Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 470
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Die Kraftübertragungen auf der elektrischen Ausstellung in Wien 1883. In einem Berichte über die in der Wiener Ausstellung vorhandenen elektrischen Kraftübertragungen wird in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1883 S. 258 zunächst darauf hingewiesen, daſs die Wiener Weltausstellung 1873 die erste eigentliche elektrische Kraftübertragung vorgeführt habe: Am 3. Juni, am Tage, da der österreichische Kaiser die Ausstellung besuchte, lieſs Fontaine, Director der Société Gramme, eine seiner zwei kleinen Gramme'schen Maschinen als primäre Maschine durch einen Lenoir'schen Gasmotor in Rotation bringen, leitete den Strom in eine ziemlich weit entfernt aufgestellte, ganz gleiche, nur etwas kleinere Gramme'sche Maschine, welche auf diese Weise zum Motor wurde und eine kleine Centrifugalpumpe von Neut und Dumont betrieb, welch letztere Firma auf der gegenwärtigen Ausstellung mit einer durch elektrische Kraftübertragung betriebenen 30e-Centrifugalpumpe erschienen war, womit der groſse Springbrunnen im Mittel der Rotunde gespeist wurde. Dann wird erwähnt, daſs der Wiener Ingenieur Josef Popper schon in einem am 6. November 1862 der Wiener Akademie der Wissenschaften versiegelt überreichten Schreiben auf die groſsen Vortheile aufmerksam gemacht habe, welche eine Ausnutzung der Naturmotoren, wie Ebbe und Fluth, heftige Winde in öden Gegenden, Wasserfälle in den Tiefen der Gebirge u.s.w., mittels elektrischer Kraftübertragung bieten würde: „Dies alles ist aber zu bewerkstelligen, wenn der Motor, z.B. der Wasserfall, eine passend aufgestellte magnetelektrische Maschine bewegt, der hierdurch entstehende galvanische Strom in einer Art Telegraphenleitung über Berg und Thal geleitet und am gewünschten Orte mittels einer elektro-magnetischen Maschine zu mechanischer und unmittelbar zu chemischer Arbeit – also zur Elektrolyse im Groſsen – verwendet wird... Als Beispiel der Anwendung will ich im Allgemeinen einiges Auffallendere hier gleich anführen und glaube, man sieht sogleich ein, daſs in kleinen wie gröſseren Städten die Kraft centralisirt und durch Leitungen an die Einzelnen – Industrielle und Gewerbsleute – ähnlich der Ueberlassung des Leuchtgases übergeben werden kann; Luftströmungen, wie z.B. an den Mündungen der Schornsteine, können unseren Wohnungen Licht verschaffen- die bisher so schwierige Füllung der Luftballons mit Wasserstoffgas kann durch mechanische Kraft bewerkstelligt werden, u. dgl. in.“ Und es wird vom Berichterstatter unserer Quelle mit Recht hinzugefügt: „Unleugbar wären zu jener Zeit mit den damals bekannten Maschinen nur sehr geringe Nutzeffecte zu erzielen gewesen.“ Von ausgestellt gewesenen Kraftübertragungen werden hierauf angeführt: 1) Eine den groſsen Springbrunnen der Rotunde bedienende Dumont'sche Centrifugalpumpe betrieben durch eine nächst dem englischen Pavillon stehende, 30e übertragende Gramme'sche Dynamomaschine. 2) Die 1km,7 lange elektrische Eisenbahn von Siemens und Halske in Berlin mit Stromzuleitung durch die Schienen. Die zwei Generator-Siemens-Dynamomaschinen (Modell G. E. 20) mit neuartiger sogen. Compound-Wickelung werden durch eine 60e-Dampfmaschine mit Meyer'scher Steuerung von Brand und Lhuillier angetrieben. Nutzeffect der Dynamomaschinen nach den angestellten Versuchen 40 bis 50 Proc. Den Strom für die folgenden unter Nr. 3 bis 5 aufgeführten Kraftübertragungen lieferten Brückner, Roß und Consorten mit ihren gleichfalls durch eine 60e-Hochdruck-Dampfmaschine von Brand und Lhuillier angetriebenen Gramme'schen Dynamomaschinen. 3) Der elektrisch betriebene Aufzug von Freißler erfordert 3e; die secundäre Dynamomaschine war im obersten Theile des beim Ostflügel gelegenen (3m,80 langen, 2m,60 breiten und 27m,00 hohen) Rotundenpfeilers, in welchem sich der Aufzug bewegt, aufgestellt. Ein auf der Welle des Flaschenzuges, dessen Kette den Aufzugskasten trägt, befindliches gröſseres Zahnrad, ist mit einem auf der Welle der secundären Dynamomaschine aufgekeilten Getriebe in Eingriff. Diese Anordnung ist also ganz verschieden von derjenigen des Fahrstuhles von Siemens und Halske (vgl. 1881 239 * 22). 4) Die Kohlenförderbahn der Leobersdorfer Maschinenfabrik mit 2 bis 4e Kraftbedarf. Hierbei sei auch des gleichfalls mittels Elektricität angetriebenen Seilbahn-Modelles von Obach Erwähnung gethan. 5) Die zum Betriebe ⅓e erfordernde Buchdruck-Schnellpresse der Steyrermühl-Gesellschaft im Nordflügel. 6) Antrieb von zwei Gramme'schen Einlichter-Maschinen zu je 4000 Kerzenstärken durch eine direkt mit derselben gekuppelte 6e -Brotherhood'sche Dreicylindermaschine zur Drehung und Beleuchtung des Leuchtthurm-Reflectors von Sautter, Lemonnier und Comp. im Nordflügel. 7) Der Werkzeugmaschinen Pavillon der Firma Heilmann, Ducommun und Steinlen, schon von der Pariser elektrischen Ausstellung 1881 her bekannt; die Vorgelege der ausgestellten Werkzeugmaschinen waren durch zwei Transmissionsreihen von zwei secundären Gramme'schen dynamo-elektrischen Maschinen angetrieben, welche gegen 1200 Umläufe in der Minute machten und ihren Strom von zwei gleich groſsen, in einem zweiten Pavillon aufgestellten Primär-Dynamomaschinen erhielten, die ihrerseits wiederum mit noch 6 gleichen Gramme'schen Maschinen von einer halbstationären 50e-Zwillingsdampfmaschine der Gebrüder Sulzer in Winterthur angetrieben wurden. Diese Halblocomobile heizte nicht selbst, Sondern wurde aus dem Kesselhause mit Dampf versorgt. 8) Die Gewehrschloß-Einlaßmaschine der Oesterreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft (Werndl) im Westflügel, betrieben durch eine Schuckert'sche Dynamomaschine E. L. 1, für welche die primäre Dynamomaschine bei S, Schuckert aufgestellt war. 9) Zwei Polirmaschinen, im Betriebe bei der Corporativ-Ausstellung von Pfannhauser, Kalmar's Nachfolger und C. Haas, im Galvanoplastik-Raume, angetrieben durch zwei Schuckert'sche Dynamomaschinen E. L. 1, deren primäre Maschinen, zwei gekuppelte Schuckert-Dynamos (Type J. L. 5 und J. L. 3) in der Westgalerie, nahe dem Westflügel standen und, wie der gröſste Theil der Schuckert'schen Dynamomaschinen, von einer 80e horizontalen Zwillingsmaschine mit Flachschieber-Präcisionssteueuerung, System Regnier (vgl. 1879 234 * 433), von Bolzano, Tedesco und Comp. angetrieben werden. 10) Egger, Kremenezky und Comp. hatten in der Maschinenhalle zwei Flachring-Maschinen für Kraftübertragung in Betrieb, welche, wie alle Dynamomaschinen dieser Installation, von dem groſsen liegenden 40e zweicylindrigen Gasmotor von Langen und Wolf angetrieben werden. Beide Dynamomaschinen machten 900 Umgänge und geben 10 Ampère Strom; die eine derselben repräsentirt (bei 8e Kraftverbrauch) eine Spannung von 500 Volt, die andere (bei 4e Kraftverbrauch) eine Spannung von 300 Volt. Diese Maschinen speisten eine gröſsere Anzahl Boston-Lampen und betrieben auſserdem die secundären Dynamomaschinen, welche sich im Nordosthofe befanden, woselbst sie: 11) Eine Tiegeldruck-Schnellpresse von Haufler, Schmutterer und Comp. und: 12) Eine Schweifmaschine für Holzbearbeitung von W. Riedel in Gang setzten. 13) Gleichfalls in der sogen. Reparatur-Werkstätte im Nordosthofe wurden von Siemens und Halske durch elektrische Kraftübertragung verschiedene Werkzeugmaschinen in Bewegung gesetzt, Bohrmaschinen, Schweifmaschinen, eine Kreissäge der Ottakringer Maschinenfabrik u.a. 14) Nach der Stromvertheilung System Gravier betrieb die Firma Kuksz, Luedtke und Grether in Warschau in der Westgalerie die secundären Dynamomaschinen als Motoren für Schleif- und Bürstenapparate, sowie für elektro-chemische Bäder bei der Ausstellung von Robert Plage's Nachfolger im Galvanoplastik-Raume. Von der gleichen Stromvertheilung wurden die elektrischen Kochapparate von Jüllig und Altschul in der südwestlichen Halbgalerie, nahe dem Südflügel mit elektrischem Strome versehen; desgleichen ein Griscom-Motor zur Betreibung eines kleinen Ventilators. Für die unter 14 genannten, sowie für einige andere bei Demonstrationsapparaten verschiedener Art verwendeten elektrischen Kraftübertragungen lieferten zwei Dynamomaschinen, System Gravier, von je 20 bis 30e den Strom; diese und noch mehrere andere für Beleuchtungszwecke dienende Gravier'sche Dynamomaschinen, sowie die benachbarte Aufstellung von Bürgin und Crompton erhielten ihre Kraft von einer nebenstehenden horizontalen 28e-Dampfmaschine mit Proell'scher Präcisionssteuerung, ausgestellt von der Fürst Salm'schen Maschinenfabrik zu Blansko. 15) Betrieb einer Dreschmaschinen-Garnitur durch Accumulatoren, System De Cálo (vgl. S. 263 d. Bd.). Diese wurden geladen von einer secundären Dynamomaschine, welche durch den Halladay'schen Windmotor betrieben wurde. 16) Die Firma Ganz und Comp. lieſs eine im Nordosthofe stehende Flachmühle betreiben; die primären 3 Dynamomaschinen (Type Nr. 6) waren in der Nordgalerie (West) aufgestellt und nebst anderen Wechselstrom-Maschinen, System Zipernowsky, für Beleuchtungszwecke durch eine 25e vertikale Hochdruck-Compoundmaschine Invincible von John and Henry Gwynne angetrieben. 17) Das von der Electrical Power Storage Company mittels Faure-Sellon- Volckmar'scher Accumulatoren betriebene, rückwärts des englischen Pavillons im Parterre der Rotunde aufgestellte Tricycle (vgl. S. 262 d. Bd.). 18) Das S. 281 d. Bd. beschriebene elektrisch betriebene Boot. 19) Die von der Electro-Dynamic Company in Philadelphia durch doppelte Inductionsmotoren mit selbstthätigen Batterien getriebene Nähmaschine, zahnärztliche Instrumente und rotirende Fächer. 20) In der Westgalerie hatten Pallausch und Cihlarz das Modell eines Apparates ausgestellt, den sie „Strom-Motor“ (vgl. 1883 248 429. 1878 230 * 468) nennen und welcher in zwei Exemplaren in der groſsen Donau am Praterquai Ende der Ausstellungsstraſse zwischen den Lagerhäusern der Commune Wien und der Unionbank beständig in Thätigkeit war. Lediglich unter Benutzung der Kraft des strömenden Wassers durch eine Schaufelrad-Construction wurden hier Dynamomaschinen betrieben und zwar mit Hilfe der auf dem Schiffe angebrachten Uebersetzungen in einer vollkommen genügenden Geschwindigkeit. Der eine Strom-Motor, mit horizontaler Achsenlage, war auf einem Schiffe, der zweite, mit vertikaler Achsenlage, auf pilotirten Eisenbahnschienen vollkommen unter Wasser montirt. Diese Anlage verdient, wenn ihr derzeit auch noch gewisse Mängel anhaften, entschiedene Beachtung, da sie den Weg zeigt, auf welchem Fluſsläufe ohne groſse und kostspielige Anlage, so wie sie heute sind und strömen, bereits sehr gute Dienste für Zwecke der Elektricitätserzeugung leisten könnten. Elektrische Straſsenbeleuchtung in Berlin. Nach dem vorliegenden letzten Jahresberichte der Berliner städtischen Gasanstalten haben sich von den Versuchen mit elektrischer Straſsenbeleuchtung diejenigen mit Glühlampen nicht bewährt, da, ganz abgesehen von den vielen Schwankungen des Lichtes, mittels dieser Glühlampen eine gröſsere Helligkeit nicht erzielt wurde, als sie ohne Schwierigkeit durch Gasflammen hergestellt werden kann, und die Kosten der Gasbeleuchtung sich billiger stellen. Die fortgesetzten Versuche mit der elektrischen Beleuchtung der Leipziger Straſse mittels Siemens'scher Bogenlampen sind dagegen im Groſsen und Ganzen von günstigen Resultaten begleitet. Abgesehen von einigen zufälligen Störungen und den allerdings vielfach auftretenden Schwankungen und Zuckungen der einzelnen Flammen läſst diese Beleuchtung nichts zu wünschen übrig. Deutgen's Stauchapparat für Springfedern. Zum raschen und genauen Stauchen von Springfedern für Möbelpolster gibt G. Deutgen und Comp. in Düren bei Köln (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 22814 vom 24. November 1882) den in Fig. 16 Taf. 31 dargestellten Apparat an. Das Stauchen geschieht zwischen den beiden Schlitten i und k, welche von beiden Enden des Arbeitstisches nach der Mitte zu bewegt werden. Die Springfedern erhalten hierbei eine Führung durch einen mit dem Schlitten i verbundenen Zapfen q und werden auſserdem die Wände des Schlittenkastens an seitlichen Ausbiegungen gehindert. Der Antrieb der Stauchschlitten i und k erfolgt durch den Tritthebel a mittels des dargestellten dreiarmigen Hebels, welcher seinen Drehpunkt bei d besitzt. Ein Niedertreten des Fuſsbrettes a bewirkt ein kräftiges Zusammengehen der beiden Schlitten, während die Rückbewegung der Schlitten in ihre Anfangslage durch eine Feder r erzielt wird. H. Ehrhardt's Winkeleisen-Richtmaschine. Bekanntlich kann z.B. Draht in der Weise gerade gerichtet werden, daſs man jede Stelle desselben mittels geeigneter Vorrichtungen nach allen Richtungen so weit hin- und herbiegt, daſs die Elasticitätsgrenze bei geraden Strecken eben noch nicht überschritten wird (vgl. * S. 298 d. Bd.). Kommt alsdann eine gekrümmte Stelle in den Apparat hinein, so wird sie in der ihrer Ausbiegung entgegengesetzten Richtung über die Elasticitätsgrenze hinaus durchgebogen, daher nicht vollständig auf ihre alte Form zurückfedern, sondern weniger ausgebogen bezieh. gerade bleiben. Das gleiche Prinzip benutzt H. Ehrhardt in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 23182 vom 28. December 1882), um auch Winkeleisen in ähnlicher Weise gerade zu richten. Zu dem Ende läſst er die Winkeleisenschienen nach dem Erkalten durch eine Reihe hinter einander in verschiedener Höhenlage angebrachter Walzen hindurchgehen, welche auſserdem durch Schrauben auch seitlich verstellbar und zur Aufnahme verschiedener Winkeleisengröſsen geeignet sind. Hierdurch soll nicht nur die Rückenrichtung der Schienen gerade gestreckt, sondern auch die windschiefe Verdrehung derselben aufgehoben werden. Ammann's Kiessiebapparat. Die Sonderung des Sandes von den gröberen Kiesbestandtheilen für Bauzwecke geschieht für gewöhnlich einfach durch Aufwerfen des Rohmaterials mit der Schaufel auf schräg gestellte Siebe; im Bedarfsfalle muſs man mehrmals hinter einander werfen, wenn man verschiedene Korngröſsen gewinnen will. Ein von Joh. Ammann in Memmingen, Bayern (* D. R. P. Kl. 19 Nr. 5908 vom 3. December 1878) construirter Siebapparat hat den Zweck, die Sortirung auf maschinellem Wege rascher vorzunehmen. Der Apparat ist auf einem Gestelle aufgebaut und besteht aus 3 schrägen über einander stehenden Sieben verschiedener Maschenweite, welche von Hand aus durch Drehen einer Kurbel in eine hin- und hergehende schüttelnde Bewegung gesetzt werden. Das Rohmaterial wird auf das oberste Sieb aufgeschüttet und dann der Apparat gedreht. Die Sortirung erfolgt sofort nach 4 Korngröſsen. Der einfache und recht zweckmäſsige Apparat dürfte sich nach der Badischen Gewerbezeitung, 1883 S. 406 insbesondere für Kiesgrubenbesitzer empfehlen, um an der Grube selbst die Sortirung des Materials vorzunehmen. Neuerung an Abtrittsgruben. Nach Louis Mouras in Vesoul (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 18641 vom 11. December 1881) wird die Abortsgrube durch das Einfallrohr und das Entleerungsrohr, welche beide in die Flüssigkeit der Grube eintauchen, so abgeschlossen, daſs ein Entweichen der Gase vermieden ist. Das Einfallrohr ist in die dicht schlieſsende Abdeckung der Grube vertikal eingefügt und das knieförmig gebogene Entleerungsrohr seitlich am entgegengesetzten Ende der Grube angebracht. Wenn bei voll gefüllter Grube eine gewisse Menge fester Materialien zutritt, so flieſst eine entsprechende Menge Flüssigkeit ab, welche feste Stoffe gelöst oder mechanisch zertheilt enthält. Es ist darum vortheilhaft, so viel als möglich Regen und Abspülwasser in die Grube einzuleiten. Eine Entleerung der Grabe ist vollkommen entbehrlich; um aber etwa eingefallene harte Körper, wie Knochen, Geschirrtheile u. dgl., entfernen zu können, ist unter dem Einfallrohre an 4 Stangen ein Auffangkasten gehängt, der auch den vom Regenwasser mitgeführten Sand aufsammelt. Dieser Kasten kann, da die Stangen drehbar sind, durch eine Kette in immer parallel bleibender Lage vor eine durch besonderen Deckel abgeschlossene Oeffnung an der Grubendecke gebracht und dort entleert werden. Filterkörper von Fritz Kleemann in Schöningen. Plastische Kohlenfilter werden aus einem Gemenge von Holzkohle, Knochenkohle, Steinkohlenkokes und etwas Thon hergestellt. Diese Stoffe werden fein pulverisirt, gemengt, geformt und dann unter Luftabschluſs gebrannt. Trotz innigster Mengung der Stoffe ist es aber unmöglich, eine solch innige Mischung derselben zu erzielen, daſs im fertigen Filter jeder dasselbe durchdringende Wassertropfen auch mit jedem der Filtermaterialien, von denen jedes eine bestimmte Eigenschaft hat, in Berührung komme. F. Kleemann (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 23725 vom 5. August 1882) stellt deshalb die Filter aus drei verschiedenen Schichten her. Die erste besteht aus Kokes und dient dazu, die mechanisch im Wasser aufgenommenen Körper bei der Filtration zurückzuhalten; dann folgt eine Schicht von Knochenkohle, welche schädliche Stoffe absorbirt, und endlich eine Schicht von Holzkohle, welche wegen der Zurückhaltung von faulenden Stoffen bekannt ist. Die einzelnen Schichten werden nach einander in eine Preſsform gebracht, dann gepreist und endlich unter Luftabschluſs geglüht. Wird nun Wasser auf eine Seite des Filters gebracht, so muſs es durch alle 3 Schichten gehen und müssen in Folge dessen auch deren Stoffe auf seine abzuscheidenden Bestandtheile wirken. Die Form der Filter kann eine sehr verschiedene sein. In der Patentschrift sind platten- und kastenförmige Filter angegeben; dieselben können in der verschiedensten Art und Weise mit Gefäſsen verbunden werden. Ueber ein neues Saccharin aus Milchzucker. Um Isosaccharin herzustellen, löste H. Kiliani (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2625) 1k Milchzucker in 9l Wasser, versetzte die kalte Lösung mit 450g Kalkhydrat und lieſs sie unter häufigem Umschütteln 6 Wochen stehen. Hierauf wurde die über dem gebildeten Niederschlage stehende klare, braunrothe Flüssigkeit mittels Heber abgezogen, mit Kohlensäure gesättigt und zum Kochen erhitzt. Die filtrirte Lösung wurde bis auf etwa 2l eingedampft, wobei sich in reichlicher Menge isosaccharinsaurer Kalk ausschied, welcher nach völligem Erkalten und 24stündigem Stehen der Flüssigkeit auf ein Saugfilter gebracht und durch Waschen mit kaltem Wasser gereinigt wurde. Die Ausbeute betrug in der Regel 150 bis 180g lufttrockenes Kalksalz. Aus der abfiltrirten Flüssigkeit schied sich nach längerer Zeit ein Kalksalz, (C6H11O6)2Ca.2H2O, aus, welches durch Zersetzen mit Oxalsäure und Verdunsten der Lösung groſse farblose Krystalle eines neuen Saccharins, Metasaccharin genannt, lieferte. In kaltem Wasser ist das Metasaccharin leicht löslich; sein Löslichkeitsverhältniſs dürfte zwischen dem des sehr leicht löslichen Isosaccharins und dem des schwieriger löslichen Saccharins stehen. Seine wässerige Lösung wird bei längerem Stehenlassen sauer, indem wahrscheinlich Metasaccharinsäure, C6H12O6, gebildet wird. In Alkohol ist das Metasaccharin leicht, in Aether äuſserst schwer löslich. Beim Schütteln einer concentrirten wässerigen Lösung mit Aether geht nur sehr wenig Substanz in letzteren über. Ebenso wie das Saccharin und das Isosaccharin liefert auch das Metasaccharin beim Kochen seiner wässerigen Lösung mit Metalloxyden oder Carbonaten die Salze der entsprechenden Saccharinsäure. (Vgl. 1883 247 435.) Verfahren zur Trennung von Wismuth und Kupfer. Um in salpetersaurer Lösung Wismuth und Kupfer zu trennen, versetzt J. Löwe nach der Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S. 496 dieselbe so lange mit Natronlauge unter Kühlung, bis die Oxyde ausgefällt sind und die über ihnen stehende Flüssigkeit deutliche alkalische Reaction zeigt. Darauf gieſst man noch 1,5 bis 2mal so viel Lauge hinzu und so lange nach und nach unter Umrühren reines syrupdickes Glycerin, bis vollständige Lösung der Oxyde und Klärung der Flüssigkeit erfolgt ist. Diese tiefblaue Lösung mischt man mit einer Auflösung von möglichst reinem Traubenzucker, so daſs der Zucker in dieser ungefähr das 3 bis 4fache von dem Gesammtgewichte der vorhandenen beiden Metalle betragt. Darauf bedeckt man das Becherglas mit einer gut aufliegenden Glasplatte und läſst die Lösung 8 bis 10 Stunden an einem kühlen dunklen Orte stehen. Die blaue Farbe der Lösung ist nun verschwunden und in eine tiefgelbe umgewandelt, während am Boden des Becherglases sich das Kupfer, meist nicht anhängend, als hochrothes Oxydul abgelagert hat. Darauf gieſst man die gelbe Lösung, ohne umzurühren, auf ein bei 100° getrocknetes und gewogenes Filter, wäscht des Oxydul anfangs mit Wasser, welches etwas Glycerin und Natronlauge enthält, unter Abgieſsen ab, sammelt es auf dem Filter, wäscht zuletzt dasselbe noch gut mit destillirtem Wasser aus und trocknet es bei 100°. Das alkalische, alles Wismuth enthaltende, gelbe Gesammtfiltrat bringt man in eine Porzellanschale von tadelloser, guter Glasur, erhitzt die Lösung auf freier Flamme unter leichtem Umrühren zum Sieden, erhält kurze Zeit darin, unterbricht dann das Erhitzen und läſst die bräunliche Flüssigkeit sich in der Ruhe unter Abkühlung klären. Dann filtrirt man die braune Lösung durch ein bei 100° getrocknetes und gewogenes Filter, wäscht das metallische Wismuth erst mit Natronlauge haltendem Wasser unter Decantation ab, sammelt es zuletzt auf dem Filter und süſst dieses anfangs mit kaltem, dann mit warmem Wasser gut aus. Ueber die Bestimmung des Arsens. Das Reich-Richter'sche Verfahren zur Bestimmung von Arsen (vgl. Kerl: Metallurgische Probirkunst, 1882 S. 511), welches von Pearce (vgl. 1883 249 529) in der angegebenen Weise abgeändert wurde, ist nach gef. Mittheilung des Kgl. Oberhüttenamtes in Freiberg i. S. zuerst und zwar im Februar 1864 im Laboratorium der fiscalischen Hüttenwerke zu Freiberg angewendet worden und ist bis heute dort ausschlieſslich im Gebrauche. Leroy Mc Cay (Chemical News, 1883 Bd. 48 S. 1, vgl. D. p. J. S. 92 d. Bd.) glaubt, daſs bei dem ursprünglichen Verfahren etwas Arsen sich der Fällung entziehe, was Pearce vermeide, H. Low (Daselbst S. 85) bestreitet dies. Verbrennungswärme von Schwefelkohlenstoff. Nach Versuchen von J. Thomsen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2616) beträgt die Verbrennungs- und Bildungswärme des dampfförmigen Schwefelkohlenstoffes und Carbonylsulfides bei 20°: Reaction Verbrennungswärme Reaction Bildungswärme (CS2 : O6) 265130c (C, S2)   – 26010c (COS :O3) 131010c (C, O, S)   + 37030c (CO, S) + 8030c Für flüssiges Kohlenstoffsulfid wird die Verbrennungswärme um 6400c geringer und die Bildungswärme um 6400c gröſser sein als für den Körper im gasförmigen Zustande. Bemerkenswerth ist es, daſs die Verbrennungswärme des Carbonylsulfides sehr nahe die Hälfte derjenigen des Kohlenstoffsulfides ist und daſs deshalb auch die Bildungswärme desselben sehr nahe den mittleren Werth zwischen derjenigen der Kohlensäure und des Kohlenstoffsulfides erhält. Zur Kenntniſs des Berberins. Nach Versuchen von J. Court (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2589) ergibt sich für Berberin die Formel: C20H17NO4.4H2O. Bei der Oxydation mit Kaliumpermanganat in schwach alkalischer Lösung wird unter Kohlensäure-Entwickelung als Hauptproduct eine bei 165° schmelzende zweibasische Säure der Formel: C10H10O6.2H2O gebildet. In ihrem Verhalten stimmt sie bis auf den Schmelzpunkt genau mit der Hemipinsäure aus Narkotin überein. Verfahren, um vegetabilischen Fasern ein seidenartiges Aussehen zu geben. Dieses Verfahren ist Gegenstand eines englischen Patentes von W. E. Gedge in London und hat nach dem Deutschen Wollen-Gewerbe, 1883 S. 1650 den Zweck, die rohen Pflanzenfasern zu bleichen und durch einen Animalisationsprozeſs nicht allein zur Farbstoffanziehung zu befähigen, sondern auch bezüglich der äuſseren Eigenschaften der Seide ähnlich zu machen. Das Bleichen geschieht durch auf einander folgende Behandlung mit Natronlauge, Salzsäure und unterchlorigsaurem Natron, das Animalisiren durch Tränken mit Zuckerlösung, Trocknen und darauf folgende Einwirkung eines Gemisches von Stickoxydgas (soll wohl heiſsen: salpetriger Säure) und Schwefelsäure, wobei aus dem Zucker Nitrosaccharose, aus dem Zellstoffe Binitrocellulose gebildet werden sollen. Die Idee der Anwendung des Nitrozuckers ist – wie Referent hervorheben möchte – nicht neu und wurde letztere schon vor 2 Jahren von L. Bonneville in Paris angegeben (vgl. D. R. P. Kl. 8 Nr. 16036 vom 26. Februar 1881). Zudem operirt letzterer jedenfalls rationeller, indem er die Faser mit schon zum Voraus nitrirtem Zucker beizt. Ob die direkte Nitrirung der mit Zucker gebeizten Textilstoffe unter Hereinziehung der Cellulose selber in den Nitrirungsprozeſs, wie sie im Patente angerathen, praktisch zu empfehlen ist, wäre zu erwägen. Die schon von Kuhlmann vorgeschlagene Methode der Nitrocellulosebildung behufs Ermöglichung der Fixation der (basischen) Anilinfarbstoffe ist wenigstens bis jetzt industriell nicht ausgebeutet worden. Die nitrirten Pflanzenfasern werden ausgespült, in kochende Seifenlösung getaucht und gewaschen. Die so animalisirten Textilfabrikate werden, obgleich sie schon an und für sich Farbstoffe anziehen sollen, noch in Tannin gebeizt und letzteres mit Brechweinstein fixirt. Dieses Salz soll, falls die vegetabilische Faser mit Seide vermischt war, der letzteren beim Färben eine gewisse Menge Antimon abgeben, wobei die porösen und attractiven Eigenschaften verringert werden. – Das Antimon dient doch wohl nur als Befestigungsmittel des Tannins und geht nachher beim Färben nicht mehr von der Faser weg. Die präparirte Faser wird schlieſslich allein oder mit Seide und Seidenabfall vermischt und kardirt. Zu diesem Zwecke wird sie mit folgenden Stoffen angefeuchtet: reines Wasser, Olivenölseife, Glycerin, Jungfernwachs, alle zu einer dickflüssigen Masse vereinigt, zu welcher man je nach der Güte der vermischten Fasern mehr oder weniger Bienenwachs fügt. S. Verbesserte Küpennetze für Färbereizwecke. Wilh. Hausmann in Reichenberg, Böhmen (D. R. P. Kl. 8 Nr. 22676 vom 4. November 1882) schlägt vor, die gewöhnlichen Küpennetze, welche namentlich in den Indigofärbereien Verwendung finden, anstatt aus sehr starkem, weichem, viel Farbstoff absorbirendem Bindfaden aus dünnem, hartem Bindfaden herzustellen und dabei letzteren derart zu präpariren, daſs er an Haltbarkeit gewinnt und Farbanziehungskraft verliert. Hierzu eignet sich am besten ein Gerbprozeſs. Der Bindfaden, am besten aus der zähen Friesländer Faser stark gedreht, wird mit einer Gerbstoffabkochung getränkt, getrocknet und das Tannin durch eine heiſse Leimlösung gefällt. Bei der Verwebung zum Netzstoff wird durchgehends oder von Zeit zu Zeit Perlkopf- (Kreuz- oder Gaze-) Bindung hergestellt, damit sich die einzelnen Fäden aus dem harten dünnen Materiale nicht verschieben. Die einzelnen Löcher (Kästchen) des Gewebes werden etwas kleiner gemacht als bei den bisher gebräuchlichen Küpennetzen. ––––––––– Berichtigung. In der Mittheilung über das unterseeische Telegraphennetz soll es S. 425 Z. 3 v. o. heiſsen 152401km (82204,4 Seemeilen) statt 152419km (82214,4 Seemeilen).