Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 244, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 166
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Miscellen. Miscellen. Groſse Fördermaschine. Die Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1881 S. 701 bringt die Abbildung einer sehr groſsen Fördermaschine für die Zeche Prosper II bei Borbeck, ausgeführt von der Friedrich Wilhelmshütte in Mülheim a. d. Ruhr. Da solche Maschinen mit Expansionsventilsteuerung bereits nach einer Ausführung der Prager Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals Ruston im Jahrbuch der Bergakademien 1873 und nach einer französischen Ausführung in Riedler's Bericht über die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1878 mitgetheilt wurden, das Steuerungssystem aber noch viel früher bei Walzwerksreversirmaschinen von der Société J. Cockerill in Seraing in Anwendung gebracht wurde und bereits allgemein bekannt ist, so begnügen wir uns, die Dimensionen der auſsergewöhnlich mächtigen Zwillingsmaschine anzugeben: Kolbendurchmesser 1046mm Hub 1883mm, Seiltrommeln 10m Durchmesser, 1m,25 Breite, am Umfang mit 10mm dicken Blechen belegt, auf welchen ein auswechselbares Holzfutter von 700mm Stärke mit eingearbeitetem spiralförmigem Seillaufe liegt. – Das Förderseil aus Stahldraht hat 45mm Durchmesser und wiegt 7k,3 auf 1m. Zur Ausgleichung des Seilgewichtes dient ein Flachseil aus weichem Fluſseisen (100mm breit, 20mm dick), welches ebenfalls 7k,3 für 1m wiegt. G. S. Reuſs' Rohrbiegemaschine. Zum Biegen von Rohren jeden Materials, auch in Spiralform, ohne die Rohre ausgieſsen zu müssen, wird von P. Reuſs in Schloſsbeichlingen bei Cölleda (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 15 837 vom 17. April 1881) folgende Maschinen vorgeschlagen: Es werden hier 3 Rollen ähnlich wie bei den Schienen-Biegemaschinen (vgl. 1882 243 * 372) benutzt, welche an ihrem Umfange Eindrehungen von dem halben Querschnitt des zu biegenden Rohres haben. Diese Rollen sind in einem Gestell so angeordnet, daſs die beiden äuſseren um festgelagerte Achsen drehbar sind, während die Achse der mittleren, übrigens auch gröſseren Rolle vertical verschiebbar ist. Beim Biegen eines Rohres wird dann diese Rolle so weit gehoben, dals sich das Rohr zwischen die Rollen einschieben läſst, und dann wird die mittlere Rolle mittels Führungsschraube allmählich niedergedrückt. Die Flanschen der Rollen verhindern dabei ein seitliches Ausweichen des Rohres; ob aber das Rohr nicht eingedrückt, also unbrauchbar wird, scheint fraglich. Eine Drehung der mittleren Rolle bringt dann eine gleichmäſsige Biegung des ganzen Rohrstückes hervor. Die Rolle selbst ist derart aus mehreren Theilen zusammengesetzt, daſs sie für mehrere Rohrstärken einstellbar ist. Um dem zu biegenden Rohr eine Schraubenwindung zu geben, werden zwei Rollen mit Einschnitten an der Peripherie über einander in einem Gestell einzeln und zusammen verschiebbar angeordnet. Die dritte Rolle liegt vor diesen beiden und gibt dem Rohre durch eine entsprechende Verdrehung die gewünschte spiralförmige Biegung. Mg. Temmel's Metallsiebe für Filterzwecke. C. Temmel in Lyszkowice, Ruſsland (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 17184 vom 14. April 1881) schlägt als Ersatz der in den Filterpressen gebräuchlichen Leinen-, Hanf-, Jute- oder Baumwollfilter Metalldrahtfilter vor, welche in folgender Weise hergestellt werden: Ein passendes Stück feines Metalldrahtgewebe wird auf einer Richtplatte ausgebreitet und mit einem Flachhammer in der Richtung des Einschusses derart gehämmert, daſs ein Schlag dicht an den anderen kommt. Hierauf wird das Hämmern in der Richtung der Kette in derselben Weise vorgenommen und dann das Gewebe durch Walzen gestreckt Und je nach Bedarf wieder nach beiden Richtungen gehämmert, bis die erforderliche Dichtigkeit erreicht ist. Torén's Wäschemange. Bei der Wäschemange von A. W. Toren in Berlin (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 15795 vom 17. März 1881) rollt die mit dem zu glättenden Zeug bewickelte, entsprechend schwere Walze in einem Hohlcylinder, welcher durch eine Handkurbel unter Vermittelung von Reibungsrädern in Drehung versetzt wird. Burmeister's Manometer. Zur Erzielung deutlicher Sealentheilungen bei Manometern trägt L. Burmeister in Breslau (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 15 541 vom 3. April 1881) die Scale nicht wie bisher in einem Kreise, sondern in einer Spirale auf. Der Zeiger dreht sich deshalb mehrere Male um seine Achse und erhält, damit seine Spitze stets auf der Scale bleibt, nebst der Drehung zugleich eine entsprechende Radialverschiebung, was mittels einer spiralförmigen, der Scale ähnlichen Nuth erreicht wird, in welche ein Stift des an der Drehungsachse verschiebbaren Zeigers eingreift. Das Uebersetzungsverhaltniſs zwischen der Plattenfeder des Manometers und dem Zeiger ist den mehrmaligen Umdrehungen des letzteren entsprechend gröſser als sonst gewählt. Deprez's System der Elektricitätsvertheilung. Engineering, 1881 Bd. 32 * S. 567 widmet der von Marcel Deprez in der Elektricitätsausstellung zu Paris 1881 durchgeführten Vertheilungsweise der Elektricität einen längeren Aufsatz, welchem wir nur eine Andeutung über den dabei verwertheten Grundgedanken entnehmen. Verbindet man verschiedene auf einander folgende Punkte eines Elektricitätsleiters mit den gegenüber liegenden Punkten eines dem ersten parallel laufenden Leiters durch angelegte Zweigleitungen, so sind zufolge der an den Abzweigungsstellen vorhandenen verschiedenen Potentialdifferenzen nicht nur die in den Zweigleitungen laufenden Ströme verschieden, sondern es sind die Stromstärken auch von der Anlegung bezieh. Hinwegnahme der einzelnen Zweigleitungen abhängig. Führt man dagegen jeden der beiden Hauptleiter als Schleife zu seinem Ausgangspunkte zurück, läſst an letzterem aber sein Ende isolirt, ordnet man zugleich die beiden Leiter so neben einander an, daſs das isolirte Ende des einen dem von der Elektricitätsquelle ausgehenden Anfange des anderen gegenüber liegt, und verbindet man nun gegenüber liegende Punkte dieser Leiter, so ist die Summe der Entfernungen der beiden Anlegungsstellen einer jeden Zweigleitung von den beiden Polen der Elektricitätsquellen immer gleich groſs, nämlich gleich der Länge einer Schleife. Wie die Widerstände der zugehörigen Strecken der Hauptleiter, so sind dann auch die Potentialdifferenzen an den Abzweigungsstellen immer constant und die Hinzufügung oder Wegnahme einer Zweigleitung beeinfluſst die Stromstärken in den anderen nicht. In der Ausstellungshalle hatte Deprez übrigens z. Th. mehrere Apparate in Parallelschaltung in dieselbe Zweigleitung eingeschaltet. Zur elektrischen Kraftübertragung ferner hatte Deprez dabei seinen in D. p. J. 1880 236 260 beschriebenen Elektromotor verwendet. Wir bemerken hierzu, daſs auch Edison in einem seiner amerikanischen Patente die nämliche Vertheilungsweise für elektrische Ströme mit aufgeführt hat. Noch früher aber tritt eine derartige Schaltungsweise in einem selbstthätigen elektrischen Blocksignale von Thomas S. Hall auf, welches nach der Railroad Gazette, 1879 S. 563 in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1881 S. 385 eingehend beschrieben ist. Hopkins' Depolarisirung der Elektroden. Um die Polarisation der negativen Elektrode in galvanischen Elementen mit einer Flüssigkeit zu vermindern, werden mechanische Mittel angewendet, welche in der einen oder der anderen Weise die Erregungsflüssigkeit bewegen. Zu diesem Zwecke hat G. M. Hopkins nach dem Scientific American, 1882 Bd. 45 * S. 407 die folgende Anordnung getroffen. Er legt in eine Nebenschlieſsung der Batterie einen Elektromagnet mit sehr groſsem Widerstand, welcher also nur einen sehr geringen Theil des Stromes verbraucht und dafür die Bewegung der Flüssigkeit zur rechten Zeit veranlaſst. So lange nämlich der Anker des Elektromagnetes angezogen ist, legt er sich sperrend vor den Windflügel eines kleinen billigen Triebwerkes. Wird der von der Batterie gelieferte Strom zufolge der Polarisation zu klein, so wird der Anker abgerissen, das Triebwerk läuft und setzt mittels einer Kurbel, einer Lenkstange und eines zweiarmigen Hebels auf horizontaler Achse eine längere horizontale Stange in hin- und hergehende Bewegung, mit welcher in jedem Elemente ein verticaler, zwischen Zink und Kohle befindlicher Ebonitstab verbunden ist, welcher dabei die Erregungsflüssigkeit so lange rührend bewegt und dadurch frische Flüssigkeit mit Zink und Kohle in Berührung bringt, bis der Strom wieder die nöthige Stärke hat und der Elektromagnet das Laufwerk wieder hemmt. E–e. Ueber die Dichte der Metalle. Nach Versuchen von W. Ch. Roberts (Nature, 1881 S. 470) enthält nachfolgende Zusammenstellung das specifische Gewicht einiger Metalle im festen und flüssigen Zustande: Wismuth fest   9,82 flüssig 10,055 Kupfer   8,8   8,217 Blei 11,4 10,37 Zinn   7,5   7,025 Zink   7,2   6,48 Silber 10,57   9,51 Eisen   6,95   6,88. Bildung von Legirungen durch Druck. W. Spring (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 595) zeigt, daſs, wenn man ein Gemisch von festen Stoffen einem Druck von mehreren Tausend Atmosphären aussetzt, eine chemische Reaction stattfindet, wenn das specifische Gewicht der entstehenden Verbindung gröſser ist als das des Gemisches; überhaupt nimmt die Materie den Zustand ein, welcher dem Volumen, das die Materie einzunehmen gezwungen ist, entspricht. Wismuth, Cadmium und Zinn gaben bei 7500at die bekannte Wood'sche Legirung, Messing bildet sich dagegen schwierig durch Druck, weil das specifische Gewicht des Messings etwa dem des Kupfers und Zinkes gleich ist (vgl. 1880 238 92). Ueber den angeblichen Einfluſs des Sonnenscheins auf den Luftzug in Kaminen. Weit verbreitet ist die Annahme, daſs der Auftrieb der Luft in einem Kamine durch den Sonnenschein beeinträchtigt werde, die Sonne den Rauch zurückdrücke. Seit der Crookes'schen Entdeckung mechanischer Wirkungen des Lichtes konnte man diese Ansicht nicht mehr mit voller Sicherheit als einen Aberglauben behandeln und hielt es daher F. Kohlrausch nach den Sitzungsberichten der Würzburger physikalischen Gesellschaft (Sonderabdruck) der Mühe werth, diese Frage durch den Versuch zu entscheiden. Nach den Ergebnissen der sorgfältigen Versuche ist die Meinung, daſs die Sonnenstrahlen den Rauch zurückdrängen, irrig. Wahrscheinlich liegt wie so oft in naturwissenschaftlichen Volksansichten eine Verwechselung zweier Ursachen für eine Beobachtung vor. Indem die Sonne eine Erwärmung der äuſseren Luft bewirkt und dadurch die Temperaturdifferenz gegen das Innere des Kamines vermindert hat, kann sie den Auftrieb stören. Dies ist eine Beobachtung, die man oft genug machen kann, wenn erst geheizt werden soll, nachdem die Sonne höher gestiegen ist, und hierauf dürfte die irrige Ansicht von dem Druck der Sonnenstrahlen zurückzuführen sein. Holzanstrich als Schutz gegen Feuchtigkeit. Um Holz gegen Feuchtigkeit zu schützen, soll es nach B. Bavink in Leer (D. R. P. Kl. 37 Nr. 16727 vom 10. Juli 1881) mit einer Mischung bestrichen werden aus 5 Th. erhitztem Terpentin, 10 Th. Harz und 1 Th. Sägemehl. Herstellung von Holzpolitur. Nach A. Messer in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 17089 vom 12. Juli 1881) wird eine alkoholische Lösung von Schellack mit einer Lösung von Collodiumwolle und Kampher in Aetheralkohol vermischt. Die so erhaltene Politur wird mit einer Lösung von Kampher in Rosmarinöl eingerieben und zum Fertigpoliren eine Mischung von Benzol und Spiritus angewendet. Plastischer Verband. M. Vogel in Ahrensburg, Holstein (D. R. P. Kl. 30 Nr. 17514 vom 3. September 1881) will statt des Gypsverbandes für gebrochene Glieder Gewebe verwenden, welches mit einem heiſsen Gemisch von Asphalt, Kolophonium und Steinkohlentheer getränkt und dann vor dem Gebrauch in heiſsem Wasser aufgeweicht wurde. Lüftung von Kohlengruben. A. J. Goulstone in London (D. R. P. Kl. 5 Nr. 17525 vom 3. Juli 1881) will die in Kohlengruben entwickelten Gase durch Rohrleitungen zu Tage fördern und hier mittels ununterbrochen brennenden Flammen verbrennen. Das Ansaugen der Gase wird durch abwechselndes Heben und Senken einer Gasometerglocke bewirkt. Nicht brennbare Gase sollen durch Zuführung von Leuchtgas brennbar gemacht werden. Ueber die Aufbewahrung von Gerbmitteln. Nach Versuchen von Müntz und Schön (Journal de Pharmacie et de Chimie, 1881 Bd. 4 S. 583) verlieren die Gerbereirinden beim Aufbewahren an Gerbstoff. Eine Birkenrinde mit 15,8 Procent Tannin hatte nach 1½jähriger Aufbewahrung nur noch 8,2 Proc., Eichenrinde statt 14,8 Proc. nach 14 Monaten nur noch 8,7 Proc. Gerbstoff. Der Gerbstoff wird unter dem Einfluſs des atmosphärischen Sauerstoffes unter Entwicklung von Kohlensäure in nicht mehr gerbende Stoffe übergeführt. Sehr rasch nimmt der Gerbstoffgehalt ab, wenn die Rinde dem Regen ausgesetzt ist, ziemlich schnell auch, wenn sie beim Einsammeln naſs war, oder an feuchten Orten aufbewahrt wird. Bieranalysen. Vier Biersorten aus der Brauerei von J. Hildebrand in Pfungstadt hatten nach P. Wagner (Gewerbeblatt für Hessen, 1882 S. 132) folgende Zusammensetzung: Bezeichnung Alkohol Zucker Dextrin Extract Wasser Säure (als Milch-säure berechnet) Protëin Kohlensäure ExtractgehaltderStammwürze Lagerbier 3,77 0,94 5,69 6,63 89,60 0,19 0,32 0,319 13,87 Exportbier (hell Wiener) 4,27 0,92 4,86 5,78 89,95 0,20 0,34 0,307 13,97 Exportbier (bayerisch) 4,12 1,00 6,05 7,05 88,83 0,22 0,31 0,336 14,91 Salonbier (Bock-Ale) 5,42 0,92 5,13 6,05 88,53 0,23 0,32 0,321 16,30 Hydrocellulose. Nach weiteren Mittheilungen über die Hydrocellulose (vgl. 1876 219 549) von A. Girard (Annales de Chimie et de Physique, 1881 Bd. 24 S. 337) wird zur Herstellung derselben Baumwolle 12 Stunden lang bei 15° in Schwefelsäure von 1,453 sp. G. gelegt, dann gut ausgewaschen. Auch in einem Strome von feuchtem Chlorwasserstoff geht Baumwolle in Hydrocellulose über, nicht aber in trockenem Chlorwasserstoff. Bei der Bildung von Hydrocellulose verliert die Faser etwa 10 Procent an Gewicht, anscheinend durch Bildung von Glycose. Bei Temperaturen über 40° oxydirt sich Hydrocellulose leicht unter Gelbfärbung. Herstellung von Kordigene. R. v. Kordig in St. Petersburg (D. R. P. Kl. 23 Nr. 17219 vom 17. November 1880) will zur Herstellung eines für Heizung und Beleuchtung verwendbaren Brennstoffes, Kordigene genannt, Kohlenwasserstoffe aus Erdöl oder Theer von 0,6 bis 0,75 sp. G. mit 1 bis 5 Proc. Essigäther, 0,5 bis 3 Proc. Schwefeläther und 0,5 Proc. parfümirtem Alkohol mischen. Herstellung leuchtender Wachs- und Fischperlen. Nach D. Schelhorn und Söhne in Lauscha (D. R. P. Kl. 32 Nr. 17351 vom 12. Juli 1881) werden die mit in Gelatine gelöstem Fischschuppenglanz ausgeblasenen und getrockneten Perlen mit leuchtender Farbe (vgl. 1881 241 400) ausgeblasen, welche mit Wachs, Paraffin oder einem schnell trocknenden Lack gemischt war. Verfahren zur Herstellung von Schwefelzink. Nach C. F. Claus in London (D. R. P. Kl. 22 Nr. 17399 vom 26. August 1881) wird durch Rösten von Zinkerzen oder aus Abfällen von der Verzinkung hergestelltes Zinkoxyd in Ammoniakflüssigkeit gelöst. Aus der Lösung werden etwaige fremde Metalle durch Zusatz von etwas Schwefelbarium oder Schwefelstrontium gefällt, dann durch weiteren Zusatz Schwefelzink niedergeschlagen, welches dann in Retorten geglüht und in Wasser abgeschreckt wird. Aus der zurückbleibenden Flüssigkeit wird das Ammoniak abdestillirt und durch Verdunsten zur Krystallisation Strontiumhydrat oder Bäriumhydrat gewonnen. Zur Nachweisung von Cadmium neben Kupfer. Wird eine Kupferlösung mit Salzsäure angesäuert, durch Zinnchlorür entfärbt und dann mit Schwefelmilch gekocht, so fällt das Kupfer nach O. Orlowsky (Journal der russischen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 554) als Sulfür: 2CuCl2 + 2SnCl2 + S = 2SnCl4 + Cu2S. Versetzt man nun das Filtrat mit überschüssigem Ammoniak, so geht nur Cadmium in Lösung, welches jetzt durch Schwefelammonium gefällt werden kann. Bestimmung kleiner Mengen Arsen im Schwefel. Statt des bisher üblichen Verfahrens der Arsenbestimmung durch Lösen des Schwefels in Schwefelkohlenstoff und Untersuchung des Rückstandes auf Arsenik zieht H. Schäppi (Chemische Industrie, 1881 S. 409) das Schwefelarsen mit verdünntem Ammoniak aus. Zu diesem Zweck übergieſst man 10g des fein gepulverten Schwefels mit heiſsem Wasser und einigen Tropfen Salpetersäure, filtrirt nach einiger Zeit die Chlorcalcium und Calciumsulfat haltige Lösung ab und wäscht gut aus. Man übergieſst den Schwefel nun mit Wasser von 70 bis 80°, fügt etwas reines Ammoniak hinzu und filtrirt die nunmehr alles Schwefelarsen enthaltende Lösung ab. Für ganz genaue Bestimmungen versetzt man die ammoniakalische Lösung mit Silbernitrat und fällt damit allen im Schweſslarsen vorhandenen Schwefel als Schwefelsilber, säuert mit Salpetersäure an, filtrirt und wäscht aus. Der Niederschlag von Ag2S wird in warmer Salpetersäure gelöst und als Chlorsilber bestimmt, wobei 6 Mol. AgCl 1 Mol. As2S3 entsprechen. Weniger genau, aber rascher auszuführen ist die maſsanalytische Bestimmung. Man neutralisirt die ammoniakalische Lösung des Schwefelarsens genau mit reiner Salpetersäure, verdünnt stark und titrirt mit Zehntelnormalsilber, bis ein Tropfen der Lösung mit neutralem Chromat nicht mehr gelb bleibt, sondern gebräunt wird. Der chemische Vorgang bei dieser Bestimmung läſst sich durch folgende Gleichungen ausdrücken: As2S3 + 6NH3 + 3H2O = (NH4)3AsO3 + (NH4)3AsS3 und (NH4)3AsO3 + (NH4)3AsS3 + 6AgNO3 + 3H2O = 2H3AsO3 + 3Ag2S + 6NH4NO3. 1cc Silberlösung entspricht demnach bei Anwendung von 10g Schwefel 0,041 Proc. As2S3. Entgegen der allgemeinen Ansicht, Arsen haltiger Schwefel sei röthlich, Arsen freier gelb und weiſsgelb gefärbt, ist nach Schäppi sattgelber Schwefel gewöhnlich Arsen haltig. Die zuweilen auftretenden röthlichgelben Flecken sind als eingetrocknete Schwefellauge zu betrachten. Zur Bestimmung von Kupfer. Nach J. B. Mackintosh (Chemical News, 1881 Bd. 44 S. 279) ist die elektronische Bestimmung des Kupfers aus salpetersaurer Lösung unter Zusatz von Weinsäure oder Oxalsäure fehlerhaft. Das in Gegenwart organischer Stoffe niedergeschlagene Kupfer enthält Kohlenstoff und Wasserstoff, oft auch Stickstoff und Sauerstoff und hat ganz die Eigenschaften des sogen, allotropischen Kupfers von Schützenberger. – Mackintosh empfiehlt nun, 2 bis 4g des zu untersuchenden Erzes mit concentrirter Schwefelsäure unter Zusatz von Salpetersäure zu lösen, mit Wasser zu verdünnen und zu filtriren. Die erhaltene Lösung wird in einer Platinschale der Elektrolyse unterworfen. Herstellung von Milchsäure. Nach H. Kiliani (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 136) versetzt man eine Lösung von 100g Traubenzucker in 100cc Wasser mit 100cc einer Lösung von 1 Th. Kalihydrat in 0,5 Th. Wasser. Bei Verarbeitung gröſserer Mengen muſs man das Alkali langsam und unter Abkühlung zusetzen. Die Mischung wird in einer Stöpselflasche einige Stunden auf 35° erwärmt; dann steigert man die Temperatur langsam auf 60° und digerirt, bis die Flüssigkeit Fehling's Lösung nicht mehr reducirt, was in der Regel nach 6 bis 7stündigem Erhitzen der Fall sein wird. Inzwischen bestimmt man durch Titration, wieviel Cubikcentimeter einer Schwefelsäure (3 Th. reine Säure auf 1 Th. Wasser) zur Neutralisation einer abgemessenen Menge der verwendeten Kalilauge nöthig sind, und läſst nach dem Erkalten der Reactionsmischung in dieselbe langsam genau so viel von dieser Schwefelsäure einflieſsen, als zur Neutralisation des angewendeten Alkalis nöthig wäre. Während des Zusatzes der Schwelsäure scheidet sich schon Kaliumsulfat aus; die anfangs rothbraune Flüssigkeit färbt sich heller, sobald sie sauer wird. Man concentrirt etwas durch Verdampfen und gibt unter Umrühren 93procentigen Weingeist hinzu, bis eine abfiltrirte Probe, mit Chlorbarium versetzt, klar bleibt. Die filtrirte alkoholische Lösung wird mit kohlensaurem Zink im Wasserbade erwärmt und kochend heiſs filtrirt. Hat man nicht zu viel Weingeist angewendet, so erstarrt die Lösung beim Erkalten zu einem Brei von milchsaurem Zink; sonst krystallisirt das Salz leicht beim freiwilligen. Verdunsten der Lösung. Das Gewicht der ersten Krystallisation betrug bei einem Versuche 44 Procent des verwendeten Traubenzuckers, entsprechend 27 Proc. Milchsäure. Gewinnung von Oxalsäure aus Paraffinöl. Erwärmt man nach J. Galletly (Chemical News, 1881 Bd. 44 S. 284) Paraffinöl von 0,80 sp. G. mit seiner 20 fachen Raummenge Salpetersäure von 1,3 sp. G., so erhält man durch Verdunstung der unteren Schicht Krystalle von reiner Oxalsäure. Herstellung fester Fettsäuren. A. Müller-Jacobs in Moskau (D. R. P. Kl. 23 Nr. 17264 vom 26. April 1881) will Oelsäure oder Baumwollsamenöl, Rüböl, Olivenöl, Sonnenblumenöl und Thrane auf 60 abkühlen, mit 30 bis 40 Proc. ebenfalls gekühlter Schwefelsäure von 1,823 bis 1,826 sp. G. mischen und, sobald die Temperatur des Gemisches auf 35° steigt, dieselbe mit dem doppelten Volumen Wasser versetzen. Nach 24stündigem Stehen wird die Glycerin und Schwefelsäure haltige Flüssigkeit entfernt, die gebildete Sulfoverbindung der Fettsäure aber mit Wasser gekocht, so daſs sich Oxyoleïnsäure bilden soll: 2C17H32.SO3H.COOH + 3H2O = C17H35.COOH + C17H33O.COOH + 2H2SO4. Die beim Abkühlen sich ausscheidende feste Fettsäure wird abgepreſst, mit Alkohol und Benzin gewaschen, endlich destillirt. Sie schmilzt dann bei 70,6° und dient zur Herstellung von Kerzen. Die flüssig bleibende Oxyoleïnsäure soll nach der Verseifung mit Alkalien als Beize in der Türkischrothfärberei oder in der Seifenfabrikation verwendet werden. Ueber Naphtolsulfonsäure. Nach den Versuchen von A. Claus (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 319) ist die Neigung der α-Naphtolsulfonsäure, basische Salze zu bilden, bei der β-Naphtolsulfonsäure kaum vorhanden und, während aus der ersteren durch Salpetersäure mit Leichtigkeit Dinitronaphtol gebildet wird, spaltet die letztere beim Kochen mit Salpetersäure nicht Schwefelsäure ab, sondern liefert eine neue, wie es scheint, nitrirte Sulfonsäure. Durch Behandeln mit chlorsaurem Kalium und Salzsäure wird die α-Naphtolsäure ferner schon in der Kälte in Dichlornaphtochinon übergeführt; auf β-Naphtolsulfonsäure wirkt dasselbe Reagens aber erst bei lebhaftem Kochen und auch dann nur sehr langsam ein.