Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 410
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Miscellen. Miscellen Neuerung an Ventilatoren. Franz zur Nedden in Berlin (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 11630 vom 10. März 1880) bringt am äuſseren Umfang von Schrauben- (Achsial-) oder Centrifugalventilatoren einen mit Schaufeln versehenen Kranz an, gegen welchen er Wasser-, Dampf-, Gas- oder Luftstrahlen leitet, um den Schaufelkranz und damit den Ventilator in rasche Drehung zu versetzen. Der Schaufelkranz läuft in einem ringförmigen Gehäuse, in welchem auch die Beaufschlagung erfolgt; die treibende Flüssigkeit kann sich mit der in und aus dem Ventilator tretenden Luft nicht mischen. Wird zur Bethätigung des Ventilators Dampf benutzt, so soll derselbe gleichzeitig zur Erwärmung der angesaugten oder ausgeblasenen Luft dienen, zu welchem Zweck er durch Heizrohre dem eigentlichen Ausströmungsrohr zugeführt wird. Zur Beurtheilung des Gütegrades Flaschenzug artiger Hebevorrichtungen. F. Mrazek in Brunn berechnet in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1879 S. 165 den Gütegrad Flaschenzug artiger Hebezeuge, indem er die Kosten ermittelt, welche das Heben bestimmter Lasten mittels des gewöhnlichen, des Potenz- und des Differential-Flaschenzuges verursacht. Hierbei wird noch in Betracht gezogen, ob die Last an einem Seil oder einer Kette hängt und ob diese der Kraft direct zum Angriff dienen, oder ob die Kraft an der Kurbel einer Windevorrichtung oder an den Druckbäumen eines Göpels wirkt. Die Untersuchung ergibt, daſs der Wirkungsgrad des gewöhnlichen und des Potenz-Flaschenzuges auſser von der Rollenzahl vorwiegend von dem Verhältniſs (ρ : δ) – d. i. das Verhältniſs des Radius der Rollen zur Seildicke oder Kettengliedstärke – abhängt; der Wirkungsgrad des Differentialflaschenzuges wird auſserdem von dem Verhältniſs der Radien ρ : ρ1 der beiden festverbundenen Rollen beeinfluſst. Bei groſsen Lasten beeinflussen die Anschaffungskosten des Flaschenzuges die Gesammtkosten der Lastbewegung nur in sehr geringem Maſse. Diese Kosten nehmen dann bei wachsenden Werthen von (ρ : δ) bedeutend ab, obwohl die Anschaffungskosten mit (ρ : δ) ziemlich stark wachsen. Der Wirkungsgrad des Differentialflaschenzuges ist am kleinsten; seine Anwendung ist deshalb nur zum Heben kleiner Lasten und für vorübergehenden Gebrauch berechtigt. Sind Anforderungen, die sich auf Vermeidung eines gröſseren Hebeverlustes als beim gewöhnlichen Flaschenzug beziehen, nicht zu berücksichtigen, so ist dem Potenzflaschenzuge vor den beiden andern der Vorzug zu geben. Aus einer Tabelle, welche einzelne specielle Werthe zusammenstellt, ist noch zu entnehmen, daſs der Arbeiter am günstigsten an der Kurbel einer Windevorrichtung wirkt und daſs die Kette dem Seil als Krafttransmissionsmittel vorzuziehen ist. Ausbreitung der Baumwollspinnerei. Nach neuerer Zählung soll die Zahl der auf der Erde eingerichteten Baumwollspindeln sich auf 71250000 belaufen.       Davon kommen in runden Zahl-en auf:       Auf je 1000 Einwohner kämendanach Spindeln in: England 39500000 England 1180 Ver. Staaten Nordamerikas 10050000 Schweiz 675 Frankreich 5000000 Vereinigte Staaten Nordamerikas 218 Deutschland 4800000 Frankreich 135 Ruſsland 2860000 Deutschland 108 Schweiz 1870000 Spanien 103 Oesterreich-Ungarn 1800000 Niederlande 57 Spanien 1775000 Schweden und Norwegen 48 Britisch Indien 1275000 Oesterreich-Ungarn 42 Italien 900000 Ruſsland 30 Belgien 800000 Italien 25 Schweden und Norwegen 310000 Niederlande 230000 Griechenland 36000 Uebrige Länder 44000 Verbindung von Glasplatten. Engineering, 1880 Bd. 29 S. 308 theilt ein einfaches Mittel mit, Glasplatten unter einander ohne Anwendung von Kitt zu verbinden. Dasselbe rührt von Gebrüder Johnson und Comp. in London her und besteht aus zwei Zinkrohren, deren eigenthümliche Profilirung aus beistehender Figur ersichtlich ist. Die beiden Rohre sind in einander geschoben und greifen mit federnden Wülsten über die Ränder der zu verbindenden Platten, welche auf diese Weise zwischen den Rohren festgeklemmt werden. Am unteren Ende jeder solchen Verglasröhre sind die Glastafeln durch einfache Klammern gehalten, damit sie sich nicht aus der Röhre herausschieben können. Textabbildung Bd. 239, S. 411 Verschiebbare Dachdeckung für Treibhäuser, Waarenlager u. dgl. A. Praſsler in Hamburg (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 11851 vom 27. Mai 1880) will für verschiedene Zwecke verschiebbare Dachdeckungen einführen, um z.B. Treibhäuser zu lüften, oder Waarenschuppen zum Aufnehmen der Waaren von oben zugänglich zu machen. Danach wären solche Gebäulichkeiten mit Schubladen einzudecken, welche über einander greifen und von denen der unterste an dem Zugseil der Aufzugvorrichtung hängt. Beim Oeffnen stöſst der unterste Laden an eine Leiste des nächst höheren und nimmt diesen mit und so fort, ganz in der Weise, wie dies bei den Schaufensterverschlüssen von Maillard und von Chavinier (1879 232 199. * 233 299) beschrieben wurde. Wärmeschutzmasse. Als Wärmeschutzmasse für Dampfrohre u. dgl. empfehlen F. Becker in M.-Gladbach und H. Müller in Kohlscheid (D. R. P. Kl. 47 Nr. 12217 vom 19. Mai 1880) zwei Lagen eines zähen und starken Papieres, zwischen welchen eine Watte von Baumwolle, Wolle, Haaren u. dgl. gelagert ist. Apparat zur geräuschlosen Condensation von Dämpfen. Um das Geräusch beim Einströmen hochgespannter Dämpfe in Flüssigkeiten von niederer Temperatur zu vermeiden, hat Hemn. Liebau in Sudenberg-Magdeburg (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 9613 vom 16. November 1879) einen Apparat angegeben, welcher aus einem kleinen, aus Messingdrahtgaze gebildeten, oben und unten mit Deckeln geschlossenen Cylinder besteht, der mit Metallspänen von gewisser ausgeprobter Körnung oder auch mit einem System über einander geschichteter Gazesiebe angefüllt ist. Der Haltbarkeit wegen ist die Wandung des Cylinders eine doppelte. Das Dampfrohr geht durch einen der Deckel und mündet in der Mitte des Cylinders. Durch die fest gegen die Dampfrohröffnung anliegenden Späne oder Siebe findet eine sofortige Vertheilung des ausströmenden Dampfes und in Folge dessen rasche und geräuschlose Condensation statt. Die Gröſse eines solchen Gefäſses richtet sich nach der Menge des einströmenden Dampfes. – Der Apparat wird für viele Fälle gute Dienste leisten; es dürfte sich aber jedenfalls empfehlen, das Dampfrohr mit einem Rückschlagventil zu versehen, da sonst nach Absperrung des Dampfes die Flüssigkeit zurück in das Rohr treten würde. Das Princip des Apparates hat übrigens bereits früher (vgl. 1878 230 365) mannigfache Anwendung erfahren. Romberg's Dampfwasserofen. Der Dampfwasserofen von Romberg in Berlin (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 11 289 vom 18. Januar 1880) ist ein einfacher Dampfheizkörper, innerhalb welchem sich isolirt ein mit Wasser gefülltes, oben offenes Rohr befindet. Sobald das Dampfeinströmungsventil geöffnet wird, findet eine schnelle Erwärmung des Wassers statt, während dessen die gesammte Oberfläche des Ofens als Dampfheizfläche wirksam ist; sobald der Dampf abgesperrt wird, soll die im Wasser aufgespeicherte Wärme zur nachhaltigen langsamen Erwärmung der Ofenwandungen dienen. – Die Construction kann als eine glückliche nicht bezeichnet werden; denn einmal hat sie mit den directen Dampfheizungskörpern alle Nachtheile, besonders auch das nie zu vermeidende störende Geräusch des einströmenden Dampfes gemein, dann aber wird ein andauerndes Nachheizen nach Abschluſs des Dampfes nicht erreicht werden. Ein groſses Wassergefäſs ist in dem Ofen nicht unterzubringen, falls nicht gegen jede ästhetische Form verstoſsen werden soll, und die in dem Wasser aufgespeicherte Wärme wird, indem bei Verminderung des Druckes das Wasser zum Theil in Dampfform übergeht, durch die groſse Oberfläche des Ofens rasch an die Luft abgegeben. Bedingen Form und Wandstärke des Ofens bei Unterschreitung von 1at das Einlassen von Luft, so wird von diesem Zeitpunkt an wohl das Wasser sich langsam abkühlen, eine Erwärmung des Ofens wird aber kaum mehr zu spüren sein. H. R. Künstliche Schleifsteine. K. J. Steuer in Blasewitz bei Dresden (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11507 vom 31. März 1880) stellt dieselben aus 20 bis 70 Th. Quarzsand, 70 bis 20 Th. Porphyr und 5 Th. Feld-, Kalk- oder Fluſsspath her, welche fein gemahlen und mit einer Lösung von 5 Th. Wasserglas angemacht werden. Der gebildete Teig wird in Formen gepreſst und bei hoher Temperatur gebrannt. Für härteste Schleifsteine soll die an Quarz reichste, für härteste Müllereiwalzen diejenige Mischung genommen werden, welche am meisten Porphyr enthält. Herstellung von Schmirgelleinen. F. Copeland in Boston, Nordamerika (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11765 vom 5. December 1879) will den betreffenden Stoff mit Wasserglas überziehen, auf dieses den Schmirgel einsieben und das Ganze durch erhitzte Walzen gehen lassen. Verfahren zur Herstellung von Schlemmkreide. K. Pantermüller in Promoisel, Rügen (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 10839 vom 13. November 1879) will eine gleichmäſsigere Waare durch gleichmäſsigeres Speisen des Aufrührbottichs und gröſsere Gleichförmigkeit der Wassergeschwindigkeit erreichen. Zu dem Ende läſst er die rohe Kreide nicht unmittelbar in den Aufrührbottich werfen, sondern in eine entsprechend gerüttelte Rinne, welche die Aufgabe hat, die ungereinigte Kreide dem Aufrührbottich allmählich zuzuführen. Die Schlemmrinne ist durch zahlreiche Sandkästen unterbrochen, welche einestheils den der Rohkreide beigemengten Quarzkörnern Gelegenheit bieten, sich abzulagern, anderntheils ein wiederholtes Aufspülen derselben durch das flieſsende Wasser, das in den Rinnen schwer zu vermeiden ist, verhüten und auch die Aenderung des Gefälles der Rinnentheile erleichtern. Analysen von böhmischen Graphiten. Nach den Analysen von Prof. Anton Belohoubek (Listy Chemické, 1880 Bd. 5 S. 3) hatten verschiedene Sorten von böhmischem Graphit folgende Zusammensetzung: Graphitsorte Kohlenstoff       Asche       Andere Bestand-theile und Verlust Mugrau (natürlicher Graphit) 33,308 65,985 0,707 Schüttenhofen   „          „   8,868 89,722 1,410 Schwarzbach, hart        „ 51,629 47,255 1,116         „             weich     „ 66,021 32,904 1,075         „        Prima-Naturwaare 87,597 11,315 1,088 Raffinirter Graphit Mugrau   I 96,125   2,605 1,270        „            „          „       II 84,388 15,192 0,420        „            „          „      III 66,150 33,717 0,133        „            „          „      IV 60,927 38,493 0,580        „            „          „       V 59,212 40,612 0,176        „            „          „      VI 59,089 40,473 0,438        „            „          „     VII 48,395 50,930 0,775        „            „          „    VIII 52,543 47,547        „            „          „      IX 50,963 49,037        „            „          „       X 49,058 50,942        „            „          „      XI 48,771 51,229        „            „          „     XII 47,801 52,199        „            „          „    XIII 46,250 53,750        „            „          „    XIV 38,676 61,324        „            „          „     XV 36,209 63,791        „            „          „     XVI 34,206 65,794        „            „          „    XVII 32,031 67,969        „            „          „   XVIII 25,853 74,147        „            „ Schwarzbach I 64,181 35,002 0,817        „            „                      II 56,547 42,941 0,512 Masse zur Herstellung von Büsten und Spielwaaren. J. W. Platonoff in Moskau (D. R. P. Kl. 39 Nr. 11 683 vom 26. März 1880) empfiehlt für derartige Zwecke ein Gemisch von 50 Th. Leim, 35 Th. Wachs oder Harz und 15 Th. Glycerin, welches, mit 30 Proc. Zinkoxyd oder einem anderen Metalloxyd gemischt, die Härte von Hörn haben soll. Eine weichere Masse besteht aus 50 Th. Leim, 25 Th. Wachs und 25 Th. Glycerin. Zur Herstellung wird der Leim in dem erwärmten Glycerin gelöst, dann Wachs oder Harz darin zergehen gelassen, schlieſslich das Metalloxyd zugemischt. Die fertige Masse wird in Formen gegossen. Verfahren zur Herstellung von Glanzfasern. Die Fasern des mexikanischen Fiber oder Tambico, auch „Itzle“ genannt, benutzt man schon seit Jahren als Ersatz für Borsten und Roſshaare. Um ihnen eine glänzend schwarze Farbe zu ertheilen, tauchen sie S. Metzger und Söhne in Mannheim (D. R. P. Kl. 9 Nr. 11 917 vom 14. März 1880) nach dem Schwarzfärben in ein leichtes schwefelsaures Bad, ziehen sie nach einer Weile durch ein starkes Sodabad und poliren sie mit einer Glanzmaschine. Verfahren zur Herstellung von Erdharzmörtel. Nach A. Riebeck in Halle a. S. (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11 498 vom 3. März 1880) wird guter Kalkmörtel aus 1 Th. gelöschten Kalk und 2 Th. scharfen Quarzsand hergestellt und der Ruhe überlassen. Sobald er vollkommen abgebunden und erhärtet ist, wird er zerkleinert und pulverisirt und mit auf 600 erwärmtem Erdharz, dem Nebenproduct bei der Paraffin- und Mineralölfabrikation, gemengt. Soll der Mörtel namentlich gegen Wasser und Chemikalien Widerstand leisten, so nimmt man auf 1 Th. Harz 2 Th. Kalkmörtel, hat das Mauerwerk aber höhere Temperaturen auszuhalten, 6 Th. Kalkmörtel. Herstellung von Aluminiumbronze. J. Webster in Edgbaston, Groſsbritannien (D. R. P. Kl. 40 Nr. 11577 vom 2. April 1880) überzieht Kupferblech elektrolytisch mit 1 bis 10 Proc. Aluminium, um es dann mit 1 Proc. der folgenden Legirung zusammengeschmolzen zu Schiffsbekleidungen u. dgl. zu verwenden. Zur Herstellung dieser zweiten Legirung schmilzt man 20 Th. Nickel mit 2 Th. Kupfer unter einer Kohlenpulverschicht zusammen, setzt dann noch 18 Th. Kupfer hinzu, rührt mit einem Thonstab um, fügt 53 Th. Zinn und schlieſslich 7 Th. Aluminium hinzu und gieſst die dünnflüssig gemachte Legirung in Barren. Verbesserung an Cowper's Copirtelegraph. Der i. J. 1878 in England patentirte, die Schrift während des Niederschreibens selbst telegraphisch am Bestimmungsorte wiedererzeugende Copirtelegraph von E. A. Cowper (1879 232 413) erforderte bisher zu seinem Betriebe zwei Leitungen – ein Uebelstand, der seiner sonstigen Brauchbarkeit groſsen Abbruch that. Max Jüllich hat nun in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1880 * S. 157 und 161 angegeben, wie der Betrieb des Cowper'schen Copirtelegraphen mit nur einem Leitungsdrahte sich ermöglichen läſst. Von der Erfahrung ausgehend, daſs Galvanometernadeln durch rasch intermittirende Ströme keine schwankende, sondern constante Ablenkungen erleiden, wenn diese auch etwas kleiner sind als die durch einen constanten Strom von derselben Stärke verursachten, hat er zwei den an Meyer's vierfachem Telegraph (1875 215 * 310. 1878 229 * 530) befindlichen ähnliche Vertheilerscheiben construirt, welche auf beiden Stationen durch Uhrwerke synchron bewegt werden. Diese Vertheilerscheiben haben den Zweck, den Leitungsdraht in kurz auf einander folgenden Zeitabschnitten abwechselnd auf der Empfangsstation mit dem einen oder dem anderen der beiden den Schreibstift bewegenden Galvanometer in Verbindung zu bringen, auf der gebenden Station aber mit den beiden Stromschlieſsern abwechselnd. Gegen jede der beiden Flächen jedes Vertheilers wird durch eine Feder eine kleine conische Walze gedrückt und führt den Strom von den eingelegten metallenen Feldern der Linie zu bezieh. aus ihr dem einen oder dem anderen Galvanometer. Der Synchronismus beider Scheiben wird durch Sendung eines besonderen Correctionsstromes, welcher bei jeder Umdrehung einmal geschlossen wird, in ähnlicher Weise wie beim Hughes bewirkt. E–e. Ueber Gewitter. Einem Vortrag von Tait in der City Hall zu Glasgow am 29. Januar 1880 (gedruckt bei J. Heywood in Manchester) entnehmen die Beiblätter zu den Annalen der Physik, 1880 S. 841 folgende Bemerkungen: Die durch einen Blitz hervorgebrachte Beleuchtung muſs, in der gröſsten Mehrzahl der Fälle, die vom Mondlichte erzeugte bei weitem übertreffen, da seine Dauer ungemein kurz ist. Das Bild eines Blitzes im rotirenden Spiegel erscheint nicht verbreitert und läſst sich daraus schlieſsen, daſs er kürzer als 1 Milliontel Secunde andauert. Swan hat aber nachgewiesen, daſs die scheinbare Helligkeit nahe proportional der Zeitdauer des Lichtes ist. Der Maximaleffect, welcher der continuirlichen Beleuchtung entspricht, tritt bei Dauern von 0,1 Secunde ein, so daſs also eine vom Blitz erleuchtete Landschaft, wenn derselbe dauernd anhielte, wenigstent 100000 mal so hell erscheinen würde, als es in der That der Fall ist. Der sehr häufige Eindruck, daſs man einen Strahl vom Boden aufwärts oder von den Wolken abwärts sich bewegen sieht, ist offenbar eine optische Täuschung. Der Ursprung dieses Irrthumes scheint rein subjectiv zu sein und daher zu rühren, daſs die Centraltheile der Netzhaut empfindlicher als die übrigen sind, daſs daher der Theil des Blitzes, welcher direct gesehen wird, das Gehirn früher afficirt als der übrige. Ein Beobachter, der daher nach dem einen Ende des Blitzes schaut, hält dieses für den Ausgangspunkt. Daraus, daſs die elektrische Dichte, die zur Durchbrechung der Luft nöthig ist, zunächst wie die Wurzel aus der zu durchlaufenden Strecke, dann aber viel langsamer wächst, schlieſst Tait, daſs das Potential, das eine eine Meile lange Entladung liefert, nicht von einer viel höhern Ordnung ist, als die in unseren Laboratorien erzeugbaren. Aus der besseren Leitungsfähigkeit der warmen Luft, die von Gruppen zusammengeschaarter Thiere aufsteigt, erklärt Tau das Getödtetwerden gröſserer Mengen derselben während des Gewitters. Die Feuerkugeln vergleicht er mit hochgeladenen Leydener Flaschen. Die Elektricitätserregung bei dem Gewitter denkt sich Tait durch den gegenseitigen Zusammenstoſs der Wasser- und Luftmolecüle erzeugt; die Wassermolecüle vereinen sich dann und das Potential der Elektricität auf den entstehenden Wassertropfen ist weit gröſser als das auf den einzelnen Molecülen. Daſs die stark geladenen Theilchen sich vereinen können, erklärt Tait in der Weise, daſs in der eben gebildeten Wolkenmasse, wenn sie durch und durch homogen ist, sich die einzelnen Anziehungen und Abstoſsungen gegenseitig aufheben. Zur chemischen Wirkung des Lichtes. A. R. Leeds (Chemical News, 1880 Bd. 42 S. 147) hat die Wirkung des Sonnenlichtes auf lösliche Jodide in Gegenwart von Säuren untersucht und empfiehlt dieselbe jetzt zur Bestimmung der chemischen Wirkung des Lichtes (vgl. 1880 238 439). Nach J. M. Eder (Photographische Correspondenz, 1880 S. 218) ist das Verfahren Monkhoren's, (1880 235 84) nicht genau, da es auf die Temperatur und die allmähliche Verdünnung der Lösung keine Rücksicht nimmt. – Derselbe macht ferner im Chemischen Centralblatt, 1880 S. 797 folgende Angaben über die Gröſse der photochemischen Zersetzung von wässerigen Lösungen bei 17 bis 20°: Eisenchlorid + Oxalsäure 100 Ferridoxalat 89 Ammonium-Ferridoxalat 80 Kalium-Ferridoxalat 78 Ferridtartrat 80 Ammonium-Ferridtartrat 80 Ammonium-Ferridcitrat 15 Eisenchlorid + Citronensäure 19 Eisenchlorid + Weinsäure 25 Die specifische Drehung des Rohrzuckers in verschiedenen Lösungsmitteln. Zur Entscheidung der Frage, ob die specifische Drehung des Rohrzuckers in alkoholischer und wässeriger Lösung gleich ist, hat B. Tollens (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 2297) Versuche ausgeführt, welche folgende Resultate ergaben: Zucker gelöst in (α) 10 D Wasser 66,667 Alkohol und Wasser 66,827 Methylalkohol und Wasser 68,628 Aceton und Wasser 67,396. Quebrachin. Nach O. Hesse (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 2308) enthält die Rinde von Apidosperma Quebracho auſser Apidospermin ein neues Alkaloid, Quebrachin C21H26N2O3. Es ist eine starke Pflanzenbasis und ziemlich stark giftig, da 40mg ein Kaninchen rasch tödten. Zur Kenntniſs der Chinaalkaloide. O. Hesse (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 45) unterscheidet zwischen Cinchonidin und Homocinchonidin. Beide Alkaloide sind nach der gleichen Formel C19H22N2O zusammengesetzt und geben bei einer gewissen Concentration der betreffenden Lösungen gleich zusammengesetzte neutrale Sulfate von verschiedenem Aussehen und Verhalten. Das Cinchonidin wurde bis vor wenigen Jahren im Handel fast allgemein Chinidin genannt. Es krystallisirt in Blättchen oder kurzen Prismen, welche bei 199 bis 200° schmelzen. Sein neutrales Sulfat mit 6H2O löst sich bei 22° in 67 Th. Wasser, sehr leicht in kochendem Wasser und krystallisirt aus der heiſsen Lösung beim Erkalten in stark glänzenden Prismen oder in feineren, weniger glänzenden Nadeln, je nach den Verhältnissen, welche sowohl von der relativen, wie auch von der absoluten Menge der gelösten Substanz abhängen. Das Homocinchonidin trifft man im deutschen Handel meist unter dem Namen „Cinchonidin purum“ an. Es schmilzt bei 205 bis 206°, dreht in saurer Lösung die Ebene des polarisirten Lichtes schwächer nach links als das vorige Alkaloid und liefert ein neutrales Sulfat (C19H22N2O)2SO4H24 + 6H2O, welches sich bei 22° in 69 Th. Wasser löst. Dieses Sulfat krystallisirt ebenfalls in zwei Formen, nämlich in mattweisen, ziemlich gut ausgebildeten Prismen und in zarten, weiſsen Nadeln. A. Claus (daselbst S. 76) beschreibt die Methyl- und Aethylabkömmlinge des Chinins. Zur Kenntniſs der Unterchlorsäure. Nach den Versuchen von G. Schacherl (Liebig's Annalen der Chemie, 1881 Bd. 206 S. 68) siedet Unterchlorsäure unter einem Luftdruck von 731mm bei 9,9°, ohne zu explodiren, vorausgesetzt, daſs die Berührung derselben mit organischen Stoffen, wie Kautschuk oder Kork, gänzlich vermieden wird. Oxalsaures Chrombarium. F. W. Clarke und E. A. Kebler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 36) erhielten das Oxalsäure Doppel salz von Chrom und Barium in dunkelgrünen, seidenartigen Nadeln mit 12 Mol. Krystallwasser und das heller grüne Salz Cr2Ba3 (C2O4)6.7 H2O mit 7 Mol. Wasser.