Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 242, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 451
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Miscellen. Miscellen. Zeyland's Neuerung an Abrichthobelmaschinen. Bei Scheibenhobelmaschinen ist es ein Uebelstand, daſs Schruppen und Schlichten mit denselben Messern vorgenommen werden muſs, wenn der Arbeitsgang ein Auswechseln derselben verhindert oder ein zweimaliges Bearbeiten mit verschiedenen Messern unthunlich ist. Die von J. Zeyland in Posen (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 15698 vom 30. März 1881) angegebenen Neuerungen an Abrichthobelmaschinen haben die Verwendung zweier Systeme von Messern in derselben Scheibe zum Zweck, welche während des Ganges der Maschine beliebig verstellt und abwechselnd benutzt werden können. In der verticalen hohlen Welle, welche die Messerscheibe mit den Schruppmessern trägt, liegt eine zweite Welle; dieselbe ist an ihrem unteren Ende mit einem dreiarmigen Kreuz versehen, an welchem Schlichtmesser angebracht sind. Mittels eines am oberen Ende befindlichen Supports kann nun diese innere Welle mit den Schlichtmessern während des Betriebes beliebig gehoben oder gesenkt werden. Das dreiarmige Messerkreuz ist so in einer Vertiefung der Messerscheibe geführt, daſs es nur auf- und abbewegt werden kann. Bei der Bearbeitung des Holzes wird mit den Schruppmessern vorgegangen; dann wird das Kreuz mit den Schlichtmessern so weit gesenkt, daſs diese den letzten Span wegnehmen und glätten. Sonst steckt das Messerkreuz innerhalb der Scheibe. Mg. Bahn's Fräsmaschine für kantig profilirte Hölzer. In gleicher Absicht wie Weisse (1880 237 * 357) und Schuhmacher (1881 241 * 174) hat E. Bahn in Charlottenburg (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 15974 vom 20. April 1881) eine Fräsmaschine zur gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer vielkantiger Hölzer nach gleichem Profil construirt. Die Hölzer werden hier zwischen zwei verticalen endlosen Ketten eingespannt, so daſs ein endloses Bett (vgl. 1874 212 * 23. 1878 230 * 220) entsteht, und mittels derselben vor einem entsprechend profilirten Fräser vorbeigeführt. Die Verbindungsbolzen der Ketten sind zu Spannfuttern ausgebildet, in denen die Enden der Hölzer eingespannt werden. Die Ketten werden durch Zahräder an dem in festen Lagern rotirenden Fräser vorbeigeführt, laufen aber hier an der Bearbeitungsstelle zwischen festen Führungsschienen hindurch, um jedea Schwanken zu vermeiden und dem Fräser eine sichere Angriffsfläche zu bieten. Das Umkanten der Hölzer geschieht selbstthätig, nachdem der Fräser jedesmal eine Seite bearbeitet hat. Zu diesem Zwecke nimmt jeder Verbindungsbolzen der Ketten nach auſsen zu je ein Zahnrad auf, welches an einer bestimmten Stelle mit einer am Bett der Maschine befestigten Zahnknagge in Berührung kommt und von dieser um einen Winkel gedreht wird, welcher der Zähnezahl der Räder bezieh. der Seitenzahl der Hölzer entspricht. Bahn gibt noch eine zweite Anordnung an. Auf einer Drehbank, dessen Support die Fräse aufnimmt, wird eine Welle eingespannt, welche zwei Scheiben mit radialen Schlitzen trägt (vgl. 1880 237 * 357). In diesen Schlitzen können die Spannfutter der zu bearbeitenden Hölzer hin- und hergleiten. Jedes Spannfutter hat auſsen an beiden Enden ein Vierkant, mit welchem es sich in eigenthümlich geschwungenen Curvennuthen je einer festgelagerten Scheibe führt. Diese Nuthen führen die Hölzer vor dem Fräser gerade und sicher. Ein selbstthätiges Umkanten der Hölzer erfolgt auch hier durch Zahnräder, welche gegen eine feste Zahnknagge stoſsen. Steinmayer's Siebspannvorrichtung mit Egalisirwalze. Bei den gebräuchlichen Siebspannvorrichtungen werden die für die Papierfabrikation bestimmten Siebe von Hand mittels einer kleinen Walze von fehlerhaften, also erhabenen oder zu dicken Stellen befreit; dies ist durchaus nothwendig, da diese Ungleichheiten die Hauptursache des schnellen Schadhaftwerdens der Siebe sind; doch ist die bisherige Methode nicht nur sehr zeitraubend, sondern vor allen Dingen ungenau, da immer Unebenheiten im Draht oder beim Weben entstandene Fehler übersehen werden. C. Steinmayer in Reutlingen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 15748 vom 12. März 1881) will diesen Uebelstanden durch die Verwendung einer dritten Walze, Egalisirwalze, begegnen. Das Sieb wird wie üblich über zwei Walzen gespannt, deren eine lest hegt, während die andere beweglich ist und. das Anspannen des Siebes besorgt. Gegen die feste Walze drückt die Egalisirwalze. Wird durch Rotation dieser festen Walze nun das Sieb bewegt, so müssen sämmtliche Stellen desselben zwischen ihr und der Egalisirwalze hindurch, werden also ausgeglichen Hat das Sieb die Walzen mehrere Male passirt, so müssen sämmtliche Unebenheiten verschwunden sein. Hyatt's Herstellung von Röhren. Von T. Hyatt in London (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 15832 vom 8. April 1881) ist folgendes Verfahren zur Herstellung von Röhren, Cisternen u. dgl. angegeben worden. Die Röhren werden aus cylindrischen Stücken gewellten Metallbleches hergestellt, welche an Ort und Stelle der Verwendung durch Nietung vereinigt und innen und auſsen mit einer Schicht von Cement o. dgl. bekleidet sind. Da nach gewöhnlichem Muster gewelltes Metallblech das aufgetragene Material nicht zu halten vermag, so wird die Wellung in Form schwalbenschwanzförmiger Nuthen gebildet, in welchem sich der Cement festsetzen kann. Die Kanten in den Wellungen sind etwas abgerundet, damit einerseits beim Falzen keine Brüche entstehen, andererseits der Cement keine scharfen, leicht brechenden Kanten erhält. Zur gröſseren Widerstandsfähigkeit können die Metallcylinder vor dem Auftragen der äuſseren Cementschicht mit Verstärkungsreifen umgeben werden, oder man kann Drahtgeflechte in den Körper der äuſseren Bekleidung einlegen. Die Wellungen in dem Blech können parallel zur Achse der Röhren oder concentrisch um diese herumlaufen. Mg. Schweiſsmittel. Um Metallflächen verschiedener Natur zusammen zu schweiſsen, z.B. Stahl an Eisen, empfiehlt J. J. Lafitte in Bordeaux (Oesterreichisches Patent Kl. 48 vom 6. August 1880) ein Gemisch von 50 Th. Borax, 30 Th. Eisenfeilspänen, 10 Th. Salmiak und 10 Th. Copaivabalsam. Um dieses Gemisch passend zwischen die zu schweiſsenden glühenden Flächen zu bringen, wird es, in feines Metallgewebe, Metallplatten, Papier o. dgl. gehüllt, zwischen die weiſsglühenden Schweiſsflächen gebracht und dann wird gehämmert. Das Hartlöthen von Kupfer an Eisenblech geschieht in derselben Weise. Reunert's Härtung von Gewehrläufen. Um den etwas schwerfälligen Apparat beim Härten gewöhnlicher Gewehrläufe (vgl. 1881 241 404) zu vermeiden, schlägt W. Reunert in Annen, Westfalen (* D. R. P. Zusatz Kl. 49 Nr. 16115 vom 23. Februar 1881) folgendes Verfahren vor. Der Gewehrlauf wird in ein gewöhnliches Gasrohr gesteckt, welches ihm nur geringen Spielraum läſst, an einem Ende aber so weit verengt ist, um ein Herausfallen des Laufes zu verhindern. Eine Anzahl solcher in Röhren gesteckter Läufe wird in einem Flammofen zur Rothglut erhitzt. Alsdann wird etwas Härtepulver hineingegeben und darauf jeder Lauf mit dem darum sitzenden Rohre aus dem Ofen genommen und in senkrechter Stellung unter einen Wasserschlauch gebracht, um das Härtewasser unter einem Drucke von 0,5 bis 0at,75 hindurch zu lassen. Dies geschieht unter fortwährender Umdrehung des Rohres bis zur Erkaltung des Gewehrlaufes, wobei die senkrechte Stellung stets beibehalten wird. Die senkrechte Stellung, die Drehung, die Fassung des Gewehrlaufes durch das Rohr, sowie die groſse Geschwindigkeit des Wasserstrahles, hervorgerufen durch den Druck, unter welchem er austritt, verhindern das Krummziehen des Laufes. Verfahren zum stellenweisen Nachlassen gehärteten Stahldrahtes für Kratzenhäkchen. Die Krempelhäkchen sollen an der Spitze härter sein wie am Kopfe. Dies wird durch Nachlassen des gehärteten Stahldrahtes, aus welchen die Kratzenhäkchen angefertigt werden, in bestimmten Abständen erreicht. Das von H. Heusch in Aachen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 14853 vom 24. December 1880) angegebene Verfahren besteht darin, daſs der Stahldraht vor seinem Eintritt in die Schnittmaschine über eine oder mehrere Flammen oder über stark erhitzte Stäbe ruckweise hingeführt wird. Mg. Verfahren zum Härten von Feilen u. anderen Stahlwerkzeugen. Höfer und Schmidt in Hagen i. W. (D. R. P. Kl. 48 Nr. 15783 vom 4. Januar 1881) bestreichen die Feilen und andere Werkzeuge mit einem durch Kochen von Leim, Salz und Hefe hergestellten und durch Zusatz von Holzkohle und Graphit verdickten Brei. Nach dem Bestreichen wird erforderlichen Falles noch ein grob gepulvertes Gemisch von Horn, Holzkohle und Salz darauf geworfen, so daſs sich eine feste Rinde bildet, welche die Feile gegen das Versetzen des Hiebes schützt und derselben während des Glühens Kohlenstoff zuführt. Zum Anlassen werden die Werkzeuge in ein Bleibad gebracht, welches mit einem Gemisch von Potasche, Soda und Weinstein bedeckt wird, um die Oxydation des geschmolzenen Bleies an der Oberfläche zu verhindern. In diesem Metallbade bleiben die Feilen etwa 5 bis 8 Minuten je nach der Dicke und werden dann schnell in Kühlwasser abgelöscht. Amerikanische Baumwollernte im J. 1879. Nach dem eben ausgegebenen officiellen Bericht von E. W. Hilgard stellt sich die Baumwollproduction der Vereinigten Staaten für das J. 1879 folgendermaſsen. Es lieferten in den Staaten: Mississippi 2093330 Acker 955808 Ballen Georgia 2617138 814441 Texas 2173732 803642 Alabama 2330086 699654 Arkansas 1042976 608256 South Carolina 1364249 522544 Louisiana 864787 508569 North Carolina 893153 389598 Tennessee 722569 330644 Florida 245595 54997 Missouri 32711 19733 Indian Territory 35000 17000 Virginia 24900 11000 Kentucky 2667 1367 Die durchschnittliche Production in Pfund für 1 Acker ergab sich zu: Flocke und Samen MississipiGeorgiaTexasAlabamaArkansasSouth CarolinaLouisianaNorth CarolinaTennesseeFloridaMissouriIndian TerritoryVirginiaKentucky 651444528429831546837621651318861693654729 Brutto-Baumwollernte = 217= 148= 176= 143= 277= 182= 279= 207= 217= 106= 287= 231= 218= 243 434296352286554364558414434212574462436486 1 Pfund = 0k,454 und 1 Acker = 4046qm,7. Gelber Salpeter. Der gelbe Salpeter, gewöhnlich Caliche azufrado genannt, findet sich in den Salpeterlagern von Atacama und Tarapaca. Er ist schwefelgelb bis röthlichgelb gefärbt und hat nach Domeyko (Annales des Mines, 1881 Bd. 19 S. 325) folgende Zusammensetzung: Chromsaures Natrium 0,90 Jodsaures Natrium 4,95 Salpetersaures Natrium 42,80 Salpetersaures Kalium 12,81 Schwefelsaures Kalium 4,59 Chlornatrium 16,63 Chlorlithium 0,12. Ueber den Gehalt der Fette an freien Fettsäuren. F. Hofmann fand im frischen Menschenfett freie Fettsäuren, aber in so geringen Mengen, daſs 100g Fett nur 1 bis 87mg Kalihydrat neutralisirten. Aehnlich niedrige Werthe erhielt v. Rechenberg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2216) für andere thierische Fette und zwar für Rindfett 1mg, für Schweinfett 8mg Kali. Für die Pflanzenfette liegen bis jetzt noch keine directen Bestimmungen der freien Fettsäuren vor; dagegen haben J. König und v. d. Becke auf Grund von Glycerinbestimmungen geschlossen, daſs die Pflanzenfette zum groſsen Theile aus freien Fettsäuren bestehen. König, Kiesow und Aronheim fanden in einer Reihe von Pflanzenfetten nur 1,3 bis 6,5 Proc. Glycerin und v. d. Becke (1880 237 305) blos 4,6 bis 6,4 Proc. Glycerin, während zur Neutralisation der in Frage kommenden fetten Säuren 8 bis 10 Proc. Glycerin erforderlich sind. v. Rechenberg hat nun verschiedene Oelsamen auf ihren Gehalt an freien Fettsäuren untersucht; in folgender Zusammenstellung bezeichnen die Zahlen die Milligramm Kali, welche 100g der Fette neutralisirten: Samen Diesjährig Vor-jährig 5 bis7 jähr. Ueber10 jähr. 1 2 3 Rübsen, Brassica rapa   133   74   36   87 205 Raps, Brassica napus 2137 138   32   87 542 Leindotter, Camelina sativa 2070 324 313 676 Lein, Linum usitatissimum 445   53 167 425 Oelrettig, Raphanus sativus chin. 142 2580 Mohn, Papaver somniferum blauerweiſser 743913 557 2060 Die Versuchsreihen 1 und 2 betreffen unreifen Samen, Reihe 3 gelbreifen Samen; doch hatte der Mohn auf dem Felde bereits einige Keime getrieben. Mit dem Reifen der Samen nimmt somit der Säuregehalt ab, um während des Keimungsprocesses von Neuem anzusteigen. Zur Untersuchung des Türkischrothöles. Zur Bestimmung des Fettsäuregehaltes bringt L. Brühl (Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 47) 50g des zu untersuchenden Oeles in einen Meſscylinder, schüttelt zur Zersetzung der sulforicinusölsauren Alkalien mit 20g verdünnter Schwefelsäure (1 : 10) und zieht die Sulforicinusölsäure mit 30cc Aether aus. Brühl fand so in 50g Türkischrothöl 30g,9, entsprechend 61,9 Proc. Sulforicinusölsäure von 0,9261 sp. G., während das des Türkischrothöles 0,998 betrug. Die nach dem Verdampfen des Aethers in obiger Weise erhaltene Sulforicinusölsäure enthält so geringe Mengen freier Schwefelsäure, daſs dadurch die praktische Brauchbarkeit dieser Untersuchung wohl nicht beeinträchtigt wird. Herstellung chlorsaurer Salze. Wird das Einwirkungsproduct von Chlor auf Kalkmilch wie gewöhnlich mit Chlorkalium zersetzt, so bleibt bei dem Auskrystallisiren des chlorsauren Kaliums ein Theil desselben in der Chlorcalcium haltigen Mutterlauge als nicht gewinnbar zurück und geht mit derselben verloren. Zur Verringerung dieses Verlustes kann man nach A. R. Pechiney und Comp. in Salindres (D. R. P. Kl. 12 Nr. 15493 vom 10. März 1881) vor der Zersetzung mit Chlorkalium den gröſsten Theil des Chlorcalciums in folgender Weise abscheiden. Die Lösung wird bis zur Krystallisation des Chlorcalciums (48° B.) eingedampft, das beim Erkalten auf 10° ausgeschiedene Chlorcalcium durch Ausschleudern getrennt, worauf die Lösung auf 1 Mol. chlorsaures Calcium nur noch 1 bis 2 Mol. Chlorcalcium enthält. Oder man setzt Kalk zu der Lösung, so daſs auf 1 Mol. Chlorcalcium 3 Mol. Kalk kommen. Es bilden sich besonders bei Anwendung von Wärme basische Chlorüre, von denen man die Lösung trennt. Mit Vortheil wendet man beide Verfahren nach einander an. Die basischen Chlorüre, welche ziemlich viel Calciumchlorat enthalten, werden durch warmes Wasser zersetzt, die Lösung von Chlorcalcium und Calciumchlorat wird nach der Trennung von dem Kalk bis zur Krystallisation des Chlorcalciums eingedampft. Aus diesen so angereicherten Lösungen von Calciumchlorat lassen sich durch Zusatz von Chlorkalium erheblich gröſsere Mengen Kaliumchlorat erhalten als sonst beim früheren Verfahren. Zur Herstellung von Natriumchlorat setzt man Natriumsulfat zu und scheidet den dann noch in Lösung befindlichen Kalk durch Zusatz von Soda ab. Beim Eindampfen der Lösung setzt sich erst Chlornatrium ab, das durch Auswaschen von anhaftendem Chlorat befreit wird. Herstellung von Paranitrobenzaldehyd. Nach A. Baeyer in München (D. R. P. Kl. 12 Nr. 15743 vom 20. Februar 1881) wird Paranitrobenzaldehyd durch Behandlung der Paranitrozimmtsäure mittels der bekannten Oxydationsmittel erhalten. Empfehlenswerth ist, die Paranitrozimmtsäure oder die entsprechende Menge eines Aethers desselben in 10 bis 20 G.-Th. concentrirter Schwefelsäure zu lösen und allmählich Salpeter oder Salpetersäure zuzusetzen. Nach Beendigung der Reaction wird der Aldehyd durch Wasser gefällt und in bekannter Weise gereinigt. Zur Reinigung des Naphtalins. Bekanntlich röthet sich selbst sehr rein weiſses Naphtalin nach einiger Zeit an der Luft und erst mehrfache Krystallisationen, Auswaschungen, Destillationen u. dgl. vermögen die Neigung zu dieser Färbung zu beseitigen. Nun verlangen aber die Fabrikanten von Naphtol ein möglichst chemisch reines Naphtalin, welches dauernd weiſs bleibt. G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1755) ging nun von der Annahme aus, daſs die Röthung des Naphtalins von einer Spur Phenol herrühre und daſs dessen Röthung auf einem Oxydationsprocesse beruhe, vielleicht auf einer Bildung von Aurin: 2C6H6O + C7H8O + 3O = C19H14O3 + 3H2O. Durch vorgängige Oxydation würden sich daher diejenigen Verbindungen sofort bilden, welche sonst allmählich das Phenol oder Naphtalin röthen und dann durch Destillation zurückgehalten werden können. Lunge empfiehlt dem entsprechend folgendes Reinigungsverfahren. Das Rohnaphtalin wird meist aus den Oelen gewonnen, welche nach der Behandlung des „Mittelöles“ mit Natronlauge (zur Gewinnung von Phenol) zurückbleiben; es scheint daher angezeigt, gleich mit der Einwirkung von Säure zu beginnen. Hätte man dagegen direct aus den Theerölen auskrystallisirtes Naphtalin vor sich, so wäre eine vorgängige Behandlung mit Alkalien am Platze. Man schmilzt das Rohnaphtalin und setzt eine gewisse Menge Schwefelsäure zu. Im Groſsen wird dazu jedenfalls 5 bis 10 Procent 66°-Säure vom Gewichte des Naphtalins ausreichen; von 60°-Säure wird natürlich etwas mehr gebraucht. Wenn das flüssige Naphtalin und die Säure gut mit einander verrührt sind, setzt man allmählich 5 Procent vom Gewichte des Naphtalins fein geriebenen Braunstein oder noch besser regenerirtes Mangandioxyd (getrockneten Weldonschlamm) zu und erhitzt auf dem Wasserbade 15 bis 20 Minuten, bis keine weitere Einwirkung mehr eintritt. Man läſst nun erkalten, schmilzt den Naphtalinkuchen mehrmals mit Wasser, zuletzt mit Zusatz von etwas Natronlauge und wieder mit reinem Wasser. Im Groſsen brauchte man nicht das Erstarren des Naphtalins abzuwarten, sondern könnte die Säuren und Waschwässer immer durch Ablassen mit Hähnen von dem flüssigen Naphtalin trennen und gleich weiter arbeiten. Eine wiederholte Behandlung mit Säure oder eine solche mit starker Natronlauge erwies sich als völlig unnöthig. Daſs man statt Braunstein andere Oxydationsmittel wird anwenden können, ist ganz selbstredend; weitere Versuche hierüber erschienen unnöthig, da ein billigeres Reagens kaum aufgefunden werden wird; selbst ein Luftstrom dürfte nicht billiger, dabei aber weniger wirksam sein und würde jedenfalls viel Naphtalin mit fortführen. Der schlieſslich gewonnene Kuchen wird nun destillirt, wobei weitaus die Hauptmasse ganz constant innerhalb 1 bis 2 Temperaturgraden übergeht und als Reinnaphtalin aufgefangen wird. Schwammblei zur Herstellung von Bleiweiſs und Bleizucker. P. Rey in Romans, Frankreich (Oesterreichisches Patent Kl. 12 vom 15. September 1880) schmilzt das Blei und läſst es ins Wasser fallen, so daſs sich eine schwammige Masse bildet. Zur Herstellung von Bleiweiſs stellt man nun eine Anzahl Fässer über einander, Welche auf einem 5cm über dem Faſsboden befestigten Gitterwerk eine 30cm dicke Schicht Schwammblei enthalten. Der Boden selbst ist mit Löchern versehen, in denen Röhrchen stecken, welche der Luft freien Zutritt gestatten, aber keine Flüssigkeit ablassen. Man läſst den Essig oder die mit Kohlensäure gefällte Lösung von essigsaurem Blei zur Bildung der basischen Verbindung von Faſs zu Faſs über die Schwammbleischichten rieseln, bis der Zweck erreicht ist. Für die Herstellung von Bleiweiſs soll die Gesammthöhe der Bleischicht etwa 2m, für Bleizucker 1m,2 betragen. Zur Herstellung von Anstrichen. (Patentklasse 22). Die flüssige Wichse von J. A. Scholz in München (D. R. P. Nr. 14956 vom 21. December 1880) besteht aus 50 Th. Asphalt, 50 Th. Erdöl, 6 Th. Leinölfirniſs, 14 Th. Fischthran und 13 Th. Spiritus. Zur Herstellung von Tanninschwarz werden nach Th. H. Cobley und W. G. Gard in Dunstable (D. R. P. Zusatz Nr. 14952 vom 5. December 1880, vgl. 1881 240 243) Lederabfälle mit Eisenchlorid gekocht. Der getrocknete Rückstand soll zur Herstellung von Buchdruckerschwärze oder – mit Oel, Melasse u. dgl. gemischt – als Stiefelwichse gebraucht werden. Einen satinirfähigen Anstrich für Pappe und Papier erhält man nach A. Bauer in Salzuffeln (D. R. P. Nr. 14964 vom 13. Januar 1881) durch Mischen von 100l siedendem Wasser, 50g Ultramarin, 1k,5 unterschwefligsaurem Natrium, 150k Gyps (Annalin) und 120l eines aus 10k Weizenstärke bereiteten Kleisters. Glycerinzusatz macht die Masse weicher, Stearin oder Wachs ertheilen ihr einen schöneren Glanz. Nach H. R. P. Hosemann in Berlin (* D. R. P. Nr. 15251 vom 1. Februar 1881) werden zur Herstellung eines guten Leimpräparates 50k Chlorcalciumlösung von 30 bis 32° B., 25k Kartoffelstärke und 25l Wasser angerührt, mit 5k einer Lösung von Colophonium in Alkalilauge gemischt und auf 62 bis 75° erwärmt. Man setzt dann 4k eines Gemenges von 60 Th. Weinstein, 127,5 Th. Schwefelsäure von 10° B. und 10,5 Th. Thonerdesulfatlösung von 9° B. mit 40l Wasser, schlieſslich 1k Chlorzinklösung (10° B.) in 5l Wasser und 200g Phenol mit 30g Nitrobenzol in 4 bis 5k Wasser hinzu. Die Masse ist als Ersatz für Schlichtleim in der Weberei, für die Leim- und Gummimassen bei der Tapeten- und Buntpapierfabrikation, für die Steifungsmittel bei der Filzfabrikation, für die Verdickungsmittel im Zeugdruck und als Klebmittel verwendbar. Bei Benutzung der Mischung für vegetabilische Fasern läſst man das Colophonium weg, ebenso zur Verwendung als Appreturleim. Um dem Schlicht- und Appreturleim bleichende Eigenschaften zu ertheilen, läſst man Colophonium, Weinstein-Thonerde und Chlorzink weg und setzt 0,5 bis 1k übermangansaures Kali zu, oder man setzt unter Belassung von Chlorzink 4 bis 8k zweifach schwefligsaures Natron hinzu.