Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 534 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ericsson's Bestimmung der Temperatur an der
Sonnenoberfläche.
Die verhältniſsmäſsig bedeutende Leistung des kürzlich (1884 253 438) beschriebenen Ericsson'schen
Sonnenmotors lieſs erkennen, daſs die Temperatur der strahlenden Sonnenoberfläche
eine auſserordentlich hohe sein müsse, und veranlaſste den Erfinder zu einem
Versuche, diese fragliche Temperatur auf experimentellem Wege ziffermäſsig zu
bestimmen. Das hierbei eingeschlagene Verfahren nebst den erforderlichen
Vorkehrungen ist im Engineer, 1884 Bd. 58 * S. 337
mitgetheilt und nachfolgend unter Umrechnung der vorkommenden Temperaturen und
Abmessungen auf gebräuchliches Maſs wiedergegeben (vgl. Grova, Violle, Mouchot bezieh. Rosetti 1878
227 507. 228 376. 229 97. 230 283. Uebersicht 1880 238 348).
Der ganzen Untersuchung liegt der Satz zu Grunde, daſs die durch die strahlende Wärme
erzeugten Körpertemperaturen sich umgekehrt verhalten wie die Dichtigkeiten der
Wärmestrahlen, mithin umgekehrt, wie die Quadrate der Entfernungen von der
Wärmequelle. Da die Erwärmung, welche den Körpern an der Erdoberfläche durch die
nicht verdichteten Strahlen der Sonne mitgetheilt wird, eine verhältniſsmäſsig
unbedeutende ist, so muſsten dieselben zunächst in geeigneter Weise gesammelt
werden. Hierzu ist nun der bei dem Sonnenmotor verwendete parabolische Spiegel und
cylindrische Heizkörper Weniger geeignet, weil die Oberfläche des letzteren nicht
gleichmäſsig bestrahlt wird und daher das Verhältniſs zwischen bestrahlter Fläche
und Querschnitt des gesammelten Strahlenbündels nicht genau bestimmbar ist. J. Ericsson wählte daher als Reflector die innere
Mantelfläche einer Kegelzone, von welcher bekanntlich die parallel zur Achse
einfallenden Strahlen nach letzterer derart zurückgeworfen werden, daſs ein
concentrisch angeordneter cylindrischer oder kegelförmiger Heizkörper allseitig
gleichmäſsig bestrahlt wird. Im Besonderen War der Reflector derart gebildet, daſs
zwischen zwei 305mm von einander abgehenden
Kränzen von 2m,44 bezieh. 1m,83 innerem Durchmesser 96 Planspiegel aus
versilbertem Glase dicht an einander liegend und unter 45° Neigung gegen die Ebenen
der Kränze angebracht waren. Diese Vorrichtung wurde durch 8 Speichen mit einer Nabe
verbunden, welche einerseits den Heizkörper trug, andererseits mit einem Zapfen
versehen war, der durch ein Uhrwerk der scheinbaren Bewegung der Sonne folgte,
derart, daſs die Sonnenstrahlen während der Dauer des Versuches stets parallel der
Achse des Reflectors einfielen. Der Heizkörper war ein abgestumpfter Kegel von
305mm Länge, dessen Mantel aus Eisenblech von
0mm,43 Dicke gebildet war, während die
Endflächen aus Wärme nicht leitendem Materiale bestanden. Da die Durchmesser der
Endflächen des Heizers in demselben Verhältnisse zu einander standen wie die der
Kränze des Reflectors, so wurde der Heizer auch der Länge nach von Strahlen gleicher
Dichtigkeit bestrahlt. Ein durch den oberen Boden des Erhitzers eingeführtes
Thermometer gestattete, die im Inneren des letzteren herrschende Temperatur
jederzeit zu ermitteln und konnte auch der Erhitzer selbst leicht entfernt und
wieder an Ort und Stelle gebracht werden. Da die Thermometerröhre nicht ganz
luftdicht durch den Boden des Heizkörpers hindurchgeführt war, so konnte ein
Spannungsausgleich der inneren und äuſseren Luft erfolgen.
Um nun eine genaue Rechnung anstellen zu können, muſste zunächst die so Absorption
der Erdatmosphäre bestimmt werden. Offenbar ist aber die Absorption der
Erdatmosphäre proportional dem Wege, welchen die Wärmestrahlen durch dieselbe
zurücklegen. Die Wege verhalten sich aber direkt wie die Sekanten der Zenithdistance
der Sonne. Während der Sommersonnenwende beträgt der Zenithabstand der Sonne des
Mittags zu New-York 17°12' alsdann Sonnenhöhe 72°48' und haben jahrelang
fortgesetzte Beobachtungen alsdann eine höchste Erwärmung (maximum solar intensity) von 36,8° C. (66,2° F.) ergeben, während bei
einem Zenithabstande der Sonne von 61°28' die höchste Erwärmung nur 29,2° C. (52,5°
F.) beträgt. Da die Sekante des Winkels von 61°28' den doppelten Werth der des
Winkels von 17°12' hat, so legen die unter jenem Winkel auftreffenden Sonnenstrahlen
den doppelten Weg durch dir Atmosphäre zurück. Hiernach berechnet nun Ericsson den Verlust durch Absorption in der Atmosphäre
bei gröſster Sonnenhöhe zu New-York auf (36,8 – 29,2) : 36,8 = 0,207 der gesammten
strahlenden Wärme der Sonne beim statte in die Erdatmosphäre.
Um den durch die unvollkommene Spiegelung herbeigeführten Verlust zu bestimmen, wurde
ein einfacher Apparat benutzt, welcher mittels eines geeigneten Uhrwerkes dem Laufe der Sonne
folgte und 2 Spiegel aus demselben Materiale, wie die des Reflectors enthielt. Die
auf diese Spiegel unter 45° auffallenden Strahlen wurden sodann um 90° abgelenkt auf
die Kugel eines Thermometers geleitet. Wiederholte Versuche zeigten, daſs die so in
gleicher Weise wie bei dem groſsen Reflector zurückgeworfenen Strahlen nur 0,235 der
Intensität der direkten besitzen.
Es waren 2 Heizkörper von verschiedenen Abmessungen vorhanden, von denen die
Mantelfläche des kleineren 0qm,2139 (331,65
Quadratzoll engl.), die des gröſseren 0qm,4347
(673,9 Quadratzoll) betrug. Der Querschnitt des von einem Spiegel des Reflectors
aufgenommenen Strahlenbündels ergab sich nach den Abmessungen des Spiegels zu 0qm,02104 (32,61 Quadratzoll), mithin der
Gesammtquerschnitt der gesammelten Strahlen zu 96 × 0,02104 = 2qm,02 oder 20200qc.
Da der Abstand der Erde von der Sonne während des Aphelions, wo die in Rede stehenden
Untersuchungen angestellt wurden, 218 Sonnenhalbmesser beträgt, so ist die
Dichtigkeit der Sonnenstrahlen, wo dieselben die Erde treffen, nur 1 : (218)2 = 1 : 47524 der auf der Sonnenoberfläche; mit
anderen Worten: die den Reflector treffenden Strahlen werden von 20200 : 47524 =
0,424qc Sonnenoberfläche ausgestrahlt. Diese
Strahlen werden nun auf der Mantelfläche des Heizkörpers gesammelt. Bei Anwendung
des kleineren, dessen Mantelfläche = 0qm,2139 =
2139qc beträgt, ist daher die Dichtigkeit der
Sonnenstrahlen auf dessen Oberfläche 0,424 : 2139 = 1 : 5040 der auf der Sonne,
während bei Anwendung des gröſseren Heizkörpers die entsprechende Verhältniſszahl
0,424 : 4347 = 1 : 10240 ist. Die Temperaturen, welche der kleine und groſse
Heizkörper hierbei annahmen, waren bezieh. 186,0° und 111,4°, wobei zu bemerken,
daſs die Witterungsverhältnisse während der Versuche die höchsten Ziffern nicht
erreichen lieſsen. Wie man sieht, ist die Temperatur des groſsen Heizkörpers
unverhältniſsmäſsig höher als die des kleinen, was sich aus den bei letzteren weit
erheblicheren Wärmeverlusten erklärt. Nimmt man aber auch nur den kleineren Werth
111,4°, so würde derselbe sich, wenn durch die Atmosphäre und die Spiegelung kein
Verlust herbeigeführt würde, entsprechend den für diese Verluste, wie vorhin
angegeben, ermittelten Werthen auf 1,235 × 1,209 × 111,4 oder rund 166° erhöhen.
Hiernach müſste die Temperatur der Sonnenoberfläche entsprechend der 10240fachen
Zerstreuung der Strahlen mindestens 10240 × 166 = 1699840° betragen.Diese Berechnung ist wohl kaum als ganz zutreffend anzusehen und zwar deshalb
nicht, weil die Temperaturbezeichnungen auf den ganz willkürlichen Nullpunkt
des schmelzenden Eises bezogen sind. Wollte man aber die Berechnung mit
absoluten Temperaturen durchführen, so würde eine noch weit höhere
Sonnentemperatur herauskommen, nämlich 10240 × (166 + 273) = 4495360°,
ähnlich wie bei J. Herschel, Secchi u.a. (vgl. 1880 236 348.)
Ericsson meint auch schon aus den auf der Sonne
beobachteten groſsen Geschwindigkeiten emporbrechender Gase (Protuberanzen) auf eine
so hohe Temperatur schlieſsen zu müssen, da sonst die Dichtigkeit der Gase eine viel
zu groſse sein würde, um diese Geschwindigkeiten erreichen zu lassen.
Eichwede's Vorrichtung zum Lenken von Torpedos mittels
Geschosse.
Um den Torpedo unabhängig von selbstregulirenden Steuerrudern, wie letztere jetzt
angewendet werden, sowie von elektrischen Steuern, wie solche mehrfach vorgeschlagen
sind, eine bestimmte Richtung möglichst genau einhalten zu lassen, schlägt H. Eichwede in Berlin (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 30148 vom
19. April 1884) vor, den Torpedo mit einer nach der gewünschten Richtung
abgeschossenen Granate durch ein Seil in Verbindung zu bringen. Die Granate soll
dann den im Wasser schwimmenden Torpedo in ihrer Bahn nachschleppen. Das Verfahren
erinnert an die zum Verschieſsen von Leinen von den Rettungsstationen für
Schiffbrüchige gebrauchten Mörser- und Racketenapparate. Eichwede setzt auf die Mündung des Geschützes einen von dem heraus
geschleuderten Geschosse leicht abhebbaren und mitnehmbaren Bügelkorb und verbindet
letzteren mit dem Torpedo, welcher kurz vor dem Abschüsse der Granate ins Wasser
gesenkt wird, durch eine entsprechend lange Leine.
Neuerung au Panzerplatten.
Um dem Auseinanderfliegen der Stücke einer Panzerplatte, welche durch auf treffende
Geschosse zertrümmert wurde, vorzubeugen, schlagen Th.
English in Hawley und A. Wilson in Sheffield
(* D. R. P. Kl. 65 Nr. 30156 vom 19. Juni 1884) vor, den schmalen Rand der Platten
zu nuthen und in diese um die blatten herumlaufenden Nuthen Metalldraht zu winden.
Die Platten sollen also durch den herumgelegten
Draht zusammengehalten werden, was allerdings wohl der Verband der Platten unter
sich besser bewirken dürfte. Bei Platten, welche nach einer Seite abgeschrägt sind,
wie es bei den Platten vorkommt, welche den Uebergang in den ungepanzerten unteren
Theil des Schiffsrumpfes vermitteln, werden diese Nuthen an der abgeschrägten Seite
treppenförmig angebracht.
Fénon's astronomische Pendeluhr.
Die Astronomen verlangen jetzt von ihren Pendeluhren neben den Bedingungen einer
genauen Zeitmessung auch die Uebertragung der letzteren auf gewisse Entfernungen.
Demgemäſs besteht eine solche Pendeluhr aus dem Trieb- und Zeigerwerke, der Hemmung,
welche die Triebkraft auf das Pendel überträgt, dem Secundenpendel und dem
elektrischen Unterbrechungsmechanismus, welcher die Bestimmung hat, entweder jede
Schwingung auf den Cylinder eines Chronographen zu markiren, oder den Synchronismus
zwischen der Normaluhr und einer oder mehreren in den Stromkreis eingeschalteten
Pendeluhren herzustellen.
Eine solche Uhr, deren eingehende Beschreibung im Bulletin
d'Encouragement, 1884 Bd. 11 * S. 405 enthalten ist, hat nun der Uhrmacher
Fénon in Paris für die Sternwarte in Marseille
angefertigt. Mit welcher Sorgfalt dieser Mechaniker dabei zu Werke gegangen, ist
schon daraus zu entnehmen, daſs er für die Anfertigung der Räder ein eigenes
Instrument construirt hat. Er lieſs es sich besonders angelegen sein, der Verzahnung
die beste von der Theorie vorgeschriebene Form zu geben, wodurch eine
auſserordentlich sanfte Abwälzung erzielt wurde. Fenon
bedient sich der auf der Pariser Sternwarte erprobten, ohne Oel gehenden und
äuſserst genauen Reed'schen Hemmung mit constantem
Pendelantriebe. Der Temperatureinfluſs wird durch zwei mit Quecksilber gefüllte, an
dem unteren Ende der Pendelstange angebrachte, cylindrische Gefäſse ausgeglichen;
letztere sind aus Stahl, um die Fortpflanzung der Wärme zu erleichtern. Das
Quecksilber muſs aber mit besonderer Sorgfalt ausgetrocknet sein, damit die Gefäſse
nicht rosten. Als Beweis für den ausnehmend genauen Gang der uhr ist angeführt, daſs
nach 6 Monaten eine Abweichung von nur einigen Hunderteln einer Secunde nachgewiesen
worden ist. Die Unterschiede sollen so klein sein, daſs der Beobachter sich fragt,
ob sie nicht auf persönlichem Irrthume beruhen. Der elektrische Unterbrecher, dessen
Mechanismus in jeder Secunde durch das eigentliche Gehwerk ausgerückt wird, ist Fénon's eigene Erfindung. Es scheint zwar leicht, einen
in jeder Secunde erfolgenden Contact bis auf 0,1 Secunde genau zu bestimmen- ein
Anderes ist es aber, wenn es sich, insbesondere bei der Untersuchung des
Synchronismus zweier endeluhren, darum handelt, den Contactunterschied bis auf 0,01
Secunde genau zu ermitteln. Fénon hat diese
Schwierigkeit auf eine höchst scharfsinnige Weise gelöst, so daſs er im Stande sein
soll, den Augenblick des Contactes mit einer geradezu absoluten Genauigkeit zu
regeln.
Die elektrische Schiffsbeleuchtung.
A. Jamieson hielt im November 1884 in der Institution of Civil Engineers einen Vortrag über die
elektrische Beleuchtung von Dampfschiffen. Nach dem Engineering, 1884 Bd. 38 S. 448 wies Verfasser zunächst darauf hin, daſs,
obgleich nur 3 Jahre seit der ersten Anwendung zur allgemeinen Beleuchtung eines
Dampfers verflossen seien, doch schon mehr als 150 Schiffe mit elektrischer
Beleuchtung ausgerüstet seien und kaum ein Kriegsschiff oder ein Personendampfer
erster Klasse ohne elektrische Beleuchtung gebaut werden würde. Als Ursache hierfür
bezeichnete der Vortragende: 1) daſs das Glühlicht gesünder, kühler und leichter zu handhaben
sei als andere Beleuchtungsarten; 2) daſs sein Anzünden minder feuergefährlich sei;
3) daſs die tägliche Reinigung wegfalle und nicht ein groſser Vorrath von Erdöl u.
dgl. zu halten sei und 4) daſs die Kosten nicht viel höher als bei anderen
Beleuchtungen ausfallen, während der zur Anlage nöthige Raum nur mäſsig sei und die
Anlage selbst den Fahrgästen nicht Unbequemlichkeiten verursache. Die
Dynamomaschinen müſsten zwar besondere Dampfmaschinen erhalten, weil dieselben einen
sehr gleichförmigen Gang haben müſsten; sie könnten jedoch nebst ihren
Dampfmaschinen leicht so untergebracht werden, daſs die Bedienung neben den anderen
Maschinen ohne besondere Mühe mit besorgt werden könnte. Nur bei sehr umfassenden
Anlagen brauche man einen Elektriker ausschlieſslich für die Dynamomaschine, ihren
Motor und die Lampen und wäre dann mit dem Aufstellungsorte der Dynamomaschine von
der übrigen Maschinenanlage unabhängig. Um dem allgemeinen Wunsche nach geringer
Umlaufsgeschwindigkeit zu entsprechen, seien die Dynamomaschinen von Siemens, Edison, Edison-Hopkinson, Ferranti-Thomson,
Schuckert für den Gebrauch auf Schiffen so eingerichtet worden, daſs
dieselben 400 bis 650 Umdrehungen in der Minute machen. Die Dampfmaschine müsse im
Stande sein, die Dynamomaschine ohne Störung während einer Reise nach Australien und
zurück zu treiben; zufolge der Nachfrage danach seien schon mehrere gute solche
Maschinen gebaut worden, namentlich direkt treibende. Zur Geschwindigkeitsregulirung
wäre ein zuverlässiger elektrischer Regulator sehr zu wünschen. Verlange man, daſs
die Dampfmaschine der Dynamomaschine ebenso wohl von den Kesseln der
Hauptdampfmaschine, wie von denen der Ankermaschine den Dampf erhalte, so müsse sie
unter sehr verschiedenem Drucke arbeiten können und ihre Abmessungen seien daher auf
den niedrigeren Druck zu berechnen. Gute Isolirung sei hier nothwendig und durch
Messung festzustellen. Das Isolirmittel müsse auſserdem durchaus wasserdicht
sein.
Schutzmittel gegen Gefährdung durch Elektricität.
In der Sitzung der französischen Akademie vom 26. Januar kam nach den Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 239 eine Mittheilung
A. d'Arsonval's über ein Schutzmittel gegen die von
elektrischen Maschinen drohenden Gefahren zur Verlesung. Nach den Untersuchungen des
Verfassers hat man nicht den gewöhnlichen elektrischen Strom zu fürchten, sondern
den Extrastrom, welcher den menschlichen Körper durchläuft, wenn man die Drähte im
Augenblicke der Schlieſsung oder Unterbrechung des Stromkreises berührt. Ein Strom,
der in einem Schlieſsungskreise nicht gefährlich ist, kann in einem anderen
gefährlich sein; man braucht dem Schlieſsungskreise nur eine Selbstinduction durch
Einschaltung eines Elektromagnetes zu geben. A.
d'Arsonal hat darüber an Meerschweinchen Versuche angestellt mit einer Gramme'schen Laboratoriumsmaschine und mit
Accumulatoren. Die Spannung der dabei verwendeten Elektricität war nur 2 bis 20
Volt, die Stromstärke bloſs 1 bis 30 Ampere. Trotzdem vermochte der Strom die
Meerschweinchen zu tödten.
Will man daher die Gefahr vermeiden, so muſs man die Extraströme vom Körper fern halten. Dazu schlägt nun A. d'Arsonval vor, zwischen den Klemmen des
Stromerzeugers eine Nebenschlieſsung herzustellen aus einer Reihe von Voltametern
mit Bleiplatten in angesäuertem Wasser, deren Zahl jedoch so groſs genommen werden
muſs, daſs die elektromotorische Kraft ihrer Polarisation die höchste
elektromotorische Kraft der Maschine übersteigt. Dann vermag der gewöhnliche Strom
diese Nebenschlieſsung nicht zu überspringen und sie veranlaſst also keinen
Stromverlust; der Extrastrom dagegen überspringt sie leicht. Im Augenblicke der
Stromunterbrechung geht daher der Extrastrom durch die Voltameter und der
menschliche Körper bleibt völlig geschützt. Die Nebenschlieſsung ist nur für den
Extrastrom vorhanden und bildet eine Art Sicherheitsventil.
Die Verwendung von Süſsholz in der Bierbrauerei.
Um die Bedeutung des Süſsholzes in der Brauerei beurtheilen zu können, prüfte R. Kayser (Mittheilungen des
bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 14) den Grad von Süſsigkeit der
glycyrrhizinsauren Salze und fand, daſs der vergohrene wässerige Auszug von 2g Süſsholz noch im Stande ist, einem Liter Wasser
den charakteristischen süſsen Geschmack des Süſsholzes zu verleihen. Gegenversuche,
welche mit Lösungen von weiſsem Kandiszucker angestellt wurden, ergaben, daſs 1k Süſsholz den gleichen Süſsigkeitswerth besitzt
wie 8k,5 Kandiszucker; 1k Glycyrrhizin entspricht sonach in runder Zahl
140k Kandiszucker: da nun das Glycyrrhizin
nicht wie Kandiszucker durch die Gährung in Weingeist und Kohlensäure zerlegt und
sodann unverändert in der damit versetzten Flüssigkeit vorhanden bleibt, macht ein
Zusatz von 1k Süſsholzwurzel zu 500l Würze das erzielte Bier um etwa soviel süſser,
als wenn letzterem 8k,5 Kandiszucker zugesetzt
worden wären. Vergleichende Proben, welche mit Bier ohne Und mit vergohrenem
Süſsholzauszuge in den entsprechenden Mengenverhältnissen ausgeführt wurden,
bestätigten das Gesagte.
Es ist sonach das Süſsholz in der Bierbrauerei nicht nur als Klärmittel etwa wie Hausenblase, sondern auch in hervorragendem Maſse als
Malzsurrogat zu betrachten (vgl. H. Vogel 1884 253 47).
Verfahren zur trockenen Reinigung von Knochen.
Nach Th. Berliner in Ohlau, Schlesien (D. R. P. Kl. 22
Nr. 30565 vom 16. März 1884) werden die für die Leimfabrikation bestimmten Knochen
auf eine belegte Unterlage gebracht, so daſs die Knochen gegen einander gerieben und
geschleudert werden. Dadurch sollen sich die anhaftenden Schmutztheile und die sich
in den obersten Schichten der Knochen befindlichen, von Schmutz o. dgl.
durchtränkten und durch Fäulniſs schlecht gewordenen Theilchen auf mechanischem Wege
abschlagen. Die nach diesem Verfahren gereinigten Knochen erscheinen wie abpolirt
und geben ein für die Leimfabrikation besonders geebnetes Product.
Als zweckmäſsig hat sich eine drehbare, am Mantel mit Oeffnungen versehene und an den
Enden abgeschlossene Trommel gezeigt. Das zu verarbeitende Knochenmaterial muſs gut
entfettet und auf künstlichem Wege gut getrocknet sein. Es wird ungefähr 1 bis 3
Stunden bearbeitet.
Ueber Kernseifen.
Nach F. Eichbaum (Seifenfabrikant, 1885 S. 13) hat in den letzten Jahren die Herstellung von
Kernseifen wieder zugenommen, da die sogen. Eschweger Seife wegen der mehr und mehr
zunehmenden Füllungen derselben an Werth verloren hat.
Zur Herstellung einer guten Wachskernseife mit Silberglanz versiedet man 700k Talg mit 15gradiger Natronlauge zu einem klaren
Leime, setzt dann etwa 450k Palmkern- und 100k Cocosöl nebst erforderlicher 23 gradiger
Aetzlauge zu und siedet die Seife bei normaler Abrichtung in einen klaren, ziemlich
schaumfreien Leim. Etwa vorhandene Abschnitte, welche ja gewöhnlich noch Phlegma
aufnehmen, werden bei schwachem Feuer in dem Seifenleime gelöst, das Feuer wird
darauf entfernt und der Kessel bedeckt. Nach Verlauf von ungefähr 2 Stunden deckt
man den Kessel auf, entfernt den etwa vorhandenen dünnen Schaum von der sehr
flüssigen Seife und schreitet dann zum Absalzen bezieh. Niederschlagen des Leimes.
Diese Behandlung, welche entweder mit heiſsem 20gradigem Salzwasser oder 40gradiger
Aetznatronlauge ausgeführt wird, geschieht folgendermaſsen: Unter tüchtigem Krücken
wird der Seife allmählich soviel Salzwasser oder Lauge zugesetzt, bis sie
„näſst“ (d.h. wenn eine Probe auf den Daumen genommen und in den
Handteller gedrückt wird, sie Feuchtigkeit hinterläſst), „flattert“ (d.h.
wenn beim Aufspateln der Seife fahle, trübe Blasen fortfliegen) und guten Druck
zeigt. Nach Eintreten ebenerwähnter Zeichen bedeckt man den Kessel behufs guten
Absetzens des Leimes nochmals etwa 2 Stunden und schöpft dann vorsichtig die Seife
vom dunklen Leime in die Form, welche gut bedeckt wird. Eine so hergestellte Seife
zeigt beim Schneiden ein schönes, silberstrahlendes Ansehen.
Kommt es einmal vor, daſs eine Seife zu scharf getrennt ist und zu stark
„näſst“, sie also unrein und fleckig werden könnte, so krückt man
derselben so lange heiſses Wasser zu, bis die Daumenprobe wieder weniger näſst. Der
niedergeschlagene
Leim wird ausgesalzen und zur nächsten Seife mit Vortheil wieder verwendet.
Darstellung harzfreier Schmier- und Einfettungsöle.
Nach C. Roth in Berlin (D. R. P. Kl. 23 Nr. 30787 vom 1.
August 1884) werden 100k der über 300° siedenden
Kohlenwasserstoffe des Erdöles oder Braunkohlentheeröles mit 5k 80procentiger Essigsäure in Holzbottichen ½
Stunde lang gemischt und dann bis zur vollkommenen Schichtung beider Flüssigkeiten
stehen gelassen. Hierauf wird das Oel mittels eines Hebers oder einer anderen
Ablaufvorrichtung entfernt und in einem besonderen Gefäſse so lange mit Wasser
behandelt, bis die sauere Reaction verschwunden ist. Um die letzten Antheile Säure
zu entfernen, wird das Oel mit 10 Proc. Natronlauge von 1,4 sp. G. durchgeschüttelt,
hierauf von letzterer getrennt und dann mit Wasser vollkommen ausgewaschen.
Ist das ursprünglich angewendete Oel nicht sehr Harz haltig gewesen, so kann die
angewendete Menge Essigsäure noch einmal benutzt werden. Die Wirkung des Essigsäure
besteht darin, daſs sie bei der angeführten Concentration die harzigen Körper
aufnimmt, insofern sich dieselben beim Verdünnen mit Wasser als weiſse Flocken
ausscheiden.
Maury jun. empfiehlt dagegen nach einem französischen
Patente Gemische von Mineralölen mit Pflanzenölen, welche durch Alkalicarbonate
verseift werden, als „Oleat Maury“ zum Einfetten der Wolle.
Masse zur Beseitigung alter Lackanstriche.
Zur Beseitigung des alten Lackanstriches von Wagen, Thüren u. dgl., empfiehlt M. Meyer in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 30366 vom 19.
Juli 1884) ein Gemisch von 5 Th. 36procentigem Wasserglas, 1 Th. Ammoniakflüssigkeit
und 1 Th. 40procentiger Natronlauge.
Ueber die Verbindungen der Nitrosonaphtole mit Eisen und
Kobalt.
O. Hoffmann (Berichte dar
deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 46) hat gefunden, daſs gewisse
Nitrosonaphtolsulfosäuren, z.B. die aus der sogen. Schäffer'schen β-Naphtolmonosulfosäure und
die aus der der Naphtionsäure entsprechenden α-Naphtolmonosulfosaure erhältliche, mit Eisen- und Kobaltsalzen grüne bezieh.
braunrothe Farbstoffe liefern, auf deren Darstellung die Frankfurter Anilinfabrik Gans und Comp. ein Patent (D. R. P. Kl. 22 Nr.
28065 vom 19. Januar 1884) erhalten hat.
Da die betreffenden Metalle in diesen Farbstoffen nicht durch Alkalien und
kohlensaure Alkalien fällbar sind, so können sie sich mit den
Nitrosonaphtolsulfosäuren nicht einfach zu Salzen vereinigt haben, sondern müssen in
eigenthümlicher festerer Form gebunden sein. Eine Eisenbestimmung des Grün aus
Nitroso-α-Naphtolsulfosäure hatte 7,7 Proc. Eisen
ergeben. Weitere Versuche ergaben, daſs das β-Nitroso-α und α-Nitroso-β-Naphtol ein ähnliches Verhalten
zeigten wie die erwähnten Nitrosonaphtolsulfosäuren. Die wässerigalkoholischen
Lösungen der ersteren ergaben auf Zusatz von Eisenvitriol- und Kobaltnitratlösung
unlösliche dunkelgrüne bezieh. rothbraune Niederschläge; dieselben sind jedoch nicht
technisch verwendbar.
––––––––––
Berichtigung. In der Mittheilung über das Phosphatvorkommen in Frankreich muſs es S. 307 Z. 1 v.
o. heiſsen: „nur 0,95 Proc. Phosphorsäure“ statt „nur auf 0m,95 Phosphorsäure“.