Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 471 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Stilhoff's Vorrichtung zur Ingangsetzung von
Räderfuhrwerk.
Um Wagen beim Anfahren leicht in Bewegung zu setzen, versieht E.
Stilhoff in Kopenhagen (* D. R. P. Kl. 63 Nr. 20154 vom 27. November 1881) die
Vorderräder desselben mit folgender Einrichtung: Um die Achse des Rades (Fig.
14 und 15 Taf. 35)
ist ein Hebel b mit Sperrkegel c drehbar und durch eine Stange f derart mit
der Deichsel bezieh. den Zugthieren verbunden, daſs bei deren Anzug der Sperrkegel
gegen den Radkranz gepreſst wird und diesen festklemmt. Die Zugthiere greifen nun
mit einem gröſseren Hebelarm an dem Rade an, wodurch das Anfahren erleichtert ist.
Das Andrücken der Sperrklinke gegen den Radkranz erfolgt durch den excentrisch
abgerundeten Bolzen o, welcher gegen die Feder d sich anlegt, aber in der punktirten Stellung die
Vorrichtung auslöst, so daſs die Räder dann frei umlaufen können.
Mg.
Die Herstellung des Kanal-Tunnels nach Crampton's
Vorschlag.
T. R. Crampton schlägt im Engineer, 1882 Bd. 54 * S. 255 vor, den Kanal-Tunnel mittels eines
einzigen Scheibenbohrers von 11m Durchmesser
abzubohren. Auf der vorderen Fläche einer runden Scheibe sind 72 Kreismesser schräg
befestigt. Jedes dieser Messer schneidet bei der Umdrehung der Scheibe einen Ring
von 76mm Breite und 1mm,6 Tiefe fort, so daſs in der Stunde 0m,90 abgebohrt werden können. Es würde also die Herstellung jeder
Tunnelhälfte, welche etwa 16000m lang ist,
ungefähr 2½ Jahre in Anspruch nehmen. Da hierbei stündlich 120cbm Bohrtrümmer fortzuräumen sind, so wären, wenn
man den Transport durch Wagen bewältigen wollte, in der Stunde 85 Wagen von etwa
1m,8 Lange nothwendig. Bei einer Verkuppelung
von 10 Wagen müſste demnach alle 7 Minuten ein solcher Zug beladener Wagen aus- und
ein gleicher Zug leerer Wagen einfahren. Die Wagen müſsten dann in den Endschächten,
von welchen aus der Tunnel vorgetrieben wird, bis zur Erdoberfläche gehoben,
entleert und wieder in den Tunnel zurückgebracht werden. Dies entspräche einer
Förderung, wie sie keines der gröſsten Bergwerke aufzuweisen hat. Hierzu kommt
ferner, daſs bei einer Ausmauerung des Tunnels mit einem Gewölbe von 0m,90 Stärke stündlich 50cbm Steine u.s.w. in den Tunnel geschafft werden
müssen.
Um die Schwierigkeiten eines solchen Transportes zu umgehen, schlägt Crampton vor, die Gesteinstrümmer mit dem aus den
hydraulischen Betriebsmaschinen des Bohrers kommenden Wasser zu vermischen und
direkt oder von einem Schachttiefsten bis über Tage zu pumpen. Der Bohrapparat
besitzt zu diesem Zwecke folgende Einrichtung: Der oben erwähnte Scheibenbohrer
liegt mit seiner horizontalen Welle in einem fahrbaren starken Gestell und wird von
einer direkt an die Welle angreifenden hydraulischen Kolbenmaschine in der Minute
10mal in Umdrehung versetzt. Die abgebohrten Gesteinstrümmer werden von an der
Scheibe befestigten Löffeln mitgenommen und am obersten Punkte in eine schräg nach
unten gerichtete Rinne geworfen, aus welcher sie vom Abwasser der hydraulischen
Maschine in eine rotirende Siebtrommel gespült werden; letztere, durch eine besondere
kleine hydraulische Maschine getrieben, macht die Trümmer mit dem Wasser zu einem
Brei an, welcher durch Pumpen bis über Tage gehoben wird. Die Erfahrung hat gelehrt,
daſs man die besten Resultate erhält, wenn die Wassermenge etwa 3mal das Gewicht der
Gesteinstrümmer übersteigt. Die zum Betriebe der hydraulischen Maschinen dienenden
Rohrleitungen, sowie die Pumpensteigröhren, welche an dem Bohrgestell befestigt
sind, lassen sich mittels Stopfbüchsen in den Hauptleitungen um 22m verschieben, so daſs nur alle 24 Stunden die
Einschaltung von Fortsetzungsrohren nothwendig wird. Das Wasser zum Betriebe der
hydraulischen Maschinen besitzt, abgesehen von der Druckhöhe von über Tage bis vor
Ort eine Pressung von ungefähr 70at.
Hiernach ist ersichtlich, daſs die Tunnelstrecke hinter dem Bohrer bis auf die
geringe Querschnittsverengung durch die Rohrleitungen vollständig frei bleibt. Das
durch Klüfte eindringende Seewasser muſs natürlich durch besondere Pumpwerke
bewältigt werden.
Die Ausführbarkeit dieses Planes gründet Crampton
hauptsächlich auf die Weichheit und Wasserundurchlässigkeit des sich unter dem
Meeresboden zwischen Dover und Calais hinziehenden grauen Kalkes.
St.
Zur Ausbreitung des Telephons.
1) In Oesterreich Ungarn. Am 25. Oktober 1882 hatte die
Telephonverwaltung in Budapest 320 Abonnenten bei einer Einwohnerzahl von 320000,
Triest 50 Abonnenten bei 112000 Seelen. In beiden Städten gehört die Anlage der Central-Telephon-Gesellschaft in Wien, welche von der
Regierung die Concession auch für Graz, Lemberg, Krakau, Brunn, Temesvar erhalten,
jedoch in diesen Städten noch keinen Betrieb eröffnet hat. Der Preis beträgt für das
Jahr in Pest 180, in Triest 90 Gulden; in ersterer Stadt ist die Concession auf 20,
in letzterer auf 10 Jahre ausgestellt.
2) In Frankreich. Der Minister der Posten und
Telegraphen hat die Errichtung von Telephonlinien in Roubaix, Tourcoing, Rheims, St.
Quentin, St. Etienne, Fourmies, Cannes und Nizza angeordnet, auch der Société Générale des Téléphones in Paris die Eröffnung
von Fernsprechämtern in Algier, Oran und St. Pierre-les-Calais gestattet. Diese
Gesellschaft hat seit ihrer Bildung im J. 1880 auſser ihren gewöhnlichen Linien noch
200 Privatlinien und mehr als 2000 Telephonstationen in Paris und den Provinzen
errichtet.
3) In Italien. Nach einer Angabe der Société Italienne des Téléphones vom 15. Oktober 1882
betrug die Zahl der Abonnenten: in Turin 383, Mailand 398, Genua 383, Florenz 281,
Venedig 114, Bologna 166, Livorno 124, Messina 69, Rom 530, Neapel 351, Palermo 150,
Catania 54, im Ganzen 3003.
4) In Amerika. Ueber die Zunahme des Telephonbetriebes
in Amerika bringt Electrician, 1882 Bd. 10 S. 70 nach
dem Boston Globe folgende Angaben. In Lowell, Mass.,
wurde Ende 1877 der Betrieb mit 60 Abonnenten eröffnet; am 1. Oktober 1880 hatten
sich bereits 600 gemeldet und gegenwärtig stehen 900 Abonnenten im Verkehre. Die
dortige Gesellschaft stellt jetzt in Lowell monatlich etwa 20 neue Instrumente in
Betrieb, so daſs jetzt auf je 62 Einwohner ein Telephon kommt. – In Portland, Me.,
befinden sich 700 Instrumente, 1 auf je 50 Einwohner; dies ist das gröſste
Verhältniſs für alle Städte gleicher Gröſse in der ganzen Welt. Man wird natürlich
vermuthen, daſs dieser starke Gebrauch des Telephons, besonders das Sprechen auf
lange Entfernungen, den Telegraphen verkehr sehr beeinträchtigen würde; doch scheint
dies nicht der Fall. In Lowell z.B. empfängt und versendet die Telephongesellschaft
heute ebenso viele Telegramme als die Western Union
Telegraph Company und gleichwohl haben die Geschäfte der letzteren seit 2
Jahren um die Hälfte zugenommen. – Die Entfernung zwischen Lowell und Portland
beträgt 185km und trotz der auſserordentlich
ungünstigen atmosphärischen Einflüsse kann zwischen beiden Punkten sehr gut
gesprochen werden. In Lowell hat die Centralstation 15 Beamte, 1 auf 60 Abonnenten;
es sind meist Mädchen zwischen 18 und 24 Jahren, welche monatlich 18 bis 30 Dollars
Gehalt bekommen. Dieselben Preise werden auch an den anderen Orten bezahlt. – Jeder
Theilnehmer zahlt jährlich 75 Dollars.
Ueber Winderhitzungsapparate für Hochöfen.
In der im December v. J. abgehaltenen Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute erstattete, F.
Lürmann einen Bericht über Winderhitzungsapparate, welcher im Stahl und Eisen, 1883 * S. 23 vollinhaltlich abgedruckt
ist.
Die Winderhitzer lassen sich eintheilen in aus Stein
gebaute einräumige Apparate, bei welchen derselbe Raum
für Wind und Heizgas dient, mit wechselndem unterbrochenem Betriebe, und in aus Eisen gebaute zweiräumige
Apparate mit ununterbrochenem Betriebe. Die steinernen
Apparate vertragen höhere Temperatur, bedürfen dagegen gröſserer Heizflächen, um
beim Wechsel geringere Temperaturschwankungen zu geben; sie sind in Folge dessen
theurer in der Anlage; dagegen sind ihre Unterhaltungskostengering, während wegen
des Wechsels zuverlässige Wärter erforderlich sind. Bei den eisernen Apparaten ist die Windtemperatur begrenzt (bis zum Erweichen des
angewendeten Guſseisens), die Heizflächen und damit die Anlagekosten sind geringer;
theurer ist die Unterhaltung, leichter die Bedienung und Reinigung.
Am Schluſs der ins Einzelne gehenden Beschreibung der steinernen Apparate von Whitwell (1870 197 * 315.
1882 245 * 161), Cowper
(1870 197 316), Massicks und
Crooke (1882 245 * 162),
Harvey (1883 247 * 327)
und der eisernen Apparate von Bolckow, Vaughan und
Comp. (vgl. 1882 245 * 163) bezieh. Gjers (1870 198 * 300) ist
nebenstehende Tabelle über die Anlagekosten und Leistungen dieser Apparate
aufgeführt; die Zahlen sind auf der einheitlichen Grundlage berechnet, daſs die
Winderhitzer den Wind für 120t Kokes, d.h. 450cbm Wind in der Minute zu wärmen haben.
Winderhitzer
Zahl der für 1 Hohofenvon 100t
Production zuerbauenden Winderhitzer
Zahl der im Betrieb be-findlichen
Winderhitzer
qm Heizfläche
Mark Anlagekosten
Preise
für 1 Apparat
für Hohofenerbaut
für Hohofenbenutzt
für 1cbm
Winderbaut
für 1cbm
Windbenutzt
für 1 Apparat
für Hohofen
für 1qm
erbauteHeizfläche
für 1qm
benutzteHeizfläche
der für 1cbm
Winderbauten Heiz-fläche
Whitwell, ältere Construct.
4
3
900
3600
2700
8
6
50000
200000
55,5
74
444
Deutsche
„ „ „
4
3
800
3200
2400
7,1
5,33
62500
250000
78,0
104
554
„
„ neuere „
2,5
2
2400
6000
4800
13,3
10,66
26000
65000
11,0
13,5
145
Englische
„ „ „
2,5
2
2400
6000
4800
13,3
10,66
32000
80000
13,3
16,7
178
Deutsche
Cowper
3
2
4800
14400
9600
32
21,33
40000
120000
8,33
12,6
267
„
„
3
2
4800
14400
9600
32
21,33
48000
144000
10,0
15
320
„
Massiks und Crooke
3,5
3
1440
5000
4320
11,1
9,6
15100
52850
10,5
12,2
117
Englische
„ „ „
3,5
3
1440
5000
4320
11,1
9,6
20000
70000
14,0
16,2
155
Deutsche
Harvey
2,5
2
4600
11500
9200
25,5
20,4
33000
82500
7,2
8,97
184
„
Gjers
5
5
136
680
–
1,51
–
14000
70000
102,9
–
155
„
„
6
6
163,7
982
–
2,18
–
16666
100000
101,8
–
222
„
Kabel Paris-Marseille.
Das unterirdische Kabel von Paris nach Marseille wird mit besonderer Beschleunigung
gelegt. Es befindet sich in einer guſseisernen Röhre, welche in einer Tiefe von 1m,67 verlegt wird; die Stöſse der Röhren werden
mit Gummi- und Bleiringen gedichtet. In Abständen von etwa 500m geht das Kabel durch eine geschlossene
guſseiserne Kammer, welche zu Untersuchungszwecken zugänglich ist; zu gleichem
Behufe sind die Röhren in Abständen von etwa 100m
durch guſseiserne Büchsen verbunden. Die ganze Anlage ist auf 32 Mill. Mark
veranschlagt und soll, wenn vollendet, mit den transatlantischen und
Mittelmeer-Kabeln verbunden werden.
Verfahren zur Emaillirung von Eisenguſs.
Zur Herstellung einer von Graphit freien Schicht auf den zu emaillirenden
Gegenständen überzieht O. Hoerenz in
Bernsdorf (D. R. P. Kl. 48 Nr. 21263
vom 16. August 1882) die Guſsformen mit Schwefel, welchem Quarzpulver
oder Holzkohlenstaub beigemischt sein kann. Der Schwefel soll sich dann mit dem
Graphit des Roheisens zu Schwefelkohlenstoff verbinden. Ebenso Kohlenstoff
entziehend soll Erdöl wirken.
Verfahren zur Herstellung von künstlicher Guttapercha.
Nach M.
Zingler in London (D. R. P. Kl. 39 Nr. 20939 vom 15. April 1882) werden etwa
50k Copal und 7,5 bis 15k Schwefelpulver in einem mit Rührwerk versehenen
Kessel unter Zusatz der doppelten Menge Terpentin oder 55 bis 66l Erdöl auf 122 bis 150° erhitzt und bis zur
vollständigen Auflösung gerührt. Hierauf läſst man die Masse bis auf etwa 38°
abkühlen und setzt zu derselben eine Caseïnlösung, welche etwa 3k Caseïn enthält und die durch Auflösen von Caseïn
in schwachem Ammoniakwasser unter Zusatz einer geringen Menge Alkohol und Holzgeist
erhalten wird. Die Masse wird nun zum 2. Mal auf 122 bis 150° erhitzt, bis sie
dünnflüssig wird. Man kocht dieselbe dann mit einer 15 bis 25procentigen
Gerbsäurelösung, welcher man zur Beschleunigung des Verfahrens etwa 0k,5 Ammoniak zusetzt. Nach mehrstündigem Kochen
läſst man die Masse abkühlen, wäscht sie in kaltem Wasser aus, knetet sie in heiſsem
Wasser, walzt und trocknet sie.
Gährung der Cellulose.
F. Hoppe-Seyler zeigt in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 122, daſs durch
Fermente im Kloakenschlamme Cellulose zersetzt wird; Kohlensäure und Sumpfgas
entweichen, ein an Sauerstoff und Wasserstoff ärmerer Rest bleibt zurück. Da man das
Ferment für diese Gährung in jedem organische Stoffe enthaltenden Schlamme und in
jeder Ackererde findet, so ist dieser Prozeſs der Cellulosegähren weit
verbreitet.
Herstellung von künstlichem Fettkäse.
Die Fabrikation von künstlichem Fettkäse hat in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika bereits eine sehr groſse Ausdehnung gewonnen, so daſs schon erhebliche
Mengen dieses Kunstproductes nach Europa ausgeführt werden. Nach N. Gerber (Milchzeitung,
1882 S. 114) befinden sich allein im Staate New-York 50 Fabriken von Kunstkäse,
welche nach den vereinigten Patenten von Cooley, Freemann,
Larabee und Jocelyn arbeiten.
Die möglichst stark abgerahmte, aber süſse Milch wird in groſse, mit starkem
Zinnblech ausgeschlagene Kästen gebracht, dessen Doppelboden dazu dient, die Milch
mit Dampf oder heiſsem Wasser zu erwärmen. Zuerst wird nun die süſse Magermilch auf
31 bis 32° erwärmt, dann die säuerliche Buttermilch dazu gegossen und gut vermischt,
wobei die Temperatur auf 27 bis 28° sinkt. Auf je 1000l Magermilch werden 100l Buttermilch und
je 0k,5 zweier patentirter Extracte, Antistaffing und Antimottling genannt, genommen; dann wird 10 bis 12 Minuten tüchtig
gerührt. Inzwischen läſst man auf je 2 Th. Magermilch von 55° 1 Th. geschmolzenes Fett in eine
kleine, 3000 bis 4000 Umdrehungen machende Schleuder treten, deren Oberfläche fein
durchlöchert ist. Das von unten in der Mitte zugeführte Gemisch emulsirt sich
alsbald und tritt oben als künstlicher Rahm aus, welcher stark lufthaltig ist und je
nach Verwendung von Oleomargarin oder Schweineschmalz dessen Geruch und Geschmack
hat. Diese Fettemulsion wird nun mit der Milch in der Käsewanne gemischt, auf 32 bis
33° erwärmt, mit Labextract und Kochsalz versetzt und bei 35 bis 40° der Käseprozeſs
vollzogen. Die Käsemasse wird hierauf zerschnitten und dann ausgerührt. Hierauf
läſst man die Molke ablaufen, bringt den Quark in die Quarkmühle, um ein noch
feineres Korn zu erzielen, worauf dieser, in Tücher geschlagen, in hohen Eisenformen
unter die Schraubenpressen gelangt. Am folgenden Tage kommen die 20 bis 30k schweren Käselaibe in den auf 20 bis 25°
erwärmten Reifungsraum. Nach 4 Wochen ist der Käse marktfähig.
Nach P. Vieth (Daselbst, 1882 S. 519) bestanden 2 Proben
dieser Kunstkäse aus:
Schmalzkäse
Oleomargarinkäse
Wasser
38,26
37,99
Fett (Aetherextract)
21,07
23,70
Caseïn u. dgl.
35,55
34,65
Asche
5,12
3,66
––––––
––––––
100,00
100,00.
Beide Käseproben hatten im wesentlichen das Aussehen von Cheddar; der Schmalzkäse war
sehr stark gefärbt, wenig gut gearbeitet und hatte einen eigenthümlichen,
fremdartigen Beigeschmack; der Oleomargarinkäse dagegen hatte ein sehr gutes Ansehen
und schmeckte durchaus nicht schlecht. Das mit Aether ausgezogene Fett bestand beim
Schmalzkäse aus 63 Proc. Butter und 37 Proc. fremdem Fett, das des Oleomargarinkäses
aus 46 Proc. Butter und 54 Proc. fremdem Fett.
Darstellung antiseptischer Flüssigkeiten.
E.
Glanz in Berlin (D. R. P. KL 30 Nr. 20913 vom 22. April 1882) empfiehlt für
Desinfectionszwecke eine Mischung von essigsaurer und ameisensaurer Thonerde.
Dieselbe wird erhalten durch Auflösen von Thonerdehydrat in einem Gemisch von
Ameisensäure und Essigsäure oder durch Umsetzung von schwefelsaurer Thonerde mit
essigsaurem und ameisensaurem Calcium, Barium oder Strontium.
Ueber die Destillationsproducte des Colophoniums.
Nach W. Kelbe (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 351) enthielten 150k der Destillationsproducte des Colophoniums etwa
50g Methylalkohol.
Ueber Kaliumsesquicarbonat.
Während das Sesquicarbonat des Natrons als Trona in Salzseen Nordafrikas und
Südamerikas vorkommt, war die entsprechende Kaliumverbindung bis jetzt nicht sicher
bekannt. Wie nun C. Rammelsberg in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883
S. 273 mittheilt, ist dieselbe jetzt beim Abdampfen und Krystallisiren groſser
Mengen Bicarbonatlösungen beobachtet. Die Krystalle, welche weder feucht werden,
noch verwittern, haben die Zusammensetzung K4H2(CO3)3.3H2O. Es ist Rammelsberg nicht gelungen, das Salz aus der gemischten
Lösung beider Carbonate zu erhalten.
Herstellung von Zimmtsäure.
Zur Darstellung von Zimmtsäure und von substituirten Zimmtsäuren aus Benzylidenaceton
und dessen Substitutionsproducten läſst man nach Angabe der Farbwerke vormals Meister,
Lucius und Brüning in Höchst (D. R. P. Kl. 12 Nr. 21162 vom 2. Juli 1882) auf
Benzylidenaceton oder dessen Substitutionsproducte unterchlorig-, unterbromig- oder
unteriodigsaure Salze einwirken: C6H5.CH.CH.CO.CH3 +
3NaOCl = 2NaOH + CHCl3 + C6H5.CH.CH.COONa.
Darstellung von Nitrosoalphanaphtoldisulfosäure.
Setzt man nach Ch. A. Seltzer in
Basel (D. R. P. Kl. 22 Nr. 20716 vom
20. Jan. 1882) zu der verdünnten wässerigen Lösung des direkten
Einwirkungsproductes der Pyroschwefelsäure auf α-Naphtol salpetrigsaures Natron im Verhältniſs von 1 Aeq. α-Naphtol auf 1 Aeq. Nitrit, so erhält man glatt und
ohne Bildung von Nebenproducten Nitrosonaphtoldisulfosäure: C10H4.(SO3H)2.NO.OH[α].
Diese bisher unbekannte Verbindung und deren Salze lassen sich leicht rein erhalten,
indem man die überschüssige Schwefelsäure durch Baryt oder Bleisalze aus der Lösung
entfernt, wobei nach dem Abfiltriren des schwefelsauren Bleies oder Barytes und
Eindampfen des Filtrates das Blei- bezieh. Barytsalz der Nitrososäure in
orangegelben Krystallen sich ausscheiden. Durch doppelte Umsetzung mit
Alkalicarbonaten lassen sich die betreffenden Alkalisalze der
Nitrosonaphtoldisulfosäure erhalten.
Alle diese Salze färben Wolle und Seide aus saurem Bade lebhaft gelb. Die freie
Säure, aus dem Bleisalz mittels Schwefelsäure erhalten, ist leicht löslich in Wasser
und Alkohol. Eine Lösung der Säure zeigt mit Eisenchlorid in verdünnter Lösung keine
Reaction. Durch Kochen mit Salpetersäure wird die Nitrosonaphtoldisulfosäure in
Binitronaphtolmonosulfosäure verwandelt.
Zur Darstellung der Nitrosonaphtoldisulfosäure im Groſsen wird 1 Th. gut gepulvertes
α-Naphtol in 2 Th. einer aus 3 Th. 45procentigem
Anhydrid und 2 Th. 66° B. bestehender Schwefelsäure bei einer 50° nicht
übersteigenden Temperatur gelöst; nach dem Abkühlen wird zu diesen 3 Th. ein
gleiches Gewicht 45procentiges Anhydrid gesetzt. Die ganze Mischung wird dann in die
3fache Menge kalten Eiswassers gegossen und unter gutem Umrühren mit einer Menge
salpetrigsaurem Natron versetzt, welche 1 Aeq. salpetrige Säure auf 1 Aeq. des
angewendeten Naphtols entspricht. Die Masse wird endlich mit Kalk neutralisirt und
die vom Gyps abfiltrirte Mutterlauge verdampft, wobei man das Kalksalz der
Nitrosonaphtolsulfosäure erhält.
Bleichen von Faserstoffen und Geweben ohne Anwendung von
Chlor.
P.
Thomas in Elberfeld (D. R. P. Kl. 8 Nr. 20872 vom 22. Juli 1882) hat kürzlich
ein combinirtes Bleichverfahren angegeben, welches bereits praktische Bedeutung
erlangt hat und sich dabei durch die Anwendbarkeit bei den in der Textilindustrie
meist vertretenen Faserstoffen auszeichnet. Das Verfahren ist folgendes: Die zu
bleichenden Stoffe werden durch Auskochung in einer Lösung von Aetznatron
vorbereitet, alsdann 15 bis 30 Minuten in eine warme Lösung von Kaliumpermanganat
gebracht, welchem ein zweites Bad, wieder 15 bis 30 Minuten lang, in einer mit
Schwefligsäure gesättigter Lösung von 1k Borax in
100l Wasser folgt.
In England sind in einer Fabrik in der Nahe von Bolton (Lancashire) eingehende
Versuche über den praktischen Werth des Thomas'schen
Verfahrens veranstaltet worden. Die Proben waren in Posten bis zu 10000k Baumwollgarn angestellt worden und hat sich der
Prozeſs als ein einfacher, schneller und billiger erwiesen, welcher in kleinem Raum
ausgeführt werden kann. Von Bedeutung erscheint das Verfahren für leinene Garne und
Stoffe, schon in Rücksicht der kurzen Zeit, welche es beansprucht. Auch auf
Baumwollgarnen in Kötzern, Baumwollabfällen und Jute wird ein Weiſs erzielt, welches
durch andere Methoden schwer erreichbar ist, und Proben hiervon, die bereits 1 Jahr
gelegen sind, zeigen keine Veränderung.
S.