Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 165
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Miscellen. Miscellen. Taucherarbeiten bei Herstellung von Leitungen unter Wasser. Einer vom Bauunternehmer H. Grüner in München mitgetheilten Notiz über das Verlegen gröſserer Rohrstränge unter Wasser entnehmen wir, daſs diese Methode sich jeder andern gegenüber durch gröſsere Billigkeit und Sicherheit auszeichnet. Erstere wird durch die Ersparung von Spundwänden und Arbeitsbrücken, sowie durch die Verwendbarkeit guſseiserner Röhren, letztere durch die fortwährende Controle bedingt, welcher der Strang beim Verlegen unterliegt; auch fällt als Vortheil dieser Methode ins Gewicht, daſs die Schifffahrt keine Störung erleidet und Hochwasser höchstens die Arbeiten unterbrechen, aber keinen Schaden anrichten kann. Bei den Kreuzungen der Donau und des Regenflusses bei Regensburg vermochte der Taucher in der Tagesschicht 1,33 bis 2m Rohre von 480 bezieh. 350mm lichtem Durchmesser zu verlegen. Die höchste Taucherleistung weist die Verlegung des 708m langen Saugstranges der Augsburger Wasserleitung auf, welche im Grundwasser des Siebentischwaldes bei Augsburg vorgenommen wurde, hier wurden in einer Tagesschiche des Tauchers 6m,74 Rohrleitung von 600mm lichtem Durchmesser verlegt. Die übrige Mannschaft war für diese Leistung mit etwa 8 Tagesschichten zu veranschlagen. Eine elementare Erweiterung eines archimedischen Satzes; von H. Haedicke, Lehrer an der kgl. Fachschule zu Hagen. Auf älteren Grabdenkmälern und sonstigen Erinnerungstafeln ähnlicher Art findet man zuweilen eine geometrische Figur, welche einen geraden Kreiscylinder mit eingeschriebener Kugel und entsprechendem Kegel darstellt. Diese Figur wird bekanntlich dem Archimedes zugeschrieben, welcher zuerst das Volumenverhältniſs dieser 3 Körper als 3 : 2 : 1 unter der Voraussetzung aufgestellt haben soll, daſs die Höhe des Cylinders gleich dem Durchmesser der Basis sei. Textabbildung Bd. 237, S. 165 Dieses so einfache Verhältniſs ist nun einer interessanten Erweiterung fähig, ohne an Einfachheit einzubüſsen. Zeichnet man nämlich ein Rotationsparaboloid hinein, dessen Achse mit der des Cylinders zusammenfällt, so ergibt sich, wenn wir die Höhe des letzteren, also auch den Durchmesser seiner Basis = a nennen, für den Inhalt der rotirenden Parabelfläche F1 = ⅓ a2. Da nun der Abstand des Schwerpunktes dieser Fläche von der Drehachse z1 = 3/16 a, so ergibt sich der Inhalt des Rotationsparaboloides nach der Guldinischen Regel zu: V1 = 2 × 3/16 a π × ⅓ a2 = ⅛ π a3. Da nun der Inhalt des Kegels = 1/12 π a3, der der Kugel (bezieh. halben Ellipsoide) = ⅙ π a3, und der des Cylinders = ¼ π a3, so folgt für die genannten Körper der Reihe nach das Verhältniſs: ⅛ : 1/12 : ⅙ : ¼ = 3 : 2 : 4 : 6 oder, das Paraboloid zwischen Kegel und Kugel eingeschaltet: 2 : 3 : 4 : 6. Es handelt sich nun darum, einen einfachen Körper zu finden, welcher mit seinem Volumen die Einheit vorstellen kann, also halb so groſs wie der Kegel bei gleicher Grundfläche und Höhe ist. Offenbar muſs derselbe eingezogene Seiten haben, und es ergibt nun eine einfache Betrachtung, daſs die gewöhnliche Parabel auch diese Aufgabe zu erfüllen im Stande ist. Läſst man nämlich denjenigen Theil der Fläche eines halben Quadrates, welchen die oben zur Bildung des Rotationsparaboloides benutzte Fläche übrig läſst, um seine längere Seite rotiren, so entsteht ein Körper, welchen ich die „parabolische Pfeilspitze“ nennen möchte. Textabbildung Bd. 237, S. 165 Die Lage des Schwerpunktes findet sich aus der Nachbarfläche einfach durch Benutzung des bekannten Satzes, daſs die Summe der Momente der Theile gleich ist dem Momente des Ganzen. Bezeichnen wir daher die ganze Fläche mit F, die rotirende mit F2 und den Abstand ihres Schwerpunktes mit z2, so ist, wenn F1 und z1 die entsprechenden Gröſsen der gröſseren Hälfte bedeuten: F2 z2 + F1 z1 = Fz oder, da F2 = ⅙ a2, F1 = ⅓ a2, z1 = ½ a - 3/16 a = 5/16 a, ferner F = ½ a2 und z = ¼ a: a2z2 + ⅓ a2 × 5/16 a = ½ a2 × ¼ a oder z2 = ⅛ a. Hieraus folgt das gesuchte Volumen V2 = ⅙ a2 × 2 × ⅛ = 1/24 πa3. Wir erhalten also das Verhältniſs: Pfeilspitze : Kegel : Paraboloid : Kugel : Cylinder 1/24 : 1/12 : : : ¼ oder 1 : 2 : 3 : 4 : 6. Die Stelle Nr. 5 auszufüllen, ist mir nicht gelungen. Dagegen hat später Hr. Dr. Holzmüller, Director der hiesigen Gewerbschule, durch Mittheilung des Obigen auf diese Verhältnisse aufmerksam gemacht, eine ganze Gruppe von Parabeln untersucht, welche – um ihre Scheiteltangente rotirend – ähnliche Körper bilden, und gefunden, daſs bei dieser Rotationsart die Parabel ½ter Ordnung die gesuchte Stelle einzunehmen im Stande ist. Damit würde dann das Verhältniſs erfüllt sein: 1 : 2 : 3 : 4 : 5 : 6. G. A. Newton's Dampfkrahn. Die nach G. A. Newton's englischem Patente von J. H. Wilson und Comp. in Liverpool ausgeführte, im Engineering, 1880 Bd. 29 * S. 299 erläuterte Construction besteht in einem Säulenlaufkrahn, mit Längs-, Quer- und Hebbewegung. Als Kraftquelle dient ein Dampfkessel, welcher auf einem kleinen Wagengestell ruht, das sich auf den Hauptträgern der Quere nach auf Schienen bewegt und welches auſserdem die Dampfmaschine, die Kohlen- und Wasservorräthe sowie die Windetrommel trägt. Der directe Antrieb der Windetrommel bewirkt die Hebung der Last, die Bewegung der Treibräder des Wagens, deren Querbewegung, während die Längsbewegung des ganzen Krahnes dadurch bewirkt wird, daſs die Laufräder der Krahnträger durch Zahnradübersetzung mit einer quergelagerten Welle verbunden sind, deren Antriebstirnrad auf einem Schlitz gleitet und von dem Kesselwagen mitgenommen wird. In der bisherigen Anordnung derartiger Krahne findet die Bewegung des letzteren Stirnrades, sowie der Windetrommel und der Laufräder des Kesselwagens durch eine einzige Dampfmaschine statt, welche durch Kegelräder und auslösbare Kupplungen ihre Arbeit je nach Einstellung auf den einen oder anderen Bewegungsmechanismus übertragen kann. Bei Newton's Laufkrahn dagegen ist für jede einzelne Bewegung eine eigene zweicylindrige Dampfmaschine angeordnet, von denen die eine mittels doppelten Stirnradvorgeleges die Windetrommel, eine zweite mittels des auf ihrer Kurbelwelle aufgekeilten Stirnrades das Antriebrad der Längsbewegungswelle in Drehung setzt und die Querbewegung endlich durch directen Antrieb der einen Laufachse des Kesselwagens erfolgt, welche zu diesem Behufe, wie bei einer Locomotive mit Innencylindern, ausgekröpft ist. Diese neue Anordnung, obwohl sie theurer wie das Einmaschinen-System ausfällt, bietet neben dem groſsen Vortheile des directen Antriebes die Möglichkeit, alle drei Bewegungen gleichzeitig vornehmen zu können. Fr. Boyd's Abstellvorrichtung für Spul- und Zwirnmaschinen bei Fadenbruch. Die von S. Boyd in Glasgow construirte Ausrückvorrichtung zeichnet sich dadurch aus, daſs jeder einzelne Gang für sich bei Bruch irgend eines der zu zwirnenden Fäden abgestellt wird. Jeder Faden ist durch einen Fühlhebel geführt, welcher bei dem Fehlen des Fadens umschlägt, wodurch die Lieferung unterbrochen und Spindel mit Spule still gestellt wird. Um die Lieferung leicht unterbrechen zu können, hat Boyd den Antrieb in die Obercylinder verlegt; die Untercylinder sind in Hebeln gelagert und werden durch Gewichtshebel angedrückt. Sobald einer der Fühlhebel umschlägt, fällt der Untercylinder ein Stück nieder. Diese Bewegung wird gleichzeitig benutzt, um die Spindelschnur von der auf der Spindel festsitzenden Scheibe auf eine darunter befindliche Losscheibe zu verlegen. In der Quelle (Textile Manufacturer, 1879 * S. 392) wird angegeben, daſs die Abstellung sehr rasch vor sich geht. Bei einem für 4-drähtigen Zwirn eingerichteten Stuhl, auf welchem während der Beobachtung 3-drähtiger Zwirn hergestellt wurde und der mit einer Geschwindigkeit von mehr als 1m,525 in 1 Secunde lief, ging das gebrochene Ende niemals weiter als 450 bis 500mm über den Fühlhebel hinaus. Dasselbe geschah, wenn eine der vorgelegten Spulen leer lief. Maillon für Webschäfte. F. Tiedtke in Peitz (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 9164 vom 7. October 1879) sucht das Aufsetzen der Kettenfäden auf die Zeugringel vollständig zu beseitigen durch das nebenstehend dargestellte Maillon. Die Helfenfäden I und II sind jeder aus einem Stück, so daſs das Verknüpfen der Unterlitze und der Oberlitze mit dem Ringel nicht mehr nöthig ist und ebenso das Verdrehen des Auges kaum mehr zu befürchten ist. Textabbildung Bd. 237, S. 166 Bachmann's Losscheiben-Schmierapparat. Wie Millet (1877 226 * 467) und Saurel (1879 231 * 13) will nun auch A. H. C. Bachmann in Linden vor Hannover (Praktischer Maschinenconstructeur, 1880 * S. 151) Losscheiben mit selbstthätigen Schmierapparaten versehen, bei welchen die Fliehkraft auf einen kleinen, in der Schmierbüchse sich bewegenden Kolben wirkt, welcher dann das Oel zum Austritt zwingt. Der Kolben ist bei dem neuen Apparat mittels eines Lederstulpens gedichtet; eine besondere Luftzuführung unter demselben ist nicht vorgesehen. Während Saurel den Oelverbrauch durch diese Luftzuführung reguliren will, bringt Bachmann zum Zweck der Aenderung der ausflieſsenden Oelmenge einen kleinen Regulirhahn im Schmierrohr des Apparates an. Herstellung gebogener Thonröhren. Ludw. Rohrmann in Krauschwitz bei Muskau O.-L. (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 9513 vom 3. Mai 1879) will schraubenförmig gebogene Thonröhren dadurch herstellen, daſs der Kern des Rohrmundstückes aus der Mitte der Mundstücköffnung verschoben wird. (Vgl. Th. Stevenson 1877 223 * 50.) Herausnehmbare Heizcylinder für Zimmeröfen. Seit vielen Jahren ist in Osnabrück und Umgegend der sogen. „Piesberger Ofen“ im Gebrauch. Derselbe besteht aus einem Blechmantel nebst Untersatz, auf welchen letzteren ein Blecheimer gesetzt wird, der auſserhalb des zu beheizenden Raumes mit Brennstoff gefüllt war. Nach dem Verbrauch des Eimerinhaltes wird ein anderer mit Kohlen gefüllter, übrigens so gestalteter Eimer eingesetzt, daſs derselbe an den betreffenden Ort paſst. Im J. 1877 stellten in Cassel F. und J. Röbbelen aus Dresden ähnliche, jedoch etwas vervollkommnete Oefen aus (vgl. 1877 226 * 4); im J. 1878 führte Hauber (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1879 * S. 187) ähnliche Oefen aus, welche, nach unserer Quelle, demselben in Bezug auf die Verwendung derselben auch patentirt sein soll. Vom 16. September 1879 ab ist endlich von Karl Wittmann in Bad Ems (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 9035) der „Herausnehmbare Heizcylinder für Zimmeröfen“ patentirt worden, welcher keinen Unterschied von der ursprünglichen Piesberger Construction erkennen läſst. Patentansprüche sind nicht genannt. H. F. Ueber den Kohlensäuregehalt der Schulluft. R. Nichols hat nach einem gef. eingesendeten Bericht vom 23. März 1880 in verschiedenen Schulen Bostons 9,4 bis 23,9 Th. Kohlensäure (auf 10000) gefunden. In den Schulen von Michigan wurden 7,3 bis 37,5 und in New-York 9,7 bis 35,7 Th. Kohlensäure nachgewiesen. A. Schottky (Zeitschrift für Biologie, 1879 S. 549) fand in den Schulen von Breslau meist 20 bis 30 Th. Kohlensäure; wurden aber bei Ofenheizung Thüren und Fenster geschlossen gehalten, so stieg der Kohlensäuregehalt sogar. Ferner fand N. T. Lupton (Chemical News, 1879 Bd. 40 S. 180) in der Luft der öffentlichen Schulen von Nashville, Tenessee 9,1 bis 32,4 Th. Kohlensäure, so daſs in dieser Beziehung die deutschen Schulen nicht besser sind als die amerikanischen. Einfluſs der Erdwärme auf die Ausführbarkeit von Hochgebirgstunneln. Um festzustellen, in welcher Abhängigkeit unter den Verhältnissen des Gotthardtunnels die Körperwärme zur Lufttemperatur und Arbeitsanstrengung steht, hat F. M. Stapff (Archiv für Physiologie, 1879 Supplementheft S. 72) zahlreiche Versuche angestellt, denen wir folgende Angaben entnehmen. Auf der Göschener Seite kamen einschlieſslich der Lampen und Zugthiere auf den Mann 127cbm,7 Arbeitsraum und in 24 Stunden 121cbm frische Luft von 25° mit 0cbm,2 Sprenggasen; 1950m vom Nordportal enthielt die Luft 20.05 Proc. Sauerstoff und 0,96 Proc. Kohlensäure, ferner 1cbm 375mg Staub 5 die relative Feuchtigkeit schwankte zwischen 97 und 100 Proc. Auf der anderen Seite kamen auf den Mann 74cbm,8 Arbeitsraum, täglich 105cbm,4 frische Luft von 28° und 0cbm,1 Sprenggase; 1460m vom Eingang enthielt die Luft 20,18 Proc. Sauerstoff und 0,30 Proc. Kohlensäure und in 1cbm 873mg Staub. Die Feuchtigkeit betrug 93,2 bis 100 Proc. Danach verhielt sich die Luftgüte von Göschenen zu der von Airolo wie 1,345 : 1. Als Anstrengung nimmt Stapff das Verhältniſs einer bestimmten geleisteten Arbeit zu einem mittleren normalen gleichzeitigen Arbeitsquantum an, welches er bei seinem Körpergewicht von 67k auf minutlich 630mk,8 berechnet, und zwar wurde die Arbeit nach der in einer gewissen Zeit gehend zurückgelegten Wegstrecke bestimmt, für 1505m bei 16m Steigung in 27 Minuten z.B. zu 1,24. Nimmt man nun an, daſs die Erhöhung ϑ der Körperwärme im geraden Verhältniſs steigt mit der Differenz Δ zwischen der Lufttemperatur und derjenigen, bei welcher die normale Körperwärme bestimmt wurde, und ferner mit der Anstrengung η, so ergeben die Beobachtungen für die Göschener Seite ϑ = 0,0642 Δ + 0,2497 η und für die Airoleser Seite ϑ = 0,0885 Δ + 0,2295 η. Die durch Anstrengung verursachte Erhöhung der Eigenwärme ist demnach trotz der verschiedenen Luftbeschaffenheit fast dieselbe, die von der Temperatur und Beschaffenheit der Luft abhängige Zunahme der Eigenwärme verhält sich dagegen, dem Luftgüteverhältniſs (0,743) entsprechend, wie 1 : 0,725. Die Zunahme der Eigenwärme durch Erhöhung der äuſseren Temperatur steht demnach im umgekehrten Verhältniſs zur Güte der umgebenden Luft. Der Mittelwerth der Anstrengung beim Eingehen in den Tunnel zu Göschenen betrug 1,142 und beim Herausgehen 0,972, die Anstrengung in der Göschener Tunnelatmosphäre also überhaupt 1,057; dagegen für Airolo beim Eingehen 0,827, beim Ausgehen 0,654, überhaupt 0,741. Andererseits betrug die Erhöhung der Eigenwärme zu Göschenen beim Eingehen im Mittel 1,06°, beim Ausgehen 1,02°, überhaupt 1,04°; zu Airolo beim Eingehen im Mittel 1,49°, beim Ausgehen 1,68°, überhaupt 1,59°. Die Anstrengung, womit man gemächlich (und ohne äuſseren Zwang) körperlich arbeitet, verhält sich demnach nahezu umgekehrt wie die gleichzeitige Erhöhung der Eigenwärme über die normale. Die Körperwärme wird hiernach schon dadurch zu einem gewissen Grade regulirt, daſs man, falls nicht besondere Ursachen Ueberanstrengung bedingen, sich instinctmäſsig desto weniger körperlich anstrengt, je mehr die Eigenwärme durch Temperatur und Beschaffenheit der umgebenden Luft an und für sich gesteigert ist. Hiernach wird die Faulheit der Südländer physiologisch begründet. Die Anstrengung eines Tunnelarbeiters schätzt Stapff auf durchschnittlich η = 2, während vorübergehend auch wohl Anstrengungen von η = 4 vorkommen können. Bei der Anstrengung η = 2 beträgt nun die Lufttemperatur, bei welcher die Eigenwärme auf die höchst zulässige Temperatur von 40° steigt, in Göschenen 45,7° und in Airolo 37,7°, bei der Anstrengung 1 dagegen 49,6 und 40,2°, für η = 4 aber nur 38,0 und 32,5°. Es ist noch bemerkenswerth, daſs nach den Beobachtungen im Gotthardtunnel die Isothermen unter Ebenen und Thälern sich einander nähern, unter Bergspitzen dagegen aus einander rücken. Unter einem Terrain, dessen Oberfläche von regelmäſsig an einander gereihten, gleich hohen und weiten Bergsätteln und Thalmulden gebildet wird, muſs deshalb in gewisser Tiefe eine horizontale Isothermenebene liegen. Ist die Oberfläche unregelmäſsig, so treten an Stelle dieser Horizontalisotherme viele solcher für je kurze Strecken der Oberfläche, welche in verschiedenen Tiefen liegen und ungleiche Temperaturstufen bezeichnen. Da in einer gewissen Tiefe des Erdinnern alle Isothermenflächen unter sich parallel und mit der Erdkugelfläche concentrisch verlaufen, was aber mit den Isothermen im Inneren der Gebirge nicht der Fall ist, so folgt, daſs die Wärmezunahmegradienten in verschiedenen Tiefen selbst derselben Verticalen nothwendig verschieden sein müssen und dies nicht nur bis zur ersten localen Horizontalisothermenfläche, sondern weiter hinab bis zur ersten generellen, der Erdkrümmung folgenden. Dieser Satz dürfte manche Widersprüche lösen, welche bisherige Temperaturbeobachtungen im Erdinneren zeigen. Für praktische Zwecke genügt wohl der Gotthard-Coefficient von 0,0207. Unterseekabel der Privatgesellschaften. Lewis Wells hat soeben eine lehrreiche Zusammenstellung über die Anlagekapitale, Erträgnisse und Ausdehnung aller der Unterseekabel-Gesellschaften veröffentlicht, welche ihren Sitz in London haben, d.h. also fast aller Unterseekabel-Gesellschaften überhaupt. Die Zusammenstellung erstreckt sich auf 17 Gesellschaften. Das Anlagekapital derselben beläuft sich auf 25 344 544 Pfd. St., ihr Reservefond auf 1 645 903 Pfd. St., die Gesammtlänge der Kabel auf 65 455 Seemeilen. An der Spitze steht die Eastern Company mit 16 325 Meilen Kabel, dann kommt die Anglo-American Company mit 12 272 Meilen. Die Dividenden liegen bei den meisten Gesellschaffen zwischen 5 und 6 Proc; drei Gesellschaften geben unter 5 Proc. und vier gar keine Dividende. Die Submarine Company gibt 18 Proc.; auf sie folgt die Great Northern Company mit nur 6⅜ Proc. Kosten der elektrischen Beleuchtung in Blackpool. In dem englischen Seebade Blackpool wird seit 18. September 1879 die groſse Promenade von etwa 850m Länge und 120m Breite mittels 6 groſser Siemens'scher Lampen beleuchtet. 4 Lampen auf der Promenade sind je 100m von einander entfernt und 2 Lampen am Hafendamm etwa 120m vom Ufer. Alle Laternen sind in einer Höhe von 17m über dem Boden angebracht. In einem soliden Holzgebäude, etwa 120m von der Promenade entfernt, ist eine 16e-Dampfmaschine mit 7 elektrischen Maschinen (1 in Vorrath) aufgestellt. Ein eingehenderer Bericht über Anlage und Unterhaltungskosten (vgl. 1879 231 553), letztere nach 3monatlichem Betrieb, ist von W. Chew im Engineering, 1880 Bd. 29 S. 312 veröffentlicht. Die Kosten der Anlage belaufen sich im Ganzen auf etwa 55 900 M., oder für die Lampe auf rund 9300 M.; darin sind enthalten: für zwei 16e-Maschinen und Kessel 11960 M., für 7 Siemens-Maschinen 16 000 M., für 7 Siemens-Lampen und 6 Glaslaternen nebst Zubehör 4300 M., für 8050m Leitungsdraht 11120 M., für das Maschinenhaus 4000 M. Die Lampen brennen jährlich 240 Nächte zu 5 Stunden, mithin 1200 Stunden. Die Beleuchtungskosten für die Stunde sind folgendermaſsen angegeben: Zinsen und Amortisation für die Anlage 35 Pf. Unterhaltung und Betrieb der Dampfmaschinenanlage 77 Betrieb und Unterhalt der Lichtmaschinen, Leitungen und Lampen 70 Für Kohlenstifte 23 –––––––– 205 Pf. Chew stellt auch eine vergleichende Berechnung auf für die elektrische Beleuchtung mit Jablochkoff'schen Kerzen, wie sie sich in Westgate mit 6 elektrischen Kerzen und in London am Themsequai mit 20 Kerzen ergeben hat. Hiernach kostete die Anlage für eine Jablochkoff'sche Kerze in Westgate 3666, in London 2000 M. und der Betrieb bei jährlich 1000 bis 1200 Brennstunden in Westgate 1,20 und in London 0,69 M. Ueber die Verbrennungsproducte des Leuchtgases. Entgegen der gewöhnlichen Annahme, daſs beim Brennen einer Leuchtgasflamme Ozon gebildet werde (vgl. 1874 213 * 130), zeigt L. T. Wright (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 169), daſs die dabei beobachtete Bläuung von Jodkaliumstärkepapier von Salpetrigsäure herrühre, die beim Verbrennen von Ammoniak haltigem Leuchtgas entsteht. Zur Kenntniſs des Holzöles. A. Atterberg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 879) hat in dem bei der trocknen Destillation des kienigen Fichtenholzes gewonnenen Holzöl auſser den beiden Terpenen, Australen und Sylvestren, noch Furfuran oder Tetraphenol, welches bei 32° siedet und einen bei 63° siedenden Körper, Sylvan C5H6O, nachgewiesen. Die über 65° siedenden Antheile des Holzölvorlaufes enthalten die weiteren Homologen des Furfurans und Sylvans neben verschiedenen Oxydationsproducten. Herstellung von Cigarren mit Papierspitzen. Nach F. Germershausen in Bremen (D. R. P. Kl. 79 Nr. 10 113 vom 20. December 1879) werden die in gewöhnlicher Weise hergestellten Wickel etwa 2cm weit in aus Pergamentpapier gefertigte Spitzen gesteckt, in welche vorher ein Kugelchen Watte geschoben ist, um Nicotin, Staub u. dgl. zurückzuhalten. Dann versieht man die Cigarren so weit mit Deckblatt, daſs der Rand des Pergamentpapiermundstückes davon bedeckt ist. Hauptzweck dieser Vorrichtung ist Ersparung an Deckblatt. Ueber Milchaufrahmung mit Oberkühlung. C. Thiel hat in der Milchzeitung, 1880 S. 287 ein Aufrahmverfahren mit Oberkühlung angegeben, welches darauf beruht, daſs die Milchgefäſse zunächst in Kühlwasser gesetzt werden, wie beim Swartz'schen Verfahren, dann aber werden auf die Aufrahmgefäſse flache, mit Eis und Salz gefüllte Behälter aufgesetzt. Es wurden nun je 300l Milch nach den folgenden Verfahren zur Aufrahmung derart gleichmäſsig behandelt, daſs der gewonnene Rahm nach Zusatz von 25k frischer Milch und 5k Setzmilch zum Ansäuern verbuttert wurden. Dabei wurden folgende Resultate erhalten: Rahmk Milchzu 1 kRahm Butterk MilchzuButter Holsteinisches Bütten verfahren 64,0 4,70 11,75 28,08 Destinon'sches Verfahren 60,0 5,00 11,55 28,57 Swartz'sches System mit Wasserkühlung 45,0 6,66 11,30 29,20 Swartz'sches System mit Eiskühlung 55,0 5,45 12,60 26,20 Thiel's Aufrahmapparat 50,5 5,94 12,40 26,60 Zur Herstellung von Essig. Nach F. Michaelis in Luxemburg (* D. R. P. Zusatz Kl. 6 Nr. 9231 vom 16. October 1879) kann man bei seinem Drehessigbilder (1879 234 * 215) den Lattenrost fortlassen und das ganze Faſs voll Späne packen; nur muſs man vor der inneren Einmündung der Lufthähne Kappen von Korbgeflecht anbringen, um den freien Durchzug der atmosphärischen Luft zu sichern. Apparat zur Weinconservirung. Um den Wein zu erhitzen, bringt ihn R. Avenarius in Gaualgesheim, Hessen (* D. R. P. Kl. 6 Nr. 9581 vom 1. August 1879) in ein auf Gleitschienen rollendes und im Inneren mit Querwänden versehenes Faſs, durch dessen Boden glasirte Eisenröhren gehen. Durch diese wird erst Dampf dann Kühlwasser geleitet. Ueber die Gerbsäure der Eichenrinde. C. Etti (Monatshefte für Chemie, 1880 S. 262) hat gepulverte Eichenrinde mit verdünntem Weingeist warm ausgezogen, den Auszug mit Aethyläther versetzt und dann wiederholt mit Essigäther ausgeschüttelt. Die nach dem Abdestilliren des Aethers zurückbleibende rothe Flüssigkeit setzt einen gelblich weiſsen, krystallinischen Niederschlag von Ellagsäure C14H10O10 ab. Beim Eindampfen des davon getrennten Filtrates bleibt ein röthlich weiſses Pulver zurück, welches aus Gerbsäure besteht mit wenig Phlobaphen, amorphem Harz und Gallussäure. Zur Abscheidung der letzteren zwei Substanzen wird die Gerbsäure mit Weingeist freiem Aether so oft ausgezogen, als dieser noch nach dem Abdampfen einen krystallinischen Rückstand zurückläſst. Zur Beseitigung des Phlobaphens zieht man die Gerbsäure mit einem Weingeist freien Gemische von 3 Th. Essigäther und 1 Th. Aethyläther aus. Das Phlobaphen bleibt ungelöst zurück. Nachdem aus der ätherischen Lösung der Aether abdestillirt ist, wird der Rückstand auf dem Wasserbade zu völliger Trockne eingedampft, wobei dann die reine Gerbsäure C17H16O9 als röthlich weiſses Pulver zurückbleibt. In weingeistiger Lösung gibt Bleiacetat einen gelben Niederschlag, Eisenchlorid fällt dunkelblau. Die Lösung in sehr verdünntem Weingeist fällt Leim. Die Gerbsäure kann ohne Zersetzung bei 130° erhitzt werden, geht aber bei 140° in das Anhydrid C34H30O17 über. Dasselbe bildet ein braunrothes Pulver, ist wenig löslich in Wasser, leicht in Weingeist und Alkalien, unlöslich in reinem Essigäther und Aether. In reinem Ammoniak gelöst, fällt Chlorbarium die Verbindung C34H28BaO17. Dieses Anhydrid findet sich auch in der Eichenrinde und wird aus dem wässerigen oder weingeistigen Auszüge derselben, nachdem die Gerbsäure mit Essigäther ausgeschüttelt wurde, auf folgende Weise erhalten. Man dampft den Auszug auf dem Wasserbade auf ein geringes Volumen ein und verdünnt den Rückstand mit Wasser, wobei in der Kälte ein rother Niederschlag ausfällt, der sich auf Zusatz von Salzsäure vollständig absetzt. Den auf einem Filter gesammelten und gut ausgewaschenen Niederschlag löst man zur Reinigung in Weingeist auf und fällt die filtrirte Lösung wieder mit Wasser unter Zusatz von Salzsäure. Diese Operation wiederholt man, bis der Niederschlag sich aschenfrei zeigt. Der mit Wasser sorgfältig ausgewaschene Niederschlag, das sogen. Eichenrinden-Phlobaphen, hat getrocknet das nämliche Ansehen, dieselben Eigenschaften und die gleiche Zusammensetzung wie das aus der Gerbsäure der Eichenrinde durch Erhitzen auf 140° dargestellte Anhydrid, welches aus diesem Grunde mit dem soeben genannten Phlobaphen für identisch erachtet werden muſs. Längere Zeit mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure gekocht, gibt es ein in Wasser unlösliches braunrothes Pulver C34H28O16. Wird reine Gerbsäure mit verdünnter Schwefelsäure gekocht, so scheidet sich ein rother Niederschlag, Eichenroth genannt, ab, welcher in Wasser unlöslich, in Weingeist und Alkalien leicht löslich ist und die Formel C34B26O15 hat. Durch Kochen mit Kalilauge oder Natriumamalgam geht die Gerbsäure in Anhydrid über. Besonders bemerkenswerth ist, daſs sich aus der Eichenrinden-Gerbsäure kein Zucker abspalten läſst, daſs sie daher, entgegen der bisherigen Annahme, nicht zu den Glucosiden gehört. Beim Erhitzen mit Säuren im Rohr bildet sie keine Phenole, sondern auſser Anhydrid nur Gallussäure und eine geringe Menge brennbares Gas, so daſs die Gerbsäure vielleicht als Gallussäure aufzufassen ist, in welcher nach Austritt von Wasser und Wasserstoff Methyl eingetreten ist. Reinigung des Rübensaftes mit Kieselsäurehydrat. Nach G. Vibrans in Uefingen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 9664 vom 2. Juli 1879) wird der erhitzte Saft mit 0,5 bis 2l Kieselsäurehydrat von 10° B. auf je 100l gemischt, dann wird 0,4 Proc. Kalk zugesetzt und das Ganze aufgekocht. Der Niederschlag wird abgepreſst, das Filtrat wie sonst üblich behandelt. Zusammensetzung von Leinsamen verschiedenen Ursprunges. Nach den Analysen von R. Wollny (Milchzeitung, 1880 S. 286) enthielt Schlaglein aus: Petersburg 23,6 Proc. Eiweiſs 34,9 Proc. Fett Calcutta 17,5 40,6 Archangel 20,1 35,1 Bombay 18,1 39,6 Taganrog 25,2 37,2 Herstellung von essigsaurer-weinsaurer Thonerde. J. Athenstädt in Bad Essen (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 9790 vom 21. November 1879) mischt essigsaure Thonerdelösung mit so viel Weinsäure, daſs sich die Flüssigkeit unzersetzt eindampfen und wieder auflösen läſst. Dieselbe soll als antiseptisches Mittel Verwendung finden. Zur Untersuchung der Bleikammergase. G. E. Davis (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 188) saugt die sauren Gase durch eine Lösung von Wasserstoffsuperoxyd in Wasser. In einem Drittel dieser Lösung wird die Gesammtsäure alkalimetrisch und die gebildete Schwefelsäure mit Chlorbarium bestimmt, im zweiten Drittel nach der Behandlung mit Kaliumpermanganat das Chlor mit Silber titrirt und im Rest die Stickstoff-Sauerstoffverbindungen nach dem Ausfällen des Chlores mit Silbersulfat mittels Quecksilber und Schwefelsäure nach Crum bestimmt. Zur Untersuchung der atmosphärischen Luft. F. Cohn und Miflet haben mittels einer Wasserstrahlluftpumpe die auf Bacterien zu untersuchende atmosphärische Luft durch Lösungen von Malzextract oder Fleischextract gesaugt, die Flüssigkeiten 3 Tage bei 30° stehen lassen und nun mikroskopisch untersucht. Sie fanden so in der Luft zahlreiche entwicklungsfähige Bacterienkeime, bis jetzt aber nicht Bacterium Termo, Spirillum und Spirochaete. Besonders reich war die Luft aus Cloaken an Bacterien. (Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. 3 Heft 1 S. 119). Zur Kenntniſs des Arsens und Antimons. E. G. M. Conechy (Chemical News, 1880 Bd. 41 189) findet, daſs Arsenik zwischen 446 und 457° sublimirt. J. P. Cooke (daselbst S. 201) bestimmte das Atomgewicht des Antimons aus dem Antimonbromid zu 120 (vgl. F. Keſsler 1879 233 84). Bestimmung der Halogene in Chloraten, Bromaten und Jodaten. F. Fleiſsner (Monatshefte für Chemie, 1880 S. 313) kocht die chlorsauren, bromsauren und jodsauren Verbindungen mit Zinkstaub, filtrirt und bestimmt in der Lösung das Chlor, Brom und Jod in bekannter Weise mit salpetersaurem Silber. Einwirkung von Oxalsäure und Schwefelsäure auf Naphtol. Durch Erwärmen von 2 Th. Naphtol mit 1 Th. concentrirter Schwefelsäure und 1 Th. entwässerter Oxalsäure erhielt M. Honig (Monatshefte für Chemie, 1880 S. 251) eine dunkel violettblaue harzartige Masse, welche nach dem mehrfachen Auskochen mit Alkohol und Umkrystallisiren aus Chloroform blaſsrosa gefärbte Krystalle von Dicarbonyldinaphtylen C22H12O2 gibt. Sie sind unlöslich in Alkohol, Aether und Benzin, schwer löslich in kochendem Eisessig und in Chloroform. Mit Kali geschmolzen, geht der Körper in C22H14O3 über und beim Behandeln mit Chlor bildet sich C22H10Cl2O2. Schwarze Buchdruckfarbe, die auch als Aetzgrund dienen kann. H. Günther in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 9566 vom 28. October 1879) mischt 40 Th. Pech oder Asphalt, 28 Th. Theeröl, 8 Theile einer Verbindung von Anilinviolett mit Säuren der Fettsäurereihe und 24 Theile des Destillationsrückstandes von Harzol.