Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 235, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 240
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Karl Möller's Schwimmwehr. Zum Anstauen eines Stromes will K. Möller in Kupferhammer bei Brackwede, Westfalen (* D. R. P. Nr. 6140 vom 23. Juli 1878) statt fester Wehre ein Schiff in Anwendung bringen, welches quer in die Stromrichtung gestellt wird und mit beiden Enden an senkrechten Winkelschienen anliegt, welche an Uferpfeilern befestigt sind. Die Sicherung der Schiffslage erfolgt durch eine Anzahl von Ankerketten, welche übrigens dem Schiff gestatten müssen, sich mit dem veränderlichen Wasserspiegel zu heben und zu senken. Während nämlich bei dem tiefsten zulässigen Wasserstand das Schiff den Strom gänzlich sperrt, indem es sich auf dessen Sohle (die an der Absperrstelle der Kielform des Schiffes entsprechend hergerichtet sein muſs) setzt, hebt sich bei steigendem Wasser das Schiff so lange, bis die unter demselben entstehende Durchfluſsöffnung sich so zur Stauhöhe verhält, daſs Zufluſs und Abfluſs im Gleichgewicht stehen. Diese selbstthätige Regulirung bildet einen wesentlichen Vorzug des Schwimmwehrs; doch ist der Umstand nicht geringer anzuschlagen, daſs sich bei Eisgang und Hochwasser das Schiff gänzlich bei Seite schaffen läſst, zu welchem Zweck ein kleiner Winterhafen anzulegen ist. Die Stauhöhe hängt natürlich vom Schiffsgewicht ab. Da nun der Ballast von Wasser gebildet wird, läſst sich das Gewicht durch Auspumpen des Wassers aus dem Schiffskörper leicht verringern. Erreicht der Wasserstand vor dem Schiff eine gewisse Tiefe, so erfolgt dieses Auspumpen selbstthätig mittels einer Centrifugalpumpe, welche durch eine Turbine bethätigt wird; letztere ist in einem das Schiff durchsetzenden Rohr eingebaut, dessen gegen das Stauwasser gerichtete Einströmungsöffnung in der Regel durch einen Schieber geschlossen ist. Steigt das Schiff bis zu einer bestimmten Höhe, so wird dieser Schieber selbstthätig aufgezogen, die Pumpe kommt in Betrieb und dieser wird erst dann unterbrochen, wenn die Einströmungsöffnung des Turbinenrohres wieder gänzlich über Wasser liegt. Wenn umgekehrt bei abnehmendem Wasserstand das Schiff wieder sinkt, so öffnet ein Schwimmer ein Bodenventil, durch welches die als Ballast dienende Wassermenge wieder in den Schiffsrumpf eintreten kann. Von den Vortheilen des Schwimmwehres gegenüber festen Wehranlagen sei noch die billigere und leichter und rascher ausführbare Anbringung desselben in groſsen Strömen bemerkt; auch würde es als Schiffsbrücke benutzbar sein. F. J. Meyer und W. Wernigh's Seilscheibe. Um die Reibung eines Seiles auf seiner Rolle, also auch die übertragbare Umfangskraft zu erhöhen, ohne das Seil in einer Keilkimme einzuklemmen, schlagen F. J. Meyer und W. Wernigh in Berlin (* D. R. P. Nr. 5361 vom 22. October 1878) vor, die Kimme nicht glatt auszudrehen, sondern wellenförmig zu gestalten. Die einzelnen die Wellenform zusammensetzenden Bögen stellen dann die vom Seil umspannten Umfangstheile von eben so vielen Rollen vor, als die Kimme seitliche Ausbiegungen erhält. Die Pfeilhöhe dieser Ausbiegungen oder Wellen braucht in der Regel nur eine geringe zu sein, um die Kraftübertragung genügend zu erhöhen. Um die voraussichtliche Abnutzung der Ausbauchungen der beiderseitigen Kimmenwände ausgleichen zu können, wird in Vorschlag gebracht, die Rolle aus zwei Theilen herzustellen, welche sich mittels Schrauben leicht nach Bedürfniſs zusammenziehen lassen. Reinigungsvorrichtung für Wasserstandszeiger. Um die Verbindungsstutzen der Wasserstandszeiger mit den Kesseln während des Betriebes ohne Gefahr reinigen zu können, bringt G. Meyer in Breslau (* D. R. P. Nr. 5219 vom 22. August 1878) gegenüber den Stutzen je einen durch eine Stopfbüchse tretenden Durchstoſsbolzen an. Ist die Stutzenbohrung verstopft, so braucht man den Bolzen nur durch dieselbe durchzustoſsen. An dem Bolzenende kann auch eine kleine Stahlbürste befestigt werden. Neuerungen an Spulmaschinen. S. Bash in Glasgow und H. Levy in London (* D. R. P. Nr. 6035 vom 31. December 1878) haben an Spulmaschinen Neuerungen angebracht, durch welche Spulen von verschiedener Gröſse und Form mit verschiedenen Garnsorten bewickelt werden können und wobei die Maschinen nahezu selbstthätig arbeiten, indem die gefüllten Spulen in einen Kasten abgeworfen werden, so daſs der Arbeiter nur leere Spulen zwischen gewisse Zuführvorrichtungen zu legen hat; auch kann die Maschine bei jedem Abreiſsen oder Fehlwickeln des Garnes stehen bleiben. Die einzelnen Verbesserungen beziehen sich auf die Art und Weise, die Mechanismen zu betreiben, durch welche die Spulen bewickelt, die Fäden auf denselben vertheilt und die Spulen vollendet und ausgewechselt werden. Die Lagerung der Fadenführerspindeln und die der Spulenspindeln sind sehr solid hergestellt und hat die letztere eine Centrirvorrichtung erhalten. Ebenso vorzüglich sind die Anordnungen zur Bewegung der Messer, welche die Einschnitte in die Spulen machen, um darin die Fadenenden zu befestigen, und welche die überflüssig langen Fadenenden abschneiden. E. L. Verfahren, Stoffe mit verdichteter, warmer Luft zu trocknen. A. Delharpe in Tarrare (* D. R. P. Nr. 7525 vom 25. März 1879) nennt seine Methode „Schnell-Trockenverfahren“ und dürfte mit dieser Bezeichnung recht haben. Es wird namentlich für Gewebe empfohlen und besteht in dem Blasen stark erhitzter Luft, welche aus zahlreichen Oeffnungen des Luftleitungsrohres gegen die Flächen des Gewebes strömt, so daſs die Luft das Gewebe durchdringt und Gelegenheit zu vielseitiger Berührung mit dem im Gewebe befindlichen Wasser findet. Darf man annehmen, daſs die Menge des verdunsteten Wassers unter sonst gleichen Umständen in geradem Verhältniſs zu der Berührungsfläche zwischen Wasser und Luft steht, so folgt hieraus ohne weiteres die Vortheilhaftigkeit des Verfahrens, nicht allein die Auſsenflächen, sondern auch die zahlreichen und durch ihre Zahl erheblichen Flächen im Innern der Gewebe mit der Luft in Berührung zu bringen. Thatsächlich geschieht dies schon jetzt in vielen unserer Trockenmaschinen; Delharpe erweitert lediglich die Wirkungsweise, indem derselbe die Luft mit groſser Entschiedenheit gegen die Flächen treibt. Höchst mangelhaft finden wir das Verfahren in seiner vorliegenden Form in so weit, als der Wasserdunst in den Arbeitsraum tritt, folglich – will man in demselben nicht eine sehr hohe Temperatur herrschen lassen – das Wasser sich an den Wänden und Fenstern niederschlägt. Eine sorgfältige Abführung der zum Trocknen verwendeten Luft dürfte deshalb als nothwendige Ergänzung des Verfahrens bezeichnet werden müssen. H. F. Heftzwecken mit eingeschraubtem Stift und überzogener Platte. Textabbildung Bd. 235, S. 242Ch. Eichmann und A. Kirsten in Lychen bezieh. Sonnenburg bei Cüstrin (* D. R. P. Nr. 6675 vom 30. November 1877) überziehen bei Heftzwecken (Reiſsbrettstiften) die Scheibe mit einer dünnen messingenen Deckplatte, um das Durchdrücken der eingeschraubten Stifte zu verhindern; das Deckplättchen wird um den Scheibenrand mit Hilfe besonderer Stempel in einer gewöhnlichen Balancierpresse umgebörtelt. Trotz des umgelegten Schutzbleches sind die Scheiben der Heftzwecke dünn genug, um beim Zeichnen nicht zu hindern. Die Ausführung hat u.a. die Reiſsbrettstifte-Fabrik von G. Heidenreich in Sonnenburg (Regierungsbezirk Frankfurt a. O.) übernommen. Zählwage von D. Vincent und D. Johnen in Paris. Jede gewöhnliche römische Wage kann dazu benutzt werden, irgend eine Menge gleichartiger Stücke zu zählen, wenn man eines derselben als Gewichtseinheit anwendet, wobei natürlich vorausgesetzt werden muſs, daſs die Theilung des Wagebalkens genaue Ablesungen (mit Rücksicht auf das Gewicht eines Stückes) zuläſst. Die vorliegende ebenfalls als Schnellwage ausgeführte Zählwage (* D. R. P. Nr. 6343 vom 14. Januar 1879) ist deshalb mit einem besonders ausbalancirten Läufer versehen. Die Ausgleichung des Läufergewichtes wird durch ein Gegenwicht erzielt, welches auf einer Verlängerung des Wagebalkens über den Aufhängungspunkt der Wagschale hinaus gleichzeitig mit dem Läufer (und zwar proportional und in entgegengesetztem Sinne) verschoben wird. Diese Einrichtung bringt den Vortheil mit sich, daſs die Wagbalkentheilung eine gleichmäſsige wird und die Ablesung deshalb an jeder Stelle mit gleicher Genauigkeit erfolgen kann, während sich auch andererseits die Wage im unbelasteten Zustand stets im Gleichgewicht befinden muſs, ihre Richtigkeit also jederzeit controlirt werden kann. Ueber hölzernen Brückenbelag; von Sarrazin. Die feste Rheinbrücke bei Köln hat bekanntlich auſser einem doppelten Schienengleis eine 5m breite Fahrbahn für Straſsenfuhrwerk, zwischen zwei je 1m,4 breiten erhöhten Fuſswegen. Die Fahrbahn hat einen doppelten Querbelag; der Unterbelag ist 8cm, der Oberbelag 6cm,5 stark. Beide Lagen wurden früher gebrauchsmäſsig aus Eichenholz hergestellt. Bei dem erheblichen Verkehr auf der Brücke (von etwa 900 meist schweren Fuhrwerken im Tag) erreichten die Bohlen des obern Belags nur die Dauer von höchstens 2½ Jahren; nach dieser Zeit muſsten sie ausgewechselt werden. Eichenholz ist für Inanspruchnahme vorliegender Art offenbar nicht günstig, wenigstens nicht bei den quer gestreckten Oberbelagsbohlen. Dieselben splittern und fasern in erheblichem Maſse, so daſs die Abnutzung nicht eine allmähliche Abreibung, sondern mehr eine Zerdrückung und Absplitterung ist. Verschiedene Versuche mit andern Holzarten hatten keinen günstigen Erfolg. Am vortheilhaftesten erschien, vom finanziellen Standpunkt aus, das Buchenholz; dasselbe dient bekanntlich sehr viel zu Karrenfahrten und nutzt sich dabei sehr allmählich, ohne zu splittern und zu spalten, ab; dabei ist der Preis desselben ein sehr mäſsiger. Namentlich in den Westprovinzen Preuſsens finden sich bedeutende Buchenbestände, welche noch in groſsem Umfange nur zu Brennholz verwerthet werden können, da die Verwendung des Buchenholzes für Bauzwecke eine beschränkte ist. Speciell auch zu Eisenbahnschwellen hat sich das Buchenholz bisher keinen Eingang verschaffen können, u.a. weil die Nägel in demselben nicht fest genug Halt und Widerstand finden – ein Umstand, welcher durch Verwendung geeigneter Unterlagsplatten oder Stühle vielleicht zu heben wäre. Für die Verwendung als Brückenbohlen erregte die Glätte des Buchenholzes Bedenken, wenigstens im neuen Zustande, so lange noch keine genügende Abnutzung stattgefunden hat. Es wurde indessen i. J. 1875 ein Versuch mit Buchenbohlen angestellt, indem zunächst kleinere Partien der Brückenbahn mit denselben belegt wurden. Diese Versuche bewährten sich; die Abnutzung war eine sehr günstige und zeichnete sich vortheilhaft vor der Abnutzung der gleichzeitig gelegten Eichenbohlen aus; ein Absplittern geschah fast gar nicht, sondern nur ein sehr gleichmäſsiges und allmähliches Abreiben. Die Glätte wurde dadurch gemildert, daſs die Aufbringung des Belags im Frühjahr geschah, so daſs im Winter, wenn die Glätte namentlich störend ist, schon einige Abnutzung stattgefunden hatte; im Nothfalle wurde bei Rauhfrost u. dgl. mit Aschestreuen leicht jede Gefahr beseitigt. Nachdem 3jährige Versuche das Resultat gesichert hatten, wurde i. J. 1878 dazu übergegangen, den ganzen Jahresbedarf an Oberbelagsbohlen (etwa 4/3 des ganzen Belages) in Buchenbohlen zu beschaffen, ebenso i. J. 1879, so daſs nunmehr ⅔ der Fahrbahn mit Buchenbohlen belegt sind. Das Resultat ist in finanzieller Beziehung ein auſserordentlich günstiges gewesen, während die praktischen Bedenken, wie gesagt, in genügendem Grade beseitigt sind. Der Preis der Buchenbohlen betrug i. J. 1879 41 M. für 1cbm bei einem Preise von 84 M. für Eichenbohlen; dabei ist die Dauer der Buchenbohlen, wie sich jetzt schon mit Sicherheit übersehen läſst, gröſser als die Dauer der Eichenbohlen, nämlich mindestens 3 gegen 2½ Jahre. Während sich sonach 1qm Belagsfläche im Jahr bei Eichenholz auf 2,18 M. stellten, berechnet sich dieselbe bei Buchenholz auf 0,89 M., also nur auf 41 Procent der Kosten der Eichenbohlen. – Nach den bisherigen Ergebnissen muſs auch einstweilen angenommen werden, daſs man am besten thut, recht trockne Bohlen mit möglichst engen Fugen zu verlegen. (Nach der Deutschen Bauzeitung, 1879 S. 493.) Herstellung künstlicher Steinmassen. H. Struck in St. Petersburg (D. R. P. Nr. 7581 vom 26. Januar 1878) verwendet die Anstrichfarbe von E. Meyer (1879 231 380) in folgender Weise zur Herstellung künstlicher Steine. Für künstlichen Marmor empfiehlt er folgende Gemische: A B Zerkleinerte Mineralien 280 280 Th. Kalkstein oder Kreide 140 140 Gebrannter Galmei 5     6 Geglühter Feldspath 3     3 Fluſsspath 2     1,5 Phosphorsaurer Kalk 2    – Kieselsaures Kali 40    – Kieselsaures Natron   40 Die gemahlenen Stoffe werden gut gemengt, dann wird das Wasserglas zugesetzt, rasch damit gemischt und die Masse in Formen gepreſst. Die fertigen Stücke werden bei langsam bis 50° ansteigender Temperatur getrocknet. Für Bausteine, Sandsteinquader, Röhren u.s.w. werden 4000 Th. Sand, 528 Th. Kalkstein, 60 Th. gebrannter Thon und 130 bis 250 Th. Natronwasserglas entsprechend gemischt. Für Mühlsteine wird folgendes Gemisch vorgeschlagen: Grob zerschlagener Quarz oder Feuerstein 4000 Th. Kreide oder Kalkstein   500 Phosphorsaurer Kalk     45 Feldspath     60 Fluſsspath     10 Kaliwasserglas   250 Für Schleif- und Wetzsteine eignet sich folgendes Gemisch: Quarzsand oder Schmirgel   235 Th. Kalkstein     75 Galmei     30 Phosphorsaurer Kalk     30 Feldspath       4 Fluſsspath       1 Natronwasserglas     75 Diese Gemische werden ebenso behandelt als das erste. C. J. Steuer in Blasewitz bei Dresden (D. R. P. Nr. 8011 vom 9. April 1879) schlägt vor, gemahlenen Quarzsand mit 2 bis 10 Proc. Bleioxyd zu mengen, welchem je nach der gewünschten Farbe noch ein Metalloxyd zugefügt wird, dann mit Wasserglas anzufeuchten, in Formen zu pressen, zu trocknen und dann zu glühen. L. Ph. Hemmer in Aachen (* D. R. P. Nr. 8088 vom 9. Mai 1879) will verschiedene Maschinentheile, namentlich Cylinder, Walzen u. dgl., aus einer künstlichen Steinmasse herstellen, welche vorwiegend aus Portlandcement besteht, welcher nach dem Trocknen mit Wasserglas überzogen wird. Während z.B. der Untercylinder einer Walkmaschine auf diese Weise hergestellt wird, soll der Obercylinder aus einem Gemisch von 20 Th. Cement, 10 Th. Schwefel, 8 Th. Schellack und 2 Th. Guttapercha geformt werden, um die Fortbewegung der zwischen beiden Cylindern befindlichen Stoffe zu sichern. Thermochemische Untersuchungen. J. Thomsen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 2031 und 2062) hat die Wärmemengen bestimmt, welche bei der Vereinigung von 1 Mol. CO2 mit verschiedenen Oxyden frei, bei der Zersetzung der Carbonate aber wieder gebunden wird: Reaction Wärmetönung BaO, CO2 55580c SrO, CO2 53230 CaO, CO2 42490 PbO, CO2 22580 Ag2O, CO2 20060 Die Zersetzung des kohlensauren Kalkes in Kohlensäureanhydrid (CO2) und Kalk erfordert demnach für jedes Molecül einen Wärmeaufwand von 42 490c, oder, da CaCO3 = 100, so absorbirt je 1k Kalkstein im Kalkofen 425c. Seinen Versuchen über die Wärmetönung bei der Bildung und Zersetzung der Stickstoffverbindungen wollen wir nur folgende Tabelle über die Wärmebindung oder Wärmeentwicklung bei der Bildung der Stickstoffsauerstoffverbindungen entnehmen: Reaction Wärmetönung N2, ON2, O2N2, O4 – 18320c– 72790– 33650 Gasförmige Producte. N2, O3, AqN2, O4, AqN2, O5, Aq – 36460– 18140+   180 Wässerige Lösungen. Schuckert's dynamo-elektrische Maschine für Wechselströme. Die dynamo-elektrische Maschine von Sieg. Schuckert in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 7701 vom 15. October 1878) zeichnet sich durch eine eigentümliche Anordnung der Drähte (oder Bleche) aus, in denen der Strom durch Elektromagnete inducirt wird. Dieselben sind nämlich in mehrfachen Schlangenwindungen auf einer Cylinderfläche angeordnet; liegen dieselben fest, so drehen sich die Elektromagnete innerhalb der Fläche; stehen die Elektromagnete fest, so sind sie auſserhalb um die Cylinderfläche angeordnet. Um das dynamo-elektrische Princip anwenden zu können, gibt Schuckert seiner Maschine einen Commutator in einer solchen Lage, daſs die auf Wechselströme berechneten Lampen in demjenigen Theile des Stromkreises liegen, in welchen die Richtung der von der Maschine gelieferten Wechselströme unverändert bleibt, während die erregenden Elektromagnete in jenen Theil des Stromkreises gelegt sind, worin durch den Commutator zugleich mit jedem Zeichenwechsel des Inductionsstromes auch noch dessen Richtung gewechselt wird, so daſs also in den Elektromagneten kein Polwechsel eintreten kann. E–e. Ueber die Geschwindigkeit des Lichtes. Nach Versuchen von A. Michelson (American Journal of Science, 1879 Bd. 18 S. 390) ist die secundliche Geschwindigkeit des Lichtes in der Luft gleich 299 850km, im luftleeren Raum gleich 299 930km. Papier und Tinte. Bekanntlich kommt es zuweilen vor, daſs die nämliche Copirtinte einmal gute, manchmal aber schlechte Copien liefert. O. R. hat nun nach der Papierzeitung, 1879 S. 860 41 Papierproben beschrieben und von sämmtlichen Schriftproben nach 72 Stunden Copien genommen. Es zeigte sich nun, daſs die 12 Papiere, welche weniger als 2 Proc. Asche enthielten, auch tadellose Copien gaben. Von den 18 Proben mit 2 bis 10 Proc. Asche gaben die mit Schwerspath gefüllten Papiere etwas bessere Copien als die mit Thon beschwerten. Jedenfalls wirkt das Absorptionsvermögen der Thonerde störend auf die Copirkraft. Auch die geringen satinirten Schreibpapiere geben stets schlechtere Copien als die besser satinirten Postpapiere ähnlicher Qualität, weil die porösere Oberfläche der Tinte gestattet, tiefer in die Papiermasse einzudringen und dadurch die Menge der zum Copiren übrigen Tinte zu verringern. Einen auſserst nachtheiligen Einfluſs auf die Copien hat ein starker Zusatz von Alaun zersetzlichem Ultramarin zum Papier, da dieses sowohl die Eisengallustinten, wie die Alaunblauholztinten zersetzt. Es sollte daher für Schreibpapier nur Alaun festes Ultramarin verwendet werden. Die 11 Papiermuster mit 10 bis 12 Proc. Asche gaben noch schlechtere Copien, die schlechteste wurde von der 17 Proc. Thon enthaltenden Postkarte erhalten. Mit Ausnahme von einer Probe waren sämmtliche Papiere mit Harzleim geleimt. Um daher tadellose Copien zu erhalten, muſs man sich auſser einer guten Copirtinte nur reiner, nicht gefüllter, weiſser und gut satinirter Papiere bedienen. Zur Kenntniſs der Fäulniſsvorgänge. Während die Sproſspilze (Hefe u.s.w.) vorzugsweise die Zersetzung der Kohlehydrate bewirken und am besten in Zucker haltigen Säften gedeihen, ist die Zahl der organischen Stoffe, welche durch Spaltpilze zersetzt werden, eine unbegrenzte. Nicht allein die Spaltung der Zuckerstoffe (die Milchsäure-, Buttersäure- und schleimige Gährung) und der Proteinkörper (die Fäulniſs) wird durch Spaltpilze bewirkt, sondern jede organische Verbindung, Kohlensäure und deren nächste Derivate ausgenommen, sobald Ammoniak und gewisse Aschenbestandtheile zugegen sind, kann als Nährlösung für die Spaltpilze dienen und wird durch sie zersetzt. M. Nencki und F. Schaffer (Journal für praktische Chemie, 1879 Bd. 20 S. 443) haben nun die Beobachtung gemacht, daſs man die Bacterien durch Zusatz von etwa 2 Proc. Salzsäure und Erhitzen, aus einigen Flüssigkeiten auch schon durch Zusatz von Essigsäure bei gewöhnlicher Temperatur abscheiden und dann auf einem Filter sammeln kann, da durch Einwirkung der Säuren die Spaltpilze zusammenschrumpfen und somit schwerer werden. Sie haben nun auf diese Weise in Gelatinelösung kultivirte Bacterien in verschiedenen Entwicklungszuständen abgeschieden und bei der Analyse folgende Procentzusammensetzung gefunden: ReineZoogloea-masse Zoogloea-masse mitentwickeltenBacterien ReifeBacterien Wassergehalt 84,81 84,26 83,42 Fettgehalt der trocknen Substanz   7,89   6,41   6,04 Aschengehalt der entfetteten Substanz   4,56   3,25   5,03 Elementare Zusammensetzung    der entfetteten Substanz,    aschenfrei berechnet CHN 14,34 53,07  7,7913,82 53,82  7,7614,02 u. 14,60 u. 13,82 Weitere Versuche zeigten, daſs Bacterien und auch Hefe, vielleicht alle niederen Pilze eine eigentümliche Eiweiſssubstanz, das Mikroproteïn enthalten, dessen Zusammensetzung der Formel C25H42N6O9 entspricht. Es zeigte sich ferner, daſs ähnlich wie bei der Hefe auch bei den Fäulniſsbacterien die Zellmembran bildenden Schichten nicht ausschlieſslich aus einem Cellulose artigen Körper bestehen, sondern auch Eiweiſs enthalten. Unter Zugrundlegung des Stickstoffgehaltes im Bacterieneiweiſs von 14,75 Proc. und der wahrscheinlichen Annahme, daſs aller Stickstoff der Bacterien als Eiweiſs vorhanden ist, ergibt sich somit für die Trockensubstanz der Bacterien folgende Procentzusammensetzung: Zoogloeamasse Zoogloeamasseund Bacterien Reife Bacterien Eiweiſs 85,76 87,46 84,20 Fett   7,89   6,41   6,04 Asche   4,20   3,04   4,72 Nicht bestimmter Rest   2,15   3,09    5,04. M. Nencki (a. a. O. S. 466) hat ferner seine Untersuchung über das Skatol fortgesetzt (vgl. 1879 234 339). Danach kommt demselben die Formel C9H9N zu und ist dasselbe wahrscheinlich als Methylindol aufzufassen. Zur Verwendung von Lupinen. G. H. E. Bering in Bromberg (D. R. P. Nr. 7706 vom 6. Februar 1879) zieht die von den äuſseren Schalen befreiten Lupinen mit einer 40 bis 50° warmen Lösung von Soda oder Potasche aus, trocknet und verwendet die so entbitterten Lupinen entweder als Nahrungsmittel, oder geröstet als Kaffeesurrogat. Ueber den Nährwerth des „Fluid Meat“. Unter dem Namen Fluid Meat (flüssiges Fleisch) wird von England aus ein Präparat in den Handel gebracht, das nichts anderes darstellen soll als Fleisch, dessen Eiweiſssubstanzen in Pepton umgewandelt wurden. Dasselbe soll alle nährenden Bestandtheile des Fleisches auſser Fett in flüssiger Form enthalten und keiner Magenverdauung bedürfen, um nährend zu wirken. Es wird daher namentlich in denjenigen Fällen empfohlen, wo man meint, daſs der Magen aus Mangel an Magensaft die Eiweiſsstoffe nicht mehr in lösliche und diffundirbare Verbindungen umwandelt, wohl aber die schon gelösten und diffundirten noch resorbirt. Auſserdem wird es für Gesunde als ökonomisches Nahrungsmittel bezeichnet, von welchem 2 Eſslöffel voll den Nahrungswerth von 625g Fleisch darstellen sollen. Das Präparat ist syrupartig, braun, hat einen Leim ähnlichen, nicht besonders angenehmen Geschmack und einen Geruch wie Fleischextract. Es besteht nach M. Rubner (Zeitschrift für Biologie, 1879 S. 485) verglichen mit Fleischextract aus: Fluid Meat Fleisch Fleisch-extract nach Abzugdes NaCl Wasser 20,79 75,90 21,70 Trockensubstanz 79,21 24,10 78,30 Stickstoff in 100 Trockensubstanz 10,36 11,86 14,10 10,25 Alkoholextract 43,30 49,54   6,66 70,39 Asche 18,64   6,90   5,39 22,36 Organisch 81,36 93,10 94,62 77,64 Stickstoff in 100 Organisch 12,73 12,73 14,91 13,21 Wenn demnach ein Mensch täglich auch nur 80g Eiweiſs oder Pepton aufnehmen wollte, so müſste er 336g „Fluid Meat“ verzehren, was nicht weniger als 10 M. kosten würde. Dasselbe ist daher weder für Gesunde, noch für Kranke zu empfehlen. Das Wasser in der Zuckerfabrikation. Bekanntlich krystallisirt Salpeter sehr leicht mit Zucker zusammen aus seinen Lösungen; auch von Alkalisulfaten ist dies bereits beobachtet. A. Wachtel (Organ des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 926) erinnert daran, daſs bei Anwendung eines Gyps haltigen Wassers durch Umsetzungen Alkalisulfate gebildet werden können, die mit dem Zucker zusammen im Vacuum auskrystallisiren und dadurch die Polarisation des erhaltenen Zuckers erheblich herunterdrücken. Eine Raffinade aus einer österreichischen Zuckerfabrik hatte bei völlig normalem Aussehen einen eigenthümlich unangenehmen Geschmack. Die Spitze des Brodes enthielt bei 96,3 Proc. Polarisation 0,04 Proc. Wasser, 1,52 Proc. schwefelsaures Natrium und 2,2 Proc. schwefelsaures Kalium. Andere Zuckerproben gaben sogar über 4 Proc. Alkalisulfate. Es stellte sich heraus, daſs die Fabrik stark Gyps haltiges Wasser verwendete. Ueber die Wirkungen des Aetzkalkes auf Zuckerlösungen. Nach Versuchen von F. Desor (Organ des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 934) hat der Kalk, indem er sich mit dem Zucker verbindet, die Fähigkeit, das Drehungsvermögen der Lösung zu verringern. Die Einwirkung des Kalkes ist namentlich in der Siedhitze energisch; doch wird in allen Fällen die Wirkung des Kalkes auf Zuckerlösungen durch Neutralisation mit Essigsäure aufgehoben. Ein bestimmtes Verhältniſs zwischen den zugesetzten Kalkmengen und der Abnahme des Drehvermögens konnte bis jetzt nicht festgestellt werden; doch scheint diese Wirkung des Kalkes auf 'Rübensäfte noch weit stärker zu sein als auf reine Zuckerlösungen. Zur Kenntniſs des Braunkohlentheeres. Bei der Destillation des Braunkohlentheeres setzt sich im Retortenhalse und im Schlangenrohre ein Sublimat an, welches nach A. Adler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1889) aus 17 Proc. in kaltem Schwefelkohlenstoff löslichen harzigen Stoffen, 5 Proc. Kohle und Aschenbestandtheilen und 78 Proc. Chrysen C18H12 besteht. Die in gelben Nadeln krystallisirende Verbindung löst sich fast nicht in Alkohol, schwer in kaltem Aether und in Schwefekohlenstoff, etwas leichter in kochendem Benzol, Eisessig und heiſsem Schwefelkohlenstoff. Das daraus dargestellte Chrysochinon hat die Formel C18H10O2. Maſsanalytische Bestimmung der Schwefelsäure in Sulfaten. Ist in einer Flüssigkeit keine auf Chromsäure reducirend und auf Eisenoxydul oxydirend wirkende Substanz vorhanden, so empfiehlt sich nach den Versuchen von H. Precht (Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 521) folgendes maſsanalytische Verfahren. Zu der mit einer Normallösung von Chlorbarium im Ueberschuſs versetzten Sulfatlösung fügt man 10cc einer Kaliumchromatlösung, von welcher 2cc durch 1cc der Chlorbariumlösung gefällt werden, neutralisirt mit Natronlauge, bis die Farbe von Roth in Gelb umschlägt, wobei ein Ueberschuſs nicht schadet, und läſst abkühlen. Die Flüssigkeit wird auf 500cc aufgefüllt, ein Theil derselben abfiltrirt und hiervon 50cc mit einer mit Schwefelsäure angesäuerten Eisenvitriollösung, von welcher 10cc durch 1cc Chromat oxydirt werden, versetzt, bis die gelbe Farbe verschwindet. Die Endreaction wird durch einen Tropfen Kaliumferricyanid auf einen Porzellanteller festgestellt. Herstellung von Jod- und Bromwasserstoffsäure. Zu diesem Zweck schlägt G. Bruylants in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 2059 folgendes Verfahren vor. In eine mit Rückfluſskühler verbundene Halbliterretorte bringt man 60g des bei der Destillation von Copaivabalsam erhaltenen ätherischen Oeles. Man erwärmt das Oel ein wenig, löst dann nach und nach 20g Jod auf und läſst die Temperatur steigen. Nach einigen Augenblicken beginnt eine reichliche und regelmäſsige Gasentwicklung, wenn sie abnimmt, läſst man die Retorte ein wenig erkalten und führt eine neue Menge Jod ein. Da die Reaction jetzt nicht mehr so lebhaft wie bei dem ersten Zusatz ist, so kann man eine gröſsere Portion eintragen. Man erhitzt wiederum und fährt mit der Operation fort, bis man 150g Jod zugesetzt hat. Bei mehrfach wiederholten Versuchen lieferten 150g Jod 145 bis 150g Jodwasserstoffsäure. Der gröſste Theil des Oeles wird hierbei fest, ein kleiner Theil gibt Cynol. Zur Herstellung von Bromwasserstoffsäure verfährt man ebenso, läſst aber das Brom aus einem Tropftrichter langsam einflieſsen und das entwickelte Gas durch zwei oder drei Trockenthürme gehen. Zur Analyse Arsen und Antimon haltiger Verbindungen. Beim Aufschlieſsen Arsen und Antimon haltiger Stoffe durch Schmelzen mit kohlensaurem Natrium und Schwefel erhält man in der Lösung so hoch geschwefelte Verbindungen, daſs bei der Zersetzung mit Salzsäure unbequeme Schwefelausscheidungen erfolgen. E. Donath schlägt nun in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 23 vor, diese Aufschlieſsung durch vorher geschmolzenes unterschwefligsaures Natrium auszuführen. Die erhaltenen schwach gelb gefärbten Auszüge der Schmelze lassen auf Zusatz von Salzsäure die betreffenden Sulfide mit nur wenig Schwefel gemischt fallen. Verfahren zur Gewinnung von Tannin. P. Gondolo in Paris (D. R. P. Nr. 7864 vom 2. April 1879) schlägt vor, zum Ausziehen von Tannin dem Wasser für je 1l 0g,6 Schwefelsäure zuzusetzen und dann in dem erhaltenen Auszug die freie Säure mittels Alkali zu neutralisiren. Um das so erhaltene Tanninextract zu entfärben, wird es mit Blut oder Eiweiſs versetzt, erhitzt, filtrirt und dann durch Abdampfen concentrirt. Krystallisirtes Berlinerblau. Wie W. Gintl in den Berichten der österreichischen Gesellschaft zur Förderung der chemischen Industrie, Prag 1879 S. 16 mittheilt, löst sich Berlinerblau in concentrirter Salzsäure auf, aus welcher sich auf langsamen Zusatz von Wasser die Verbindung krystallinisch abscheidet, scheinbar in kleinen Würfeln. Da sich Turnbullblau ebenfalls so verhält, so scheinen diese beiden Farbstoffe identisch zu sein.