Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 480
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Miscellen. Miscellen. Meſsapparat für Gewebe; von W. Zipperer in Weilheim (Oberbayern). Waaren, welche während des Messens aufgewickelt werden sollen, miſst man in höchst einfacher Weise dadurch (* D. R. P. Nr. 2870 vom 25. December 1877), daſs man sie unterhalb eines in der Mitte der Gewebebreite leicht drehbar angebrachten, senkrecht beweglichen und mit Gummi überzogenen Rades hinwegzieht. Das Rädchen folgt der Bewegung der Waare und miſst ihre Länge an seinem Umfang. Gewöhnlich beträgt der letztere 1m, und treibt ein einzahniges, am Rade festsitzendes Getriebe ein Zeigerrad von 100 Zähnen. Hinter dem Getriebe sitzt noch ein in 10 Theile getheiltes Zifferblatt. Hiernach wird man am Zeigerrad die Länge in Meter und am letztgenannten Zifferblatt die Decimeter ablesen können. Soll das Uhrwerk wieder auf Null eingestellt werden, so wird der Zahn 99 unter die feststehende Marke und der Getriebezahn auf die Zahl 10 gebracht. Soll nur eine bestimmte Meterzahl aufgewickelt werden, so stellt man einen Zeiger des 100zahnigen Rades hinter dem betreffenden Zahne ein. Verbessertes Lineal von J. Brandt und G. W. v. Nawrocki. Textabbildung Bd. 232, S. 481Auf der unteren Fläche dieses patentirten Lineals (* D. R. P. Nr. 3780 vom 28. Mai 1878) befindet sich eine längliche Rinne, in welcher etwas vorstehend eine Walze liegt, die in den beiderseits am Kopfende festgeschraubten Metallplättchen gelagert ist. Beim Gebrauche erleichtert die Walze das Verschieben des Lineals; ebenso verhütet sie ein Beschmutzen des Papieres o. dgl., wenn die hochstehende Kante als Arbeitskante benutzt wird. Zur Geschichte der Dampfkesselexplosionen. Nach dem Berichte von E. B. Marten über die Dampfkesselexplosionen in England (Zeitschrift der Dampfkessel- und Versicherungsgesellschaft, * 1879 S. 47) explodirten hier i. J. 1878 46 Kessel. Dieselben waren bei folgenden Betriebszweigen in Verwendung: Zahl derKessel Todte Ver-wundete Marine 10 10 16 Bergbau   6   8 13 Eisenwerke   9 19 26 Mühlen, verschiedene   6   6 18 Oeffentliche Anstalten   2   0   0 Landwirtschaft   3   3   0 Ziegeleien   3   0   8 Chemische Fabriken   1   0   0 Eisenbahnen   4   1   3 Tischlerei   1   0   0 Unbekannt   1   0   0 ––––––––––––––––––––––– Zusammen 46 47 84. Als Explosionsursachen wurden angegeben: Zahl derKessel Todte Ver-wundete Construction und Material schlecht   9   5 10 Schwache Rohren   3   6 10 Mangelhafte Reparatur   1   0   3 Aeuſsere Corrosion (vgl. 1878 230 38) 11 21 25 Innere Corrosion 10   5 11 Wassermangel 11 10 22 Unbestimmt   1   0   3. In einer Papierfabrik bei Prag explodirte am 17. März 1879 mit groſser Gewalt ein Hadernkocher in Folge ausgedehnter Corrosionen am Mannloche (Zeitschrift der Dampfkessel- und Versicherungsgesellschaft, * 1879 S. 45). Wie R. Bredo in den Mittheilungen aus der Praxis des Dampfkesselbetriebes, * 1879 S. 45 berichtet, wurde am 11. März 1879 in Crefeld in Folge von Wassermangel ein Flammrohr eingedrückt. Das Kesselhaus fand sich wenig beschädigt; mit Ausnahme der durch den Luftdruck umgeworfenen Thür und einer Anzahl aus gleicher Ursache herabgefallener Dachsteine fand an demselben keine weitere Zerstörung statt. Dagegen schlug aber der Dampf und das schuſsartig aus der hinteren Oeffnung des Flammrohres ausströmende Wasser ein etwa 1qm groſses Loch in die nur 1 Stein starke Scheidemauer des hart an das Kesselhaus stoſsenden Nachbargebäudes, zerstörte in diesem eine zweite ½ Stein starke Mauer gänzlich und drückte aus der folgenden Fachwand die Thür und ein Fach heraus. Hierbei wurden durch das heiſse Wasser 1 Frau mit ihren 2 kleinen Kindern derartig verbrüht, daſs sie bald darauf verstarben, während 4 Personen leichter verletzt worden sind. Von dem Heizer- und Fabrikpersonal wurde Niemand verletzt. Dieser Unglücksfall weist daraufhin, wie noth wendig es erscheint, eine Bestimmung in das Gesetz aufzunehmen, die bezüglich der Aufstellung von Dampfkesseln in der Nahe von bewohnten Räumen etwa folgende Punkte in sich schlieſst: 1) Dampfkessel, von einem gewissen Wasserinhalte und einer gewissen Spannung, müssen in bestimmten Minimalabständen von bewohnten Räumen stehen, oder 2) die Scheidemauer muſs zum Schütze des Nachbars gegen etwaige Explosion die Stärke von wenigstens... Meter haben und 3) Dampfkessel dürfen bei gewissen Minimalabständen von bewohnten Räumen mit ihren Stirnwänden nicht gegen diese gerichtet sein. Zur Verwendung von Asbest. Um Papier oder Pappe zur Bekleidung von Dampfkesseln u. dgl. geeignet zu machen, überzieht sie J. Wotherspoon in Glasgow (D. R. P. Nr. 4793 vom 21. April 1878) mit einer Lage von Asbest. Dies geschieht entweder in der Papiermaschine, indem man die Papiermasse und den Asbestzeug getrennt einflieſsen läſst, oder durch Aufleimen des Asbestes auf das fertige Papier. Dichtungsmittel für Dampf-, Wasser- und Gashähne. J. G. Kothe in Berlin (D. R. P. Nr. 5214 vom 7. August 1878) mischt zu diesem Zweck gleiche Theile Gummi, Talg und Graphit, indem er das geschmolzene Gummi in den siedenden Talg einträgt und nach dem Umrühren den Graphit zumischt. Schweiſsen der Metalle bei niedrigen Temperaturen. Als Ch. A. Fawsitt (Beiblätter zu den Annalen der Physik) gegen ein noch nicht bis auf 500° erhitztes Silberblech einen dünnen Platindraht drückte, haftete derselbe selbst noch nach dem Erkalten fest an demselben. Aehnliche Versuche gelangen mit Kupfer und Aluminium. Herstellung eines Holzüberzuges auf Papier. Um auf Papier, Pappe, Leinen u. dgl. Holzreliefs anzubringen, für Bilderrahmen, Buchdeckeln u.a., werden diese Stoffe mit gerührtem Pferde- oder Rinderblut stark bestrichen, dann mit Blut befeuchtete Sägespäne aufgetragen und die betreffenden Stücke in Formen gepreſst, die auf 100° erwärmt sind. Ueber Mehlexplosionen. Im Anschluſs an die früheren Berichte über die sogenannten Mehlexplosionen (vgl. 1872 206 417. 1878 227 407) möge erwähnt werden, daſs auch L. W. Peck (Scientific American Supplement, * 1879 S. 2639) auf Grund zahlreicher Versuche die Ursache der Explosionen in Mühlen und Fabriken, welche entzündlichen Staub entwickeln, auf die Verbrennung des letzteren zurückführt. Die Leistung dynamo-elektrischer Maschinen. Die vom Franklin Institute veranstalteten Versuche (vgl. * 1878 230 27. 192. 372) boten den Professoren E. J. Houston und E. Thomson Gelegenheit, die Umstände zu studiren, welche die Wirksamkeit dynamo-elektrischer Maschinen beeinflussen. Sie berichteten nach dem Journal of the Franklin Institute, 1879 Bd. 107 S. 106 darüber am 1. November 1878 der American Philosophical Society, und ihrem Berichte entnehmen wir im Auszuge Folgendes: Der Verbrauch an Arbeit zur Ueberwindung der Reibung und des Luftwiderstandes betrug im ungünstigsten Falle 17 Procent der gesammten aufgewendeten Leistung; es mag dies wenig erscheinen, ist aber nicht zu vernachlässigen, da es hier über 50 (in einem andern Falle sogar 80) Procent von der im Luftbogen als Wärme auftretenden Arbeit und etwa 33 Procent der im ganzen Schlieſsungskreise auftretenden Arbeit ist. Daher ist die zu einem guten Gange der Maschine erforderliche Geschwindigkeit ein wichtiger Factor für die Leistung derselben. Die nicht im Schlieſsungskreise nachweisbaren „localen Wirkungen“ der Maschine sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen; sie verzehrten in dem einen Falle mehr als doppelt so viel Arbeit, als im Schlieſsungskreise auftrat, und 5 Mal so viel, als im Lichtbogen zur Lichterzeugung ausgenutzt wurde. Diese localen Wirkungen sind reiner Verlust, da sie nur die Erwärmung der Maschine vermehren, ja, weil letztere wieder den elektrischen Widerstand erhöht, so sind sie eigentlich doppelt schädlich. Sie ähneln den innern Schlieſsungen in den Batterien. Die Temperatur der Maschine steigt während des Laufes, bis der Verlust durch Strahlung und Leitung in die umgebende Luft der Wärmeerzeugung gleichkommt. Bei Anwendung eines passenden äuſseren Widerstandes soll die Temperatur nur niedrig sein. Die äuſsere Arbeit wird zur Lichterzeugung, Erwärmung, Elektrolyse, Magnetisirung u.s.w. verwendet. Bei der Lichterzeugung ist der Widerstand des Lichtbogens zwischen den Kohlenspitzen ein wesentlicher Faktor der Leistung. Derselbe soll klein sein, aber doch den groſsten Theil des ganzen Widerstandes im Schlieſsungskreise ausmachen. Er war bei einigen Messungen überraschend klein; er betrug in einem Falle 0,54, in einem andern 0,79 Ohms; in einigen Fällen stieg er bis 3,18 Ohms. Hervorzuheben ist, daſs der Widerstand des von dem stärksten Strome erzeugten Lichtbogens klein war, zweifellos wegen der höheren Temperatur und der stärkern Verflüchtigung der Kohle; in diesem Falle wurde also das meiste Licht erzeugt. Die in Meterkilogramm gemessene Arbeit, welche im Lichtbogen auftritt, muſs nicht unbedingt der Leuchtkraft entsprechen; sie war in zwei Fallen gleich, wo sich das Leuchtvermögen wie 3:4 verhielt. Dies erklärt sich daraus, daſs der Widerstand im Lichtbogen da viel kleiner war, wo das stärkere Licht erzeugt wurde; in diesem Falle wurde die Hitze in einem kleineren Räume erzeugt und dadurch die Temperatur der Kohlen und deshalb deren Leuchtkraft stark vermehrt. Rücksichtlich der ökonomischen Seite ist zu bemerken, daſs das von einem glühenden Körper ausgesendete Licht mit der Temperatur zunimmt. Im Lichtbogen setzt die rasche Verflüchtigung der Kohlen dem Steigen der Temperatur eine Grenze; vor Erreichung der Grenze ist aber eine Temperatur vorhanden, bei welcher ein ausnehmend helles Licht entsendet wird; ein Mittel zum Messen dieser Temperatur im Lichtbogen kennt man noch nicht. Wenn durch den Strom Platin oder andere Körper zum Glühen gebracht werden, so liefert deren Schmelzpunkt die Grenze für die Höhe der Temperatur welche ohne Zweifel nur einen Bruchtheil von der zum Verflüchtigen der Kohlen nöthigen Temperatur ausmacht. Da nun die Verminderung des Lichtes rascher fortschreitet als die Erniedrigung der Temperatur, so erscheint die Verwendung glühender Körper minder ökonomisch, als die des Lichtbogens. Die in der Zukunft anzustrebende Verbesserung liegt also in der Verwendung eines ausreichenden Widerstandes in möglichst kleinem Räume, damit man in diesem Räume die thunlichst höchste Temperatur erlangt. Die Leistung einer dynamo-elektrischen Maschine übersteigt nicht 50 Procent, die einer Dampfmaschine nicht 20 von der Wärmemenge des Brennmaterials. Eine zum Heizen verwendete elektro-dynamische Maschine würde also höchstens 10 Procent des Brennmaterials ausnutzen. Ein Heizen von Zimmern mit Elektricität wäre demnach durchaus nicht ökonomisch. Bei der elektrischen Transmission ruht die Frage der Oekonomie in der Verbesserung der Maschinen und in den Widerständen derselben. Die Leistung einer dynamo-elektrischen Maschine ist natürlich am groſsten, wenn die äuſsere Arbeit viel gröſser ist als die innere, und jene ist verhältniſsmäſsig gröſser, wenn der äuſsere Widerstand gröſser ist. E–e. Herstellung von Sprengstoffen. Die Dynamit-Actiengesellschaft, vormals A. Nobel in Hamburg (D. R. P. Nr. 4829 vom 28. Februar 1878) vermindert die Explosionsgefahr des Nitroglycerins dadurch, daſs sie dasselbe gelatiniren läſst (vgl. 1878 229 396. 484). Zu diesem Zweck wird Baumwolle mit einem Gemisch aus gleichen Theilen Salpetersäure von 1,44 sp. G. und Schwefelsäure von 1,835 sp. G. behandelt. Diese Nitrocellulose wird in Nitroglycerin, Methyl- oder Athylnitrat bei 70° auf dem Wasserbade gelöst, welche davon 10 Proc. aufnehmen. Aus der erhaltenen Sprenggelatine werden direct Patronen angefertigt. Um den Qualm beim Abbrennen der Sicherheitszünder zu vermindern, tränken Bidtel und Fillén in Mittelwalde (D. R. P. Nr. 4577 vom 2. August 1878) die zur Herstellung der Hülle verwendeten Jutefäden mit irgend einem dieselbe unverbrennlich machenden Salze. Th. S. Huntley und R. W. Kessel in Cardiff (Englisches Patent Nr. 1919 vom 14. Mai 1878) schlagen vor, 75 Th. Nitroglycerin mit 25 Th. gebrannten Gyps zu mischen, um einen angeblich wasserdichten Explosivstoff herzustellen. Kaolin auf Bornholm. Etwa 2km östlich von Rönne auf der Insel von Bornholm findet sich ein mehr als 30m mächtiges Kaolinlager. Die i. J. 1874 angelegte Schlämmerei versandte i. J. 1876 erst 1500, 1878 schon 6000t. Der Kaolin hat nach Gilbert (Papierzeitung, 1879 S. 353) folgende Zusammensetzung: Kieselsäure   47,85 Thonerde   36,89 Eisenoxyd     0,07 Magnesia     0,16 Wasser   15,09 ––––––– 100,06. Zum Löschen von Feuersbrünsten. L. Löwenthal in London (* D. R. P. Nr. 4115 vom 10. November 1877) schlägt vor, in einem kleinen fahrbaren Ofen Luft durch glühende Kohlen zu pressen, die Feuergase – vom Erfinder überflüssiger Weise „Astralgas“ genannt – entweder in Metallbehälter gepreſst zur Feuerstelle zu bringen, oder die Gase direct vom Ofen mittels einer Pumpe auf die Flammen zu leiten. Wird gleichzeitig Wasser verwendet, so nennt der Erfinder das Gemisch „Astraline“. – Da aus dem Ofen wohl niemals lediglich Kohlensäure und Stickstoff, sondern entweder überschüssige Luft oder Kohlenoxyd entweichen, die beide ungeeignet zum Feuerlöschen sind, so ist vor Anwendung dieser Vorrichtung zu warnen. Ueber Vorausbestimmung des Wetters. Prof. Klinkerfues gibt hierfür in der Hopfenzeitung, 1879 S. 100 folgende Regeln. 1) Der gegen Sonnenuntergang abgelesene Thaupunkt bezeichnet ungefähr das Temperaturminimum für die folgende Nacht. 2) Ein Thaupunkt unter 0° stellt also, namentlich bei klarem Himmel und über bepflanztem Boden, einen Nachtfrost in Aussicht. 3) Ein Thaupunkt, welcher tief, etwa 5°, unter der jeweiligen mittleren Tagestemperatur (Vergleichstemperatur) liegt, sagt, daſs ein kalter und trockener Luftstrom im Anzüge ist. 4) Eine hiergegen umgekehrt hohe Thaupunktslage läſst darauf schlieſsen, daſs ein warmer und feuchter Luftstrom heranrückt, wobei dann auch leichter die Luft ihren Sättigungsgrad erreicht und Wasser in Form von Regen oder Schnee niedergeschlagen werden kann. 5) Wenn bei S-, SW-, W- und NW-Wind der Thaupunkt sich auf etwa 2° der Vergleichstemperatur nähert und das Barometer die Fortdauer dieser Winde wahrscheinlich macht, sind Niederschläge zu erwarten. 6) Wenn bei N-, NO-, O- oder SO-Wind der Thaupunkt so hoch steigt und das Barometer ist steigend, so ist dessen ungeachtet kein Niederschlag zu erwarten* wenn dagegen das Barometer fällt und gar an den bis dahin blauen Stellen des Himmels Schleierwolken sich, zeigen, so steht Condensation, also Störung des trockenen Wetters bevor. 7) Ein recht niedriger Thaupunkt unter der Vergleichstemperatur bedeutet nur bei östlichen Winden trockenes, dabei kaltes Wetter, bei fallendem Barometer aber und gleichzeitig S-, SW- oder WSW-Winden erfolgt bald Niederschlag, welcher durch den dem Thaupunkte entsprechenden kalten Luftstrom aus dem feuchten herrschenden Luftstrom gefällt wird, im Sommer meist kalter Regen, seltener Gewitter. 8) Steigt unter den genannten Verhältnissen das Barometer, so ist die Drehung des Windes nach N und NO im Anzug, und es steht trockenes, kaltes Wetter bevor. 9) Wenn an einem über das Mittel heiſsen Tage auch der Thaupunkt dieses Mittel erreicht oder gar übersteigt, so sind wegen der Menge des verdichteten Wasserdampfes Gewitter zu erwarten–, umgekehrt kann bei niedrigem Thaupunkt die Schnelligkeit der Verdichtung des Wasserdampfes Gewitter veranlassen. 10) Erreicht in unseren Gegenden der Thaupunkt nahe 20°, so ist Hagel zu befürchten. 11) Wenn die im Allgemeinen nur langsam sich ändernde Thaupunktstemperatur während weniger Stunden sich sehr schwankend zeigt und das Barometer ist in raschem Fallem, so steht Sturm bevor. Ueber die gröſste Dichtigkeit des Wassers. L. Weber hat die Temperatur bestimmt, bei welcher reines Wasser seine gröſste Dichtigkeit hat; er fand so nach den verschiedenen Methoden 4,09, 4,14 und 4,08°. (3. Bericht der Commission zur Untersuchung der deutschen Meere, 1878 S. 1.) Ueber die Kältemischung aus Chlorcalcium und Schnee. Um die hierbei in Betracht kommenden Punkte aufzuklären, hat H. Hammerl (Chemisches Centralblatt, 1879 S. 289) auf Pfaundler's Veranlassung folgende Bestimmungen ausgeführt: 1) die Löslichkeit des Salzes bei verschiedenen Temperaturen, 2) die Gefrierpunktserniedrigung der Lösungen bei verschiedenem Gehalte, 3) die specifische Wärme des Salzes und der Lösungen, 4) die Lösungswärme bei verschiedenen Mengen, 5) das erreichbare Temperaturminimum und 6) die absorbirbare Wärmemenge bei verschiedenem Mischungsverhältniſs. Bezüglich Punkt 5 wird mitgetheilt, daſs die darüber vorliegenden Berichte anderer Forscher die Temperaturerniedrigung nicht hoch genug angeben- Verfasser hat dieselbe immer mindestens gleich –50° gefunden. Theoretisch ergibt sich für die günstigste Zusammensetzung der Mischung (CaCl2 + 6H2O) + 8,45H2O der Werth α = –54,9°. Um dieses Resultat zu erzielen, muſs das Chlorcalcium in möglichst fein gepulvertem Zustande und der Schnee trocken und pulverig angewendet werden. Das krystallisirte Chlorcalcium erhält man am besten in dem geeigneten Zustande, wenn man die Lösung bis zum Siedepunkte 131,27° verdampft und dann bis zum völligen Erkalten rührt. Die feinpulverige Krystallmasse ist dann von der richtigen Zusammensetzung CaCl2 + 6H2O. Die Fütterung der Hausthiere mit Fleischmehl unter Beigabe der Fleischsalze. Mehrere Versuche, das Fleischmehl von Fray-Bentos – bekanntlich die Rückstände der Fleischextractfabrik – als Futtermittel zu verwenden, sind nach Dünkelberg (Milchzeitung, 1879 S. 72) lediglich daran gescheitert, daſs man die Fleischsalze nicht zusetzte. Für 1k lufttrocknes Fleischmehl müssen aber: g Chlorkalium   5,25 Phosphorsaures Kalium 27,90 Phosphorsaures Magnesium   2,90 –––––                                 zusammen 36,05 zugesetzt werden, wenn man die 75 Proc. Eiweiſs des Fleischmehles im Thierkörper zur Assimilation bringen, d.h. in organisirtes Eiweiſs umwandeln will. Ohne jene Salze ist das Fleischmehl dem Thiere nur ein Ballast und ohne den geringsten Nutzen für seine Ernährung. Es wurden nun eine Reihe von Versuchen an Militärpferden mit folgender Futtermischung gemacht: 85k Maismehl, 25k Fleischmehl, 375g Chlorkalium, 1763g phosphorsaures Kalium, 187g phosphorsaures Magnesium mit etwas Kochsalz und Fenchel zum Verdecken des Fleischgeruches, nach dem Zusatz von etwas Sauerteig zu Brod verbacken, 1k desselben kam auf 29 Pf. Statt der bekannten schweren Tagesration von 5k Hafer, 1k,5 Heu und 1k,75 Stroh erhielt nun jedes Pferd 1k,75 Fleischmehlkuchen, 3k Heu und 5k Stroh. Die Pferde hielten sich bei diesem viel billigeren Futter recht gut und zeichneten sich durch Lebhaftigkeit und Leistungsfähigkeit aus. Ueber den Geldwerth der Futterstoffe. Brödermann zeigt in der Milchzeitung, 1879 S. 108, daſs die Geldwerthe der bekannten Tabellen von Wolff für die Futterstoffe meist 10 Proc. zu hoch gegriffen sind. Er fordert mit Recht, daſs der Werth der Futtermittel stets in Einklang mit den Preisen der landwirtschaftlichen Producte gebracht werden müsse und nie fest dastehen dürfe wie dies leider seit Jahren falscher Gebrauch geworden sei. L. Bartholdt in Dresden liefert ein sogenanntes Mastpulver in Blechbüchsen von 2k Inhalt für den erstaunlichen Preis von 16 M. Nach Beuthe (Milchzeitung, 1879 S. 201) besteht dasselbe aus Hafergrütze, Holzkohle, Mehl und etwas Fleischmehl, theoretischer Werth daher kaum 30 Pf. Verfahren zur Herstellung eines nicotinfreien Tabaks. C. B. Th. Wilkens in Bremen (* D. R. P. Nr. 4293 vom 17. Mai 1878) hat einen Apparat construirt, in welchem er die Tabakblätter mittels Benzin oder Petroleumäther von Nicotin befreit, aus denen er dann Cigarren herstellen will. – Ob der Gedanke, Nicotin freie Cigarren herzustellen, glücklicher ist als jener der Erzeugung Caffeïn freien Kaffees oder Alkohol freien Weines, steht dahin. Ueber Quecksilberjodid. Nach Versuchen von H. Köhler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 608) schmilzt Quecksilberjodid bei 2530. Um es in schönen Krystallen zu erhalten, wird es in kochender concentrirter Salzsäure gelöst. Die beim langsamen Abkühlen ausgeschiedenen groſsen Krystalle des tetragonalen Systemes sind schön roth und haben lebhaften Metallglanz mit grünlichem Wiederschein. Ueber die Schwefel haltigen Farbstoffe aus Dimethylphenylendiamin. In der von der Badischen Anilin- und Sodafabrik angegebenen Weise (1879 231 174) hat A. Koch nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 593 einen blauen, mit Chlorzink fällbaren Farbstoff erhalten, während kleine Mengen eines rothen Farbstoffes in Lösung blieben. Der blaue Farbstoff wurde durch Fällen mit Chlorzink, Wiederauflösen des Niederschlages in Wasser und erneute Fällung mit Chlorzink gereinigt. Die wässerige Lösung des Zink haltigen Niederschlages gibt beim Eindampfen kupferglänzende Krystalle eines Gemenges des salzsauren Salzes und der Chlorzink-Doppelverbindung des Farbstoffes. Versetzt man eine Lösung von 20g dieser Krytalle in 1l Wasser mit 40cc concentrirter Salzsäure, so scheiden sich kleine, dunkelblaue Blättchen ab, die auf der schmalen Seite starken Metallglanz zeigen und deren Zusammensetzung der Formel C16H19N4ClS entspricht; die Krystalle enthalten 1,5 oder 4 Mol. H2O. Die Verbindung ist leicht löslich in Wasser und Alkohol, Reductionsmittel, wie Schwefelwasserstoff und unterschwefligsaures Natron, entfärben die Lösungen, während schwache Oxydationsmittel die ursprüngliche Farbe wieder herstellen. Durch Zinkchlorid, Kaliumbichromat, Quecksilberchlorid werden Farbstoffniederschläge erzeugt, welche durch viel Wasser wieder gelöst werden. Kali und Natronlauge bewirken voluminöse, dunkelblaue Niederschläge, während auf Zusatz von Ammoniak zu der wässerigen Lösung keine Fällung entsteht. Bei der Destillation mit Kali geht der Farbstoff mit den Wasserdämpfen als schwach gefärbte Substanz über, die noch im Kühlrohr bei der Berührung mit Luft in die blaue Lösung der freien Base zurückverwandelt wird. Eine wässerige ammoniakalische Lösung des blauen Farbstoffes, mit Schwefelwasserstoff behandelt, wird ebenfalls unter Abscheidung eines gelblichen, flockigen Körpers entfärbt. Derselbe geht beim Liegen an der Luft allmälig wieder in die Chlor und Zink freie Base über, welche aus heiſsem Wasser umkrystallisirt in grünen, metallglänzenden Nadeln erhalten wird. Um den neben dem blauen Farbstoff entstehenden rothen zu gewinnen, wurde etwa das 3- bis 4fache der in der Patentvorschrift angegebenen Menge Schwefelwasserstoffwasser genommen und mit Eisenchloridlösung bis zum Verschwinden des Geruches versetzt. Nach Abscheidung des blauen Farbstoffes durch Zinkchloridlösung wurde die Flüssigkeit auf dem Wasserbade so weit eingedampft, bis beim Erkalten feste Ausscheidungen stattfanden. Es krystallisirte dann der Farbstoff in kleinen, grünen, metallglänzenden Blättchen oder moosartigen Nadeln aus. Durch mehrmaliges Umkrystallisiren aus heiſsem Wasser erhält man dann den Farbstoff rein in schönen, bronzeglänzenden Nadeln. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel Cl6H18N4S42HCl,ZnCl2 + 2H2O. Ueber die Bildungsweise des Aurins. Hierüber haben Ph. de Clermont und J. Frommel directe Versuche angestellt, um die Frage zu entscheiden, ob bei der Darstellung des Aurins, C19H14O3, die durch das Zerfallen der Oxalsäure auftretende Kohlensäure oder das Kohlenoxyd die Entstehung des Farbstoffes bewirkt (vgl. Wagner 1878 228 178). Nach ihren in den Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 655 mitgetheilten Versuchen ist weder Kohlenoxyd, noch fertig gebildete Kohlensäure für sich allein im Stande, das Phenol in Aurin überzuführen, auch nicht bei Anwendung eines hohen Druckes und einer Temperatur von 250°. Läſst man jedoch unter diesen beiden Bedingungen ein Gemenge von Kohlenoxydgas und von Sauerstoff auf das Phenol einwirken, so bildet sich eine beträchtliche Menge von Aurin. Es veranlaſst also nur die Kohlensäure, und zwar nur die im Entstehen begriffene Kohlensäure, die Bildung des Aurins aus dem Phenol – eine Annahme, welche schon viele Vertreter hat und die nun mehr direct bestätigt ist. Kl. Chromfarben. Nach den Analysen von F. Reingruber [vgl. R. v. Wagner: Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie mit besonderer Berücksichtigung der Gewerbestatistik für das Jahr 1878. 1259 S. in gr. 8 mit 82 Holzschnitten. (Leipzig 1879. Otto Wigand)] hatte eine Probe aus England bezogenes Chromroth folgende Zusammensetzung: Bleioxyd   78,74 Chromsäure   19,63 Wasser     1,63 ––––––– 100,00, entsprechend der Formel PbO,4CrO3 + 2H2O. Eine ebendaher stammende Probe Zinkgelb bestand aus: Chromsaure   34,06 Zinkoxyd   36,41 Kali   13,79 Schwefelsaure   11,58 Wasser     4,16 ––––––– 100,00. Es lag somit ein basisches Zinkchromat der Formel 3ZnCrO4 + Zn(OH)2 vor, gemischt mit erheblichen Mengen von Kaliumsulfat. Verwendung von Blaue fixe zu Oelfarbe. Um gefällten schwefelsauren Baryt zur Bereitung von Oelfarbe verwendbar zu machen, wird derselbe nach C. A. F. Meiſsner zu Schöningen (D. R. P. Nr. 4626 vom 8. März 1878) in einem Muffelofen möglichst rasch und gleichmäſsig zum Glühen erhitzt, dann in kaltes Wasser geworfen, naſs gemahlen und getrocknet. Zur Statistik der technischen Hochschulen Deutschlands. Zur Ergänzung und theilweisen Richtigstellung der früheren Mittheilungen (1879 231 476) diene nachstehende Uebersicht, welche nach einer in der Akademischen Zeitschrift, 1879 S. 71 erschienenen, nach den Angaben der Leiter der deutschen technischen Hochulen aufgestellten Tabelle über den Besuch derselben verfaſst ist. Studienjahr 1875/76 1876/77 1877/78 1878/79 Technische Hochschule Semester Studirende Gesammtzahl Studirende Gesammtzahl Studirende Gesammtzahl Studirende Zuhorer Hospitanten Gesammtzahl Aachen Jahr   425   512   350   438 257   319 183   26     6   215 Berlin, Bau Akademie WinterSommer   872  752   930  774 1035  973 10851031 949805 1027  847 812   72   884      „    Gewerbe-Akademie Jahr   567   713   543   651 544   686 470 124   594 Braunschweig Jahr     81   142   103   178 120   211   93   59   152 Dresden Jahr   483   584   592   722 627   796 530 135   665 Hannover Jahr   767   868   721   837 613   779 476 143   619 Carlsruhe WinterSommer   595  529   630  551   586  517   636  556 547469   587  501 488   30   518 Darmstadt Jahr   161   238   188   254 170   230 131   59   190 Munchen WinterSommer 1075  940 13501165   983  848 12911088 899792 11941012 771 121 165 1057 Stuttgart WinterSommer   421  416   814  478   465  396   813  434 477400   542  460 447 228   675 Berichtigungen. In dem Artikel über „Dampfmaschinen-Steuerungen“ ist zu lesen S. 396 Z. 11 v. u. „p“ statt „k“, Z. 8 v. u. „verändert“ statt „unverändert“; in der Beschreibung des Wesson'schen Revolvers S. 412 Z. 7 v. u. „dasselbe“ Statt „derselbe“.