Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 348
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[Kleinere Mittheilungen.] [Kleinere Mittheilungen.] Traylor's Zapfenlager aus Glimmer. Nach dem Verfahren von Rob. Wash. Traylor in Richmond, Nordamerika (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 27960 vom 3. Januar 1884) werden Zapfenlager aus Glimmer in der Weise hergestellt, daſs die Glimmerscheiben in einer Klammer fest zusammengepreſst und so mit irgend einem Metalle umgössen werden, worauf dann die Laufstelle eingehobelt oder eingefräst wird. Die Zapfen o. dgl. laufen also auf den hochkantig gestellten Glimmerplatten, welche Lagerung für manche Zwecke ganz geeignet sein mag. – Merkwürdigerweise verspricht sich der Erfinder von der geringeren Wärmeleitungsfähigkeit des Lagers eine Verminderung der Gefahr des Warmlaufens, während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Herstellung von Holzstoff aus Sägespänen. Um aus Sägespänen Holzstoff herzustellen, werden dieselben nach dem von Aug. Ferd. Roth in Regenstein (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 26718 vom 5. October 1883) angegebenen Verfahren von einem in einer Steinmulde sich drehenden Schleifsteine zerfasert. Der auf der einen Seite ausgeworfene Stoff wird auf der anderen Seite immer wieder zurückgeleitet, bis derselbe die gewünschte Feinheit erlangt hat. Der Schleifstein ist wie eine Holländerwalze genau einzustellen; die ganze Einrichtung gleicht überhaupt ganz dem alten Steinholländer. Neuerungen an Apparaten zum Anschleifen der Spitzen von Kratzenbeschlagen. Um die Spitzen der einzelnen Drahthäkchen von Kratzenbeschlägen seitlich anzuschleifen, benutzt W. Decker in Mittweida (vgl. 1883 248 * 316) neben einander gesteckte Scheiben mit zugeschärften Rändern; neuerdings wendet derselbe (* D. R. P. 2. Zusatz Kl. 76 Nr. 21894 vom 20. Juni 1882) zu gleichem Zwecke Schleifplatten an, welche scharfe Spurrinnen erhalten, so daſs in ähnlicher Weise Schneiden entstehen, zwischen welche die Drahtzähne beim Schleifen treten können. Diedr. Uhlhorn in Grevenbroich (* D. R. P. Kl. 67 Nr. 26 979 vom 15. März 1883, Zusatz zu Nr. 14509) ordnet die Schneiden der Decker'schen Schärfscheiben in Schraubenlinien verlaufend auf einen Cylinder an, oder steckt die Scheiben mit zugeschärftem Rande schief auf die durchgehende Welle; dabei werden die Schneiden unterbrochen und so pyramidale Spitzen erhalten. Durch die schraubenförmig vertheilte Anordnung dieser pyramidalen Spitzen soll das Anschleifen der Zahnspitzen über den ganzen Beschlag hin in gleichmäſsiger Weise geschehen. Bréguet's Bogenlichtlampe. In den elektrischen Lampen für Bogenlicht, von denen die Firma Maison Bréguet in Paris während der vorjährigen Wiener Ausstellung 13 Stück in der Rotunde in Betrieb hatte, theilt sich der Strom nach Engineering, 1883 Bd. 36 * S. 377 in zwei Zweige, von denen der erste die Kohlenstäbe und dann einen Elektromagnet E1 durchläuft, mit dessen Anker A1 der untere Kohlenträger verbunden ist; der zweite Zweig durchläuft einen Elektromagnet E2, dessen Anker A2, wenn letzterer angezogen wird, einen Aufhalter vor den Spitzen eines kleinen Sternrades wegzieht und dadurch dem oberen Kohlenträger gestattet, sich zu senken, wobei dieser durch Zahnstange und einige Räderpaare das Sternrad mit in Umdrehung versetzen muſs. Der Anker A2 wird natürlich angezogen, wenn durch Vergröſserung des Lichtbogens und seines Widerstandes der zweite Stromzweig gröſsere Stärke erreicht, und die obere Kohle senkt sich dann, bis der Lichtbogen wieder auf seinen normalen Widerstand gebracht ist. Anfänglich berühren sich die beiden Kohlen; durch die Stromzuführung zieht dann der Elektromagnet E1 mit seinem Anker A1 auch die untere Kohle nach unten und laſst so den Lichtbogen entstehen. Hört aber schlieſslich der Strom auf, so geht A1 empor und wirkt dabei zugleich mittels eines zweiarmigen Hebels und einer Zugstange auf den Ankerhebel des höher liegenden Elektromagnetes E2, nähert dessen Anker den Kernen und hebt dadurch ebenfalls den Aufhalter aus den Spitzen des schon erwähnten Sternrades aus und zwar bleibend, weshalb jetzt – beim Auslöschen der Lampe – die obere Kohle bis zur Berührung mit der unteren herabsinkt und nun die Lampe für die nächste Entzündung in Bereitschaft ist. R. Thompson's Regulirung der Lichtstärke von Glühlampen. Die von einer Glühlampe ausgesendete Lichtmenge vermehrt oder vermindert R. H. Smith Thompson in Lexington, Fayette County, Nordamerika (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 26834 vom 26. Juni 1883), ohne Aenderung der Farben des Lichtes oder der Stärke des Glühens, bei Anwendung von U-förmigen Brennern von überall gleichem oder ziemlich gleichem Widerstände dadurch, daſs er durch Verschieben der Stromzuleiter auf den Schenkeln des Brenners die vom Strome durchflossene Länge des Brenners vergröſsert oder verkleinert. Die Verschiebung vermittelt eine kleine magneto-elektrische Maschine (mit Siemens'schem Anker), die im unteren Zapfen der Lampenglocke untergebracht ist und welcher der Strom durch Vermittelung eines im Lampenfuſse angebrachten Umschalters zugeführt wird. Dieser Umschalter kann in verschiedene Lagen gebracht werden. Besitzt die Lampe die gewünschte Lichtstärke, so bringt man den Umschalter in die erste Stellung, bei welcher er den der Lampe zugeführten Strom unverzweigt durch den Brenner führt. Besitzt die Lampe nicht die gewünschte Lichtstärke, so bringt man den Umschalter in die zweite oder dritte Stellung, je nachdem man die Lichtstärke vergröſsern oder verkleinern will; in diesen beiden Stellungen sendet der Umschalter einen Zweig des Stromes durch den Anker der magneto-elektrischen Maschine, jedoch in verschiedener Richtung, so daſs der Anker in dem einen Falle links herum, in dem anderen Falle rechts herum läuft und mittels eines Räderpaares die Stromzuleiter auf dem Brenner nach unten oder nach oben verschiebt und so ein längeres oder kürzeres Stück des Brenners zum Glühen bringt. Natürlich lieſse sich der Magnet der magneto-elektrischen Maschine auch durch einen Elektromagnet ersetzen, anstatt dieser Maschine auch wohl ein Solenoid oder ein Elektromagnet benutzen, unter Umständen auch durch bloſs mechanische Mittel die Verschiebung der Zuleiter bewirken. Ueber die Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Luft. Nach M. Ballo (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1097) ist bei der sogen, minimetrischen Kohlensäure-Bestimmung der Luft derselbe Grad der Trübung bei verschiedenen Versuchen nur sehr schwer zu erreichen (vgl. Lunge 1879 231 331). Geringere Mengen Kohlensäure werden von Kalkwasser, ohne eine deutlich sichtbare Trübung hervorzubringen, absorbirt. Es kommt hierbei nicht allein auf die Schärfe des Gesichtes an, als auch auf die Form des Absorptionsgefäſses und auf die Schnelligkeit, mit welcher die Luft hindurchgepreſst wird, und bei so verdünnter Kohlensäure, wie die in Frage stehende, können durch zu rasches Hindurchpressen bedeutende Kohlensäuremengen in Verlust gerathen. Schüttelt man in einer Halbliterflasche die zu untersuchende Luft mit einer gewissen Menge des mit Phenolphtaleïn roth gefärbten Kalkwassers, unter erneuertem Zusatz desselben, bis keine Entfärbung mehr erfolgt, so läſst sich auf diese Art die Kohlensäure mit annähernder Genauigkeit bestimmen. Allein ein so stark verdünntes Kalkwasser wirkt zu wenig rasch absorbirend und der Versuch erfordert ¼ bis ½ Stunde, auch wenn man statt der gewöhnlichen Flaschen flache Feldflaschen verwendet, welche die Absorption ungemein befördern. Ballo hat deshalb anstatt Kalkwasser ein energischer wirkendes Absorptionsmittel gesucht und ist schlieſslich bei einem Gemische von Kali- oder Natronlauge mit einer Chlorbariumlösung stehen geblieben. Eine solche Lösung von genügender Verdünnung läſst sich mit Hilfe titrirter Lauge sehr schnell herstellen und die Absorption ist in etwa 10 Minuten so weit vollendet, daſs die erreichte Genauigkeit für die meisten praktischen Zwecke genügt. Die Ausführung des Versuches ist einfach. Man leert die mit Wasser gefüllte Feldflasche, deren Inhalt gemessen wurde, in jenem Räume aus, dessen Luft auf ihren Kohlensäuregehalt geprüft werden soll, und verschlieſst den Hals der Flasche mit einem Kautschuckstopfen. Alsdann läſst man so viel der mit Phenolphtaleïn gefärbten Flüssigkeit hinzuflieſsen, als dem Normalkohlensäuregehalte der Luft entspricht, und schüttelt. Ist der Kohlensäuregehalt irgend ein bedeutender, so erfolgt die Entfärbung in 1 bis 2 Minuten. Man läſst noch einmal so viel Flüssigkeit nachflieſsen und schüttelt gelinde 2 Minuten. Erfolgt eine Entfärbung, so ist der Kohlensäuregehalt der Luft mehr als doppelt so groſs als wie der normale; man setzt dies so lange fort, bis nach mindestens 3 Minuten Schütteln die Flüssigkeit noch deutlich roth bleibt. In einer zweiten Luftmenge kann nach dieser Vorermittelung durch cubikcentimeterweisen Zusatz der Absorptionsflüssigkeit der Kohlensäuregehalt nöthigenfalls noch genauer ermittelt werden. Wesentlich denselben Vorschlag macht R. Blochmann a. a. O. S. 1017. Gewinnung von Ammoniumsulfaten und Salzsäure. Wenn Chlorammonium zur Gewinnung von Salzsäure in derselben Weise wie Chlornatrium mit äquivalenten Mengen Schwefelsäure erhitzt wird, so findet dabei nach L. Mond in Northwich, England (D. R. P. Kl. 75 Nr. 28063 vom 7. November 1883) nur eine theilweise Austreibung der Salzsäure statt und es bleibt ein saurer Rückstand zurück, der noch Chlorammonium enthält und aus welchem bei stärkerem Erhitzen Chlorammoniumdämpfe entweichen. Um alle Salzsäure aus dem Chlorammonium und andererseits aus dem. Rückstande neutrales schwefelsaures Ammoniak zu erhalten, verfährt Mond folgender maſsen: Das Chlorammonium wird mit einem Ueberschusse (nahezu 2 Aeq.) von Schwefelsäure versetzt und erhitzt, bis alle Salzsäure ausgetrieben ist. Der flüssige Rückstand besteht aus saurem schwefelsaurem Ammoniak. Dasselbe wird der Operationspfanne entzogen und nach dem Erhärten in Stücke gebrochen. Zum Zwecke der Ueberführung in neutrales Salz wird das saure Salz der Einwirkung von ammoniakalischen Gasen ausgesetzt, wie solche z.B. durch Destillation von Gaswasser oder anderen ammoniakalischen Flüssigkeiten erhalten werden. Diese Arbeit wird am besten in einer Reihe von Kammern ausgeführt, welche so mit einander verbunden sind, daſs ein methodischer Betrieb möglich ist. Man kann auch die ammoniakalischen Gase direkt auf das geschmolzene saure schwefelsaure Ammoniak einwirken lassen, oder die Neutralisation vornehmen durch Versetzen des sauren Salzes mit einer Lösung von Ammoniak, kohlensaurem Ammoniak und dergleichen leicht zersetzlichen Ammoniaksalzen. Verfahren zur Gewinnung von Schwefelwasserstoff. Nach H. v. Miller und C. Opl in Hruschau, Schlesien (D. R. P. Kl. 12 Nr. 28067 vom 26. Januar 1884) werden die im Wasser suspendirten Sodarückstände mit Kohlensäure oder Schwefelwasserstoff behandelt, oder aber mit Wasser unter einem Drucke von 5at erhitzt. Die so erhaltene Lauge von Calciumsulfhydrat, welche den sämmtlichen, in Form von Sulfiden in den Sodarückständen vorhandenen Schwefel enthält, soll nun in Kalkhydrat und Schwefelwasserstoff zerlegt werden. Erhitzt man nämlich die Lauge in einem geschlossenen eisernen Kessel o. dgl., welcher passend mit einem Rührwerke versehen wird, mittels direkter Feuerung oder hochgespannten Dampfes zum Kochen, so scheidet sich Kalkhydrat in Form eines feinkörnig kristallinischen Pulvers ab, während der Schwefelwasserstoff durch eine Rohrleitung entweicht; durch passende Condensationsvorrichtungen wird derselbe von Wasserdampf befreit und dann vollständig rein in einen Gasometer geleitet, um von dort aus seiner weiteren Verwendung zugeführt zu werden. Der gefällte Kalk wird durch Filterpressen von der Lauge getrennt und letztere wieder in den Kessel zurückgegeben. Das so gewonnene Kalkhydrat ist vollkommen rein und dadurch zu den verschiedensten technischen Zwecken verwendbar. Ehe der Schwefelwasserstoff in den Gasometer eintritt, läſst man ersteren noch durch ein anderes Gefäſs streichen, in welchem sich frische Sodarückstände in Wasser aufgenommen befinden. Hier wird die Hälfte des täglich erzeugten Schwefelwasserstoffes absorbirt, indem derselbe wieder Schwefelcalcium löst und so eine Lauge von Calciumsulfhydrat bildet, welche dann wieder in dem beschriebenen Kessel zersetzt wird. Der hierbei bleibende Rückstand, bestehend aus kohlensaurem Kalk, Kokes, Schwefeleisen u. dgl., wird vorher durch Filtration von der Lauge getrennt. Die Reactionen verlaufen also folgendermaſsen: CaS + H2S = CaSH2S und CaSH2S + 2H2O = CaOH2O + 2H2S. Der frei bleibende Schwefelwasserstoff kann nun entweder zu Schwefligsaure verbrannt und diese auf Schwefelsäure verarbeitet werden, oder man kann auch denselben nach verschiedenen bekannten Methoden auf Schwefel verarbeiten. Ueber eine neue Behandlung des Caseïns. Armand Dollfus schlägt im Moniteur de la Teinture, 1884 S. 162 vor, das Caseïn mit Salpetersäure zu behandeln, indem er sich hierbei eine derartige Veränderung dieses Befestigungsmittels verspricht, daſs die damit fixirten Farben sowohl in Bezug auf Beständigkeit, als Wohlfeilheit, vortheilhaft die Albuminfarben ersetzen können. Gewöhnliche Salpetersäure verwandelt in der Kalte das Caseïn in wenigen Augenblicken in eine gelbe Substanz, in „Nitrocaseïn“ letzteres wird mit lauwarmem Wasser bis zur neutralen Reaction gewaschen. Hierauf fügt man Wasser und wenig Aetznatron zu und kocht bis zur Lösung. Es darf nur die genau nöthige Menge Natron zugesetzt werden und so viel Wasser, daſs sich die Farbe gut druckt. Beim Dämpfen fixirt sich die letztere auf Baumwolle auf so innige Art, daſs sie allem Reiben, dem stärksten Seifen, dem Chlor und selbst einem schwachen Schönen widersteht. Alkalische Stoffe sowie das Chlor scheinen diese Nitrocaseïnfarbe eher stärker zu fixiren, während sie hingegen durch Säuren geschwächt wird. Der Ton der Farbe ist ein gelbliches Chamois; derselbe kann jedoch durch Einführung von Krappauszug, Ruſsschwarz, Ocker u.s.w. in beliebigem Sinne verändert werden. Es versteht sich von selbst, daſs das neue Verdickungs- und Befestigungsmittel lebhafte Farbstoffe trübt, mit Ausnahme von Guignet's Grün und Mennige, welche durch dasselbe nur gelber gemacht werden. Die dunkeln Farben, in welchen bedeutende Mengen unlöslicher Stoffe enthalten sind, zeigen indessen geringere Beständigkeit als die hellen Farben. Das nitrirte Caseïn mischt sich übrigens gut mit Hühner- und mit Bluteiweiſs. Behandelt man Caseïn mit immer mehr verdünnter Salpetersäure, so verändert es sich in ähnlichem Sinne; 27° starke Säure bringt jedoch keine Gelbfärbung mehr hervor und erzeugt ein Derivat, welches zwar noch mit sehr wenig Natron gelöst werden kann; dahingegen fixirt die erhaltene Lösung nicht mehr so vollständig, immerhin aber ungleich besser wie nicht behandeltes Caseïn, und ohne die Farben zu trüben. Auſserdem mischt sich die Lösung von weiſsem Nitrocaseïn gut mit Albumin, welch letzteres denselben die fehlende Beständigkeit ertheilt. Zur Bestimmung des Phenoles im Kreosotöle. Die Kreosotölfabrikanten bezeichnen meist die Gesammtmenge der in einem Kreosotöle enthaltenen sauren Oele als den Phenolgehalt desselben. Kleinert (Zeitschrift für analytische Chemie, 1884 S. 1) findet nun aber, daſs die sauren Oele der käuflichen Kreosotöle gröſstentheils erst über 200° sieden und sich dennoch gegen Brom wie Phenol verhalten. Wenn man daher in einem Kreosotöle nach der Methode von Koppeschaar (vgl. 1876 221 486) das Phenol bestimmt, so kommt die gröſste Procentmenge nicht auf das Phenol, sondern auf andere, in den sauren Oelen enthaltene und im Wasser lösliche Stoffe von höherem Siedepunkte als der des Phenols. Ueber Diresorcin. Bei Versuchen, welche in der Fabrik von E. Merck in Darmstadt im gröſseren Maſsstabe ausgeführt wurden, ergab sich beim Schmelzen von Resorcin mit Aetznatron und Ausziehen der neutralisirten Schmelze mit Aether ein Rückstand, welcher nach dem Umkrystallisiren meist 25 bis 35 Proc. Diresorcin enthielt. Nach R. Benedikt (Monatshefte für Chemie, 1884 S. 177) kann man aus dem Gemenge von Diresorcin und Phloroglucin die Hauptmasse des ersteren sehr leicht und vollständig rein gewinnen, wenn man 1 Th. des Productes in etwa 7 bis 8 Th. siedenden Wassers löst und so weit abkühlen läſst, bis der gröſste Theil des Diresorcins in langen Nadeln ausgeschieden ist. Dies ist meist der Fall, wenn die Temperatur auf etwa 30° gesunken ist. Man filtrirt dann rasch ab, aus dem Filtrate scheidet sich nach kurzer Zeit noch eine kleine Menge Diresorcin aus und erst nach längerem Stehen beginnen sich körnige Krystalle von Phloroglucin anzusetzen. Einmaliges Umkrystallisiren des Diresorcins genügt vollkommen, um es von den letzten Spuren Phloroglucin zu befreien. Diresorcin schmilzt bei 310°. Weit schwieriger erhält man das Phloroglucin frei von Diresorcin. Durch fractionirte Krystallisation kann man zwar die Hauptmenge des Diresorcins entfernen; ein kleiner Antheil desselben krystallisirt aber doch immer mit dem Phloroglucin zusammen aus, so daſs bis heute eine leichte und vollständige Trennung noch nicht gelungen ist. Auch ist es nicht ganz sicher, ob das Krystallgemenge nicht noch einen dritten Bestandtheil, vielleicht ein isomeres Diresorcin in kleinen Antheilen enthalte. Diresorcin gibt mit Essigsäureanhydrid und Natriumacetat: C12H6(OC2H3O)4, mit rauchender Salpetersäure: C12(NO2)6(OH)4, mit Brom: C12Br6(OBr)4, ferner mit Phtalsäureanhydrid und Chlorzinn Diresorcinphtaleïn: C12H10O4 + C8H4O3 = C20H12O6 + H2O. Hämatoxylin und Brasilin. Nach K. Buchka (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 683) werden zur Gewinnung von Monobromacetylhämatoxylin 5g Acetylhämatoxylin in Eisessig gelöst, dann wird die gleiche Menge Brom, ebenfalls in Eisessig gelöst, tropfenweise hinzu gegeben. Es beginnt eine schwache Entwickelung von Bromwasserstoff und nach einstündigem Stehen wird die gebromte Verbindung durch eine wässerige Lösung von Schwefligsäure gefällt, abfiltrirt, getrocknet und aus Alkohol umkrystallisirt. Die Verbindung scheidet sich aus diesem Lösungsmittel in farblosen, feinen Nadeln aus, welche in Chloroform, Eisessig, Benzol löslich sind und nach wiederholtem Umkrystallisiren bei 210° schmelzen. Die Analyse führte zur Formel C16H8BrO6(C2H3O)5. Beim Erhitzen mit Alkalien wird der Acetyläther verseift und das Bromhämatoxylin gebildet, welches sich, wie das Hämatoxylin in Kali- und Natronlauge mit blauer Farbe, in Ammoniak mit rother Farbe löst. Löst man das Acetylhämatoxylin in Eisessig und läſst zu der siedenden Flüssigkeit eine Lösung von Brom in Eisessig hinzutropfen, so beginnt nach kurzer Zeit unter lebhafter Entwickelung von Brom Wasserstoff eine reichliche Abscheidung eines dunkelroth gefärbten krystallisirten Körpers, welcher sich in Kalilauge mit rother, schnell schmutzig braun werdender Farbe löst. In gleicher Weise wie das Acetylhämatoxylin kann auch das Acetylbrasilin in essigsaurer Lösung durch Einwirkung von Brom in der Kälte in ein Monobromtetracetylbrasilin, C16H9BrO5(C2H3O)4, übergeführt werden. Dasselbe krystallisirt aus Alkohol, in welchem es bei weitem schwerer löslich ist als das Acetylbrasilin, in feinen, seideglänzenden Nadeln und schmilzt bei 203 bis 204°. Kalilauge verseift die Verbindung beim Erhitzen und löst das entstehende Brombrasilin wie das Brasilin mit rother Farbe. Auch darin verhält sich das Acetylbrasilin dem Acetylhämatoxylin ähnlich, daſs bei Einwirkung des Bromes auf dasselbe bei 100° schon die Bromirung weiter geht und rothe Krystalle aus der Lösung ausgeschieden werden, welche wahrscheinlich ein mehrfach bromirtes Brasilin sind.