Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 378 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Zuverlässige Belastung von Blei gegenüber
Druckbeanspruchung.
Ueber die Druckfestigkeit des Bleies hat Prof. C. Bach
in Stuttgart eine Reihe von Versuchen angestellt und in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S. 629 über deren
Ergebniſs berichtet, welches mit Rücksicht auf die häufige Verwendung des Bleies als
Druck ausgleichendes Mittel bei Brückengewölben u. dgl. allgemeinere Beachtung
verdient. Die Versuche ergaben, daſs gewöhnliches Guſsblei (sp. G. 11,33) in
Würfelform von etwa 8cm Seitenlänge Belastungen
bis 50k/qc dauernd
verträgt, während es, mit 72k/qc belastet, fortgesetzt, wenn auch sehr langsam,
ausweicht, d.h. nach allen Seiten „abflieſst“. Guſsblei in Form von Scheiben
von 16cm Durchmesser, 1cm,52 Stärke und 11,38 sp. G. verträgt eine
Belastung von 100k/qc dauernd; bei 150k/qc weicht es sehr langsam aus. Ob es unter dieser
Beanspruchung nach einer Reihe von Tagen vielleicht zum Stehen kommt, was zu
vermuthen ist, wurde nicht untersucht. Scheiben aus Weichwalzblei verhalten sich
nicht wesentlich verschieden von den Scheiben aus Guſsblei. Dagegen verträgt
Hartblei (von 11,11 sp. G.) in Form von Würfeln mit etwa 8cm Seitenlange eine Belastung von 250k/qc dauernd und
weicht erst bei 300k/qc fortgesetzt aus. In der Literatur (z.B. bei Reuleaux, bei Unwin-Fritz) wird die
Druckfestigkeit des Bleies mehrfach zu 500k/qc angegeben; diese Zahl ist nach obigen Versuchen
jedenfalls viel zu groſs.
J. Baxter's Feldkessel.
Auf der diesjährigen Erfindungsausstellung in London sind, wie im Iron 1885 Bd. 26 * S. 303 mitgetheilt wird, Feldkessel vorgeführt, welche nach J. Baxter's Plan von Adams und
Sohn in London ausgeführt sind. Diese Feldkessel sollen gegenüber den
gewöhnlichen ein schnelleres Kochen bei vereinfachter Bedienung ergeben; sie sind
ringförmig von runder oder elliptischer Form und in ihrem Umfange nur so viel von
einander verschieden, daſs sie zum Weiterschaffen leicht in einander gesteckt werden
können. Beim Gebrauche werden sie auf einem aus Steinen gebildeten Feuerraum oder
auf einem zu gleichem Zwecke hergestellten Loche im Erdboden über einander gestellt;
als Bekrönung wird ein Kessel ohne inneres Rohr jedoch mit Untersatz aufgesetzt;
letzterer hat eine seitliche Oeffnung, aus welcher die Feuergase, welche vom
Feuerraume aus die über einander stehenden Innenröhren der Kessel durchziehen, ins
Freie strömen. Die Kessel sind mit Riemen zur Handhabung versehen und werden in
zusammengestecktem Zustande durch einen Riemen zusammen gehalten.
Howard's Rindenmühle.
Zum Zerkleinern von Rinden für Gerbereizwecke u. dgl. bringen die Howard Iron Works in Buffalo nach dem Techniker, 1885 S. 235 eine einfache Mühle zur
Ausführung. In einem kurzen eisernen Cylinder sind mehrere concentrisch in einander
liegende Ringe von A-förmigem Querschnitte angeordnet, deren zwei Seitenflächen
gerieft sind. Die eine Hälfte dieser Ringe, einer um den anderen, sind an einem im
Cylinder oberhalb der Ringe festsitzenden Querkreuze befestigt, während die übrigen
mit einem unterhalb der Ringe angetriebenen Drehkreuze verbunden sind und sich
dadurch zwischen den festen Ringen drehen; zwischen je 2 Ringen tritt demnach eine
Zerkleinerung ähnlich wie bei gewöhnlichen Kaffeemühlen ein. Um groſse Stücke vor
dem Eintreten zwischen den Mahlflächen erst etwas zu zerreiſsen, besitzen die Ringe
an ihren oberen Kanten vorstehende Zähne und sind auſserdem zur Vertheilung des
Materials noch über den Ringen zwei Rührarme mit der drehenden Welle in
Verbindung.
F. Meyner's Dampf-Decatirapparat.
Die gebräuchlichen Apparate zum Dämpfen oder Decatiren von wollenen
Bekleidungsgegenständen, wie Strümpfe, Hüte u. dgl., bestehen aus einem einfachen
cylindrischen Kessel mit abhebbarem Deckel, in welchem gespannter Kesseldampf eine
Zeit lang auf die eingebrachten Gegenstände wirkt. Durch die äuſsere Abkühlung der
Apparatwände schlägt sich an denselben bei solchen Apparaten im Inneren Wasser
nieder, welches auf die zu behandelnde Waare tropft, so daſs dieselbe feuchter als
gewünscht wird und die Wirkung des Dämpfens herabgezogen wird. Zur Vermeidung dieses
Uebelstandes versieht F. W. Meyner in
Altenburg (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 32863
vom 3. April 1885) die Decatirapparate einfach mit Dampfmänteln; durch
dieselben wird Spannung und Temperatur des in den Apparat tretenden Dampfes besser
erhalten und damit auch die Waare besser decatirt.
Cardwell's Wasserabschluſs an Latrinen.
Einen Wasserabschluſs mit entfernbarem Schlammkasten, welcher vor anderen derartigen
Einrichtungen (vgl. H. Pietsch 1884 253 * 371) den Vortheil besitzt, daſs der Verschluſs
erhalten bleibt, auch wenn der Schlammkasten entfernt wird, gibt Rob. Cardwell in Liverpool im Sanitary Record, 1885 * S. 82 an. In den Behälter C ist ein besonderer Kasten A eingesetzt. Die
Abwässer flieſsen durch einen Rost e, welcher aus oben
abgeschrägten Stangen gebildet ist und auf ebensolchen Lagern ruht, um dem Schlamm
so wenig wie möglich Ansatzfläche darzubieten, in den Behälter und werden durch die
geneigte Platte d, die bis in das Wasser hineinreicht,
in den Schlammkasten A eingeführt. Nachdem sich dort
die festen Körper abgesetzt haben, flieſst das Abwasser in den Behälter C über. Der Schlammkasten ist mit Handhaben versehen,
so daſs er leicht herausgenommen und seines Inhaltes entleert werden kann, weshalb
auch die Platte d zum Aufklappen eingerichtet ist.
(Vgl. Mouras 1883 250
473.)
Textabbildung Bd. 258, S. 378
Bobenrieth's Träger mit Einschalter für
Jablochkoff-Kerzen.
Dem Ingenieur Bobenrieth in Lyon ist es gelungen, einen
Träger für Jablochkoff-Kerzen herzustellen, welcher zuverlässig die auf dem Träger
angebrachten Kerzen eine nach der anderen in Brand setzen soll. Alle Kerzen liegen
in Parallelschaltung im Stromkreise, ihre Zünder haben aber sehr verschiedenen
Widerstand, 20000 bis 100000 Ohm, während sie bei den gewöhnlichen Kerzen höchstens
15 Ohm haben. Bei der Schlieſsung des Stromes kommt nun zunächst diejenige Kerze in
Brand, deren Zünder den kleinsten Widerstand besitzt. Ist diese Kerze herabgebrannt,
so schmilzt ein Bleiring an ihr und unterbricht ihre Leitung, aber zugleich
entzündet sich nun diejenige Kerze, welche den nächst niedrigen Widerstand besitzt.
Ganz das nämliche geschieht im Falle eines zufälligen Erlöschens, der Bleiring
bleibt aber unversehrt, da die Stromunterbrechung zwischen den beiden Stäbchen der
erloschenen Kerze eintritt. (Nach der Revue
industrielle, 1885 * S. 305.)
Herstellung Majolica ähnlicher Metallplatten.
Nach J. G.
Müller in Schöneberg bei Berlin
(D. R. P. Kl. 48 Nr. 33199 vom 1. Januar 1885) werden
auf einseitig glasurten Metallplatten Muster mit erhabenen Begrenzungen in
feuerfester Porzellanfarbe gedruckt, dann innerhalb dieser Begrenzungen Glasflüsse
eingetragen und eingebrannt.
Nährwerth gekochter Kartoffeln.
Versuche von P. Wagner (Sächsische landwirthschaftliche
Zeitschrift, 1885 S. 369) bestätigen, daſs Kartoffeln beim Kochen mehr
Nährsalze verlieren und wässeriger werden als beim Dämpfen. Ungeschälte Kartoffeln haben auf 100 Th. eingebüſst:
Durch Dämpfen
Durch Kochenin Wasser
Rohasche
1,17
3,64
Kali
0,69
3,32
Phosphorsäure
0,03
1,12
Geschälte
Kartoffeln verloren:
Rohasche
7,28
28,86
Kali
6,93
38,33
Phosphorsäure
4,57
22,87.
Ueber den Einfluſs von Phosphaten auf Gährung.
Die Asche von Bierhefe enthält immer bedeutende Mengen von Phosphorverbindungen; nun
ist durch die Erfahrung bewiesen, daſs die Bierhefe in einer Flüssigkeit, welche
wenig Phosphorverbindungen enthält, sich nur spärlich entwickelt. Von vielen Seiten
wird angenommen, daſs Phosphorverbindungen auch die Gährung selbst befördern, so
daſs sogar in vielen Brauereien bei der Gährung Phosphorverbindungen zugesetzt
werden. Da die Ansicht, daſs Phosphorverbindungen die Gährung fördern, ganz
willkürlich und bis jetzt nicht durch nähere wissenschaftliche Untersuchung
bestätigt ist, haben A. G. Salamon und W. de Vere Mathew Versuche darüber angestellt, über
welche nun im Journal of the Society of Chemical
Industry, 1885 S. 376 berichtet wird. Hiernach findet sich keine Beziehung
zwischen Phosphor- und Stickstoffgehalt von Malz und aus Malz dargestellter
Bierwürze. Ferner wechselt der Phosphorgehalt in verschiedenen Sorten Malz und daher
auch in Bierwürze sehr; es spricht kein Grund dafür, daſs ein groſser Phosphorgehalt
in der Bierwürze auf die Beschaffenheit der letzteren oder auf die Gährung günstigen
Einfluſs ausübt. Die Versuche zeigen aber deutlich, daſs ein zu hoher Gehalt
schädlich wirkt. Das Vorhandensein von viel freier Phosphorsäure hat keinen
fördernden Einfluſs auf das Wachsthum der Hefe. Ein solcher würde sich bei
mikroskopischer Untersuchung der Gröſse der Zellen oder durch eine Abnahme des
Stickstoffgehaltes der Bierwürze zeigen. Es tritt im Gegentheile geringeres
Wachsthum ein und es wird nicht mehr Phosphor von der Hefe aufgenommen, als wenn
kein künstlicher Zusatz von Phosphorsäure gemacht wird. Dasselbe, ergibt sich bei
Zusatz von Kaliumphosphat, Calciumphosphat oder in Schwefligsäure gelöstem
Magnesiumphosphat anstatt freier Phosphorsäure. Zugabe von Ammonium oder
Ammonium-Magnesiumphosphat scheint eine geringe Zunahme der während der Gährung
assimilirten Phosphorsäure zu verursachen. Die Versuche ergaben aber keinen
fördernden Einfluſs für das Wachsthum der Hefe. Ammonium und
Ammonium-Magnesiumphosphat sind die einzigen Verbindungen, welche einen wenn auch
nur sehr geringen, fördernden Einfluſs ergeben. Die Menge Phosphor, welche während
der Gährung assimilirt wird, ist sehr gering und beträgt bedeutend weniger als die
des Stickstoffes. Der Phosphorgehalt von Bierwürze, welche allein aus Malz
hergestellt ist, sowie auch in Würze, welcher Brauzucker zugesetzt wurde, ist immer
gröſser als die von der Hefe während der Gährung aufgenommene Menge Phosphor.
Zur Untersuchung von Chlorkalium.
In der Staſsfurter Kaliindustrie und in den Potaschefabriken kommt es häufig vor,
daſs in dem zur Potascheherstellung bestimmten Chlorkalium, welches höchstens 0,5
Proc. Chlornatrium enthalten darf, letzteres genau bestimmt werden soll. Das
bisherige Verfahren, Chlorkalium, Chlormagnesium, schwefelsaures Calcium,
Unlösliches und Wasser zu bestimmen und Chlornatrium als Rest zu berechnen, ist
wegen des groſsen Verbrauches an Platinchlorid theuer, auſserdem ungenau.
E. Röttger und H. Precht
haben nun nach den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft 1885 S. 2076 diese Uebelstände dadurch beseitigt, daſs sie die
Probe mit Alkohol ausziehen, in welchem Chlornatrium leichter löslich ist, um es so
von der gröſsten Menge des Chlorkaliums zu trennen. 100 Th. 90 gewichtsprocentiger
Alkohol löst bei 15° 0,345 Th. Chlornatrium und nur 0,073 Th. Chlorkalium.
20g des fein zerriebenen Chlorkaliums werden in
einem Becherglase mit etwa 40g 90
gewichtsprocentigen Alkohol Uebergossen, mit einem Glasstabe öfter umgerührt, nach ½
Stunde mit 0cc,5 einer 10procentigen
Kaliumcarbonatlösung tropfenweise unter Umrühren versetzt und 3 mal abgegossen. Ein
Zusatz von Kaliumcarbonat ist deshalb erforderlich, um das mit in Lösung gegangene
Chlormagnesium als Carbonat zu fällen. Es genügt dazu die oben angegebene Menge, da
im 98procentigen Chlorkalium der Gehalt an Chlormagnesium unter 0,2 Proc. bleibt.
Der ungelöst gebliebene Rückstand wird auf dem Filter noch einige Male ausgewaschen,
das Filtrat in einer Platinschale eingedampft, der Verdampfungsrückstand gelinde
geglüht und gewogen. Im Glührückstande wird das Chlorkalium mit Platinchlorid
bestimmt und das Chlornatrium aus dem Unterschiede berechnet.
Handelt es sich darum, in möglichst kurzer Zeit eine Chlornatriumbestimmung im
98procentigen Chlorkalium auszuführen, so bringt man 20g von dem fein zerriebenen 98procentigen Chlorkalium in ein auf 110cc getheiltes Kölbchen (10cc entsprechen dem Volumen des angewendeten
Chlorkaliums), füllt etwa zu ¾ mit 90 gewichtsprocentigem Alkohol, schüttelt öfter
um, setzt nach ½ Stunde 0cc,5 einer 10procentigen
Kaliumcarbonatlösung hinzu, füllt hierauf bis zur Marke an und schüttelt nochmals
um. Nachdem sich die Flüssigkeit geklärt hat, hebt man mit der Pipette 50cc ab, dampft ein und verfährt wie oben.
Verfahren zur Herstellung von substituirten
Salicylsäuren.
Nach F. W.
v. Heyden in Dresden (D. R. P. Kl. 12 Zusatz Nr. 33635 vom 10. Mai 1885) läſst
sich das Verfahren von R. Schmitt (1885 255 259) auch zur Darstellung von substituirten
Salicylsäuren benutzen, indem man die substituirten Phenolate der Alkalien und
Erdalkalien, insbesondere die halogenisirten Phenolate, wie dort angegeben, mit
Kohlensäure sättigt und darauf im Druckkessel auf 120 bis 140° erhitzt. Als Beispiel
sei hier die Bildung von Chlorsalicylsäure aus Chlorphenol angegeben:
C6H4.Cl.ONa + CO2 = C6H4ClO.CO.ONa. C6H4ClO.CO.ONa = C6H3Cl.COONa.OH.
Ein neues Cumidin.
W. Engel (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 2229) untersuchte ein Rohcumidin, welches durch
Erhitzen von salzsaurem Xylidin und Methylalkohol auf 250° bei 20at erhalten wurde. Das dunkle Oel wurde mit
Salzsäure behandelt, das salzsaure Salz mit Natronlauge destillirt. Aus dem bei 225
bis 227° siedenden Antheile wurde durch Kochen mit Eisessig eine bei 112°
schmelzende Acetylverbindung erhalten, welche bei der Destillation mit Kali ein
neues, bei 223° siedendes Cumidin gab. Das Chlorhydrat, C9H13N.HCl, ist leicht löslich in
Wasser.
Bleichen von Stroh; von Emil C. F. Rzehak in Guben.
Das Stroh läſst sich schön und dauerhaft auf folgende Weise bleichen: Man weicht es
zuerst im lauwarmen Wasser ein und läſst 6 bis 8 Stunden liegen, bringt es dann in
ein 30 bis 36° warmes, schwach alkalisches Bad von 1 bis 2° B., am besten ein
Seifenbad, spült und legt es in ein kaltes Bad, welches 115 bis 120g Kaliumpermanganat auf 10k Stroh enthält. Dann wird wieder mit kaltem
Wasser begossen und in eine verdünnte Lösung von unterschwefligsaurem Natron
gebracht, welche man kurz vor dem Einbringen des Strohes mit Salzsäure versetzt. Man
nimmt gewöhnlich auf 120g Permanganat 750g Thiosulfat und 1k Salzsäure, läſst 10 bis 12 Stunden liegen, wobei das Holzgefäſs gut
zugedeckt bleibt. Nach der Bleiche muſs tüchtig in reinem Wasser gespült werden.