Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 332
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Abschleifbare Druckplatten zu dauernder Benutzung für ein Muster ohne Nachgravirung. Bei der Nachahmung von Marmor, Holzmaser u. dgl. auf Papier wird das in Stein geätzte Muster mit Farbe gefüllt und von einer elastischen Walze abgenommen und auf die zu bedruckende Fläche übertragen. Je geringer nun die Tiefe des Musters ist, je weniger Farbe dasselbe also aufnehmen kann, desto feiner und zarter fällt die Uebertragung aus. Da sich jedoch die erhabenen Stellen des Musters abnutzen, so ist es nicht gut möglich, die Musterplatte für eine gröſsere Anzahl guter Uebertragungen zu verwenden. Es muſs daher das Muster in der Platte von Zeit zu Zeit nachgravirt werden, wobei jedoch die Umrisse sehr leiden und im Abdrucke dann unrein ausfallen. Um diese Uebelstände zu vermeiden, bringt G. Großheim in Elberfeld (D. R. P. Kl. 15 Nr. 34066 vom 27. Mai 1885) Musterplatten in Vorschlag, welche das Muster beliebig tief eingeätzt erhalten. Dieses tiefe Muster wird dann mit einer Masse, welche weicher als die Platte ist, ausgefüllt. Durch ein Ueberstreichen der Platte mit einem geeigneten Messer wird von dieser Masse so viel abgehoben, um eine genügende Tiefe für die richtige Farbeaufnahme zu erhalten und diese Tiefe also auch bei Abnutzung der Platte immer wieder herzustellen. Ferrenholtz's Verfahren zur Herstellung furnürter Bretter. Nach dem Verfahren von J. Ferrenholtz in Wesseling a. Rh. (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 34025 vom 25. Juni 1885) wird die Verblendung nicht nach Art einer Furnür auf die Unterlage gelegt und geleimt, sondern es wird das Brett für die Verblendung zwischen zwei Unterlagbretter gebracht, mit beiden verleimt und sodann mit der Säge auf die halbe Stärke durchschnitten. Es werden also auf diese Weise zwei furnürte Bretter erhalten. Gleichzeitig wird auf diesem Wege die Schwierigkeit der Verleimung der bisher verwendeten Furnüre geringer Stärke, wie auch die Erzeugung dünner Furnüre selbst umgangen. Werden mehrere Schichten von Unterlaghölzern doppelter Stärke mit Verblendhölzern abwechselnd auf einander geleimt und dann auf der Gattersäge die Verblendhölzer in der Mitte in einem Durchgange getrennt, so stellt sich die Erzeugung der furnürten Bretter noch billiger, da hier das Verleimen und Spalten mehrerer Bretter auf einmal erfolgt. Auch ist das Verfahren geeignet, parquettartige Muster darzustellen, etwa dadurch, daſs die Zwischenlage (das Verblendholz) aus schmäleren Brettern gleicher oder verschiedener Gattung gewählt, oder aus schräg oder rechtwinklig abgeschnittenen Brettstücken gebildet wird. Fernschreibapparat mit Preſswasserbetrieb. Zur Uebertragung von mit der Hand ausgeführten Schrift- oder Zeichenbewegungen auf einen entfernt befindlichen Schreibstift will Th. Thubini in London (* D. R. P. Kl. 15 Nr. 34533 vom 25. April 1885) die Unzusammendrückbarkeit von Flüssigkeiten benutzen. Die von der Hand ausgeführten Bewegungen werden mittels eines Hebels in die entgegengesetzt zu einander erfolgenden Verschiebungen zweier durch Gelenkstange verbundener Kolben umgesetzt; mit den Cylindern dieser Kolben stehen durch Rohrleitungen zwei gleiche Cylinder in Verbindung, deren Kolben somit durch die zwischen denselben und den ersten Kolben geschaltete Flüssigkeit die Bewegungen dieser letzteren Kolben in entgegengesetztem Sinne ausführen. Die zweiten Kolben sind wieder unter einander mittels einer Gelenkstange verbunden und an dieser sitzt an einem Arme der Schreibstift. Mit der Gelenkstange kann der Schreibstift auch durch einen Storchschnabel verbunden werden. Elektrische Beleuchtung von Eisenbahnzügen. Nach den Mittheilungen, welche der Oberingenieur W. Stroudley der London, Brighton and South Coast Railway in der Londoner Institution of Civil Engineers gemacht hat (vgl. Annales industrielles, 1886 Bd. 1 * S. 461), läuft auf der genannten Bahn zwischen der Victoria-Station in London und Brighton schon seit längerer Zeit ein Zug aus Pullman'schen Salonwagen, welcher durch Accumulatoren mittels Glühlampen erleuchtet wird; die Accumulatoren werden in der Station mit einer von einer Gasmaschine getriebenen Dynamomaschine geladen. Wenn dies auch bei einem einzelnen Zuge zweckmäſsig ist, so läſst es doch eine allgemeine Anwendung nicht zu. Daher haben Stroudley und der Elektriker Houghton der Bahngesellschaft eine Einrichtung getroffen, daſs die Elektricität während der Fahrt erzeugt wird. In einem Packwagen ist dazu eine Dynamomaschine angebracht und so viel Accumulatoren, daſs dieselben während des Stillstandes des Zuges die Beleuchtung zu unterhalten vermögen. Die Bewegung wird der Dynamomaschine von einer unter dem Wagen befindlichen Welle aus ertheilt, welche von einer der Wagenachsen getrieben wird; um störende Zufälle möglichst hintanzuhalten, wird jede der beiden Uebertragungen durch zwei Riemen bewirkt. Um die Riemen entsprechend gespannt erhalten zu können, ist die Welle parallel verstellbar gemacht und zwar durch zwei Schrauben, welche mittels zweier an den Spindeln angebrachter Schraubenräder von zwei auf einer und derselben Achse angebrachten Schrauben ohne Ende zugleich umgedreht werden können und zwar von jeder Langseite des Wagens aus. Die Lichtkabel laufen auf dem Wagendache in einer mit zwei Längsfurchen versehenen Holzleiste. An jedem Wagenende hängen sie entsprechend tief herab, so daſs sie bequem mittels Feder- und Gleitkuppelungen verbunden werden können. Jede Wagenabtheilung (Coupé) hat zwei Lampen, welche jedoch getrennte Zuleitungen besitzen und dadurch von einander unabhängig gemacht sind. Die jetzt benutzten Brush-Dynamomaschinen haben 45 Volt elektromotorische Kraft und liefern höchstens einen Strom von 56 Ampère; ihre zwei Paar Bürsten sind auf einem drehbaren Hebel angebracht und berühren in ihrer ordnungsgemäſsen Lage den Stromsammler nicht. Das eine Paar nimmt den Strom bei der einen, das andere bei der anderen Fahrtrichtung auf. Wenn die Achse der Dynamomaschine zu laufen anfängt, ertheilt sie durch eine geeignete Hebel- und Riemenübertragung dem Hebel mit den Bürsten eine kleine Drehung in dem einen oder dem anderen Sinne, so daſs gerade das richtige Bürstenpaar zur Wirkung kommt. Die selbstthätige Contactschlieſsung vermittelt ein Quecksilbergefäſs, welches an jedem Ende eine aufsteigende Röhre besitzt; in dem Gefäſse befindet sich eine kleine Schraube mit steilem Gange, welche von der Achse der Dynamomaschine aus in Umdrehung versetzt wird, je nach der Drehrichtung das Quecksilber in der einen oder der anderen Röhre emporsteigen macht, bis es bei ausreichender Geschwindigkeit eine stellbare Contactschraube erreicht und dadurch den Nebenschluſs der Dynamomaschine schlieſst; die nun eintretende Erregung des magnetischen Feldes veranlaſst mittels des Ankers eines Elektromagnetes die schon erwähnte Drehung des Hebels mit den Bürstenpaaren und schlieſst, wenn das betreffende Bürstenpaar den Stromsammler berührt, den Haupt- oder Arbeitsstromkreis behufs Ladung der Accumulatoren. Vermindert sich die Geschwindigkeit des Zuges und der Dynamomaschine, so sinkt das Quecksilber, der Nebenschluſs öffnet sich, der Elektromagnetanker fällt ab, die Bürsten gehen vom Sammler weg und der Hauptstromkreis wird unterbrochen. Wenn der Zug fährt und die Lampen sollen brennen, so speist der Dynamostrom die Lampen und die Accumulatoren dienen nur als Regulatoren; schaltet sich die Dynamomaschine aus, so liefern die Accumulatoren den Strom für die Lampen; erzeugt die Dynamomaschine Strom im Ueberflusse, so wird der Ueberschuſs in den Accumulatoren aufgespeichert. In einem aus 11 Wagen bestehenden Zuge der genannten Bahn sind 32 Glühlampen zu 16 Kerzen; dieselben verbrauchen 40 Ampère. Die Accumulatoren, geladen auf 500 Ampère, können die Lampen 8 Stunden speisen. Der Zug ist seit December 1883 in Thätigkeit und hat in den ersten 11 Monaten 2352 Fahrten gemacht und 43700km durchlaufen. Ein anderer in gleicher Weise ausgerüsteter Zug auf der South Eastern Railway hat einen noch gröſseren Weg zurückgelegt. Der Betrieb ist ganz befriedigend: die Apparate arbeiten wochenlang ohne andere Nachhilfe als Schmieren; schlieſslich muſs einmal die Bürstenstellung geregelt werden, was in 5 Minuten geschehen ist. Die ganze Ausrüstung wiegt etwa 2t. Hartmann und Braun's Mikrophoncontact. Wenn die Politur der Berührungsstelle eines Mikrophons gelitten hat, so arbeitet das Mikrophon nicht mehr gut. Um nun, wenn dies eintritt, durch eine kleine Drehung des einen Contacttheiles eine frische, gut polirte Contactstelle unter den pendelnden Contact bringen zu können, ordnen Hartmann und Braun in Bockenheim-Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34639 vom 28. Juli 1885) die Contacte so an, daſs der an der schwingenden Platte befestigte Kohlencontact von dem pendelnden Platin- oder Kohlencontacte excentrisch berührt wird und sich mittels eines Schraubenkopfes drehen läſst. Zusammensetzung einer Hochofenschlacke. Hochofenschlacke vom Hüttenwerke Betlér in Ungarn enthielt nach F. Lipp (Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, 1886 S. 15): Kieselsäure 50,13 Proc. Thonerde   9,61 Manganoxydul   3,63 Eisenoxydul   1,35 Kalk 15,00 Magnesia 16,56 Kali   1,34 Natron   1,15 Lithion Spuren Schwefelcalcium   1,05 Kalkphosphat   0,11 Zur Lage der Rübenzuckerindustrie. Die gesammte Zuckererzeugung aller Länder beträgt abgerundet: 1885/86 1884/85 1883/84 Rohrzucker 2220000t 2162000t 2132000t Rübenzucker 2080000 2557000 2361000 –––––––– –––––––– –––––––– 4300000t 4719000t 4493000t Dazu kommen 1884/85 noch etwa 26000t Ahornzucker und 2000t Sorghumzucker. Im J. 1884/85 wurde fast die Hälfte des gesammten Rübenzuckers von Deutschland geliefert, wie nachfolgende Zusammenstellung ergibt. Dieselbe zeigt die allmähliche Entwicklung der deutschen Rübenzuckerindustrie und zwar wurden die Jahre ausgewählt, in denen die Rübensteuer eingeführt bezieh. geändert wurde: Betriebsjahr Zahl derFabriken Steuerfür 100kRüben Rohzucker-erzeugung 1 Th. RohzuckererforderteRüben Durchschnitt-lich lieferte jedeFabrikRohzucker Pf. t t 1836/37 122     0       1408 18,0     11 1840/41 145     5     14205 17,0     98 1841/42 135   10     15741 16,3   117 1844/45   98   30     12968 15,0   132 1850/51 184   60     53349 13,8   290 1853/54 227 120     71038 13,0   313 1858/59 257 150   144364 12,7   562 1869/70 296 160   217192 11,9   734 1884/85 408 160 1122030   9,2 2753 Anfangs wirkte somit die Besteuerung des Rübenzuckers hemmend auf die Entwicklung der Industrie; dann aber war sie die Veranlassung, daſs an Zucker möglichst reiche Rüben gebaut und daſs die Erzeugung auf möglichst hohe Ausbeuten eingerichtet wurde. Dem entsprechend fiel der Rübenbedarf von 18 auf 9 Th. für 1 Th. Zucker. (Vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1886 S. 329.) Die Zuckerfabrik Soest erzielte 1884/85, auf Rüben berechnet, 13,5 Proc. Füllmasse. Die Ausbeute betrug an erstem Product 9,12 Proc. und 1,95 Proc. an Nachproducten, so daſs 100 Th. Rüben 11,07 Th. Zucker ergaben. Die Polarisation des ersten Productes nach den Ausfallproben beim Verkaufe ergab als Durchschnitt 95,15 Proc., mit einem Aschengehalte von 1 Proc. Insgesammt wurden 2448t,6 Zucker verkauft und dafür 975215,15 M. gelöst, so daſs sich ein Durchschnittspreis für 100k von 39,82 M. (baar nach Abzug des Sconto) ergibt. Die Verluste an Zucker, auf Rüben berechnet betrugen in den ausgelaugten Schnitzeln 0,33 Proc., im Druckwasser der Diffusion 0,04 Proc., im Absüſswasser der Filtration 0,03 Proc., im Scheideschlamm 0,04 Proc., zusammen 0,44 Proc Die verarbeiteten Rüben wurden im Durchschnitte mit 198,106 Pf. bezahlt. Die eigentlichen Betriebsunkosten einschlieſslich der Abschreibungen gibt der Bericht auf 50k Rüben folgendermaſsen an: Feuerung 12,482 Pf. Uebertrag 39,105 Pf. Knochenkohle 1,353 Courtage 1,109 Kalk 1,327 Agio 0,032 Betriebsunkosten 4,807 Krankenkasse 0,335 Lohn 10,091 Fastage 0,129 Gehalte 3,253 Delcredere 0,094 Zinsen 4,791 Oekonomie 0,343 Kleine Unkosten 1,001 Abschreibungen 6,477 ––––––––– ––––––––– 39,105 Pf. 47,624 Pf.       Somit für 100k Rüben 100k Zucker Fabrikation 95,25 Pf. 8,60 M. Rüben 198,11 17,90 Steuer 160,00 14,45 ––––––––– ––––––––– 453,36 Pf. 40,95 M. Da bei der Ausfuhr 18 M. Steuer für 100k Zucker vergütet werden, so erhielt das Ausland, als im December 1884 der Preis des Rohzuckers auf 37,9 M. fiel, 100k Zucker für 20 M., d.h. weit unter Herstellungskosten. Im laufenden Betriebsjahre haben meist bedeutende Betriebseinschränkungen stattgefunden; für die Zeit vom 1. August bis Ende März ergaben sich nach einer Zusammenstellung in der Deutschen Zuckerindustrie. 1886 S. 711: 1884/85 1885/86 Deutschland, Rüben 10401168t 7064983t Oesterreich 4354301 2655287 Frankreich, Zucker       260521,3     246594,5 Niederlande        31814,0       18884,0 Belgien        83831,1       46475,0 Ruſsland      273073,8     378856,9 Ueber Lactina und Restorina. Nach den Mittheilungen der kgl. technischen Versuchsanstalten in Berlin, 1886 S. 12 besteht das im Handel vorkommende Lactina aus einem Gemenge von gemahlenem Weizen, Gerste und Johannisbrod, gewürzt durch Bockshornsamen und Altheewurzelmehl. Die Restorine besteht aus Getreidemehl mit beträchtlichen Mengen von Bockshornsamen und geringen Mengen von Johannisbrod-Mehl, nebst Spuren von Salmiak. Ueber das Hopeïn. Nach Versuchen von A. Ladenburg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 783) erscheint das von Williamson aus dem wilden Hopfen gewonnene Alkaloid Hopeïn (vgl. 1886 259 474) als ein Gemenge von Morphium mit einer leicht löslichen Base, welche im Ueberschusse von Natron nicht löslich ist. H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 * S. 175) findet dagegen, daſs Hopeïn und Morphium zwar ähnlich, keineswegs aber gleich sind, so daſs hier doch zwei verschiedene Alkaloide vorliegen, welche sich namentlich gegen Silber- und Goldsalze verschieden verhalten. Zur Untersuchung von Pfeffer. Nach Versuchen von F. Ditzler (Archiv der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 105) enthält Pfeffer kein eigentliches Fett. Wenn somit bei einer Pfefferuntersuchung Glycerinnester nachgewiesen werden können, so ist auf eine Verfälschung mit Preſsrückständen u. dgl. zu schlieſsen. Verfahren zur Herstellung von Stärke. Die Davenport Glucose Manufacturing Company in Davenport (Oesterreich-Ungarisches Patent Kl. 89 vom 27. Oktober 1885) erzeugt in der aus den Sieben kommenden und in Gefäſsen gesammelten Stärkemilch durch Zusatz von 0,1 bis 0,2 Proc. Schwefelsäure einen Niederschlag. Der Säurezusatz hemmt sofort jede ammoniakalische Gährung und das Absetzen der festen Stoffe erfolgt in einer weit kürzeren Zeit als bei den bisher üblichen Verfahren. Das angesäuerte Wasser, welches den gröſsten Theil der löslichen Bestandtheile der Getreidekörner enthält, wird abgezogen und der Rückstand in Wasser mit 0,1 bis 0,2 Proc. Schwefelsäure aufgerührt. Hierauf läſst man die Flüssigkeit über eine Rinne laufen, woselbst sich die Stärke als harte Masse absetzt, welche beinahe frei von Kleister und anderen Verunreinigungen ist. Die nach diesem Verfahren hergestellte Stärke enthält eine geringe Menge Schwefelsäure, welche jedoch ganz ohne schädlichen Einfluſs ist, wenn die Stärke zur Erzeugung von Traubenzucker verwendet wird. Falls die Säure irgendwie störend sein sollte, kann sie mittels Natron oder Kali leicht neutralisirt werden, worauf man die Sulfate auf bekannte Weise auswaschen kann. Zur Bildung von Bittersalz. Die Ausblühungen auf Felswänden aus Phyllit am Brenner in Tirol enthielten nach E. Priwoznik (Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, 1886 S. 3) 17,43 Proc. Magnesia, 35,71 Proc. Schwefelsäure und 45,81 Proc. Wasser, nebst Spuren von Kali, Natron, Kohlensäure und Chlor. Die Zusammensetzung dieses Epsomites entspricht der Formel MgSO4.6H2O, während das künstlich hergestellte Bittersalz MgSO4.7H2O ist. Bemerkenswerth ist, daſs 1 Mol. des Krystallwassers selbst beim Erwärmen auf 246° nicht entweicht. Ein zur Gewinnung von Bittersalz besonders geeignetes Material ist bekanntermaſsen der Serpentin von Ramasso bei Genua; derselbe enthält viel Magnetkies und Kupferkies und gibt, nachdem er geröstet und mit Wasser befeuchtet wurde, beim darauf folgenden Liegen an der Luft gleichfalls Auswitterungen von Bittersalz. Sogen. Doppelsoda. Unter dem Namen Doppelsoda, garantirt chlorfrei, und unter einer Handelsmarke, welche die Inschrift: Providentiae memor trägt, wird von der Firma Hoffmann und Schmidt in Leipzig, Hamburg und London ein Präparat in den Handel gebracht, das beim Waschen ganz unvergleichliche Vorzüge vor der gewöhnlichen Soda besitzen, Seife ersparen, wollene Sachen nicht angreifen soll u.s.w. und von dem 1k auſserdem 2 bis 3k gewöhnliche Soda ersetzen soll. Nach Analysen von E. Geißler (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 184) enthält diese Doppelsoda aber 10 Proc. Wasser, 34 Proc. kohlensaures Natrium, 53 Proc. Chlornatrium und 3 Proc. sonstige Verunreinigungen, ist also offenbar absichtlich mit Kochsalz gefälscht. Taverne's Bestimmung des Indigos auf Wolle. Um die Menge des auf gefärbter Wolle niedergeschlagenen Indigos zu bestimmen, wird nach Taverne entweder eine bestimmte Fläche des Stoffes im Soxhlet'schen Extractionsapparate mit Chloroform erschöpft und der Auszug zur Trockene verdunstet, wo dann der Rückstand gewogen, oder auch in Schwefelsäure gelöst und colorimetrisch bezieh. durch Titration mit Chlorkalklösung seine Menge ermittelt wird, oder aber man löst den ganzen Stoff in etwas verdünnter Nordhäuser Schwefelsäure und titrirt die verdünnte Lösung mit einer Nitratlösung von bekanntem Gehalte. (Nieuw Tijdschrift voor Pharmacien Nederlands, 1885 S. 369 durch das Archiv der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 224.) Zur Erkennung von Steinkohlentheeröl. Nach den Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten in Berlin, 1886 S. 11 gaben gleiche Volumen eines gelblichen Steinkohlentheeröles von 0,887 sp. G. bei 150 und eines 90procentigen Alkoholes eine milchige Flüssigkeit, welche die gröſste Menge des Oeles gelöst enthielt. Die Trübung verschwand auch nicht auf Zusatz einer gröſseren Menge von absolutem Alkohol. Die fractionirte Destillation ergab: Zur Lösung Alkohol erforderlich Destillat opalisirt klar 163 bis   170° 27 Proc. 0,46 1,06 173 33 0,48 1,12 175 14 0,56 1,26 185 19 0,64 1,42 195   4,5 0,70 1,50 Rest   2,5 Während somit 1cc des ersten Destillates mit 0cc,46 90procentigen Alkoholes eine opalisirende Lösung gab, waren zur klaren Lösung 1cc,06 erforderlich. Der Destillationsrückstand ist auch in absolutem Alkohol und Petroläther nicht löslich und wird von verdünnten Säuren oder alkalischer Kalilauge nicht angegriffen. Salpetersäure von 1,45 sp. G. wirkt auf jedes der Destillate heftig ein. Zu berücksichtigen ist, daſs der niedrigst siedende Kohlenwasserstoff keineswegs immer der leichteste ist. Benzol siedet bei 80° und hat 0,899 sp. G., Mesitylen siedet bei 163° mit 0,865 sp. G. bei 20°. Fixation von Farbentönen auf Schafwolle durch Anwendung von Bleiacetat und Kalkhydrat; von Emil C. F. Rzehak, Färbermeister in Guben. Wird Schafwolle in einer verdünnten wässerigen Lösung von Bleiacetat und Kalkhydrat kochend behandelt, so schlagen sich auf der Faser gewisse Farbentöne nieder, welche nicht nur der Einwirkung der Luft, sondern auch verdünnten Alkalien Widerstand leisten. Durch Aenderung der Mengenverhältnisse dieser beiden Stoffe erzielt man hellere oder dunklere Farbentöne, welche zwischen hellem Drapp und dunklem Olive liegen. Starke oder gar concentrirte Lösungen sind nicht rathsam anzuwenden, da die Wolle angegriffen, d.h. spröde und brüchig wird. Die auf diese Weise hergestellten Farben lassen sich im frischen Bade auch mit anderen Farbstoffen tönen. Für mittlere und ordinäre Wollsorten, welche zu billigen Artikeln bestimmt sind, eignet sich dieses Verfahren vorzüglich, da sich die Herstellung solcher Farben, z.B. einer Drappfarbe (Wolle mit 0,5 Proc. Bleiacetat und 0,5 Proc. Kalkhydrat ½ Stunde lang in der entsprechenden Menge Wasser gekocht), auf 2 Pf. für 1k Wolle zu stehen kommt. Mittel gegen Schnupfen. Rabow empfiehlt in der Deutschen medicinischen Wochenschrift, 1886 Nr. 5 als gutes Schnupfmittel ein Gemenge von 2 Th. Menthol, 50 Th. gebrannten Kaffee und 50 Th. Zucker, welches in der Form einer Prise geschnupft wird.