Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 238, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 434
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Miscellen. Miscellen. Girard-Turbinen mit Ventilation im Stauwasser. Um bei Girard-Turbinen auch das etwa im Stauwasser arbeitende Laufrad ventiliren zu können (vgl. 1880 236 * 97), bringen R. Laudien und B. Speiser in Königsberg i. Pr. (* D. R. P. Kl. 88 Nr. 10661 vom 6. August 1879) zwischen dem Laufrad und seinem Schützenteller eine Luftkammer an, welche durch ein die Turbinenachse umhüllendes Rohr mit der Luft oder Wasser in Verbindung steht. Aus dieser Kammer tritt die Luft entweder durch seitliche Oeffnungen im Radkranz in die Laufradzellen ein, oder sie gelangt in dieselben gleichzeitig mit dem Aufschlagwasser durch die Eintrittsöffnungen dieser Zellen, welche zu diesem Zweck etwas breiter gehalten sind als die Ausmündungen der Leitzellen. Die erwähnte Anordnung des Luftzuführungsrohres laſst sich nur bei Radialturbinen mit innerer Beaufschlagung nicht ausführen. Für diesen Fall ist in der Patentschrift eine besondere Aenderung angegeben. Reibungskupplung für Locomotiven. L. Holt und G. P. Harding in Paris (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 9888 vom 29. Juli 1879) patentirten eine Reibungskupplung für Locomotiven, dazu bestimmt, um im Bedürfniſsfalle auch die ungekuppelten Laufräder für die Adhäsion wirksam zu machen. Zu diesem Zwecke wird die Laufachse mit der Treibachse, anstatt durch Kuppel Stangen, durch ein Reibungsrad in Verbindung gebracht, welches zwischen die beiden Räder eingepreſst wird. In der Skizze der Patentschrift geschieht dies durch eine Fuſstrittbewegung seitens des Führers, wie es sich vielleicht für kleine Straſsenbahnmaschinen durchführen lieſse; bei gröſseren Locomotiven wäre auch ein eigener Cylinder, wie bei den Dampfbremsen empfehlenswerth. Die erforderlichen groſsen Reibungsdrücke beanspruchen selbstverständlich die ganze Rahmenconstruction empfindlich und lassen die Anwendung dieser Reibungskupplung nur als einen Nothbehelf erscheinen. Treibriemen von G. Elteste in Berlin. Der Erfinder (D. R. P. Kl. 47 Nr. 10414 vom 16. September 1879) will flach gedrückte Schlauchgewebe als Treibriemen anwenden. Die inneren Seiten desselben sollen gummirt und dadurch mit einander verbunden werden. Verbessertes Richtscheit von W. Wedding in Berlin. Im Verein zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Berlin legte W. Wedding (vgl. Sitzungsberichte, 1880 S. 150) ein Instrument vor, welches, für Bauhandwerker bestimmt, dazu dient, rechte Winkel anzulegen. Dasselbe ist im Wesentlichen ein Richtscheit, in dessen eine Fläche ein kleiner Spiegel eingelassen ist. Textabbildung Bd. 238, S. 434 Es ist ersichtlich, daſs, wenn man ein Loth so hält, daſs man von demselben aus sein Spiegelbild auf der durch eine Marke bezeichneten Stelle des Spiegels erblickt, die Linie zwischen dem Loth und dieser Marke rechtwinklig gegen die Richtung des Richtscheits liegt, oder daſs, wenn man von jener Marke aus eine Schnur so spannt, daſs ihr Spiegelbild ihre gerade Verlängerung bildet, auch diese Schnur direct diese gewünschte rechtwinklige Linie angibt. Der Spiegel kann sich auf der Mitte oder für das Anlegen von Ecken auch am Ende des Richtscheits befinden. Ein solches Richtscheit kann auch anstatt der Setzwage benutzt werden, wenn man die Spiegelseite nach oben legt und dasselbe so richtet, daſs das Spiegelbild die geradlinige Fortsetzung einer darüber gehaltenen Lothschnur bildet. Für den praktischen Gebrauch ist dieses Instrument einfacher und zeigt genauer als der Winkel der Maurer und Zimmerleute oder das übliche Abstecken des Dreieckes mit dem Seitenverhältniſs von 3 zu 4 zu 5. Verfahren zur Herstellung von gemusterten, durchbrochenen oder durchscheinenden Platten. Die Einarbeitung von durchbrochenen bezieh. durchscheinenden Mustern in Platten geschah bisher immer nach einem Gesammtmuster. E. Lutze in Berlin (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 10985 vom 11. April 1880) benutzt zu diesem Zwecke zwei von einander unabhängige Theilmuster, die jedes für sich – und zwar von jeder Seite eines – in die Platte durch Fräsen, Bohren, Drehen u.s.w. eingearbeitet werden. Wenn nun diese beiderseitige Bearbeitung sich jedesmal bis auf ein Geringes über die Hälfte der Plattenstärke erstreckt, entsteht an den beiderseits bearbeiteten Stellen eine Durchbrechung, welche das Gesammtmuster als eine Combination des Vorder- und Rückenmusters zum Ausdruck bringt. Will man keine durchbrochenen, sondern nur durchscheinende Muster erzielen, so dehnt man die beiderseitige Ausarbeitung der Platte nicht bis zur Hälfte der Plattenstärke aus. Dieses Verfahren ist auch zur Herstellung von Formen für gegossene oder gepreſste Gegenstände anwendbar, indem man die Theilmuster auf der inneren und äuſseren Form anbringt. Ein Versetzen oder Verdrehen der einen Form bringt dann beim Fabrikat stets ein neues Gesammtmuster zum Vorschein. Das Verfahren scheint namentlich vortheilhaft anwendbar auf Gegenstände, welche auſsen und innen gerippt sein können, z.B. Schalen, Körbe u. dgl. Mittel zur Verhütung der schädlichen Folgen bei Rohrbrüchen von Hauswasserleitungen. Um die in Folge von Rohrbrüchen entstehenden Ueberfluthungen der Hausräume zu verhindern, schlägt W. Weiſsbarth in Offenbach a. M. (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 10399 vom 17. Februar 1880) vor, die ganze Hauswasserleitung, welche in ihren Zweigen Gefälle nach dem Hauptstrang haben muſs, in genügend weite Zinkblechröhren einzulegen, in denen das bei einem Rohrbruch ausströmende Wasser in den Abzugskanal abflieſsen kann. Diese Umhüllungsrohre sind nach Art der Kandelrohre unverlöthet in einander geschoben und in jedem Stockwerk mit schmalen, langen Thüren versehen, durch welche hindurch man Reparaturen des Wasserleitungsrohres leicht vornehmen kann. – Wenn auch diese Vorrichtung neben der nicht zu unterschätzenden absoluten Sicherheit gegen das Ueberfluthen der Wohnräume noch den Vortheil bietet, durch die Umhüllungsrohre künstlich erwärmte Luft strömen zu lassen und so ein Einfrieren der Rohrleitung zu verhindern, so wird sich wohl seiner allgemeinen Einführung der vermehrte Kostenpreis hemmend entgegenstellen. Herstellung von elastischer Walzenmasse. J. Burbridge, R. C. Thorpe und Th. Oakley in Tottenham (D. R. P. Kl. 39 Nr. 10681 vom 12. August 1879) wollen eine Masse, welche sich als elastische Bekleidung für Wring- und Waschmaschinen walzen, sowie für lithographische und andere Druckzwecke eignet dadurch herstellen, daſs sie 1,5 bis 2k leinene oder baumwollene Lumpen zerkleinert mit 3k geschwefeltem Leinöl und 0k,5 Pech oder Harz mischen. Die mittels heiſser Walzen bearbeitete Masse wird in einer geeigneten Form um die Spindeln gegossen und die so dargestellte Walze 3 Stunden lang auf 150° erwärmt. Sicherheitsvorrichtung für Theerdestillationen. J. Vaughan (Engineer, 1880 Bd. 49 S. 298) schlägt vor, die Destillirblase durch ein bis fast auf den Boden reichendes weites Rohr mit einem tiefer gelegenen leeren Gefäſs zu verbinden. Steigt nun in Folge einer Verstopfung der Kühlschlange der Druck in der Blase, so preſst er den Theer durch dieses an seiner höchsten Stelle mit einem Ventil versehene Sicherheitsrohr in den leeren Behälter, so daſs jede Explosionsgefahr verhütet ist. Verfahren zum Ausfüttern der Bessemerbirne. Nach G. E. Bering in Lockleys bei Welwyn, England (D. R. P. Kl. 18 Nr. 10762 vom 22. August 1879) werden von der cylindrischen Birne Haube und Boden abgenommen, dann wird ein schwach conischer Dorn in die Birne eingeführt und um diesen herum das Futtermaterial eingestampft. Nun wird der Dorn durch die Birne gedrückt und dadurch das Futtermaterial gegen die Seitenwandungen der Birne gepreſst. Herstellung von hämmerbarem Nickel. Nach J. Garnier (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 331) ist das geschmolzene Nickel lediglich wegen seines Gehaltes an absorbirtem Sauerstoff brüchig. Diese unangenehme Eigenschaft wird beseitigt, wenn man das Nickel mit Mangan zusammenschmilzt, besser aber noch Phosphor hinzufügt. Zu diesem Zweck wird dem Nickel eine entsprechende Menge Phosphornickel zugesetzt, welches durch Schmelzen eines Gemenges von phosphorsaurem Kalk, Kieselsäure, Kohle und Nickel erhalten wird. Der Phosphor macht bei einem Gehalt von 0,3 Proc. das Nickel weich, hämmerbar- auſserdem gibt Phosphor haltiges Nickel mit Kupfer und Eisen werthvolle Legirungen (vgl. Fleitmann 1880 237 80). Ueber die Einwirkung des Wassers auf Zink, Kupfer und Blei. X. Roques bestätigt im Bulletin de la Société chimique, 1880 Bd. 23. S. 499 die schon früher (1876 219 457) gemachten Beobachtungen, daſs reines Zink, Kupfer und Blei von gewöhnlichem Wasser, von Bicarbonaten und Chloriden nur wenig angegriffen werden, stärker jedoch, wenn gleichzeitig mehrere Metalle zugegen sind. Die Zerstörung namentlich des Zinkes wird durch die Gegenwart von Stickstoff haltigen organischen Stoffen und Ammoniak, mehr noch durch freien Sauerstoff begünstigt. Ueber die Zusammensetzung der Zuckerrübensamen. H. Pellet und M. Liebschütz (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1363) haben 4 Sorten Zuckerrübensamen gemischt und untersucht; 100 Körner des Gemisches wogen 2g,083; ihre Zusammensetzung war folgende: Bestandtheile Hülse Kern GanzerSamen Auf100 Th.Substanz Auf100 Th.Asche Auf100 Th.Substanz Auf100 Th.Asche WasserKieselsäure und UnlöslichesPhosphorsäureSchwefelsäureChlorKaliNatronKalkMagnesiaSalpetersäureAmmoniakStickstoffhaltige, durch siedendes   Wasser gerinnende SubstanzFett und FarbstoffeStärke, DextrinCelluloseLösliche ProteinstoffeUnbestimmtKohlensäure   14,000    4,869    0,340    0,596    0,283    2,690    1,267    2,090    2,344    0,063    0,134    9,420    2,000  13,729  26,000    3,750  16,488   29,530    2,063    3,614    1,718  16,293    7,684  12,680  14,215  12,590   11,000    0,142    0,898    0,225    0,147    1,020    0,550    1,180    0,703  Spur    0,103    8,230    5,536  18,071  20,830    4,293  27,105     2,600  16,410    4,120    2,695  18,617  10,047  21,530  12,838  11,750   11,446    0,845    0,815    0,280    0,167    1,268    0,657    1,315    0,947    0,009    0,108    8,406    5,010  17,425  21,600    4,211  25,526 GesammtSauerstoff für Chlor 100,063    0,063 100,387    0,387 100,033    0,033 100,607    0,607 100,035    0,035 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 Die Samenkörner bestanden aus 14,87 Proc. Hülsen und 85,13 Proc. Kernen; erstere sind reich an Aschebestandtheilen, während die Kerne mehr Fett and Stärke enthalten. Ueber die Zusammensetzung der Chunos. Die Peruaner auf dem Hochgebirge stellen ein Nationalgericht aus gefrorenen Kartoffeln her, welches sie Chuno nennen. Die rohen Kartoffeln werden einige Zeit in Wasser gelegt, dann einige Tage starkem Frost ausgesetzt, nun gewaschen und getreten, wobei die Schale abfällt, worauf die Knollen in der Sonne oder durch Ofenwärme getrocknet werden. Die trockenen harten Knollen werden gekocht, in dünne Scheiben geschnitten und mit viel spanischem Pfeffer versetzt gegessen. Eine nach Wien gelangte Probesendung dieser Chunos hatte nach Meiſsl (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1880 S. 278) folgende Zusammensetzung: WasserStärkeProteïnRohfaserFettAsche   13,030  81,844    2,313    1,133    0,182    0,356 Gesammtstickstoff = 0,400 Proc., inWasser lösl. Stickstoff = 0,030 Proc. In Wasser lösl.   Bestandtheile     1,142 0,400 Zucker0,141 Asparagin0,601 lösliche Stärke, Dextrin, lös-     liche Aschebestandtheile u.s.w. ––––––– 100,000. Danach scheinen die Knollen vor dem Trocknen mit Wasser behandelt zu sein, da europäische Kartoffeln mehr lösliche Stoffe enthalten. Vielleicht werden die Chunos nächstens als Rohstoffe für die Herstellung von Stärke, Dextrin und Spiritus eingeführt. Borweinsäure zum Conserviren von Fleisch. Ph. Artimini in Florenz (D. R. P. Kl. 53 Nr. 11027 vom 25. November 1879) erhitzt 2 Th. Weinsäure mit 15 Th. Borsäure und löst von dem angeblich entstandenen Doppelsalz 12 bis 15 Th. in 1000 Th. Wasser, welches durch Einlegen von Muskatnuſs aromatisch gemacht ist. Diese Lösung wird in die Arterien gepumpt, dann das Thier zerkleinert, worauf man die einzelnen Stücke einige Stunden in die Flüssigkeit eintaucht und schlieſslich an der Luft trocknet. Gegen die Phylloxera. Poirot (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 607) hat gefunden, daſs die Phylloxera den Geruch der Wermuthpflanze (Absinth) nicht ertragen kann. Er empfiehlt daher den Anbau dieser Pflanze. Zur Beschleunigung der Alkoholgährung. Bekanntlich wird die Gährung durch den gebildeten Alkohol verlangsamt und schlieſslich unterbrochen. J. Boussingault (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 373) hat nun eine mit Hefe versetzte Zuckerlösung auf 40° erwärmt, dann in dem Gefäſse die Luft bis fast zum Siedepunkt des Alkohols verdünnt und die entwickelten Dämpfe mit Eis verdichtet. Dadurch gelang es, innerhalb 6 Stunden den Zucker völlig zu vergähren, während ohne diese Entfernung des gebildeten Alkohols in derselben Zeit kaum ¼ des Zuckers vergohren war. Ueber die Zusammensetzung der in Mälzereien und Bierbrauereien verwendeten Wasser. Aus einer gröſseren Arbeit von A. Belohoubek: Ueber den Einfluſs der geologischen Verhältnisse auf die chemische Beschaffenheit des Quell- und Brunnenwassers (Prag 1880) stellen wir in nachfolgender Tabelle die Analysen der zur Herstellung von Malz, Bier und Spiritus verwendeten Wasser zusammen: Brunnen- o. Quellew. 1l enthält Milligramm Kalk CaO Magnesia MgO Kali K2O Natron Na2O Eisenoxyd Fe2O3 Kieselsäure SiO2 Schwefelsäure SO3 Salpetersäure N2O3 Chlor Gesammtrückstand GeologischeFormation Br Bürgerliche Brauerei Pilsen   78   37 10 10   59   24   198 Huron Q Actienbrauerei Pilsen   46   22 8 11   8   3   40   16   120 Br Urban's Brauerei Unhoscht   85   23   3   9   13   10   305 Br Malzfabrik Podbaba 116 100   2 12 129   28   670 Silur Br Actienbrauerei Smichow 181   55   1 16 119 44   55   670 Br Brauerei Ober-Krc 315   99 486   22 1200 Br Spiritusfabrik Dobris 155   51     2   63   920 Br Brauerei Märisch-Trübau   73   27     5     6   215 Kreide Br Brauerei Klein Rohosetz 146   20   21   10   310 Q Brauerei Chval 101   19   17   47   574 Br Brauerei Chval   90   26   15   51   495 Br Alt Bunzlau 108   31   19   50   776 Br Brandeis a. d. E. 241 174 137 116 1225 Br Böhmisch Skalitz   25     7   10   22   113 Br Trzenica, Galizien 174   47   29   20   487 Eoce Br Städtische Brauerei Strakonitz 108   60     7   18   370 Br Griefskirchen, Oberösterreich.   95   81   21   46   498 Ueber die Düngung mit Kalisalzen. Die Thatsache, daſs die Staſsfurter Kalisalze, die billigste und bisher vorwiegend gebräuchliche Form der Kalidüngung, auch auf Böden, in welchen nach der landwirthschaftlichen Behandlung sowohl, als nach der chemischen Analyse ein verhältniſsmäſsiger Mangel an Kali vorausgesetzt werden darf, dennoch nicht entsprechend günstig wirken, erklärt A. Mayer in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1880 Bd. 26 S. 77 dadurch, daſs das Verhältniſs der Basen und Säuren unter den unverbrennlichen Bestandtheilen der Pflanzen ein anderes ist als in mineralischen Düngergemischen, welche reich sind an Staſsfurter Salzen. Die Schwierigkeiten, welche sich in Folge dessen bei der Assimilation dieser Düngergemische einstellen, sind die Ursache der geringen landwirthschaftlichen Nutzbarkeit der Staſsfurter Salze. Die Asche unserer landwirthschaftlichen Kulturpflanzen ist Kohlensäure haltig, d.h. in Bezug auf ihre mineralischen Bestandtheile basisch; die Staſsfurter Kalisalze sind dagegen neutral. Die Pflanze erhält daher gleichzeitig mit den dringend erforderlichen Basen, Kali und Magnesia, auch Salzsäure und Schwefelsäure, für welche sie in solcher Menge keine Verwendung hat und die daher mühsam nach auſsen abgeschieden werden müssen, oder welche, mit basischen Stoffen in der Pflanze vereinigt, viele organische Leistungen dieser Basen erschweren oder verhindern. Geschmacksverbesserung der entbitterten Lupinen. Bei der Röstung der entbitterten Lupinen (1880 235 246) zur Herstellung von Kaffee-Ersatz bildet sich ein unangenehm schmeckendes und riechendes Röstproduct, welches man nach G. H. E. Bering in Bromberg (D. R. P. Kl. 53 Zusatz Nr. 11242 vom 7. October 1879) dadurch vermeidet, daſs man die entbitterte Lupine vor dem Brennen einige Stunden in einer Kochsalz haltigen Johannisbrodabkochung weicht, dann in einer gut schlieſsenden Trommel röstet. Ueber das Alkannin. G. Carnelutti und R. Nasini (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1514) haben das durch Ausziehen der Wurzel von Anchusa tinctoria mit Petroleumäther hergestellte käufliche Alkannin mit schwacher Kalilauge ausgezogen, die indigblaue Lösung mehrere Mal mit Aether geschüttelt, welcher eine zwiebelrothe Substanz aufnimmt, den reinen Farbstoff mittels Kohlensäure gefällt, im Vacuum getrocknet, in Aether gelöst und diesen verdunstet. Das so gewonnene Alkannin stellt eine dunkel braunrothe, leicht zerreibliche Masse mit metallischem Reflex dar, welche unter 100° erweicht, ohne einen bestimmten Schmelzpunkt zu haben. Es ist in den meisten Lösungsmitteln nicht besonders leichtlöslich, am besten noch in Eisessig und Chloroform. Seine alkoholische Lösung wird auch nach mehrstündigem Kochen und nach längerem Verweilen am Tageslichte nicht merklich verändert. Die Analyse führt zur Formel C15H14O4, welche von denen Pelletier's, C17K10O4,Bolley und Wydler's, C35H20O8, bedeutend abweicht. Dies erklärt sich daraus, daſs letztere weder die in Aether lösliche zwiebelrothe Substanz, noch die durch Salzsäure, aber nicht durch Kohlensäure aus der alkalischen Lösung fällbare rothbraune Säure abgeschieden haben. Ueber die Nachweisung von Blutflecken. Um bei der Untersuchung von Blutflecken vor Irrthümern durch Blaufärbung des Guajakharzes durch Metallchloride gesichert zu sein, soll man nach D. Vitali (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1887) in folgender Weise verfahren. Der Fleck wird mittels Wasser oder, wenn er sehr alt ist oder die Anwesenheit von Eisensalzen nicht ausgeschlossen scheint, mit verdünntem Alkali, welches vollkommen frei von Stickstoffsäuren sein muſs, ausgezogen, der Auszug in letzterem Falle mit Essigsäure schwach übersättigt und mit ein wenig alkoholischer Guajakharzlösung vermischt. Tritt nach Verlauf einiger Zeit keine Blaufärbung ein, so wird etwas Terpentinöl zugefügt, welches nach dem Schütteln entweder sogleich oder, bei gröſserer Verdünnung, in kurzer Zeit die bekannte Blaufärbung bei Gegenwart von Blut bewirkt. Die Reaction wird bedeutend durch Erwärmen unterstützt, so daſs sie noch eintritt bei einer Verdünnung des Blutes auf 1 zu 100000 Millionen. Sie ist auch noch bei ganz alten Blutflecken und bei gefaultem Blute anwendbar. Wenn man die Guajakharzlösung zur Blutlösung fügt, so wird übrigens aller Blutfarbstoff mit dem Harze niedergeschlagen und kann, soweit die sehr feine Vertheilung des Harzes dies zuläſst, abfiltrirt werden. Zur Lichtmessung. A. Downes (Chemical News, 1880 Bd. 42 S. 178) schlägt vor, zur Messung des Sonnenlichtes in längeren Zeiträumen eine Zehntelnormal-Oxalsäurelösung zu verwenden. Je nach der Stärke des Lichtes wird sich, innerhalb einer Woche etwa, eine gewisse Menge Kohlensäure gebildet haben (vgl. 1880 235 84). Herstellung farbiger photographischer Transparentbilder. Nach W. Rückert in Liebenwalde (D. R. P. Kl. 57 Nr. 10676 vom 4. März 1880) bringt man auf eine wagrecht gelegte Glasplatte ein angefeuchtetes Stück Papier, übergieſst es mit einer Lösung von 1 Th. Gelatine in 3 Th. Wasser, läſst trocknen, taucht in eine Lösung von 1 Th. dichromsaures Kalium 20 Th. Wasser, copirt, überträgt und entwickelt das Bild wie in dem bekannten Kohleproceſs. Das so erhaltene, kaum sichtbare Bild taucht man in eine 12,50 warme Lösung von 1 Th. Blauholzextract in 100 Th. Wasser, wodurch ein blaues Bild mit allen Abstufungen und Halbtönen des Originales erhalten wird. Dasselbe wird nun nach dem Abspülen in ein Gemisch von 1 Th. reiner Salpetersäure mit 400 Th. Wasser getaucht, bis die stärkste Gelatineschicht undurchsichtig dunkelbraun ist, die nächsten braun, braungrün, blau, rothgrün, roth, fleischfarben und die dünnste weiſs. Ueber Einwirkung von Chlor und Sauerstoff auf Chromoxyd. Wenn man nach H. Moissan (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1375) stark geglühtes Chromoxyd in einem trocknen Chlorstrome erhitzt, so wird es nicht geändert, ungeglühtes gibt Chlorid unter Entwicklung von Sauerstoff. In Gegenwart von Wasser wird das Chromchlorid bei 440° in Chlorochromsäure und Salzsäure: Cr2Cl6 + 4H2O + 3Cl2 = CrO2Cl2 + 8HCl zerlegt. In einem Sauerstoffstrome erhitzt, nimmt nicht geglühtes Chromoxyd Sauerstoff auf und gibt eine grauschwarze Verbindung, deren Zusammensetzung sich der Formel CrO2 nähert und welche wie Manganhyperoxyd mit Salzsäure Chlor entwickelt. Einwirkung des Antimonchlorides auf Schwefelkohlenstoff. Läſst man bei niederer Temperatur Antimonchlorid auf Schwefelkohlenstoff einwirken, so erhält man nach A. Bertrand (Bulletin de la Société chimique, 1880 Bd. 34 S. 201) Tetrachlorkohlenstoff und Antimonsulfochlorid: 2SbCl5+ CS2 = 2SbCl3S + CCl4. Wird nun erwärmt, so zerfällt das Antimonsulfochlorid in Antimonchlorid und freien Schwefel. Zur Bestimmung des Anhydridgehaltes der rauchenden Schwefelsäure. Die von Cl. Winkler (1880 237 306) angegebene Methode zur Untersuchung der rauchenden Schwefelsäure ist nach F. Becker (Chemikerzeitung, 1880 S. 600) zu umständlich und daher das folgende, seit 5 Jahren in vielen Fabriken übliche Verfahren vorzuziehen. Ein etwa 10cc fassender Platintiegel mit gut emgepaſstem Deckel wird mit der zu untersuchenden Säure beschickt und gewogen. Darauf lüftet man ein wenig den Deckel des Tiegels und läſst ihn in ein Becherglas gleiten, welches etwa bis zu einem Drittel mit 100cc Wasser gefüllt ist, worauf dasselbe sofort mit einem Uhrglase bedeckt wird. Nach beendeter Lösung wird das Uhrglas abgespritzt und die Flüssigkeit mit Tiegel und Deckel darin titrirt. Bei einiger Uebung soll nie Verlust eintreten. C. Fürstenau erinnert in der Chemikerzeitung, 1880 S. 18 daran, daſs die rauchende Säure Glaubersalz enthalten könne, so daſs man sie auf ihre Flüchtigkeit untersuchen müsse. Er bestimmt den Säuregehalt durch Titriren oder Fällen mit Chlorbarium, der Anhydridgehalt ergibt sich dann nach folgender Tabelle: GefundenerGehaltan Säure Gehaltan66° Säure GehaltanAnhydrid GefundenerGehaltan Säure Gehaltan66° Säure GehaltanAnhydrid 81,63 100,00   91,00 48,99   51,01 82,00   97,99   2,01   92,00 43,55   56,45 83,00   92,50   7,46   93,00 38,11   61,89 84,00   87,10 12,90   94,00 32,67   67,33 85,00   81,66 18,34   95,00 27,23   72,77 86,00   76,21 23,79   96,00 21,78   78,22 87,00   70,77 29,23   97,00 16,34   83,66 88,00   65,33 34,67   98,00 10,90   89,10 89,00 59,88 40,12   99,00   5,45   94,55 90,00   54,44 45,56 100,00 100,00 Ueber die Herstellung von Rhodanwasserstoffsäure. Für analytische Zwecke erhält man nach C. Zimmermann (Liebig's Annalen, 1880 Bd. 204 S. 226) Rhodanwasserstoffsäure durch Fällen von 2 Tu. Bleizucker mit 1 Th. Rhodanammonium, Auswaschen des Niederschlages mit kaltem Wasser, Zersetzen mit Schwefelwasserstoff und Filtriren. Die erhaltene Rhodanwasserstoffsäure wird durch Einblasen von Luft frei von Schwefelwasserstoff gemacht und dann auf 1,01 sp. G. verdünnt. – Um mit dieser Rhodanwasserstoffsäure Zink von den übrigen Metallen der Schwefelammoniumgruppe zu trennen, wird die Lösung mit kohlensaurem Natrium im Ueberschuſs versetzt, der Niederschlag in Rhodanwasserstoffsäure gelöst, mit Schwefelwasserstoff gefällt und dann behandelt, wie früher (1880 235 327) angegeben wurde. Einwirkung von Resorcin auf Harnstoff. Nach Versuchen von K. Birnbaum und G. Lurie (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1618) ist das Sublimat, welches ein Gemisch von Resorcin mit Harnstoff liefert, bei Sauerstoffausschluſs farblos und besteht aus einem Gemisch von Ammoniumcarbonat und Resorcin, welches sich aber wie Resorcinammoniak sofort blau färbt, sobald es an die Luft kommt. Der hierbei entstehende blaue Farbstoff zeigt in seinem Verhalten die gröſste Aehnlichkeit mit Lackmusfarbstoff. Da die Analyse des Sublimationsrückstandes zu der Formel eines Cyanursäuredioxyphenylenäthers, C30N6H20O8.6H2O, führte, so wird bei der Erhitzung von Harnstoff und Resorcin der Harnstoff in Cyanursäure und Ammoniak zerlegt und erst Cyanursäure wirkt so auf Resorcin ein, daſs Wasser abgespalten und ein Oxyphenylenäther gebildet wird. Das hier frei werdende Wasser wirkt im Entstehungsmoment zersetzend auf noch unveränderten Harnstoff ein und gibt Veranlassung zur Bildung von Ammoniumcarbonat.