Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 345 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Die Fabrikation schmiedeiserner Speichenräder nach L. Arbel's
System.
Während alle übrigen Verfahren zur Fabrikation schmiedeiserner Speichenräder, so sehr
sie auch in Einzelheiten von einander abweichen, doch alle übereinstimmend das Rad
gleichsam stückweise aufbauen und in einzelnen Hitzen zusammenschweiſsen, findet bei
dem Arbel'schen Proceſs die Schweiſsung und Formgebung
des Rades in einer einzigen Hitze und oft mit einem einzigen Schlage des
Dampfhammers statt.
Nach diesem Verfahren arbeitet der Erfinder L. Arbel
selbst in seiner Fabrik bei Rive de Gier schon seit zwei Decennien; andere Fabriken
haben in der Zwischenzeit gleichfalls dieses Verfahren aufgenommen (so sah es
Referent bei Schneider und Comp. zu Creuzot) und fanden
es überall bestens bewährt, wie denn Arbel selbst von
seinen Rädern behauptet, daſs auch nicht ein einziges jemals gebrochen sei. Wenn
auch diese etwas kühne Versicherung angesichts der vielen und oft unvermeidlichen
Schäden, welche sich durch Materialfehler bei Rädern einstellen, nicht allzu
wörtlich zu nehmen, so ist doch auſser Zweifel der Proceſs ein so rationeller und so
vollendet durchgeführter, daſs er bei gutem Material günstige Resultate ergeben
muſs.
Zur Fabrikation der gewöhnlichen Wagenräder gestaltet sich der Proceſs am
einfachsten. Der Felgenkranz wird aus entsprechendem Profileisen zusammengebogen und
geschweiſst, hierauf an den Stoſsstellen der Speichen unter der Stoſsmaschine
eingefalzt. Die Speichen werden aus Flacheisen auf Maſs abgeschnitten, an den Enden
zu einem in den Falz des Felgenkranzes passenden Zahn im Gesenk abgeschmiedet und
hierauf sternförmig in den Felgenkranz eingelegt. Die Nabe endlich besteht aus zwei
Hälften, je aus einem vierkantigen Barren zusammengebogen und zur Aufnahme der
Speichenenden mit dem Schrotmesser unter dem Dampfhammer eingehauen; wenn diese
Hälften unter und über dem Speichenkranz roh zusammengelegt und mit dem Ganzen durch
Draht verbunden sind, ist die Vorbereitungsarbeit vollendet und die Schweiſsung kann
stattfinden.
Dies geschieht bei Arbel in eigenen nach dem
Generativsystem eingerichteten Schweiſsöfen, welche derart angeordnet sind, daſs die
Speichen gegen das Verbrennen durch die Stichflammen geschützt sind. Hier wird nun
das ganze Rad auf Schweiſshitze gebracht, und indem sich dabei die Speichen zwischen
dem geschlossenen Felgenkranz und den Nabentheilen durch die Hitze ausdehnen, findet
hier schon, wie Versuche dargethan haben, genügende Schweiſsung statt. Vollendet
wird dieselbe unter dem Dampfhammer durch einen Schlag in dem das ganze Rad
umfassenden Vollgesenk, dessen untere Hälfte auf dem Ambos gelagert, die obere,
durch Führungsstiften in dem Untertheil geführt, mit dem Hammerbär verbunden
ist.
Das Hammergestell muſs für Räderdurchmesser bis zu 2m,4 eine weite Ausladung haben und ist dem entsprechend bei Arbel in primitiver Weise aus vier pyramidenförmig
ansteigenden starken Hölzern gebildet, welche oben die Dampfcylinder, weiter unten
die Führungen zwischen sich einschlieſsen. Die Hämmer sind selbstverständlich
möglichst ihren Oefen genähert, so daſs nicht unnöthig Hitze verloren geht und bei
einfachen Formen die Schweiſshitze gleichzeitig auch zur Formgebung genügt.
Bei groſsen Locomotivrädern mit complicirten Formen und hohen Ansprüchen an die
Vollendung der Conturen sind nach dem Schweiſsen noch eine oder zwei Hitzen zur
Vollendungsarbeit nöthig. Hier muſs auch beim Aufbau des Rades sorgfältiger
vorgegangen werden. Die Speichen, welche bei den französischen Locomotiven meistens
von elliptischem Querschnitt sind, werden im Gesenk geschmiedet und erhalten nicht
allein am äuſseren Ende einen Zapfen zum Eingriff in den ausgestoſsenen Falz des
Felgenkranzes, sondern sie erhalten noch am Nabenende eine keilförmige Erweiterung,
so daſs der
zusammengelegte Felgenkranz schon einen Theil der Nabe bildet, welche nur mehr durch
Auflegen von Deckelscheiben auf die erforderliche Dicke gebracht wird. Die einzelnen
Theile werden nun wieder durch Bindedraht zu einem Ganzen gebildet und in den Ofen
befördert, nachdem noch für Herstellung des Kurbelhaufens und der etwa
einzuschweiſsenden Gegengewichte entsprechende Eisenmassen zwischen den Speichen
angeordnet sind. Der weitere Proceſs findet dann, wie oben beschrieben, statt.
Vergleicht man den Arbel'schen Proceſs mit den
gewöhnlich gebräuchlichen, so verhindern die hohen Anlagekosten, welche specielle
Hämmer und Oefen bedingen, sowie die äuſserst kostspieligen Vollgesenke seine
Anwendung für kleineren Betrieb jedenfalls vollständig. Bei der Massenfabrikation
dagegen ist die Herstellung, sobald einmal die Gesenke vorhanden sind, sowohl im
Schmiedeproceſs eine äuſserst billige, als auch, bei der vollendeten im Gesenk
ermöglichten Formgebung, die Fertigstellung ungleich einfacher als bei allen andern
Verfahren. Zudem gewährt die Behandlung im Generativofen jedenfalls eine leichtere
Controle der Hitzegebung und demzufolge gröſsere Sicherheit gegen das Verbrennen,
als dies bei den vielen Einzelschweiſsungen in offenen Feuern möglich ist. Von der
Leistungsfähigkeit der Arbel'schen Fabrik legte die
(auch in Müller-Melchiors' Bericht 1878 229 495 lobend erwähnte) Ausstellung der Firma zu Paris
1878 glänzendes Zeugniſs ab; es war u.a. ein Rad für die französische Ostbahn von
2m,2 Durchmesser und 160k Gewicht zu sehen, dagegen wieder leichte
Lafettenräder von 1m,2 Durchmesser und 100k Gewicht.
Für die beim Arbel'schen Proceſs erreichbare Genauigkeit
sprechen endlich am deutlichsten die strengen Bedingungen der französischen
Eisenbahnen, welche die meisten Räder von dort bezogen haben; die Wagenräder müssen
so vollkommen balancirt sein, daſs sie, auf eine Messerkante gestellt, in allen
Lagen in Ruhe bleiben und durch ein Gewicht von 250g an einem Hebelarm von 0m,5 schon
verdreht wurden.
Wilman.
Hochdruckschläuche mit Drahtpanzer.
Schläuche aus Hanf oder Gummi mit Gewebeeinlagen widerstehen meist nur
verhältniſsmäſsig geringen Pressungen; selbst bei Verwendung des besten Materials
und bei der sorgfältigsten Ausführung dürfte ein Druck von etwa 20at der höchste zulaſsige sein. Bei noch höheren
Spannungen der zu leitenden Flüssigkeit muſsten deshalb bisher immer Metallleitungen
angewendet werden, welche jedoch sehr kostspielig sind, wenn eine Biegsamkeit der
betreffenden Leitung durchaus erforderlich ist. Eine Beseitigung dieses Uebelstandes
soll nun durch die Drahtpanzerschläuche mit Gummizwischenlagen von O. Köhsel und Sohn in Hannover (*D. R. P. Nr. 3669 vom
1. Februar 1878) erreicht sein, da beispielsweise ein solcher Schlauch mit
vierfachem Drahtpanzer nach Versuchen der Erfinder einem Druck von 130at zu widerstehen vermochte.
Diese Schläuche bestehen zunächst aus einer Gummi- oder Gewebstoffläge, welche mit
Theer, Gummi u. dgl. getränkt sein kann, worauf eine Gewebelage folgt, über welche
dann die erste Drahtpanzerung gesponnen wird. Auf jede Spule der hierzu dienenden
Maschine ist eine Anzahl neben einander liegender Drähte gewickelt. Die Spulen
kreuzen sich in einfacher Weise, so daſs sich die Drahtbündel wie Kette und Schuſs
eines leinenartigen Gewebes wechselweise über einander legen; die beiden
Bündelsysteme müssen dabei links- bezieh. rechtsgängige Schraubenlinien um den
Schlauch beschreiben. Auf dieses erste Drahtgespinnst folgt wieder eine Gummi- oder
Stoffumlage und auf letztere abermals ein Panzer, was sich weiter nach Bedürfniſs
wiederholen laſst. Werden Gummieinlagen angewendet, so vulcanisirt man die fertigen
Schläuche in bekannter Weise.
Die Patentinhaber bemerken noch, daſs auch Schläuche mit Drahtgewebe-Einlagen keinen
Pressungen über 20at zu widerstehen vermochten,
und suchen den Grund hiervon in der Schwierigkeit, eine widerstandsfähige Verbindung
der stumpf gegen einander stoſsenden oder über einander gelegten Geweberänder
herzustellen.
Treibriemen mit vertieft liegender Naht.
Die Uebelstände, welche durch das Hervortreten der Naht auf der Laufseite der
Treibriemen bedingt sind, sucht F. Pretzel in Berlin
(*D. R. P. Nr. 5201 vom 4. Juni 1878) durch theilweises Tieferlegen der Naht zu
beseitigen. Das Verfahren besteht darin, daſs der Riemen zwischen zwei Walzen
durchgezogen wird, von denen die eine glatt, die andere aber mit schmalen gezahnten
Ringen versehen ist, welche durch zwischengeschobene glatte Hülsen in der
gewünschten Entfernung erhalten bleiben. Dir Zähne drücken in den Riemen auf der
Laufseite so viele Reihen viereckiger Grübchen ein, als derselbe Nähte erhalten
soll. Die Stiche werden dann so geführt, daſs die Naht immer in die eingedrückten
Grübchen tritt, also nicht über die Lauffläche des Riemens vorstehen und mit der
Riemenscheibe in Berührung kommen kann.
Verbesserung an L. Scharlach's Gasspritze.
Bei der Gasspritze von L. Scharlach jr. in Hamburg (1879
231 184) ist der seitlich am Entwicklungsgefäſs
angebrachte Säurebehälter unten durch eine Bleiplatte geschlossen, welche beim
Gebrauch mittels eines spitzen Stiftes durchstoſsen, nachher also wieder gegen eine
frische ausgewechselt werden muſste. Um dies nun zu vermeiden, bringt der Erfinder
jetzt (*D. R. P. Zusatz Nr. 4419 vom 9. August 1878) zum Abschluſs des
Säurebehälters einen aus Messing gefertigten, stark mit Blei ausgefütterten
Ventilhahn an, dessen Verschluſsplatte durch Niederdrücken eines auf eine
viergängige Schraubenspindel wirkenden Hebels von ihrem Sitz abgezogen wird, worauf
sich die Säure in den Entwickler ergieſsen kann. Um ein zufälliges Niederdrücken des
Hebels, also eine unabsichtliche Gasentwicklung zu verhindern, läſst sich der Hebel
durch eine verschiebbare Blechhülse am Entwicklungscylinder festhalten.
Zehnder's Feuermelder.
Von anderen selbstthätigen Feuermeldern (vgl. *1877 224
162. 1877 226 427. 1879 231
377) unterscheidet sich der Pyrograph des Ingenieurs
L. Zehnder in Zürich (*D. R. P. Nr. 6913 vom 30.
Juli 1878) zunächst dadurch, daſs er „plötzliche Temperatursteigerungen“
durch „Thermoströme“ anzeigen soll. Dazu werden (vgl. auch die Eisenbahn, 1879 Bd. 10 S. 143) Thermosäulen aus Eisen-
und Messingdrähten in einer solchen Weise hergestellt, daſs die einen (positiven)
Löthstellen (Messing-Eisen) blos liegen, die andern (negativen) Löthstellen
(Eisen-Messing) dagegen in einem mit Wachs ausgegossenen Holzgehäuse verschlossen
(bezieh. durch die Wand hindurch in einem zweiten Räume aufgestellt) und dadurch der
von auſsen kommenden Erwärmung mehr oder weniger entzogen sind. Eine plötzliche
Temperaturerhöhung um 15° in einer solchen Säule (bezieh. um 1° in 15 hinter
einander geschalteten Säulen) reicht aus, den Feuermelder in Thätigkeit zu
versetzen. In dem Thermostromkreise liegt nämlich ein Elektromagnet, der anziehend
oder abstoſsend auf eine Magnetnadel wirken kann und durch sie in beiden Fallen den
Stromkreis einer galvanischen Batterie schlieſst, worin eine Lärmklingel liegt,
auſserdem aber auch noch ein Elektromagnet, welcher ein Uhrwerk auszulösen hat;
dieses Uhrwerk aber hat die Aufgabe, zuerst das eine Ende des Thermostromkreises aus
einem Quecksilbernäpfchen auszuheben und darauf der Reihe nach die Enden von Drähten
in das Quecksilber einzutauchen, welche von dem Thermostromkreise bezieh. hinter der
ersten, zweiten ... Thermosäule abgezweigt sind. Das Uhrwerk wird daher wieder
arretirt, sobald der hinter der eben läutenden Thermosäule abgezweigte Draht aus dem
Quecksilber herausgehoben wird, und kann so in bekannter Weise den Ort des
ausgebrochenen Brandes markiren. Ein in den Thermostromkreis mit eingeschaltetes
galvanisches Element kann selbstthätig eine etwaige Unterbrechung des
Thermostromkreises melden.
Nicht zu übersehen ist, daſs dieser selbstthätige Feuermelder in seiner gewöhnlichen
Form wie andere ähnliche nur plötzliche
Temperatursteigerungen anzeigt (und anzeigen soll), langsam
um sich greifende Brände dagegen auch nicht meldet; bei seiner Anwendung würde man daher
immerhin einen sorgsamen Feuerwächter nicht entbehren können. Wenn dagegen die
positiven Löthstellen eines solchen Apparates, für welchen Zehnder die Benennung „Differentialthermometer“ für angemessen
erachtet, in einem anderen Räume aufgestellt werden als die negativen, damit auch
bei „beliebig langsamer Erwärmung“ des einen der beiden Räume, während
in dem anderen die Temperatur sich auf derselben Höhe erhält, Lärm geschlagen werde,
so wird auch bei etwaiger Heizung des einen Raumes Lärm
geschlagen werden und – was bedenklicher sein dürfte – bei einem gleichzeitig in
beiden Räumen ausbrechenden Brande die Lärmklingel schweigsam bleiben können, falls
und so lange die beiderseitigen Löthstellen die nämliche Temperaturerhöhung
erfahren.
E–e.
Herstellung von Pauspapier.
Benrath und Franck in Gelbe Mühle bei Düren (D. R. P. Nr. 5881 vom 26. November 1878) lassen zur Herstellung des
sogen. Victoria-Pauspapieres bestes, trockenes Pauspapier durch eine wasserhelle,
schwache Leimlösung, dann durch zwei kupferne Preſswalzen gehen, welche die
überschüssige Leimlösung entfernen.
Nach dem langsamen Trocknen an freier Luft soll dieses Papier durchsichtiger und
härter als jedes andere sein, nicht vergilben, sich nicht zusammenziehen und leicht
Abänderungen der darauf ausgeführten Zeichnungen zulassen.
Dichtungsmörtel für Mauerwerk.
W. Meiſsner in Stargard (D. R. P. Nr. 6023 vom 9.
October 1878) schlägt zur Herstellung eines kalt verarbeitungsfähigen,
wetterbeständigen Dichtungsmörtels für Mauerwerk vor, 100 Th. Steinkohlentheer mit
60 Th. Thon, 8 Th. Asphalt, 8 Th. sogenanntem amerikanischem Harz, 4 Th. Glätte und
360 Th. Sand zu mischen.
Kiesanalysen.
Kiese aus Gruben der Provinz Bergamo in Italien hatten nach den Analysen von E. Priwoznik, F. Lipp, L. Schneider und M. Lill (Berg- und
hüttenmännisches Jahrbuch, 1879 S. 187) folgende Zusammensetzung:
Redolta
Passevra
Giuseppe
Vallantica
Eisen
36,29
41,72
48,35
36,79
Kupfer
Spur
Spur
0,07
1,69
Zink
Spur
–
0,18
–
Blei
–
–
–
Spur
Silber
–
–
–
0,014
Schwefel
39,32
44,36
30,97
41,56
Arsen
0,53
0,14
–
0,18
Thonerde
2,37
1,28
1,86
1,25
Kalkerde
5,89
0,88
1,70
0,37
Magnesia
0,66
0,39
0,14
0,10
Quarz und Kieselsäure
7,16
9,68
10,45
16,40
Kohlensäure, Sauerstoff und Wasser
7,78
1,55
6,28
1,646
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
Masse zum Ersatz von Holz.
Zum Ersatz des Holzes zu Füllungen, Bekleidungen u. dgl. werden nach W. Isaac in Maidstone (D. R. P. Nr. 6031 vom 15.
November 1878) 70 Th. Lumpen, 10 Th. Jute, 15 Th. Papierabfälle und 5 Th.
Holzpapiermasse mittels Maschinen sorgfältig gemischt, dann mit 40 bis 50 Th.
gekochtem Leinöl gemengt und die erhaltene Masse in die entsprechenden Formen
gebracht.
Zum Poliren von Holz.
Statt des bisher üblichen Abschleifens der Möbel mit Oel sollen sie nach F. Roſsbach in Friedberg (D. R. P. Nr. 5621 vom 30.
Juni 1878) trocken abgeschliffen werden, dann zur Ausfüllung der Poren mit einem Gemisch von 2855/7 Th. Copal,
571/7 Th.
Terpentinöl, 6284/7 Th. Kieselguhr und 284/7 Th. Umbra überzogen werden. Dieser Porenfüller ist
speciell für Nuſsbaum und Eichen bestimmt; für Palysander wird ein Theil der Umbra
durch Carmin, für Eichen durch Ocker u. dgl. ersetzt. Als Grundirlack wird eine
Lösung von 10 Th. Spiritus, 3 Th. Schellack, 2 Th. Copal und ¼ Rosmarinöl
verwendet.
Eisenanstrich.
Chr. Spangenberger in Duisburg (D. R. P. Nr. 5835 vom 6.
November 1878) mischt reines Eisenpulver mit Leinölfirniſs. Beim Anstrich von Eisen
braucht dasselbe nicht vorher von Rost gereinigt zu werden.
Herstellung von Graphittiegeln.
Um zu verhüten, daſs Graphittiegel Feuchtigkeit ansaugen, welche vor der Verwendung
derselben durch vorsichtiges Ausglühen entfernt werden muſs, sollen sie nach S. A. Peto in London (D. R. P. Nr. 5712 vom 15. October
1878) mit einem Gemisch überzogen werden aus etwa 12 Th. ungebranntem und 4 Th.
gebranntem Thon, 2 Th. Cornwallisstein, 1,5 Th. rothem Thon und 0,5 Th. Braunstein
mit der entsprechenden Menge Wasser. Die Verhältnisse sind so zu wählen, daſs die
Ausdehnung der nach dem Brennen und Salzen bei entsprechender Temperatur erhaltenen
Glasur dieselbe ist als die des Tiegels.
Neuerungen in der Sprengtechnik.
Nach Heemkerck in Stettin (* D. R. P. Nr. 5144 vom 19.
September 1878) werden Steine dadurch gesprengt, daſs man das Bohrloch mit Wasser
füllt und die mit Schieſsbaumwolle gefüllte Patrone oben aufsetzt.
Die Dynamit-Actiengesellschaft, vormals A. Nobel und Comp. in Hamburg (D. R. P. Nr. 5528 vom 2.
Juli 1878) versetzt die Nitroglycerinpräparate zur Verminderung der Explosionsgefahr
mit Kampher (vgl. 1878 229 396).
Zur Herstellung wasserdichter Sicherheitszünder wird nach F.
H. Münch in Weinböhla bei Meiſsen (D. R. P. Nr. 5672 vom 11. September
1878) das erforderliche Garn mit einer Lösung von Bleizucker, Alaun und Leim im
Wasser getränkt und nach dem Weben mit Theer überzogen.
Herstellung von Soda, Potasche und Thonerde.
K. Lieber in Charlottenburg (D. R. P. Nr. 5610 vom 26.
November 1878) macht den Vorschlag, Chlornatrium oder Chlorkalium in äquivalenten
Verhältnissen mit Kieserit zu mischen, dann so viel Bauxit, Wocheïnit,
Thoneisenstein (der jedoch höchstens ⅙ seines Thonerdegehaltes Kieselsäure enthalten
darf) zuzusetzen, daſs das Aequivalentverhältniſs der Thonerde zum Alkali sich wie 2
: 3 verhält. Die Masse wird mit Wasser zu einem Teige angemacht, mittels
Ziegelpresse zu Steinen geformt und getrocknet. Diese werden dann in einem
Schachtofen zur Rothglut erhitzt unter gleichzeitigem Einleiten von Wasserdampf.
Aus dem gebildeten Chlormagnesium entwickelt sich zunächst Salzsäure, dann durch
Einwirkung der Thonerde auf das Alkalisulfat Schwefligsäure, welche in bekannter
Weise condensirt werden können. Das erhaltene Alkalialuminat wird mit Wasser
ausgezogen, die Lösung in bekannter Weise mit Kohlensäure zersetzt.
Um statt Salzsäure Chlor zu gewinnen, wird die Masse vor dem Glühen in geschlossenen
Cylindern auf etwa 500° erhitzt unter gleichzeitigem Einleiten von Luft. Dann wird
sie zur Zersetzung des Alkalisulfates im Ofen geglüht, wie vorhin angegeben wurde
(vgl. *1879 231 519).
Prüfung fetter Oele auf Mineralöle.
Bekanntlich werden fette Oele meist dadurch auf einen Zusatz von Mineralölen geprüft,
daſs man sie verseift und die Seife mit Benzin auszieht.
E. Geiſsler (Correspondenzblatt
des Vereines analytischer Chemiker, 1879 S. 55) verseift statt dessen in
einem Kochfläschchen, gieſst dann so viel Wasser hinzu, daſs die Flüssigkeit bis in
den Hals der Flasche reicht, und läſst einige Zeit warm stehen. Das unverseifbare
Oel sammelt sich an der Oberfläche und kann leicht abgehoben werden.
Exsiccator für Schwefelkohlenstoff.
Um gröſsere Mengen Schwefelkohlenstoff, Aether, Chloroform und Benzol ohne Anwendung
von Wärme verdunsten zu können, bringt C. Liebermann
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1879 S. 1294) die betreffenden Lösungen in einen gewöhnlichen Exsiccator, welcher
statt Schwefelsäure Stücke von Rohparaffin enthält. Die Verdunstung geht sehr rasch
vor sich, wobei das Paraffin in 4 bis 5 Stunden das gleiche Gewicht
Schwefelkohlenstoff, in 8 bis 9 Stunden dasselbe an Aether und in 9 bis 11 Stunden
an Chloroform aufnimmt.
Offenbar kann hiernach auch Leuchtgas durch Paraffin von Schwefelkohlenstoff
gereinigt werden.
Verfahren zur Conservirung von Eiern.
R. Gerstl in London will nach dem Deutschen Reichspatent
Nr. 5861 vom 18. April 1878 Eier dadurch conserviren, daſs er sie nur 2 Minuten in
Kalkwasser bringt, dann einem Strom von Kohlensäure aussetzt, um sie nachherin
trockner Luft aufzubewahren.
Behandlung von Traubenmost.
M. Schlesinger in Grünberg (D. R. P. Nr. 5902 vom 9.
November 1878) will frischen Traubenmost mit 1 Procent frisch gefällter Thonerde zum
Kochen erhitzen, dann 12 bis 14 Stunden stehen lassen und filtriren hierauf wird er
unter 4 bis 5at mit Kohlensäure gesättigt und auf
Flaschen gefüllt.
Untersuchungen über die Gruppe des Indigoblaus.
In Fortsetzung seiner Versuche über das Indigoblau (1879 232 288) zeigt A. Bayer in den Berichten der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1309, daſs die Eigenschaften des
Farbstoffes durch Substitution im Benzolkern fast gar nicht geändert werden. So gibt
z.B. Bromindigo C16H8Br2N2O2 unter denselben Umständen eine Küpe wie Indigo,
Nitroindigo C16H8(NO2)2N2O2 löst
sich in concentrirter Schwefelsäure mit veilchenblauer Farbe, Amidoindigo C16H8(NH2)2N2O2 bildet tief dunkelblaue Flocken.
Zur Kenntniſs des Ultramarins.
A. Rinne (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1323) findet, daſs beim Brennen des
ultramarins aus einer und derselben Mischung oft die verschiedensten Farben von Grün
bis zum tiefsten Blau entstehen. Der Gehalt derselben an schwefelsaurem Natrium
nimmt vom Grün bis Blau regelmäſsig zu, z.B. von 2,41 bis 6,87 Procent der des
Schwefelnatriums mit zunehmender Bläuung ab.
Nach Rinne ist Ultramarin ein Natriumaluminiumsilicat,
welches je nach Farben ton ein wechselndes Gemenge von Schwefelnatrium und
Sauerstoffsalzen des Schwefels gelöst enthält. Die Wirkung der freien Kieselsäure
bei der Bereitung des säurebeständigen Ultramarins ist folgendermaſsen aufzufassen.
Die freie Kieselsäure bildet mit der sich im Mischungsgemenge befindenden Soda
Wasserglas, welches ebenfalls in das bei Glühhitze entstehende
Natriumaluminiumsilicat eindringt. Hierdurch wird den entstehenden Farben ein mehr
glasartiger Charakter verliehen, durch welchen Umstand der Angriff freier Säuren
mehr oder weniger erschwert wird. Diese Art Ultramarine haben einen hohen
Schwefelgehalt und in Folge dessen einen „satten“ Farbenton. Eine besondere
Classificirung dieser Farben ist nicht nöthig.
Ein neuer Farbstoff aus Orthoamidophenol.
Durch allmäliges Mischen von 15 Th. rothem Blutlaugensalz in 300 Th. Wasser mit einer
Auflösung von 10 Th. salzsaurem Orthoamidophenol in 300 Th. Wasser und Erwärmen
erhält man nach den Versuchen von G. Fischer (Journal für
praktische Chemie, 1879 Bd. 19 S. 317) unter Aufschäumen und Entwicklung
von Blausäure einen schiefergrauen Niederschlag. Derselbe liefert bei der
Sublimation rothe Nadeln; die Ausbeute beträgt etwa 5 Procent des angewendeten
Amidophenoles.
Die neue Verbindung, deren Zusammensetzung der Formel C24H10N3O2 entspricht, sublimirt bei 241°, ist
schwer löslich in heiſsem, unlöslich in kaltem Wasser, auch schwer löslich in
Alkohol, Aether, Benzol und Chloroform. Die Lösungen erscheinen im durchfallenden
Lichte rosa mit grüner Fluorescens. Der Farbstoff löst sich in allen Säuren mit
blauer oder tiefvioletter Farbe; beim Verdünnen der Lösungen zerfallen die Salze
jedoch unter Abscheidung der ursprünglichen Substanz.
Schwefelmetalle als Beizen für Anilinfarben auf Baumwolle; von
Balanche.
Um Calico mit Anilinfarbstoffen zu färben, wird er zuvor mit einer wässerigen,
10proc. Zinkvitriollösung geklotzt, getrocknet, dann breit und langsam durch eine
Schwefelnatriumlösung von 1,1152 sp. G. gezogen. Oder man ersetzt das Schwefelzink
durch Schwefelzinn, indem man das Gewebe mit einer Mischung von gleichen Theilen
Schwefelammonium und zinnsaurem Natron (letzteres in Wasser gelöst zu 1,1598 sp. G.)
klotzt und, ohne zu trocknen, durch Schwefelsäure von 1,0139 sp. G. nimmt. Es läſst
sich auch Schwefelzinn in der Weise auf dem Stoff niederschlagen, daſs man denselben
mit einer wässerigen Zinnsalzlösung tränkt und dann mit einer Schwefelnatriumlösung
behandelt.
Solche in der einen oder anderen Weise vorbereitete Baumwolle färbt sich in einer
wässerigen Lösung von Fuchsin, „Violett de Paris“ oder Bismarck-braun satt an
und zwar so, daſs die erhaltenen Farben ein kräftiges Waschen in heiſsem Wasser
aushalten, während nicht vorbereitete Baumwolle diese Farben beim Waschen wieder
ganz abgibt. Für Anilinblau ist die Vorbereitung mit Schwefelmetallen weniger
wirksam, noch weniger für das Färben mit Safranin, und gar nicht zu verwenden ist
sie für Methyl grün. Auffallender Weise entfärbt sich die grüne Flotte, ohne daſs
die Baumwolle sich gleichzeitig anfärbt.
Wird ein mit Schwefelzink in obiger Weise getränktes Baumwollgewebe mit einer
verdickten Lösung von Fuchsin, Violett de Paris oder Anilinblau bedruckt und
gedämpft, so befestigen sich diese Farben auf der Baumwolle so gut, daſs sie nicht
blos in Wasser gewaschen, sondern auch in einem Seifebad behandelt werden
können.
Balanche spricht im Bulletin de
Rouen, 1878 S. 577 selbst die Ansicht aus, daſs sein Verfahren keine groſse
Bedeutung für die Praxis erlangen werde; nichts desto weniger ist dasselbe sehr
interessant, besonders insofern es unwillkürlich an Lauth's Verfahren erinnert, nach welchem die Wolle für das Färben mit
Methylgrün zuvor mit Schwefel mordancirt wird, sowie an die späteren Versuche Vaucher's, welcher dieses Verfahren noch für eine
Anzahl anderer Anilinfarbstoffe geprüft und erprobt hat (vgl. 1875 218 354. 1878 230 516). Der
Versuch Balanche's, die Baumwolle mit Schwefel, anstatt
mit Schwefelmetall, zu mordanciren, lieferte ein negatives Färberesultat; ein
günstigeres erhielt er auf Baumwolle, welche mit Cyanzink behandelt war; doch erwies
sich die Wirkung des Cyanmetalles ungleich schwächer als die des
Schwefelmetalles.
Anilinschwarz auf Wolle und Seide.
Delory gibt in der Revue
industrielle, 1879 S. 62 für das Anilinschwarzfärben der Gespinnstfasern,
insbesondere der Wolle, eine Vorschrift, nach welcher die reducirende Wirkung der letzteren durch
Anwendung der Chromsäure überwunden wird.
Für 250g gut gereinigte Wolle wird ein heiſses Bad
von 100g zweifach chromsaurem Kali, 100g Schwefelsäure von 1,834 sp. Gr. und 10l Wasser angesetzt. Das Bad wird nach dem Eingehen
mit der Wolle einige Minuten lang auf 100° gehalten; dann läſst man, ohne weiter zu
erwärmen, die Wolle 24 Stunden in dem schlieſslich kalt gewordenen Bade liegen. Man
wäscht hierauf, läſst abtropfen und geht in die Farbflotte.
Diese besteht aus einer Auflösung von 30g
salzsaurem Anilin in 9l Wasser einerseits und aus
einer heiſsen Auflösung von 55g zweifach
chromsaurem Kali in 1l Wasser andererseits, welch
letztere mit 48g Schwefelsäure von 1,834 sp. Gr.
versetzt wird. Beide Lösungen werden vermischt, so daſs die Flotte höchstens 30°
warm ist. Oder aber man benutzt einfach das Bad, in welchem die Wolle angesotten
worden ist, indem man ihm 30g salzsaures Anilin,
in möglichst wenig Wasser gelöst, zugibt. Nach dem Eingehen mit der Wolle wird
zunächst 1 Stunde lang gar nicht, dann aber auf 95 bis 100° erhitzt; man fügt
zugleich 10 bis 12g in Wasser gelösten
Kupfervitriol hinzu und bleibt in der heiſsen Flotte noch 20 bis 30 Minuten.
Die gefärbte Wolle wird gewaschen, gut ausgewunden und durch ein aus Seife und Soda
bestehendes alkalisches Bad genommen, welches auf 11 Flüssigkeit 0,2 bis 0g,5 Flüssigkeit Anilinviolett gelöst enthält.
Auch die Seide muſs vor dem eigentlichen Färben angesotten werden, wenn das Schwarz
nicht schwach und rothstichig ausfallen soll. Auf 300g Seide werden 55g zweifach chromsaures
Kali, 65g Schwefelsäure von 1,834 sp. Gr. und
10l Wasser genommen. Die Seide bleibt in dem
60 bis 70° warmen Bad 5 bis 6 Stunden lang. Hierauf wird dasselbe Bad mit Anilinsalz
versetzt und zum Anfärben der angesottenen Seide benutzt, während für das Ausfärben
derselben eine zweite gleiche Flotte, wie für die Wollfärberei angegeben,
erforderlich ist.
Baumwolle braucht vor dem Färben nicht mit Chromsäure an gesotten zu werden; sie
verlangt aber aus Rücksicht für die Festigkeit des Fadens eine bedeutend schwächere
Farbflotte als Wolle und Seide.
Kl.
Herstellung von Glutine.
G. H. E. Bering in Bromberg will nach dem D. R. P. Nr.
6202 vom 26. October 1878 zur Herstellung eines Glanz erzeugenden Mittels für
Tapeten und Verdickungsmittels für Färberei- und Druckereizwecke 100 Th. mit 10 Th.
Wasser zum dicken Brei verriebenen Käse nach und nach in eine auf 70° erwärmte
Lösung von 8 Th. wolframsaurem Natrium in 16 Th. Wasser eintragen, so daſs eine
völlig gleichmäſsige Masse entsteht. Zur Verhütung der Fäulniſs wird dieselbe dann
mit 0,2 Th. Salicylsäure und 0,1 Th. Nelkenöl versetzt.
Herstellung von schwefelsaurer Kalimagnesia.
C. F. Ferber in Leipzig (D. R. P. Nr. 5068 vom 7. Juli
1878) will eine Kieseritlösung von 1,198 sp. Gr. so lange bei gewöhnlicher
Temperatur mit künstlichem Carnallit versetzen, bis die überstehende klare Lauge ein
specifisches Gewicht von 1,27 zeigt. Der Niederschlag von K2SO4.MgSO4.6H2O wird
gesammelt und abgeschleudert.
––––––––––
Berichtigungen. In Blügel's
Abhandlung über Potaschefabrikation ist zu lesen S. 147
Z. 4 v. u. „Calciniröfen“ statt „Calcinirröhren“; S. 226 Z. 6 u. u. soll
es heiſsen „Fig. 11 bis 17“ statt „Fig. 10
bis 16“ u.s.w.