Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 236, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 169
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Miscellen. Miscellen. Groſsbritanniens Eisenindustrie in den letzten 20 Jahren. Nach dem Jahresberichte von Wm. Fallows und Comp. stellt sich die geschätzte Production von Roheisen des J. 1879 um ungefähr 550000t niedriger als die höchste, welche im J. 1872 vorgekommen ist; die Tonnenzahl für die Ausfuhr bleibt um einen ähnlichen Betrag zurück. Zu Anfang des J. 1873 erreichte schottisches Roheisen den höchsten Preis von 145 Schilling die Tonne und der niedrigste, nämlich 40 Schilling die Tonne, wurde im vergangenen Juli notirt. Der gegenwärtig verzeichnete Preis ist 72 Schilling oder 32 Schilling mehr, als er vor 6 Monaten betrug, und ungefähr 7 Schilling höher als Ende December. Jahr Gesammt-Productionvon Roheisen GeschätztereinheimischerVerbrauch Ausfuhr vonEisen allerGattungen Roheisen,WarrantsGlasgow Tonnen Tonnen Tonnen Jahresdurchschn. 1859 3712354 2221907 1440447      53 s.     0d. 1860 3889752 2380838 1408914   55   0 1861 3803390 2402508 1300884   49   3 1862 3943469 2367797 1475672   53   0 1863 4510040 2867779 1612261   55   9 1864 4767951 3259853 1468098   57   3 1865 4819254 3293295 1591428   54   9 1866 4523897 2918874 1683390   60   0 1867 4761023 2846908 1885934   53   6 1868 4970206 2851772 2041852   52   9 1869 5445757 2755106 2675331   53   3 1870 5963515 3091202 2825575   54   4 1871 6627179 3671974 3169219   59   0 1872 6741929 3680870 3382762 101 10 1873 6566451 3644437 2957314 117   3 1874 5991408 3543574 1487162   87   6 1875 6365462 3824898 2457306   65   9 1876 6555997 4030244 2224470   58   6 1877 6608664 3818665 2346370   54   4 1878 6300000 3776237 2296860   48   5 1879 6200000 3309567 2879884   47   0 Schutzmittel gegen Abkühlung von Dampfleitungen. In Mülhausen im Elsaſs wurden im Laufe des verflossenen Sommers unter der Leitung des Chefingenieurs Walther-Meunier von der Association alsacienne des propriétaires d'appareils à vapeur eine Reihe umfassender Versuche mit den verschiedenen im Gebrauch befindlichen Mitteln zum Schutz gegen die Abkühlung von Dampfleitungen gemacht, über welche die Zeitschrift des Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, 1880 S. 36 dem Jahresbericht dieser Gesellschaft für das J. 1878/79 Folgendes entnimmt. Die Versuche hatten zum Zweck, den Werth der Bekleidung von Dampfleitungsrohren mit schlechten Wärmeleitern überhaupt festzustellen und die verschiedenen Isolirmittel nach ihrer Isolirfähigkeit, verglichen mit ihrem Ankaufspreis, zu ordnen. Als Maſsstab diente hierbei das Gewicht des für 1qm Fläche und Stunde in einem Dampfrohr von 2m,5 Länge und 150mm Durchmesser condensirten Wassers. Dieses Rohr war auf der einen Seite mit einer Dampfleitung und auf der andern mit einer Kühlschlange in Verbindung gebracht. Die Versuche geschahen gleichzeitig an drei verschiedenen Versuchsrohren, aus Guſseisen, Schmiedeisen und Kupfer. Das Condensationswasser betrug für 1qm Fläche und Stunde bei unbekleidetem Rohre: aus Guſseisen 3,484k Schmiedeisen 3,906 Kupfer 2,816 Es ergibt sich hieraus, daſs die Bekleidung von Kupferrohren eine geringere Ersparung an Heizmaterial ergibt, als die von schmiedeisernen oder guſseisernen, in Folge des geringeren Strahlungsvermögens des Kupfers. Hierzu kommt noch, daſs Kupfer Wärme besser leitet als Eisen und daſs Kupferrohre eine kleinere Wandstärke haben als guſs – oder schmiedeiserne, so daſs die Umhüllung von Kupferleitungen sogar ein negatives Resultat ergeben kann, wenn in der Wahl des Isolirmittels nicht vorsichtig genug zu Werke gegangen und nicht in entsprechender Dicke umhüllt wird. Zu Heizungszwecken wird man sich keiner Leitungen aus Kupfer bedienen, weil diese weniger Wärme durch Strahlung abgeben als Leitungen aus Eisen. Nachstehend folgen die Resultate der Bekleidung des guſseisernen und schmiedeisernen Rohres mit den verschiedenen Isolirmitteln nach ihrem Güteverhältniſs geordnet. Leider sind nicht alle diese Materialien gleichzeitig auf den 3 Apparaten angewendet worden, weil sie nicht in genügender Menge zur Verfügung standen: Namen der Bekleidung Dicke derBekleidung Versuchsrohr ausGuſseisen Versuchsrohr ausSchmiedeisen CondensirterDampffür 1 Stundeund 1qmBekleidung Verhältniſs-zahl CondensirterDampffür 1 Stundeund 1qmBekleidung Verhältniſs-zahl mm k k Grünzweig und Hartmann 20 0,321        9,2 Filz ohne Gewebe 35 0,542       15,6 Kieselguhrcomposition 15 0,657      18,8 H. v. Reiche 45 0,850      24,4 Gay, ohne Leisten mit Lein-    wand 24 0,931      26,8 0,890     22,8 Leroy 45 0,904     23,2 Filz mit Metallarmatur 50 1,000      28,7 Pollock 50 1,080   31 Filz mit Metallarmatur und    wasserdichter Leinwand 50 1,327   36 Nacktes Rohr 3,484 100 3,906 100 Der Bericht enthält ferner noch die Gegenüberstellung der Kosten des einzelnen Isolirmittels für 1qm und der damit in einem gewissen Zeitraum erzielten Ersparniſs an Kohlen in Kilogramm. Es kostet z.B. 1qm Isolirmasse von Grünzweig und Hartmann 6 Franken; es wurden damit stündlich 3,484 bis 0,321, im Mittel 3k,163 Wasser weniger condensirt als bei nacktem Rohr. Rechnet man 1k Kohle zur Verdampfung von 7k Wasser, so ergibt dies in einem Jahr von 300 Tagen zu 12 Stunden eine Kohlenersparniſs von 1620k, oder mit anderen Worten eine Ersparniſs von etwa 30 M. gegen eine einmalige Ausgabe von 4,80 M. Deutlicher kann der Werth einer sorgfältigen Umhüllung von Dampfleitungen nicht veranschaulicht werden. Versuche an Grubenpumpen. Im Aachener Bezirksverein berichtete Ingenieur Jos. Savelsberg über Pumpendiagramme (Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1880 S. 110). Die ersten Indicatorversuche an Pumpen wurden i. J. 1869 von Oberingenieur J. Kraft, Ende 1869 von Bochkoltz und Radinger aufgenommen. Generaldirector E. Landsberg bemerkte hierzu, daſs die Untersuchungen der bei der Actiengesellschaft für Bergbau zu Stolberg vorgekommenen Brüche die Ueberzeugung gegeben hätten, daſs dieselben nur den Stöſsen der Pumpen zuzuschreiben seien. Dabei habe man sich sagen müssen, wie seltsam es doch sei, daſs man bei den groſsen Pumpen der Grubenmaschinen (mit Ausnahme der unterirdischen Pumpen) nicht die bei kleinen Pumpen doch so verbreitete Vorsicht anwende, nämlich die, einen Windkessel anzubringen. Man sei zu der Ueberzeugung gekommen, daſs der Windkessel nothwendig sei, daſs man ferner so viel als möglich dafür sorgen müsse, die Wasserbewegung im Steigrohre ununterbrochen zu erhalten, was man am besten durch Pumpen erreiche, welche sowohl beim Aufwärts; als beim Abwärtsgehen des Gestänges Wasser liefern, und da, wo zwei Pumpen neben einander stehen, durch die Anbringung eines gemeinsamen Steigrohres; bei letzterer Anordnung habe man den Vortheil, wenn schon zwei Steigrohre vorhanden sind, das eine ganz oder theilweise als Windkessel benutzen zu können. Es sei dabei allerdings schwer, die Luft im Windkessel zu erhalten; die Schwierigkeit sei aber jetzt bei den Pumpen der „Stolberger Gesellschaft“ überwunden. Kaffeebrenner von Karl Brenner in Dortmund. Die Achse der Trommel eines Kaffeebohnenbrenners ist hohl und, so weit sie in der Trommel liegt, siebartig durchlöchert; an einem Ende ist die Achse mit einer Kurbel verbunden und dadurch geschlossen, während das andere Ende offen bleibt. Während des Drehens der Trommel tritt der mit den Bohnen vermischte Staub durch die siebartigen Oeffnungen in die Achse und entfernt sich durch die vordere Oeffnung derselben. (* D. R. P. Nr. 8417 vom 6. December 1879.) Apparat zum Aufnehmen von Querprofilen. Eine aus 2m langen Gliedern, die sich in Gelenken nach Art der gewöhnlich gebräuchlichen zusammenlegbaren Maſsstäbe bewegen, bestehende Latte von einer der Länge entsprechenden Stärke, ist bestimmt, beim Gebrauche in dem aufzunehmenden Querprofile sich dem Terrain möglichst anzuschmiegen. Sie wird daselbst einen in einer Verticalebene befindlichen gebrochenen Linienzug bilden, und es handelt sich nur darum, für jedes Glied der Latte dessen horizontale, sowie verticale Projection zu bestimmen, um den Linienzug mittels Coordinaten (Coordinatendifferenzen zunächst) bestimmt zu erhalten. Die Ermittlung des horizontalen und verticalen Abstandes der Enden eines jeden Gliedes bewirkt Wilh. Koch in Neunkirchen (* D. R. P. Nr. 4349 vom 9. August 1878) mittels eines von ihm „Libellenmaſsstab“ genannten Instrumentes, welches aus einem Viertelkreisbogen besteht, der zwei Theilkreise trägt. Die Theilung des äuſsern Kreises ist so ausgeführt, daſs der verticale Radius in 200 Theile (so viel, als ein Glied Centimeter lang ist) getheilt wurde und diese auf die Peripherie projicirt wurden, somit zur directen Ablesung des Höhenunterschiedes dient. Der zweite Kreis ist in ähnlicher Weise mit Benutzung des horizontalen Radius getheilt zu denken und erlaubt die directe Ablesung der horizontalen Entfernung der Endpunkte eines jeden Gliedes und zwar in Centimeter. Das Ablesen selbst erfolgt an einer in der verticalen Ebene drehbaren Alhidate, welche eine Libelle und für jeden Theilkreis einen Index trägt. Auf jedes Glied der an das Terrain gelegten Latte wird der Libellenmaſsstab aufgesetzt, die Libelle zum Einspielen gebracht und an beiden Kreisen die Ablesungen gemacht. Dieser Apparat zur Aufnahme von Querprofilen hat manche Vorzüge vor anderen, welche denselben Zweck verfolgen. R. Mit Hartgummi überzogene Eisengeräthe für Gerbereien. L. Peter in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 8532 vom 9. Mai 1879) gieſst leichte, eiserne, zur Verstärkung mit Nerven (Rippen) versehene Platten oder Tafeln und überzieht diese mit Hartgummi, um daraus Gerbereigeräthschaften, wie Ausstreich- und Ausrecktafeln, Schabbäume u. dgl. herzustellen. Spleiſsung isolirter Telegraphenleitungen. Zum Umhüllen einer Verbindungsstelle in einer isolirten Telegraphenleitung hat E. Th. Truman in London (* D. R. P. Nr. 8897 vom 11. Mai 1879) eine kleine Vorrichtung angegeben, deren Einrichtung wesentlich darin besteht, daſs die von der alten Isolirmasse entblöſste Verbindungsstelle des Leiters in eine aus zwei auf einander zu legenden Hälften bestehende Röhre gelegt und mit dieser in eine zweitheilige Kammer eingeschlossen wird, in welche der entsprechend erhitzte Isolirstoff, womit die Verbindungsstelle überzogen werden soll, mittels einer durch die Hand des Arbeiters zu bewegenden Schraube oder eines Kolben eingepreſst wird. Schiebeck und Plentz's Telephon. Schiebeck und Plentz in Berlin (* D. R. P. Nr. 8522 vom 13. April 1879) verwenden bei ihren verbesserten Bell'schen Telephonen ebenfalls einen Hufeisenmagnet (vgl. 1879 231 138), der seine beiden Pole der schwingenden Platte zukehrt; sie stellen aber den einen Polschuh dem Mittelpunkt der Platte gegenüber und formen den anderen zu einem den ersteren concentrisch umgebenden Ringe. In dem hohlen, im Querschnitt je nach der Gestalt der Polschuhe runden oder ovalen Raum zwischen den beiden Schuhen kommen die Windungen der Spule zu liegen. Das Mittelstück des Telephons bildet eine Blechhülse, in welcher das Hufeisen oben und unten durch Messingringe geführt ist, damit es bei seiner Einstellung gegen die Platte die centrale Lage im Innern der Hülse nicht verläſst. Die Hülse ist mit Schallöchern versehen, damit die Platte ihre Schallwirkung auch nach unten zu ausüben kann. E–e. Neue chemische Elemente. Nach P. Cleve (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 419) enthält Gadolinit 0,002 bis 0,003 Proc., Yttrotitanit 0,005 Proc. Scandium (vgl. 1879 232 282). Das Atomgewicht dieses neuen Elementes ist 45,12, das weiſse unschmelzbare Oxyd hat die Formel Sc2O3. Lecoq de Boisbaudran (Comptes rendus, * 1879 Bd. 89 S. 212 und 516) hat aus dem Samarskit durch fractionirte Fällung mit Ammoniak eine Substanz mit eigenthümlichem Absorptionsspectrum erhalten, welches für das Vorhandensein eines neuen Elementes spricht, das der Verfasser Samarium nennt. In der Erbinerde vermuthet P. Cleve (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 478 und 768) auſser Ytterbium (1879 231 473) noch zwei neue Elemente, welche er „Thulium“, dessen Atomgewicht bei 113 liegt, und „Holmium“, Ho, nennt, dessen Atomgewicht unter 108 ist, während das wahre Erbium ein solches von 110 bis 111 hat. Von anderer Seite (vgl. Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 516 und 521) werden diese Angaben bezweifelt. A. Scacchi macht in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 250 Mittheilung über grüne und gelbe Inkrustationen, welche die Spalten der Vesuvlava d. J. 1631 bekleiden. Dieselben bilden Silicate, enthalten Kupfer und Blei und einen Körper, welchen Verfasser für neu hält und nach dem alten Namen des Vesuv als „Vesbium“ bezeichnet. Die geringen Mengen der Substanz haben bisher nur vorläufige Versuche ermöglicht. Danach ist der Körper in Form einer Metallsäure von rother Farbe vorhanden, welche ungefärbte Alkalisalze gibt, die auf Zusatz einer Säure sich gelb färben. Das Silbersalz ist roth oder gelbroth, das Kupfersalz gelbgrün. Schwefelwasserstoff gibt einen braunen Niederschlag und eine blaue Flüssigkeit, welche durch Zink braun wird. Vor dem Löthrohr färbt die Substanz Phosphorsalz in der äuſseren Flamme gelb, in der inneren grün. Ueber das Schweiſsen des englischen Guſsstahles. Da der englische Guſsstahl bei gewöhnlicher Schweiſshitze, welche zur Wirkung des Schweiſssandes erforderlich ist, bereits weich und mürbe wird, so empfiehlt Ph. Rust im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1880 S. 12 hierfür folgendes Schweiſsmittel: Borsäure       41,5 Th. Kochsalz 35,0 Blutlaugensalz 15,5 bis 26,7 Kolophonium   7,6 Verfahren zur Entschwefelung der Kiesabbrände. Um die bei der Röstung von Schwefelkies erhaltenen Kiesabbrände für den Eisenhüttenproceſs verwendbar zu machen, werden sie nach dem Vorschlage von F. Paur in Montbeliard, Frankreich (D. R. P. Nr. 8730 vom 22. Mai 1879) mit einer Lösung von übermangansaurem Natron gekocht Nach dem Auswaschen des gebildeten schwefelsauren Natrons erhält man ein von Schwefel freies Eisenoxyd, gemischt mit dem aus dem Übermangansauren Natron gefällten Manganoxyde. Verfahren zur Herstellung künstlichen Leders. Conrad Stierlin in Paris (D. R. P. Nr. 9140 vom 13. Juni 1879) ahmt die Leherhaut durch mit Leim getränkte, gekrempelte Faserstoffe nach. Es wird ein Leim benutzt, auf welchen Gerbstoffe theilweise eingewirkt haben, um denselben der Lederhaut ähnlich zu machen. Die gekrempelte Watte wird in ein Bad aus 25 Th. Leim, 75 Th. Wasser, 20 Th. Thon und 5 bis 10 Th. Gerbmaterial gebracht, zwischen zwei erwärmten Walzen ausgerungen, 12 bis 24 Stunden in einer Abkochung von Eichenrinde, die mit 5 Proc. Glycerin versetzt ist, gegerbt und getrocknet. Verfahren zur Herstellung von Verpackungsmaterial. H. Fett und Comp. in New-York (D. R. P. Nr. 8831 vom 16. September 1879) schlagen vor, Packpapier mit einem Gemisch von 20 Th. Leim und 3 Th. Melasse zu bestreichen und mit kleinen Korkstücken zu bestreuen. Dieses mit Kork überzogene Papier soll, namentlich zum Verpacken von Flaschen und sonstigen Glassachen dienen. Ganzer oder theilweiser Collodiumüberzug über Cigarren. Nach Hofrath L. v. Babo zu Freiburg in Baden (D. R. P. Nr. 8727 vom 8. August 1879) werden die Cigarren durch Eintauchen in Collodium ganz oder theilweise mit einem Ueberzug versehen, welcher das Abwickeln des Deckblattes verhindert, die Undichtigkeiten desselben verklebt und einem Aufweichen der Cigarre am Mundende entgegenwirkt. – Ueber die Geschmacksverbesserung (?) beim Rauchen solcher Cigarren ist nichts bemerkt. Zum Schutz der Pflanzenfaser gegen Feuchtigkeit. W. Lienau in Eutin (D. R. P. Nr. 8774 vom 26. August 1879) will 160 Th. Erdöl, 2 Th. gewöhnliches Oel, 2 Th. Kolophonium und 1 Th. Paraffin bei 75° lösen, dann mit 480 bis 640 Th. Wasser mischen und noch so lange erhitzen, bis die trübe Flüssigkeit angeblich fast klar geworden ist. Nun wird auf 60° erkaltet, der Pflanzenfaserstoff eingelegt, dann abgeschleudert und mehrfach mit Wasser abgewaschen. Hanf, Flachs, Jute u. dgl. sollen dadurch fester und widerstandsfähig gegen Wasser werden. Herstellung von Kraftbrod aus ungemahlenem Getreide. J. Schierse in Berlin (D. R. P. Nr. 8757 vom 6. Juli 1879) mischt ungemahlenes, nur geschältes Getreide mit 50 bis 70 Proc. kochendem Wasser, welches im Liter 20 bis 40g Kochsalz gelöst enthält, zerstampft die geweichten Körner, setzt nach Erfordern Hefe hinzu und formt zu Broden, welche in einem stark geheizten Backofen gebacken werden. Düngepulver aus menschlichen Fäcalstoffen. Die in Tonnen gesammelten Stoffe will F. Radig in Schweidnitz (D. R. P. Nr. 8466 vom 17. Juni 1879) mit calcinirtem schwefelsaurem Natron, trocknem Kieserit und trocknem Eisenvitriol mischen, so daſs eine pulverförmige Masse entsteht. – Da diese Zusätze für die Pflanzen mehr schädlich als nützlich sind, so ist dieses Verfahren zur Verwerthung menschlicher Excremente völlig unbrauchbar. Verfahren der Insektenkultur für die Fischzucht. J. A. I. Vignier in Paris (D. R. P. Nr. 8640 vom 12. August 1879) schlägt vor, der Forellen- und Lachsbrut dadurch die zu ihrer passenden Ernährung erforderlichen Insektenlarven zuzuführen, daſs man in einem abgesonderten Behälter durch Verwendung menschlicher und thierischer Abfallstoffe faulende Flüssigkeiten sammelt, die nach dem Ausschlüpfen der Larven in das Wasser abgelassen würden, in welchem sich die Fische befinden. Verfahren zum Conserviren von Butter. Um Butter und ähnliche organische Stoffe vor dem Verderben zu schützen, soll man sie nach G. Bischof in London (D. R. P. Nr. 8515 vom 4. Juli 1879) mit einer Schicht von nassem Eisenschwamm bedecken. Ueber den Nährwerth des Glycerins. J. Munk (Medicinisches Centralblatt, 1880 S. 68) zeigt, daſs Glycerin nicht wie Rohrzucker im Stande ist, Körpereiweiſs vor dem Zerfall zu schützen, somit nicht als Nährstoff bezeichnet werden kann. Bei dieser Gelegenheit mag daran erinnert werden, daſs es in Europa 8 Glycerinfabriken gibt, welche folgende Mengen liefern: Frankreich ungefähr 4000t Deutschland und Oesterreich 1500 Holland   900 Ruſsland   900 Belgien   800 Italien.   400 England   300 Spanien   200 Ueber die Giftigkeit des Arseniks. C. Binz und H. Schulz heben in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 2199 hervor, daſs Arsenigsäure durch das lebende Eiweiſs des Thieres und der Pflanze leicht in Arsensäure und diese durch Eiweiſs überhaupt wieder in Arsenigsäure übergeführt wird. Diese Umwandlung beider Säuren in einander bedingt innerhalb der sie vollziehenden lebenden Eiweiſsmolecüle heftiges Hin- und Herschwingen von Sauerstoffatomen, wodurch die Gewebe bis zur völligen Zerstörung angeätzt werden. In entsprechender Weise wirkt auch der Phosphor, ja selbst der Stickstoff. Stickoxyd wirkt äuſserst giftig; es wird durch Aufnahme von Sauerstoff in die heftig oxydirende Untersalpetersäure übergeführt. Sie zerstört die Gewebe, während sie unter Aufnahme von Wasser sich zum Theil wieder in Stickoxyd zurückverwandeln kann. Bei dem ganzen Vorgange ist der Stickstoff ohne directe Wirkung. Er ist lediglich der Träger und Vertheiler der gewaltsam eingreifenden activen Sauerstoffatome. Die nämliche Rolle spielt das Arsen da, wo es als Träger von activem Sauerstoff auftritt, d.h. jeden Augenblick aus arseniger Säure zu Arsensäure und wieder zu arseniger Säure wird. W. Foster (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 3) bezweifelt die Verunreinigung der Luft durch Arsen bei Anwendung von Schweinfurter Grün als Oel- und Wasserfarbe. Dichromsaure Salze. Nach K. Preis und B. Reymann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 340) erhält man durch Lösen von chromsaurem Barium in kochender Chromsäurelösung die beiden braungelben, krystallisirten Verbindungen BaCr2O7 und BaCr2O7.2 H2O, welche mit Wasser zu einfachem Bariumchromat zerfallen. Blei gibt die entsprechenden Verbindungen ebenfalls. Ueber Thonerdenatron; von K. Lieber in Charlottenburg. Bei der groſsen Wichtigkeit des Thonerdenatrons (Natriumaluminates) für viele Industriezweige – als Kattundruckereien, Milchglasfabrikation, Papierfabriken, Färbereien, Farbefabriken, Lack- und Seifenfabrikation – dürfte es angemessen erscheinen, auf ein nach einem neuen, von mir erfundenen Verfahren dargestelltes Natriumaluminat, welches sich durch einen hohen Thonerdegehalt (etwa 53 Proc. wasserfreie Thonerde) vortheilhaft auszeichnet, aufmerksam zu machen. Dasselbe wird in fester und flüssiger Form (Syrupconsistenz) geliefert, hat stets einen gleichen Gehalt an wasserfreier Thonerde und bietet die Thonerde nicht allein in einem durchaus eisenfreien Zustande sowie in einer zweckmäſsigeren, für die meisten Anwendungen geeigneteren Form wie bisher, sondern auch wesentlich billiger als im Alaun, in der reinen schwefelsauren Thonerde und im Kryolith der Industrie dar. Für die Fabrikation von Milchglas und Halbporzellan wird das Natriumaluminat in trockner Form geliefert und entsprechen 100 Theile davon ungefähr 275 Th. Kryolith; der Preis für die gleiche Menge Thonerde ist, selbst abgesehen von der Zugabe an Natriumoxyd, um die Hälfte billiger beim Natriumaluminat; auch findet bei Anwendung desselben die schädliche Einwirkung (das schnelle Zerstörtwerden der Glashäfen) wie bei Anwendung von Kryolith nicht statt; ferner ist das Natriumaluminat ganz frei von Eisen, während dies beim Kryolith bekanntlich nicht immer der Fall ist. Ein ganz besonderer Vorzug des mit Thonerdenatron dargestellten Milchglases und Halbporzellans ist aber der, daſs sich dasselbe zur Decoration mit Farben eignet, während diese beim Kryolithglase wegen der unzersetzten Fluorverbindungen, die ein Ausschlagen der Farben bedingen, nicht anwendbar ist. Auſser zur Fabrikation von Milchglas und Halbporzellan wird Natriumaluminat in der Kattundruckerei verwendet, und bietet namentlich dadurch wesentliche Vortheile, daſs die sogen. Mitlaufer auch für den Druck mit Anilinschwarz durch dasselbe entbehrlich werden. Für die Papierfabrikation ist es nicht nur ein vortheilhafter und vorzuziehender Ersatz der schwefelsauren Thonerde, sondern dürfte auch den Proceſs der Leimung wesentlich vereinfachen. In Färbereien und in der Fabrikation von Farben und Farblacken ersetzt es Alaun, schwefelsaure und essigsaure Thonerde, und ist in vielen Fällen auch, als alkalische Auflösung der Thonerde vor jenen sauren vorzuziehen. Auſserdem dient es zur Darstellung schwerer Seifen, zur Anfertigung eines dem Damaralacke ähnlichen Lackes (einer Auflösung von Thonerdeseife in Terpentinöl) u. dgl. m. Für alle diese Anwendungen in der Industrie eignet sich die flüssige Form am besten, und selbst in dieser Form ist bei dem hohen Gehalt des Natriumaluminates an Thonerde die Fracht nicht so hoch als für eine gleiche Menge Thonerde in der schwefelsauren Thonerde, die nur zwischen 14 und 17 Proc. davon enthält. Ganz besonders wichtig ist aber für alle einschläglichen Industriezweige der stets gleiche Gehalt an Thonerde, wodurch es möglich gemacht wird, an dem einmal festgesetzten Verhältnisse niemals Aenderungen treffen zu brauchen und stets die beabsichtigte Menge von Thonerde genau in Anwendung bringen zu können. Herstellung von Magnesia aus Chlormagnesium. Die bei der Verarbeitung von Carnallit erhaltenen unreinen Chlormagnesiumlaugen soll man nach A. Rümpler in Hecklingen, Anhalt (D. R. P. Nr. 8777 vom 15. Juni 1879) zunächst mit etwas Kalkmilch versetzen, um das Eisen zu fällen, dann mit Chlorcalcium, um die schwefelsaure Magnesia zu zersetzen. Aus der so erhaltenen Chlormagnesiumlösung soll dann durch Zusatz von Kalkmilch die Magnesia gefällt werden. Zur Kenntniſs des Ultramarins. Durch theoretische Betrachtungen kommt Heumann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 2184) zu dem Resultat, daſs dem Ultramarin, abgesehen von überschüssiger Kieselsäure und Thonerde, die Formel Na4Al4Si4O16.Na2S2 zukomme. Um aus Ultramarinviolett mittels Salzsäure direct ein Roth von groſser Lebhaftigkeit zu erzeugen, empfiehlt J. Zeltner in Nürnberg (D. R. P. Zusatz Nr. 8327 vom 14. August 1878) folgendes Verfahren (vgl. 1878 230 500). Aus feuerfesten Steinen wird ein 2m langer, 0m,75 breiter, 0m,6 hoher Kasten hergestellt, dessen Boden aus 3cm dicken Plättchen, die vier Seiten wände aus 7cm dicken Steinen, die Decke aus feuerfesten Platten besteht. Derselbe wird in einem gewölbten Ofen so eingemauert, daſs Bodenfläche, Wände und Decke erhitzt werden können. Die Fugen sind gut mit Lehm verstrichen und dann durch einen zweimaligen Wasserglasanstrich gut gedichtet. Auf dem Boden dieses Kastens befinden sich neben einander acht irdene Pfannen, die zusammen den Bodenraum einnehmen und mit dünnen irdenen Plättchen zugedeckt sind. In jede dieser Pfannen mündet von der Oberfläche des Ofens ein irdenes Rohr zum Eingieſsen der Säure. Der Kasten wird mit dünnen irdenen Plättchen angefüllt, welche mit je drei 6cm hohen Füſsen auf den Pfannen und über einander stehen und auf welche Ultramarinviolett 1cm hoch aufgetragen wird. Man erwärmt den Kasten, bis das Violett etwa 100° warm ist, entfernt dann das Feuer und gieſst durch die Rohre Salzsäure in die Pfannen. Die entstehenden Säuredämpfe entziehen dem Violett Natrium, wobei sich dasselbe auf 130° erwärmt. Man wiederholt von Zeit zu Zeit den Zusatz von Salzsäure, und nach einigen Stunden, wenn die Temperatur unter 130° zu sinken beginnt, gibt man wieder mäſsiges Feuer unter die Kästen, so daſs die Temperatur zwischen 125 und 135° bleibt, und gieſst von Zeit zu Zeit wieder Salzsäure nach, so oft dieselbe verdampft ist, was man mittels eines in die irdenen Rohre zu steckenden Drahtes erkennt. Nach Verbrauch von 20k Salzsäure von 1,18 sp. G. auf 30k Ultramarinviolett und nach etwa 12 Stunden von Beginn des Erhitzens an ist das Violett in ein lebhaftes Roth übergeführt. Sollten einzelne Plättchen nicht lebhaft genug sein, so genügt eine zweite gleiche Behandlung mit schwächerer Säure, um das Roth gleich schön zu machen. Berichtigungen. In dem Bericht über Schwendler's Untersuchungen über das Platin-Normallicht, Bd. 235 ist zu lesen S. 273 Z. 23 v. o. (beiderseits in der Tabelle) „100“ statt „120“; S. 274 Z. 2 v. o. „250mm statt „259mm.