Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 184
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Die Thätigkeit der englischen Explosiv-Inspectoren im J. 1882; von Oscar Guttmann. Die Institution der englischen Inspectoren für Explosivstoff-Fabriken im Allgemeinen, welche seit dem Erlasse der „Explosires' Act“ im J. 1875 aus den früher bestandenen Inspectoren für Pulverfabriken in den Vereinigten Königreichen gebildet wurde, hat in stets steigendem Maſse das hohe Lob verdient, welches die Fabrikanten ihr in der seinerzeit abgehaltenen Enquete über diese Frage zollten. Gegenwärtig sind Oberst Vivian Dering Majendie Chef-Inspector, Oberstlieutenant Arthur Ford und Kapitän J. P. Cundill Inspectoren. Der von ihnen für das J. 1882 herausgegebene 7. Jahresbericht enthält, wie seine Vorgänger, ohne Verletzung des Privatgeheimnisses, eine Fülle von interessanten Angaben über die englische Explosiv-Industrie, welche ihn eines eingehenden Studiums aller Interessenten werth machen. Nachstehend folgt ein Auszug dieses Berichtes. Mit Ende des J. 1882 waren an Concessionen für Fabriken ertheilt: 52 Fortführungscertificate (für vor dem J. 1875 bestandene Fabriken), 42 Licenzen vor und 6 Licenzen im J. 1882, zusammen 100, was, nachdem 2 Fabriken zu bestehen aufhörten, einem Zuwachse von 4 entspricht. 45 Zusatzlicenzen (für Veränderungen an der Fabrikationsmethode oder an Gebäuden u.s.w.) wurden ertheilt. An Explosivstoffen wurden neu concessionirt: E. C. Jagd-Pulver, E. C. Gewehrpulver, Asphaline Nr. 1 und 2, Nitrirte Schieſswolle und Gewehrschieſswolle; nicht mehr erzeugt wird: Pudrolith. Von Spielzeugfeuerwerk-Fabriken hat eine zu bestehen aufgehört, neu concessionirt wurde keine, der Stand war demnach 13. (Vgl. 1883 249 * 455. * 509.) Eine Fabrik erhielt die Erlaubniſs, 36k,3 (80 Pfund engl.) auf einmal in einer Kollermühle zu mengen (statt der bisherigen 60 Pfund) unter verschiedenen Bedingungen, von denen die wichtigste ist die der Trennung der einzelnen Mühlen von einander durch Stein- oder Ziegelmauern von 0m,61 Dicke, 1m,83 Höhe und 5m,49 Länge. Der allgemeine Stand der Fabriken wird als ein sehr günstiger bezeichnet. Nur in 5 Fällen wurde strafweise vorgegangen und in 4 anderen Fällen wurden Explosivstoffe mit Beschlag belegt. Eine neuerliche Untersuchung der Celluloidfabrikation hat die Meinung der Inspectoren bestätigt, daſs dieser Artikel kein Explosivstoff sei. Die Beschlüsse der Londoner Blitzableiter-Conferenz wurden allen Fabriken zur Danachachtung mitgetheilt. Für Magazine bestanden 320 Licenzen, 3 mehr als im J. 1881 (neu ertheilt wurden 13, gestrichen 10). Hierzu wurden 20 Zusatzlicenzen für Veränderungen ausgegeben. In 4 Fällen muſste gegen die Besitzer vorgegangen werden. Für Niederlagen – kleine Magazine bis zu 1814k (4000 Pfund) Pulver oder 907k (2000 Pfund) anderer Explosivstoffe – wurden von den Lokalbehörden 2045 Licenzen bis Ende 1882 gegeben. Registrirte Verkaufsläden bestanden 15699; in diesen kamen 4 Unglücksfälle vor, wobei 2 Personen getödtet und 3 verwundet wurden. 95 Eisenbahn- und 106 Kanalgesellschaften transportiren Sprengmittel, 8 bezieh. 11 nicht. Eingeführt wurden: 463427k (1021664 Pf und) Pulver, 457251k (1008050 Pfund) Dynamit, 5625k (12400 Pfund) Knallquecksilber, 487620k (107500 Pfund) Sprengkapseln und 1361k (3000 Pfund) Bornhardt'sche elektrische Kapseln. Die Inspectoren (Kapitän Cundill wurde erst im März 1882 ernannt) haben im Laufe des J. 1882 1327 verschiedene Besuche ausgeführt, eine sehr anerkennenswerthe Leistung. Dr. August Dupré, der den Inspectoren zugetheilte Chemiker, hat 316 verschiedene Analysen vollführt. An Unglücksfällen haben insgesammt 146 mit 51 Todesfällen und 98 Verwundungen stattgefunden. Von diesen Unglücksfällen ereigneten sich 72 bei der Erzeugung, 5 bei der Aufbewahrung, 0 beim Transporte, 69 beim Gebrauche und Verschiedenem; hiervon entfallen: auf Schieſspulver 73, auf Sprenggelatine und Dynamit 21, auf Schieſswollpräparate 14, auf Chloratpulver 1, auf Knallquecksilber 3, auf Munition 30, auf Feuerwerkskörper 3. Von den 30 Explosionen in Schieſspulverfabriken waren 27 Explosionen von Kollermühlen ohne irgend welchen Unglücksfall von Menschen, 1 Entzündung von Holzkohle allein in einer Mühle. Von den zwei eigentlichen Unglücksfällen wurde der eine dadurch verursacht, daſs im Wächterhause ein Mann warmes Wasser vom Ofen holte und ein Funken aus diesem auf seine mit Pulver beschmutzten Kleider fiel, die in Brand geriethen; der andere war Explosion einer Patrone während des Pressens, wodurch 20 andere mitgenommen wurden, ohne daſs jedoch Menschen oder der Maschine Schaden zugefügt wurde. Von den Unglücksfällen mit Nitrilpräparaten sind besonders erwähnenswerth: Eine Explosion in Pembrey, in Abwesenheit des Personales, welche der Mangelhaftigkeit des Boutmy-Faucher'schen Verfahrens zuzuschreiben ist und zu dessen Aufgeben veranlaſste; ein Fall in Melling, bei welchem 681k Potentite in Patronen verbrannten, ohne zu explodiren, was dem Umstände zugeschrieben wurde, daſs der Sprengstoff in der Trockenkammer ausgebreitet war und so jede einzelne Patrone brannte, ohne die zur Explosion nothwendige plötzliche Erhitzung anderer hervorzubringen. In einem Falle wurde Dynamit in einer Schachtel verpackt, in einer Kiste bei einem verlassenen Steinbruche aufbewahrt; Ratten oder Mäuse hatten sich ein Nest in die Kiste gemacht, die Schachtel angefressen und Dynamit verstreut, dessen Nitroglycerin sich in angesammeltem Wasser abschied, und als die Arbeiter, um das Wasser abzuzapfen, ein Loch in die Kiste machten, eine Explosion herbeiführte. Von den Unglücksfällen in Gruben wurden zwei durch Gebrauch bloſser Lichter, 4 durch vorzeitiges Nahen zu abgefeuerten Schüssen, 1 beim Aufthauen von Dynamit, 1 durch Einpressen in ein Bohrloch einer zu groſsen Schieſswollpatrone mit einem hölzernen Ladstocke verursacht u.s.w. Der Bericht gibt weiters einen Ueberblick von Unglücksfällen im Auslande und ihrer Ursachen, ferner von solchen mit Erdöl, Spiritus u.s.w. Die Inspectoren haben endlich anläſslich der verschiedenen Attentate den Versuch gemacht, ein Schiff durch kleine Dynamitladungen zu zerstören, wie sie in Verbindung mit sogen. Höllenmaschinen auf die Seefahrzeuge häufig gebracht wurden; der Versuch hat erwiesen, daſs hieraus kein bedeutender Schaden erwachsen könne. Standfestigkeit von Schornsteinen aus Hohlsteinen. Im Württembergischen Bezirksvereine deutscher Ingenieure (vgl. Wochenschrift, 1883 * S. 263) wurde kürzlich die Frage erörtert, ob ein Schornstein aus Hohlsteinen stabiler sei als ein solcher aus Vollsteinen und ob die beim Aufmauern in die Hohlräume eindringenden „Mörtelbolzen“ (System A. Custodis in Düsseldorf) zur Vermehrung der Stabilität beitragen. Oberbaurath Prof. Hänel beantwortete die Frage dahin, daſs ein günstiger Einfluſs der Höhlungen auf die Stabilität eines Schornsteins nur in dem Falle denkbar sei, daſs dieselben vollständig mit Mörtel ausgefüllt sind und so auf einander passen, daſs die entstehenden Mörtelbolzen ununterbrochen durch alle Schichten hindurchgehen. Eine allerdings nur sehr geringe Vergröſserung der Stabilität wird in diesem Falle vorhanden sein, wenn die Zugfestigkeit des Mörtels gröſser ist als die Adhäsion zwischen Mörtel und Steinen. Dabei muſs noch vorausgesetzt werden, daſs das Gesammtgewicht des Schornsteins nicht kleiner ist als bei der Herstellung aus Vollsteinen. Füllt aber der Mörtel die Hohlräume nicht vollständig aus, so wird ein aus solchen Hohlsteinen aufgemauerter Schornstein immer weniger stabil sein als ein aus Vollsteinen hergestellter, da in dieser Hinsicht nur die Inanspruchnahme auf Umkippen durch starken Winddruck zu berücksichtigen ist, durch die Hohlräume aber das Gewicht, also auch das Moment desselben in Bezug auf eine Kante, um welche ein Umkippen stattfinden könnte, vermindert wird. Grahl und Hoehl's Glättsteinhalter. Die nachstehend beschriebene Einrichtung eines Glättsteinhalters von Grahl und Hoehl in Dresden (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 22914 vom 29. November 1882) bezweckt ein leichtes, bequemes Abheben des Steines von dem zu glättenden Papiere, sei es um Unreinigkeiten entfernen zu können, oder um schadhafte Stellen durchzulassen. Anstatt wie bei den älteren Glättmaschinen an einer pendelnd geführten Stange befestigt zu sein, ist hier der eigentliche Steinhalter a (Fig. 11 Taf. 12) mit dem Steine b in einer Hülse des Kreuzkopfes f senkrecht verschiebbar, welcher auf den Geradführungen d durch eine Schubstange hin- und herbewegt wird. Die erforderliche Belastung erfährt der Stein durch die auf den Halter drückende Feder h, welche mittels der Ueberwurfmutter g auch während des Ganges angespannt werden kann. Durch letztere tritt ein mit Gewinde versehener Fortsatz des Halters a hindurch, welch letzterer auf diese Weise mittels der Flügelmutter k gehoben oder gesenkt werden kann. Auf diese Weise wird der Druck auf den Glättstein während seiner Bahn constant erhalten und dadurch das Welligwerden des Papieres verhütet. R. A. Döhring's Metallpackung. Textabbildung Bd. 250, S. 186 Zum Abdichten von Maschinen- und Kessel theilen, Röhren, Gefäſsen o. dgl. verwendet R. A. Döhring in Cöthen (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 22678 vom 9. November 1882) bandartige Metallstreifen von wellenförmigem Querschnitte. Vermöge ihrer Elasticität werden sich diese Streifen mit den wellenförmigen Erhöhungen dicht an die Flächen der zu dichtenden Flanschen anlegen, wenn diese entsprechend fest durch Schrauben in üblicher Weise zusammengedrückt werden. Zur besseren Abdichtung können die Wellenthäler mit irgend einem weichen bezieh. dehnbaren Stoffe, wie Kitt, Blei o. dgl., ausgefüllt werden. Sulfit-Kocher mit steinernem Futter. Nach der Papeterie bezieh. Papierzeitung, 1883 S. 1321 hat sich Pierredon in Frankreich ein Patent auf die Auskleidung der Kocher für Sulfit-Zellstoff mit säurefesten Steinen anstatt des sonst üblichen Bleifutters (vgl. 1883 249 24) ertheilen lassen. Die Steine oder Fliesen, welche bei 8 bis 12cm Dicke 25cm im Quadrate messen, werden mit Cement auf dem Kesselbleche befestigt, wobei die Fugen zur Hälfte mit diesem Cemente ausgefüllt, zur Hälfte mit Blei ausgegossen werden. Die Breite der Fugen ist so gewählt, daſs beim Erhitzen die Ausdehnung des in denselben befindlichen Bleies, welche etwa doppelt so groſs ist als die des Eisens, zusammen mit der geringeren Ausdehnung der Steine der Ausdehnung des Kochers gleichkommt und daher Sprünge im Futter möglichst vermieden werden sollen. Die Zinnlagerstätten bei Durango. Zinn wurde zwar schon zu Humboldt's Zeit in Mexiko gewonnen; die dortigen Zinnerzlagerstätten werden aber erst jetzt von J. L. Kleinschmidt in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1883 S. 109 näher besprochen. Zinnerze finden sich in der Nähe von Durango an verschiedenen Orten, ein wenige Zoll mächtiger Gang sogar ganz in der Nähe der Stadt, südwestlich von dem Cerro Mercado, vielleicht dem gröſsten Eisensteinvorkommen der Welt. In der Sierra de Catatlan, nordwestlich von Durango, ist ein groſses Gebiet des Quarzporphyrs von zahlreichen, nur 2 bis 5cm mächtigen Zinnerzgängen durchschnitten. Von dieser stammen unzweifelhaft die Zinnseifen, welche sich in fast allen Thälern dieses Hochgebirges finden. Das daraus erhaltene Waschzinn besteht aus Zinnoxyd, enthält aber meist Eisenoxyd, Arsen und Molybdän. Der mächtigste Gang, 1 bis 2m, ist der Diabolo, welcher wesentlich aus arsenigsaurem Zinnoxyde besteht, während das Zinnerz im Gange von San Antonio molybdänsaures Zinnoxyd ist. Die Salzlager bei Middlesborough. Diese ungeheuren Lager, an beiden Seiten des Tees-Flusses gelegen, wurden nach G. Ward vor ungefähr 20 Jahren beim Graben eines Brunnens aufgefunden. Des hohen Wasserstandes wegen war eine bergmännische Gewinnung unmöglich. Seit etwa einem Jahre gewinnt man das Salz, nachdem die darüber liegende Sandsteinschicht durchbohrt worden ist, mit Hilfe von Pumpen als Soole. Eine einzige Saline gewinnt jetzt wöchentlich bis 400t Salz. Dasselbe schickt man an die Sodafabriken am Tyne; doch ist man im Begriffe, an Ort und Stelle solche Fabriken zu bauen und in denselben das Kochsalz nach dem Ammoniakverfahren zu verarbeiten. (Nach dem Journal of the Society of Chemical Industry, 1883 S. 254.) Kolonial- und Rübenzucker. Wie A. Vogel im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1883 S. 240 bemerkt, soll nach den praktischen Erfahrungen der Fabrikanten condensirter Milch für Herstellung derselben nur Kolonialzucker, nicht Rübenzucker, brauchbar sein. Nach Angabe von Conditoren wird ferner eine mit Indigocarmin gefärbte Lösung von Rübenzucker beim Abdampfen entfärbt, Rohrzuckerlösung nicht. Nach Vogel's Versuchen verträgt eine concentrirte Rohrzuckerlösung jedenfalls eine weit höhere Temperatur als eine concentrirte Rübenzuckerlösung, bis daſs. eine theilweise Entfärbung des Indigocarmins wahrgenommen wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, daſs diese dem Rübenzucker eigenthümliche Reaction von einem geringen Gehalte an salpetersauren Salzen herrührt; wenigstens zeigt die braungelbe Kassonade des Rübenzuckers diese Reaction in weit gröſserem Maſse als derselbe Zucker, wenn er als Hutzucker zum Versuche verwendet wird. Auch von einem Gehalte an Traubenzucker könnte diese Reaction bedingt sein. Vollkommen reiner Rübenzucker ist von Kolonialzucker nicht zu unterscheiden. Gibt aber eine Zuckerlösung mit Indigocarmin die Reaction auf Salpetersäure, mit dem Neßler'schen Reagens auf Ammoniak, so kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daſs Rübenzucker vorliegt; letzterer gibt auch meist mit einer Lösung von 1mg Diphenylamin in 10cc concentrirter Schwefelsäure blaue Flecke. Kolonialzucker soll auch ein etwas höheres specifisches Gewicht haben als Rübenzucker. Zur chemischen Constitution der natürlichen Fette. J. A. Wanklyn und W. Fox (Chemical News, 1883 Bd. 48 S. 49) glauben, daſs die natürlichen Fette nicht nur Aether des Glycerins sind, sondern auch Aether des Isoglycerins, C(OH)3.CH2.CH3, und dessen Homologen enthalten. Diese Aether geben bei der Verseifung kein Glycerin. Verfahren zur colorimetrischen Bestimmung des Goldes. Wird nach A. Carnot (Comptes rendus, 1883 Bd. 98 S. 169) in eine Lösung von Goldchlorid Phosphorwasserstoff geleitet, welches man in bekannter Weise aus Phosphorcalcium herstellt, so entsteht eine schöne Rosafärbung, welche man zur colorimetrischen Bestimmung des Goldgehaltes der Lösung verwerthen kann. Zu diesem Zwecke wird die fein gepulverte Mineralprobe mit Königswasser erwärmt, die Lösung mit Wasser verdünnt, von der Gangart abfiltrirt und zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Salpetersäure befeuchtet, nochmals verdampft und geglüht. Mit Chlorwasser löst man nun das Gold, während Eisenoxyd zurückbleibt, verdunstet das Chlor und vergleicht nun die durch Phosphorwasserstoff eintretende Färbung mit gleich behandelten Goldlösungen von bekanntem Gehalte. Zur Kenntniſs des Nitroglycerins. Wenn, wie C. L. Bloxam (Chemical News, 1883 Bd. 47 S. 169) mittheilt, eine Lösung von Nitroglycerin in Holzgeist haltigem Alkohole mit einer gleichen Lösung von Kaliumhydrosulfid oder Schwefelkalium zusammengebracht wird, so zersetzt sich das Nitroglycerin unter Abscheidung von Schwefel. Gelbes Schwefelammonium gibt salpetrigsaures Ammonium und Glycerin: C3H5(NO3) + 3NH4.HS = C3H5(OH)3 + 3NH4NO2 + 3S. Ueber Euxanthon. Nach C. Gräbe (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 862) sind die bis jetzt bekannten Abkömmlinge des Diphenylenketonoxydes, C6H4.CO.O.C6H4, weniger intensiv gefärbt als die des Anthrachinons, C6H4.CO.CO.C6H4. Ob das Euxanthon eine der Bioxyverbindungen des Diphenylenketonoxydes ist, bleibt noch festzustellen. Alle untersuchten Proben von Jaune indien (gereinigtem Farbstoffe) enthielten neben den euxanthinsauren Salzen freies Euxanthon und zwar um so mehr, je weniger rein die Farbe und um so geringer der Preis war. Zur Darstellung von Euxanthon eignet sich daher am besten die geringste Sorte von Jaune indien. In nachfolgender Zusammenstellung bedeuten die Buchstaben die Marken, mit denen die verschiedenen Sorten Jaune indien im Handel bezeichnet werden. Die betreffenden Proben waren von A. Le Franc in Paris bezogen: Proben A D G Preis für 1k M. 240 128 40 Freies Euxanthou Proc. 11,5 4,6 29,5 Gesammtmenge des erhaltenen Euxanthons Proc. 38,9 39,0 58,0 Purrée (rohes Jaune indien) enthielt in zwei Fällen kein Euxanthon, in drei anderen 3 bis 3,8 Proc. während die Gesammtausbeute an Euxanthon 31 bis 42 Proc. betrug. Ueber Mononitroresorcin. Nach A. Fèvre (Comptes rendus, 1883 Bd. 96 S. 790) erhält man das Natriumsalz dieser neuen Nitroverbindung, wenn man 1 Mol. Amylnitrit auf 1 Mol. Monoresorcinnatrium, C6H4.OH.ONa, kalt einwirken läſst. Aus dem erhaltenen Natriumsalze scheidet Schwefelsäure freies Mononitroresorcin, C6H3.NO(OH)2 + H2O, ab, welches aus Alkohol in goldgelben Nadeln krystallisirt. Das Nitroresorcin gibt mit allen Phenolen Farbstoffe, mit Resorcin und Schwefelsäure z.B. das Diazoresorufin von Weselsky nach der Gleichung: 4C6H3.NO(OH)2 + 2C6H4(OH)2 = C36H18N4O9 + 7H2O. Das Diazoresorufm wird nach diesem Verfahren fabrikmäſsig dargestellt. Mit Dimethylanilin gibt Nitroresorcin einen violetten Farbstoff, ähnlich dem von Meldola aas Resorcin und Nitrosodimethylanilin erhaltenen. Essigsaures Anilin in alkoholischer Lösung gibt eine in stahlblauen Nadeln krystallisirende Verbindung C18H14N2O2, nach der Gleichung: 2C6H5.NH2 + C6H3.NO(OH)2 = C18H14N2O2 + NH3 + H2O. Der bei 238° schmelzende Farbstoff löst sich weder in verdünnten Säuren, noch in Alkalien.