Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 465
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Barth's Schaufelrad für Dampfschiffe. Nach dem Vorschlage von A. F. Barth in Groſsenhain (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 31284 vom 10. August 1884) wird ein Schaufelrad in einem Gehäuse derart angeordnet, daſs es nicht nur mit seinen Schaufelenden treibend arbeitet, sondern auch seitlich Wasser ansaugt, um dasselbe am inneren Umfange des Gehäuses durch die Centrifugalwirkung herum zu führen und beim Austritte aus dem Gehäuse stoſsend auf das Fahrwasser wirken zu lassen. In dieser Weise sollen bei kleinen Abmessungen des Propellers groſse Wassermassen zum Antriebe des Schiffes in Bewegung gesetzt und hohe Geschwindigkeiten angewendet werden. Die Schaufeln b treten aus dem unten offenen Gehäuse g heraus. Bei ihrem Umlaufe saugen sie Wasser durch die Oeffnungen e in Kammern d des Gehäuses hinein; dieses Wasser soll in dem Gehäuse herumgetrieben und am Ausgange von den Schaufeln gegen das Fahrwasser geschleudert werden. Textabbildung Bd. 258, S. 465 Der 134m,6 hohe Schornstein der Mechernicher Bleihütte. In der Mittheilung S. 140 d. Bd. ist die geringe Grundfläche des Schornsteines von nur 11m im Quadrat aufgefallen, bei welcher nach überschlägiger Berechnung auf 1qm Baugrund eine Last von rund 44000k (ohne Berücksichtigung des Winddruckes) kommen würde, während es sonst für bedenklich gilt, guten Baugrund mit mehr als 25000k/qm zu belasten. Die Direktion der Mechernicher Hütte theilt nun der Bauzeitung, 1885 S. 556 mit, daſs der Grundbau des fraglichen Schornsteins mit 0m,5 Böschung an jeder Seite ausgeführt worden ist und an der Erdoberfläche 11m, auf der Sohle der Baugrube dagegen 12m im Quadrat miſst; hierzu kommen noch zwei vorspringende Pfeiler an der Seite der Einführung des Rauchkanales von zusammen 2qm,0. Die belastete Bodenfläche beträgt mithin 146qm. Das Gesammtgewicht des Bauwerkes beträgt nach näherer Berechnung 5512650k. Die Belastung auf 1qm Baufläche stellt sich mithin auf 37757k. Der Baugrund besteht aus festem Grauwackenschiefer, welchem man eine noch gröſsere Belastung zutrauen darf. Die aus der Baugrube ausgehobenen Steine werden bei minder wichtigen Bauten gröſstentheils wieder als Mauersteine verwendet. Kraftbedarf von Ringspindeln. Bei Gelegenheit einer Versammlung amerikanischer Baumwollspinner berichtete Channing Whitaker in Lowell über Messungen des Kraftbedarfes von Ringspindeln unter verschiedenen Zuständen der Schmierung und Antriebsschnurenspannung. Es kamen nach Engineering, 1885 Bd. 40 S. 183 auf 1e bei: 8934 Umdrehungen in der Minute   71,6 Spindeln 7573   91,6 6905 105,0 6418 118,0 5413 155,6 wobei die Schmierung in vorzüglicher Weise mittels neuerer Einrichtungen erfolgte und die Schnurenspannung im besten Zustande war. Messungen an 2 in schlechtem Zustande befindlichen Spinnbänken, an denen die Schmierung durch ein für diesen Zweck zu dickes klebriges Oel erfolgte und die Schnurenspannung von 1k,86 bis zu 3k,36 schwankte, ergaben folgende Ziffern: Spindeldrehungen Spindel auf 1e 1. Bank 99479073797670516604   62,5  66,5  99,4111,5132,0 2. Bank 79357260673761545971560852184917     56    57    76    88    85  100  110  132 Es ergibt sich daraus ein bedeutend geringerer Kraftverbrauch bei guter Schmierung und sicherem Antriebe der Spindeln und die Nothwendigkeit der öfteren Untersuchung der Spindel in Bezug auf die Gleichmäſsigkeit der Schnurenspannung. Anlage zur Herstellung von Preſskohlen. Auf der Antwerpener Ausstellung 1885 zeigten die Kohlenwerke von Couillet in Belgien Erzeugnisse und Pläne ihrer Anlage zur Herstellung von Preſskohlen aus kleineren Stücken und Staub von Steinkohlen. Die Preſskohlen sind in Ziegelform, wenn sie mit Asphalt, oder in Form von Cylindern mit geraden oder abgerundeten Endflächen, von Kugeln und Ellipsoiden, wenn sie aus erdiger Kohle und Schlämmen hergestellt werden. Während letztere eine zweckmäſsige Verwendung zum Heizen von Oefen finden, werden die Kohlenziegel, welche bei einer Gröſse von 30cm Länge, 20cm Breite und 10cm Dicke durchschnittlich 7k,5 wiegen, in mehreren Gütesorten geliefert, wovon die besseren zum Heizen von Dampfkesseln, zur Feuerung von Glüh- und Brennöfen, die geringeren zur Stubenheizung u. dgl. benutzt werden. Die Kohlenziegel werden erzeugt: 1) aus gewaschenen Kohlen erster Güte mit höchstens 5 bis 7 Proc. Aschengehalt, 2) aus halbfetten, gewaschenen Kohlen von bis auf 7,5 Proc. herabgemindertem Aschengehalte, 3) aus unmittelbar geförderten, also nicht gewaschenen Kohlen und 4) aus den Rückständen bei der Wäsche der Kleinkohlen. Die ganze Anlage (vgl. Zeche Karoline 1883 249 * 159) umfaſst nun 2 Aufbereitungsanlagen, 3 Einrichtungen zur Herstellung von Preſsziegeln, 2 Einrichtungen zur Herstellung von rund geformten Preſskohlen, die nöthigen Einrichtungen zur Dampferzeugung (6 Flammrohrkessel von je 50e) und Kraftmaschinen, sowie den übrigen Baulichkeiten. Jede Aufbereitungsanlage hat eine Anzahl Siebtrommeln und Stoſsherde, welche die kleineren Förderkohlen in Stücke von 40 bis 60mm, von 8 bis 40mm und in Staub abtheilen. Die gröſsten Stücke werden von Hand ausgelesen und für sich in den Handel gebracht; die kleineren Stücke kommen auf eine Kohlenwäsche (System Meynier) und werden dort wieder in drei Gröſsen sortirt, welche auch in den Handel kommen. Nur der Staub und die klare Kohle unter 8mm Korngröſse bleiben zurück und werden dann in Trockenthürme gebracht. Die Maschinen und Apparate zur Herstellung der Preſskohlen (vgl. 1879 235 * 97) sind in einer 60m langen und 15m breiten Halle untergebracht und umfassen für jede Einrichtung zur Herstellung der Preſsziegel: 1 Zimmermann'scher Apparat, 1 Carr'sche Schleudermühle, 1 Zerkleinerungsvorrichtung für den Asphalt, 1 Ueberhitzungsapparat, 1 Knet- und Mischmaschine und 1 Hanrez'sche Presse mit Drehtisch, welche bei jedem Kolben Wechsel 2 Ziegel herstellt und 18 Kolbenwechsel in der Minute macht, sowie die nothwendige Betriebsmaschine (50e) und Transportvorrichtungen. Die Leistung einer solchen Einrichtung beträgt hiernach (bei Berücksichtigung des oben angegebenen Ziegelgewichtes) 388t in 24 Stunden, so daſs die Leistung aller drei Einrichtungen, wenn Störungen, Stillstände u. dgl. mit berücksichtigt werden, auf 1200t täglich zu veranschlagen ist. Jede der beiden Einrichtungen zur Herstellung der rund geformten Preſskohlen (vgl. Billan 1882 245 * 109) umfaſst: 1 Mischmühle zur Verkleinerung und Mischung, 1 Knetmaschine, 1 Middleton'sche Presse für die noch mit Asphalt dargestellten Preſskohlen und 1 Presse mit offenen Formen zur Herstellung der Preſskohlen aus magerem Staube. Die Middleton'sche Presse liefert stündlich 5t Formstücke von 4k,5 oder 1k,5 Gewicht, während die andere Presse 100 Kugeln in der Minute liefert. Die nassen Stücke werden vom Drehtische der Pressen von Hand abgenommen und auf eiserne Hürden, die auf Wagen angebracht sind, gelegt, auf welchen sie in 15m lange Trockenöfen gefahren werden und 8 Stunden zur vollkommenen Austrocknung darin verbleiben. Diese Trockenöfen, von denen 14 vorhanden sind, werden von den abziehenden Gasen der Dampfkessel geheizt. Ausschalter für Glühlampen. Die Leipziger Maschinen- und Dampfkesselarmaturen-Fabrik Schumann und Koppe in Leipzig (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 33006 vom 17. März 1885) benutzt zur Stromschlieſsung in Glühlampen einen Contactbolzen A, welcher in der einen in der Figur ersichtlichen Lage mit zwei Contactringen B und D Contact macht. Wird der Bolzen A dagegen in seiner Längsrichtung um ein Stück verschoben, so tritt eine entsprechend dünnere Stelle C desselben in den einen Contactring D ein, so daſs nunmehr die Leitung in diesem Ringe unterbrochen ist. Ein Riegel F mit zugeschärftem Ende, welcher durch eine Feder von unten her in die eine oder die andere von zwei Auskehlungen des Bolzens A eingedrückt wird, sichert den letzteren in beiden Lagen und der an dem Bolzen A sitzende und bei dessen Hin- und Herschiebung in einem Schlitze gleitende Stift s verhütet eine Drehung des Bolzens. Textabbildung Bd. 258, S. 467 Verfahren zur Herstellung elastischer, formbarer Massen. Nach W. Grüne in Berlin (D. R. P. Kl. 39 Nr. 33444 vom 16. April 1885) werden thierische, Leim gebende Gewebe, Leder und rohe Häute behufs Erzielung elastischer, formbarer Massen und Leder derart behandelt, daſs die Gewebe u. dgl. mit einer Lösung von Glycerin oder Zucker in Wasser getränkt, darauf mehr oder weniger getrocknet und zum Schlusse der Einwirkung trockenen, heiſsen Wasserdampfes ausgesetzt werden. Zur Desinfection von Lumpen. Nach einer Mittheilung von G. Kraft in der Papierzeitung, 1885 S. 1804 hat die Quarantäne-Commission auf Grund der Versuche von Smith die Desinficirung der in New-York vom Auslande ankommenden Lumpen mit Schwefligsäure (vgl. 1885 255 451) als genügend anerkannt. Ueber den Bromgehalt des Meerwassers. E. Berglund (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1885 S. 2888) hat in mehreren Proben Meerwasser den Gehalt an Chlor und Brom bestimmt: Brom auf100g Chlor Chlorgehaltin 1l Wasser mg g Nordsee: N. Br. 55°        O. L. 1° 15' 330 18,97 N. Br. 54° 24'  O. L. 4° 10' 344 19,15 Daselbst aus 53m Tiefe 344 19,18 Atlantischer Ocean: N. Br. 43°   4' W. L.   9° 43' 337 19,96 N. Br. 46° 10' W. L. 35° 35' 341 19,75 N. Br. 34° 52' W. L. 59° 57' 340 20,21 Golf von Mexico: N. Br. 26°   4' W. L. 88° 51' 341 19,96 Mittelmeer: N. Br. 39° 35'  O. L. 14°   8' 343 20,67 Adriatisches Meer: N. Br. 43° 58'  O. L. 13° 39' 341 21,17 Kattegat: bei Nidingen 337 12,74 Ostsee: 25km östlich von Moen 316   5,38 Mündung von Gotaelf bei Gothenburg aus 8m Tiefe 344 14,87 Aus den obigen Zahlen geht hervor, daſs die älteren Bestimmungen im Allgemeinen viel zu hoch ausgefallen sind und der verhältniſsmäſsige Bromgehalt des Meerwassers, wie es zu erwarten war, überall ungefähr derselbe ist. Zur Untersuchung von kohlensaurem Lithium. Bei der maſsanalytischen Untersuchung von kohlensaurem Lithium ist nach A. Goldammer (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 541) zu berücksichtigen, daſs 1g Lithiumcarbonat zur Neutralisation 27cc,02 Normalsäure erfordert, Natriumcarbonat 18,87 und Kaliumcarbonat 14cc,47. Wenn man mit Normalsäure übersättigt, mit 0,1-Normalalkali zurücktitrirt, so wird man schon geringe Beimischungen erkennen können. Verfahren zur Herstellung von Azoverbindungen. O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 2912) verwendet zur Herstellung von Azoverbindungen Zinnoxydulnatron als Reductionsmittel. Zu diesem Zwecke wird die erforderliche Menge Zinnchlorür in Wasser gelöst und in überschüssige kalte Natronlauge eingetragen. Die entstehende wasserhelle Lösung läſst man alsdann bei der Temperatur des Wasserbades auf die Nitroverbindung einwirken. Ist dieselbe flüssig oder leicht schmelzbar, so genügt es, sie mit der Zinnoxydulnatronlösung zu schütteln. Ist sie in Alkohol löslich, so kann man ihre alkoholische Lösung eintragen und bekommt alsdann durch die feine Vertheilung, in welcher sie sich abscheidet, eine ebenso energische wie rasche Reduction. Handelt es sich endlich um Nitrosulfonsäuren, so mischt man die wässerige Lösung ihrer Salze mit dem Reductionsmittel. Bei Nitrosulfonsäuren empfiehlt es sich indessen, mit den Kaliumsalzen und mit Zinnoxydalkali zu arbeiten, weil die Kaliumsalze der entstehenden Azosulfonsäuren meist schwerer löslich sind und besser krystallisiren als die Natriumsalze. Gewöhnlich krystallisirt dann das betreffende Salz beim Erkalten ohne weiteres aus. Sollte dies nicht der Fall sein, so fällt man das Zinn durch Einleiten von Kohlensäure aus, verdampft die filtrirte Lösung zur Kristallisation, und trennt erforderlichenfalls schlieſslich noch die Azoverbindung vom Kaliumcarbonat durch wässerigen Alkohol.