Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 435
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Wilh. Lorenz's Patronenhülsen für schwere Geschütze. Statt der bisherigen Kartuschbeutel fertigt W. Lorenz in Karlsruhe (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 26123 vom 8. April 1883) für schwere Geschütze, z.B. für 8cm,4 Feldgeschütze, Patronenhülsen aus Metall, die entweder aus einem Stücke gezogen sind, wie dies auch anderwärts bereits geschehen ist, oder welche aus zwei Theilen, dem Hülsenmantel a und dem Bodenstulpen b (Fig. 11 bis 14 Taf. 31), bestehen. Die Art der Zusammenfügung dieser beiden Theile, welche durch Anpressen oder durch Annieten. erfolgt, ist aus den Zeichnungen ersichtlich. Beim Abfeuern pressen die Pulvergase die Verbindungsstellen noch mehr zusammen, indem sie die Hülse ausdehnen und den Boden an den Verschluſstheil des Geschützes andrücken, wodurch auch ein gasdichter Abschluſs erzielt wird. Die vorspringenden Bodenränder e dienen zum Ansätze eines Mechanismus behufs Herausziehen der abgeschossenen Hülsen. Mit patentirt wurde die Herstellung der Hülsen aus einer beim Abfeuern schmelzenden Legirung. Deren Zweck ist nicht angegeben; vortheilhaft für das Geschütz, die Treffsicherheit und Wirkung dürfte sie kaum sein. Benutzung inländischer und acclimatisirter Hölzer für Industriezwecke. Es ist eine mehrfach festgestellte und beklagte Thatsache, daſs der gröſste Theil unserer Holzarbeiter auſser den landläufigen Hölzern (wie Fichte, Buche, ferner Nuſs, Eiche, Esche, Erle, Rothbuche u. dgl.) nur sehr selten andere einheimische Holzarten verwenden, dagegen mit besonderer Vorliebe zu auſsereuropäischen Hölzern greifen, welche, eine Zeitlang beachtet, dann ebenso schnell der Vergessenheit anheimfallen. Es ist nicht zu leugnen, daſs diese Vorliebe zum groſsen Theile auf den werthvollen Eigenschaften, namentlich aber auf dem oft prächtigen Farbenspiele der in heiſsen Klimaten erwachsenen Hölzer sich gründet, wodurch beim Publikum entschieden eine gröſsere Kauflust hervorgerufen wird; andererseits muſs aber erwähnt werden, daſs die Nichtbeachtung der heimischen Holzgattungen auch darin zu suchen ist, daſs viele Holz-Industrielle über die Eigenschaften und die Verwendbarkeit der Mehrzahl unserer Holzgewächse gar nicht unterrichtet sind. Zum Theile mag noch die Schuld am Holzhandel liegen, welcher auſser den genannten landläufigen Holzarten die anderen, weniger dem Massenverbrauche unterliegenden Gattungen in viel zu geringem Maise berücksichtigt. Die Forstwirthe werden von der Nachfrage beeinfluſst, daher denselben kein Vorwurf gemacht werden kann, obwohl sie für die industrielle Verwerthung minder begehrter Hölzer wenigstens vielfach Anregung bieten könnten. In dieser Richtung fördert das Technologische Gewerbemuseum, Section für Holzindustrie in Wien die Interessen der betreffenden Kreise in hervorragendem Maſse, wie u.a. die auf dessen Anregung ausgeführten Versuche über die Verwendung des Kastanienholzes als Schnitzstoff (vgl. dessen Mittheilungen, 1883 S. 90) lehren. Als weiteren Beweis, daſs es möglich ist, einheimische Holzarten in der geschilderten Weise zu verwerthen, führt A. W. Kubelka a. a. O. 1884 S. 42 an. Es handelte sich hierbei um die weitere Einführung des sogen. Kleebaumholzes (Goldregen, Cytisus Laburnum L.), welches von Vielen gar nicht gekannt, von den „Wissenden“ aber in Wien – nur zu Stöcken und Pfeifenröhren – in geringen Mengen verarbeitet wird. Alle, denen Arbeiten aus diesem Holze vorgewiesen wurden, bezeichneten es als höchst wünschenswerth, daſs gröſsere Mengen dieses Rohstoffes auf den Markt kämen; Viele verlangten sofort Proben. Die Eigenschaften des Kleebaumholzes, besonders dessen schöne Farbe, Textur und Politurfähigkeit, machen es besonders für den Drechsler werthvoll; die daraus erzeugten Galanteriewaaren erscheinen sehr gefällig und dürften entschieden auch in weiteren Kreisen Beifall finden. Bei dieser Gelegenheit sei noch auf ein gemeinverständlich geschriebenes, recht empfehlenswerthes Buch verwiesen: Die Technologie der Drechslerkunst. Die Lehre von den Rohstoffen und deren Verarbeitung. Herausgegeben von der Handels- und Gewerbekammer für das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns. Bearbeitet in deren Auftrage von Prof. Eduard Hanausek. 312 S. in gr. 8. (Wien 1884. Karl Gerold's Sohn.) Lang's Drahtseile. Nach Engineering, 1883 Bd. 36 S. 537 sollen Drahtseile, welche nach Lang's Vorschlage von G. Cradock und Comp. in Wakefield für Dampfpflüge und Bergwerksförderungen angefertigt werden, eine beträchtlich längere Dauer gezeigt haben als solche, welche in üblicher Weise hergestellt sind. Nach Lang werden die Litzen in gleichem Sinne, wie das Seil zugeschlagen, während man sonst dem Seile die entgegengesetzte Drehung der Litzen gibt. Durch diese Aenderung soll erreicht werden, daſs die der Abnutzung ausgesetzte Oberfläche der Drähte gröſser und so die Abnutzung selbst weniger schädlich wird. Georg Miles' Querschneider für Papiermaschinen. Textabbildung Bd. 252, S. 435 Ein ganz neuer, eigentümlicher Papierschneider ist von Georg Miles in Wellesley Hills, Mass. (Nordamerikanisches Patent Nr. 289923, vgl. Papierzeitung, 1884 S. 280) angegeben worden. Wie aus der nebenstehenden Abbildung hervorgeht, ähnelt dieser Papierschneider völlig einem Corliſs-Einlaſsventile. Das Papier S wird unter dem Fuſse E des Gehäuses A durch sine zugleich als Gegenhalter dienende Platte B hingeführt und im gegebenen Augenblicke durch einen aus der durch entsprechendes Verdrehen des Drehschiebers D freigegebenen schmalen Spalte b hervorquellenden Luftstrom an der scharfen Kante der Platte B plötzlich abgebrochen. Die erforderliche Preisluft von ziemlich hoher Spannung wird durch a herzugeleitet. Dieselbe Einrichtung wird auch als Abschneideapparat für Rotationsdruckmaschinen empfohlen. Beeman's Hohlschlüssel. Um bei Rohr- oder Hohlschlüsseln das häufig vorkommende Versagen in Folge Verstopfung der Bohrung durch Schmutz des Schlüssels o. dgl. zu umgehen, schlägt Beeman im Engineer, 1884 Bd. 57 * S. 235 vor, die Höhlung bis in den Griff hinein ganz durchzuführen. Schmutztheilchen würden sich dann beim Gebrauche ganz von selbst hindurch schieben, und sollte sich je ein Pfropfen in der Bohrung festsetzen, so könnte er einfach hindurch gestoſsen werden, während bei unseren einseitig geschlossenen Schlüsseln die Entfernung des Schmutzes immer mühsam genug ist. Leider wird nicht angegeben, wie diese Schlüssel bei Massenfabrikation herzustellen sind; das Durchbohren würde bei einigermaſsen langen Schlüsseln doch recht kostspielig werden. Die Ausmündung der Rauch- und Ventilationsrohre und deren Abdeckung. In der Deutschen Bauzeitung, 1883 S. 174 ff. veröffentlicht Brüning (vgl. Saugkappe 1883 250 * 362) bemerkenswerthe Ergebnisse angestellter Versuche über das Verhalten verschiedener Schornsteinköpfe oder Luftsauger. Zunächst fand Brüning bei den Untersuchungen über den Stoſs, daſs ein senkrecht auf eine Fläche treffender Strom auf der Rückseite derselben einen Strom in umgekehrter Richtung erzeugt und daſs im Allgemeinen die von dem Strome unmittelbar getroffene Fläche eines Körpers geringer ist als die indirekt, getroffene. Ferner untersuchte Verfasser die Einwirkung eines Luftstromes auf offene vertikale Röhren und fand, daſs horizontale und Unter-Winde in letzteren stets einen Zug hervorrufen, sobald der Luftstrom die Ausmündung trifft; ist letzteres nicht der Fall, so wird der Zug nur in geringem Maſse befördert. Bei Röhren, deren Ausmündungen nicht so hoch sind, daſs sie in dem direkten Strome des herrschenden Windes liegen, sondern etwa in der Verlängerung der vorderen Dachfläche oder etwas tiefer, können Zugstörungen eintreten; dagegen sind gegen solche diejenigen Röhren gesichert, welche an der First ausmünden und solche, welche, wenn sie in der Dachfläche liegen, verhältniſsmäſsig hoch sind. Abwärts gerichtete Winde erzeugen viel häufiger eine Benachtheiligung des Zuges eines Schornsteines oder Saugschlotes als horizontale oder aufwärts gerichtete Luftströme und zwar bei steilen Dächern in gröſserem Maſse als bei flachen; am ungünstigsten wirken solche Winde, wenn deren Richtung zur Dachfläche senkrecht steht, weil dann eine Verdichtung der Luft eintritt und die gepreiste Luft einen Ausweg durch das Rohr nach einem weniger verdichteten Räume sucht. Brüning fand ferner, daſs die von einem horizontalen Windstrome auf ein offenes Rohr ausgeübte Saugwirkung gröſser ist als die Wirkung der Mehrzahl der Sauger, welche als Schlotbekrönung zur Erhöhung des Zuges Verwendung finden. Aus einer groſsen Zahl von Versuchen, welche mit 25 derartigen Schornsteinköpfen oder Luftsaugern an verschiedenen Dachformen ausgeführt wurden, folgert Brüning: 1) Ein offenes Rohr ist nur da anwendbar, wo dasselbe an oder durch die First und etwas über dieselbe hinaus geführt wird, für andere Lagen nur dann, wenn stark geneigte Abwinde nicht zu erwarten sind. 2) Wenn Windströmungen mit starken Neigungen zu erwarten sind, empfiehlt es sich, passende Rohraufsätze anzuwenden, ebenso wenn eine Vermehrung des Zuges beabsichtigt wird. 3) Die Saugkappen wirken am besten und gleichmäſsigsten, wenn sie hoch angebracht werden, so daſs der Einfluſs der Dachneigungen nicht mehr merkbar wird; sollen sie auf der dem Winde abgewendeten Seite angeordnet werden, so erhalten sie am vortheilhaftesten eine derartige Höhe, daſs sie in der Verlängerung der vorderen Dachfläche oder nur wenig tiefer liegen. – Bei diesen Schluſsfolgerungen ist jedoch angenommen, daſs die betreffenden Gebäude nicht in der Nähe höherer Gegenstände sich befinden, da jede Fläche, welche sich dem Winde entgegenstellt, eine Ablenkung desselben bewirkt; am nachtheiligsten wirken senkrechte oder überhängende Wände. Brüning folgert in dieser Richtung aus seinen Versuchen folgendes: 1) Je näher ein Rohr an einer senkrechten Wand steht, um so ungünstiger ist der Zug. 2) Je höher eine Wand ist, um so weiter muſs das Rohr abstehen. 3) Bei geringer Entfernung von der Wand muſs das Rohr im Verhältnisse höher geführt werden als bei gröſseren. 4) Die seitliche Ausdehnung der Wand ist weniger schädlich als diejenige nach oben. 5) Die Ausmündung des Rohres liege nicht tiefer zur Wandoberkante als die Hälfte der Entfernung von der Wand; bei gröſseren Weiten kann das Maſs auf ¾ vergröſsert werden. 6) Befinden sich an den Seiten gleich hohe Wände, so soll das Rohr besser oberhalb als unterhalb der Wandkanten ausmünden. 7) Liegen die Seitenwände weit aus einander, so ist die ungünstige Einwirkung geringer, als wenn sie nahe zusammen sind. Diese Folgerungen gelten für horizontale Windrichtung und senkrechte, normal zu letzterer stehende Wände. Bei Unter-Winden ändern sich diese Vorschriften nicht; für Ober-Winde können sie auch als gültig angenommen werden, wenn die Ausmündung des Rohres in solche Höhe gelegt ist, daſs ihre Entfernung an der durch die Wandoberkante zur Windrichtung parallel gezogenen Linie nicht gröſser als die halbe Entfernung des Rohres von der Wand ist. Für die Anordnung mehrerer Rohre, welche neben einander durch die Dachfläche geführt werden müssen, empfiehlt Brüning, die Rohre zu vereinigen und das Sammelrohr mit einer Saugkappe zu bekrönen, wenn man für alle Fälle eine nahezu gleiche Wirkung der Windströmung auf die Zugerhöhung aller Rohre erzielen will; der Unterschied, welcher sich aus der verschiedenen Länge der Rohre ergibt, kann an der Mündung regulirt werden. Verfahren zur Erhöhung des Wärmeleitungsvermögens von Regeneratorfüllungen u. dgl. Um dem Steinmateriale der Wärmespeicher (Regeneratoren) ein erhöhtes Wärmeleitungsvermögen zu ertheilen und dasselbe zu befähigen, eine gröſsere Wärmemenge aufzunehmen, schlägt R. M. Baden in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 24 Nr. 26504 vom 7. August 1883) vor, in das Mauerwerk derselben Eisenkörper einzubetten. Da Eisen etwa 10 mal besser die Wärme leitet als feuerfester Stein und auch seine Wärmecapacität eine gröſsere ist, so kann hierdurch der erstrebte Zweck wohl erreicht werden. Das Eisen soll nun entweder in regelmäſsigen Stücken mit den Steinen in Verband gelegt bezieh., wenn wegen zu hoher Temperatur eine rasche Oxydation der freiliegenden Eisenflächen zu befürchten ist, ganz in das Steinmaterial eingebettet, oder aber in kleineren unregelmäſsigen Stücken, welche durch Granulation oder sonstige mechanische Zerkleinerungsverfahren gewonnen werden, schon bei der Anfertigung feuerfester Ziegel u. dgl. der Masse beigemengt werden. Whitley's Verfahren zur Herstellung von Fluſseisenblechen. Nach einer Mittheilung in Stahl und Eisen, 1884 S. 296 sind von J. Whitley in Leeds umfangreiche Anlagen geschaffen worden, um nach einem neuen Verfahren mit Hilfe der Centrifugalkraft Fluſseisenbleche für Schiffsbauzwecke, Kessel u. dgl. herzustellen. Ein hohler Metallcylinder, welcher mit feuerfestem Material ausgekleidet ist, dreht sich mit groſser Geschwindigkeit um eine wagrechte Achse. Eine mit Löchern versehene Rinne geht der ganzen Länge nach durch diese Trommel; durch dieselbe wird weiches Fluſseisen eingegossen und vertheilt sich durch die Löcher ausflieſsend gleichmäſsig über die ganze Länge der Trommel. Indem dasselbe nun durch die Centrifugalkraft an die Wandungen des umlaufenden Gefäſses gepreſst wird, bildet das Eisen nach dem Erstarren einen Cylinder, der noch warm aus der Form genommen, mittels einer Säge der Länge nach aufgeschnitten und zu Blech ausgewalzt wird. Wie Whitley mittheilt, stellt derselbe z.B. Schiffsblech dar, indem er in einer solchen umlaufenden Trommel von ungefähr 1m,5 Durchmesser und 1m,5 Länge einen Cylinder von 25mm Wandstärke gieſst und denselben nach dem Aufschneiden zu einer Blechtafel von 9m,15 Länge, 1m,5 Breite und 13mm Dicke auswalzt. Mit einer 2m,75 langen Form soll kürzlich sogar ein Cylinder von 1500k glücklich fertig gestellt worden sein. Es ist anzunehmen, daſs nach diesem Verfahren Bleche guter Beschaffenheit hergestellt werden können, da die ungleichmäſsige Erwärmung dicker Guſsblöcke umgangen ist und die Vortheile des Centrifugalgusses zur Erzeugung dichten Metalles beitragen können. Ohne Zweifel bezieht sich dieses Verfahren auf * D. R. P. Kl. 31 Nr. 13163 vom 2. März 1880 (vgl. 1882 244 * 273). Z. H. R. Meyer's Herstellung unterirdischer elektrischer Leitungen. Textabbildung Bd. 252, S. 438 Um unterirdisch geführte elektrische Leitungen besonders gut zu isoliren, will H. R. Meyer in Liverpool (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 25126 vom 3. August 1882) die Drähte in isolirende Führungen H einbetten, welche aus Glas, Porzellan, Terracotta, Papiermasse, Cement oder Thon bestehen und durch Asphalt, Pech, Harz, Stearin oder sonstige wasserdichte und schlecht leitende Mittel unter einander gedichtet sind. Die Führungen liegen in einzelnen Kastenabtheilungen, welche in mehreren Schichten über einander angeordnet sein können. Die einzelnen Kastenabtheilungen sind an ihren Stoſsstellen mit schwalbenschwanzförmigen Ausschnitten versehen, so daſs mittels hier eingeführter Verbindungsstücke C eine leicht herstellbare und lösbare Verbindung erzielt wird. Die in die Führungen gelegten Leitungen werden mit schlecht leitenden Stoffen überdeckt. Werden die einzelnen Kästen über einander aufgebaut, so müssen die Stoſsstellen abwechselnd gedeckt werden. Die unterste Kastenlage wird auf einem Brett- oder Steinfundamente gelagert und befestigt. Wo eine Leitung nach der Erdoberfläche zur Gebrauchsstelle abzuzweigen ist, wird der die Elektricität nach oben ableitende Draht aus den Kästen durch ein Rohr geführt, welches entweder seitlich durch die Kastenwand, oder den die Kästen oben abschlieſsenden Deckel geht. Diese Rohrstutzen sind mit einer isolirenden Hülse gegen den Deckel abgedichtet. Der Draht wird oberhalb des Deckels abgeschnitten und mit dem weiterführenden isolirten Drahte verlöthet, welcher durch ein mit Asphalt o. dgl. ausgegossenes Bleirohr geführt wird; dieses sitzt auf einer die Löthstelle umgebenden und diese deckenden Schutzkappe aus Blech. Das Rohrstück selbst wird durch eine Mutter über dem Deckel festgehalten. In vielen Fällen, z.B. bei Anlage einer elektrischen Straſsenbeleuchtung, wird man nur die unterste Kastenlage bis an den Endpunkt der Leitung durchgehen lassen, während die oberen Kastenlagen da aufhören können, wo die in ihr isolirten Drähte sämmtlich nach oben an ihren Bestimmungsort geführt sind. Ueber die Elektricität der Flamme. Entgegen den Ausführungen von J. Kollert (Annalen der Physik, 1884 Bd. 21 * S. 244) zeigt J. Elster (daselbst Bd. 22 S. 123), daſs die sogen. Flammen-Elektricität nur ein ganz specieller Fall einer allgemeineren Naturerscheinung ist. Unabhängig von der Flamme werden Gase in Berührung mit glühenden Körpern positiv elektrisch. Daher muſs sich die die Flamme umhüllende Luftschicht gegen das Innere ebenfalls positiv verhalten. Die Flamme ist lediglich ein Strom heiſser Gase, welcher die in ihn eingeführten glühenden Körper oder die in ihm enthaltenen, suspendirten glühenden Theilchen negativ elektrisirt. Sind die die Flamme ableitenden Elektroden nicht glühende Metalle, so wird die Erscheinung dadurch bedeutend verwickelter, daſs der heiſse Luftstrom alsdann die Elektricität der sich auf den Metallen stets bildenden, im eigentlichen Sinne elektrolytisch erregenden Oberflächenschichten fortführt, so daſs am Elektrometer nur die Summe oder Differenz der Wirkung gemessen werden kann. Die Elektricitätserregung der Gase an glühenden Körpern ist als eine Wirkung der Berührung bezieh. der Reibung aufzufassen. Ueber die Verdichtung der Kohlensäure an blanken Glasflächen. R Bunsen (Annalen der Physik, 1883 Bd. 20 S. 545) fand, daſs die Verdichtung der Kohlensäure an einer groſsen, mittels Glasfäden hergestellten Oberfläche nach Verlauf von 3 Jahren noch nicht vollendet sei; im ersten Jahre verschwanden 43cc, im zweiten 15cc, im dritten 12cc. Weiter findet Verfasser, daſs mit steigender Temperatur eine Beschleunigung, mit abnehmender eine Verzögerung der Gasverdichtung erfolgt und daſs bei allmählichen Druck- und Temperaturänderungen eine bemerkbare Loslösung der an der Glasoberfläche verdichteten Kohlensäure nicht stattfindet. H. Kayser erklärt daselbst, 1884 Bd. 21 * S. 495 diese auffallenden Resultate damit, daſs an dem von Bunsen verwendeten Apparate Schliffstücke mit Fettdichtung vorhanden waren, daſs aber durch diese die Gase langsam diffundiren. Kohlensäure diffundirt durch die Fettschicht rascher als Luft. Zur Kenntniſs der Alkaloide. Zur Herstellung von Pikrotoxin wurden nach E. Schmidt (Liebig's Annalen, 1884 Bd. 222 S. 313) die grob gepulverten und durch warmes Auspressen von der Hauptmenge des vorhandenen Fettes befreiten Kokkelskörner wiederholt mit Wasser ausgekocht, die colirten heiſsen Auszüge mit einer zur Ausfällung genügenden Menge Bleiacetatlösung versetzt, das Filtrat durch Schwefelwasserstoff entbleit und die abermals filtrirte Flüssigkeit auf ein kleines Volumen eingeengt. Die nach mehrtägigem Stehen ausgeschiedenen Krystallmassen wurden alsdann durch Absaugen und Waschen mit kaltem Wasser möglichst von der Mutterlauge befreit und hierauf durch Umkrystallisiren, zunächst aus kochendem Wasser und schlieſslich aus siedendem starkem Alkohol unter Anwendung von etwas Thierkohle gereinigt. Das dem Rohpikrotoxin beigemengte Cocculin bleibt bei dem Umkrystallisiren aus starkem Alkohol ungelöst, bezüglich scheidet sich sofort aus der heiſsen alkoholischen Lösung aus. Das Pikrotoxin bildet farblose, bei 199 bis 200° schmelzende Nadeln von stark bitterem Geschmacke und stark giftiger Wirkung. In kaltem Wasser ist das Pikrotoxin ziemlich schwer löslich: bei 15° wie 1 : 400, bei 20° wie 1 : 350. Kochendes Wasser, ebenso Alkohol lösen reichliche Mengen Pikrotoxin auf; dagegen ist es in Aether und in Chloroform verhältniſsmäſsig nur wenig löslich. Die wässerige Lösung ätzender Alkalien und auch Ammoniak lösen beträchtliche Mengen dieses Bitterstoffes auf. In seinem Verhalten gegen Reagentien, ja sogar gegen einzelne anscheinend indifferente Lösungsmittel, wie gegen Benzol und Chloroform, zeigt das Pikrotoxin die eigenthümliche, von der Mehrzahl der früheren Beobachter übersehene Eigenschaft, leicht in Pikrotin und Pikrotoxinin zu zerfallen: C30H34O13 = C15H16O6 + C15H18O7. Das Pikrotoxinin und das Pikrotin sind nicht als Gemengtheile, sondern als Spaltungsproducte des Pikrotoxins zu betrachten, deren Bildung erst durch das anhaltende Kochen dieses Bitterstoffes mit gröſseren Mengen Benzol veranlaſst wird. Das Pikrotin, C15H18O7, ist nicht giftig, während schon sehr geringe Mengen Pikrotoxinin hinreichen, Fische zu tödten. Die Analyse des bereits oben erwähnten Cocculins führte nach E. Löwenhardt (daselbst S. 353) zu der Formel C19H26O10. Ob diese in weiſsen Nadeln krystallisirende, in kaltem Wasser, Alkohol und Aether fast unlösliche Verbindung identisch ist mit der von Barth in den Kokkelskörnern aufgefundenen, säure-artigen Verbindung C9H12O5 oder mit dem Anamirtin von Barth und Kretschy muſs erst noch festgestellt werden. Verfahren zur Gewinnung von Ammoniak. R. Tervet in Clippens, Nordbritanien (D. R. P. Kl. 75 Nr. 27200 vom 10. Oktober 1883) empfiehlt zur Gewinnung von Ammoniak aus Kohlen, Kohlenschiefern oder anderem Kohlenstoff haltigem Materiale oder den bei deren Destillation abfallenden Kokes und Aschen, durch oder über diese Stoffe einen Strom von Wasserstoff zu leiten, während sie der Destillation unterliegen. Das Wasserstoffgas kann auf beliebige Weise hergestellt sein, z.B. durch Erzeugung von Wassergas oder durch die Zersetzung von über hoch erhitzte oder glühende Körper (wie während der Destillation über glühende Kokes) geleitetem Kohlenwasserstoffgas. Ueber die Bestimmung von Kupferchlorid in Kupferlösungen. In Claudet's Silberextractionsverfahren ist ein Gehalt der Lösungen an Cu2Cl2 sehr schädlich, weil dasselbe beim Fällen des Silbers mit Jodzinklösung in Cu2J2 übergeführt wird (Cu2Cl2 + ZnJ2 = ZnCl2 + Cu2J2) und so einen Ueberschuſs von Jod erfordert. Rawson (Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 161) prüfte folgende 3 Methoden zur Kupferchloridbestimmung: 1) Oxydation mit Kaliumbichromat, wobei Ferridcyankalium als Indicator verwendet wird. 2) Zufügen von sulfocyansaurem Kali und Auflösen des entstandenen wolkigen Niederschlages mit einer Lösung von Fe2Cl6 von bekanntem Gehalte. 3) Oxydation durch Permanganat. – Nur die letzte der 3 Methoden ergab genaue Resultate. Ueber die durch Verdichten von Petroleumgas erhaltenen flüssigen Kohlenwasserstoffe. Wenn die gasförmigen Kohlenwasserstoffe, welche durch Erhitzen von Erdöl auf hohe Temperatur entstehen, zusammengepreſst werden, so wird nach G. Williams (Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 197) eine wesentlich aus Benzol und Toluol und gewissen Olefinen bestehende Flüssigkeit condensirt. Verfasser gibt folgende Analysen von so erhaltenen Kohlenwasserstoffen: Spec. Gew. Procentgehalt an Benzol und Toluol 0,850 65,6 0,835 54,2 0,840 52,0 0,830 45,2 0,840 44,4 0,800 37.8 0,760 24,6 Trennung von Azofarbstoffen gemischter Naphtolsulfosäuren. Statt die Naphtolsulfosäuren zu trennen und Azofarbstoffe aus den reinen Säuren darzustellen, kann man nach Dahl und Comp. in Barmen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26308 vom 6. Mai 1883) gewisse Azoverbindungen durch die verschiedene Löslichkeit ihrer Thonerde-, Kalk-, Baryt- und Strontiansalze von einander scheiden. Dies ist besonders anzuwenden bei Azofarbstoffen, welche dargestellt sind aus einem Gemenge der α- und β-Monosulfosäure des β-Naphtols mit Diazonaphtalin-monosulfosäure und Diazoazobenzolmonosulfosäure, sowie aus einem Gemenge der Di- und Trisulfosäure des β-Naphtols mit Diazonaphtalinmonosulfosäure, Diazoazobenzol und Diazoazobenzolmonosulfosäure. 50k Farbstoff, dargestellt aus α-Diazonaphtalinmonosulfosäure und den gemischten α- und β-Monosulfosäuren des β-Naphtols, werden z.B. in etwa 1cbm Wasser heiſs gelöst; es wird so lange eine Lösung von schwefelsaurer Thonerde und Ammoniak zugegeben, als noch ein Niederschlag beim Erkalten erfolgt. Man läſst nun erkalten und filtrirt von dem Thonerdelacke des Farbstoffes der β-Sulfosäure des β-Naphtols ab. Im Filtrate fällt man den Farbstoff der α-Sulfosäure des β-Naphtols mit Kochsalz aus. Von dem aus den gemischten Di- und Trisulfosäuren des β-Naphtols und Diazoazobenzolmonosulfosäure dargestellten Farbstoffe werden ebenfalls 50k in etwa 1cbm Wasser heiſs gelöst und so lange mit einer Lösung von schwefelsaurer Thonerde und Ammoniak versetzt, als noch ein Niederschlag beim Erkalten erfolgt. Man läſst erkalten und filtrirt von dem Thonerdelacke des Farbstoffes der β-Naphtoldisulfosäure ab. Im Filtrate fällt man den Farbstoff der β-Naphtoltrisulfosäure mit Kochsalz aus. Wendet man zur Trennung des Farbstoffes, der aus gemischter a- und β-Monosulfosäure des β-Naphtols und α-Diazonaphtalinmonosulfosäure gewonnen ist, anstatt Thonerde einen Ueberschuſs von Chlorcalcium an, so scheidet sich das Kalksalz des Farbstoffes der α-Sulfosäure des β-Naphtols beim Erkalten in Krystallen aus.