Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 92
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Arrowsmith's Sicherung für Schraubenwellen. Um den verhängniſsvollen Folgen eines Bruches im Wellenstrange bei Schraubenschiffen möglichst vorzubeugen, schlägt nach dem Engineer, 1885 Bd. 60 * S. 51 Arrowsmith in Manchester vor, wenigstens die am meisten gefährdeten Theile des Stranges, also das der Maschine nächstliegende Stück desselben und die in der Sternbüchse ganz unzugänglich liegende eigentliche Schrauben welle hohl anzuordnen und in der Höhlung einen im Falle eines Bruches als Nothwelle dienenden cylindrischen Kern unterzubringen. Dieser Kern ist mit der denselben umgebenden eigentlichen Welle nicht verkeilt, überträgt daher, so lange diese nicht zerstört ist, keine Arbeit und wird nicht auf Verwindung beansprucht. Bei einem Bruche der Welle bleibt daher der innere Kern auch unversehrt und kann zunächst die beiden Stücke der Hauptwelle in ihrer Lage erhalten und so weiterer Zerstörung vorbeugen. Sodann lassen sich aber auch die beiden Stücke der Hauptwelle durch Schrauben, welche zu beiden Seiten der Bruchstelle durch die Wandungen hindurchgeführt werden, mit dem Kerne verkuppeln, so daſs dieser im Stande ist, wenigstens soviel Kraft zu übertragen, um das Schiff steuerfähig- zu erhalten. Hentschel's Heizbatterie für Eisenbahnwagen. Josef Hentschel in Wien (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 32208 vom 23. September 1884) hat Heizkästen construirt, welche in den Boden der Eisenbahnwagen eingelassen werden und diese durch Dampfluftheizung erwärmen sollen. Die Heizkästen sind mit cylindrischem doppeltem Blechmantel und doppeltem Blechboden versehen; der Zwischenraum des ersteren ist mit schlechten Wärmeleitern ausgefüllt und in den des letzteren kann die Auſsenluft eintreten und gelangt hieraus durch den durchlöcherten oberen Boden sowie durch einige durchlöcherte lothrechte Röhren in das Innere des Heizkastens. In denselben sind als Heizkörper mehrere linsenförmige Zellen über einander angeordnet, in welche Dampf eingelassen wird. Die zuströmende Auſsenluft soll nun die Linsen umspülen und dann erwärmt durch den mit Oeffnungen versehenen Deckel des Heizkastens in den Wagenraum treten. Für eine gute Ausnutzung der Heizfläche ist aber die Anordnung derselben in mehreren über einander liegenden, fast wagerechten Ebenen höchst unzweckmäſsig; auch dürfte die Herstellung der Heizkasten zu kostspielig und ihre Dichtung sehr schwierig sein. (Vgl. Peschlow 1880 237 288.) Carpentier's galvanisches Element mit kreisender Flüssigkeit. J. Carpentier hat nach den Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 849 ein galvanisches Element mit einer Flüssigkeit (Bichromat) hergestellt, bei welchem die Flüssigkeit nach dem Gesetze des Hebers kreist und sich an den Elektroden ersetzt. Im Inneren eines Kohlencylinders wird ein Zinkstab aufgehängt und, wenn durch die Thätigkeit des Elementes das Zink sich löst und die Dichte der dasselbe umgebenden Flüssigkeit dadurch gröſser wird, so senkt sich dieselbe und es flieſst dafür frische Flüssigkeit aus dem ringförmigen Raume zwischen der Kohle und dem diese enthaltenden Glasgefäſse durch eine Anzahl von Löchern, welche in der Kohle nahe an deren oberen Rande angebracht sind, in den inneren Raum ein. Man kann mehrere Elektrodenpaare in einem gemeinschaftlichen Glase unterbringen, trennt sie dann jedoch durch Scheidewände aus Kautschuk oder Glas, welche oben und unten mit kleinen Oeffnungen zur Förderung des Kreislaufes der Flüssigkeit versehen werden. Einfluſs der Gebirge auf Wärmevertheilung, Niederschläge und Winde. Wie J. Hann in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1885 S. 102 zeigt, haben die Berggipfel im Allgemeinen wesentlich mildere Winter als die Thäler, aber kühlere Sommer. Daſs die Wärmeabnahme mit der Höhe im Winter geringer ist, erklärt sich dadurch, daſs man mit der Erhebung über die Thalsohle nicht selten in mildere Luft kommt, und zwar hat sich gezeigt, daſs diese Erscheinung dann eintritt, wenn sich das betreffende Alpengebiet in einem sogen. Barometermaximum befindet. Ein solches Gebiet ist immer durch vollkommene Windstille ausgezeichnet; die Luft sinkt langsam aus der Höhe herunter und flieſst nach allen Seiten ab. Die Temperatur ist dann im Alpengebiete höher als in den umliegenden Niederungen. So hatte im December 1879 Wien in der zweiten Kälteperiode – 17°, während die Temperatur auf den Höhen der Raxalpe beim Carl Ludwigs-Hause 0° betrug. Die Ursache der gröſseren Regenmengen im Gebirge ist darin zu suchen, daſs die Berge als mechanisches Hinderniſs wirken und die Luftströmungen zwingen, in die Höhe zu steigen. Beim Aufsteigen der Luftmasse dehnt sich dieselbe aus, leistet dabei eine Arbeit und erkaltet. Diese dynamische Erkältung ist die Hauptursache der Niederschläge und nicht, wie früher geglaubt wurde, die Mischung kalter und warmer Luftschichten. Je höher die Temperatur der aufsteigenden Luft ist, eine desto ausgiebigere Verdichtung der Wasserdämpfe und Abkühlung findet beim Aufsteigen statt. Wo sich die Luft zuerst abkühlt, dort wird die Niederschlagsmenge am stärksten sein, und je mehr die Luft abgekühlt ist, desto geringer ist der Niederschlag. Damit hängt wohl der Umstand zusammen, daſs in den hohen Lagen der Alpen der Schnee nur in feinen Eisnadeln fällt. Das Zunehmen der Regenmenge mit der Höhe verursacht die gröſsere Häufigkeit der Niederschläge. Während die Menge mit der Höhe abnimmt, steigert sich die Häufigkeit und dies kommt daher, daſs fast alle Luftmassen genöthigt sind, ihren Wasserdampf in den hohen Lagen abzusetzen. Gebirge erzeugen aber auch eigene Luftströmungen in Folge der Lufterwärmung, Nachts thalabwärts, am Tage thalaufwärts und dadurch örtliche Niederschläge. Im Arlbergtunnel steht die Luft von etwa 9 bis 11 Uhr Vormittags still, dann aber bricht Westwind durch. Das Thal, in welches sich der Tunnel gegen Westen öffnet, hat eine Seehöhe von 560m, das Rheinthal, von welchem aus die Winde hereinbrechen, hat eine Höhe von nur 430m und die Achse des Tunnels liegt ungefähr in einer Höhe von 1300m. Dagegen liegt die Ostseite des Tunnels bei Landeck 800m hoch und senkt sich das Innthal nur langsam gegen Innsbruck, welches 600m hoch liegt. Es dehnt sich daher auf der Westseite eine Luftsäule von 800m aus, auf der Ostseite dagegen eine solche von nur 500m. Die durch die Temperaturerhöhung dt einer Luftsäule von der Höhe h und Temperatur T bewirkte Drucksteigerung berechnet sich aus d\,p=\frac{b\,h}{29,3\,T^2}\,d\,t. Diese Formel gibt für die Westseite dp = 0,212 dt, für die Ostseite dp = 0,133 dt. Rechnet man mit den gröſsten Unterschieden, welche für die Temperaturzunahmen zwischen 7 Uhr und 2 Uhr auf. beiden Seiten beobachtet wurden, nämlich 5,7° für die West-, 7,7° für die Ostseite, so ergibt sich noch immer ein Ueberdruck von 0mm,2 Quecksilbersäule für die Westseite, so daſs sich daraus das Auftreten eines wesentlichen Luftzuges wohl erklärt. In Wirklichkeit dürfte die Erwärmung beiderseits in der Regel nicht so verschieden sein und daher auch ein stärkerer Druck mit erschied auftreten. Es erscheint sonach für die natürliche Lüftung eines Tunnels im Allgemeinen als ein günstiger Fall, wenn sich derselbe in zwei verschieden hoch gelegene Thäler öffnet. Verfahren zur Herstellung von Glasmalereien. V. Blüthgen in Freienwalde (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 32 vom 21. Juni 1884) verwendet zur Nachahmung von Glasgemälden gefärbtes Collodium oder Gelatine, welche, durch Aufgieſsen oder guſsartiges Auftragen auf die Gegenstände gebracht, wieder durchsichtige oder durchscheinende Farbschichten bilden und wobei die Begrenzungen bei Glasplatten durch Metallfolie, auf helioplastischem Wege oder durch die vorher aufgegossene Farbschicht gebildet werden kann, indem im letzten Falle das Ueberflüssige durch Ausschneiden und Fortnehmen entfernt wird. Ueber die Löslichkeit einiger Salze in Wasser. G. A. Raupenstrauch (Monatshefte der Chemie, 1885 S. 563) hat die Löslichkeit einiger Salze bei verschiedenen Temperaturen untersucht. Von seinen Ergebnissen kommen hier folgende in Betracht. Die Löslichkeit des Chlornatriums in 100 Th. Wasser ist: Löslichkeit nach Temp. Raupenstrauch Andreae     0° 35,571 35,63 10 35,684 35,69 20 35,853 35,83 30 36,079 36,03 40 36,361 36,32 50 36,699 36,67 60 37,091 37,06 70 37,541 37,51 80 38,046 38,00. Zum Vergleiche sind die bezüglichen Zahlen von Andreae aus dem Journal für praktische Chemie, 1884 Bd. 29 S. 456 beigesetzt. Die Versuche mit Gyps ergaben folgende Zahlen für schwefelsaures Calcium: Temp. Löslichkeit Temp. Löslichkeit     0° 0,1765   50° 0,2083 10 0,1922 60 0,2032 20 0,2039 70 0,1960 30 0,2107 80 0,1868 40 0,2115 90 0,1757. Gyps, bei 125 bis 130° gebrannt, nimmt das Krystallwasser leicht wieder auf und zeigt schon nach 2½stündigem Schütteln die Löslichkeit des ungebrannten Gypses. Gyps, bei 250° und darüber gebrannt, ist löslicher als Krystallwasser haltiger; bei 250° gebrannt, zeigt die Lösung schon nach 10 Tagen den normalen Gehalt, bei Rothglut gebrannt, erst nach 10wöchentlichem Stehen. Je höher also die Temperatur war, bei welcher er gebrannt wurde, um so längere Zeit ist erforderlich, bis die Lösung auf den normalen Gehalt herabgeht. Verfahren zum Reinigen von Gerbstofflösungen. Nach J. Doutreleau und Comp. in Graville (D. R. P. Kl. 12 Nr. 32632 vom 16. Oktober 1884) werden Gerbstoff haltige Flüssigkeiten dadurch gereinigt, daſs man sie mit Lösungen von Aluminiumthiosulfat oder von solchen Salzen, welche Aluminiumthiosulfat bilden (wie schwefelsaure Thonerde oder Alaun und Natrium- oder Bariumthiosulfat), versetzt und erwärmt. Zur Kenntniſs der Cocablätter. In der Fabrik von E. Merck in Darmstadt wurde aus Cocablättern neben Cocaïn ein bis dahin unbekanntes Alkaloid erhalten, welches ein Benzoylecgonin, C16H19NO4, ist. Nach Z. H. Skraup (Monatshefte für Chemie, 1885 S. 556) wird dasselbe durch Salzsäure in Ecgonin und Benzoesäure gespalten. In Methylalkohol gelöstes Benzoylecgonin gibt beim Erhitzen mit Natriummethylat und Jodmethyl Cocaïn. – W. Merck (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 2264) erreichte denselben Zweck durch Erhitzen des Benzoylecgonin mit Jodmethyl und Kali: C16H19NO4 + CH3J + KOH = C17H21NO4 + KJ + H2O oder mit Jodmethyl und Methylalkohol. Das so synthetisch hergestellte Cocaïn hat genau dieselben Eigenschaften wie das als Heilmittel geschätzte natürliche Cocaïn. Zur Prüfung des Rosenöles. F. A. Flückiger (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 185) mischte 0g,5 eines unzweifelhaft echten Rosenöles aus Kazanlik mit 2g,5 Chloroform und 10g Weingeist von 0,83 sp. G. Es schieden sich 47mg, also 9,2 Proc. Stearopten aus. Von Schimmel und Comp. in Leipzig hergestelltes Rosenöl gab 28,8 Proc. Stearopten. Hanbury fand in verschiedenen Rosenölen 4,3 bis 68 Proc. Zur Prüfung von Rosenöl kann an eine Bestimmung des Stearoptens nicht gedacht werden, obschon dieselbe eigentlich wohl zu empfehlen wäre. Denn je mehr des geruchlosen Stearoptens ein Oel enthält, desto weniger wird der allein werthvolle riechende, flüssige Antheil betragen, vorausgesetzt, daſs keine Fälschung vorläge; dies ist aber immer der Fall, bis gewissenhafte Fabriken den Artikel in die Hand nehmen, wozu, wie erwähnt, in Leipzig ein guter Anfang gemacht worden ist. Zur Bestimmung des Mangans in Legirungen. Zur Bestimmung des Mangans in Legirungen fällt Diehl (Chemische Industrie, 1885 S. 206) Eisen und Mangan zusammen, glüht, wiegt und bestimmt das Eisen, so daſs sich Mangan aus dem Unterschiede beider Bestimmungen ergibt. Dabei hat sich gezeigt, daſs nur die kohlensauren und organischsauren Alkalien, welche durch Oxydationsmittel alkalisch werden können, zu hohe Zahlen ergeben, weil Alkali in das Mangansuperoxyd eingeht, welches sich nicht auswaschen läſst. Dagegen sind Alkalien mit starken Mineralsäuren, sowie Ammonsalze unschädlich. Man hat bei Legirungen daher nur mittels Schwefelwasserstoff die Metalle abzuscheiden und kann in den meisten Fällen im Filtrate das Mangan mit dem Eisen mittels Brom und Ammon fällen. Die Bestimmung des Eisens in dem geglühten Niederschlage von Mn3O4 + Fe2O3 ist einfach und genau, besonders wenn man nach dem Lösen und Eindampfen in Salzsäure mit ausgekochtem Wasser aufnimmt und die Ausscheidung des Jodes mit Jodkalium im Kohlensäurestrome vor sich gehen läſst. In 1½ Tagen kann man eine genaue Mangan- und Eisenbestimmung ausführen. Zur Kenntniſs der Antimoniate. Nach Versuchen von G. v. Knorre (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 2353) entspricht die Zusammensetzung des antimonsauren Kaliums bei 100° getrocknet der Formel: K2H2Sb2O7.2H2O, die des sauren Salzes: 2K2O3Sb2O5 + 7H2O, des antimonsauren Natriums, kalt gefällt, der Formel Na2H2Sb2O7.6H2O. Zur Erkennung von Stickstoffsäuren und Chlor. Nach H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 277) ist Diphenylamin das schärfste Reagens auf Stickstoffsäuren; Verfasser löst 1g Diphenylamin in 30cc wasserfreien Alkohol und setzt 180cc reine Schwefelsäure zu. Man gieſst nun in ein Reagensglas 3 bis 4cc der zu prüfenden Flüssigkeit und läſst von der Diphenylaminsulfatlösung 1 bis 1cc,5 in der Weise eintlieſsen, daſs diese Lösung an der Innenwand sanft niedergleitet und sich am Grunde der zu prüfenden Flüssigkeit ansammelt. Sind Spuren der Stickstoffsäuren, Nitrate oder Nitrite gegenwärtig, so färbt sich hierbei gewöhnlich die ganze Diphenylaminsulfatlösungsschicht blau. Noch geringere Spuren der Stickstoffsäuren erkennt man durch Mischen der Flüssigkeiten und Einflieſsenlassen von 1cc Schwefelsäure; die Berührungsschicht färbt sich jetzt blau. Freies Chlor gibt dieselbe Reaction, nicht aber die folgende mit Phenol, welche darin besteht, daſs man die zu untersuchende Flüssigkeit mit Salzsäure stark sauer macht, etwa mit ⅓ Vol. der 25 procentigen Salzsäure versetzt, nun einige Phenol- oder Carbolsäurekrystalle dazu gibt und bis auf 80 bis 90° erhitzt. Bei Gegenwart jener Stickstoffsäuren tritt rothe oder dunkle Färbung ein. Dieses Reactionsverfahren wird bedeutend verschärft, wenn man reine Schwefelsäure zuflieſsen läſst. Dimethylamidoazobenzol als Indicator. Nach B. Fischer (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 434) ist der bei der Verwendung von Methylorange als Indicator in der Alkalimetrie auftretende Farbenübergang aus Orange in Nelkenroth weniger scharf als die gleiche Umwandelung des Citronengelb von Dimethylamidoazobenzol, C6H5.N2.C6H4N(CH3)2. Zur Darstellung desselben löst man 9,3 Th. (1 Mol.) Anilin in 30 Th. (2 Mol.) 25 procentige Salzsäure und trägt in die mit Wasser verdünnte und gut abgekühlte Flüssigkeit unter Umrühren eine Lösung von 7g (1 Mol.) Natriumnitrit in Wasser ein. Die so erhaltene Flüssigkeit gieſst man nach kurzer Zeit m eine Lösung von 12g (1 Mol.) Dimethylanilin in 15g Salzsäure ein, läſst ein wenig stehen und fügt alsdann so viel Natriumacetat (etwa 30g) hinzu, daſs die Flüssigkeit deutlich nach Essigsäure riecht. Die sich abscheidenden Krystalle erhält man durch einmaliges Umkrystallisiren aus Alkohol in reinem Zustande; ihr Schmelzpunkt liegt bei 115°. Zur Anwendung löst man den Farbstoff in 200 Th. Spiritus. Gegen Kohlensäure ist auch dieses Reagens unempfindlich. Zur Unterscheidung aromatischer Diamine. Nach E. Lellmann (Liebig's Annalen, 1885 Bd. 228 S. 248) sind Orthodiamine von ihren Isomeren dadurch zu unterscheiden, daſs die Dirhodanate der ersteren beim Erhitzen auf 120 bis 130° Thioharnstoffe der allgemeinen Formel CxHy(NH)2CS bilden, welche durch heiſse alkalische Bleilösung nicht entschwefelt werden, zum Unterschiede von den unter denselben Operationsbedingungen entstehenden Verbindungen CxHy(NHCSNH2)2 der Meta- und Parareihe, welche eine solche Lösung sofort schwärzen. Man versetzt daher ein Salz des zu untersuchenden Diamins in wässeriger Lösung mit Rhodanammonium, dampft zur Trockne, erhitzt 1 Stunde lang auf etwa 120°, wäscht gut mit Wasser aus und behandelt sodann den Rückstand mit alkalischer Bleilösung. War ein Orthodiamin vorhanden, so bleibt selbst die siedende Lösung wasserhell, während bei Meta- und Paraabkömmlingen augenblicklich Schwärzung eintritt. Wird die Probe mit 2 Mol. Allylsenföl verbunden, so tritt, wenn ein Orthodiamin vorhanden ist, nach dem Schmelzen sofort kristallinisches Erstarren des gröſseren Theiles des Röhrcheninhaltes ein, oder letzterer zerfällt unter Abscheidung einer geringen Menge Flüssigkeit. Zur Sicherheit kann man auch einige Decigramm des Productes bis zur Zersetzung erhitzen, den festen Rückstand vom flüssigen durch Abpressen befreien, ersteren einmal umkrystallisiren und mit alkalischer Bleilösung behandeln; es darf keine Schwärzung eintreten, da beim Orthodiamin folgender Vorgang stattfindet: CxHy(NHCSNHC3H5)2 = CxHy(NH)2CS + CS(NHC3H5)2. Bei einem Metadiamin tritt dagegen vollständiges bleibendes Flüssigwerden ein; zur Prüfung schmilzt man den Thioharnstoffabkömmling vorsichtig in einem Schwefelsäurebade, welches 5 bis 8° über die mit dem Capillarröhrchen beobachtete Schmelztemperatur erhitzt ist; die Schmelze erstarrt in der Regel nach dem Entfernen des Bades glasig und läſst sich nach einmaligem Umkrystallisiren wieder als unverändertes Product erkennen. Lag ein Paradiamin vor, so tritt ebenfalls vollständiges Schmelzen, aber auch gänzliche Zersetzung ein. Das Bleichen der Wolle mit Wasserstoffsuperoxyd. Nach C. H. Löbner (Deutsches Wollengewerbe, 1885 S. 485) muſs die zum Bleichen mit Wasserstoffsuperoxyd bestimmte Wolle rein gewaschen sein. Verdünnt man das käufliche Wasserstoffsuperoxyd mit 10 Th. Wasser, so genügt ein Aufenthalt der Wolle von 30 bis 40 Minuten im Bleichbade. Die Wolle muſs genügend Spielraum in der Kufe haben, um leicht bewegt werden zu können, da dies den Bleichprozeſs beschleunigt. Bei 15 facher Verdünnung muſs man die Wolle etwas länger, etwa 1 Stunde im Bade verweilen lassen. Die dem Bleichbade entnommene Wolle setzt an der Luft, so lange sie noch feucht ist, den Bleichprozeſs fort und empfiehlt es sich deshalb, dieselbe nicht zu schnell abzutrocknen. Wo es die Einrichtung zuläſst, trockne man im Freien unter Einwirkung der Sonne, dann erhält man das schönste Ergebniſs. Zu groſse Hitze im Trockenraume ist besser zu vermeiden. Arbeitet man mit verdünntem Bleichwasser, so kann man die geringe Menge Indigocarmin, welche zur Erzeugung eines reinen Weiſs nothwendig ist, dem Bleichbade unmittelbar hinzufügen. Verwendet man dagegen concentrirtes Bleichwasser, so muſs man auf einem besonderen Bade abtönen, weil jenes sehr bald auch den Indigo entfärbt. Ohne Indigo aber erhält man auch mittels Wasserstoffsuperoxyd kein wirkliches Weiſs auf Wolle, weil gebleichte Schafwolle noch nicht weiſs ist. Bei stark gelben Wollen thut man gut, dem Bade noch einige Tropfen aufgelöstes Methylviolett hinzuzufügen; man verhütet dadurch, daſs das Weiſs einen grünlichen Stich bekommt.