Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 353
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. E. Wulff's ausrückbares Schwungrad mit Fuſsbetrieb. So sehr ein gröſseres Schwungrad die Arbeit des Tretens bei Maschinen mit Fuſsbetrieb erleichtert, so verursacht dasselbe doch insofern leicht Schwierigkeiten, als man dann oft nicht im Stande ist, die Maschine während der Arbeit rasch genug anzuhalten. Namentlich ist dies aber beim Gewindeschneiden auf Drehbänken störend. Um nun diesen Uebelstand auch bei Anwendung eines gröſseren Schwungrades weniger fühlbar zu machen, schlägt Ernst Wulff in Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 29198 vom 20. Juli 1883) vor, letzteres ausrückbar anzuordnen, so daſs dasselbe allein weiter laufen kann und die eigentliche Arbeitsmaschine, z.B. eine Drehbank, vermöge der Lösung irgend einer Kuppelung sehr schnell zur Ruhe kommt. Sharp's Verfahren zur Herstellung gebogener Röhren. Gerade Röhren werden zu cylindrischen, kegelförmigen und spiraligen Schlangen nach dem von J. Th. B. Sharp in Smethwick, England (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 28606 vom 7. März 1884) angegebenen Verfahren in der Weise aufgerollt, daſs man durch dieselben eine eingeschobene gerade Stange hindurchzieht, welche an dem einen hierbei nicht festgefaſsten Ende um etwa einen Viertelkreis der herzustellenden kleinsten Krümmung aufgebogen ist. Dieses aufgebogene Ende der Stange ist etwas stärker, als die lichte Weite der zu biegenden Röhren beträgt, um die Innenwand der Röhren zu glätten bezieh. dieselben gleichzeitig um ein geringes zu erweitern. Derselbe Zweck wird aber auch schon dadurch erreicht, daſs der abgebogene Stangentheil mit mehreren flach abgerundeten Wülsten, welche nach dem Stangenende zu einen gröſser werdenden äuſseren Durchmesser erhalten, versehen wird, wobei die Reibung des Rohres an der Stange bedeutend geringer ausfällt. Der übrige glatte, gerade Theil der Stange ist etwas länger als das zu biegende Rohr und es kann letzteres leicht über denselben geschoben werden. Hinter das Rohr werden auf den geraden Theil der Stange noch mehrere Ringe aufgesteckt, welche sich über das gebogene Stangenende leicht hinwegschieben lassen und dadurch die gewünschte Biegung für die ganze Rohrlänge ermöglichen, worauf das noch freie gerade Stangenende durch ein einem Zieheisen ähnliches Widerlager hindurchgezogen wird. Hierbei halten die auf die Stange aufgeschobenen Ringe das zu biegende Rohr zurück und streifen dasselbe vollständig von der Stange ab. Zur Herstellung cylindrischer Schlangenröhren ist das arbeitende Stangenende nach dem Durchmesser der herzustellenden Schlange zu biegen. Das Rohr wickelt sich alsdann von selbst beim Abstreifen von der Stange als cylindrische Schlange auf. Sollen kegelförmige Schlangenröhren gebildet werden, dann ist das Stangenende nach dem kleinsten Kegeldurchmesser zu biegen und es muſs sich das Rohr beim Abstreifen von der Stange auf eine passende Trommel aufwickeln. Für spiralige Schlangenröhren krümmt man das gebogene Stangenende nach dem Kerndurchmesser der Spirale und wickelt das zu biegende Rohr auf eine Trommel mit hohen Rändern auf, welche nur so lang ist als der äuſsere Durchmesser des bereits gebogenen, von der Stange abgestreiften Rohres beträgt. Natürlich muſs in den beiden letzteren Fällen die eine Endflansche der Trommeln abnehmbar angeordnet werden, um die fertigen Schlangenröhren bequem von denselben abnehmen zu können. Edison's Umschaltung von Verwendungsstellen der Elektricität zur Verhütung zu groſser Strommengen in den Ausgleichungsleitern. Da in Vertheilungssystemen mit einem sogen. Ausgleichsleiter zwischen den Hauptspeiseleitern (vgl. Hopkinson * D. R. P. Kl. 21 Nr. 25205 vom 22. Februar 1883) bei Ausschaltung einer gröſseren Anzahl der in einzelnen Parallelschaltungskreisen befindlichen Verwendungsstellen der Ausgleichsleiter an Stelle dieser ausgeschalteten Verbrauchsstellen eine groſse Strommenge aufzunehmen hat, so muſs er von groſsem Querschnitte sein. Um aber einen Ausgleichsleiter von geringem Querschnitte benutzen zu können, ohne in der Anzahl der auszuschaltenden Verwendungsstellen beschränkt zu sein, werden nach Th. A. Edison in Menlo Park (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 28072 vom 28. August 1883 abhängig von Hopkinson's Patent Nr. 25205) bei Ausschaltung einer gröſseren Anzahl von Verwendungsstellen oder gar ganzer Gruppen von solchen auf der einen Seite des Ausgleichsleiters an deren Stelle entsprechende, bisher in einem anderen Hauptleiter liegende Gruppen der anderen Seite mittels eines Umschalters so eingeschaltet, daſs dieselben nun mit demjenigen Hauptleiter verbunden sind, welcher die ausgeschalteten Verwendungsstellen speiste. Dieses Umstellen des Umschalters kann auf verschiedene Weise geschehen. Derselbe steht unter der Wirkung zweier Elektromagnete, deren je einer mit einem der beiden Hauptleiter verbunden sein kann und selbstthätig durch Wachsen der Stromstärke in dem einen dieser Hauptleiter erregt wird und so die Umschaltung bewirkt. Es können aber auch diese Elektromagnete von der Centralstelle aus erregt werden, je nachdem dort durch entsprechende Anzeigeapparate das Wachsen der Stromstärke in dem einen oder anderen der Hauptleiter angezeigt wird. Ein anderes Mittel zum Ausgleiche des Unterschiedes der elektromotorischen Kraft in den beiden Zweigen des Vertheilungssystemes zu beiden Seiten des Ausgleichsleiters besteht darin, die elektromotorische Kraft eines der beiden hinter einander geschalteten Stromerzeuger dadurch zu verändern, daſs in die im Nebenschlüsse liegenden, erregenden Windungen dieser Stromerzeuger ein gröſserer oder geringerer Theil eines Widerstandes eingeschaltet wird. Auſserdem enthält die Patentschrift noch Anordnungen der Haupt- und Ausgleichsleiter, welche bezwecken, daſs bei gröſseren Anlagen nach obigem Vertheilungsplane alle Verwendungsstellen in elektrischer Beziehung gleichweit von den Elektricitätsquellen entfernt sind, also alle mit gleicher elektromotorischer Kraft versorgt werden. Ueber Patinabildung. Wie E. Steiner im Metallarbeiter, 1884 S. 34 berichtet, ist zur Erzielung einer guten Naturpatina eine möglichst rein und sorgfältig erhaltene Guſshaut erforderlich. Patina findet man daher nur auf getriebenen oder in Wachsformen gegossenen, gering oder gar nicht auf ciselirten Guſsstücken. Die neuere Bronzetechnik macht den Fehler, daſs die Guſsformen theils zu porös sind, theils zu viel Näthe haben. Je feiner der Formsand, je weniger Näthe vorhanden und daher wegzunehmen sind, desto weniger wird die Patinabildung unterbrochen: Patina und Sandform vertragen sich nicht. Der Beginn der Patinabildung trifft mit dem Erkalten des geschmolzenen Metalles zusammen und ist mikroskopisch sofort zu unterscheiden. Je strengflüssiger die Legirung des Metalles ist, je mehr wird dieselbe eine Naturpatina unterstüzen, weshalb man häufig und mit vollem Rechte edle Metalle, besonders Silber, beimischt. Je weiter man das Metall der Guſshaut beraubt, desto weicher wird das Metall bis zu seiner Mitte; von hier ab nimmt dasselbe in der gleichen Reihenfolge wieder an Härte zu bis zur anderen Oberfläche. Das Verfahren des Sandformgusses ist somit ein Frevel gegen den Künstler, welchem das vorzüglichste Modell durch das unberechenbare Abfeilen völlig vernichtet werden kann, und verhindert die Patina. Es sind deshalb schon mehrfache Bemühungen gemacht worden, eine Gieſserei wieder einzurichten, welche in Wachsformen gieſsen kann. Seit dem „Großen Kurfürsten“ ist in Berlin derart nicht mehr gegossen worden. Das vorherige Schwarzwerden ist in jedem Klima, unter allen Verhältnissen stets dasselbe gewesen und es ist gleichfalls fehlerhaft, die Bildwerke mit Säuren davon zu befreien. Ein einfaches Abseifen, um den Staub zu verdrängen, und sorgfältiges Abtrocknen ist nach Steiner das einfachste Verfahren, wenn man Patina gewinnen will. Prof. A. Bauer gibt in den Mittheilungen des österreichischen Museums einen Bericht über die Reinigung des Ressel-Erzbildes, welche nach seinen Vorschlägen im Auftrage des Ausschusses für die Reingung der öffentlichen plastischen Denckmäler Wiens von A. Schroth ausgeführt wurde. Durch eine gründliche Einseifung und Waschung erreichte man jedoch nur ein gleichartiges Aussehen des schwarzen Ueberzuges, dessen unschönes, mattes Aussehen auch durch Abreibungen mit öligen und trockenen Flanelltüchern nicht wesentlich geändert wurde. J. F. Falke bemerkt hierzu im Metallarbeiter, 1884 S. 239 (vgl. Ed. Donath 1884 253 376), die Ursache dieser rauhen Kruste sei lediglich die ungenügende oder rauhe Ciselirung oder gar die Belassung der Guſshaut. Die rauhe Oberfläche hält den Schmutz, welcher sich in den kleinen Vertiefungen festsetzt; das rauhe Korn verhindert den Spiegelglanz, indem es denselben in ein Durcheinander zahlloser kleiner Lichter und Schatten verwandelt, welche nur eine matte Wirkung machen können und zuletzt das mulmige, zerriebene Ansehen gewinnen, sobald Luft und Feuchtigkeit in dieselben eindringen. Ist dagegen die Oberfläche glatt und eben, so ist diese glänzend, stöſst den Schmutz von selbst ab und ist fester, undurchdringlicher der Feuchtigkeit gegenüber, so daſs der Prozeſs der Veränderung der Oberfläche in eine Patina langsamer vor sich geht. Eine glatte Oberfläche gibt gute, rauhe Fläche, aber gibt schlechte Patina (vgl. dagegen R. Weber 1882 245 86). Nach v. Falke läſst sich der schlechte Zustand unserer heutigen Erzdenkmaler nur dadurch verbessern, daſs man die Oberfläche in den Zustand versetzt, welchen sie von Anfang an hätte haben sollen und nicht erhalten hat. Man muſs also den rauhen, „mulmigen“ Zustand in einen glatten und festen verwandeln. Dies kann oder könnte durch fortwährende oder häufig wiederholte Reibungen geschehen, welche langsam zwar, aber doch mit der Zeit eine Glätte herbeiführen. Was freilich das Oel dabei thun soll, welches Prof. Bauer anwendet, ist nach v. Falke nicht klar; es erscheint vielmehr hindernd, wenn es nicht durchaus rein wieder abgerieben wird, weil es ja dann nur Staub und Schmutz festhalten wird. Es können ferner mechanische Mittel angewendet werden, wie sie zur Ciselirung gehören, so daſs eben nachträglich geschieht, was gleich hätte geschehen sollen. Man könnte allenfalls auch an eine künstliche Patinirung denken, wie sie den Alten und den Meistern der Renaissance auch nicht unbekannt gewesen ist; allein dieser müſste doch immer erst die Glättung vorangehen, sonst würde sie auch nur einem Oelfarbenanstriche gleichen. Verfahren zur Herstellung von Asphaltstein. Zur Herstellung eines Rohstoffes für Asphaltstampfarbeiten wird nach Prof. E. Dietrich in Berlin (D. R. P. Kl. 80 Kr. 28620 vom 20. Januar 1884) dem gewöhnlichen Kalksteine oder Asphaltsteine während seiner Zerkleinerung reines Bitumen in starrem Zustande, in Pechform, also sogen. Trinidad épuré, Goudron oder ein bei besonders hoher Temperatur flüssiges und flüchtig werdendes Bitumen beigemengt und beide Stoffe demnächst durch Anwärmung der Masse in Trommeln o. dgl. innig gemischt, so daſs das aufgeweichte Bitumen von den Kalksteinkörnern aufgesaugt wird. Beim Erhitzen der Mischung werden zugleich, falls dies erforderlich ist, die leicht flüchtigen Oele des Asphaltsteines, welche ein Aufweichen der fertigen Straſse herbeiführen könnten, ausgetrieben. Die Art des hinzugefügten Bitumens ist von der Art des im Asphaltsteine vorhandenen Bitumens abhängig zu machen und der starre, pechartige, ein Zersplittern in der Schleudermühle ermöglichende Aggregatzustand durch Vornahme der Mischung in kühlem Räume, erforderlichenfalls unter künstlicher Kälteerzeugung zu gewinnen. Angestellte Versuche haben ergeben, daſs durch dieses Verfahren ein für Stampfarbeiten wohl geeignetes Pulver gewonnen wird. Verarbeitung der Mutterlaugen von Kainit bei Kainitdarstellung. Nach Vorster und Grüneberg in Kalk bei Köln (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr. 28772 vom 16. Februar 1884, vgl. 1882 246 285) wird die bei der Verarbeitung des Kainits auf Schönit verbleibende Mutterlauge, welche eine oder mehrere Krystallisationen von Schönit ergeben hat, bis zu einem specifischen Gewichte von etwa 35° B. eingedampft. Während dieser Verdampfung scheidet sich ein Salzgemenge aus, welches aus Chlornatrium, Chlorcalcium, Kaliummagnesiumsulfat und Magnesiumsulfat besteht und den gröſsten Theil des in der Lauge befindlich gewesenen Kaliums und der Schwefelsäure enthält. Die bis 35° B. verdampfte Lauge ergibt während des Erkaltens eine Krystallisation von Carnallit, welcher nach bekannten Methoden verarbeitet werden kann, und es verbleibt eine an Kalium erschöpfte Endlauge. Aus dem während des Verdampfens ausgeschiedenen, an Kalium und an Schwefelsäure reichen Salzgemenge kann das darin enthaltene Kalium fast vollständig wiedergewonnen werden und zwar in Form von Kaliummagnesiumsulfat, wenn man dasselbe in einem mit Rührwerk versehenen Gefäſse mit heiſser Kainitmutterlauge behandelt. Es gehen hierbei die Kalisalze, sowie das Magnesiumsulfat in Lösung, Chlornatrium bleibt ungelöst und beim Erkälten der Lösung krystallisirt Kaliummagnesiumsulfat aus. A. Gacon's Sprengpulver. Adrien Gacon in Paris (Oesterr.-Ungarisches Patent Kl. 78 vom 23. Juni 1884) hat ein verbessertes Sprengpulver angegeben, von welchem 1k nicht weniger als 12 bis 15cbm Felsen sprengen, welches sich erst bei 4800 entzünden und durch Stöſse nicht explodiren soll, auch wenn es mit dem Hammer auf einem Ambose geschlagen wird u.s.w. Es wird durch Vermengen von 69 Th. Kali- oder Natronsalpeter mit 19 Th. Schwefelblüthe und nachherigem Zusätze von 12 Th. möglichst Kali oder Natron reicher Asche, die am besten durch Verbrennen abgestorbener Blätter gewonnen wird, erzeugt. Dem Ganzen werden in 81 Wasser gelöste 200g Tannin beigefügt. – Es ist schon vorgekommen, daſs Pulver ohne Schwefel erzeugt wird; Pulver ohne Kohle oder ohne Ersatzmittel dafür war bisher unbekannt und nun soll Asche an Stelle der Kohle treten und dadurch die Explosionstemperatur um das 3fache erhöht werden! Oder liegt hier vielleicht ein Uebertragungsfehler aus dem französischen Originaltexte vor? Gewinnung von Schwefel aus Schwefelwasserstoff. Nach C. F. Claus in London (D. R. P. Kl. 12 Nr. 28758 vom 8. November 1883, Zusatz zu Nr. 23763) hat es sich gezeigt, daſs beim Durchleiten Schwefelwasserstoff haltiger Gase, gemischt mit einer dem Wasserstoffe äquivalenten Menge von atmosphärischem Sauerstoff durch eine Schicht von Eisenoxyd die durch die Reaction erzeugte Hitze leicht höher steigt, als für das vortheilhafte Arbeiten zweckmäſsig ist, und daſs in Folge dessen das Eisenoxyd oder besser das darin zeitweilig gebildete Schwefeleisen zu Schlacke zusammenflieſst. Um dies zu verhindern, werden nach dem vorliegenden Verfahren mit dem Eisenoxyde solche Stoffe gemischt, welche eine feinere Vertheilung des Eisenoxydes herbeiführen und die Eisenoxydtheilchen mehr getrennt von einander halten, z.B. Thonerde, Magnesia, Kalk, Baryt, deren schwefelsaure oder kohlensaure Verbindungen, Zinkoxyd, Chromoxyd u. dgl. Die zur Verarbeitung gelangenden Schwefelwasserstoff haltigen Gase können aus Sodarückständen oder sonstigen Sulfiden bei der Herstellung von Ammoniumsulfat u. dgl. gewonnen werden. Versuche haben ferner gezeigt, daſs eine groſse Anzahl von Oxyden und Metallsalzen sich dazu eignen, die Stelle des Eisenoxydes zu vertreten und zwar fast alle, welche bei der durch den Prozeſs hervorgebrachten Hitze Schwefelwasserstoff zerlegen und auch bei derselben Temperatur durch Luftzutritt sich wieder abrosten oder sich wieder höher oxydiren, z.B. Chromoxyd, Chromate, Kupferoxyd, Manganoxyd, mangansaure Salze u. dgl. Werden lösliche Verbindungen, z.B. Kupfersulfat, Chromate u. dgl., angewendet, so tränkt man am besten poröse Stoffe, wie z.B. poröse Thonkugeln, Stücke von Ganisterbacksteinen, damit und trocknet dieselben vor dem Gebrauche. Man wendet diese Stücke am besten in Wallnuſs- bis Erbsengröſse an, bildet damit Schichten von 150 bis 300mm Dicke und legt diese auf den durchlöcherten, aus feuerfesten Thonplatten hergestellten Boden eines mit Thonsteinen ausgefütterten Eisenkastens. Durch eine Oeffnung in dem Räume zwischen dem wirklichen und dem falschen Boden läſst man die den Schwefelwasserstoff enthaltenden Gase einströmen; durch eine andere Oeffnung führt man die durch einen Meſsapparat gegangene Luft in solchen Mengen ein, welche äquivalent mit dem Wasserstoffe des Schwefelwasserstoffes sind. Die Temperatur der Pyrophor ähnlich wirkenden Contactsubstanzen, einmal auf die für die Reaction nöthige Temperatur erhoben, wird durch fortwährend durchstreichende Mischung von Luft und Schwefelwasserstoff erhalten. Der freie Schwefel, welcher sich hierbei bildet, entweicht durch eine groſse Oeffnung zwischen der Schicht von Contactsubstanz und dem Deckel des Kastens und wird in passenden Kammern gesammelt. Verfahren zur Herstellung von Dinitrophenolsulfosäure. Kocht man das aus phenolparasulfosaurem Kalium erhaltene mononitrophenolparasulfosaure Kalium mit verdünnter Salpetersäure bis zur aufhörenden Gasentwickelung, so erhält man nach Beyer und Kegel in Lindenau-Leipzig (D. R. P. Kl. 22 Nr. 27271 vom 8. Juni 1883) ein in saurer Lösung gelb gefärbtes Salz: C6H3.OH.SO3K.NO2 + NO3H = H2O + C6H2.OH.SO3K.(NO2)2. Denselben Farbstoff erhält man auch beim Kochen von phenolparasulfosaurem Kalium mit überschüssiger verdünnter Salpetersäure bis zum Aufhören der Gasentwickelung nach folgender Gleichung: C6H4.OH.SO3K + 2NO3H = 2H2O + C6H2.OH.SO3K.(NO2)2. Phenolorthosulfosaures bezieh. mononitrophenolorthosulfosaures Kalium liefert bei gleicher Behandlung einen isomeren, ziemlich ebenso färbenden Farbstoff, welcher jedoch leichter im Wasser löslich ist. Denselben Farbstoff erhält man aus phenoldisulfosaurem Kalium beim Kochen mit mäſsig verdünnter Salpetersäure. An Stelle der angeführten Kalisalze kann man auch sämmtliche anderen Salze obiger Phenolsulfosäuren, wie Natron-, Magnesia-, Kalk- u.a. Salze anwenden: statt der freien Salpetersäure kann selbstverständlich auch ein Gemisch von Salpetersäure und Schwefelsäure treten. Endlich können obige Phenolsulfosäuren ungetrennt einzeln oder gemischt verwendet werden, um gleiche Farbstoffe zu erzielen. Statt mit verdünnter Salpetersäure zu kochen, kann man die Phenolsulfosäuren bezieh. ihre Salze mit stärkerer Salpetersäure bezieh. einem Salpetersäuregemische behandeln und dann erst zur Vollendung der Reaction höher erhitzen. Da Diazobenzolparasulfosäure beim Kochen mit Wasser in Phenolparasulfosäure übergeht, so liefert dieselbe beim Kochen mit Salpetersäure und Wasser selbstverständlich denselben Farbstoff wie Phenolparasulfosäure, die von der gewöhnlichen Anilindisulfosäure sich ableitende Diazobenzoldisulfosäure denselben Farbstoff wie Phenoldisulfosäure. 100k mononitrophenolparasulfosaures Kalium werden z.B. mit einem Gemische von 100k Salpeter, 100k Schwefelsäure und 500l Wasser bis zum Aufhören der Gasentwickelung gekocht und heiſs filtrirt; der Farbstoff wird durch Auskrystallisation gewonnen. Oder 100k phenolparasulfosaures Kalium werden mit 168k Salpeter, 200k Schwefelsäure und 500l Wasser wie oben behandelt. Dinitroorthosulfosaures Kalium krystallisirt beim Erkalten nur unvollständig aus. Der in Lösung bleibende Rest wird deshalb durch Eindampfen nach theilweiser Neutralisation oder durch Ausfällung der Schwefelsäure mit überschüssigem Chlorbarium durch Zusatz von Natronlauge als schwer lösliches basisches Barytsalz gewonnen, das durch Umsetzung mit Kalium- oder Natriumsulfat in die entsprechenden Alkalisalze übergeführt wird.