Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 322
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Miscellen. Miscellen. Regulirung für Achsial-Druckturbinen. Zur Regulirung solcher Turbinen wendet C. Brockmann in Osnabrück (* D. R. P. Kl 88 Nr. 10920 vom 3. April 1880) radial verschiebbare Schieber an welche je zwei benachbarte Kanäle des Leitrades decken. Ihre Bewegung, welche durch seitliche Führungsansätze geregelt ist, wird mittels eines drehbaren Kranzes hervorgebracht. Dieser ist mit einer ringförmigen, an einer Stelle ausgebauchten Nuth versehen, in welche die mit Rollen besetzten Schieberzapfen greifen. Der Regulirkranz liegt unmittelbar über dem Leitrad und ist durchbrochen, damit das Wasser ungehindert zum Leitrad strömen kann. Diese Anordnung erlaubt eine möglichst gedrungene Construction. Schmiedeiserne Riemenscheiben von Nagel und Kaemp in Hamburg. Die Patentnehmer (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 11526 vom 30. Mai 1879) suchen durch Anwendung voller Blechböden statt der Speichen eine gröſsere Steifigkeit der Riemenscheiben bei möglichst geringem Gewicht zu erreichen. Die Böden sind einerseits an der Nabe, andererseits am Kranz mittels Bord oder Winkelringen angenietet, gegen die Nabe hin kegelförmig überhöht. Ihre Anwendung ist in beliebiger Zahl vorgesehen. Ausfluſsrohr mit Spritzvorrichtung für Oelkannen. Jedes Oelfläschchen läſst sich als Oelspritzkanne benutzen, wenn man dasselbe mit dem Spritzrohr von Walther und Wagner in Schleitz i. V. (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 11589 vom 11. Mai 1880) versieht. Dieses Rohr hat seitlich eine dosenförmige Erweiterung mit elastischem Boden; es wird mittels eines Korkstöpsels oder mittels einer Metallkapsel mit dem Flaschenhals dicht verbunden. Beim Neigen der Flasche tritt das Oel in das Rohr und spritzt aus diesem heraus, sobald man auf den elastischen Boden seines dosenförmigen Ansatzes drückt. Façon-Drehbank. Der Deutschen Werkzeugmaschinen-Fabrik vormals Sondermann und Stier in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 11520 vom 27. August 1880) ist eine Façon-Drehbank patentirt, welcher das Princip der K. Hoffmann'schen (1880 238 * 460) zu Grunde liegt. Diese Drehbank dient wie jene auch zur Massenerzeugung glatter oder façonnirter Drechslerwaaren und werden dieselben gleichzeitig gedreht, gebohrt und abgestochen. Das Holz kommt in rund gewachsenen Stangen oder in viereckig geschnittenen Stäben zur Verwendung, von welchen nach einander, von rechts nach links fortschreitend, die anzufertigenden Gegenstande abgestochen werden. Die Maschine besteht aus einem eisernen Bette mit prismatischen Supportführungen, dem Spindelstock mit der Antriebstufenscheibe, dem Supportschlitten mit Vordrehmesser, je nach der Stärke des zu drehenden Gegenstandes auswechselbaren Führungsringen, dem Schlichtmessersupport, dem Abstechmessersupport und dem für conische Gegenstände, namentlich für Faſsspunde u. dgl., anzuwendenden Vorschrotsupport. Hinter dem Schlitten, welcher die Supporte trägt, liegt ein zweiter Schlitten zur Aufnahme des Reitstockes; dieser Schlitten ist durch eine am Maschinenbett befestigte Zahnstange mittels eines Getriebes und Handrades längs des Bettes verschiebbar, und zwar können beide Schlitten durch Klinken mit einander verbunden werden, um sie mit einander längs des Bettes vorwärts und rückwärts zu bewegen. Bei der Herstellung gebohrter Gegenstände muſs diese Verbindung gelöst werden, damit der Bohrer vor dem Abstechen zurückgezogen werden kann. Der Reitstockschlitten ist übrigens nicht mit der Zahnstange gekuppelt, sondern nur auf dem Bett verschiebbar. – Für Gegenstände, welche gebohrt oder ausgefräst werden sollen, setzt man in die Spindel des Reitstockes die entsprechenden Bohrer oder Fräser ein, auf welche dann gleichzeitig verstellbare Anschläge aufgesteckt werden, welche die Tiefe der Löcher und die Länge der einzelnen Gegenstände bestimmen. Für nicht gebohrte Sachen dient einfach die Reitstockspindel selbst als Anschlag und sind in diesem Falle die beiden Schlitten durch Klinken verbunden. Wie schon erwähnt, ist nur der vordere Schlitten durch ein Triebrad mit der am Bett gelagerten Zahnstange gekuppelt, während der hintere von Hand wieder vorgeschoben werden muſs, nachdem ihn der vordere nach hinten gedrängt hat, für den Fall, daſs beide Schlitten ungekuppelt wirken. Das Interessante und Charakteristische dieser sonst der Hoffmann'schen in Princip und Construction sehr ähnlichen Facon-Drehbank ist die beschriebene Theilung des Supports in zwei Schlitten, deren einer die seitlich wirkenden Werkzeuge, deren anderer die Stirnwerkzeuge trägt und die Einrichtung, daſs der erstere je nach Bedarf mit der letzteren durch eine Klinke gekuppelt werden kann. Mg. Ueber die Thomas'sche Rechenmaschine. Unter den neueren Berichten über diese interessante, in D. p. J. 1862 165 * 334 beschriebene Rechenmaschine verdient der des Professors Cavallero in Turin, welcher sich durch Ausführlichkeit, Klarheit und methodische Behandlung der Einzelheiten auszeichnet, besonders hervorgehoben zu werden. Indem wir auf die in der Revue universelle, 1880 Bd. 8 * S. 309 ff. erschienene Uebersetzung dieser umfangreichen Abhandlung aus den Annalen des kgl. technischen Institutes zu Turin aufmerksam machen, möge hier eine kurze Andeutung des Inhaltes genügen, welcher folgende Abschnitte umfaſst: 1) Grundprincip des Thomas'schen Arithmometers. 2) Mechanismus zur Uebertragung der Einheiten aus einer Rangklasse in die nächst höhere. 3) Commutator zur Umwandlung der Addition in Subtraction. 4) Allgemeine Beschreibung des Arithmometers. 5) Anleitung zur Ausführung der arithmetischen Operationen mit Hilfe des Arithmometers. 6) Addition ganzer Zahlen und Decimalbrüche. 7) Subtraction und Probe. 8) Multiplication. Zahlengrenze, bis zu welcher diese Operation ausführbar ist. 9) Division und Probe. Verfahren, den Quotienten, wenn dieser keine ganze Zahl ist, bis auf beliebig viele Decimalen genau zu bestimmen. 10 und 11) Ausziehung der Quadratwurzel auf zweierlei Art. 12) Ausziehung der Cubikwurzel. Aufstellung von Tafeln für die Quadrate und Würfel der natürlichen Zahlen. Vortheil der gleichzeitigen Arbeit zweier Rechner für gewisse Fälle. 13) Anwendung des Arithmometers in Verbindung mit den Logarithmen oder trigonometrischen Functionen. 14) Specielle Beschreibung des Apparates mit Bezug auf die beigegebenen Abbildungen. P. Dichthalten von Compensations- und Rückschlagventilen bei Dampfheizungen. Als Ursache des Undichtwerdens von Compensations- und Rückschlagventilen bei Dampfheizungskörpern, welches meist nur während der ersten Heizperiode zu beobachten ist, gibt der Gesundheitsingenieur an, daſs sich Schmutz und Fett, welche nur beim Schneiden der Gewinde in das Rohr kommen können, als klebrige Masse auf den Ventilsitzen niederschlagen. Da sich solche Verunreinigungen beim Rohrlegen nie gänzlich verhüten lassen, wird empfohlen, durch die ganze Rohrleitung und die Heizkörper eine leichte Lösung von Soda in Wasser durchzupumpen und hierdurch die Leitung zu reinigen. Esmarch's Lufterwärmungsapparat. Der Lufterwärmungsapparat von Uwe Esmarch in St. Petersburg (* D. R. P. Kl 36 Nr. 9708 vom 26. Juni 1879) besteht aus einer Zahl liegender auſsen gerippter Röhren, welche sowohl durch Rauch, als auch durch Dampf oder Wasser erwärmt werden können. Im Innern der Röhren befinden sich concentrisch mit derselben gelagerte Bolzen, welche bestimmt sind die strahlende Wärme der Röhreninnenwände aufzunehmen und deren Ueberleitung an die Luft zu vermitteln. Mittels Gebläse wird die zu erwärmende Luft durch die Röhren getrieben. Sprague's und Dubos' magneto-elektrische Maschinen. Während bei den älteren Maschinen die Ströme in den inducirten Spulen blos dadurch entstehen, daſs die Kerne dieser Spulen magnetisirt und entmagnetisirt werden, wobei die Entstehung von elektrischen Strömen m den Kernen selbst thunlichst zu verhüten war und deshalb die Kerne aus Drahten, gespaltenen Cylindern u.s.w. gebildet wurden, in welchen eine Fortleitung der Elektricität nicht stattfinden kann, macht J. T. Sprague in Birmingham (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 10025 vom 20. Juni 1879) den Kern selbst zu einem Conductor des elektrischen Stromes. Er bildet daher z.B. den Kern aus einem hinreichend groſsen Stück Eisenblech, das möglichst fest zusammengerollt wird und zwischen seinen Windungen irgend ein isolirendes Material wie Seide oder Papier enthält; oder er bildet den Kern aus einem zu einer Rolle oder Spirale gewundenem Eisendrahte. Der besagte Kern kann entweder den ganzen Magnet bilden, oder sich in einen nach derselben Richtung mit ihm gewundenen Kupferdraht fortsetzen. Dabei können verschiedene magnetische Systeme durch geeignet gestaltete Polstücke zu einem verbunden werden. In der Maschine von Ch. Dubos in Paris (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 10022 vom 5. März 1879) haben die erregenden Elektromagnete eine kränz- oder kronenförmige oder eine staffelförmige Form erhalten. Jeder Elektromagnet besteht im erstem Falle aus einem Ringe aus weichem Guſseisen, der aus runden, von Spulen aus isolirtem Draht umgebenen Theilen besteht, die mit radialen Backenstücken abwechseln, in denen durch den jene Spulen durchlaufenden Batteriestrom abwechselnd positive und negative Pole erzeugt werden. Die Wirkung ist also die nämliche, als wenn zwei Elektromagnete an ihren gleichnamigen Polen mit einander verbunden wären. Zwischen den Elektromagneten laufen die zu inducirenden Spulen um, die an Holzscheiben befestigt sind. E–e. Somzée's Grubengasanzeiger. Nach L'Ingenieur conseil, 1880 Nr. 20 S. 237 hat Leon Somzée folgende Apparate zur Warnung vor schlagenden Wettern angegeben. Ein besonderer Signalraum ist durch Zuleitungsdrähte mit den verschiedenen Punkten verbunden, wo sich die Lärmapparate befinden. Die eine Art der Apparate benutzt zur Schlieſsung eines Contactes einen in dem obigen Aufsatz nicht näher beschriebenen Ausdehnungsapparat, welcher durch die Verlängerung der Flamme in der Sicherheitslampe und die erhöhte Wärmewirkung derselben bei Eintritt von bösen Wettern ausgedehnt wird. Ein anderer Apparat benutzt nur Telephone; die sich verlängernde Flamme fängt hierbei in einem über derselben sich befindenden, in der Länge genau abgepaſsten Rohre an zu singen und erregt dadurch ein Telephon. Ein dritter Apparat soll die verschiedene Durchlässigkeit reiner Luft und der Grubenluft für Wärme zur Allarmirung benutzen. Zwei Rohre, mit reiner Luft das eine, mit der Grubenluft das andere gefüllt, stehen zwischen Wärmequelle und einem Thermoelemente, welches mit seinen beiden Flächen die beiden Rohre verschlieſst. Der Strom des Thermoelementes soll angeben, ob und wie viel entzündliche Gase in der Grube sind. Weitere Apparate beruhen auf den atmosphärischen Erscheinungen der Gase, dann auf der Eigenschaft einer Mischung von Chlor und Kohlen Wasserstoffe, durch elektrisches Licht entzündet zu werden. Auſserdem soll das zu diesen Apparaten nöthige System von Drähten gleichzeitig zur Regulirung der Ventilation benutzt werden. Das mechanische Wärmeäquivalent. Die Zahlen für das mechanische Wärmeäquivalent von Joule (1880 238 348) sind nicht auf das Luftthermometer bezogen, auch ist die Aenderung der specifischen Wärme des Wassers nicht genügend berücksichtigt. H. A. Rowland (Beiblätter zu den Annalen der Physik, 1880 S. 713) bezieht nun seine Thermometer auf das Luftthermometer und reducirt sämmtliche Messungen auf das absolute thermometrische System von Thomson. Nach seinen Versuchen nimmt die specifische Wärme des Wassers bis zu 30 bis 35° ab und wächst dann langsam. Die wahren Werthe der specifischen Wärmen des Wassers bei verschiedenen Temperaturen sind nicht angegeben, sondern nur Verhältnisse q der mittleren zwischen den Temperaturen t und t1 und t und τ. t t 1 τ q t t 1 τ q t t 1 τ q 0 18 27 1,0025   0 16 24 1,0010 21 29   36 0,9954 0 21 34 1,0062   0 17 25 1,0027 18 28 100 0,9980 0 17 29 1,0024   0 21 28 1,0045 0 18 30 1,0067 20 24 29 0,9983 Für die Bestimmung des Aequivalentes war sein Apparat dem Joule'schen ähnlich construirt, der in einem besonderen Seitengebäude der Universität untergebracht war und mit einer Dampfmaschine in Verbindung stand. Durch das an einem Draht aufgehängte Calorimeter geht eine bewegliche Achse, die mit vielfach durchlöcherten, von einem concentrischen Cylinder ausgehenden Schaufeln im Calorimeter zwischen entsprechenden, an der Calorimeterwand befestigten Schaufeln rotirt und dem Calorimeter eine Bewegung mittheilt, die ganz wie bei Joule durch angehängte Gewichte ausgeglichen wird, wobei noch die Torsion des Aufhängedrahtes zu berücksichtigen ist. Die Anzahl der Umdrehungen wird durch einen Chronographen notirt, auf dem zu gleicher Zeit die Vorübergänge des Quecksilberfadens an den einzelnen Theilstrichen des Thermometers verzeichnet werden. Die bei einer Versuchsdauer von ½ bis 1 Stunde erzielte Temperaturerhöhung beträgt 15 bis 25°, ist also viel gröſser wie bei Joule (0,62°). Die Zahlen, welche der Verfasser für das mechanische Aequivalent bei denselben Temperaturen findet, weichen ungemein wenig von einander ab und geben wir die als die wahrscheinlichsten t A t A t A t A   6 429,5 13 427,9 20 426,4 27 425,6   7 429,3 14 427,7 21 426,2 28 425,6   8 429,0 15 427,4 22 426,1 29 425,5   9 428,8 16 427,2 23 426,0 30 425,6 10 428,5 17 427,0 24 425,9 31 425,6 11 428,3 18 426,8 25 425,8 32 425,6 12 428,1 19 426,6 26 425,7 33 425,6 Resultate bezeichneten Werthe (A) und zwar in Kilogrammmeter für 1°, bezogen auf die Breite von Baltimore, und die Temperatur t der absoluten Scale. (Zur Reduction auf andere Orte ist zu addiren z.B. für Paris – 0,4, für Manchester und Berlin – 0,5.) Rauch und Dampf unter dem Mikroskop; von L. J. Bodaszewsky. Bringt man unter das auf 100fache Vergröſserung eingestellte Mikroskop den in einem Präparationsgläschen für Flüssigkeiten zu den mikroskopischen Untersuchungen aufgefangenen Rauch von brennendem Papier, Holz, einer Cigarre o. dgl. und beleuchtet ihn von oben mittels durch eine Linse concentrirten Sonnen- oder elektrischen Lichtes, so bemerkt man kleine Rauchpartikelchen in rascher anscheinend oscillirender Bewegung. Diese Partikelchen stoſsen an einander und an die Glaswände, prallen ab, setzen sich an das Glas fest und verschwinden nach einiger Zeit, einen schwachen Fleck am Glase zurücklassend; sie sind von sphärischer Gestalt, beim auffallenden Lichte hellgrau am schwach dunklen Grunde und erscheinen in Folge der Irradiation viel gröſser als bei der Beleuchtung durch einen Spiegel von unten, also im durchgelassenen Lichte, wo sie als äuſserst kleine, kaum wahrzunehmende schwarze Punkte erscheinen. Näherungsweise beträgt der Durchmesser dieser Partikelchen 0,0002 bis 0mm,0003. Bringt man auf das Gläschen einen Tropfen Salzsäure oder Salpetersäure und nähert demselben einen in Ammoniak getauchten Glasstab, so entsteht ein weiſser Qualm des betreffenden Salzes, der durch ein Glasplättchen zugedeckt unter dem Mikroskop eine ähnliche Erscheinung liefert. Auf diese Weise habe ich den Rauch vieler Körper untersucht und eine ähnliche Bewegung der Partikelchen wahrgenommen. Dampfe der Salpetersäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Schwefeldampf u. dgl., erzeugt unter dem Mikroskop durch einen galvanisch glühenden Platindraht, bestehen auch aus solchen sichtbaren beweglichen Partikelchen; beim Wasserdampf sind dieselben nicht wahrzunehmen und man sieht nur einen schwachen beweglichen Schimmer. Beim Anblick dieser selbstständigen Bewegung der Dampf- und Rauchpartikelchen kann man nicht umhin, in derselben ein augenähertes Bild der hypothetischen Bewegung der Gasmolecüle nach der kynetischen Gastheorie wahrzunehmen. Lemberg, Januar 1881. Darstellung von Diamanten. J. Mactear in Glasgow (Englisches Patent Nr. 5143 vom J. 1879 und Nr. 45 vom J. 1880) will Kohlenwasserstoffe mit oxydirenden, Kohlensäurestoffverbindungen mit reducirenden Stoffen auf 300 bis 400° erhitzen (vgl. 1880 237 80). Kohlensäure oder Oxalsäure, z.B. mit Eisen erhitzt, sollen Diamantpulver geben, welches zum Schleifen verwendet werden kann. Aufbewahrung der Kautschukschläuche unter Wasser. Da ich durch das Spröde- selbst Brüchigwerden gewisser Sorten von Gummiröhren alljährlich sehr unangenehme Verluste erleide, so entschloſs ich mich, seit mehr als einem Jahre und nach vielen miſslungenen Erhaltungsversuchen einen Theil meines Vorrathes in Wasser zu legen und letzteres öfters zu erneuern. Zu meiner vorläufigen Befriedigung hat sich dies bis jetzt vortrefflich bewährt. Selbst die dicksten und steifsten Schläuche blieben weich und geschmeidig, ohne an Elasticität merklich einzubüſsen, und ich konnte bei ihrer Verwendung noch nicht die Spur einer nachtheiligen Veränderung bemerken. Ich tränke sie zum Gebrauche für scharfe Substanzen mit geschmolzenem Paraffin. Allerdings erleiden sie im Wasser eine merkliche, mir noch unbekannte Veränderung. Rothe und braune Schläuche werden bleich, bräunlich- oder gelblichgrau; graue Schläuche werden dunkler und mehr bräunlich von auſsen. Auf der Schnittfläche erscheinen sie vom Rande nach innen etwa zur halben Dicke eigenthümlich, ich möchte sagen speckig und gebleicht. Sonst aber fand ich sie für die Anwendung nur vortheilhaft verändert. Nur muſs ich bemerken, daſs das leinwanddünne Gummibändchen, womit ein Ring Röhren gebunden war, so morsch wurde, daſs es sich mit den Fingern zu kleinen Krümelchen zerreiben lieſs. Weiteres muſs die Erfahrung lehren. Mareck. Zur Herstellung künstlicher Steinmassen. Zur Gewinnung plastischer Kalk- und Dolomitmassen für künstlichen Marmor, feuerfeste Steine, Ofenfutter u. dgl. werden 2 Th. gebrannter Kalk oder Dolomit mit Essig angerührt, worauf man 1 Theil von vorher mit Essig oder Wasser gelöschtem Kalk oder Dolomit zusetzt. Nach A. v. Kerpely in Schemnitz (D. R. P. Kl. 18 Nr. 11348 vom 10. Februar 1880) ist die so erhaltene Masse so plastisch wie der fetteste Thon, erhärtet mit Dolomit oder Kalkpulver zu Steinen geformt in kurzer Zeit und brennen sich diese in Weiſsglühhitze rasch gar. Die durch Zusatz von Salzsäure zum Essig hergestellten Steine verhalten sich ähnlich. W. H. Hoopes in Baltimore (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11783 vom 26. Februar 1880) löst 5k Perlasche in 1200l Wasser, fügt 6l eines Gemisches von 79 Th. Quarzsand, 13 Th. Wasser, 3 Th. Eisenoxyd, 4 Th. Thon und 1 Th. Magnesia, vorher gebrannt und feingemahlen, dann 3k wolframsaures Natrium, 104g Weinsäure, 500g kohlensaures Natrium und 1k weinsaures Kalium hinzu. Diesem etwas sonderbaren Gemenge wird dann noch eine Mischung von 10 Th. Sand und 1 Th. Cement zugesetzt. Löschflüssigkeit. Die Untersuchung einer neuerdings in den Handel gebrachten Löschflüssigkeit ergab folgendes Resultat: Specifisches Gewicht = 1,334. 21,83 Proc. Chlor, hieraus berechnet 34,13 Proc. CaCl2, 12,34 Proc. Calcium 34,24 auſserdem geringe Verunreinigung. 100k dieser 34 procentigen wässerigen Chlorcalciumlösung kosten 80 M., sage achtzig Mark, während die Herstellungskosten höchstens 5 M. betragen. R. Ueber das Gallisiren des Weines. Ein zum Gallisiren von Wein verwendeter Kartoffelzucker aus dem Elsaſs bestand nach Neſsler (Landwirthschaftliche, Versuchsstationen, 1880 S. 207) aus: Wasser 15,64 Zucker 57,75 Unvergährbare Stoffe 26,15 Asche 0,46 –––––– 100,00. Die nach der Gährung und Verdunstung des gebildeten Alkoholes zurückbleibenden Stoffe schmeckten bitter und bewirkten noch dem Genüsse heftige Kopfschmerzen und Magenbeschwerden. Neſsler ist daher der Ansicht, daſs die Verwendung des Kartoffelzuckers zur Bereitung von Getränken verboten werden sollte (vgl. Schmitz 1878 230 369). In Uebereinstimmung mit einem früheren Urtheil des Appellationsgerichtes in Posen hat das Obertribunal in Berlin durch Erkenntniſs vom 28. Februar 1879 entschieden, daſs die wissentliche, vertragswidrige Lieferung von Kunstwein anstatt eines als echt gekauften und bezahlten Weines als Betrug zu bestrafen sei. Desgleichen führt das Groſsherzogliche Handelsgericht in Mainz in einem Erkenntniſs vom 6. März 1879 aus, wie folgt: Wer „Weine“ schlechtweg verkauft, hat im Zweifelsfalle stets „Naturweine“ zu liefern. Mit Kartoffelzucker versetzter Wein, d.h. sogen, „denaturirter (gallisirter) Wein“ und ferner Kunstwein darf nur dann geliefert werden, wenn der Käufer ausdrücklich solchen Wein verlangt hat. – Auch das Appellationsgericht in Frankfurt a. M. wies einen Kläger ab, weil der gelieferte Wein nicht die zugesicherte (gute) Eigenschaft besäſse, denn gezuckerter Wein sei kein guter Wein. Dagegen hat nach den Industrieblättern, 1880 S. 361 das Deutsche Reichsgericht kürzlich entschieden, daſs das Gallisiren des Weines nicht als eine Fälschung angesehen werden könne. Conservirungsflüssigkeit für Fleischbeschauer. H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1880 S. 410) empfiehlt hierfür folgendes Gemisch: 1 Th. Amylalkohol, 2 Th. Aethylalkohol, 4 Th. Glycerin und 12 Th. Wasser. Vorkommen von Nitraten in Pflanzenstoffen. J. Bing (Journal für praktische Chemie, 1880 Bd. 22 S. 348) fand in verschiedenen Theesorten und im Kaffee folgende Mengen von salpetersaurem Kalium: Schwarzer Souchong Thee 0,041 Proc. Kaliumnitrat Pecco Blüthenthee 0,052 Grüner Young Haysan Thee 0,056 Gelber Oolong Thee 0,053 Mate 0,052 Kaffee roh 0,054    „     gebrannt 0,041 Die Analyse des Genuſsmittels Maté ergab auſserdem 6,34 Proc. Gerbstoff, 28,89 Proc. Extract, 5,72 Proc. Asche. Darstellung von Glycolsäure aus Zucker. Nach Kiliani (Liebig's Annalen, 1880 Bd. 205 S. 193) kocht man 1 Th. Rohrzucker mit 20 Th. 2procentiger Schwefelsäure 2 Stunden am Rückfluſskühler, entfernt dann durch kohlensaures Barium die Schwefelsäure und fügt das Filtrat zu der feuchten Mischung von 2 Th. kohlensaurem Kalk mit dem aus 10 Th. Höllenstein bereiteten Silberoxyd. Wenn das kurz vorher mit heiſsem Wasser ausgewaschene Silberoxyd noch warm war, so beginnt nach 5 bis 10 Minuten eine ziemlich lebhafte Kohlensäureentwicklung. Nach Beendigung derselben erwärmt man im Wasserbade auf 50° bis zum Aufhören der Gasentwicklung, filtrirt, wäscht aus und dampft die von Silber freie Lösung des glycolsauren Calciums ein. Nach 24 Stunden ist in der Regel die Krystallisation des letzteren vollendet. Die Mutterlauge enthält neben unzersetztem Zucker etwas ameisensaures Calcium. Bei Anwendung von Stärkezucker setzt man die Auflösung desselben in 20 Th. Wasser zu einem Gemische von Silberoxyd und kohlensaurem Kalk in dem angegebenen Verhältniſs. Ueber die Bestimmung von Schwefelkohlenstoff. Zur Nachweisung von Schwefelkohlenstoff führt diesen J. Macagno (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 2438) in Xanthogenat über. Der in der neutralisirten Lösung durch Kupfersulfat entstehende gelbe Niederschlag enthält auf 1 Aeq. Schwefelkohlenstoff 1 Aeq. Kupfer. Zur maſsanalytischen Bestimmung wird nun von einer Zehntelnormal-Kupfersulfatlösung zu der mit Essigsäure neutralisirten Xanthogenatlösung so lange zugefügt, bis ein Tüpfelversuch mit gelbem Blutlaugensalz einen bemerkbaren Ueberschuſs an Kupfersalz erkennen läſst. 1cc der Kupferlösung entspricht 0g,0076 Schwefelkohlenstoff. Ueber Chlortrioxyd. Nach K. Garzarolli Thurnlackh (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 28) ist die bis jetzt für Chlortrioxyd gehaltene Substanz sowie das Euchlorin lediglich ein Gemenge von Unterchlorsäure mit freiem Chlor bezieh. Sauerstoff. Einwirkung der Wärme auf die Natriumbisulfite. Nach G. A. Barbaglia und P. Gucci (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 2325) wird eine kalt gesättigte Lösung von Natriumbisulfit nach folgender Gleichung beim Erhitzen auf 150° zersetzt: 6NaHSO3 = 3Na2SO4 + H2SO4 + S2 + 2H2O. Für Ammoniumbisulfit ergibt sich unter gleichen Verhältnissen die entsprechende Zersetzungsgleichung und für Magnesiumbisulfit: 3MgH2SO3 = 3MgSO4 + H2SO4 + S2 + 2H2O. Dieselben Salze, auf 140° erhitzt, erlitten keine Zersetzung, so daſs die reducirende Einwirkung der Sulfite auf Schwefligsäure erst bei Temperaturen von über 150° an stattfindet. Ueber Condensationsproducte aromatischer Basen. Die Gesetzmäſsigkeiten, nach denen bei den aromatischen Basen die zahlreichen Condensationen verlaufen sind, nach O. Fischer (Liebig's Annalen der Chemie, 1880 Bd. 206 S. 83) sehr einfach. Bei den aus Alkoholen (Benzylalkohol, Benzhydrol), sowie aus aromatischen Säuren (Benzoesäure) mit Basen entstehenden Producten findet die Verkettung in der Art statt, daſs unter Wasseraustritt je 1 Molecül des Alkoholes oder der Säure mit 1 Molecül der Base zusammentritt. Bei den aus Aldehyden und Basen gebildeten Körpern treten unter Wasserbildung 2 Molecüle der Basen mit 1 Molecül des Aldehyds zusammen. Säureanhydride, wie Benzoesäureanhydrid und Phtalsäureanhydrid, verhalten sich wie die Aldehyde. Bei den fetten Chloriden (CCl3H, CCl4, C2Cl6) und den aromatisirten fetten Chloriden (C6H5CH2Cl, C6H5CHCl2, C6H5CCl3) findet die Verkettung mit den Basen durch Salzsäureaustritt statt; dabei tritt im Allgemeinen für je ein Chloratom ein Rest der Base ein, vorausgesetzt, daſs die entstehende Verbindung höchstens drei mit einem Kohlenstoffatom verbundene Phenylreste enthält, da, wie es scheint, ein einziges Atom Kohlenstoff nicht mehr als drei Benzolreste festzuhalten vermag. Bei Säurechloriden (COCl2, C6H5COCl) kann der Proceſs der Condensation ein zweifacher sein, indem entweder 1) die Verkettung unter Salzsäureaustritt stattfindet, wobei ketonartige Körper entstehen, oder 2) unter Wasseraustritt in analoger Weise wie bei den Aldehyden. Zur Erkennung der Theerfarbstoffe. Uebergieſst man nach J. Spiller (Chemical News, 1880 Bd. 42 S. 191) eine kleine Probe des Farbstoffes mit Schwefelsäure, so wird: Magdala (Naphtalinroth): blauschwarz. Saffranin: grasgrün, beim Erhitzen indigblau; concentrirte Salzsäure gibt mit Saffranin eine violette Lösung. Chrysoïdin: tief orange, beim Erhitzen fast scharlachroth. Alizarin: rubinroth oder rothbraun. Eosin: goldgelb. Primrosa (Naphtalingelb): schwierig löslich, zuerst gelb, entfärbt sich beim Erhitzen. Chrysanilin: gelbe oder braune, fluorescirende Lösung. Aurin: gelblichbraun, nicht fluorescirend. Atlasorange: rosaroth, beim Erhitzen scharlachroth. Atlasscharlach: Scharlach, beim Erhitzen beständig. Biebricher Scharlach R.: blauschwarz oder tiefroth. Biebricher Scharlach B.: blaugrün; mit concentrirter Salzsäure scheidet sich ein roth fluorescirendes Pulver ab. Anilinscharlach: goldgelb, beim Erhitzen beständig. Indulin: indigblau. Rosanilin: gelb oder braungelb. Phenylamin (blau): dunkelbraun. Diphenylamin (blau): dunkelbraun. Jodgrün: lichtgelb, entwickelt beim Erhitzen Jod. Malachitgrün: hellgelb. Citronin: blaſs zimmetgelb.