Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 471
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Stilhoff's Vorrichtung zur Ingangsetzung von Räderfuhrwerk. Um Wagen beim Anfahren leicht in Bewegung zu setzen, versieht E. Stilhoff in Kopenhagen (* D. R. P. Kl. 63 Nr. 20154 vom 27. November 1881) die Vorderräder desselben mit folgender Einrichtung: Um die Achse des Rades (Fig. 14 und 15 Taf. 35) ist ein Hebel b mit Sperrkegel c drehbar und durch eine Stange f derart mit der Deichsel bezieh. den Zugthieren verbunden, daſs bei deren Anzug der Sperrkegel gegen den Radkranz gepreſst wird und diesen festklemmt. Die Zugthiere greifen nun mit einem gröſseren Hebelarm an dem Rade an, wodurch das Anfahren erleichtert ist. Das Andrücken der Sperrklinke gegen den Radkranz erfolgt durch den excentrisch abgerundeten Bolzen o, welcher gegen die Feder d sich anlegt, aber in der punktirten Stellung die Vorrichtung auslöst, so daſs die Räder dann frei umlaufen können. Mg. Die Herstellung des Kanal-Tunnels nach Crampton's Vorschlag. T. R. Crampton schlägt im Engineer, 1882 Bd. 54 * S. 255 vor, den Kanal-Tunnel mittels eines einzigen Scheibenbohrers von 11m Durchmesser abzubohren. Auf der vorderen Fläche einer runden Scheibe sind 72 Kreismesser schräg befestigt. Jedes dieser Messer schneidet bei der Umdrehung der Scheibe einen Ring von 76mm Breite und 1mm,6 Tiefe fort, so daſs in der Stunde 0m,90 abgebohrt werden können. Es würde also die Herstellung jeder Tunnelhälfte, welche etwa 16000m lang ist, ungefähr 2½ Jahre in Anspruch nehmen. Da hierbei stündlich 120cbm Bohrtrümmer fortzuräumen sind, so wären, wenn man den Transport durch Wagen bewältigen wollte, in der Stunde 85 Wagen von etwa 1m,8 Lange nothwendig. Bei einer Verkuppelung von 10 Wagen müſste demnach alle 7 Minuten ein solcher Zug beladener Wagen aus- und ein gleicher Zug leerer Wagen einfahren. Die Wagen müſsten dann in den Endschächten, von welchen aus der Tunnel vorgetrieben wird, bis zur Erdoberfläche gehoben, entleert und wieder in den Tunnel zurückgebracht werden. Dies entspräche einer Förderung, wie sie keines der gröſsten Bergwerke aufzuweisen hat. Hierzu kommt ferner, daſs bei einer Ausmauerung des Tunnels mit einem Gewölbe von 0m,90 Stärke stündlich 50cbm Steine u.s.w. in den Tunnel geschafft werden müssen. Um die Schwierigkeiten eines solchen Transportes zu umgehen, schlägt Crampton vor, die Gesteinstrümmer mit dem aus den hydraulischen Betriebsmaschinen des Bohrers kommenden Wasser zu vermischen und direkt oder von einem Schachttiefsten bis über Tage zu pumpen. Der Bohrapparat besitzt zu diesem Zwecke folgende Einrichtung: Der oben erwähnte Scheibenbohrer liegt mit seiner horizontalen Welle in einem fahrbaren starken Gestell und wird von einer direkt an die Welle angreifenden hydraulischen Kolbenmaschine in der Minute 10mal in Umdrehung versetzt. Die abgebohrten Gesteinstrümmer werden von an der Scheibe befestigten Löffeln mitgenommen und am obersten Punkte in eine schräg nach unten gerichtete Rinne geworfen, aus welcher sie vom Abwasser der hydraulischen Maschine in eine rotirende Siebtrommel gespült werden; letztere, durch eine besondere kleine hydraulische Maschine getrieben, macht die Trümmer mit dem Wasser zu einem Brei an, welcher durch Pumpen bis über Tage gehoben wird. Die Erfahrung hat gelehrt, daſs man die besten Resultate erhält, wenn die Wassermenge etwa 3mal das Gewicht der Gesteinstrümmer übersteigt. Die zum Betriebe der hydraulischen Maschinen dienenden Rohrleitungen, sowie die Pumpensteigröhren, welche an dem Bohrgestell befestigt sind, lassen sich mittels Stopfbüchsen in den Hauptleitungen um 22m verschieben, so daſs nur alle 24 Stunden die Einschaltung von Fortsetzungsrohren nothwendig wird. Das Wasser zum Betriebe der hydraulischen Maschinen besitzt, abgesehen von der Druckhöhe von über Tage bis vor Ort eine Pressung von ungefähr 70at. Hiernach ist ersichtlich, daſs die Tunnelstrecke hinter dem Bohrer bis auf die geringe Querschnittsverengung durch die Rohrleitungen vollständig frei bleibt. Das durch Klüfte eindringende Seewasser muſs natürlich durch besondere Pumpwerke bewältigt werden. Die Ausführbarkeit dieses Planes gründet Crampton hauptsächlich auf die Weichheit und Wasserundurchlässigkeit des sich unter dem Meeresboden zwischen Dover und Calais hinziehenden grauen Kalkes. St. Zur Ausbreitung des Telephons. 1) In Oesterreich Ungarn. Am 25. Oktober 1882 hatte die Telephonverwaltung in Budapest 320 Abonnenten bei einer Einwohnerzahl von 320000, Triest 50 Abonnenten bei 112000 Seelen. In beiden Städten gehört die Anlage der Central-Telephon-Gesellschaft in Wien, welche von der Regierung die Concession auch für Graz, Lemberg, Krakau, Brunn, Temesvar erhalten, jedoch in diesen Städten noch keinen Betrieb eröffnet hat. Der Preis beträgt für das Jahr in Pest 180, in Triest 90 Gulden; in ersterer Stadt ist die Concession auf 20, in letzterer auf 10 Jahre ausgestellt. 2) In Frankreich. Der Minister der Posten und Telegraphen hat die Errichtung von Telephonlinien in Roubaix, Tourcoing, Rheims, St. Quentin, St. Etienne, Fourmies, Cannes und Nizza angeordnet, auch der Société Générale des Téléphones in Paris die Eröffnung von Fernsprechämtern in Algier, Oran und St. Pierre-les-Calais gestattet. Diese Gesellschaft hat seit ihrer Bildung im J. 1880 auſser ihren gewöhnlichen Linien noch 200 Privatlinien und mehr als 2000 Telephonstationen in Paris und den Provinzen errichtet. 3) In Italien. Nach einer Angabe der Société Italienne des Téléphones vom 15. Oktober 1882 betrug die Zahl der Abonnenten: in Turin 383, Mailand 398, Genua 383, Florenz 281, Venedig 114, Bologna 166, Livorno 124, Messina 69, Rom 530, Neapel 351, Palermo 150, Catania 54, im Ganzen 3003. 4) In Amerika. Ueber die Zunahme des Telephonbetriebes in Amerika bringt Electrician, 1882 Bd. 10 S. 70 nach dem Boston Globe folgende Angaben. In Lowell, Mass., wurde Ende 1877 der Betrieb mit 60 Abonnenten eröffnet; am 1. Oktober 1880 hatten sich bereits 600 gemeldet und gegenwärtig stehen 900 Abonnenten im Verkehre. Die dortige Gesellschaft stellt jetzt in Lowell monatlich etwa 20 neue Instrumente in Betrieb, so daſs jetzt auf je 62 Einwohner ein Telephon kommt. – In Portland, Me., befinden sich 700 Instrumente, 1 auf je 50 Einwohner; dies ist das gröſste Verhältniſs für alle Städte gleicher Gröſse in der ganzen Welt. Man wird natürlich vermuthen, daſs dieser starke Gebrauch des Telephons, besonders das Sprechen auf lange Entfernungen, den Telegraphen verkehr sehr beeinträchtigen würde; doch scheint dies nicht der Fall. In Lowell z.B. empfängt und versendet die Telephongesellschaft heute ebenso viele Telegramme als die Western Union Telegraph Company und gleichwohl haben die Geschäfte der letzteren seit 2 Jahren um die Hälfte zugenommen. – Die Entfernung zwischen Lowell und Portland beträgt 185km und trotz der auſserordentlich ungünstigen atmosphärischen Einflüsse kann zwischen beiden Punkten sehr gut gesprochen werden. In Lowell hat die Centralstation 15 Beamte, 1 auf 60 Abonnenten; es sind meist Mädchen zwischen 18 und 24 Jahren, welche monatlich 18 bis 30 Dollars Gehalt bekommen. Dieselben Preise werden auch an den anderen Orten bezahlt. – Jeder Theilnehmer zahlt jährlich 75 Dollars. Ueber Winderhitzungsapparate für Hochöfen. In der im December v. J. abgehaltenen Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute erstattete, F. Lürmann einen Bericht über Winderhitzungsapparate, welcher im Stahl und Eisen, 1883 * S. 23 vollinhaltlich abgedruckt ist. Die Winderhitzer lassen sich eintheilen in aus Stein gebaute einräumige Apparate, bei welchen derselbe Raum für Wind und Heizgas dient, mit wechselndem unterbrochenem Betriebe, und in aus Eisen gebaute zweiräumige Apparate mit ununterbrochenem Betriebe. Die steinernen Apparate vertragen höhere Temperatur, bedürfen dagegen gröſserer Heizflächen, um beim Wechsel geringere Temperaturschwankungen zu geben; sie sind in Folge dessen theurer in der Anlage; dagegen sind ihre Unterhaltungskostengering, während wegen des Wechsels zuverlässige Wärter erforderlich sind. Bei den eisernen Apparaten ist die Windtemperatur begrenzt (bis zum Erweichen des angewendeten Guſseisens), die Heizflächen und damit die Anlagekosten sind geringer; theurer ist die Unterhaltung, leichter die Bedienung und Reinigung. Am Schluſs der ins Einzelne gehenden Beschreibung der steinernen Apparate von Whitwell (1870 197 * 315. 1882 245 * 161), Cowper (1870 197 316), Massicks und Crooke (1882 245 * 162), Harvey (1883 247 * 327) und der eisernen Apparate von Bolckow, Vaughan und Comp. (vgl. 1882 245 * 163) bezieh. Gjers (1870 198 * 300) ist nebenstehende Tabelle über die Anlagekosten und Leistungen dieser Apparate aufgeführt; die Zahlen sind auf der einheitlichen Grundlage berechnet, daſs die Winderhitzer den Wind für 120t Kokes, d.h. 450cbm Wind in der Minute zu wärmen haben. Winderhitzer Zahl der für 1 Hohofenvon 100t Production zuerbauenden Winderhitzer Zahl der im Betrieb be-findlichen Winderhitzer qm Heizfläche Mark Anlagekosten Preise für 1 Apparat für Hohofenerbaut für Hohofenbenutzt für 1cbm Winderbaut für 1cbm Windbenutzt für 1 Apparat für Hohofen für 1qm erbauteHeizfläche für 1qm benutzteHeizfläche der für 1cbm Winderbauten Heiz-fläche Whitwell, ältere Construct. 4 3   900   3600 2700 8 6 50000 200000   55,5   74 444 Deutsche      „            „            „ 4 3   800   3200 2400     7,1      5,33 62500 250000   78,0 104 554      „         neuere       „    2,5 2 2400   6000 4800   13,3    10,66 26000 65000   11,0      13,5 145 Englische      „            „            „    2,5 2 2400   6000 4800   13,3    10,66 32000 80000   13,3      16,7 178 Deutsche Cowper 3 2 4800 14400 9600 32    21,33 40000 120000       8,33      12,6 267      „ 3 2 4800 14400 9600 32    21,33 48000 144000   10,0   15 320 Massiks und Crooke    3,5 3 1440   5000 4320    11,1    9,6 15100 52850   10,5      12,2 117 Englische      „         „         „    3,5 3 1440   5000 4320    11,1    9,6 20000 70000   14,0      16,2 155 Deutsche Harvey    2,5 2 4600 11500 9200    25,5 20,4 33000 82500     7,2          8,97 184 Gjers 5 5   136     680        1,51 14000 70000 102,9 155      „ 6 6      163,7     982        2,18 16666 100000 101,8 222 Kabel Paris-Marseille. Das unterirdische Kabel von Paris nach Marseille wird mit besonderer Beschleunigung gelegt. Es befindet sich in einer guſseisernen Röhre, welche in einer Tiefe von 1m,67 verlegt wird; die Stöſse der Röhren werden mit Gummi- und Bleiringen gedichtet. In Abständen von etwa 500m geht das Kabel durch eine geschlossene guſseiserne Kammer, welche zu Untersuchungszwecken zugänglich ist; zu gleichem Behufe sind die Röhren in Abständen von etwa 100m durch guſseiserne Büchsen verbunden. Die ganze Anlage ist auf 32 Mill. Mark veranschlagt und soll, wenn vollendet, mit den transatlantischen und Mittelmeer-Kabeln verbunden werden. Verfahren zur Emaillirung von Eisenguſs. Zur Herstellung einer von Graphit freien Schicht auf den zu emaillirenden Gegenständen überzieht O. Hoerenz in Bernsdorf (D. R. P. Kl. 48 Nr. 21263 vom 16. August 1882) die Guſsformen mit Schwefel, welchem Quarzpulver oder Holzkohlenstaub beigemischt sein kann. Der Schwefel soll sich dann mit dem Graphit des Roheisens zu Schwefelkohlenstoff verbinden. Ebenso Kohlenstoff entziehend soll Erdöl wirken. Verfahren zur Herstellung von künstlicher Guttapercha. Nach M. Zingler in London (D. R. P. Kl. 39 Nr. 20939 vom 15. April 1882) werden etwa 50k Copal und 7,5 bis 15k Schwefelpulver in einem mit Rührwerk versehenen Kessel unter Zusatz der doppelten Menge Terpentin oder 55 bis 66l Erdöl auf 122 bis 150° erhitzt und bis zur vollständigen Auflösung gerührt. Hierauf läſst man die Masse bis auf etwa 38° abkühlen und setzt zu derselben eine Caseïnlösung, welche etwa 3k Caseïn enthält und die durch Auflösen von Caseïn in schwachem Ammoniakwasser unter Zusatz einer geringen Menge Alkohol und Holzgeist erhalten wird. Die Masse wird nun zum 2. Mal auf 122 bis 150° erhitzt, bis sie dünnflüssig wird. Man kocht dieselbe dann mit einer 15 bis 25procentigen Gerbsäurelösung, welcher man zur Beschleunigung des Verfahrens etwa 0k,5 Ammoniak zusetzt. Nach mehrstündigem Kochen läſst man die Masse abkühlen, wäscht sie in kaltem Wasser aus, knetet sie in heiſsem Wasser, walzt und trocknet sie. Gährung der Cellulose. F. Hoppe-Seyler zeigt in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 122, daſs durch Fermente im Kloakenschlamme Cellulose zersetzt wird; Kohlensäure und Sumpfgas entweichen, ein an Sauerstoff und Wasserstoff ärmerer Rest bleibt zurück. Da man das Ferment für diese Gährung in jedem organische Stoffe enthaltenden Schlamme und in jeder Ackererde findet, so ist dieser Prozeſs der Cellulosegähren weit verbreitet. Herstellung von künstlichem Fettkäse. Die Fabrikation von künstlichem Fettkäse hat in den Vereinigten Staaten von Nordamerika bereits eine sehr groſse Ausdehnung gewonnen, so daſs schon erhebliche Mengen dieses Kunstproductes nach Europa ausgeführt werden. Nach N. Gerber (Milchzeitung, 1882 S. 114) befinden sich allein im Staate New-York 50 Fabriken von Kunstkäse, welche nach den vereinigten Patenten von Cooley, Freemann, Larabee und Jocelyn arbeiten. Die möglichst stark abgerahmte, aber süſse Milch wird in groſse, mit starkem Zinnblech ausgeschlagene Kästen gebracht, dessen Doppelboden dazu dient, die Milch mit Dampf oder heiſsem Wasser zu erwärmen. Zuerst wird nun die süſse Magermilch auf 31 bis 32° erwärmt, dann die säuerliche Buttermilch dazu gegossen und gut vermischt, wobei die Temperatur auf 27 bis 28° sinkt. Auf je 1000l Magermilch werden 100l Buttermilch und je 0k,5 zweier patentirter Extracte, Antistaffing und Antimottling genannt, genommen; dann wird 10 bis 12 Minuten tüchtig gerührt. Inzwischen läſst man auf je 2 Th. Magermilch von 55° 1 Th. geschmolzenes Fett in eine kleine, 3000 bis 4000 Umdrehungen machende Schleuder treten, deren Oberfläche fein durchlöchert ist. Das von unten in der Mitte zugeführte Gemisch emulsirt sich alsbald und tritt oben als künstlicher Rahm aus, welcher stark lufthaltig ist und je nach Verwendung von Oleomargarin oder Schweineschmalz dessen Geruch und Geschmack hat. Diese Fettemulsion wird nun mit der Milch in der Käsewanne gemischt, auf 32 bis 33° erwärmt, mit Labextract und Kochsalz versetzt und bei 35 bis 40° der Käseprozeſs vollzogen. Die Käsemasse wird hierauf zerschnitten und dann ausgerührt. Hierauf läſst man die Molke ablaufen, bringt den Quark in die Quarkmühle, um ein noch feineres Korn zu erzielen, worauf dieser, in Tücher geschlagen, in hohen Eisenformen unter die Schraubenpressen gelangt. Am folgenden Tage kommen die 20 bis 30k schweren Käselaibe in den auf 20 bis 25° erwärmten Reifungsraum. Nach 4 Wochen ist der Käse marktfähig. Nach P. Vieth (Daselbst, 1882 S. 519) bestanden 2 Proben dieser Kunstkäse aus: Schmalzkäse Oleomargarinkäse Wasser    38,26   37,99 Fett (Aetherextract)   21,07   23,70 Caseïn u. dgl.   35,55   34,65 Asche     5,12     3,66 –––––– –––––– 100,00 100,00. Beide Käseproben hatten im wesentlichen das Aussehen von Cheddar; der Schmalzkäse war sehr stark gefärbt, wenig gut gearbeitet und hatte einen eigenthümlichen, fremdartigen Beigeschmack; der Oleomargarinkäse dagegen hatte ein sehr gutes Ansehen und schmeckte durchaus nicht schlecht. Das mit Aether ausgezogene Fett bestand beim Schmalzkäse aus 63 Proc. Butter und 37 Proc. fremdem Fett, das des Oleomargarinkäses aus 46 Proc. Butter und 54 Proc. fremdem Fett. Darstellung antiseptischer Flüssigkeiten. E. Glanz in Berlin (D. R. P. KL 30 Nr. 20913 vom 22. April 1882) empfiehlt für Desinfectionszwecke eine Mischung von essigsaurer und ameisensaurer Thonerde. Dieselbe wird erhalten durch Auflösen von Thonerdehydrat in einem Gemisch von Ameisensäure und Essigsäure oder durch Umsetzung von schwefelsaurer Thonerde mit essigsaurem und ameisensaurem Calcium, Barium oder Strontium. Ueber die Destillationsproducte des Colophoniums. Nach W. Kelbe (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 351) enthielten 150k der Destillationsproducte des Colophoniums etwa 50g Methylalkohol. Ueber Kaliumsesquicarbonat. Während das Sesquicarbonat des Natrons als Trona in Salzseen Nordafrikas und Südamerikas vorkommt, war die entsprechende Kaliumverbindung bis jetzt nicht sicher bekannt. Wie nun C. Rammelsberg in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 273 mittheilt, ist dieselbe jetzt beim Abdampfen und Krystallisiren groſser Mengen Bicarbonatlösungen beobachtet. Die Krystalle, welche weder feucht werden, noch verwittern, haben die Zusammensetzung K4H2(CO3)3.3H2O. Es ist Rammelsberg nicht gelungen, das Salz aus der gemischten Lösung beider Carbonate zu erhalten. Herstellung von Zimmtsäure. Zur Darstellung von Zimmtsäure und von substituirten Zimmtsäuren aus Benzylidenaceton und dessen Substitutionsproducten läſst man nach Angabe der Farbwerke vormals Meister, Lucius und Brüning in Höchst (D. R. P. Kl. 12 Nr. 21162 vom 2. Juli 1882) auf Benzylidenaceton oder dessen Substitutionsproducte unterchlorig-, unterbromig- oder unteriodigsaure Salze einwirken: C6H5.CH.CH.CO.CH3 + 3NaOCl = 2NaOH + CHCl3 + C6H5.CH.CH.COONa. Darstellung von Nitrosoalphanaphtoldisulfosäure. Setzt man nach Ch. A. Seltzer in Basel (D. R. P. Kl. 22 Nr. 20716 vom 20. Jan. 1882) zu der verdünnten wässerigen Lösung des direkten Einwirkungsproductes der Pyroschwefelsäure auf α-Naphtol salpetrigsaures Natron im Verhältniſs von 1 Aeq. α-Naphtol auf 1 Aeq. Nitrit, so erhält man glatt und ohne Bildung von Nebenproducten Nitrosonaphtoldisulfosäure: C10H4.(SO3H)2.NO.OH[α]. Diese bisher unbekannte Verbindung und deren Salze lassen sich leicht rein erhalten, indem man die überschüssige Schwefelsäure durch Baryt oder Bleisalze aus der Lösung entfernt, wobei nach dem Abfiltriren des schwefelsauren Bleies oder Barytes und Eindampfen des Filtrates das Blei- bezieh. Barytsalz der Nitrososäure in orangegelben Krystallen sich ausscheiden. Durch doppelte Umsetzung mit Alkalicarbonaten lassen sich die betreffenden Alkalisalze der Nitrosonaphtoldisulfosäure erhalten. Alle diese Salze färben Wolle und Seide aus saurem Bade lebhaft gelb. Die freie Säure, aus dem Bleisalz mittels Schwefelsäure erhalten, ist leicht löslich in Wasser und Alkohol. Eine Lösung der Säure zeigt mit Eisenchlorid in verdünnter Lösung keine Reaction. Durch Kochen mit Salpetersäure wird die Nitrosonaphtoldisulfosäure in Binitronaphtolmonosulfosäure verwandelt. Zur Darstellung der Nitrosonaphtoldisulfosäure im Groſsen wird 1 Th. gut gepulvertes α-Naphtol in 2 Th. einer aus 3 Th. 45procentigem Anhydrid und 2 Th. 66° B. bestehender Schwefelsäure bei einer 50° nicht übersteigenden Temperatur gelöst; nach dem Abkühlen wird zu diesen 3 Th. ein gleiches Gewicht 45procentiges Anhydrid gesetzt. Die ganze Mischung wird dann in die 3fache Menge kalten Eiswassers gegossen und unter gutem Umrühren mit einer Menge salpetrigsaurem Natron versetzt, welche 1 Aeq. salpetrige Säure auf 1 Aeq. des angewendeten Naphtols entspricht. Die Masse wird endlich mit Kalk neutralisirt und die vom Gyps abfiltrirte Mutterlauge verdampft, wobei man das Kalksalz der Nitrosonaphtolsulfosäure erhält. Bleichen von Faserstoffen und Geweben ohne Anwendung von Chlor. P. Thomas in Elberfeld (D. R. P. Kl. 8 Nr. 20872 vom 22. Juli 1882) hat kürzlich ein combinirtes Bleichverfahren angegeben, welches bereits praktische Bedeutung erlangt hat und sich dabei durch die Anwendbarkeit bei den in der Textilindustrie meist vertretenen Faserstoffen auszeichnet. Das Verfahren ist folgendes: Die zu bleichenden Stoffe werden durch Auskochung in einer Lösung von Aetznatron vorbereitet, alsdann 15 bis 30 Minuten in eine warme Lösung von Kaliumpermanganat gebracht, welchem ein zweites Bad, wieder 15 bis 30 Minuten lang, in einer mit Schwefligsäure gesättigter Lösung von 1k Borax in 100l Wasser folgt. In England sind in einer Fabrik in der Nahe von Bolton (Lancashire) eingehende Versuche über den praktischen Werth des Thomas'schen Verfahrens veranstaltet worden. Die Proben waren in Posten bis zu 10000k Baumwollgarn angestellt worden und hat sich der Prozeſs als ein einfacher, schneller und billiger erwiesen, welcher in kleinem Raum ausgeführt werden kann. Von Bedeutung erscheint das Verfahren für leinene Garne und Stoffe, schon in Rücksicht der kurzen Zeit, welche es beansprucht. Auch auf Baumwollgarnen in Kötzern, Baumwollabfällen und Jute wird ein Weiſs erzielt, welches durch andere Methoden schwer erreichbar ist, und Proben hiervon, die bereits 1 Jahr gelegen sind, zeigen keine Veränderung. S.