trockne eingedampft. Nun zieht man den Rückstand mit absolutem
Alkohol aus und fällt diese Lösung mit dem 4fachen Volum Aether unter heftigem
Umrühren mit dem Glasstabe; es scheidet sich sofort ein dickflockiger, gut
filtrirbarer Niederschlag aus, der wesentlich aus einem Parapepton und Maltose
besteht. Man nimmt ihn sofort wieder mit absolutem Alkohol auf und fällt ihn
wiederholt mit Aether. Indem man diese zweite Fällung auf dem Filter mit etwas
absolutem Alkohol übergieſst, erhält man im Filtrat die Hauptmenge der Maltose und
im Niederschlage bleibt mehr vom Parapepton, das man sofort wegnimmt und in Wasser
löst. In dieser Lösung gibt Millon's Reagens einen dicken, rothen Niederschlag,
Salpetersäure, Salzsäure, Sublimat, Eisenchlorid, Ferrocyankalium und Essigsäure
geben nichts, Gerbsäure eine leichte Trübung, Glaubersalz eine dicke Trübung. Die
Reindarstellung dieses Parapeptons ist noch nicht gelungen.
Ueber die Behandlung der frischen Preſsrückstände, besonders
von Lein- und Rapssamen.
Die Neue Wochenschrift für den Oel- und
Fettwaarenhandel, 1878 S. 216 bespricht die Behandlung der frischen
Preſsrückstände, besonders von Lein- und Rapssamen. Das in den Raps und Leinkuchen
noch enthaltene und durch das Austrocknen derselben scharf und ranzig gewordene Oel
ist die Ursache, daſs die Oelkuchen zwar einen gröſseren Nährwerth besitzen, aber
auch dem Fleisch und der Milch der damit gefütterten Thiere einen scharfen und eigen
thümlichen Geschmack und Geruch ertheilen. Andererseits findet das noch in den
Oelkuchen enthaltene Oel eine zu niedrige Verwerthung, weshalb es vortheilhafter
wäre, dasselbe nicht in den Futterkuchen erhärten zu lassen, sondern davon zu
trennen und anderen Zwecken zuzuführen. Das rückständige Oel hat noch den
Uebelstand, daſs es den Kuchen nach ihrer vollständigen Austrocknung eine Härte
verleiht, welche keineswegs zu wünschen ist, sondern erst wieder einen besonderen
Apparat nöthig macht, um die Oelkuchen zu zerkleinern, und die auch das Weichwerden
der gebrochenen Oelkuchen sowohl beim Brühen mit heiſsem Wasser, als auch im Magen
der Thiere erschwert. Nach dem Gesagten erscheint es zweckmäſsig, die
Preſsrückstände noch zu extrahiren. Eine solche Verbindung des Preſsverfahrens mit
der Extraction dürfte überhaupt der geeignetste Weg zur Verarbeitung von Oelsamen
sein, wie dies zum Theil mit den Oliven in Italien und Griechenland ausgeführt wird.
Das von der Extraction zurückbleibende Futtermehl muſs eine Zeit lang im Freien
ausgebreitet werden, damit die letzten Spuren von Schwefelkohlenstoff verdunsten,
und wird dann mit etwas Salz vermischt in Säcke verpackt. Sollte man die Verpackung
in Säcke als zu umständlich und kostspielig ansehen, so kann man durch Vermischen
mit etwas Leimwasser dem Mehl hinreichende Bindung geben, um daraus Kuchen pressen
zu können, welche bei Bedarf nicht gebrochen, sondern einfach im Wasser geweicht und
zerquetscht zu werden brauchen.
Diese unzweifelhaft sehr rationelle Methode der Verarbeitung von Oelsamen hat nur den
einen Uebelstand, daſs es schwer halten wird, die Landwirthe an das neue
Futtermittel zu gewöhnen. Es wurde vor Kurzem berichtet (1878 229 167), daſs
J. F. Heyl und Comp. in Charlottenburg jetzt die
Palmkernrückstände mit gröſserem Fettgehalt herstellen, um sie leichter verkäuflich
zu machen, also gerade das umgekehrte Resultat erzielen, als oben empfohlen wird.
Die Verwerthung der Oelkuchen bildet ja bekanntlich überhaupt eine schwierige Frage
für unsere heimische Oelindustrie; die deutsche Landwirtschaft zeigt wenig Interesse
für dieses Futtermittel, so daſs die Oelmüller gezwungen sind, den Absatz für ihre
Kuchen in England zu suchen.
Dte.
Zur Darstellung von Gährungsbuttersäure.
Kurze Zeit nach dem Tode ist in der aus dem Thierleibe entfernten Leber eine
reichliche Buttersäurebildung nachweisbar. R. Pribram
(Chemisches Centralblatt, 1878 S. 599) verwerthet
diese Beobachtung in folgender Weise zur Herstellung gröſserer Mengen von
Gährungsbuttersäure. In Stärke ruft man durch Zufügung von zerkleinerten
Leberstückchen bei einer Temperatur von etwa 35 bis 40° eine Buttersäuregährung
hervor, welche anfangs sehr lebhaft verläuft und nach etwa 14 Tagen beendet
erscheint. Der Vortheil dieses Verfahrens vor der gewöhnlich befolgten Methode von
Pélouze und Gélis und
von Bensch ist, abgesehen von dem geringeren Preise der
Stärke gegenüber dem Zucker, namentlich der, daſs bei
gleich guter Ausbeute der Proceſs weit rascher verläuft und man dabei von
Temperaturschwankungen ziemlich unabhängig ist, da man sich in dieser Beziehung in
ziemlich weiten Grenzen bewegen kann, ohne daſs ein wesentlich störender Einfluſs
auf den Verlauf der Gährung zu bemerken wäre.
Ueber die Zersetzung des Holztheeres in der Glühhitze.
Anschlieſsend an die Versuche von Liebermann (1878 228 555) u.a. (vgl. 1878 229
353) zeigt A. Atterberg in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1222, daſs durch
Erhitzen von Holztheer auf helle Rothglühhitze ein Theer mit allen wesentlichen
Bestandtheilen des Steinkohlentheeres erhalten wird. Derselbe enthält etwa 7 Proc.
Benzol und Toluol, viel Naphtalin und Anthracen, aber wenig Phenole. Hiernach
scheint es, als ob sämmtliche organische wasserstoffreiche Körper in der
Rothglühhitze in aromatische Verbindungen übergehen. Phenole werden bei niedriger
Hitze gebildet, Naphtalin in höherer Temperatur.
Ueber die Veränderlichkeit des Rothweinfarbstoffes; von J.
Erdmann.
Mischt man dunkel violettrothen „Chateau Cantenac Brown“ mit Wasser und
neutralisirt genau mit Ammoniak, so wird derselbe flaschengrün. Setzt man dagegen
vor der Neutralisation einige Tropfen Salzsäure zu, so tritt durch Zusatz von
Ammoniak eine schön grünlich dunkelblaue Farbe auf, eine Erscheinung, die auf eine
Spaltung des Weinfarbstoffes durch Salzsäure schlieſsen läſst. Mischt man nun 10cc Wein mit 40cc
Wasser, setzt 8 Tropfen Salzsäure zu und schüttelt mit 16cc Amylalkohol aus, so wird dieser dunkel
violettroth, während die wässerige Flüssigkeit gelbroth bleibt. Hebt man mit einer
Kautschukpipette einen kleinen Theil des Amylalkohols ab und versetzt denselben,
ohne zu schütteln, in einem weiten Probircylinder etwa mit einem gleichen Volum
Wasser und fügt unter mäſsigem Schütteln ein oder zwei Tropfen concentrirter
Ammoniakflüssigkeit hinzu, so entfärbt sich der Amylalkohol und die darunter
befindliche Mischung wird zunächst hellgrün und dann bräunlichgrün. Bringt man eine
Probe der unter dem Amylalkohol befindlichen salzsauren Flüssigkeit in ein weites
Probirgläschen und neutralisirt sehr vorsichtig mit verdünnter Ammoniakflüssigkeit,
so erzeugt der erste Tropfen, der im Ueberschuſs zugesetzt worden ist, eine schöne
indigoblaue Färbung. Ist die Neutralisation mit der nöthigen Vorsicht ausgeführt, so
hält sich die Farbe
etwa 6 bis 10 Minuten und geht dann in grünlichblau über und später in blaugrün,
grün und braungrün. Ein erheblicher Ueberschuſs von Ammoniak veranlaſst eine
schnelle Umwandlung der indigoblauen Färbung in die vorerwähnten Nuancen.
Diese Reactionen des jungen Weines verändern sich schon nach einem Jahre, so daſs der
in Amylalkohol lösliche Farbstoff des gleichen Weines aus dem Jahrgange 1876 bereits
gelbgrün bis bräunlich gelb wird; auch die indigblaue Reaction ist nicht mehr so
rein, sie tritt gar nicht mehr auf im Wein von 1874. Der durch Amylalkohol
ausgezogene Farbstoff des Weines von 1871 und älterer Jahrgänge wird durch Ammoniak
nur noch augenblicklich gelbgrün, dann sofort röthlichgelb und der in der wässerigen
salzsäurehaltigen Flüssigkeit nur einen Augenblick braungrün und dann gleich
bräunlich. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1878 S. 1870.)
Ueber Chrysolin, ein neuer Resorcinfarbstoff.
Das von F. Reverdin entdeckte und im Groſsen
dargestellte Chrysolin, die Natronverbindung des
benzylirten Fluoresceïns, löst sich in jeder Menge Wasser und Alkohol. Weniger
löslich ist der neue Farbstoff in mit Wasser verdünntem Glycerin; concentrirtes
Glycerin löst ihn nur in der Wärme auf. Er ist ganz unlöslich in fetten Oelen und in
Terpentinöl; durch letzteres wird er aus seiner Lösung in Wasser niedergeschlagen.
Die Lösungen erscheinen im reflectirten Licht grün, im durchfallenden Licht orange
gefärbt. Alkalien erhöhen die Löslichkeit; Säuren und Metallsalze, mit Ausnahme der
kohlensauren, rufen in den Lösungen verschieden gefärbte Niederschläge hervor, von
welchen die mit Zinnsalz und mit salpetersaurem Blei erhaltenen das meiste Interesse
beanspruchen. Wird eine Chrysolinlösung mit Zinnsalzlösung versetzt, so ensteht ein
gelber Niederschlag; die Flüssigkeit über demselben ist hellorange gefärbt und wird
nach Zusatz von Ammoniak durch eine schwache Lösung von salpetersaurem Blei schön
rosaroth gefällt.
Das Chrysolin färbt Seide und Wolle direct, ohne Vermittelung eines Mordant. Dagegen
haben die Versuche R. Glanzmann's (Bulletin de Ronen, 1878 S. 100), den neuen Farbstoff
auch auf Baumwolle zu befestigen, durch Färben oder durch Aufdrucken und Dämpfen,
durchgängig negative Resultate geliefert. Nur die eine Beobachtung bietet einiges
Interesse, daſs man ein in Quercitron gefärbtes Gelb auf Baumwolle mit einer
schwachen Chrysolinlösung (2g auf 1l) auffärben, d.h.
die Nuance des Quercitrongelbs verfeinern und beleben kann und zwar so, daſs das von
dem Holzgelb aufgenommene Chrysolin durch das nachfolgende Trocknen sich wenigstens
so weit auf der Baumwolle befestigt, um ein darauffolgendes Waschen in Wasser
auszuhalten. Ob dieses Auffärben sich auch ausführen läſst, wenn neben gelben
gleichzeitig weiſse Partien zu berücksichtigen sind, darüber ist nichts
angegeben.
Kl.
Ueber Indigoküpen.
Gelegentlich seiner Untersuchungen über Spaltpilzgährungen macht A. Fitz in den Berichten der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1890 die Bemerkung, in den
warmen Küpen der Indigofärberei benutze man zur Reduction des Indigo Wasserstoff,
der durch Gährung frei wird, doch sei die Natur dieser Fermentorganismen noch nicht
näher festgestellt. Fitz glaubt nun, daſs es Bacillus subtilis ist. Die Flüssigkeit wird nämlich zum
Kochen erhitzt, dann auf 40° erkalten gelassen und bei dieser Temperatur erhalten,
so daſs man also im Wesentlichen ebenso verfährt als Fitz bei der Cultur des Fermentes Bacillus
subtilis (vgl. 1878 228 557).
Die Gährflüssigkeit für die warmen Küpen wird in eigenthümlich complicirter Weise
bereitet. Durch einfache Zusammensetzung lassen sich hier wohl Verbesserungen
anbringen und auch die Gährungsproducte verwerthen.
In den Küpen treten zuweilen zwei „Krankheiten“ auf: das „Durchgehen“
der Küpe und das „Schwarzwerden“ derselben. Es wäre in mehrfacher Beziehung
von Interesse, die Natur dieser Störungen genauer zu untersuchen.
Verfahren zur Vulcanisirung von Kautschuktuch.
W. Abbott in London (D. R. P. Nr. 2265 vom 8. Februar
1878) hat ein Verfahren patentirt, nach welchem Kautschukgewebe, gleichviel ob der
Kautschuk aufanf das Gewebe oder zwischen zwei verschiedenen Lagen eines solchen gegeben
worden ist, in der Weise vulcanisirt werden, daſs das Kautschuktuch im Stück oder
als fertiges Kleidungsstück in einen geschlossenen Behälter gebracht und der
Einwirkung von Schwefelchloriddämpfen ausgesetzt wird. Das Verfahren wird besonders
für fertige wasserdichte Kautschukkleider empfohlen, weil die Nähte, welche mit
Kautschuklösungen gedichtet sind, gleichzeitig mit vulcanisirt werden.
Zur Alkalimetrie.
G. Lunge bestätigt in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1944 die Angaben
Miller's (1878 228 285)
über die Anwendung des Witt'schen Tropaeolins 00 zum
Titriren von Natriumcarbonat und zur Bestimmung der freien Säure in Aluminiumsulfat.
Er hat ferner gefunden, daſs nicht nur Natriumcarbonat, sondern auch Natriumsulfid
(angewendet im krystallisirten Zustande) sich mit Salzsäure und dem Tropaeolin als
Indicator genau in der Kälte titriren lieſs. So lange noch keine freie Salzsäure
vorhanden war, blieb der gelbe Farbstoff durch den freien Schwefelwasserstoff auch
bei längerem Stehen unverändert, beim geringsten Ueberschuſs an Salzsäure ging die
Farbe erst in Fuchsinroth, dann in Orange über, verschwand aber nach einigen
Secunden vollständig. Derselbe hat auſserdem eine gröſsere Anzahl von
Azo-Farbstoffen in derselben Weise geprüft und gefunden, daſs sie sämmtlich gegen
freie Kohlensäure und Schwefelwasserstoff indifferent waren und ebenso scharfe
Uebergänge beim geringsten Ueberschuſs freier Mineralsäure und umgekehrt zeigten,
wie das Tropaeolin 00; doch sind nur solche als Indicatoren empfehlenswerth, welche
recht gute Farbencontraste geben: am schönsten zeigten solche das Poirier'sche Orange III
(Dimethylanilin-Diazobenzolsulfosäure), die Diazo-α-Naphtolsulfosäure und das Amidobenzol. Das letztere muſs in alkoholischer
Lösung angewendet werden und zeichnet sich vor den übrigen probirten Azokörpern
dadurch aus, daſs auch bei vorherrschender Mineralsäure der Farbstoff durch H2S nicht zerstört wird, ausgenommen in sehr
concentrirten Lösungen.
Das Witt'sche Tropaeolin 000 eignet sich (worauf Conradin aus Landquart den Verfasser aufmerksam gemacht
hat) zur Nachweisung freien oder kohlensauren Alkalis, da es den umgekehrten
Farbenwechsel, wie das Tropaeolin 00 zeigt, nämlich in saurer Lösung gelb, in
alkalischer fuchsinroth ist. Die schwächeren Säuren, wie schweflige Säure, Oxalsäure
u.s.w. zeigen weniger scharfe Farbenübergänge und Unregelmäſsigkeiten in der
zuzusetzenden Menge Mineralsäure ehe der Uebergang eintritt. Essigsäure verhält sich
wie Kohlensäure den untersuchten Azokörpern gegenüber indifferent.
Unterschwefligsaures Natron verhält sich gegen die Azofarbstoffe ganz wie die Salze
starker Mineralsäuren; auch in concentrirten Lösungen führt der erste Tropfen
Salzsäure die Farbenänderung herbei. Man kann also mit Hilfe dieser Indicatoren
nicht nur calcinirte Soda u. dgl., sondern selbst Rohsoda in der Kälte titriren;
doch muſs man bei sehr stark Schwefelnatrium-haltiger Rohsoda in ziemlich verdünnter
Lösung arbeiten und einen Farbstoff wie das Amidoazobenzol (Anilingelb) anwenden,
welcher durch den frei werdenden Schwefelwasserstoff nicht sofort zerstört wird.
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Berichtigung. In Kick's
Abhandlung über Neuerungen im Mühlenwesen, S. 100 Z. 15
v. o. ist zu lesen „Minimalabstand“ statt „Maximalabstand“.