Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 234
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Adams' Schiffsbremse. Um Schiffe nöthigenfalls sehr schnell anhalten zu können, bringt J. M. Adams in Boston (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 21737 vom 19. Juli 1882) an den Seiten des Schiffes Flügel an, welche sich während der Fahrt gegen die Schiffsseiten anlegen, dagegen nach Lösung einer Kette durch den Wasserstrom sofort in eine normale Stellung zu den Schiffswänden gebracht werden und so dem Schiffe eine groſse Widerstandsfläche darbieten. Ressel (1883 240 * 401) hatte bereits denselben Gedanken bei seinem Schleppschiffsysteme angedeutet. Adams setzt die Kette, an welcher die Bremsflügel befestigt sind, mit einer Winde Vorrichtung in Verbindung, mittels welcher die Flügel an den Schiffswänden gehalten werden. Die Auslösung dieser Windevorrichtung erfolgt entweder von Hand, oder selbstthätig durch einen am Bugspriet angebrachten Taster, welcher im Augenblicke der Gefahr die Sperrkuppelung der Winde ausklinkt. Scharnberger's Schmiervorrichtung. Die Scharnberger'sche Schmiervorrichtung für Eisenbahnwagen (1881 242 * 19) ist neuerdings in der Weise abgeändert, daſs die Filze sammt dem Schmieröle in einem besonderen, in die Achskiste einzusetzenden Gefäſse angebracht sind. Auf der Dux-Bodenbacher Eisenbahn, auf welcher Mineralöl zum Schmieren verwendet wird, wurde im Januar bis März d. J. diese Einrichtung an einem Personenwagen versuchsweise in Benutzung genommen, wobei sich hinsichtlich des Oelverbrauches ein sehr günstiges Resultat ergab. Es wurden für 1 Achse und 1000km nur 26g,8 Mineralöl verbraucht, während sonst im Durchschnitte 270g erforderlich waren. Es wurde somit eine Ersparniſs von etwa 90 Procent erzielt. Härten und Anlassen von Drahtgeweben. Um Drahtgewebe zu härten und anzulassen, führt sie A. Arnold in Halifax (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 22717 vom 25. November 1882) zuerst durch einen Glühofen, welcher mit Erdöl- oder Gasbrennern erhitzt wird, und leitet sie von hier direkt in ein neben dem Ofen angeordnetes Wasser- oder Oelbad, wo das Gewebe gehärtet wird. Zwei Bürstenpaare nehmen nun dem weiter geführten Gewebe die anhaftende Feuchtigkeit. Dann gelangt das Gewebe zum Anlassen in einen Ofen, welcher durch Verbrennung von Kohlengas und Luft geheizt wird. Nach Durchgang durch den Anlaſsofen wird das Gewebe wieder aufgewickelt. Jedes neue Stück wird mittels Drahtbänder so lange vorgezogen, bis das Gewebe von der Aufwickelwalze selbst gefaſst wird. Merziger's Rindenschälmaschine. Textabbildung Bd. 249, S. 234 Das zu entrindende Holz wird bei der von F. Merziger in Trier (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 23021 vom 9. November 1882) vorgeschlagenen Maschine von einem endlosen Bande der Quere nach zugeführt und von einer mit einem Greifer versehenen Walze ergriffen und zwischen zwei andere Walzen gebracht. Diese drehen sich in derselben Richtung um, so daſs ein beständiges Wenden des auf ihnen liegenden Holzes stattfinden muſs. Hier wird das Holz nun durch Stampfen oder Rundhobeln bearbeitet. Die Stampfen entfernen die Borke und die obere Rinde, während die Rundhobel auch den unter der Rinde befindlichen Splint abnehmen und so die Hölzer für die Zwecke der Holzstofffabrikation zurichten. Ist das Holz dergestalt fertig entrindet, so schafft es ein Greifer an einer der Walzen weiter. Telephonanlage unter der Erde. Nach L'Ingénieur-Conseil, 1883 S. 272 hat die Gesellschaft John Cockerill auf dem Kohlenschachte Marie seit 2. April d. J. mit bestem Erfolge die Erdoberfläche mit dem Inneren des Schachtes durch eine Bell'sche Telephonanlage verbunden. Der Apparat ist über Tag in der Nähe des Förderschachtes an einem Orte aufgestellt, wo sowohl bei Tag als auch bei Nacht stets ein Beamter oder Arbeiter beschäftigt ist, in der Grube in dem in unmittelbarster Nähe des Förderschachtes gelegenen Baue (caterie genannt), wo die Controle der aus- und einfahrenden Leute, die Untersuchung der Lampen und die Vertheilung der Werkzeuge stattfindet. Die mit Guttapercha gut isolirten Verbindungsdrähte beider Apparate, von denen der letztere sich in einem Schutzkästchen von Zink oder Weiſsblech befindet, sind in Entfernungen von 50 zu 50m durch Träger unterstützt und festgehalten. Die gewöhnlichen Signale werden in den Schächten dieser Gesellschaft mit Hilfe einer elektrischen Glocke gegeben; daher muſste die Glockenleitung von der des Telephons so weit als möglich entfernt sein, um Inductionsströme zu vermeiden. Die zu geringe Entfernung oder Berührung derselben führt zu Uebelständen oder selbst Gefahren, wie dies anfänglich auf der Grube Marie vorkam, wo beim Läuten in der Telephonleitung auch die elektrische Glocke mitläutete und der Maschinenwärter so irrthümlich veranlaſst wurde, die Förderschale schon zu heben, bevor das richtige Signal gegeben war. Diese Anlage erweist sich sehr nützlich; die Schnelligkeit und Sicherheit in der Verständigung ersparen viel Zeit und Geld. Selbst in Fällen eines Seilbruches, einer Entgleisung der Förderkästen, eines Reiſsens des Klingeldrahtes oder einer Störung der elektrischen Glockenleitung oder bei Einstellung des Betriebes aus irgend einem anderen Grunde kann das Telephon bei Benachrichtigung der Leute in der Grube gute Dienste leisten. Die Gesellschaft beabsichtigt daher, auf allen ihren Gruben gleiche Einrichtungen zu treffen. Die Kosten betrugen auf der Grube Marie für Im mit Guttapercha isolirten Drahtes 0,56 M., die Isolatoren 0,12 M. das Stück, die an die Compagnie Bell zu zahlende Jahresmiethe 40 M. für jeden der beiden Apparate. Sasserath's Mikrophon. F. A. Sasserath in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 19226 vom 18. Februar 1880) läſst in seinem Mikrophon einen federnden Arm die an ihrem Rande mit einem Gummiringe versehene schwingende Platte aus Metall von unten gegen den Gehäusedeckel andrücken, so daſs sie eine Art federnder Zunge bildet. Ein federnder, durch eine Schraube regulirbarer Metallarm trägt an seinem freien Ende den Kohlencontact, welcher sich gegen den zugehörigen Platincontact an der Platte anlegt. Der Inductor ist eigenthümlich gewickelt: Zu innerst kommen auf den Kern 2 Lagen des primären Drahtes, darüber kommen zwei oder mehr Lagen, in denen der primäre und secundäre Draht zusammen gewickelt sind, und hierüber kommt eine Papierschicht. Diese 3 Schichten wiederholen sich, bis die Inductorrolle voll ist. Verwendung von Holzstoff zum antiseptischen Verbande. In den Mittheilungen aus der chirurgischen Klinik zu Tübingen hebt Walcher (Papierzeitung, 1883 S. 969) hervor, daſs der Verwendung des Torfes als Verbandmitttel (vgl. 1883 247 226) die dunkle unsaubere Farbe entgegenstehe, daſs aber Holzstoff allen ähnlichen Mitteln, wie Sand, Asche, Sägespäne u. dgl., weit überlegen sei. Er nennt den von P. Hartmann in Heidenheim nach seinen Angaben präparirten Holzstoff Holzwolle. Wo neben der Weichheit und Geschmeidigkeit auch eine gewisse Festigkeit verlangt wird, eignet sich der so genannte Holzfilz, welcher, in derselben Weise wie die Holzwolle antiseptisch zugerichtet, mit einem Zusätze von 10 Proc. Jutefasern angefertigt wird. Gröberer Holzstoff saugt begieriger als feinerer, offenbar weil sich beim feineren die Fasern zu dicht auf einander legen, während der gröbere poröser und elastischer ist. Ferner saugen unregelmäſsige lockere Theilchen besser als in Papierform gebrachter Holzstoff. Läſst man stark Harz haltigen Holzstoff ganz austrocknen, so verliert er ebenfalls an Aufnahmefähigkeit für Wasser. Auſserdem kommt aber auch die zu Holzstoff verarbeitete Holzart in Betracht. Namentlich kommt dies zur Geltung beim Eintrocknen des Holzstoffes, da durch die Harzstoffe die einzelnen Holzfäserchen mit einander verkleben und eine Wiederauflösung durch wässerige Substanzen nicht stattfindet. In dieser Beziehung ist unter den Nadelhölzern die Verwendung der Weiſstanne am vortheilhaftesten, da der daraus hergestellte Schliff fast kein Harz, sondern nur ätherische Oele enthält und selbst nach vollkommenem Eintrocknen seine ganze Aufsaugungsfähigkeit behält. 10g getrockneter Torf wiegt vollgesaugt   90g 10 Torf von dem Feuchtigkeitsgrade, in welchem er eben anfängt,rasch aufzusaugen, wiegt vollgesaugt   50 10 trockener Linden-Holzstoff   95 10 trockener Aspen-Holzstoff   87 10 Holzcellulosebrocken   97 10 Holzcellulosepapier gekrüllt   76 10 trockener Weiſstannen-Holzstoff Nr. 3, etwas zerdrückt und zer-knetet 130 10 präparirte feinste trockene Holzwolle 133 Diese Uebersicht ergibt die groſse Ueberlegenheit des Holzschliffes über die anderen Materialien, da er den groſsen Vorzug besitzt, auch in völlig trockenem Zustande mit großer Energie Flüssigkeiten aufzunehmen, während Torf, Cellulose u. dgl. im trockenen Zustande, wie ein ausgetrockneter Schwamm, durchaus nicht geneigt sind, Wasser aufzusaugen, sondern dies erst thun, wenn sie bereits etwas feucht sind. Auſser dieser groſsen Aufsaugungsfähigkeit bietet der Holzstoff noch den Vorzug, daſs die Verbände fest angelegt werden dürfen, ohne die geringste Spur von Druckerscheinungen hervorzurufen. Kühlapparat für Chocolade und Cacao. Gebrüder Stollwerck in Köln (D. R. P. Kl. 6 Nr. 22555 vom 1. August 1882) geben an, zur Erzielung eines festen Bruches ohne braunweiſsliches Gefüge müsse die Chocolade in einem Luftstrome von 12,5° gekühlt werden. Die in einem von Kühlwasser umgebenen Röhrensysteme gekühlte Luft wird mittels Gebläses in den Kühlraum geleitet, durch welchen auf Ketten oder Gurten ohne Ende die Chocolade geführt wird. Zur Chlorkalkfabrikation. G. E. Davis (Journal of the Society of Chemical Industry, 1883 S. 155) will die freie Salzsäure sparen, welche in der Chlorbrühe enthalten ist und mit Calciumcarbonat neutralisirt wird. Er neutralisirt die Laugen mit Manganschlamm, wobei die Base des Manganits gelöst und der Schlamm reicher an Superoxyd wird. Davis nimmt aber den Verlust an freier Säure zu ⅙ der angewendeten an, also auf mehr als das doppelte des wirklichen Verlustes. – Ferner sollen die sauren Laugen in Trögen liegen bleiben, damit sich der Gyps absetzen kann, welcher sich aus der Schwefelsäure der Salzsäure gebildet hat. Den ersten Vorschlag praktisch durchzuführen, würde sich sicher nicht lohnen, da die sauren Chlorbrühen bei guter Leitung höchstens 0,5 Proc. Salzsäure als freie Säure enthalten und in diesem Zustande nicht mehr fähig sind, die Base aus Calciummanganit zu lösen, da die saure Reaction selbst bei einem groſsen Ueberschusse von Manganit und bei einer Temperatur bis zu 50° anhält. Die geringe Menge freies Chlor, welche in den Laugen noch enthalten ist, würde auf diesem Wege allerdings ausgenutzt. – Der zweite Vorschlag macht zu groſse Ansprüche auf Steintröge und setzt voraus, daſs das Absetzenlassen der sauren Laugen nichts koste, was aber in Widerspruch mit den Erfahrungen der Fabrikanten stehen möchte. Zur Kenntniſs des Goldchlorides. Normal krystallisirtes Chlorwasserstoffgoldchlorid enthält nach J. Thomsen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 1585) 4 Mol. Krystallwasser, entsprechend der Formel AuCl4H.4H2O, verliert aber in trockener Luft 1 Mol. Wasser. Verfahren zur Darstellung von Phenetol. Nach H. Kolbe (Journal für praktische Chemie, 1883 Bd. 27 S. 424) wird zur Herstellung von Phenetol rohe Aetherschwefelsäure, wie man sie durch rasches Mischen gleicher Raumtheile concentrirter Schwefelsäure und starken Alkohols bereitet, nach dem Erkalten mit Wasser verdünnt, darauf mit so viel Soda neutralisirt, daſs die Flüssigkeit deutlich alkalisch reagirt, und die Salzlösung über freiem Feuer eingedampft, bis reichliche Mengen schwefelsauren Natrons auskrystallisirt sind. Die davon warm abgegossene Lösung wird, wenn nöthig, durch ferneres Eindampfen noch mehr concentrirt, darauf mit dicklicher Lösung von Phenolnatrium vermischt und das Gemisch in einem Autoclav unter einem Drucke von 7at einige Stunden auf der Temperatur von 150° erhalten. Die Lösung von Phenolnatrium wird durch Vermischen der berechneten Mengen von Phenol und der käuflichen starken Natronlauge von 1,33 sp. G. bereitet. Bei Berechnung der erforderlichen Mengen Phenol und ätherschwefel-sauren Salzes geht man von der Annahme aus, daſs vom verwendeten Alkohol 50 Proc. als ätherschwefelsaures Natron gewonnen sind. Nach Oeffnen des Autoclav sieht man das gebildete Phenetol auf dem halbfesten Salzgemische schwimmen. Es wird abgehoben, mit Wasser geschüttelt und rectificirt. Für Darstellung des Phenetols im Groſsen ist die Benutzung des rohen ätherschwefelsauren Kalkes statt des Natronsalzes zu empfehlen, welches ebenso reichliche Mengen davon gibt. Auf gleiche Weise läſst sich das Anisol und ohne Zweifel auch Nitranisol bezieh. Nitrophenetol mittels Nitrophenolnatrium gewinnen. Beschwerung von Zephyrwolle. Die Firma Laer und Sohn in Berlin macht in einem Rundschreiben darauf aufmerksam, daſs seit einiger Zeit Wollengarn, namentlich Zephyr- und Mohairwolle, mit 6 bis 10 Proc. Stärkezucker oder Dextrin beschwert in den Handel kommt. Dank einer rückhaltlosen öffentlichen Verurtheilung dieses Vorganges (seitens H. Grothe, Jacobsen u.a.) scheint dieses Beschwerungsverfahren eine weitere Anwendung nicht gefunden zu haben. Tintenfleckreiniger. H. Buczkowski in Wien (* D. R. P. Kl. 70 Nr. 22513 vom 22. September 1882) empfiehlt als neues Mittel, um die Finger rasch und leicht von Tintenflecken zu reinigen, Papier oder Gewebe, welches mittels Walzen zunächst durch eine alkoholische Lösung von Oxalsäure, dann durch geschmolzenes Paraffin, Wachs, Talg u. dgl. hindurchgezogen ist, – jedenfalls einer der sonderbarsten Vorschläge, welche bis jetzt ein D. R. P. erlangt haben!