Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 52
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Neuerungen an Feuerbüchsen für Dampfkessel. Nach einer Mittheilung des Engineer, 1885 Bd. 60 * S. 216 gibt F. Harrison zu Hüll seinen Kesselfeuerungen faſsförmige Gestalt; an den Enden ist das Blech geflanscht, um mit der Kesselstirnplatte bezieh. der Rohrwand, in Verbindung gesetzt zu werden. Wie unter diesen Umständen die Feuerbüchse „im Stande sein soll, sich frei auszudehnen und zusammen zu ziehen,“ ist nicht recht klar. Diese Feuerbüchsen bestehen aus Stahl und werden heiſs über entsprechenden Guſseisenblöcken geformt. Blechränder oder Nieten, welche dem Feuer ausgesetzt wären, sind nicht vorhanden. (Vgl. auch A. Schuchart in Wetter a. d. Ruhr * D. R. P. Kl. 13 Nr. 31784 vom 10. December 1884.) Eine andere Neuerung hat sich ferner Roundthwaite in Manchester patentiren lassen. Derselbe formt die innere Feuerbüchse von Röhrenkesseln kugelförmig, um keiner Stehbolzen zu bedürfen. Freilich muſs mit derselben immer wieder eine ebenwandige Kammer in Verbindung gesetzt werden, in welche die Heizröhren einmünden. Vorkehrung, um Gebäude vor Feuersgefahr zu schützen. In neuerer Zeit sind vielfach Bedenken gegen die Anwendung guſseiserner Säulen in Gebäuden laut geworden, da bei starkem Schadenfeuer die Säulen der Hitze nicht widerstanden, sondern plötzlich zusammenbrachen. In mehreren Städten ist deshalb die Anbringung guſseiserner Säulen durch Polizeiverordnungen entweder ganz verboten worden, oder wird nur gestattet, wenn die Säulen mit Eisenblech oder feuerfestem Material umkleidet werden (vgl. dagegen Bauschinger 1885 256 325). Um nun guſseiserne Säulen gegen die Einwirkung starker Hitze bei einem ausgebrochenen Brande widerstandsfähiger zu machen, empfehlen G. F. Wright und W. Ch. Dewey in Palmer, Nordamerika (* D. R. P. Kl. 61 Nr. 32396 vom 29. Oktober 1884), die hohlen Säulen durch ein Rohrsystem unter einander und mit einem Wasserbehälter zu verbinden, so daſs sie stets mit Wasser gefüllt sind. Ferner soll am oberen Ende der Säulen ein Kranz von Löchern in der Wandung vorgesehen werden, welche mit einem leicht schmelzbaren Metallpfropfen verschlossen sind. Unter der Einwirkung des Feuers erhitzt sich der Wasserinhalt, bis die Temperatur der Säulenwandung über ein bestimmtes Maſs gestiegen ist, worauf die Verschluſspfropfen schmelzen und das Wasser aus den Löchern austreten kann. Durch eine über den Löchern angebrachte Haube werden nun die Wasserstrahlen abwärts gegen die Säule gerichtet, so daſs diese fortwährend berieselt wird. Ein Erglühen der Säulen soll durch die somit von innen und auſsen erfolgende Bespülung der Säulenwandung unmöglich gemacht werden. Ueber die Druckfestigkeit natürlicher Gesteine. Nach Versuchen von E. Böhme (Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin, 1885 S. 23 u. 33) betrug die mittlere Druckfestigkeit des weiſsgrauen Granites vom Schneeberge am Fichtelgebirge lufttrocken 1451, wassersatt 1508k/qc, des blauen Granites von dort 1621 bezieh. 1572k/qc, des Syenites von Wolsau am Fichtelgebirge lufttrocken 1545, wassersatt 1661k/qc, des hellgrünen Porphyres aus dem Fichtelberger Staatswalde 1908 bezieh. 1902k/qc. 34 andere Granite aus den verschiedensten Gegenden gaben 341 bis 1736, Grünsteine 1085 bis 1784, Syenit vom Harze 1147 bis 1550, Melaphyre 558 bis 1560, Porphyre 501 bis 2325, letztere von Elbingrode a. H., Trachyt 310 bis 1093, Dolerit 946 bis 1426, Basalt 419 bis 1550, Kalkstein von 54 bis 2015, Dolomit von Sachsa 977 bis 1209, 504 Proben Sandsteine 86 bis 1302k/qc. H. Carly's bez. C. Haufler's Walzenwaschapparat für Druckereien. Zum Reinigen der Farbewalzen von Druckmaschinen bringt H. Carly in Hamburg (* D. R. P. Kl. 15 Nr. 32796 vom 3. April 1885) eine Vorrichtung in Vorschlag, bei welcher die zu reinigende Walze in zwei Lagerböcke über den das Reinigungsmittel (Erdöl, Terpentin o. dgl.) enthaltenden Kasten gelegt und langsam umgedreht wird. Der Kasten steht durch ein Hebelwerk mit einer über die Walze zu schlagenden Bürste in Verbindung. Wird diese Bürste nun an die zu reinigende Walze angedrückt, so hebt sich der Oelkasten und die Walze taucht in das Oel ein. Bei der von C. H. Haufler in Wien nach der Papierzeitung, 1885 * S. 1072 angegebenen Einrichtung sind die Lager, in welche die zu reinigende Walze gelegt wird, mittels Curvenscheiben beliebig hoch über dem Oelkasten einzustellen; der letztere ist von dreieckigem Querschnitte und wird in den unteren Winkel ein Roſshaarsack oder Filz befestigt. Die Walze wird nun zuerst so tief gesenkt, daſs sie auf diesem Filze aufliegt und dann langsam gedreht. wobei die grobe Reinigung erfolgt; dann wird die Walze durch Verdrehung der Curvenscheiben mittels eines Handhebels so gehoben, daſs sie noch etwas in die Flüssigkeit im Kasten eintaucht, und die Reinigung mit einem Schwämme vollendet. J. Eigel's Gewindeformapparat für Glasflaschenhälse. Zur Formung von Gewinde auf der Auſsenseite von Flaschenhälsen, wobei jedoch deren Innenseite glatt bleiben soll, benutzt Jean Eigel in Zollhaus, Prov. Nassau (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 33005 vom 18. Februar 1885) einen einfachen Apparat. Derselbe besteht aus einer fest gelagerten Achse, deren eines Ende in eine kegelförmige Schraube und darauf in einen der lichten Weite des Flaschenhalses entsprechenden Dorn ausläuft. Um die Achse ist eine Scheibe drehbar, welche auf senkrecht stehenden Bolzen verschiebbare Gewinderollen trägt, wobei die Bolzen durch Federn nach der Achse zu gedrückt werden, so daſs die Gewinderollen in die Kegelschraube treten und gleichsam die Mutter für dieselbe bilden. Bei der Benutzung des Apparates wird der glühende weiche Flaschenhals auf den Dorn gesteckt und die Scheibe von Hand gedreht; dabei werden die Gewinderollen durch die Kegelschraube vorwärts geschoben, so daſs sie auf dem Flaschenhalse ein Gewinde eindrücken. Die Signalstell-Vorrichtungen der London und North-Western Eisenbahn. Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 468 bringt einige Mittheilungen über die in der Erfindungsausstellung in London 1885 vorgeführten Signalstellvorrichtungen der London und North-Western Eisenbahn. Dieselben sind von F. W. Webb in typische Formen gebracht worden und so eingerichtet, daſs die einzelnen Stellhebel ganz gleich sind, so daſs sie leicht unter einander vertauscht und einer bereits bestehenden Anlage mit gröſster Bequemlichkeit neue Hebel hinzugefügt werden können. Die Signalflügel sind aus dünnem Stahlblech hergestellt und durch ein Paar über ihre ganze Länge laufende Wellen entsprechend steif gemacht. Der Flügel ist an ein galvanisirtes Eisenguſsstück angenietet, auf welchem der stellbare Rahmen für die Glasblenden der Signallaterne befestigt ist; der Rahmen ist schwer genug, daſs er selbst bei Schneeanhäufung auf dem Flügel diesem das Gleichgewicht hält und der Flügel beim Versagen irgend eines Theiles der Signaleinrichtung in die Haltlage versetzt wird. Die Signalsäulen sind aus Tannenholz (pitch pine), an der Spitze 150mm, am Fuſse je nach der Höhe 225 bis 375mm im Quadrat stark und oben mit einer guſseisernen Kappe bedeckt. Die Verriegelung der Signalhebel erfolgt in bekannter Weise mit Hilfe einer Reihe von lothrecht stehenden Stangen mit Einschnitten, deren jede zu einem Stellhebel gehört und von letzterem auf- und niederbewegt wird, und einer Reihe von wagerechten, mit Ansätzen versehenen Stäben, welche jede von einem der Stellhebel hin- und herverschoben werden und dabei in Wechselwirkung mit jenen Einschnitten treten. Wenn die lothrechten Stangen sehr lang sind, so bestehen sie aus zwei Theilen, welche durch einen zweiarmigen Hebel so verbunden werden, daſs sich ihr Gewicht ausgleicht. Die Bewegung der lothrechten und durch sie der wagerechten Stangen vermittelt je ein am Stellhebel befestigter, doppelt-hakenförmiger Hebel, indem er bei Bewegung des Stellhebels über Vorsprünge am Stellbogen des Stellhebels hinweggeht. Die Signalstellhäuser der genannten Eisenbahn werden in 18 verschiedenen Gröſsen ausgeführt, je nach der Anzahl von Stellhebeln, welche sie aufnehmen sollen. Bei 5 Hebeln sind sie 1m,8 im Quadrat, bei 96 Hebeln 29m lang und 3m,6 breit. Im Ganzen hat diese Bahn 1344 Stellhäuser mit 26500 Stellhebeln. Die Unterhaltungskosten belaufen sich jährlich auf ungefähr 770000 M., was im Durchschnitte 29 M. auf 1 Hebel ausmacht; darin ist nicht allein der Aufwand für Ausbesserungen und Erneuerungen an dem Verriegelungsapparate, sondern auch an den Signalhäusern, den Signalen und allem Zubehöre enthalten und selbst die Neuanlagen und Erweiterungen schon vorhandener Anlagen, wenn sie unter 200 M. kosten. Seit 1874 sind die Anlagen um 80 Proc., die Unterhaltungskosten nur um 5½ Proc. gestiegen. Bähr's Regulator für Glühlichtbeleuchtung, insb. für Bühnenzwecke. Zur Regulirung der Lichtstärke bei einer oder mehreren Gruppen von elektrischen Glühlichtlämpchen benutzt Hugo Bahr in Dresden (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 32736 vom 11. December 1884) die Ein- und Ausschaltung von Drahtwiderständen. Der Draht wird in der bei Rheostaten auch sonst üblichen Weise auf Serpentinsteincylinder aufgewickelt, welche zur Aufnahme der in der Widerstandsleitung sich entwickelnden Wärme dienen sollen. Die Drahtrollen sind in einem Kasten angeordnet und über jeder läſst sich ein mit der Stromzuführung verbundener Schieber an einer Leitstange bewegen, mittels dessen eine beliebige Anzahl der Drahtwindungen sich aus dem Stromkreise einer Beleuchtungsgruppe ausschalten läſst. Sollen eine oder mehrere Lampengruppen allmählich ganz oder theilweise verdunkelt werden, so braucht man nur mittels einer geeigneten Bewegungsvorrichtung gleichzeitig oder nach einander deren Schieber so zu bewegen, daſs sie mehr Widerstand einschalten. Will man dagegen alle Gruppen zugleich plötzlich verdunkeln, so schaltet man, ohne Aenderung der Stellung der einzelnen Schieber, die nach den Schiebern führenden Leitungen aus und an ihrer Stelle eine andere ein, welche den Strom bloſs nach dem Anfange jeder Rolle führt. Die umgekehrte Bewegung der Schieber würde die betreffenden Gruppen heller leuchten lassen. Verschiedene Sätze zur Darstellung von Siemens-Martin-Eisen. Zu härterem Stahl gattiren Asbeck, Osthaus, Eichen und Comp. 15 Proc. Bessemer-Roheisen, 30 Proc. weichen Schrot und 50 Proc. Stahlschrot mit 3 Proc. Spiegeleisen und 2 Proc. Ferromangan von 70 Proc. Mangan. In Wüten beschickt man Kanonenstahl von 0,3 Kohlenstoff und 55k/qmm Festigkeit, 11000k schwedischen und eigenen Schrot mit 2000k Roheisen und gibt etwa 300k Erz zu. In Seraing beschickt man 1000k Roheisen und 14000k Schrot, wogegen das Werk in Dillingen die Sätze aus 20 Proc. Roheisen und 80 Proc. Schrot zusammenstellt und zur Beförderung der Entkohlung spanische Somorrostro-Erze zugibt. Im ersteren Werke vermeidet man einen Erzzusatz, um das Offenfutter zu schonen. Aus den Dillinger Sätzen soll ein Stahl erzeugt werden, der 0,58 bis 0,78 Proc. Kohlenstoff, nicht über 1 Proc. Mangan und weniger als 0,1 Proc. Phosphor hat und aus welchem Compound-Panzerplatten gefertigt werden. Ohne in der Pfanne wesentlich an Hitze verloren zu haben, wurde der Stahl auf vorher bis zu 500° erwärmte Puddeleisenplatten von 3m,048 × 1m,524 × 0m,305 in einer Schicht von 127mm Dicke ausgegossen. Bei der Dortmunder Union setzt man zu weichem Schrot etwa 20, zu Schienenenden u. dgl. aber nur 9 bis 10 Proc. Roheisen. In Annen beschickt man zum Gusse von Eisenbahnrädern und ähnlichen Gegenständen 75 (Martin-) Guſsschrot und 19 Thomasschrot von 0,1 Proc. Kohlenstoff, mit 3 Roheisen und 3 Spiegeleisen, gibt zum fertigen Bade erst 40k Ferrosilicium und hierauf 50k Ferromangan. Die Sätze der Bochumer Stahlindustrie sollen durchschnittlich aus 23,53 Roheisen, 71,73 Schrot und 4,74 Ferromangan zusammengesetzt werden, während zu Radreifen beim Phönix 500k englisches Hämatiteisen, 1000k Bessemereisen, 2000k Schrot, gewöhnlich 4000k Schienenenden, 1500k feine Blechschnitzel, 1000k Guſsbrocken und 500k Spiegeleisen, in Oberhausen aber 1000k Roheisen und 8500k Schrot gesetzt werden. Diese Radreifen werden mit 3 bis 5 Schlägen eines 6000k schweren Schlagklotzes aus 5m Fallhöhe geprüft. Bei den gröſseren Oefen hat man 5 Proc., bei den kleinen 7 Proc. Abgang. (Nach der Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins. 1885.) Zur Getreidegewinnung in Deutschland. Aus den Ergebnissen der amtlichen Ernte-Statistik im Deutschen Reiche hat Dr. E. Engel berechnet, daſs für die J. 1878 bis 1884 im deutschen Zollgebiete nach Abzug der für die Aussaat erforderlichen Mengen durchschnittlich jährlich 7199264t Brotgetreide gewonnen wurden, so daſs bei einer durchschnittlichen Bevölkerung von 45144000 Köpfen für jeden einzelnen Bewohner in Deutschland 159k,47 Brotgetreide entfallen, von denen 106k,42 auf Roggen, 44k,85 auf Weizen und 8k,20 auf die übrigen Brotgetreidearten kommen. Diese für jeden Bewohner Deutschlands gewonnene Getreidemenge schwankt nun in einzelnen Jahren erheblich um diesen Betrag; so ergibt z.B. die gute Ernte des J. 1878 an Ertrag 30k,15 über, die Miſsernte im J. 1880 an Ertrag 14k,6 unter 159k,47 durchschnittlichem Ertrage. Für die einzelnen Landestheile schwankt der jährliche Ertrag an Brotgetreide für den Bewohner ebenso bedeutend; dieser ist z.B. in Preuſsen 163k,47, in Sachsen 102k,43, in Baden 100k,44, in Reute 71k,58, in Mecklenburg-Schwerin 458k,66. Aus diesen Zahlen folgt, wie verschiedenartig für die einzelnen Theile Deutschlands die Sorge für eine leichte und billige Zufuhr fremden Brotgetreides geartet ist; dieselbe beträgt in einem nämlichen Durchschnittsjahre 26k,42 auf den Kopf und erhöht mithin den Gesammtverzehr an Brodgetreide eines Bewohners des deutschen Reiches auf 185k,89. (Nach der Nation, 1885 Nr. 3 bis 6.) Fischfutter für Forellen und Karpfen. Als Fischfutter für Forellen und Karpfen empfiehlt C. O. Harz in der Zeitschrift des Oesterreichischen Apothekervereins, 1885 S. 185 ein Gemenge aus 65 Th. Fleischmehl, 3 Th. Leindotter oder Leinsamen, gemahlen, 2 Th. Rapssamenmehl. 10 Th. Mais oder Bohnen, geschrotet, 10 Th. Erbsen, geschrotet, und 10 Th. Getreide (am besten Weizen), geschrotet. Dieses Gemenge wird mit 10 Th. Kochsalz und Wasser zu einem steifen, zähen Breie geknetet und durch eine (Wurst-) Spritze mit stark Bleistift weiter Oeffnung auf Bretter o. dgl., welche mit Mehl bestreut sind, zum Trocknen ausgelegt. Möglicher Weise veranlaſst ein Zusatz von gestoſsenen Maikäfern eine gröſsere Freſsbegierde seitens der Fische, was zu versuchen wäre. Man könnte dann etwa 50 Th. Fleischmehl und 15 Th. Maikäfer verwenden. Zur Verwerthung von Blut. Um Blut in Dünger zu verwandeln, empfiehlt A. Müller in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 302 dasselbe mit Torfmull und Kalk zu mischen. Eine Mischung von 250g Blut und 58g Torfmull war fast geruchlos und trocknete in dünnen Lagen schnell an freier Luft; während 5 Tagen betrug der Wasserverlust 71 Procent des Blutgewichtes. Eine gleiche Menge, nämlich 250g, frisches Blut wurden mit 50g gemahlenem Aetzkalk zusammengerührt und die dickbreiige Masse mit 32g Torfmull aufgetrocknet. Das geruchlose Gemisch trocknete leicht an der Luft; in 5 Tagen verdunsteten 66 Proc. Wasser des Blutzusatzes. Künstlicher Honig. Nach H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 303) erhält man durch Verzuckern von Maisstärke mit Oxalsäure einen Syrup, welcher in 2 bis 3 Wochen das Aussehen und den Geschmack von echtem Honig annimmt. Voraussichtlich besteht der neuerdings aus Amerika nach Europa eingeführte Honig mehr oder weniger aus solchem Kunstproduct. Zur Herstellung von Vitriolöl. Nach einer Mittheilung von F. Stolba in den Sitzungsberichten der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom 16. Oktober 1885 wird der Rohstoff für die Herstellung der rauchenden Schwefelsäure, der sogen. Vitriolstein, hauptsächlich im Pilsener Kreise aus den Werken der Firma J. Starck gewonnen. Man läſst groſse Massen von sogen. Vitriolschiefer verwittern und laugt das entstandene Produkt aus. Der Vitriolschiefer, welcher der Silurformation angehört, besteht aus einer quarzigen Masse, welche neben etwas Kohle und Thon fein eingesprengten Schwefelkies enthält. Dieser verwittert allmählich und liefert die bekannten Oxydationsprodukte: Ferrosulfat bezieh. Ferrisulfat und Schwefelsäure, welche letztere auf den Thon einwirkt und Aluminiumsulfat neben anderen Sulfaten liefert. Nachdem der Verwitterungs- und Oxydationsproceſs des Vitriolschiefers 3 Jahre gedauert hat, laugt man aus, verdampft die Laugen in Flammöfen auf 400 B., dann in Pfannen, bis die Masse beim Erkalten zu Kuchen erstarrt. Der so erhaltene Vitriolstein wird in einem Flammofen entwässert und schlieſslich in feuerfesten Thonretorten bei Weiſsglühhitze geglüht, wobei er einerseits Schwefelsäureanhydrid und im Rückstande Caput mortuum liefert. In welchem Umfange die Erzeugung von Vitriolstein stattfindet, ergibt sich daraus, daſs im J. 1884 im Pilsener Kreise in drei in Betrieb stehenden Unternehmungen mittels 38 Arbeitern 4349t,1 erzeugt wurden. Vitriolstein von Kasnau hatte folgende Zusammensetzung: Ferrisulfat Fe2(SO4)3 50,17 Aluminiumsulfat Al2(SO4)3 11,94 Ferrosulfat FeSO4 1,35 Magnesiumsulfat MgSO4 1,17 Calciumsulfat CaSO4 0,33 Kupfersulfat CuSO4 0,20 Kaliumsulfat K2SO4 0,13 Natriumsulfat Na2SO4 0,11 Schwefelsäure H2SO4 1,49 Manganoxydul, Arsen, Phosphorsäure Spur Kieselsäure 9,10 Wasser 32,30 –––––– 99,29. Wie diese Zusammenstellung ergibt, besteht demnach schon der nichtcalcinirte Vitriolstein im Wesentlichen aus Ferrisulfat und Aluminiumsulfat, nebst unbeträchtlichen Mengen von Ferrosulfat. Durch das folgende Calciniren verliert er nahezu alles Wasser und wird der geringe Gehalt an Ferrosulfat zu Ferrisulfat. Eine Probe Caput mortuum hatte folgende Zusammensetzung: Eisenoxyd 74,62 Thonerde 12,53 Magnesia 3,23 Kalk 0,82 Schwefelsäure (SO3) 5,17 Kieselsäure 1,17 Kupferoxyd 0,20 Wasser 1,30 ––––– 99,04. Zur Kenntniſs der Seife. Während nach Liebig in der Seife die neutralen Salze der Fettsäuren durch Wasser in saure Verbindungen und freies Alkali zerfallen, geht nach Dechan (Pharmaceutical Journal, 1885 Nr. 781 S. 1025) bei der Zersetzung der Seife mit Wasser das dreibasische Natriumoleat in normales Oleat über: Na2(C18H33O2)NaO + H2O = C18H3O2Na + 2NaOH. Eine Lösung von Seife in verdünntem Alkohol gibt mit reinem Wasser keinen Niederschlag.