Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 189
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. O. Trossin's Dampfrad. Ein eigenartiges neues Dampfrad von O. Trossin in London ist im Engineer, 1885 Bd. 59 * S. 249 dargestellt. Dasselbe wirkt nach Art des Wellner'schen Dampfrades (vgl. 1881 244 * 262); statt in heiſsem Wasser läuft jedoch das Rad hier in geschmolzenem Blei, welchem ein wenig Zinn beigemischt ist, um, wodurch bei gleichem Durchmesser und unter sonst gleichen Verhältnissen eine gröſsere Leistung als mit dem Wellner'schen Rade erreicht werden kann. Mit Rücksicht auf die hohe Temperatur des geschmolzenen Metalles soll überhitzter Dampf als treibendes Mittel benutzt werden; letzterer wird in einem gewöhnlichen kleinen stehenden Kessel erzeugt, dann durch einen den Feuerraum umgebenden Ueberhitzer in einen unter dem Zellenrade befindlichen Schieberkasten geleitet und tritt durch einen vom Regulator beeinfluſsten Schieber von unten in die Zellen des Rades ein. Dieses Rad wird möglichst eng von einem zweitheiligen guſseisernen Gehäuse umschlossen, welches bis zum höchsten Punkte des Rades mit dem geschmolzenen Metalle gefüllt ist und, passend eingemauert, von einem Theile der Heizgase umspült wird. Die Spannung des Dampfes beim Eintritte in das Rad wird nach der Beschreibung nur wenig über der der Flüssigkeitssäule entsprechenden Spannung liegen, so daſs der Dampf, bei der Drehung des Rades in den Zellen sich ausdehnend, oben mit Atmosphärenspannung austritt. Seltsamer Weise wird der Abdampf noch durch ein im Kessel liegendes Schlangenrohr geleitet, um die zur Ueberhitzung desselben aufgewendete Wärme möglichst vollständig wieder zu gewinnen. Ein kleiner derartiger Motor von etwa le ist bei dem Erfinder im Betriebe zu sehen. Eingang dürfte dieser Motor wohl nicht finden, da er nur einen sehr geringen Wirkungsgrad liefern kann und demselben wegen der Benutzung von geschmolzenem Metall manche erhebliche Uebelstände anhaften. Heydt's Steuerruder für Schraubendampfer. Nach dem Vorschlage von L. Heydt in Straſsburg i. E. (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 30276 vom 17. Mai 1884) soll das Steuerruder durch einen die Propellerschraube umgebenden Hohlcylinder B gebildet werden, welcher um eine senkrechte Achse D drehbar ist. Zur Erhöhung der Steuerwirkung ist der Hohlcylinder mit zwei concaven, nach auſsen gebogenen Steuerflügeln C versehen. Textabbildung Bd. 256, S. 190 Das hohle Steuerruder bewirkt, daſs die Schraube einen massigen cylindrischen Wasserstrahl liefert, welcher, gegen das Hinterwasser sich stützend, das Schiff vorwärts schiebt. Durch das Schieſstellen des Cylinders wird erzielt, daſs einer der äuſseren Steuerflügel C gegen das Auſsenwasser anprallt und der von der Schraube gelieferte Wasserstrahl gegen die innere Wand des Steuerrohres in der Pfeilrichtung a gestoſsen wird, während auf einer Seite, z.B. bei x, durch Verengung der Rohröffnung wenig oder kein Wasser eingesaugt wird; die Schraube wird in diesem Falle das Wasser von y ansaugen und der Wasserstrahl nach der Richtung des Pfeiles b ausgestoſsen. Hierdurch soll die Drehung bezieh. Steuerung des Schiffes in rascherer und sichererer Weise bewirkt werden, als es bisher möglich war. Walzen zur Unterstützung langer, auf der Copirdrehbank zu bearbeitender Stücke. Um das Durchfedern langer Stücke – wie z.B. Speichen, Stiele, Gewehrschäfte u.s.w. – bei der Bearbeitung auf der Copirdrehbank zu verhindern, bringt E. Schramm in Duisburg (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 26318 vom 24. Juli 1883) zwei Walzen an, welche oben und unten quer über den Werkstücken und dem Modelle dicht an den Messern liegen und durch Feder- bezieh. Gewichtsdruck gegen einander gepreſst werden. Mather und Platt's Dynamomaschine. Die von Mather und Platt in Manchester, England, gebaute Dynamomaschine (vgl. auch 1884 254 * 475) erscheint als eine Umgestaltung der Gramme'schen Maschine, welche Hopkinson's Abänderung der Edison-Maschine ähnelt. Die Eisenmasse in den Elektromagneten und im Anker ist stark vergröſsert, die Länge der Schenkel aber verkleinert. Die Kerne der Elektromagnete sind aus Schmiedeisen gemacht und in guſseiserne Polstücke eingesetzt, welche breiter sind als die Kerne. Das untere Polstück bildet zugleich die Grundplatte der Maschine und erstreckt sich dazu über die ganze Länge des Ankers, den die beiden Polstücke mit bogenförmigen Vorsprüngen nahezu umschlieſsen. Dadurch hat die Maschine eine groſse Stabilität und ist zugleich sehr gedrängt geworden. Die Wickelung ist die gemischte (compound), für constante Klemmenspannung (vgl. 1884 251 * 24). Der Anker besitzt im Inneren Ventilation. – Im Engineering, 1885 Bd. 39 * S. 159 sind zugleich verschiedene Bewegungsübertragungen von der Dampfmaschine auf die Dynamomaschine beschrieben. Klumpp's Behandlung des Holzes für Fleischer-Hackklötze. Um Hackklötze mit gutem, festem Kopfholz aus beliebig groſsen und dicken Brettabschnitten herzustellen, werden nach dem Vorschlage von A. Klumpp in Stuttgart (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 25475 vom 26. Juni 1883) die Abschnitte entsprechend abgelängt, angepaſst und dann in einem verschlossenen Kessel mit Dampf unter Zusatz von Leimwasser oder eines anderen Bindemittels gekocht. Ist das Holz weich und vom Bindemittel durchdrungen, so wird es hydraulisch gepreſst und in der Preſsform getrocknet, damit es sich nicht wieder ausdehnen kann. Hiernach erhält der Block die gewünschte Form. Verfahren zur Verarbeitung basischer Schlacken. Nach ff. Schüchtermann in Dortmund (D. R. P. Kl. 16 Nr. 30891 vom 8. April 1884) werden die beim basischen Verfahren erhaltenen Schlacken fein zerkleinert, von metallischem Eisen möglichst befreit, mit Chlorcalciumlösung vermischt, getrocknet und in Gegenwart von Wasserdampf geglüht. Dadurch sollen die in der Schlacke enthaltenen, an Schwermetalloxyde gebundenen Säuren, wie Schwefelsäure, Kieselsäure und Phosphorsäure von jenen getrennt werden und in Verbindung mit Kalk treten. Aus diesem Producte kann man nun nach bekannten Methoden die Phosphate gewinnen. Verfahren zum Rohglasiren von Ofenkacheln. Die bisherigen Bemühungen, die Glasur auf die rohen Kacheln aufzutragen, so daſs Thonmasse und Glasur in einem Feuer gar gebrannt werden, scheiterten daran, daſs diese Glasur leicht abfiel, sich beim Einbrennen zusammenzog und unglasirte Stellen zurücklieſs. Nach E. Krzen wird nun die lufttrockene, staubfreie Kachel zunächst mit Leimwasser von etwa 5° B. begossen und dann etliche Stunden an der Luft trocknen gelassen. Auf die so vorbereitete Kachel kommt als Beguſs die Hafner-Glasurschlempe. Diese Masse wird hergestellt, indem man auf je 100 Th. Hafner-Glasurmasse 3 Th. weiſsbrennenden Thon, welcher zum erdigen weiſsen Kalkbegusse entsprechend ist, hinzufügt. Die Masse wird mit verdünntem Leimwasser (1 Th. Leimlösung von 50 B. und 3 Th. Wasser gemischt) zu einer dem Begusse entsprechenden Schlempe angemacht und damit die Kachel begossen. Alles Uebrige bleibt, wie die Hafner es jetzt ausführen; nur ist es räthlich, bei stark schwindendem Thon einen längeren Zeitraum, als jetzt üblich, bis zum Brennen einzuräumen. Die angewendete Leimlösung ist sogen. Essigleim und wird auf folgende Weise dargestellt: Gewöhnlicher Tischlerleim, in kaltem Wasser gequollen, wird durch Erwärmen mit der gleichen Menge Essigsäure in Lösung gebracht und dann mit Wasser bis auf die Dichte von 5° B. verdünnt. Zu viel Leim im Leimwasser schadet der Glasurausbreitung auf der Oberfläche der Kachel. Die Essigzugabe verhindert das Gelatiniren der Leimlösung und das schnelle Absetzen der Glasur. (Aus den Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums durch die Thonindustriezeitung, 1885 S. 125.) Verfahren zum Bleichen von Holzzellstoff. Nach M. Scheidt in Freiburg (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 30978 vom 18. Mai 1884) wird auf mechanischem Wege hergestellter Holzstoff nach dem Zerkleinern getrocknet, dann in einem geschlossenen Apparate mit Schwefelkohlenstoff, welcher 2 bis 3 Proc. Schwefligsäure enthält, erst bei 55°, hierauf kalt ausgezogen, um denselben zu bleichen. Zur Bestimmung hoher Temperaturen. H. Seger (Thonindustriezeitung, 1885 S. 104 und 121) verwendet zur Messung von Temperaturen bis zur Schmelzhitze des Goldes Legirungen von Silber und Gold, für höhere Temperaturen solche von Gold und Platin. Wenn jedoch letztere über 15 Proc. Platin enthalten (1200°), so haben sie den Nachtheil, ungleichmäſsig zu schmelzen, so daſs eine an Gold reichere Legirung aussaigert. Für hohe Hitzegrade sind daher zu Tetraeder geformte Gemische aus gemahlenem Feldspath und feuerfestem Thon zu empfehlen. Bringt man nun in der Wand oder der Einsetzthür eines Brennofens eingemauerte Schauröhren oder Gucklöcher an und stellt diese kleinen Tetraeder von etwa 2 bis 3cm Höhe im Ofen im Sehfelde dieser Schaulöcher auf, so sieht man, wenn die Hitze der Schmelzwärme dieser Pyroskope sich nähert, zuerst die dünne Spitze sich neigen und allmählich das Tetraëder niederschmelzen (vgl. 1879 233 402). Salzgemische zur Entwickelung von Schwefligsäure. Dittler und Comp. in Höchst (D. R. P. Kl. 12 Nr. 30844 vom 26. Juli 1884) will Salzgemische herstellen, welche beim Feuchtwerden Schwefligsäure entwickeln. Diese Gemische bestehen aus den Sulfiten oder Bisulfiten der Alkalien oder alkalischen Erden oder einem Gemenge derselben und den Bisulfaten der Alkalien, welchen, falls die Entwickelung der Schwefligsäure nur ganz allmählich ohne unmittelbares Befeuchten vor sich gehen soll, noch ein Wasser anziehendes Mittel (wie Chlorcalcium, Chlorzink u.s.w.) zugefügt wird. Verfahren zur Herstellung von Thallin. Zur Herstellung von Tetrahydroparachinanisol, C10H13NO, Thallin genannt, werden nach Angabe der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 30426 vom 18. Juni 1884) 4k granulirtes Zinn, 15k Salzsäure von 1,14 sp. G. und 1k Parachinanisolchlorhydrat auf dem Wasserbade in einem geeigneten Gefäſse 8 bis 10 Stunden lang erwärmt. Das Ende der Reaction wird daran erkannt, daſs aus der klaren Lösung das schwer lösliche Zinndoppelsalz der neuen Base sich auszuscheiden beginnt und daſs dieses auch bei fortgesetztem Erwärmen nicht wieder gelöst wird; beim Erkalten wird es in schönen weiſsen, tafelförmigen Krystallen nahezu vollständig abgeschieden. Durch Behandeln des so erhaltenen Zinndoppelsalzes mit Zink wird daraus die Zinkdoppelverbindung gewonnen. Man nimmt hierzu nicht mehr Wasser, als nöthig ist, um das entstehende Zinkdoppelsalz in der Hitze in Losung zu halten 5 dasselbe krystallisirt dann beim Erkalten in weiſsen Nadeln rein aus. Durch Zersetzen dieser Verbindung mit Aetzkali im Ueberschusse wird daraus die freie Base gewonnen; dieselbe scheidet sich in der Form von Oel ab, welches beim Erkalten zu harten, wenig gelblich gefärbten Krystallen erstarrt. Das Tetrahydroparachinanisol ist in kaltem Wasser sehr schwer, in heiſsem etwas leichter löslich; Alkohol, Aether, Petroleumbenzin lösen es mit Leichtigkeit; aus Alkohol krystallisirt es in weiſsen, gut ausgebildeten Prismen. Die Base schmilzt bei 42 bis 430 und siedet bei 282 bis 2830 (uncorrigirt) ohne Zersetzung. Mit organischen und anorganischen Säuren, wie Oxalsäure, Weinsäure, Schwefelsäure und Salzsäure, bildet sie wohl charakterisirte, gut krystallisirende, wasserlösliche Salze. Bei der Einwirkung von Halogenalkylen sowie von Benzylchlorid auf die Base entstehen alkylirte bezieh. benzylirte Verbindungen. Durch Eisenchlorid, Bichromat, Chlorwasser wird die Lösung des Tetrahydrochinanisols und seiner Salze stark grün gefärbt; diese Reaction ist äuſserst empfindlich und für die Base und deren Salze typisch, weshalb die Bezeichnung „Thallin“ gewählt wurde. Ueber Amido-Alizarin. H. Brunner und E. Chuard (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 445) haben gefunden, daſs beim Erhitzen von Erythrit, Mannit, Glykose und Saccharose mit Nitroalizarin und Schwefelsäure ein und dasselbe β-Amidoalizarin, C14H5NH2(OH)2O2, gebildet wird. 1 Th. Nitroalizarin wurde z.B. mit 10 Th. concentrirter Schwefelsäure zu einem Breie angerührt, das Gemenge auf 90 bis 100° erwärmt und nun 5 Th. Erythrit, Mannit, Glykose oder Saccharose eingetragen. Es beginnt sofort eine lebhafte Reaction, die Masse schäumt auf, verdickt sich, wird dunkelbraun und es entweicht Schwefligsäure. Man läſst die Reaction so lange andauern, bis eine Probe mit Kalilauge eine rein blaue Farbe gibt; dann wird in Wasser gegossen, das sich ausscheidende Pulver bis zum Verschwinden der sauren Reaction gewaschen, getrocknet und mit Alkohol ausgezogen. Die nach dem Verdunsten des Alkohols sich ausscheidenden Krystalle wurden durch Umkrystallisiren aus Alkohol oder Eisessig gereinigt und zeigten alle Eigenschaften des β-Amidoalizarins: metallglänzende, dunkelrothe Prismen, welche theilweise unzersetzt sublimiren. In ätzenden Alkalien lösen sie sich mit blauer Farbe und geben diese Lösungen die für β-Amidoalizarin charakteristischen Absorptionsspectren. In Alkohol sind sie mit rothgelber, in concentrirter Schwefelsäure mit dunkelgelber und in Natriumcarbonat mit braunrother Farbe löslich. Thonerdebeizen werden dadurch roth, Eisenbeizen grau violett gefärbt. Bei allen Bereitungsweisen ist die Ausbeute sehr gering. Die Verfasser schlieſsen daraus u.a., daſs dem Alizarinblau die Constitutionsformel C6H4(CO)2C6H(OH)2.N(CH)2CH2 zukomme.