Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 81 |
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Miscellen.
Miscellen.
Carlé's Schlichtstahlhalter.
Um das zum Schlichten nöthige Federn des Drehstahles zu erzielen, läſst F. Carlé in Gieſsen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 17 206 vom
22. Juli 1881) den Stahlhalter zweitheilig quer zur Achse herstellen und legt
zwischen beide Theile, also senkrecht zur Arbeitswirkung, eine elastische Scheibe
von Leder o. dgl., ein.
Mg.
Beckert's Nietmaschine für Zungennadeln.
Während sich beim jetzigen Verfahren der Vernietung der Zungen in den Zungennadeln
für Wirkmaschinen die Niete in ihrem mittleren Theil durch die Wirkung der Hämmer
leicht verbiegt und in Folge dessen die Zunge festgeklemmt wird, sollen diese
Uebelstände bei der Nietmaschine von E. Beckert in
Erfenschlag, Sachsen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 16 231 vom 4. Mai 1881) dadurch
vermieden werden, daſs die Niete gleichzeitig von beiden Seiten mittels schnell
rotirender Hämmerchen vernietet werden. Die Wirkung dieser Hämmerchen soll mehr auf
ein Stauchen der Niete hinzielen als auf das An hämmern eines Grathes.
An den gegenüber stehenden Enden zweier horizontaler Wellen sind zu diesem Zwecke je
ein Stahlstift ähnlich wie die Körnerspitzen einer Drehbank eingesetzt. Zwischen
beiden Stahlstiften wird die zu vernietende Zungennadel mittels eines eigenartigen
Spannklobens genau centrisch eingeführt. Während des Vernietens werden nun die
schnell von Schnurscheiben umgetriebenen Wellen von einem Doppelhebel aus gegen
einander geführt. Die Lager der Wellen sind zu diesem Zweck in Nuthen des
Arbeitstisches gleitbar und diese Schlitten durch Gelenkhebel mit einander bezieh;
mit dem zur Steuerung dienenden Doppelhebel derart verbunden, daſs eine Bewegung des
letzteren eine Verschiebung beider Schlitten gegen einander hervorruft; die
Anordnung der Treibschnur bewirkt dann stets selbstthätig wieder das
Auseinandergehen der Schlitten. Ein eigentliches Verhämmern der Niete findet demnach
hier nicht statt; vielmehr wird die Niete durch die gegen einander drückenden, dabei
schnell rotirenden Stahlstifte an ihren Enden verrieben. Auf diese Weise wird
vermieden, daſs die Niete nur durch den angehämmerten Grath, welcher beim Schleifen
der Nadeln oft weggenommen wird, in den Löchern gehalten werden; die Zungen sitzen
also viel sicherer.
Verfahren zum Schweiſsen von Metallen in Rothglühhitze.
Durch eine aus 0k,66 Stahl- oder Eisenspäne, 0k,32 Borax und 0k,02 Salmiak zusammengesetzte Masse glaubt H.
Julien in Brüssel (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 16601 vom 8. Januar 1881) nicht
nur eine Verstärkung von Metallstücken, sondern auch ein Schweiſsen aller Arten
Metalle erzielen zu können.
Um eine Verstärkung bei Metallstücken machen zu können, habe man nachstehendes
Verfahren zu befolgen: Nachdem man das zu verstärkende Metall ins Feuer gebracht und
sofort aus demselben wieder herausgenommen hat, wenn dasselbe den erforderlichen
Hitzegrad, die Dunkelglühhitze, erreicht, taucht man dasselbe in die angegebene
Composition (diese haftet dem Metall in bedeutendem Maſse an) und vergröſsert
nunmehr die Haltbarkeit der anhaftenden Masse durch ein sehr schnelles Hämmern
desselben. Dieses Hämmern treibt den Borax, welchen man zum Schmelzen der Eisen-
oder Stahlfeilspäne benutzt hat, aus und es bleiben daher nur die letzteren zurück,
welche in auffallendem Maſse anhaftend und widerstandsfähig sein sollen.
Zum Schweiſsen werden die vorher vorgearbeiteten, zugespitzten Theile bis zur
Kirschrothglühhitze, vielleicht etwas darüber, erhitzt, wobei beachtet werden muſs,
daſs die eigentliche Schweiſstemperatur weder erreicht, noch überschritten wird. Die
zu schweiſsenden Flächen werden darauf mit dem Schweiſspulver bestreut und die
Stücke wieder in das Feuer gebracht, alsdann herausgenommen und durch schnell auf einander folgende
Hammerschläge vereinigt.
Mg.
Maschine zum Lackiren von Metallpatronenhülsen.
Bei der Maschine von Ludw. Loewe und Comp. in Berlin (*
D. R. P. Kl. 72 Nr. 17078 vom 3. Juli 1881) werden die Hülsen in einen Kasten
geworfen und hier durch 4 rotirende Greifer einem Trichter zugeführt, welcher sie,
die Oeffnung nach oben, in eine mit 4 Bohrungen versehene verticale Trommel fallen
läſst. Diese dreht sich abgesetzt und gibt die Hülsen dadurch um 180° gedreht, so
daſs ihre Oeffnungen nach unten gekehrt sind, an einen mit Stahlfuttern versehenen
Radkranz ab. In letzterem werden die Hülsen in der Weise lackirt, daſs eine durch
die Maschine bewegte kleine Pumpe mit variabler Fördermenge aus einem Behälter Lack
ansaugt und denselben in die Hülse hineinspritzt. Der sich ebenfalls ruckweise
drehende Radkranz befördert sodann die Hülsen unter die Mündung eines Rohres, durch
welches von oben durch die Zündlöcher, mittels einer ebenfalls durch die Maschine
bewegten Luftpumpe, ein Luftstrahl geblasen wird, um die Zündlöcher von anhaftendem
Lacke zu reinigen. Hierauf gelangt die Hülse über eine cylindrische, rotirende, auf
und ab bewegbare Bürste, welche den Lack im Geschoſsraum der Hülse entfernt. In
ihrer tiefsten Stellung kommt diese Bürste mit einem rotirenden, schräg gestellten
Filzkegel in Berührung, dessen unterer Theil in ein Spiritusbad taucht. Endlich wird
die Hülse selbstthätig aus dem Radkranze ausgestoſsen und durch eine schräge Rinne
aus der Maschine entfernt.
Unterhaltungskosten der Asphalt-, Holz- und
Granitpflasterungen in der City von London.
In einem vom 24. Januar d. J. datirten Bericht an die Baudeputation der City von
London gibt Ober-Ingenieur W. Haywood folgende
Uebersicht über die jährlichen Unterhaltungskosten der wichtigsten, mit Asphalt und
Holz gepflasterten Straſsen im Vergleich mit den durch die frühere Granitpflasterung
entstandenen Kosten.
Asphaltpflasterungen: Dieselben werden in der Regel von den Unternehmern unter
folgenden Bedingungen erhalten: Die Verträge gelten auf 17 Jahre. Für die beiden
ersten Jahre bezahlt die Stadtverwaltung nichts, für die folgenden Jahre einen
festen Betrag für je 1qm der ganzen
Pflasterfläche, welche beständig in bestem Zustande erhalten werden muſs. Nach
Ablauf des Vertrages soll das Pflaster kein geringeres als ein bestimmtes
Einheitsgewicht besitzen, welches vertragsmäſsig festgesetzt ist.
Holzpflasterungen: Die Verträge über ihre Unterhaltung werden gleichfalls meistens
auf 17 Jahre abgeschlossen. Die Unterhaltung findet in den beiden ersten Jahren
kostenfrei, sodann für einen festen Jahresbetrag für je 1qm Pflasterfläche statt. Nach Ablauf dieser
Vereinbarung muſs die Pflasterung in bestem Zustande der städtischen Verwaltung
übergeben werden.
Granitpflasterungen: Die Verwaltung der City hat niemals ähnliche Verträge über die
Unterhaltung der Granitpflasterungen abgeschlossen, wie dies beim Asphalt- und
Holzpflaster geschehen ist. Für die nothwendigen Arbeiten sind durch öffentliche
Ausschreibungen die Einheitspreise festgesetzt und nach Ausmaſs der geleisteten
Arbeit bezahlt worden.
Nachdem die meisten Hauptstraſsen der City seit einer Reihe von Jahren mit Holz oder
Asphalt gepflastert sind, dürfte ein Vergleich der thatsächlich entstandenen
Unterhaltungskosten mit den Kosten, welche die Unterhaltung des früher in jenen
Hauptstraſsen befindlichen Granitpflasters nachweislich verursacht hat, von
Interesse sein.
Die Unterhaltungsweise der Granitpflasterungen ging darauf hinaus, in Hauptstraſsen
nur neue Granitsteine zu verwenden und die Pflasterungen (durch auſsergewöhnlich
kostspielige, aber durch die Verkehrsverhältnisse der City gebotene Flickarbeit) im
Stande zu erhalten, bis eine vollständige Umlegung erforderlich schien, auch wenn
die einzelnen Pflasterblöcke noch lange nicht in unbrauchbarem Zustande waren. Dieselben wurden
nach dem Bauhofe gebracht, sortirt, nachgearbeitet und hierauf in Straſsen 2. oder
3. Ordnung neu verlegt. Dies geschah hauptsächlich, um in den sehr verkehrsreichen
Hauptstraſsen stets möglichst gutes Pflaster zu haben. Da jedoch auf diese Weise die
Granitsteine nach ihrer Entfernung aus den Hauptstraſsen noch in belebten
Nebenstraſsen und schlieſslich in Gassen von untergeordneter Bedeutung verwendet
worden sind, können die in gröſseren Zeiträumen (einschlieſslich Umpflasterungen)
entstandenen Gesammtkosten, obgleich die für Ausbesserungen gemachten Ausgaben genau
bekannt sind, nur schätzungsweise angegeben werden.
Die Ausgaben für Ausbesserungen des Granitpflasters
(Ausflickung von Mulden, Umwechselung schadhafter Steine u. dgl.) haben im
Jahresdurchschnitt betragen: in Cheapside 68, in Poultry 95, in Old Broad Street 30,
in Moorgate Street 37, in Lombard Street 32 Pf. für 1qm.
Für die Instandhaltung des Asphaltpflasters wird
jährlich bezahlt: in Cheapside und Poultry 180, in Old Broad Street 90, in Moorgate
Street 90 bis 100, in Lombard Street 90 Pf., ebenso viel in Oldgate, Fenchurch und
Newgate Street, sowie den meisten im Laufe der letzten Jahre mit Asphaltbelag
versehenen Straſsen, ausnahmsweise in Milton Street und Philpot Lane 60 Pf. für 1qm.
Für die Instandhaltung des Holzpflasters schwanken die
jährlichen Ausgaben von 80 bis 180 Pf. für lqm. Letzterer Preis wird in King William
Street, Leadenhall Street und den Minories bezahlt, ersterer in St. Paul's
Churchyard. Der Durchschnittspreis beträgt etwa 100 Pf., z.B. in Fleet Street,
Holborn u.a.
Wenn man die Herstellungskosten auf die Dauer der Verträge gleichmäſsig vertheilt, so
ergibt sich als Jahresbetrag der Gesammtkosten für Holzpflaster 2,50 bis 3 M. für
1qm, für Asphaltpflaster 2 bis 2,80 M. für
1qm, während die jährlichen Gesammtkosten des
Granitpflasters auf 1,30 bis 2 M., in Poultry ausnahmsweise bis auf 3,30 M. für 1qm geschätzt werden. (Nach der Deutschen Bauzeitung, 1882 S. 121).
Jutesammt.
Nach Mittheilung von Prof. E. Pfuhl in der Rigaschen Industriezeitung kommen in neuerer Zeit
sammtartige JutegewebeJuteplüsch stellt u.a. nach der Deutschen
Industriezeitung, 1882 S. 94 die Firma Seidler und Schreiber in Chemnitz seit etwa ½ Jahr her.
in den Handel, bei denen das Grundgewebe aus Baumwolle, die Haardecke oder der Flor
aus Jute bestehen. Der Flor wird ebenso wie bei den bisherigen Sammtgeweben erzeugt;
dann werden die ähnlich wie Tapeten gemusterten Stoffe folgendermaſsen behandelt.
Der Flor wird durch Pressen oder Gaufriren mittels heiſser Platten oder Walzen, die
auf ihrer Oberfläche mit hervortretenden Mustern versehen sind, da, wo diese
erhabenen Flächen aufliegen, niedergedrückt; so entstehen vertiefte, atlasartig
glänzende Flächen, neben denen der nicht gepreſste Flor in seiner ursprünglichen
Form steht. Die Rückseite des Gewebes wird mit Leimwasser angefeuchtet, wodurch ein
Wiederaufrichten des niedergepreſsten Flores verhindert wird. Man kann auch die beim
Pressen als Unterlage dienende Leinwand mit einer schwachen Lösung von Schellack in
Spiritus bestreichen, dann den Sammt darauf legen und pressen. Es dringt dabei etwas
Schellack in das Gewebe ein und bindet den niedergedrückten Flor so fest, daſs er
selbst durch Feuchtigkeit nicht mehr losgelöst wird. Die Schönheit und Gediegenheit
des Aussehens dieser Stoffe macht dieselben als Möbelstoffe, ferner zu Vorhängen und
Tapeten besonders geeignet; da dieselben auch mottensicher sind, so ist anzunehmen,
daſs sie eine weite Verbreitung finden werden.
Zur Gewinnung von Gespinnstfasern.
Um aus der Ramie (Urtica utilis) im grünen Zustande die
Gespinnstfaser ohne Rösten zu gewinnen, soll man nach P. A.
Favier (Oesterreichisches Patent Kl. 29 vom 10. Februar 1880) die Ramie in groſse
Holzkasten packen und nun aus einem Dampfkessel Wasserdampf einführen. Wenn die
Ramie frisch ist, kann man die Operation als beendet ansehen, sobald der Dampf durch
die Fugen des Kastens tritt; ist sie über 8 Tage geschnitten, so muſs der Dampf
länger eingeführt werden. Die nach dieser Behandlung von den holzigen Stengeln
befreiten Spinnfasern bewahren ihre ursprüngliche Parallelität und erleichtern somit
das später vorzunehmende Hecheln.
Entmagnetisirung von Uhren u.a.
H. S. Maxim in New-York hat einen kleinen Apparat
angegeben, mittels dessen Uhren, deren Träger etwa in die Nähe von kräftigen
Dynamomaschinen verweilt haben, und andere kleine Dinge, z.B. Werkzeuge, wenn sie
magnetisch geworden sind, leicht und sicher entmagnetisirt werden können. Nach dem
Scientific American, 1881 Bd. 45 * S. 134 enthält
dieser Apparat einen stabförmigen Elektromagnet, welchem der kräftige Strom einer
dynamo-elektrischen Maschine oder einer galvanischen Batterie zugeführt wird. Dieser
Elektromagnet wird mit einer Handkurbel rasch um die verticale Achse gedreht, auf
welche er in horizontaler Lage aufgesteckt ist. Die Uhr o. dgl. wird auf wagrechter
Achse in einem kleinen Gehäuse untergebracht, das nun sich um eine senkrechte Achse
dreht. Am Ende der durch die Handkurbel in Umdrehung versetzten Schraube ohne Ende
sitzt nämlich ein Kegelrad, welches die Drehung des Elektromagnetes erzielt; die
Mutter der Schraube bildet ein Kegelrad, welches die Drehung auf die hohle
Gehäuseachse überträgt, während eine über eine Schnurscheibe auf jener wagrechten
Achse, über zwei Führungsrollen und eine auf einem Zapfen innerhalb der hohlen
Gehäuseachse festsitzende Rolle laufende Schnur auch die wagrechte Achse in
Umdrehung versetzt. Die Uhr, anfangs nahe an den Elektromagnet herangebracht,
entfernt sich während der Drehung allmählich von ihm und ist so Strömen von wechselnder Richtung und von einer nach und nach bis
auf Null abnehmenden Stärke ausgesetzt und wird dadurch gänzlich von ihrem
vorherigen Magnetismus befreit.
E–e.
Zur Kenntniſs des Kohlenstoffes im Stahl.
Die bei der Lösung von Stahl in Kupferchloridchlorammonium zurückbleibende Kohle
bestand nach A. Blair (American
Chemical Journal, 1881 Bd. 3 S. 241) aus 64,54 Proc. Kohlenstoff, 21,03
Proc. Wasser, 8,01 Proc. Sauerstoff, 0,45 Proc. Stickstoff, 3,76 Proc. Chlor und
2,53 Proc. Asche.
Ueber die organischen Stoffe im Seewasser.
W. Jago (Journal of the Chemical
Society, 1881 Bd. 1 S. 320) schlieſst aus seinen Versuchen über die im
Meerwasser enthaltenen organischen Stoffe, daſs dieselben groſsentheils organisirt
sind.
Zur Bestimmung des Stickstoffes.
Nach Th. M. Morgan (Chemical
News, 1881 Bd. 44 S. 253) greift Untersalpetersäure Glas bei Rothglut an
unter Bildung von Nitraten und Nitriten. Es ist sehr wohl möglich, daſs hierdurch
bei der Bestimmung des Stickstoffes nach Dumas Verluste
entstehen können.
Ueber die Bestandtheile der atmosphärischen Luft.
Der Kohlensäuregehalt der Luft auf dem Pic du Midi in 2877m Höhe betrug nach Analysen von A. Müntz und E. Aubin (Comptes rendus, 1881 Bd. 93 S. 797) 2,69 bis 3,01 auf
10000. Es scheint demnach die Kohlensäure in der gesammten Atmosphäre gleichmäſsig
verbreitet zu sein. (Vgl. Ferd. Fischer: Chemische
Technologie der Brennstoffe, S. 206.)
E. W. Morley (American Journal
of Science, 1881 Bd. 22 S. 417 und 429) hat während 13 Monate den
Sauerstoffgehalt der Luft in Hudson, Ohio, bestimmt, aber keine Beziehung zwischen
den Schwankungen desselben und der Windrichtung entdecken können (vgl. Jolly 1879 234 51); wohl
aber glaubt er eine Abnahme des Sauerstoffes durch Zufluſs von Luft aus höheren
Schichten der Atmosphäre erklären zu können.
Ueber den Gerbstoff der Eichenrinde.
Im Anschluſs an seine frühere Notiz (1880 238 62) theilt
C. Böttinger in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1598 mit, daſs es
ihm jetzt gelungen sei, den bei der Spaltung der Eichenrinde-Gerbsäure neben
Eichenroth erhaltenen Zucker nun auch im reinen Zustande zu erhalten und als
gewöhnlichen Traubenzucker zu erkennen.
C. Etti (Daselbst S. 1826) hebt dagegen hervor, daſs die
reine Gerbsäure der Eichenrinde beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure keinen
Zucker gibt (vgl. 1880 237 170). Entfernt man aus einem
weingeistigen Auszuge der Eichenrinde durch Ausziehen mit Aether Gallussäure, ein
amorphes, grünlich braunes Terpenharz, einen amorphen Bitterstoff und etwas von der
vorhandenen Ellagsäure (vgl. 1881 241 472), durch
Ausschütteln mit Essigäther die Gerbsäure und nach dem Abdampfen durch Abfiltriren
das Phlobaphen, so erhält man ein Filtrat, aus welchem nach Abscheidung des noch
gelösten Gerbstoffes mit Bleicarbonat gewonnen werden können: Quercit, Lävulin,
geringe Mengen eines nicht krystallisirbaren, syrupartigen, durch Aetzkalk
fällbaren, bei gewöhnlicher Temperatur reducirungsfähigen, süſs schmeckenden Zuckers
und eines in Weingeist schwer, in Wasser leicht löslichen, rothen, amorphen
Farbstoffes.
Das Vorkommen des Lävulins in der Eichenrinde scheint die alleinige Ursache gewesen
zu sein, daſs Diejenigen Zucker finden konnten, welche den Gerbstoff zum Zwecke
seiner Darstellung aus einem Auszuge der Eichenrinde mit Bleiacetat fällten und ihn
im bleifreien Zustande in der Wärme mit verdünnter Schwefelsäure behandelten.
Bekanntlich sind die voluminösen Bleiniederschläge sehr schwierig vollkommen
auszuwaschen. In Folge dieses Umstandes ist auch Lävulin, obgleich ungemein löslich
in Wasser, selbst nach fleiſsigem, mehrere Tage währendem Auswaschen nicht aus dem
Bleiniederschlag vollständig herauszubringen, muſs daher, auch wenn das Blei durch
die bekannten Mittel entfernt ist, in mehr oder wenig gröſserer Menge ein stetiger
Begleiter des Gerbstoffes bleiben und diesen nach dem Kochen mit verdünnter
Schwefelsäure Zucker haltig erscheinen lassen (vgl. 1881 241 69).
Ueber die Untersuchung von Milch.
Zur Bestimmung der Trockensubstanz der Milch werden nach
L. Janke (Chemisches
Centralblatt, 1882 S. 13) in einem sehr dünnwandigen, etwa 50cc fassenden Schälchen ungefähr 10g Milch und 20g
völlig trockener Seesand genau abgewogen, auf dem Wasserbade eingedampft, bei 100°
völlig ausgetrocknet, über Schwefelsäure erkalten gelassen und gewogen. Nun wird das
Schälchen mit Inhalt zerrieben, in eine Filtrirpapierhülse gebracht und indem
Apparate von Soxhlet (1879 232 * 381) mit Aether ausgezogen, um den Fettgehalt zu bestimmen. Auch die
directe Fettbestimmung in der Milch nach Soxhlet (1881
239 * 390) gibt befriedigende Resultate.
Der Fettgehalt der Ziegenmilch schwankt je nach
Beschaffenheit des Futters von 2,65 bis 5,88 Proc., wie J.
Munk in den Forschungen auf dem Gebiete der
Viehhaltung, 1881 S. 63 mittheilt.
Zur Düngerbereitung (Patentklasse 16).
E. Ernst in Beesenlaublingen, Prov. Sachsen (D. R. P.
Nr. 10894 vom 23. September 1879, Zusatz Nr. 11543, 14016, 14212 bezieh. 14285 vom
23. Mai, 31. October bezieh. 3. December 1880) will Melasseschlempe und sonstige
Melasseabfälle auf 45 bis 550 B. eindampfen und heiſs mit 15 Proc. einer
Schwefelsäure von 66°, dann mit 15 Proc. Holzkohlenmehl oder Torferde, trockenem
Blut u. dgl. mischen, um ohne Verlust von Stickstoff ein trockenes Düngepulver zu
erhalten.
H. Oppermann in Bernburg (D. R. P. Nr. 16033 vom 21.
November 1880) schlägt zu gleichem Zweck vor, 40 Th. Melassenschlempe mit 30 Th.
gebrannten Kalk zu mischen. – Das Ammoniak dürfte hierbei verloren gehen.
Gaillet in Lille (Journal des
fabricants de sucre, 1881 Nr. 42) versetzt die aus dem Destillirapparate
kommende Rübenschlempe mit etwas Eisenchlorid und fällt mit Kalkmilch aus. Die
geklärte Flüssigkeit läuft ab, der Niederschlag, welcher getrocknet 6,22 Proc.
Stickstoff und 3,77 Proc. Phosphorsäure enthält, wird als Dünger verwendet. –
Hierbei wird also Kali und Ammoniak verloren gegeben.
Zur Vergasung von Melassenschlempe. (Patentklasse 75.)
Nach E. Ernst in Beesenlaublingen, Prov. Sachsen (D. R.
P. Nr. 13871 vom 6. October 1880) wird die bis auf etwa 40° B. eingedickte Schlempe
noch heiſs mit 25 Proc. getrocknetem und zerkleinertem Torf, 3 Proc. gemahlenem
Aetzkalk und 6 Proc. fetten Oelen gemischt, dann zur Vergasung in beliebig geformte
Retorten eingebracht. Es empfiehlt sich hierzu die Verwendung liegender Retorten,
wenn in diese ein Blechbecken eingeschoben wird, welches von halber Höhe der Retorte
ist, sich aber sonst der Form der Retorte anschlieſst. Dieses Becken ist mit
Langschienen zur Erleichterung des Einschiebens in die Retorte versehen, so daſs die
Beckenwandung um die Hohe dieser Schienen von der Retorte absteht. Würde das
Schlempegemisch wie Steinkohle direct in die glühende Retorte eingebracht, so würde,
da die Gasentwickelung aus der Schlempe sehr schnell beginnt, das Füllen und
Schlieſsen der Retorten sehr unbequem und mit Verlust verbunden sein; ebenso
erleichtert die Anwendung des beschriebenen Beckens die Entleerung der Retorte
wesentlich. Die aus der Retorte abziehenden Gase werden wie bekannt behandelt; die
Abhitze der Retortenfeuerung kann dazu benutzt werden, um die sich bildenden Theer-
und sonstigen Condensationsproducte wieder zu zersetzen; in so weit dieselben aber
gewonnen werden, können sie dem oben angegebenen Gemisch für die nächste
Retortenbeschickung in angemessenem Verhältniſs wieder zugesetzt werden.
Nach F. X. Brosche Sohn in Prag (D. R. P. Nr. 14 433 vom
9. Juli 1880) gewinnt man den Stickstoff nur dann gröſstentheils in Form von
Ammoniak, wenn man die Schlempe einer trockenen Destillation über mit Aetzkalk
gemischter Schlempekohle unterwirft. Der dadurch gebildete Kalikalk wirkt weit
energischer Ammoniak bildend als Aetzkalk allein. Hierdurch gelingt es schon 60 bis
70 Procent des in der Melassenschlempe oder Elutionslauge enthaltenen Stickstoffes
in Ammoniak überzuführen; man erhält 80 Proc. und darüber, wenn man die Dämpfe noch
durch ein Rohr mit Kalikalk leitet. Die Zerstörung des Theeres und die Ueberführung
der Stickstoff haltigen Bestandtheile desselben in Ammoniak kann auch so erfolgen,
daſs die Dämpfe aus einer Retorte, in welcher die eingedickte Melasseschlempe mit
dem Kalikalk geglüht wird, in eine Retorte geleitet werden, in welcher dieselbe
Operation eben beendet war. Die Dämpfe kommen hier mit dem glühenden Gemisch von
Kalk und Schlempekohle zusammen und erfahren eine vollständige Zerlegung. Unter
Umständen wird es sich empfehlen, dieselben Dämpfe noch über eine zweite Retorte mit
glühendem Kalikalk zu leiten.
Die Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation in
Waghäusel (D. R. P. Nr. 15702 vom 4. December 1880) will in entsprechender Weise
Schlempekohle mit Wasser ausziehen, die Lösung mit Kalk kaustisch machen, die
Flüssigkeit eindampfen und davon der auf 50 bis 70° Brix eingedampften Schlempe
zumischen, so daſs auf 100 Theile trockener Schlempe 5 bis 15 Th. KOH kommen. Diese
Masse wird dann in bekannter Weise destillirt.
Zur Behandlung von Erdöl.
J. Deutsch in St. Johann a. d. S. (D. R. P. Kl. 23 Nr.
17 261 vom 26. März 1881) will angeblich dadurch ein sparsam brennendes Erdöl
erzielen, daſs er 1l Erdöl mit 4g Terpentinöl und 2g Kampfer mischt. Auſserdem soll der Docht 1mm mit Talg bestrichen werden.
Herstellung von Chlorcalcium und Chlormagnesium.
Nach G. Eschelmann in Mannheim (D. R. P. Kl. 12 Nr. 17
058 vom 17. Juli 1881) bilden sich beim Erhitzen von Chlorcalcium mit schwefelsaurem
Magnesium in Gegenwart von Wasser basisches Calciummagnesiumsulfat und Salzsäure:
CaCl2 + MgSO4 +
H2O = MgO,CaSO4
+ 2HCl. Zur Ausführung dieser Zersetzung soll man Chlorcalcium mit Kieserit und der
erforderlichen Wassermenge zu einem Brei anmachen, welcher in einem Ofen zu mäſsigem
Glühen erhitzt wird; die entweichende Salzsäure wird in bekannter Weise verdichtet.
In gleicher Art kann man Chlormagnesium und schwefelsaures Magnesium, oder
Chlormagnesium mit schwefelsaurem Calcium behandeln, nicht aber Chlorcalcium und
schwefelsaures Calcium. Der basische Rückstand – sei es (MgO, CaSO4), sei es (MgO, MgSO4) – dient zweckmäſsig wegen seines Gehaltes an Magnesia zum Freimachen
des Ammoniaks aus den Salmiaklaugen der Ammoniaksodafabrikation. Es bildet sich
wieder Chlormagnesium und Magnesium- bezieh. Calciumsulfat, welches Gemisch nur
eingedampft und erhitzt zu werden braucht, um wieder Salzsäure zu liefern. Der aus
basischem Magnesiumsulfat bestehende Rückstand kann auch zur Darstellung von
Magnesia dienen, da derselbe beim Kochen mit Wasser sich in Magnesiumsulfat und
Magnesia zersetzt.
Zur Herstellung von Palladium.
Um aus einer Lösung der Platinmetalle reines Palladium zu erhalten, muſs man nach Th. Wilm (Journal der
russischen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 517 und 560) das nach der
Fällung des Platins als Platinsalmiak erhaltene Filtrat mit einem Ueberschuſs von
Ammoniak kochen und die abfiltrirte, Kupfer haltige Lösung mit Salzsäure versetzen.
Der sich ausscheidende Niederschlag besteht je nach der vorhandenen Menge der
übrigen Platinmetalle aus fast reinem Palladoammoniumsalze, PdCl2.2NH3, oder er ist
schmutzig gelb gefärbt und enthält dann auch das Rhodiumsalz RhCl3.5NH3, welches in
kalter Ammoniakflüssigkeit unlöslich ist. Aus der ammoniakalischen Lösung erhält man
daher bei wiederholter Fällung mit Salzsäure völlig reines PdCl2.2NH3 als
hellgelbes, krystallinisches Pulver. Wird das vom ersten Niederschlage des
Palladiumsalzes erhaltene Filtrat, welches die übrigen Metalle wahrscheinlich als
complicirte Ammoniumverbindungen enthält, eingeengt, so scheidet sich beim Erkalten
ein rothgelbes Pulver aus, aus welchem durch Umkrystallisiren aus Ammoniaklösung und
durch Fällung mit Salzsäure die vollkommen reine Rhodiumverbindung RhCl3.5NH3 in kleinen,
blitzenden, hellgelben Prismen erhalten werden kann.
Zur Nachweisung von Silber im Bleiglanz.
In einer Mischung von Blei – und Silbersalzen entsteht durch Natronlauge ein schön
gelber Niederschlag, wahrscheinlich bleisaures Silber, welcher in Wasser und
Natronlauge unlöslich ist, aber sehr leicht löslich in Ammoniak.
Diese sehr empfindliche Reaction wird von J. Krutwig
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1882 S. 307) in folgender Weise zur Untersuchung von Bleiglanz verwerthet. Es werden
20 bis 25g Bleierz mit einem Gemisch von
Weinstein, Soda und Borax in einem eisernen Tiegel aufgeschlossen. Man bekommt auf
diesem Wege ein ziemlich reines Blei, welches, nebst Eisen und Schwefel, alles
Silber des Bleierzes enthält. Man behandelt das Blei mit chlorfreier, concentrirter
Salpetersäure, verdünnt nach beendigter Reaction mit Wasser und filtrirt von dem
etwa entstandenen schwefelsauren Blei ab. Die Lösung wird alsdann mit einem
Ueberschuſs von Natronlauge versetzt und einige Zeit stehen gelassen. Es setzt sich
ein braungelber Niederschlag zu Boden. Man gieſst die überstehende Flüssigkeit ab,
filtrirt den Niederschlag und wäscht denselben mit heiſsem Wasser aus bis zum
Verschwinden der alkalischen Reaction. Den aus Bleihydrat, Eisenoxydhydrat und
sogen, bleisaurem Silber bestehenden Niederschlag behandelt man auf dem Filter mit
Ammoniak, verdampft die Lösung auf dem Wasserbade, löst den Rückstand in
Salpetersäure. Natronlauge gibt dann den gelben Niederschlag; oder man fallt das
Blei mit Schwefelsäure und im Filtrat das Silber mit Salzsäure.
Atomgewicht von Antimon und Cadmium.
Nach Untersuchungen von J. P. Cooke (Chemical News, 1881 Bd. 44 S. 245 und 268) ist das
Atomgewicht des Antimons 120, das des Cadmiums 112,31, wenn Silber zu 108, Brom zu
80 angenommen werden.
Verwendung giftiger Farben.
Nach dem Entwurf, welcher dem Bundesrathe auf Grund des §. 5 des
Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 vorgelegt wurde, soll folgende Verordnung
über die Verwendung giftiger Farben zur Herstellung von Nahrungsmitteln,
Genuſsmitteln und Gebrauchsgegenständen erlassen werden:
§. 1. Giftige Farben dürfen zur Herstellung von Nahrungs- und Genuſsmitteln, welche
zum Verkaufe bestimmt sind, nicht verwendet werden. Giftige Farben sind alle
diejenigen Farbstoffe und Zubereitungen, welche Antimon, Arsenik, Barium, Blei,
Chrom, Cadmium, Kupfer, Quecksilber, Zink, Zinn, Gummigutt oder Pikrinsäure
enthalten. Ausgenommen bleiben jedoch: Schwerspath, reines Chromoxyd, Zinnober.
§. 2. Die Aufbewahrung und Verpackung von zum Verkaufe bestimmten Nahrungs- und
Genuſsmitteln in Umhüllungen, welche mit giftigen Farben gefärbt sind, sowie in
Gefäſsen, welche unter Verwendung giftiger Farbe derart hergestellt sind, daſs ein
Uebergang des Giftstoffes in den Inhalt des Gefäſses stattfinden kann, ist
verboten.
§. 3. Die Verwendung der im §. 1 verzeichneten giftigen Farben, mit Ausnahme von
Zinkweiſs und Chromgelb, in Firniſs oder Oelfarbe zur Herstellung von Spielwaaren
ist verboten.
§. 4. Die Verwendung Arsenik haltiger Farben zur Herstellung von Tapeten, ingleichen
der mit Arsenik hergestellten Kupferfarben und der solche Farben enthaltenden Stoffe
zur Herstellung von Bekleidungsgegenständen ist verboten.
§. 5. Das gewerbsmäſsige Verkaufen und Feilhalten von Nahrungs- und Genuſsmitteln,
welche den Vorschriften der §§. 1, 2 zuwider hergestellt, aufbewahrt oder verpackt
sind, sowie von Spielwaaren, Tapeten und Bekleidungsgegenständen, welche den
Vorschriften der §§. 3 und 4 zuwider hergestellt sind, ist verboten.
Herstellung eines Trockenmittels für Lackfirnisse.
Nach W. Dauner in Salzburg (Oesterreichisches Patent Kl.
22 vom 8. December 1880) mischt man französisches oder amerikanisches Harz innig mit
Kalkbrei, läſst 24 Stunden stehen, verdampft auf einer eisernen Platte zur Trockne
und pulvert. Um nun z.B. aus weichen Harzsorten schnell trocknende Lackfirnisse
herzustellen, schmilzt man 100k Fichtenpech,
Colophonium oder Terpentin, fügt allmählich unter Umrühren 10 bis 15k des obigen Pulvers hinzu und erwärmt noch ½
Stunde lang, setzt vom Feuer ab und fügt nach Bedarf 25 bis 50k Leinöl und 35 bis 90k Terpentinöl zu.
Herstellung schwarzer Buchdruckfarben u. dgl.
H. Günther in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16 905 vom 2.
Juli 1881) kocht 45 Th. Anthracenöl mit 5 Th. Kupferchlorid und fügt 40 Th. Pech
oder Asphalt, 12 Th. Schmierseife, 5 bis 8 Th. Thran und 3 bis 15 Th.
alkohollösliche Anilinfarbe hinzu. Zur Beseitigung des unangenehmen Geruches des
Anthracenöles soll dasselbe bei Temperaturen über 100° mit Chlorgas oder
Salpetersäure behandelt werden.
Zur Herstellung eines Lederschmiermittels wird Anthracenöl mit 15 Proc. Thran
gemischt.