Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 431
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Verkehrswesen in Deutschland und Frankreich. Nach einem Berichte des Génie civil theilt die Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 S. 128 die folgenden für die Entwickelung des Verkehrswesens bedeutsamen Zahlen mit: Das Porto für einen gewöhnlichen frankirten Brief beträgt: bei einem Gewichte von 15g 30g 45g 60g bis 250g in Deutschland 0,10 0,20 0,20 0,20 0,20 M. in Frankreich 0,12 0,24 0,36 0,48 2,00 M. In Deutschland bestehen 33707km Eisenbahnen (nach der Statistik 1880/81), in Frankreich 28366 Hiervon entfallen mit Rücksicht darauf, daſs in Deutschland 45234061 Einwohner auf 540473qkm, in Frankreich 37672048 528401qkm kommen, in Deutschland 6km,23 Eisenbahnen auf 100qkm und 7km,44 auf 10000 Einw., in Frankreich 5km,37 Eisenbahnen auf 100qkm und 7km,53 auf 10000 Einw. Die verschiedenen Preise für die Personenbeförderung im Durchschnitte für das Kilometer betragen: 1. 2. 3. 4. Klasse, in Deutschland 0,078 0,054 0,035 0,020 M. in Frankreich 0,095 0,071 0,053 also in Deutschland um. 18 Proc. 24 Proc. 34 Proc. oder durchschnittlich 25 Proc. billiger. Elektrische Beleuchtung auf dem Schiffe „Adelaide“. Beim Baue der „Adelaide“ war von der Adelaide Steamship Company die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung den Erbauern D. und W. Henderson und Comp. in Glasgow überlassen worden, welche die Ausführung der Edison-Company übertrugen unter Vorbehalt einer Prüfung durch Prof. A. Jamieson in Glasgow. Die „Adelaide“ erhielt, wie Engineering, 1883 Bd. 36 S. 492 mittheilt, 137 Glühlichter von 16 Kerzen und 4 von 100 Kerzen, von denen 19 im Awning-Deck, 73 im Hauptdeck und 43 im Unterdeck, dem Maschinen- und Kesselräume sich befinden. Die Edison'sche Dynamomaschine (Type L) hat die Elektromagnete im Nebenschlüsse und ist auf der Grundplatte einer schnell laufenden Westinghouse'schen Dampfmaschine, welche die Firma Altey und Maclellan in Glasgow geliefert hat, aufgebaut. Der Regulator ist so eingestellt, daſs er die Geschwindigkeit normal auf 525 Umdrehungen in der Minute erhält; dabei wurde eine elektromotorische Kraft von etwa 90 Volt erzeugt und die Lampen geben 16 Kerzen. Steigt die elektromotorische Kraft höher, als zu 20 Kerzen Leuchtkraft erforderlich ist, so läſst ein Indicator der elektromotorischen Kraft ein Läutewerk ertönen. Neben dem Indicator und dem Tachometer hängt eine Probelampe in der Nähe der Dynamomaschine. Diese 3 Sicherheitsmittel sollen bequemer sein als Amperemeter und Voltmeter und daher letzteren vorzuziehen. Die Verbindung der Dynamomaschine mit der sie direkt treibenden Dampfmaschine macht die Anwendung von Riemen und Rädern überflüssig und sichert einen sanften und ruhigen Gang bei groſser Dampfersparniſs. Die Kolbengeschwindigkeit bei 500 Umdrehungen in der Minute beträgt nur etwa 138m. Gaulard und Gibbs' Inductoren. Ueber die Einrichtung der Inductoren, welche Gaulard und Gibbs bei Ausführung ihres Systemes der Stromvertheilung (vgl. 1883 248 258) in einigen Stationen der Metropolitan Railway gewählt haben, macht der Iron, 1883 Bd. 22 * S. 526 folgende Angaben: Jeder Inductor besteht aus 16 vertikalen Säulen zwischen, zwei hölzernen Platten, an denen jede Säule mittels 4 Bolzen befestigt ist. Jede Säule besteht aus einem hohlen Pappcylinder von 5cm Weite, worüber eine doppelte Lage eines mit zwei Schichten paraffinirter Baumwolle bedeckten Kupferdrahtes von 4mm,2 Dicke (Nr. 8 B. W. G.) gewickelt ist. Ueber diese innere Rolle sind 6 Kabel gewickelt, deren jedes aus 8 Kupferdrähten von 0mm,45 Dicke (Nr. 26 B. W. G) besteht, die ebenfalls mittels einer doppelten paraffinirten Baumwollschicht isolirt sind. Die Säulen sind zu je 4 gruppirt und die Enden ihrer inneren primären Rollen an einen an der Vorderseite des Inductors liegenden Umschalter geführt, mittels dessen der primäre Strom einer Gruppe oder mehreren zugeführt werden kann. Die Enden der secundären Drähte sind an vier an den Seiten des Inductors angebrachte Umschalter geführt, mittels deren die Drähte parallel oder hinter einander geschaltet werden können. Ein Bündel Eisendrähte füllt die innere Höhlung der Säulen und deren magnetische Wirkung wird regulirt durch Messingcylinder, welche durch Handräder von der oberen Holzplatte her mehr oder weniger tief in die Säulen eingeführt werden. Die Bedienung dieser Inductoren konnte ungeübten Bahnbeamten überlassen werden. Den Stromerzeuger in „Edgware Road Station“ treibt eine 25e-Dampfmaschine mit 120 Umdrehungen in der Minute, welcher der Dampf aus einem Cornish-Kessel mit 4at,2 zugeführt wird. Die Siemens'sche Wechselstrommaschine (W0) läuft mit 600 Umdrehungen und 16000 Stromumkehrungen in der Minute und wird durch eine kleine Siemens'sche Dynamomaschine mit 1000 Umdrehungen in der Minute erregt; ihr Strom läuft von Edgware Road bis zu Notting Hill Gate Station und über Aldgate zurück, eine Gesammtlänge von 24km. Zur Beleuchtung werden benutzt Jablochkoff'sche Kerzen und Swan'sche Glühlampen, letztere in den gewöhnlichen Stationslampen. Der Verlust bei der Umsetzung der mechanischen Arbeit in Licht soll nur 10 Proc. betragen. (Vgl. Enuma * S. 22 d. Bd.) Verfahren zum Phosphoresciren von Bronze oder Messing. Wird nach J. Whiting in Manchester (D. R. P. Kl. 48 Nr. 22701 vom 31. Mai 1882) Bronze- oder Messingdraht in eine Lösung von 0,125 bis 5 Proc. Phosphor in Aether, Schwefelkohlenstoff oder Olivenöl, 5 bis 10 Proc. Schwefelsäure und 85 bis 95 Proc. Wasser gelegt, so nimmt das Metall angeblich Phosphor auf. Man zieht den Draht alsdann um eine Nummer feiner und bringt ihn in eine geschlossene Retorte o. dgl., deren Boden mit einer dünnen Schicht Phosphor versehen ist, so daſs die entwickelten Phosphordämpfe über den Draht streichen. Hierauf wird derselbe in Holzkohle gepackt, diese entzündet und der Draht eine Zeit lang in der Hülse gehalten, so daſs er erweicht und um eine weitere Nummer feiner gezogen werden kann. Diese Behandlung wird abwechselnd so lange wiederholt, bis der Draht die gewünschte Feinheit besitzt. Der auf diese Weise phosphorisirte Draht soll eine gröſsere Widerstandsfähigkeit besitzen, eine höhere Politur annehmen und dem Corrodiren nicht unterworfen sein. Theorie der Cementhärtung. E. Landrin (Comptes rendus, 1883 Bd. 96 S. 115. 379. 841. 1229) nennt die durch Zersetzen von Silicaten mit einer Säure abgeschiedene und bei Rothglut getrocknete Kieselsäure hydraulische Kieselsäure. Diese soll die eigentliche Erhärtung der hydraulischen Mörtel bewirken. Sie entzieht dem Kalkwasser innerhalb weniger Tage soviel Kalk, daſs die gebildete Masse dem Silicate Ca4Si3O10 bezieh. 4CaO,3SiO2 entspricht. Ebenso verhält sich die durch Zersetzen von Wasserglas mit Salzsäure erhaltene gelatinöse und die nach Graham durch Dialyse erhaltene lösliche Kieselsäure. Obige aus der hydraulischen Kieselsäure mit Kalk entstehende Verbindung nennt Landrin „Puzzo-Portland“; dieselbe ist der wesentliche Bestandtheil aller hydraulischen Mörtel, nicht das von Le Chatelier angenommene Silicat Ca2SiO4 bezieh. 2CaO,SiO2. Auch die von Letztgenanntem gemachte Angabe, die Erhärtung des Cementes beruhe wie beim Gypse (vgl. S. 383 d. Bd.) auf Uebersättigungerscheinungen, wird von Landrin bestritten. Verfahren zur Herstellung von Knöpfen, Brocken u. dgl. Nach P. Fließbach in Curow (D. R. P. Kl. 39 Nr. 24629 vom 3. Mai 1883) wird Kartoffel las er in Bottichen gesammelt, auf 76 bis 800 erwärmt, worauf man die dickflüssige Masse unter starkem Drucke in die gewünschten Knopfformen o. dgl. preist. Zur Bestimmung der unterschwefligsauren Salze. Um Unterschwefligsäure neben Essigsäure in Schwefelsäure überzuführen, wird nach G. Brügelmann (Zeitschrift für analytische Chemie, 1884 S. 24) eine kaltgesättigte Kaliumpermanganatlösung so lange in die siedende Probelösung getropft, bis diese eben deutlich violett gefärbt ist; hierauf wird das überschüssig zugesetzte übermangansaure Kalium mit Alkohol zerstört, der entstandene Manganniederschlag abfiltrirt und mit heiſsem Wasser ausgewaschen, worauf die erhaltene Flüssigkeit, nötigenfalls nach Verjagung des Alkoholes, die gewünschte Beschaffenheit besitzt. Die Oxydation des Thiosulfates findet nach folgender Gleichung statt: 2KMnO4 + Na2S2O3 = K2SO4 + Na2SO4 + Mn2O3. Zur maſsanalytischen Bestimmung eignet sich diese Reaction nicht. Zur Kenntniſs der Induline. Bei der gewöhnlichen Bildungsweise der Induline aus Amidoazobenzol und Anilin tritt nach O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 74) unter allen Umständen Ammoniak auf. Auſserdem bilden sich neben dem typischen Indulin, C18H15N3, noch eine Reihe von Nebenproducten. Erhitzt man dagegen Phenylamidoazobenzol mit salzsaurem Anilin mit oder ohne Zusatz von Anilin, so entsteht keine Spur von Ammoniak oder Ammoniumsalzen. Da Phenylamidoazobenzol und Indulin isomer sind, so liegt der Gedanke einer Molekularumlagerung unter dem Einflusse des salzsauren Anilins nahe. Derselbe erweist sich jedoch als unhaltbar, wenn man dem Phenylamidoazobenzol dessen Sulfosäure (Tropäolin, OO) substituirt. Hier ist der Zusatz von salzsaurem Anilin nicht einmal nöthig. Das Anilinsalz dieser Säure, mit überschüssigem Anilin erhitzt, gibt glatt Indulin neben regenerirter Sulfanilsäure. Es hat also eine Sprengung der Azogruppe stattgefunden, unter Reduction derselben. Der dazu nöthige Wasserstoff ist dem vorhandenen Anilin entzogen worden und dieses letztere ist dabei mit dem in der Reduction des Azokörpers gebildeten Amidodiphenylamin (Phenylparaphenylendiamin) zu Indulin zusammen getreten. Wie die Saffraningruppe, so entstehen auch die Induline durch Entwasserstoffung eines Gemisches von Monamin und Paradiamin. Wie Phenylamidoazobenzol verhalten sich auch die höheren Homologen desselben. Das Einwirkungsproduct von Diazoparatoluol auf Diphenylamin bildet gelbe Blätter vom Schmelzpunkte 109 bis 110° und ist mit grüner Farbe in concentrirter Schwefelsäure löslich. Das entsprechende Derivat des 1., 2., 4. Metaxylidins bildet goldglänzende Schuppen vom Schmelzpunkte 142 bis 143°. In concentrirter Schwefelsäure löst sich dasselbe mit gelber Farbe. Ersetzt man in diesen Verbindungen das Diphenylamin durch andere secundäre aromatische Amine, so erhält man Amidoazoverbindungen, welche mit den Salzen primärer Basen glatt und ohne jede Schwierigkeit ganze Reihen neuer indulinartiger Farbstoffe erzeugen.