Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 340
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. W. P. Daniell's Einrichtung zum Schmieren von Leerscheiben. Textabbildung Bd. 252, S. 339 Zur Aufnahme des Schmiermaterials werden nach der von W. P. Daniell in Girardville, Penn., im Scientific American, 1884 Bd. 50 S. 98 angegebenen Einrichtung die Naben von Leerscheiben und anderen lose auf ihren Achsen laufenden Rollen oder Rädern ausgehöhlt und wird in das Einfüllloch ein kleines, bis nahe an die Achse reichendes Röhrchen gesteckt; letzteres verhindert so auf einfachste Weise den Ausfluſs des Oeles durch das Schmierloch und damit jeden Oelverlust. Die Entwässerung von Tiefebenen mittels Centrifugalpumpen. Im Norden Frankreichs liegt an der Nordsee eine bis in das belgische Gebiet hineinreichende 15370ha (Hektar) groſse Tiefebene – Waeteringues genannt –, welche etwas über dem niedrigsten Meeresstande liegt, bei hohem Meeresstande aber vollständig unter Wasser steht. Bis vor Kurzem geschah die Entwässerung durch die Ebene durchschneidende Kanäle, von welchen einer bis in das Meer führte. Das Grundwasser sickerte dabei aus dem Boden in jene Kanäle, oder wurde durch mittels Windräder getriebene Wasserschnecken gehoben und in die Kanäle geführt. Diese Einrichtungen konnten es jedoch nicht verhindern, daſs bei Hochwasser, besonders bei heftigen Seewinden, Besorgniſs erregende Ueberschwemmungen eintraten, da der Hauptkanal zu geringes Gefälle hat, um alles Wasser schnell genug abführen zu können. (Die monatliche Regenmenge während der 6 Wintermonate beträgt dort 77mm.) Erst in allerneuester Zeit ist es gelungen, jene groſsen Wassermassen zu bewältigen. Man baute nämlich auf Vorschlag des Ingenieurs L. Dumont in den Hauptkanal 2500m von der See (bezieh. vom Hafen von Dünkirchen) aus eine Schleuse und legte den Kanal zwischen dieser Schleuse und dem Meere höher. Neben dieser Schleuse wurden dann 2 Centrifugalpumpen angeordnet, welche durch eine zwischen ihnen liegende Zwillingsdampfmaschine getrieben werden. Die Verhältnisse der Pumpen sind folgende: Der Durchmesser des Rades beträgt 1m,80, die Breite desselben am Umfange 0m,35; das Rad macht in der Minute nur 90 Umdrehungen. Das Saugrohr hat einen Durchmesser von 1m, das Ausguſsrohr von 0m,80 und beide Rohre erweitern sich an ihren offenen Enden auf 1m,20. Die Pumpenwelle ist aus Stahl und hat einen Durchmesser von 160mm; zwischen den Pumpen sitzt ein Zahnrad, welches in das gezahnte Schwungrad der Zwillingsmaschine eingreift. Jede Pumpe wiegt 15000k. Vor dem Anlassen der Pumpen setzt man einen Dampfejector, welcher an dem höchsten Punkte derselben angebracht ist, in Gang. Derselbe saugt in 4 Minuten alle Luft aus den Pumpen, so daſs das Wasser in dieselben eintritt. Umgekehrt läſst man beim Abstellen der Pumpen Luft durch den Ejector in das Gehäuse eintreten, da sonst der entgegengesetzte Durchfluſs des Wassers durch die Pumpe in Folge der Heberwirkung stattfinden würde. Der Kolbenhub der Dampfmaschine ist 1m,20, der Durchmesser 720mm; sie macht in der Minute 38 Umdrehungen und liefert mit 1/20 Füllung bei 4,25k/qc Dampfpressung 107e oder zusammen 214e. Man kann die Füllung bis auf ⅕ steigern und erhöht dadurch die Leistung bis auf 447e. Bei 38 minutlichen Umdrehungen der Dampfmaschine und einer Füllung von 1/20 fördern die Pumpen 16701cbm,43 in der Stunde, d. s. 279cbm,85 in der Minute auf eine Höhe von 1m,30. Die Leistung konnte man jedoch bis auf 300cbm erhöhen. Mit dieser Leistung arbeiteten die Pumpen oft 15 Tage und 15 Nächte ununterbrochen. Das Heben von 10000cbm Wasser kostet nach einem im Winter 1880/81 gezogenen Durchschnitte 4,80 M. Vor der Anlage der Centrifugalpumpen war das Hektar des überschwemmten Gebietes 2 M. werth, jetzt werden dafür 2,80 M. gezahlt. F. Büxler's Verbindung von Pleuelstange und Kuppelstange im Kurbelgetriebe. Für den Betrieb zweier durch Kuppelstange verbundener Achsen durch eine Pleuelstange, z.B. bei Locomotiven, schlägt F. Büxler in Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 25971 vom 16. August 1883) vor, die Pleuelstange nicht direkt auf einen Kurbelzapfen wirken zu lassen, vielmehr dieselbe an geeigneter Stelle mittels eines Gelenkes an die Kuppelstange anzuschlieſsen. Da jeder Punkt der letzteren einen Kreis vom Radius gleich der Kurbellänge beschreibt, so würde diese Anordnung durchaus keine Aenderung in den Bewegungsverhältnissen der Locomotivmaschine bedingen. Durch diese Einrichtung würde es möglich werden, Kuppel- und Pleuelstange in einer Ebene wirken zu lassen und dadurch die bewegten Massen einer Locomotive näher zur Achse anordnen zu können. M. Kunz's Verfahren zum Poliren von Holzgegenständen. Um bei polirten Holzgegenständen das Ausschwitzen von Oel und dadurch bewirktes Blindwerden der Politur zu vermeiden, wird bei dem Verfahren von M. Kunz in Oberhausen bei Augsburg (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26424 vom 24. Juni 1883) beim Abschleifen mit Bimsstein nicht Leinöl, sondern eine Flüssigkeit als Zusatz verwendet, welche durch Auskochen von 6 Th. Rapsblüthen mit 3 Th. Erdöl und Zusetzen von 1 Th. Benzin erhalten wird. Nach dem Schleifen wird der Gegenstand mit einer warm hergestellten Auflösung von Knochenleim in Spiritus und Benzin eingerieben, wodurch ein harter Ueberzug entsteht, welcher die Poren verschlieſst und ein Austreten etwa darin enthaltener fettiger Bestandtheile unmöglich machen soll. Dieses Mittel hat vor der sonst verwendeten wässerigen Leimlösung den Vortheil, daſs sie die alkoholische Politur besser annimmt und die Farbe des Holzes nicht verändert. Beim Poliren selbst wird nicht Leinöl verwendet, sondern ein Oel, welches durch Kochen von 4 Th. Erdöl mit 5 Th. Saft von Schöllkraut, Mariendistel o. dgl. unter Beifügung von 1 Th. Provenceröl erhalten wird. Die Milchsäfte solcher Pflanzen sollen das Ausdünsten und Trocknen der Politur befördern. Fein's Contact-Glühlichtlampe und Bogenlampe. Textabbildung Bd. 252, S. 341 Ihren Dynamomaschinen für Quantitätsstrom mit Handbetrieb (für Schulen besonders) geben C. und E. Fein in Stuttgart u.a. eine kleine Contact-Glühlichtlampe von 40 Kerzen bei, welche so eingerichtet ist, daſs ein feines Kohlenstäbchen durch eine in den Deckel eines eisernen Rohres eingesetzte Platinhülse hindurchgesteckt wird und in das Wasser taucht, womit das Rohr angefüllt ist. Ein Schwimmer treibt das Kohlenstäbchen beständig nach oben und drückt es nahezu tangential gegen den Umfang eines Kupferscheibchens an, das in einem auf dem Rohre isolirt angebrachten Winkelstücke gelagert ist. Die Kohle ist durch die Platinhülse mit dem einen Pole, das Kupferstäbchen mit dem anderen Pole der Dynamomaschine leitend verbunden. Den für Spannungsströme eingerichteten Hand-Dynamomaschinen wird eine kleine Bogenlampe von etwa 400 Kerzen beigegeben, bei welcher die untere Kohle ebenfalls von einem Schwimmer in einer Röhre mit Wasser beständig nach oben gedrückt, im Emporsteigen aber durch einen sich an sie anlegenden Winkelhebel gehindert wird; letzterer steht mit einem zweiarmigen Hebel in Verbindung, der auf der einen Seite den oberen Kohlenhalter, auf der anderen den Eisenkern eines Solenoides mit Differentialbewickelung trägt, welches durch Abheben der oberen Kohle den Lichtbogen bildet und, wenn er zu groſs wird, die Kohlen einander wieder nähert. Diese Regulirung der Bogenlänge soll sehr empfindlich sein. Die Brush-Glühlicht-Einrichtungen. Nach dem Iron, 1884 Bd. 23 * S. 90 wendet die Anglo-American Brush Electric Light Corporation in London für ihre Glühlichtlampen zwei als Victoria D2 und Victoria M4 bezeichnete Dynamomachinen an, von denen die letztere sich auch Vorzüglich zur Ladung von secundären Batterien eignet. Die D2-Maschine besitzt einen Anker, dessen Ring aus dünnen gewalzten Schmiedeisenplatten gebildet ist; dadurch sind die localen Ströme im Ringe aufs geringste Maſs beschränkt und auſserdem befinden sich zwischen den Platten Luftkanäle, welche eine vollkommene Ventilation des Ankers während der Thätigkeit gestatten. Die Bewickelung bildet ein Ganzes, indem die beiden an einander stoſsenden Enden zweier benachbarter Spulen an dasselbe Segment des Commutators geführt sind. Die 4 Elektromagnete wechseln in ihrer Polarität in der Richtung, in welcher der Anker umläuft. Obgleich 4 Elektromagnete vorhanden, so sind doch nur zwei Paar Bürsten oder Stromsammler angebracht, was dadurch möglich gemacht ist, daſs die einander in einem Durchmesser gegenüber liegenden Spulen des Ringes, welche gleichzeitig in ein magnetisches Feld von derselben Polarität eintreten, parallel geschaltet sind, so daſs die sie durchlaufenden Ströme nicht an zwei verschiedenen Segmenten des Commutators, sondern an ein und demselben Segmente in gleicher Richtung von den Bürsten aufgenommen werden. Die Maschine M4 ist ähnlich gebaut; nur hat sie die doppelte Anzahl von Polen und nur ein einziges Paar Bürsten; sie reicht für 750 Lampen von 20., oder für 1500 von 10 Kerzen aus. Meist sind diese Maschinen bei der Verwendung für Glühlicht mit Compoundwickelung (vgl. 1884 251 * 24) versehen; für Batterieladung haben sie die Elektromagnete im Nebenschlüsse. Ein Handregulator oder ein selbstthätiger Regulator ermöglicht dann, wenn die Compoundwickelung nicht angewendet wird, die Ausschaltung einzelner Lampen, welche von 5 bis 25 Kerzenstärke haben. In den Lampen sind die Platindrähte, welche den Strom den Kohlenfäden zuführen da, wo sie aus den Glasglocken heraustreten, zu einer Schleife gebogen, was das Abbrechen an dieser Stelle verhütet. Die Lampenträger sind mit einer selbstthätigen Ausschaltung ausgerüstet, welche durch Federwirkung verhindert, daſs die Contactstücke in einer halben oder Zwischen-Stellung gelassen werden können. Ferner sind besondere Umschalter beigegeben, welche durch Aenderung des Widerstandes den Glanz des Lichtes vermindern. Die Schmelzdrähte, welche von Johnson und Matthey aus einer neuen Metalllegirung durch eine besondere mechanische Behandlung hergestellt werden, besitzen den Vorzug, daſs sie glatt abbrechen und nicht erst sich durchbiegen, wenn die Temperatur ihren Schmelzpunkt erreicht. Diese Schmelztemperatur ist übrigens sehr niedrig, weit unter dem Siedepunkte des Wassers. Die Drähte schmelzen also viel früher, als in den Kabeln eine merkliche Temperaturerhöhung eintritt. Ueber die specifische Wärme des Wassers. Nach Versuchen von A. W. Velten (Annalen der Physik, 1884 Bd. 21 S. 32) ergeben sich folgende Werthe für die mittleren specifischen Wärmen des Wassers, ausgedrückt in Gramm Quecksilber: Zwischen Mittlere spec. Wärme    0 und   7,31 0,015869   7,31 10,87 0,015365 10,87 12,34     15461 12,34 14,59     15461 12,34 18,36     15556 14,59 18,36     15613 18,36 27,67     15461 23,04 27,67     15487 27,67 40,58     15291 40,58 42,14     15243 42,14 56,13     15349 56,13 70,95     15503 70,95 99,68     15506 Ueber den Urushi-Firniſs. Urushi, ein aus der Rinde von Rhus vernicifera quellendes Harz von 1,002 sp. G. bei 20°, besteht nach H. Yoshida (Journal of the Chemical Society, 1883 S. 472) aus 85,15 Proc. in Alkohol löslichen Bestandtheilen, 3,15 Proc. arabischem Gummi, 2,28 unlöslicher, diastatischer Masse, 9,42 Proc. Wasser 11. dgl. Aus der alkoholischen Lösung erhält man beim Verdunsten eine Säure C14H18O2, deren Bleisalz Pb(C14H17O2) ist. Ein Gemisch von Chromsäure und Schwefelsäure führt die Säure in ein braunes Pulver C14H18O3 über, welches auch beim Eintrocknen des Harzes an der Luft entsteht. Zur Kenntniſs der Kobaltverbindungen. Nach Versuchen von A. Potilitzin (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 276) bestehen keine zwei isomeren Modificationen des Kobaltchlorüres CoCl2.2H2O, von welchen das eine dunkelviolett und das andere rosenroth sein soll. Auſser dem 6fach gewässerten Hydrate, CoCl2.6H2O, gibt es noch zwei bestimmte krystallinische Hydrate. Das eine, CoCl2.2H2O, ist rosenroth, mit einem Stiche ins Violette und bildet sich aus dem 6fach gewässerten bei 45 bis 50°, oder bei gewöhnlicher Temperatur über Schwefelsäure; das andere CoCl2.H2O, ist dunkelviolett und entsteht aus dem 2fach gewässerten Hydrate beim Erwärmen desselben bei etwa 100°, oder aus dem 6fach gewässerten Hydrate beim Verdampfen einer alkoholischen Lösung desselben bei 95°; im letzteren Falle ist das entstehende, einfach gewässerte Hydrat krystallinisch. Die beim Erwärmen des Hydrates, CoCl2.2H2O, eintretende Aenderung der Farbe aus einer rosenrothen, mit violettem Stiche in eine dunkelviolette ist also durch eine Wasserausscheidung und die Bildung des einfach gewässerten Hydrates bedingt. Verfahren zur Darstellung von Chloral. Nach A. G. Page in Gloucester (D. R. P. Kl. 12 Nr. 26955 vom 7. September 1883) erhält man eine erheblich gröſsere Ausbeute, wenn man bei der Herstellung von Chloral den Alkohol mit 5 Proc. Eisenchlorid oder Chlorthallium versetzt und erst dann das Chlor einleitet. Die dadurch gewonnene Flüssigkeit, wesentlich ein Gemisch von Chloral, Chloralhydrat und gechlorten Aethanen, welche durch fractionirte Destillation getrennt werden können, wird alsdann vom Eisenchlorid bezieh. Thalliumchlorid abdestillirt. Die gechlorten Aethane, welche sämmtlich bei über 100° Temperatur sieden, werden durch fractionirte Destillation gereinigt, das Gemisch von Chloral und Chloralhydrat wird über kohlensaurem Kalk rectificirt, mit der nöthigen Menge Wasser versetzt und das so erhaltene Chloralhydrat in den gechlorten Aethanen umkrystallisirt. Verfahren zur Herstellung von Ammoniak-Superphosphat. Zur Darstellung eines an Ammoniak und Phosphorsäure reichen Düngemittels versetzt L. Mond in Northwich (D. R. P. Kl. 16 Nr. 27076 vom 7. November 1883) Knochenmehl, gemahlene Phosphorite oder andere schwer lösliche Kalkphosphate mit saurem schwefelsaurem Ammoniak in solchen Mengen, daſs die freie Säure des sauren schwefelsauren Ammoniaks zur Ueberführung der Kalkphosphate in löslichen phosphorsauren Kalk ausreicht. Es ist genügend, die fein gepulverten Materialien innig mit einander zu mischen; doch ist es vorzuziehen, dieselben mit wenig Wasser vermengt zu vermählen und das erhaltene Product geeignet zu zerkleinern. Neue volumetrische Methode zur Bestimmung der Salpetrigsäure. Green und Rideal zeigen in der Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 173, daſs die Bildung von Diazobenzol aus Anilin durch Salpetrigsäure ganz quantitativ verläuft. Die Verfasser gründen darauf eine Methode zur Bestimmung der Salpetrigsäure, welche jedoch besonders wegen ihrer langen Dauer (1 Tag) keine besonderen Vorzüge vor den schon bekannten Methoden zu haben scheint. Verfahren zur Darstellung rother bez. violetter Farbstoffe. Nach Angaben der Direction des Vereins chemischer Fabriken in Mannheim (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26012 vom 27. Februar 1883) erhält man, wenn α-Naphtol in ganz kalt gehaltene, schwach rauchende Schwefelsäure eingetragen wird, neben der von Schäffer beschriebenen eine neue α-Naphtolsulfosäure. Eine andere Säure erhält man, wenn die Diazoverbindung der durch Sulfuriren von Naphtylamin erhaltenen Piria'schen Naphtionsäure durch Kochen mit angesäuertem Wasser zersetzt wird. Der Schäffer'schen Naphtolsulfosäure entspricht eine von der Piria'schen verschiedene Naphtylaminsulfosäure. Zur Trennung dieser Säuren werden dieselben nach bekannten Verfahren in Natriumsalze verwandelt und durch Auskochen mit Alkohol in einen unlöslichen Antheil (Salz der Schäffer'schen Säure) und einen löslichen Antheil (Salz der der Piria'schen Naphtionsäure entsprechenden Säure) geschieden. Während durch Einwirkung von Diazoverbindungen auf die Schäffer'sche baute orangerothe und braune Farbstoffe sich bilden, entstehen aus den Monosulfosäuren, welche aus α-Naphtol in der Kälte, sowie aus der Piria'schen Naphtionsäure zu erhalten sind, ponceau bis kirschrothe Farbstoffe. Es bilden sich durch Combination derselben mit den nachgenannten Diazoverbindungen und zwar mit Diazoxylol ein ponceaurother Farbstoff, mit Diazoäthylxylol ein Farbstoff von mehr bläulichem Stiche, mit Diazoazobenzol und dessen Sulfosäuren, sowie mit β-Diazonaphtalin noch mehr bläuliche Farbstoffe, mit α-Diazonaphtalin ein tiefes Kirschroth und mit Diazodiphenyl (aus Benzidin erhalten) ein Violett. Diese Farbstoffe unterscheiden sich von allen ähnlichen bis jetzt dargestellten durch ihre geringere Löslichkeit und gröſsere Affinität zur Gewebsfaser, dem entsprechend auch durch gröſsere Wasch- und Walkechtheit. Bei der Einwirkung von Chlorkohlenoxyd (Phosgen) auf Dimethylanilin, Diäthylanilin unter Bildung der entsprechenden Säurechloride und Ketonbasen treten auch färbende Nebenproducte auf. Die Farbstoffbildung gestaltet sich aber nach Beobachtungen der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26016 vom 21. August 1883) zur Hauptreaction, wenn die Einwirkung des Chlorkohlenoxydes auf die genannten tertiären Basen durch die Gegenwart eines energisch wirkenden Condensationsmittels, wie Aluminiumchlorid, unterstützt wird. Aus Dimethyl- und Diäthylanilin lassen sich auf diesem Wege violette Farbstoffe der Triphenylmethanreihe in einfachster Weise darstellen und ähnliche Farbstoffe werden durch Ausdehnung dieser Reaction auf eine groſse Reihe von tertiären aromatischen Monaminen erhalten. Es werden z.B. in 40k Dimethylanilin 10k Aluminiumchlorid eingetragen und darauf allmählich unter stetem Umrühren und bei einer 30° nicht erheblich übersteigenden Temperatur 6k Chlorkohlenoxyd zugesetzt; letzteres kann man sowohl in gasförmigem, als verflüssigtem Zustande anwenden, oder man bedient sich seiner Auflösung in Benzol oder ähnlichen indifferenten Lösungsmitteln. Die Farbstoffbildung beginnt sofort und beendigt sich bei einer Temperatur von 20 bis 30° nach Ablauf von 5 bis 6 Stunden. Die Aufarbeitung des erhaltenen Productes läſst sich in verschiedener Weise bewerkstelligen. Man behandelt z.B. dasselbe zunächst im Wasserdampfstrome bis zur Entfernung der flüchtigen Producte und fällt den Farbstoff aus der erhaltenen Lösung durch Kochsalz. Bei geeigneter Verdünnung scheidet sich das Methylviolett in Krystallen ab und läſst sich durch Umkrystallisiren aus Wasser oder durch Ueberführen in sein schön krystallisirendes Sulfat oder Oxalat vollends reinigen. In ganz entsprechender Weise verfährt man bei der Darstellung der entsprechenden violetten Farbstoffe aus Methyläthylanilin und Diäthylanilin. Ueber die Abkömmlinge des Nitroorthotoluidins. Nach E. Nölting (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 268) entsteht beim Nitriren von Orthotoluidin in 10 Th. Schwefelsäure ein bei 107° schmelzendes Nitroorthotoluidin, C6H3.NH2.CH3.NO2, welches durch Reduction mit Zinn und Salzsäure Metatoluylendiamin liefert. Die Metamidophenole bilden eine Zwischenstufe zwischen den Metadiaminen und den Metadioxyverbindungen. Metaamidokresol und auch das von Bantlin aus Metanitrophenol durch Reduction mit Zinn und Salzsäure erhaltene Metamidophenol verhalten sich in ihren Reactionen dem Metatoluylendiamin bezieh. Phenylendiamin völlig analog. Mit Salpetrigsäure entstehen braune, in die Klasse der Bismarckbraune gehörende Farbstoffe, mit Diazoverbindungen Chrysoidine, welche sich, da noch eine freie Amidogruppe vorhanden ist, nochmals diazotiren und mit Aminen, Phenolen, Phenolsulfosäuren, Oxysäuren weiter combiniren lassen. Mit Paraphenylendiamin und Homologen, mono- und disubstituirten Diaminen der gleichzeitigen Oxydation unterworfen, gibt das Metaamidokresol eine neue Reihe von Neutralfarben; ähnliche Verbindungen erhält man direkt durch Erhitzen mit Nitrosodimethylanilin.