Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 471
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Ein neues Tintenfaſs, zugleich als Tuschfaſs dienend; von Prof. Meidinger. An ein Tintenfaſs lassen sich folgende Anforderungen stellen: 1) Es soll eine gleichmäſsig hohe, der Federbeschaffenheit entsprechende Füllung besitzen oder leicht herstellen lassen, so daſs das Eintauchen rein mechanisch, ohne die Flüssigkeit weiter ins Auge zu fassen, erfolgen und die Feder nicht mehr als die erforderliche Menge Tinte aufnehmen kann, wodurch das Flecken machende Abspritzen eines Ueberschusses vermieden und Zeit erspart wird. 2) Der Halter darf sich nicht beschmutzen können, indem er an Stellen, welche Tinte aufgenommen haben, anstreift. 3) Die Tinte soll nicht oder doch nur wenig verdunsten; sich bildender Satz soll nicht in die Feder kommen dürfen. 4) Es soll sich der gesammte Vorrath Tinte verbrauchen lassen. Das gewöhnliche einfache Tintenfaſs kommt diesen Anforderungen nach keiner Richtung nach; eine Anzahl verschiedener Constructionen erfüllt sie mehr oder weniger gut, jedoch keine derselben die Gesammtheit der Anforderungen. Das im Nachstehenden beschriebene, vom Verfasser ersonnene Tintenfaſs (vgl. * D. R. P. Kl. 70 Nr. 26104 vom 5. April 1883) entspricht denselben vollständig. Textabbildung Bd. 259, S. 471 Das Tintenfaſs besteht aus einem eigenthümlich geformten Porzellankörper A mit besonderem Tauchnapf a und Vorrathsraum b, welche beide durch eine feine Oeffnung verbunden sind. Der Boden des Behälters b ist durch eine von der Tinte nicht angreifbare Gummihaut c gebildet, welche an den Rand fest anschlieſst; durch Aufdrücken derselben wird die Tinte in den Napf a getrieben. Dieses Aufdrücken erfolgt durch Drehen der Schraube s, welche mittels des Winkelhebels trg die Blechscheibe g bezieh. die Gummihaut c aufwärts drückt und damit die Tinte aus dem Vorrathsbehälter b in den Tauchnapf a hebt. Der Napf hat eine solche Höhe, daſs bei ganzer Füllung die gewöhnliche Feder beim Anstoſsen auf den Boden gerade die richtige Menge Tinte erhält; durch geringe Bewegung der Schraube s läſst sich der Tintenstand der besonderen Feder entsprechend leicht regeln. Der Halter kann nie in die Tinte gelangen, auch keine Stelle in der Mulde anstreifen, welche etwa mit Tinte bespritzt worden sein sollte; er bleibt dauernd rein. Da der Spiegel der Tinte nur eine geringe Ausdehnung besitzt, so ist das Verdunsten während des Schreibens gering; durch Niederlassen der Tinte in den unteren Behälter b mittels Rückdrehen der Schraube s läſst sich das Verdunsten nach Beendigung des Schreibens fast vollständig unterdrücken, so daſs selbst nach mehrmonatlichem Nichtgebrauche die Tinte eine unveränderte Beschaffenheit zeigt. Sich etwa bildender Satz bleibt in dem Vorrathsbehälter b auf der Gummihaut und wird nicht in dem Tauchnapfe aufgedrückt. Der Fassungsraum des Behälters b ist nicht sehr groſs im Vergleiche mit Gen meist gebräuchlichen Tintenfässern, immerhin so groſs, daſs eine Person, Welche den ganzen Tag schreibt, 14 Tage Zeit für den Aufbrauch bedarf; es läſst sich eben nahezu der vollständige Inhalt des Vorrathsbehälters in den Tauchnapf hinaufdrücken und daselbst der Feder zuführen. Durch diesen Umstand eignet sich das Tintenfaſs sehr gut für die Verwendung von kostspieligeren oder in kleineren Mengen häufig frisch bereiteten Färbmitteln, wie insbesondere der Tusche. Die Tusche wird fast allgemein auf den Zeichensälen täglich frisch angerieben; in offenem Gefäſse kann sie nicht aufbewahrt werden, da sie beim Verdunsten des Wassers Schuppen bildet und in der Reiſsfeder unverwendbar wird; alles bis zum Abend nicht Verbrauchte ist anderen Tages werthlos, es läſst sich nicht von neuem fein verreiben. Ein nicht kleiner Theil der für Tusche erforderlichen Summe steckt in dem durch Eintrocknen als unverwendbar täglich beseitigten Material. Keines von den seither gebräuchlichen Tintenfässern erwies sich als Tuschbehälter tauglich. Nach den längere Zeit fortgesetzten Versuchen entspricht das oben beschriebene Tintenfaſs allen Anforderungen, welche an ein Tuschfaſs zu stellen sind, in vorzüglicher Weise. Was das als beweglicher Boden des Tintenfasses dienende Gummi anlangt, so hat die Erfahrung gezeigt, daſs es von der Tinte nicht angegriffen sowie auch die Tinte nicht verändert wird, und daſs es seine Elasticität vollkommen erhält; es ist als dauernd brauchbar, des Ersatzes nicht bedürftig anzusehen. Einmal aufgezogen, braucht es nie mehr abgenommen zu werden. Die Füllung des Vorrathsbehälters b erfolgt, indem man die Gummihaut c ganz aufhebt, dann Tinte in die Mulde a gieſst und die Gummihaut niederläſst; die Tinte flieſst jetzt in den Behälter b ein. Aehnlich verfährt man beim Reinigen, das höchstens einmal im Jahre erforderlich erscheinen dürfte; man läſst Wasser ein und spritzt es wieder aus, mehrmals hinter einander, eine Arbeit von 1 bis 2 Minuten. Zu Gunsten des neuen Tintenfasses kann noch seine hübsche bequeme Form, sowie sein gefälliges Aeuſsere (Masse vom feinsten Porzellan) angeführt werden. Es ist verhältniſsmäſsig schwer, von breiter Grundfläche, so daſs ein Umfallen unmöglich ist. Es läſst sich, da es einen massiven Körper bildet, als unzerbrechlich ansehen. Die etwas schwierige Porzellanform, die Metallausrüstung und die Gummihaut gestatten nicht, das Tintenfaſs zu einem sehr billigen Preise zu fertigen; es kostet 3 M. Einfluſs thierischer Leimung auf Festigkeit und Dehnung des Papieres. In den Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin, 1885 S. 137 sind von W. Herzberg die Ergebnisse von Versuchen veröffentlicht, welche bestätigen, daſs thierisch geleimte Papiere eine gröſsere Festigkeit zeigen als solche, welche bei derselben Stoffzusammensetzung mit Pflanzenleim hergestellt sind. Es beziehen sich diese Untersuchungen auf ein Urkundenpapier, das im Stoffe mit Harz geleimt war und von welchem zugleich Bogen vorlagen, welche nachträglich einmal, und solche, welche zweimal thierisch geleimt waren. Das zur Verwendung gekommene Papier ergab bei der mikroskopischen Untersuchung eine Zusammensetzung aus Leinen-, Baumwoll- und Hanffasern, einen Aschengehalt von 1,5 Proc. und zeigte sehr groſsen Widerstand gegen Zerknittern. Die Festigkeitsversuche sind mit Streifen von 180mm Länge und 15mm Breite durchgeführt. Die Reißlänge des im Stoffe mit Harz geleimten Urkundenpapieres wurde in der Richtung des Maschinenlaufes zu 5km,94; senkrecht dazu zu 3km,87 bestimmt (Mittel aus beiden 4km,90), die zugehörige Dehnung betrug 3,7 bezieh. 6,6 Proc. (Mittelwerth 5,1), während die Arbeitswerthziffer sich zu 0,148 bezieh. zu 0,171mk/g (Mittel 0,129) ergab. Das im Stoffe mit Harz und im Bogen einmal thierisch geleimte Papier wies für die Reiſslänge 6,45 bezieh. 4km,10 (Mittel 5,27), für die Dehnung 4,4 bezieh. 7,5 Proc. (Mittel 5,9) und für die Zerreiſsungsarbeit 0,189 bezieh. 0,206mk/g (Mittel 0,197) auf. Für das im Bogen zweimal thierisch geleimte Papier ergaben sich die Zahlen 6km,70 bezieh. 4km,27 (5,48); 5,0 bezieh. 8,6 (6,8) Proc. und 0,223 bezieh. 0,244mk/g (0,233) als Festigkeitswerthe. Man sieht, es sind also sowohl Reiſslänge, als Dehnung und Arbeitsmodul beim wiederholten thierischen Leimen recht erheblich gewachsen. Es wird allerdings nothwendig sein, die Ergebnisse dieser Versuche noch an anderen Papieren zu bestätigen und namentlich festzustellen, um wie vie man die Festigkeit und Dehnung durch oft wiederholtes Leimen im Bogen zu erhöhen im Stande sein wird. Davis' Sicherungsverschluſs an Eisenbahnsignalen. Nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 536 hat sich H. L. Davis, Beamter der Great Eastern Eisenbahn, eine Verschluſsvorrichtung an Eisenbahnsignalen patentiren lassen, welche bewirken soll, daſs zwei Signale, welche, wenn sie gleichzeitig auf frei gestellt würden, einen Zusammenstoſs zweier Züge veranlassen können, selbst dann nicht auf frei gestellt werden können, wenn an dem die Signalstellung bewirkenden Drahtzuge oder Gestänge des einen ein Bruch oder eine sonstige Beschädigung und Störung erst dann eintritt, nachdem das Signal auf frei gestellt worden ist. Dazu ist an jedem der beiden Signalflügel ein Haken angebracht, welcher zugleich mit der Stellung des anderen Flügels bewegt wird und, wenn z.B. der erste Signalflügel auf frei (in England nach unten) gestellt wird, sich dem zweiten Signalflügel, wenn er in wagrechter Lage, d.h. auf halt steht, sperrend vorlegt und dessen gleichzeitige Stellung auf frei unmöglich macht, dagegen, wenn der zweite Flügel auf frei steht, an denselben anstöſst und von diesem in seiner eigenen Bewegung gehindert wird. Die Stellung jedes Flügels und des Hakens am andern Flügel wird mit einem und demselben Stellhebel im Centralapparate ausgeführt. Wenn nun der Signalwärter diesen Stellhebel auf halt zurückstellt, inzwischen aber eine Beschädigung des Signalzuges eingetreten ist, so daſs der betreffende Flügel weder durch die Zugvorrichtung auf halt gestellt wird, noch etwa wegen der Gröſse der vorhandenen Reibungswiderstände von selbst in die Haltstellung zurückzugehen vermag, vielmehr in der Stellung auf frei verharrt, so wird der Signalwärter doch nicht das zweite Signal gleichzeitig auf frei zu stellen im Stande sein, weil der mit letzterem zugleich zu bewegende Haken an dem noch auf frei stehenden ersten Signale durch letzteres an der Bewegung gehindert ist. Da sich diese Verhinderung des Hakens auch am Stellhebel merklich macht, so spürt dabei zugleich der Signalwärter, daſs in der Signalanlage eine Störung eingetreten ist. Die Ausführung haben Saxby und Farmer in London übernommen. Raab's Meſsinstrument für elektrische Kräfte mit schwimmendem Anker. Um bei elektrischen Strom- und Spannungsmessern die Eisenmassen und dadurch den Einfluſs des remanenten Magnetismus möglichst vermindern zu können, erstrebt Karl Raab in Kaiserslautern (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34104 vom 14. Mai 1885) eine Verminderung der Reibungswiderstände durch Anwendung eines in oder auf einer Flüssigkeit schwimmenden Ankers. Bei der einen Form der Ausführung gleicht das Instrument wesentlich dem von F. de Lalande (vgl. * S. 124 d. Bd.); in der Höhlung des Solenoides befindet sich eine theilweise mit Weingeist o. dgl. gefüllte Glasröhre, worin ein Glaskörper schwimmt, dessen unterer weiterer Theil einen beliebig geformten Anker aus weichem Eisen aufnimmt und vollständig eintaucht, bei durchströmten Solenoid aber entsprechend tiefer in dasselbe hinabgezogen wird. Bei einer zweiten Form schwebt der Eisenkern frei über dem Solenoide und ist an einem wagerechten Querstabe befestigt, von dessen Enden zwei Schwimmer in zwei zu beiden Seiten des fernes stehende, mit Quecksilber gefüllte Gefäſse herabreichen. Bei einer dritten und vierten Ausführung bleibt der Auftrieb der Flüssigkeit unverändert und bewirkt nur eine Entlastung der Spiralfeder bezieh. des mit einem Gegengewichte versehenen Hebels, woran der in der Flüssigkeit schwimmende Anker aufgehängt ist; in diesem Falle wird beim Hebel durch Verminderung der Reibungswiderstände, bei der Feder wegen der geringeren Anfangsbelastung und wegen des verminderten Anlasses zu Aenderungen der Spannkraft eine gröſsere Genauigkeit in der Ablesung erreicht. E. Mercadier's Telemikrophon. Mit dem Namen Telemikrophon belegt E. Mercadier in Paris eine Verbindung von Telephon und Mikrophon, welche er nach den Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 207 in der Weise hergestellt, daſs er an der schwingenden Platte eines Telephons zwei ein Mikrophon bildende Kohlenstückchen befestigt. Die Kohlen sind von einem dünnen Eisencylinder umschlossen, befinden sich im Inneren des Apparates und ihr Druck auf die Unterlage wird durch einen kleinen Hilfsmagnet geregelt. Ueber der schwingenden Platte befindet sich ein Deckel mit einem Loche in der Mitte, das mittels einer dünnen, starren Tafel aus Glas, Glimmer, Holz o. dgl. verschlossen ist, gegen welche man spricht. Zwischen dem Deckel und der Platte befindet sich eine Luftschicht von 1cm Dicke. Die Kohlen sind in die primäre Wickelung einer Inductionsrolle eingeschaltet, deren secundäre Wickelung zugleich mit der Elektromagnetspule des Telephons in die Leitung eingeschaltet wird. Beim Geben entsendet der Apparat mikrophonische und telephonische Ströme zugleich, beim Empfangen arbeitet bloſs das Telephon. Anstatt den Apparat unmittelbar an das Ohr zu halten, kann man auch von der Luftkammer über bezieh. unter der Telephonplatte akustische Röhren (von lern Durchmesser) abführen und dann können mehrere Personen zugleich hören. Germanium, ein neues Element. Im Sommer 1885 fand sich auf der „Himmelfürst Fundgrube“ bei Freiberg ein reiches Silbererz, welches Weisbach Argyrodit benannte. Dasselbe enthält 73 bis 75 Proc. Silber. 17 bis 18 Proc. Schwefel, etwas Quecksilber und auſserdem ein neues, dem Antimon ähnliches Element, welches Cl. Winkler nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 211 Germanium, Ge, nennt. Der Argyrodit liefert beim Erhitzen unter Luftabschluſs, am besten im Wasserstoffstrome, ein schwarzes, krystallinisches, ziemlich leicht flüchtiges und zu braunrothen Tropfen schmelzbares Sublimat, welches auſser wenig Schwefelquecksilber hauptsächlich Germaniumsulfid enthält. Germaniumsulfid ist eine Sulfosäure; es löst sich leicht in Schwefelammonium und erscheint bei seiner Wiederabscheidung durch Salzsäure als ein in reinem Zustande schneeweiſser, in Ammoniak sofort löslicher Niederschlag, der bei Gegenwart von Arsen oder Antimon mehr oder minder gelb gefärbt aussieht. Beim Erhitzen im Luftstrome oder beim Erwärmen mit Salpetersäure geht das Germaniumsulfid in ein weiſses, bei Rothglühhitze nicht flüchtiges, in Kalilauge lösliches Oxyd über; die alkalische Lösung gibt nach dem Ansäuern mit Schwefelwasserstoff die charakteristische weiſse Färbung. Starke Verdünnung verhindert oder verzögert die Ausfällung. Oxyd wie Sulfid sind, ersteres leidet, letzteres seiner Flüchtigkeit halber schwieriger, reducirbar durch Wasserstoff. Das Element besitzt, ähnlich dem Arsen, graue Farbe und mäſsigen Glanz, ist aber erst bei voller Rothglühhitze flüchtig und entschieden schwieriger verdampf bar als Antimon. Es legt sich bei der Verflüchtigung in kleinen, im Ansehen an abgedunstetes Jod erinnernden Krystallen an die Glaswandung an, welche keine Schmelzbarkeit bemerken lassen und mit Antimon gar nicht verwechselt werden können. Zusammensetzung der Gase in Allhusen's Salzbohrlöchern in Middlesborough. P. Bedson berichtet im Journal of the Society of Chemical Industry, 1885 S. 650 über die Analysen von Gasen, welche während des Bohrens im Salzlager in Middlesborough auftraten. Das Salz lag etwa 300m tief und, als etwa 27m im Salzlager weiter gebohrt wurde, fand die erste Gasentwickelung statt. Das gesammelte Gas enthielt 1,53 Proc. Sauerstoff, 1,90 Proc. Sumpfgas und 96,57 Proc. Stickstoff. Eine zweite Entwickelung fand statt, als man 35m im Salze gebohrt hatte. Das Gas bestand aus 2,9 Proc. Sauerstoff, 0,3 Proc. Kohlensäure und 96,8 Proc. Stickstoff, also gröſstentheils aus Stickstoff. Ueber Hopeïn. Nach einer Angabe in der Pharmaceutischen Zeitung, 1886 S. 101 ist das neuerdings von England aus in den Handel gebrachte Hopeïn (vgl. W. Th. Smith S. 131 d. Bd.) lediglich ein aromatisirtes Morphium, so daſs mit diesem Hopeïn ein arger Schwindel getrieben zu werden scheint. Zur Untersuchung von Nahrungsmitteln. Nach A. Hilger (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 825) bestand sogen. Pfefferbruch aus etwa 50 Proc. Pfefferschalen, 30 Proc. Palmkernmehl, 15 Proc.Pfefferpulver, 1 Proc. Paprika und 4 Proc. Ziegelmehl. Zinnfolie, welche zum Verschlusse der Mineralwasserflaschen von Vichy verwendet war, bestand aus 5 Proc. Zinn und 95 Proc. Blei, bildete dem entsprechend am Korke Bleiweiſs. Der Aschengehalt von Ceylonzimmet betrug 3,4 bis 4,8 Proc. Zur Bestimmung des Theïns im Thee werden 10 bis 20g Thee 3mal mit siedendem Wasser ausgezogen. Die filtrirten Auszüge werden mit basischem Bleiacetat unter Vermeidung von groſsem Ueberschusse versetzt, die erhaltenen Niederschläge abfiltrirt, mit heiſsem Wasser ausgewaschen und hierauf mit Schwefelwasserstoff entbleit. Die vom erhaltenen Schwefelbleie abfiltrirte Flüssigkeit wird unter Zusatz von ausgewaschenem Sande und etwas Magnesia oder Kalk (auch grobkörnigem Marmor und Kalk oder Magnesia) zur Trockne gebracht, worauf dieser Rückstand vollkommen mit siedendem Chloroform ausgezogen wird. Der so erhaltene Chloroformauszug liefert, wenn vorsichtig gearbeitet wird, einen nur wenig gefärbten Rückstand, welcher nach 3stündigem Trocknen bei 100° gewogen, auch durch nochmaliges Umkrystallisiren aus Alkohol oder siedendem Wasser vollkommen farblos erhalten werden kann. Zur Nachweisung von Mutterkorn im Mehle ist das Verfahren von Palm (1883 250 228) durch die schwere Filtrirbarkeit der Niederschläge zeitraubend; zudem lassen sich damit nur noch 0,05 Proc. Mutterkorn nachweisen. Bei spektralanalytischen Verfahren liegt die Grenze der Empfindlichkeit schon bei 0,5 Proc. Am empfehlenswerthesten ist das Verfahren von E. Hoffmann (Pharmaceutische Zeitung, 1879 S. 576), welches passend in folgender Weise ausgeführt wird: 10g Mehl werden mit 20g Aether, welchem 10 Tropfen verdünnte Schwefelsäure (1 : 5) zugesetzt sind, mehrere Stunden in einem verschlossenen Kölbchen oder Reagenzglase bei Zimmertemperatur unter öfterem Umschütteln stehen gelassen. Die Flüssigkeit wird filtrirt, durch Auswaschen mit Aether wieder auf 20g gebracht und hierauf mit 10 bis 15 Tropfen einer in der Kälte gesättigten wässerigen Lösung von doppelkohlensaurem Natrium versetzt. Nach wiederholtem Umschütteln tritt der Mutterkornfarbstoff mit schwach violetter, bis tief rothvioletter Farbe in die wässerige Lösung ein und wird deutlich sichtbar. Bei diesen Versuchen wurde die weitere Erfahrung gemacht, daſs die Erschöpfung des Mehles mit dem Schwefelsäure haltigen Aether noch rascher und vollständiger gelingt, wenn man die Mehlprobe zuerst mit einigen Tropfen Kalilauge befeuchtet (20 Proc.), 10 Minuten aufquellen läſst und hierauf die Behandlung vornimmt, wobei man selbstverständlich zum Zwecke der Beseitigung des Alkalis die Säuremenge etwas vermehrt. Der mikroskopische Nachweis gelingt, wenn die Probe nach Steenbusch (1882 243 86) verzuckert wird. Man kann in dem hierbei gebliebenen Rückstande bei 0,1 und 0,01 Proc. Mutterkorn mit aller Schärfe das charakteristische, feinmaschige, unregelmäſsige Hyphengewebe des Mutterkornes nachweisen. Vorzügliche Dienste leistet hier die Cellulose-Reaction mit Jod und concentrirter Schwefelsäure. Die Pilzcellulose, demnach auch die Cellulose des Mutterkornes, wird bei diesen Reagentien nicht blau, sondern gelbbraun gefärbt. Zur Kenntniſs des Vanillins. Bekanntlich werden wässerige Lösungen von Vanillin durch Eisenchlorid blau gefärbt. Erhitzt man die Lösung, so scheidet sich nach F. Tiemann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 3493) Dehydrodivanillin, (C6H2.COH.OCH3.OH)2, in weiſsen Nadeln aus, welches aus 2 Mol. Vanillin durch Abspalten von 2 Atom Wasserstoff entstanden ist. Dasselbe ist in Wasser, Alkohol, Aether und Chloroform schwer löslich und schmilzt bei 303°. Ueber Rhodanbariumammonium. F. Becker (Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 162) beobachtete, daſs sich bei der Herstellung von Rhodanbarium auffallend groſse gelbe Krystalle abschieden, deren Zusammensetzung folgender Formel entsprach: NH4CNS.3Ba(CNS)2.2H2O. Ueber die in Färberei and Druckerei verwendeten Antimonverbindungen. Es wird behauptet, daſs beim Fixiren von Farbstofftannaten mit Antimonverbindungen das Antimon sich mit dem Tannat einfach zu einer unlöslichen Verbindung, sogen. Lack, vereinigt; letztere würde dann ähnlich gefällt wie z.B. Barium durch Schwefelsäure. Wie aber B. W. Gerland im Journal of the Society of Chemical Industry, 1885 S. 643 zeigt, müssen andere Kräfte wie z.B. Anziehung durch die Faser bei der Fixirung im Spiele sein. Brechweinsteinlösung in Verdünnung von 1 : 100 wird nämlich gefällt durch Tanninlösung von der Stärke 1 : 5, nicht aber von 1 : 10. Dagegen wird Antimonoxalatlösung mit gleichem Antimongehalte (15 : 1000) durch die verdünntere Lösung gefällt. In einer Lösung von 3 : 1000 entsteht erst nach einiger Zeit ein Niederschlag. Viele Farben vereinigen sich mit Antimonoxyd und bilden Verbindungen, welche in Lösungen von Antimonoxalat oder Tartrat unlöslich sind. Die Verdünnungsgrenze ist aber noch ungünstiger als beim Tannin. Nach Zusatz von neutralen Salzen, z.B. Kochsalz, zu Antimonoxalat- oder Tartratlösungen läſst sich, selbst wenn dieselben höchst verdünnt sind, alles Antimon durch Tannin fällen. Der so entstehende Niederschlag ist unlöslich in Wasser und überschüssiger Antimonlösung, aber löslich in einem Ueberschusse von Tannin. Letztere Eigenschaft ist für das Fixiren von groſser Wichtigkeit. Gerland schlägt daher vor, bei der Fixirung der Tanninfarbstoffe der Farbe oder dem Antimonbade einen Zusatz von Kochsalz zu geben. Dabei werden wahrscheinlich 2 bis 5 Procent des bis jetzt verwendeten Wassers genügend sein. (Vgl. Köhler 1885 258 520.) F. Lehner's Herstellung von Hochglanz-Bronzefarben. Nach Friedr. Lehner in Augsburg (D. R. P. Kl. 22 Nr. 34623 vom 29. Mai 1885) wird bei der Herstellung von Hochglanzbronzefarben die Oxydation des Metallstaubes dadurch verhütet, daſs derselbe nicht mit Gummilösung gerieben und mit Wasser gewaschen, sondern mit Benzin gerieben, nach dem Absetzen und Abgieſsen des Benzins bei etwa 150° getrocknet und dann fertig polirt wird. Die Bronzefarbe wird hierbei glänzender als nach dem alten Verfahren. Ersatz für Kleesalz. Statt des giftigen Kleesalzes und der Oxalsäure empfiehlt H. Hager in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1886 S. 84 zur Entfernung von Tinte und Rostflecken ein Gemisch von Alaun und Citronensäure. Ueber thierische Wärme. Desplats (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 321) hat die beim Athmungsprocesse von Thieren entwickelte Wärme calorimetrisch gemessen. Unter normalen Verhältnissen ergaben sich folgende Zahlen: Bezeichnung Gewichtd. Thieres Versuchs-dauer Wärmeentwickelt Kohlensäureentwickelt Sauerstoffauf-genommen Für 1k stündlich Wärme Kohlen-säure Sauer-stoff g Stunde c g g c g g Ratte 105    0,5 1,2   0,28 0,26 11,4   2,66   2,6 Desgl. 168    0,5   1,88 0,6 0,51 11,1   3,6   3 Meerschwein   94    0,5 13,4   3,2   2,6 Desgl. 105    0,5 11,5   3,02   2,2 Sperling   27,5 1   0,95   0,32   0,276 34,5 11,6 10 Grünfink   23 1   0,82   0,26   0,246 35,65 11,3 10,7 Bemerkenswerth ist die schädliche Wirkung des Kohlenoxydes bei einer 150g schweren Ratte und einem 26g schweren Sperling, welche in reiner Luft (I) und in mit 0,2 Proc. Kohlenoxyd versetzter Luft (II) stündlich lieferten: Entwickelte Sauerstoff-aufnähme Wärme Kohlensäure Ratte I 1,57c 0,34g 0,26g     „   II 1,20 0,20 0,14 Sperling I 1,12 0,72 0,63 II 0,54 0,14 0,13