Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 42
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Verwendung des Leuchtgases zu Heizungs- und Lüftungszwecken. Die Verwendung des Leuchtgases zu Heizungs- und Lüftungszwecken, welche des hohen Preises dieses Brennstoffes halber naturgemäſs nur in besonderen Fällen sich vortheilhafter erweist als diejenige anderer Brennstoffe, wird mehr und mehr ins Auge gefaſst; zum Beispiel wird dieselbe zur Lüftung bezieh. Erwärmung der Saugschornsteine in Miethhäusern empfohlen (vgl. Semaine des constructeurs, December 1881 S. 296). In der That dürfte für Mietwohnungen, in denen selten gleichmäſsige Ansprüche gestellt werden und nur schwer der Kostenantheil eines gemeinsamen Betriebes festzustellen ist, die Lüftung durch einzelne in den Wänden untergebrachte Saugschlotten allen anderen Luftanordnungen vorzuziehen sein. Solche Vereinzelung der Saugschlotten bedingt aber ohne weiteres Leuchtgas oder Erdöl als Brennstoff, da die mühselige Bedienung vieler gewöhnlicher Feuerungen, sowie der durch diese verursachte Schmutz die Mehrkosten jener Brennstoffe mehrfach aufwiegt, ja in den meisten Fällen von der Benutzung einer entsprechenden Anlage abschrecken dürfte. Die in der Quelle angegebenen Regeln für eine zweckmäſsige Anlage sind nicht neu; hervorzuheben wäre aber der seit 1840 bekannte, jedoch bisher zu wenig gewürdigte Satz, daſs die Verbrennungsproducte der Beleuchtungsflammen besonders und zwar durch die ihnen innewohnende Wärme abgeführt werden müssen. Soll die Sauglüftung ohne „Zug“ arbeiten, d.h. soll durch sie an keiner Stelle des betreffenden Zimmers die bekannte, unangenehme Empfindung des „Ziehens“ hervorgebracht werden, so ist für eine geeignete Luftzuführung zu sorgen, vermöge welcher die frische Luft mit einer Temperatur einströmt, die höchstens wenige Grad unter der Zimmertemperatur liegt. Man erreicht dies vielfach mittels Einleitung der frischen Luft durch einen den Heizofen durchbrechenden senkrechten Schacht oder durch Vorwärmung der Luft im Räume zwischen dem Ofen und dessen Mantel. Rob. Boyle und Söhne in London (vgl. Iron, 1881 Bd. 18 * S. 517) wollen diese Luftvorwärmung von der eigentlichen Heizung trennen, so daſs sie im Stande sind, die betreffende Einrichtung an der Auſsenwand anzubringen, also mit kurzen Zuleitungskanälen ihren Zweck zu erfüllen. Zu dem Ende stellen sie vor die dicht über dem Fuſsboden angebrachte Maueröffnung, welche zur Einführung der frischen Luft dienen soll, einen oben offenen, schrankartigen Kasten, so daſs die Luft in der Richtung nach oben austritt. Innerhalb dieses Kastens befindet sich eine schmiedeiserne Röhrenschlange, durch welche die Verbrennungsproducte einer Gasflamme strömen; diese entweichen, nachdem sie ihre Wärme abgegeben haben, ins Freie. Eine andere Art der Leuchtgasverwendung für die vorliegenden Zwecke läſst das Bestreben erkennen, die Kosten des Brennstoffes möglichst gering zu machen. W. Schönheyder in London (Engineering, 1881 Bd. 32 * S. 360 und etwas abweichend Iron, 1881 Bd. 18 * S. 321) bringt die Beleuchtungsflamme des Zimmers in geeigneter Höhe und Ausstattung am Ofen an. Der Rauch durchströmt den Ofen und entweicht oben in einen Schornstein, welcher gleichzeitig als Saugschornstein dient. Man kann nun den Ofen: 1) für Umlaufsheizung verwenden, indem man die Luft des Zimmers nahe über dem Fuſsboden schöpft, an den Heizflächen sich erwärmen und oben in das Zimmer zurücktreten läſst, oder mittels desselben 2) durch frische Luft die Erwärmung des Raumes hervorbringen, indem man dem Freien entnommene Luft den vorhin genannten Weg machen läſst, während eine gleiche Menge der Zimmerluft dicht über dem Fuſsboden abgesaugt und dem vorhin erwähnten Saugschornsteine zugeführt wird, oder endlich 3) zur Sommerlüftung gebrauchen. Alsdann wird die Zimmerluft am oberen Ende des Ofens angesaugt, nimmt während des Niedersteigens die Wärme der Beleuchtungsflammen auf und entweicht unten in den Saugschornstein, während frische, unerwärmte Luft aus dem Sockel hervorströmt. – Die zugehörige Klappenanordnung zur Aenderung der Benutzungsart ist recht hübsch entworfen. Der Gedanke, die uns oft so lästige Wärme der Beleuchtungsflammen zur Befriedigung anderer Bedürfnisse auszunutzen, bezieh. die bequeme und angenehme Gasheizung durch gleichzeitige Verwendung des Gases für die Beleuchtung billiger zu machen, hat gewiſs viel Verlockendes. Jedoch darf nicht übersehen werden, daſs der Bedarf an Licht und derjenige an Wärme keineswegs in gleichem Maſse sich ändern, so daſs man in den meisten Fällen an dem einen Mangel oder an dem anderen Ueberflufs leiden muſs. Immerhin kann der Gedanke für einzelne Fälle fruchtbringend verwerthet werden. H. F. in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure., 1882 S. 350. Asbestfilz als Umhüllungsmaterial. Zur Bekleidung von Dampfkesseln und Dampfleitungen sollen nach O. F. Berg in Altona (D. R. P. Kl. 13 Nr. 16162 vom 22. April 1881) etwa 3 cm dicke Filzplatten benutzt werden, welche auf jeder oder nur auf der unteren Seite mit einer etwa 5mm dicken Lage eines Gemisches von Asbest und Wasserglas bestrichen sind. Der Asbest soll dabei- in ungefähr 3 cm langen Fasern verwendet und mit so viel Wasserglas vermengt werden, daſs ein dickflüssiger Brei entsteht, welcher bald erhärtet. Diese Bekleidung soll bedeutend dauerhafter als der sogen. Cementfilz sein und daher namentlich vortheilhafte Verwendung bei stark überhitzten Dämpfen finden. A. Haase's Herstellung von Wirknadeln. Entgegen der üblichen Herstellung der Spitze von Wirknadeln durch Fräsen o. dgl. wird von A. Haase in Hohenstein, Sachsen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 17 628 vom 20. Mai 1881) vorgeschlagen, die von der Zarsche bis zur Spitze allmählich verlaufende Verjüngung durch Stanzen zu bilden. Der gerade Draht wird erst mit der Zarsche versehen und dann in eine nach vorn abgeflachte Form geprägt, bei welcher der die Spitze bildende Theil auf der Rückseite hervorsteht. Die Spitze wird dann durch Wegschneiden der beiden Lappen freigelegt und etwa vorhandener Grat abgeschliffen. Nun kann der Draht in die eigenthümliche Form der Wirknadel gebogen werden. – Haase gibt an, daſs die so hergestellten Nadeln dem Garnfaden in ihren Innenflächen eine glatte polirte Auflage bieten, da der zum Prägen benutzte Stempel vor und nach dem Härten polirt ist, während die gefeilten Nadeln stets rauh bleiben. Ebenso soll die Elasticität dieser Nadeln gröſser sein, weil das Material durch das Prägen verdichtet wird. Mg. Kleinholzspalter von Aug. Fuchs in Cannstatt. Textabbildung Bd. 245, S. 44 Ein recht handliches nützliches Werkzeug für jeden Haushalt ist nebenstehend dargestellter Spaltapparat von Aug. Fuchs in Cannstatt (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 17384 vom 19. Juni 1881), welcher mittels der durchbrochenen Lagerplatte F an einer Wand so festgeschraubt wird, daſs man den Handgriff C bequem herabzudrehen vermag, während mit der zweiten Hand das zu spaltende Holzstück unter das Messer A mit der keilförmigen Verdickung B gehalten wird. Durch Niederdrücken des Hebels C wird das Holz gespalten und aus einander getrieben. Festigkeit von Steinzeugröhren. Mit Steinzeugröhren aus der Fabrik von Fr. Chr. Fikentscher in Zwickau wurden in der kgl. Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin Untersuchungen angestellt, welche folgende Resultate ergaben: Prüfung auf inneren Druck. Innerer Druck bei der Zerstörung InnererRohrdurchmesser Minimum Maximum Durchschnittaus 5 Versuchen     100mm   18at   21at Nicht zerstört   70 20 25 22at 100 23 25   23,9 200 21 24   22,8 300 18    21,5   19,9 Die Bruchfestigkeit betrug im Mittel aus 5 Versuchen 136,7k/qc. Die Prüfung auf Wasseraufnahme ergab im Mittel aus 10 Versuchen, daſs 0k,028 oder 2,8 Proc. Wasser aufgenommen wurden. Nutzbarmachung des Schleifsandes in Spiegelfabriken. Nach F. J. Motte in Dampremy bei Charleroi (D. R. P. Kl. 80 Nr. 17 787 vom 26. Juni 1881) wird der mit Glastheilchen untermischte Sand feucht zu Steinen geformt, getrocknet und gebrannt, wobei der Glasstaub die Sandkörner zu einer festen Steinmasse zusammenkittet, so daſs die Stücke als Bausteine verwendet werden können. Elektrische Eisenbahn in Holland. Am 8. Juni 1882 hat die festliche Eröffnung der ersten elektrischen Eisenbahn in Holland stattgefunden. Diese Bahn geht an dem Ufer der Nordsee von dem Seebade Zandvoort (Station der Haarlem-Zandvoort-Eisenbahn) nach dem Parke Kostverloren und hat eine Länge von beinahe 2km Maschinen und Wagen sind von der Firma Siemens und Halske in Berlin geliefert worden. Erbauer der Bahn sind Mynssen und Van den Wall Bake, Ingenieure in Amsterdam. Elektrolytische Fällung von Metallen. Um auf galvanischem Wege feste und politurfähige Metalle oder metallische Ueberzüge zu erhalten, führt A. Classen in Aachen (D. R. P. Kl. 48 Nr. 17864 vom 25. October 1881) die Metalllösung mit neutralem Kaliumoxalat in Kaliumdoppelsalz über, fügt einen Ueberschuſs von Ammoniumoxalat hinzu, versetzt mit etwas Natriumcarbonat und schlägt das Metall nieder, indem man den zu überziehenden Gegenstand mit dem Zinkpol einer Batterie verbindet und in das Bad eintaucht, den anderen Pol der Batterie aber mit einem Platinblech verbindet (vgl. 1881 242 440.) Polirmittel für Metalle. Nach Schladitz in Dresden (Oesterreichisches Patent Kl. 67 vom 29. Januar 1881) erhitzt man 8 bis 9 Th. Stearin, 32 bis 38 Th. Schöpsfett, 2 bis 2,5 Tb. Colophonium, 2 bis 2,5 Th. Stearinöl bis zum leichtflüssigen Zustand, setzt 48 bis 60 Th. feinst gepulverten Wiener Kalk zu und läſst es unter fortwährendem Rühren erkalten. Der so erzeugte Polirstoff muſs in gut verschlossenen Büchsen aufbewahrt werden, damit die darin enthaltenen Fette durch die Einwirkung der Luft nicht zersetzt werden können, weil dadurch die Masse für den Gebrauch untauglich wird. Die Hartbronze der alten Völker. E. Reyer (Journal für praktische Chemie, 1882 Bd. 25 S. 258) hat die Bronzen des Wiener Antikenkabinetes auf ihre Härte geprüft und mehrere Bronzewaffen und Werkzeuge gefunden, deren Härte zwischen 5 und 6 schwankte. Die nachfolgenden 4 Bronzen wurden von Smita analysirt. Dabei war das Metall eines Beiles von Maiersdorf (I) dicht, zäh, hellgelb, braun patinirt und zeigte die Härte 5. Die Legirung einer 17cm langen Axt von Limburg (II) ist röthlich gelb, fest, zäh, dick grün patinirt und wird von Feldspath kaum geritzt. Das Metall eines Schwertes von Steier (III) ist röthlich gelb, fest, zäh, wie die Hiebspuren zeigen, mäſsig patinirt und wird von Quarz nur schwer angegriffen. Die Legirung eines 15cm langen Meiſsels von Peschiera (IV) ist hochgelb, von Wasser blank gehalten und zeigt Härte 5. Die Analyse ergab: I II III IV Kupfer 87,25 83,65 85,05 88,06 Zinn 13,08 15,99 14,38 11,76 Nickel   0,38   0,63 Spur Spur Kobalt Spur Eisen Spur Spur Spur Spur Phosphor    0,25      0,054      0,106      0,027 Alle vier Stücke erwiesen sich ganz frei von Blei und Zink. Anwendung von Hohlziegeln zum Aussetzen der Regeneratoren. Von der Salgo-Tarjaner Eisenraffinerie-Gesellschaft in Budapest (Oesterreichisches Patent Kl. 18 vom 29. September 1880) wird empfohlen, die Siemens'schen Regeneratorkammern mit Hohlziegeln auszusetzen, um bei groſser Festigkeit der Füllung eine verhältniſsmäſsig groſse Oberfläche für die Wärmeübertragung zu haben. Herstellung von Pauspapier und Pausleinen. Nach W. Th. Harvay in London (D. R. P. Kl. 55 Nr. 17 789 vom 7. August 1881) wird das Papier mit gekochtem Leinöl behandelt und nach Entfernung der überschüssigen Oeltheile mittels Benzin in einem Chlorbade gewaschen., dann nach dem Trocknen nochmals mit Wasserstoffsuperoxyd behandelt. Leinen wird zunächst mit einem Stärkeüberzug versehen, dann Leinöl und Benzin aufgetragen, schlieſslich zwischen polirten Walzen geglättet Geruchfreie Chlorbleiche. Nach C. A. Martin in Wildenfels (Oesterreichisches Patent Kl. 8 vom 8. Januar 1882) werden 500g Kalisalpeter in 101 einer 50 starken Lösung von schwefelsaurer Thonerde gelöst, ferner 100g Salicylsäure in 11 Spiritus sowie 500g Kalisalpeter in 5l Wasser gelöst und mit 500g Schwefelsäure versetzt. Diese 3 Mischungen, der Chlorflüssigkeit zugesetzt, sollen nicht nur ein schönes Bleichresultat, sondern auch völlige Geruchlosigkeit bewirken. Schlechtes Fleisch. Ueber das amerikanische Büchsenfleisch wird der Pharmaceutischen Post, 1881 S. 462 aus Chicago geschrieben, daſs zur Herstellung desselben nur das geringwerthige Texas- und Coloradovieh verwendet wird und auch von diesen nur die Halsschenkel und Bauchstücke; die Keulen werden gesalzen nach England geschickt, die Brust wird als Messbeef für Schiffsverpflegung verbraucht und die Rückenstücke gehen nach den groſsen Städten am Atlantischen Ocean. Das Fleisch zu den Conserven wird von Knochen und allem Fett befreit, hierauf im Eishause abgekühlt, in kleine Stücke geschnitten und dann gesalzen und mit scharfer Lake übergossen. Wenn es durchgesalzen ist, wird es in Bottichen mittels Dampf halbgar gekocht, dann zerschnitten und in die Büchsen gethan: jede Büchse wird, wenn sie gefüllt ist, genau abgewogen, dann zugelöthet und 2 Stunden gekocht; hierauf wird ein kleines Loch eingeschlagen und der Saft herausgelassen, sodann wird sie wieder 2 Stunden gekocht und nochmals der Saft herausgelassen. Daſs bei diesem Verfahren der ohnedies sehr geringe Nahrungswerth des Fleisches auf ein Minimum herabgedrückt wird, ist einleuchtend. Auch von Roloff ( Wayner's Jahresbericht, 1881 S. 843) wird auf die Geringwerthigkeit des so genannten Corned beef hingewiesen und ist es nicht gerade Appetit erweckend, daſs nachweislich nicht selten hierzu auch Fleisch von kranken Pferden u. dgl. verwendet wird. In Kloten sind nach der Deutschen Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1882 S. 190 in Folge des Genusses von krankem Kalbfleisch gelegentlich eines Sängerfestes 668 Personen mehr oder weniger schwer erkrankt, von denen 6 starben. Verfahren zur Trennung des Chlornatriums von Schönit. Bei der Verarbeitung des Kainits nach dem früher (1881 239 88) angegebenen Verfahren erhält man als erste Krystallisation Salze, welche aus 70 bis 80 Proc. Kaliummagnesiumsulfat und 20 bis 30 Proc. Chlornatrium bestehen. Da sich diese Salze durch Umkrystallisiren nicht von einander trennen lassen, so wird das Salzgemenge nach G. Borsche und J. Brünjes in Leopoldshall (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr. 17 795 vom 17. Juni 1881) mit einer zur Lösung ungenügenden Wassermenge bei 30 bis 500 behandelt, wobei sich alles Chlornatrium mit einer äquivalenten Menge Magnesiumsulfat des Schönits in schwefelsaures Natrium und Chlormagnesium umsetzt. Diese Salze gehen in Lösung und ein an Kaliumsulfat reicheres Kaliummagnesiumsulfat bleibt zurück. Zur Kenntniſs der Melasse. Zur Untersuchung von Melassenkalk rührt man nach dem Verfahren von Bodenbender und Pauly den trockenen, gut geriebenen Zuckerkalk mit 6 Th. siedendem Wasser an, neutralisirt mit Kohlensäure, kocht auf, filtrirt, entfärbt mit etwas Knochenkohle und versetzt mit Bleiessig in geringem Ueberschuſs, wobei eine nur geringe Fällung entsteht. Man entfernt dieselbe und verwandelt hierauf die Kalksalze durch etwas überschüssiges Ammoniak und neuerliches Einwirken von Kohlensäure in die entsprechenden Ammoniumsalze. Das Filtrat, mit viel Bleiessig versetzt, gibt beim Zugieſsen einer gröſseren Menge starken Alkohols eine massige Fällung, die nach einiger Zeit krystallinische Struktur annimmt; das gefällte Bleisalz wird abfiltrirt, ausgewaschen, bis es von Zucker ganz frei ist, in Wasser aufgenommen und durch Schwefelwasserstoff zerlegt. Die so erhaltene Lösung der freien Säuren dampft man stark ein und versetzt dieselbe mit viel absolutem Alkohol und Aether, wobei eine syrupöse, sehr zähe, dickflüssige Masse ausfällt, welche jedoch bei längerem Stehen fest wird und sich dann leicht auswaschen läſst; die feste Substanz besteht fast ausschlieſslich aus Glutaminsäure, während der ihr anhaftende Syrup Arabinsäure (vgl. 1880 237 150) enthält. Aus der alkoholisch-ätherischen, stark sauer reagirenden Mutterlauge hat nun E. O. v. Lippmann nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1157 durch Ausziehen des Abdampfrückstandes mit Aether, Neutralisiren mit kohlensaurem Zink und Zersetzen mit Schwefelwasserstoff α-Oxyglutarsäure (C5H8O5) erhalten, deren Zinksalz der Formel Zn.C5H8O5.3H2O entspricht. Da oxyglutarsaures Calcium in Alkohol unlöslich ist, so wird dasselbe wohl häufiger im Melassenkalk vorkommen. Ueber den Einfluſs des Invertins auf die Vergährung von Rohrzucker. Rohrzucker als solcher ist bekanntlich nicht gährungsfähig, sondern muſs erst durch Inversion mit verdünnter Säure oder mittels des Invertins der Hefe in Dextrose und Lävulose gespalten werden. Die Spaltung des Invertins soll nun, wie man nach Berthelot und Bechamp annimmt, auſserhalb der Zelle und in kürzester Zeit erfolgen, indem das Ferment in die äuſsere Lösung diffundirt und in unbegrenzter Weise unabhängig vom Gährungsprozesse die Spaltung des Zuckers vornimmt. Man unterläſst es daher in der Praxis, bei der Vergährung Rohrzucker haltiger Stoffe dieselben zuvor durch Säure zu invertiren, in der Annahme, daſs die Invertirung des Rohrzuckers durch das in der Hefe enthaltene Invertin weit schneller vor sich gehe, als die Gährung der entstandenen Invertzuckermengen fortschreiten kann. E. Bauer hat nun nach dem Organ des Oesterreichischen Vereins für Rübenzucker, 1882 S. 305, 40g Rohrzucker mit Salzsäure invertirt, die Lösung mit Kali neutralisirt, mit 5g Bierhefe, 1cc gesättigter Weinsäurelösung und so viel Wasser versetzt, daſs 400cc Flüssigkeit erhalten wurden. Ferner wurden 40g Rohrzucker ohne Invertirung, aber mit 0g,86 Chlorkalium versetzt, in gleicher Weise zur Gährung bei 30° angesetzt. Die entwickelten Kohlensäuremengen betrugen in: 19 Stunden 42 Stunden 68 Stunden Invertirt   1,0g   4,0g   7,8g Rohrzucker 0,1 2,1 5,1 Bei der invertirten Probe fand daher anfangs eine ungleich lebhaftere Gährung statt als bei der nicht invertirten. Die Zunahme der Schnelligkeit der Gährung beim Rohrzucker erklärt sich daraus, daſs durch die Wirkung der Säure zugleich mit der des Invertins nach und nach immer gröſsere Mengen von Traubenzucker gebildet und sich die Proben demnach in ihrer Zusammensetzung immer mehr und mehr einander nähern werden, was durch die Verlangsamung der Gährung bei der Probe mit invertirtem Zucker, welche, theils durch die gebildeten Gährungsproducte, theils durch das hervortretende Uebergewicht der schwerer gährenden Lävulose herbeigeführt, noch beschleunigt werden wird. In der Praxis der Schnellgährung, wo die Zeiträume weit kürzer sind als in dem vorliegenden Versuche, Heise sich daher vom Invertiren voraussichtlich eine günstige Wirkung erwarten. Dort jedoch, wo die Fabrikation von Spiritus aus Melasse mit Potaschegewinnung verbunden ist, wird man davon absehen müssen, um nicht die Ausbeute an kohlensaurem Kalium zu schädigen. Ueber die Zusammensetzung der Stärke. Da die Zusammensetzung der Dextrose der Formel C6H12O6 entspricht, so geben 100 Th. reiner Stärke, nach der Formel C6H10O5 + H2O = C6H12O6 111,11 Th. Dextrose, bei Annahme der Nägeli'schen Stärkeformel C36H62O31 aber 109,09 Th. F. Salomon fand nun bei der Verzuckerung nach dem Sachsse'schen Verfahren 111,16 und 111,11 Proc. Dextrose, so daſs die Zusammensetzung der reinen Kartoffelstärke der Formel C6H10O5 oder xC6H10O5 entsprechen muſs. (Journal für praktische Chemie, 1882 Bd. 25 S. 348.) Ueber die Farbstoffe der chinesischen Gelbbeeren, der Kapern und der Raute. Das Glycosid der chinesischen Gelbbeeren ist nur von Stein untersucht worden, welcher es für identisch mit dem Rutin der Gartenraute hielt. P. Förster hat nun chinesische Gelbbeeren, welche im Wesentlichen aus den getrockneten, unentwickelten Blüthenknospen der im nördlichen China wachsenden Sophora japonica bestanden, mit Wasser ausgezogen und durch wiederholtes Umkrystallisiren das reine Glycosid erhalten. Beim Behandeln mit verdünnter Schwefelsäure gibt dasselbe Isodulcit und 47 Procent eines gelben, dem Quercetin sehr ähnlichen Farbstoffes, dessen Abkömmlinge aber verschieden sind. Da dieses Glycosid mit dem Quercitrin nicht identisch ist, so nennt es Förster „Sophorin“ und das Spaltungsproduct Sophoretin. Die mit Essig durchtränkten Kapern von Capparis spinosa ergaben 0,5 Procent Rutin, welches bei der Spaltung 47 Procent eines gelben Farbstoffes und 57 Procent Isodulcit lieferte. Das Gtycosid der Gartenraute (Ruta graveolens), welches ebenfalls durch Ausziehen mit Wasser erhalten, durch Behandeln mit kochendem Alkohol und Aether, sowie durch oft wiederholtes Umkrystallisiren aus Wasser gereinigt wurde, lieferte bei der Zersetzung mit verdünnter Schwefelsäure Zahlen, welche den oben beim Gelbbeeren- und Kapernglycosid angeführten sehr nahe kommen. Das Spaltungsproduct ist nach Zwenger und Dronke „Quercetin.“ (Nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 214.) Die gelben Farbstoffe der Galangawurzel. Durch Ausziehen der zerkleinerten Galangawurzel mit Weingeist, Behandeln des Destillationsrückstandes mit Aether und Verdunsten desselben, hat E. Jahns aus dem mit etwas Wasser versetzten Rückstande beim Stehen einen Krystallbrei erhalten, welcher mit Chloroform abgewaschen und aus Alkohol umkrystallisirt hellgelbe Krystalle lieferte. Diese wurden in der 30 bis 40fachen Menge heiſsen Weingeistes gelöst. Beim Erkalten schied sich Kämpferid, C16H12O6.H2O, in schwefelgelben, flachen, bei 221° schmelzenden Nadeln aus, welches in Wasser fast unlöslich, aber löslich in 43° absolutem Alkohol, schwer in Aether, Benzol und Chloroform sind. In Alkalien löst sich der Farbstoff mit intensiv gelber Farbe, in concentrirter Schwefelsäure gibt er eine gelbe Lösung mit ausgezeichneter blauer Fluorescenz. Eisenchlorid färbt die alkoholische Lösung olivengrün. Aus der vom Kämpfend abfiltrirten alkoholischen Lösung wurde beim Verdunsten zunächst Galangin, dann Alpinin erhalten. Das Galangin, C15H10O5.H2O, krystallisirt aus verdünntem Alkohol in gelblichweiſsen, bei 214° schmelzenden Nadeln, deren Lösung in Schwefelsäure nicht fluorescirt, welche aber sonst dem Kämpfend ähnlich sind. Alpinin, C17H12O6, krystallisirt in gelben Nadeln, welche bei 173° schmelzen, sich aber sonst dem Kämpfend sehr ähnlich verhalten. (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 161.)