Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 466
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Miscellen. Miscellen. Ueber Seiltriebe. In der Revue industrielle, 1881 S. 190 behandelt Léauté den Einfluſs der Fliehkraft auf die Seilreibung bei Seiltrieben mit groſsen Umfangsgeschwindigkeiten. Von den im Wesentlichen schon durch andere Autoren bekannt gewordenen Resultaten (vgl. u.a. Keller: Triebwerke) sei eine einfache Form der Bedingung für die Kraftübertragung bei beliebiger Seilgeschwindigkeit hervorgehoben, welche lautet, daſs das Verhältniſs der Einsenkungen des geführten und des führenden Seiltrums \frac{f_2}{f_1}\,<\,e^{f\,\alpha} sein muſs, eine Form, welche mit jener der bekannten nur unter Voraussetzung geringer Geschwindigkeiten geltenden Beziehung der Seilspannungen \frac{T_1}{T_2}\,<\,e^{f\,\alpha} übereinstimmt, e ist die Basis der natürlichen Logarithmen, f der Reibungscoefficient, a der Winkel, welchen die äuſsersten Tangenten des vom Seil umschlossenen Bogens mit einander einschlieſsen. Ueber Girard-Turbinen. J. C. Bernhard Lehmann in Erfurt wendet sich in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1881 S. 257 gegen die Beurtheilung der Girardturbinen durch Prof. C. Fink (1880 238 176). Er erörtert ausführlich die Wirkungsweise des Wassers bei Turbinen „mit freier Abweichung“, welche sich dadurch kennzeichnet, daſs der Wasserstrahl nur an einer einzigen Seite durch eine feste Wand begrenzt ist, nämlich durch die Schaufel, an welcher er entlang gleitet, um seine lebendige Kraft abzugeben, im übrigen aber lediglich von Luft umhüllt ist, indem er auch seitlich nicht durch das Rad eingeengt wird und vielmehr seiner durch die Wirkung auf die Radschaufel bedingten Erbreiterung durch allmähliche Ausweitung des Rades gegen den Austritt hin Rechnung getragen ist. Die Folge dieser Wirkungsweise ist gegenüber den Turbinen mit gänzlich gefüllten Zellen eine verringerte Reibung des Wassers in der Zelle und die Unmöglichkeit, daſs die Fliehkraft auf das sich in einer Tangentialebene zum Rad bewegende Wasser wirken kann, weil dasselbe eben in keinerlei Weise durch das Rad mitgenommen werden kann. Dabei wird noch hervorgehoben, daſs in Anbetracht dieser Wirkungsweise nicht mit dem Zellenquerschnitt, sondern mit dem Strahl querschnitt zu rechnen ist, was namentlich bezüglich des Austrittsverlustes von Bedeutung ist. Dieser Verlust stellt sich nicht höher als bei anderen Turbinen, und weil die Widerstände im Rad geringer sind, so muſs der Gesammtwirkungsgrad ein günstigerer sein als der gewöhnlicher Actionsturbinen, deren wesentliche Vortheile im übrigen die Girardturbine theilt. Daſs die letztere keine Schwankungen des Unterwassers verträgt, soll eine vollständige Ausnutzung des Gefälles erreicht werden, bezeichnet Verfasser mit Recht nicht als einen principiellen Fehler, sondern lediglich als Ursache, daſs die Girardturbine nur beschränkte Anwendbarkeit habe, daſs sie eben auch keine Universalturbine sei. Rogers' Wassermotor. Zum Betrieb elektrischer Lichtmaschinen, welchen eine möglichst gleichförmige Geschwindigkeit ertheilt werden muſs, wendet J. B. Rogers in London einen Wassermotor an, welcher ein vervollkommnetes Reactionsrad ist. Das Wasser wird durch ein Fallrohr dem Rad zugeführt, dessen einzelne Ausfluſsrohre nach einer Kegelschraubenlinie gekrümmt sind, um die ursprünglich lothrechte Bewegung des Wassers allmählich in die wagrechte Austrittsrichtung überzuführen. Das Betriebswasser ist in einer Cisterne gesammelt, welche in entsprechender Höhe über dem Motor aufgestellt ist. Um beim Sinken des Wasserspiegels in der Cisterne Gefällschwankungen und die damit zusammenhängende Ungleichförmigkeit der Geschwindigkeit des Motors zu verhindern, gelangt das Wasser aus der Cisterne nicht unmittelbar, sondern mittels einer Hebervorrichtung in das Fallrohr. Näher beschrieben ist dieser Motor im Iron, 1881 Bd. 17 * S. 312. Zur Herstellung von Baumwolltreibriemen. Ueber die Herstellung der Baumwolltreibriemen von M. Gandy in Liverpool (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 12572 vom 23. September 1879) entnehmen wir der Patentschrift, daſs der zusammengelegte Canevas in einer Maschine der Kettenrichtung nach mit mehreren Nahtreihen versehen wird, während derselbe zwischen einem Klauenhalter und einem Zugwalzenpaar gehalten ist. Der genähte Riemen wird dann mit Leinöl durchtränkt, das überschüssige Oel abgepreſst und schlieſslich der Riemen so lange in einer Reihe von Kalandern gepreſst und gestreckt, bis er völlig flach und eben ist und seine Lagen dicht auf einander liegen, andererseits aber auch seine Streckfähigkeit praktisch erschöpft ist, so daſs er sich beim Gebrauch nicht mehr dehnen kann. Ziegel- und Thonwaarenpresse mit Vorrichtung zum Abmessen des zu formenden Materials. Die Form dieser übrigens recht mangelhaft construirten Presse von Gust. H. Hedrich in Pegau, Sachsen (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 12616 vom 16. April 1880) besteht aus dem mit dem Gestell festen Boden, einem oben und unten offenen prismatischen, senkrecht verschiebbaren Kasten, welcher die Seitenflächen des zu pressenden Gegenstandes stützt und aus dem mittels Schraube und Schwungkugeln senkrecht bewegbaren Preſskolben. Nach vollzogener Pressung wird letzterer nach oben bewegt und der prismatische Kasten nach unten geschoben, worauf der gepreſste Stein von dem festen Boden verhältniſsmäſsig bequem abgehoben werden kann. Zum Pressen gewöhnlicher Mauerziegel und der Torfziegel soll der prismatische Kasten so hoch gemacht werden, daſs drei Stück in demselben Platz finden; man braucht alsdann erst nach 3maligem Pressen jenen Kasten niederzuschieben. Damit die einzelnen Ziegel bei diesem Verfahren nicht an einander haften, soll nach jedesmaligem Pressen „ein geeignetes Zwischenmaterial“ eingestreut werden; um die Ziegel gleich dick zu erhalten, wird eine Vorrichtung zum Abmessen des zu formenden Materials angewendet. Letztere besteht in einem Einwurftrichter, unter dessen unterem offenem Ende oben offene Holzkästen bestimmter Gröſse hinweggeschoben werden, wobei sie bis zum Rande gefüllt werden. J. Meyer's Herstellung von schleif- und polirfähigem Ueberzug auf Holz, Metall u. dgl. Um die Oberfläche von Holz, Metallen, Leder, Hörn, Papier, Gewebe, Guttapercha, Weich- und Hartgummi, Thonwaaren, Glas u. dgl., welche bereits mit Farbe bestrichen, lackirt, polirt oder noch nicht mit einem Anstrich versehen sind, derart gegen atmosphärische und andere Einflüsse, speciell von Fetten und Oelen, zu schützen, wobei das Aussehen der Gegenstände verbessert wird und auf die Dauer und beim Gebrauch unverändert bleibt, verwendet J. Mayer in Nippes bei Köln (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12778 vom 24. Juli 1880) einen Ueberzug von farblosem Collodium, welches zweckmäſsig mit ätherischen Oelen, besonders Melissengeist, Lavendelöl, Nelkenöl u.s.w., versetzt sein kann. Zur Herstellung von Buntpapier. H. Gmeiner in Dresden (D. R. P. Kl. 55 Zusatz Nr. 13514 vom 28. October 1880) empfiehlt zur Herstellung von Buntpapier, Tapeten u. dgl. die Anwendung von aus vulkanisirtem Gummi hergestellten, durch Einblasen von Luft auf ihren entsprechenden Durchmesser gebrachten hohlen Walzen, in deren Oberfläche die Muster durch Pressen des Gummis erzeugt sind. Verfahren zum Geschmeidigmachen von Pergamentpapier. Statt des früher (1881 239 164) vorgeschlagenen Chlorcalcium oder Chlormagnesium kann man nach P. H. Neumann in Brüssel (D. R. P. Kl. 55 Zusatz Nr. 13258 vom 23. September 1880) zu obigem Zweck auch essigsaures Kalium, essigsaures Natrium, essigsaures Aluminium, Phosphorsalz, Chlornatrium oder ein Gemisch von Kali- und Glycerinseife anwenden. Herstellung eines Bindemittels für Kohlensteine. J. G. H. Lenk in Zelle bei Aue, Sachsen (D. R. P. Kl. 10 Nr. 13371 vom 28. August 1880) macht den sonderbaren Vorschlag, Gadolinit (Yttererde) mit basischem Calciumphosphat im Verhältniſs von 1 : 300 zu mischen, mit 60 Proc. Wasser zu befeuchten, dann Aethylschwefelsäure hinzuzufügen und das Ganze in einem Kessel zu gallertartiger Masse einzudampfen, welcher noch Ozokerit zugesetzt werden kann. Dieses Bindemittel soll mit Kohlenklein im Verhältniſs von 7 : 100 gemengt und entsprechend geformt werden. Ueber die Absorption der Sonnenstrahlung durch die Kohlensäure unserer Atmosphäre. Nach fortgesetzten Versuchen über die Absorption strahlender Wärme durch Gase (1880 238 262) zeigt E. Lecher in den Annalen der Physik, 1881 Bd. 12 S. 180 u. 466, daſs eine 917mm dicke Schicht von Kohlensäure 90 Proc. strahlende leuchtende Wärme absorbirt. Danach ist die Kohlensäure unserer Atmosphäre völlig ausreichend, die atmosphärische Absorption der Sonnenstrahlung zu erklären. Empfindlichkeit trockner Bromsilberplatten gegen das Sonnenspectrum. H. W. Vogel theilt in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 * S. 1024 mit, daſs in der Empfindlichkeit gegen schwach brechbare Strahlen die Collodiumgelatine-Emulsion mit reinem Bromsilber obenan steht, ihr folgt die Collodiumgelatine-Emulsion mit Bromsilber und 1/14 Jodsilber; am geringsten ist diese Empfindlichkeit bei Gelatinebromsilber. Gelatineplatten und Collodiumgelatineplatten unterscheiden sich ferner dadurch, daſs bei sehr starker, hinreichend lange dauernder Belichtung sich das Bild hei ersteren leicht umkehrt, so daſs statt eines negativen Bildes ein positives entsteht und daſs diese in der Praxis sehr störende Umkehr bei Collodiumgelatinplatten viel schwieriger eintritt. Ueber Fettwachsbildung. Nach den Versuchen von J. Kratter (Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 455) beginnt bei Leichentheilen im Wasser oder nassem Erdreich die Bildung von Adipocire frühestens nach 4 Wochen; Muskeln beginnen sich erst nach 3 Monaten in Fettwachs zu verwandeln. Ueber das Revanchebier. Der Brauereibesitzer E. Velten in Marseille, welcher die Herstellung des Pasteur'schen Revanchebieres (vgl. 1874 211 229) übernommen hatte, behauptet zwar, dasselbe sei vorzüglich gewesen, die Kunden hätten aber das gewöhnliche Bier vorgezogen. V. Grieſsmayer (Der Bierbrauer, 1881 S. 77) sieht die Gründe dieses völligen Miſserfolges der Revanchebierbrauerei in der völligen Unschädlichkeit geringer Verunreinigungen der Hefe. Die Arsenikfütterung an Thieren. Da neuerdings die Arsenikfütterung zum Zwecke der Mästung bei Ochsen und Hammeln wieder mehr von Landwirthen angewendet wird, so erinnert Ableitner in der Milchzeitung, 1881 S. 311 an die Arsenikesser in Gebirgen, welche diese Giftesserei Jahre lang treiben, ohne daſs gerade bei denselben, mit Ausnahme einer gewissen Heiserkeit, auffallende Störungen im Körper zu beobachten wären. Ebenso bekannt dürfte sein, daſs besonders in Oesterreich von den Fuhrleuten und Pferdeknechten pulverisirter Arsenik den Pferden und zwar in einer starken Prise auf den Hafer gestreut, oder aber in einem erbsengroſsen Stücke in Leinwand gebunden, und diese, wenn das Pferd aufgezäumt ist, an der Stange befestigt wird, wobei er sich durch den Speichel allmählich auflöst. Sie verschaffen dadurch den Pferden ein glänzendes, rundes und schönes Aussehen und das beliebte Schäumen, indem der Arsenik eine vermehrte Speichelabsonderung hervorruft. Körte fütterte vom 1. Januar bei einer Kuh, mit 1g Arsenik täglich anfangend, bis zum 20. Juni und bis zu 4g täglich steigend, im Ganzen 506g,5. Die chemische Untersuchung ergab in 1k Muskelfleisch ungefähr 0mg,4 und in der Leber ⅓ dieser Menge Arsenigsäure, woraus er schloſs, daſs, da bis 5mg Arsenigsäure auf einmal gegeben werden dürfen der Genuſs von Fleisch mit Arsenikbeigaben gefütterten Viehes in der gegebenen Weise nicht als schädlich betrachtet werden könne, daſs dagegen die Kälber von der zu genieſsenden Milch solcher Kühe vergiftet werden können. Hertwig in Berlin hat gefunden, daſs der weiſse Arsenik in alle thierischen Gebilde übergeht, und zwar je nach dem Verdauungszustande schneller, bereits in 8 Stunden, oder langsamer; die Ausscheidung desselben geschieht aber immer nur allmählich, so daſs er. z.B. 5 Tage nach der letzten Gabe noch in der Milch gefunden wurde und bei einem anderen Versuche sogar nach 21 Tagen noch nicht völlig aus dem Körper entfernt war. Der rein abgewaschene Darmkanal der zu Versuchen benutzten Schafe, Ziegen u.s.w. brachte bei Hunden Erbrechen, Durchfall hervor, Geflügel starb von 15 bis 30g genossenen Blutes aus jenen Thieren. In physiologischer Beziehung wirkt der Arsenik durch Einschränkung des Oxydationsprocesses dahin, Stoffe im Körper zu ersparen, welche entweder für mechanische Leistungen, oder zum Ansatz benutzt werden können, und muſs diese Ersparung mit einer Verminderung der Wärmeproduction verbunden sein. Versuche, welche an Kaninchen, Hühnern, Tauben, Katzen u.s.w. ausgeführt wurden, ergaben das merkwürdige und mit bekannten Beobachtungen über Arsenikesser und mit Arsenik gefütterte Pferde übereinstimmende Resultat, daſs die Arsenigsäure, in sehr kleinen Gaben in den Kreislauf gebracht, eine bedeutende, 20 bis 40 Proc. betragende Verminderung des Stoffwechsels veranlaſst; dagegen haben grösſere Gaben dieses Giftstoffes eine Verlangsamung und Schwächung des Herzschlages zur Folge. Durch Einschränkung des Oxydationsprocesses und Hemmung des Stoffwechsels ist nun allerdings das Mittel gegeben, den Fleisch- und Fettansatz bezieh. die Mästung zu befördern. Jedermann wird diese Fütterung so lange als möglich fortsetzen wollen; denn je mehr die Thiere an scheinbarer Fülle, guten Mastungsgriffen und glänzenden Haaren zunehmen, desto üppiger ist ja die Arsenikfütterung angezeigt, ohne daſs man bedenkt, daſs dieses Gift noch Wochen lang nach dem Aufhören der letzten Gaben im thierischen Körper verweilt und weder durch Kochen, noch Braten der Fleischtheile vernichtet werden kann. Es muſs also die gröſste Vorsicht angewendet werden, jedenfalls aber, wenn man den Gebrauch des Arseniks nicht lieber ganz unterlassen will, nach dessen Anwendung eine längere Zeit verstreichen, ehe jene Thiere zur Schlachtbank und zur Milchnutzung verwendet werden dürfen. Einer besonderen Aufsicht sind in dieser Beziehung die Pferde zu unterwerfen, deren Fleisch heutzutage häufig genossen wird und bei denen der Arsenik nicht selten als Mittel, sie schnell fett zu machen, zur Anwendung kommt. Neuerungen in der Weinbereitung. F. A. Reihlen in Stuttgart (D. R. P. Kl. 6 Nr. 10945 vom 1. Januar 1880) will die zerdrückten Trauben oder Preſsrückstände bis zum Siedepunkt des Wassers erhitzen, um dadurch die Zellen zu zersprengen, in welchen die färbenden und aromatischen Stoffe eingeschlossen sind, so daſs diese Stoffe mit Weinmost oder Wasser leicht ausgelaugt werden können. Die so ausgelaugten Häute sollen dann noch Gährungserreger gleich der besten Hefe sein, eine glanzhelle Vergährung ohne den üblen Hefengeschmack liefern und ein neues Material für Champagnerfabrikation und für die Umgährung von Weinen, namentlich Obstweinen bilden. A. Kirchner in Illingen, Württemberg (* D. R. P. Kl. 6 Nr. 10954 vom 4. Februar 1880) construirte einen Weinwärmeapparat aus zwei in einander eingeschalteten Glocken oder Hauben, deren Zwischenräume der Wein in dünner Schicht durchströmt, während die innere Glocke durch Wasserdämpfe erhitzt wird. Verfahren, das Alter der Hühnereier zu bestimmen. Nach O. Leppig (Pharmaceutische Zeitschrift für Ruſsland, 1881 S. 171) haben frische Hühnereier ein specifisches Gewicht von 1,0784 bis 1,0942. Beim Liegen an der Luft verlieren sie Wasser und nehmen dafür Luft auf, so daſs ihr specifisches Gewicht täglich um 0,0017 bis 0,0018 abnimmt. Eier von 1,05 sp. Gr. sind demnach mindestens 3 Wochen alt und sollten als baldigem Verderben entgegengehend nicht mehr gekauft werden. Wenn das Volumengewicht bis auf 1,015 gesunken ist, so zeigen die Eier schon Zeichen von Fäulniſs. Zur Kenntniſs der Eiweiſsstoffe. G. Grübler (Journal für praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 97) hat aus Kürbiskernen ein in regulären Octaedern krystallisirendes Eiweiſs erhalten, welches 10 Proc. Krystallwasser enthält. Die Eiweiſssubstanz hat je nach der Gewinnung aus verschiedenen Lösungen folgende Zusammensetzung: Chlor-natrium Magnesium-sulfat Chlor-ammonium Kohlenstoff 53,21 53,29 53,55 Wasserstoff 7,22 6,99 7,31 Stickstoff 19,22 18,99 19,17 Schwefel 1,07 1,13 1,16 Sauerstoff 19,10 19,47 18,70 Asche 0,18 0,13 0,11 ––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00. H. Ritthausen (Daselbst S. 481) hat krystallinisches Eiweiſs dargestellt aus Hanfkuchen, sowie aus den Preſsrückständen von Ricinus und Sesamsamen. Nach weiteren Untersuchungen von F. Schaffer (Daselbst, S. 302) gehört das Mikroprotein (vgl. 1880 235 246) zu den echten Eiweiſsstoffen. Spätere Forschungen müssen die Frage entscheiden, ob das Mikroprotein als solches in der Hefe und den Spaltpilzen enthalten ist, oder, was wahrscheinlicher, ähnlich wie das Syntonin, aus dem Myosin erst durch die Einwirkung der Säure auf einen in diesen Organismen enthaltenen genuinen Eiweiſskörper entstanden ist. Nach N. Sieber (Daselbst S. 418) enthalten die Schimmelpilze kein Mikroprotein. Mittel gegen das Schimmeln der Würste und Schinken. Um zu verhüten, daſs Würste und Schinken schimmelig werden, soll man nach der Pharmaceutischen Centralhalle, 1881 S. 218 Kochsalz mit Wasser zu einem dünnen Brei mischen und damit die schimmeligen Würste dünn anstreichen. Der Schimmel verschwindet sofort und nach einigen Tagen überziehen sich die Würste mit feinen Salzkrystallen, die jeder weiteren Schimmelbildung vorbeugen. Man verfährt ebenso, um den zeitweilig in den Gelenken der Schinken auftretenden Schimmel zu beseitigen. Bildung von Salicylsäure. Durch Erhitzen von benzoesaurem Kupfer mit 3 Th. Wasser auf 1800 erhielt E. Smith (American Chemical Journal, 1881 Bd. 2 S. 338) Salicylsäure, voraussichtlich nach folgender Zersetzungsgleichung: 2Cu(C6H5.CO2)2 + 2H2O = Cu2O + 3C6H5.COOH + C6H4.OH.COOH. Verfahren zur Bereitung von Chlor. Nach J. Townsend in Staſsfurt (D. R. P. Kl. 12 Nr. 12885 vom 22. Juni 1880) wird eine erhitzte Chlormagnesiumlösung von 40 bis 50° B. mit etwa 10 Proc. Manganoxyd gemischt und der Einwirkung von erhitzter Luft ausgesetzt, wodurch sich Chlor entwickelt, welches in bekannter Weise nutzbar gemacht werden kann. Das Verfahren wird erleichtert durch Hinzufügung von 25 bis 50 Proc. Chlorcalcium. Ueber die Löslichkeit des Chlorsilbers. Nach Versuchen von J. P. Coohe (American Journal of Science, 1881 Bd. 21 S. 220) löst 1l siedendes Wasser etwa 3mg Chlorsilber, welches sich beim Erkalten theilweise wieder in kleinen Würfeln ausscheidet. Zusatz von Salzsäure vermindert diese Löslichkeit auf etwa die Hälfte, Silbernitrat fällt das Chlorsilber völlig aus. Bei sehr genauen Analysen sollte man daher den Niederschlag von Chlorsilber erst mit einer schwachen Lösung von salpetersaurem Silber und dann mit reinem Wasser auswaschen. Nach F. Ruysson und E. Varenne (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 524) vermehren Metallsalze die Löslichkeit des Chlorsilbers nur wenig. Verfahren zur Extraction des Tannins. Nach P. Gondolo zu Paris (D. R. P. Kl. 12 Zusatz Nr. 12876 vom 23. April 1880) kann man statt des angesäuerten Wassers (vgl. 1880 235 248) auch eine Lösung von schwefligsauren oder doppelschwefligsauren Salzen anwenden. Die frei werdende Schwefligsäure soll die Lösung entfärben, das erhaltene gerbsaure Natrium mit Schwefelsäure angesäuert und mit etwas Blut geklärt werden. Das erhaltene honiggelbe Extract soll die dickste Haut in kurzer Zeit durchdringen. Vervielfältigung von Natur- und Kunstgegenständen. Nach H. Löwenberg in Paris (D. R. P. Kl. 39 Nr. 13457 vom 5. Mai 1880) wird der zu vervielfältigende Gegenstand dünn mit Fett überzogen, dann in ein Gemisch von Leim und Glycerin abgeformt. Um diese Form widerstandsfähiger zu machen, wird sie mit essigsaurem Eisen oder mit Chromsäure getränkt. Diese Form wird nun mit einer Schicht von beliebig gefärbtem Glycerinleim bedeckt, der so erhaltene Abdruck wieder mit Säuren oder Metallsalzen behandelt und schlieſslich bemalt, lackirt, bronzirt oder vergoldet. Mischen von Kautschuk mit schweren Theerölen. L. Beckers in Spandau (D. R. P. Kl. 22 Nr. 13307 vom 20. Juni 1880) übergieſst den dünn gewalzten und in Streifen geschnittenen Kautschuk mit der 4 fachen Menge von bei 250 bis 3000 siedendem Braunkohlentheeröl, läſst etwa 8 Tage ruhig stehen und mischt dann mit einem schwer flüchtigen Kohlenwasserstoffe, z.B. Vulcanöl, bis eine durchaus gleichmäſsige, klare und fadenziehende Flüssigkeit entstanden ist. Herstellung von kohlensauren Alkalien mittels Trimethylamin. Nach dem Vorschlage der Actiengesellschaft Croix in Croix, Frankreich (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr. 13397 vom 10. Juli 1880) soll Natriumsulfat mit 1,5 bis 2 Aeq. Trimethylamin und Kohlensäure in Natriumbicarbonat übergeführt werden (vgl. 1879 234 * 304). Das Trimethylaminsulfat wird mit Kalkmilch destillirt, um wiederholt verwendet werden zu können. Ueber Phloron und Xylochinon. Das sogen. Phloron, welches beim Destilliren von Theerölen mit Braunstein und Schwefelsäure erhalten wird, besteht nach E. Carstanjen (Journal für praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 421) aus zwei verschiedenen und nicht isomeren Chinonen, dem Toluchinon und einem Xylochinon.