Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 92
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. H. Aron's inductionsfreie Elektromagnetspulen. Um die in den Windungen von Elektromagnetspulen bei Stromunterbrechung durch den verschwindenden Strom und den verschwindenden Magnetismus auftretenden Inductionsstöſse herabzumindern, erzeugt H. Aron in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34182 vom 5. April 1885) innerhalb der Spulen Schlieſsungskreise von sehr geringem Widerstände gegenüber dem der gesammten Drahtwindung. Zwischen die einzelnen Drahtwindungen der Spule werden Einlagen aus gut leitendem Material, wie Kupfer, Blei oder Staniol gegeben, welche in sich geschlossen sind, oder man bringt diese Einlagen zwischen die Windungen, indem man den Draht selbst umhüllt oder einen blanken Kupferdraht neben dem isolirten Drahte einwickelt. Ferner macht man, um die Wirkung der Entmagnetisirung des Kernes zu schwächen, die Hülsen der Rollen selbst aus gut leitendem Material, insbesondere aus Kupfer, in sich geschlossen und von starken Wandungen. Hewston und Garnett's Apparate zum Telegraphiren mit Inductionsströmen. Der Geber, in welchem J. Hewston jun. in Mills Seminary Post Office, California, und L. A. Garnett in San Francisco (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34651 vom 8. April 1885) beim Telegraphiren mit Inductionsströmen die letzteren erzeugen wollen, besteht aus zwei wagerecht über einander liegenden Hufeisenmagneten, von deren Polen lothrechte, sich einander zuwendende, von hinter einander geschalteten Drahtspulen umgebene Polverlängerungen ausgehen; zwischen die Enden dieser Verlängerungen ragen die Polenden eines ebenfalls wagerecht liegenden Elektromagnetes hinein, so daſs bei den auf einander folgenden Unterbrechungen oder Umkehrungen eines durch diesen Elektromagnet gehenden elektrischen Stromes Inductionswechselströme in den Drahtspulen erzeugt werden. In dem Empfänger sind zwei Spulen neben einander mit ihren Kernen auf dem einen Pole eines (Hufeisen-)Magnetes befestigt und vor den Kernenden ist auf eine in der Mitte zwischen letzteren liegende lothrechte Achse ein weicher Eisenanker aufgesteckt, welcher durch die Telegraphirströme in Schwingungen versetzt wird, weil diese Ströme je nach ihrer Richtung die eine Spule stärker magnetisch machen als die andere. H. Hambruch's Schrauben-Uhrfeder. Für Uhrwerke hat H. Hambruch in Hamburg (* D. R. P. Kl. 83 Nr. 35568 vom 11. November 1885) als Triebkraft eine Schraubenfeder angegeben, welche beim Aufziehen der Uhr zusammengedreht wird und nachher durch Aufdrehen die Uhr betreiben soll. Das eine Ende der Schraubenfeder wird an den Uhrknopf befestigt, das andere Ende überträgt die Drehung durch ein Kegelräderpaar auf das groſse Triebrad. W. Berg's Zupfmaschine für Polstermaterial. Während bei den im Gebrauche befindlichen Zupfmaschinen für Polster- und Seilermaterial das Auflösen der Roſshaarstränge o. dgl. durch bewegte, mit Zähnen besetzte Trommeln oder Kämme erfolgt (vgl. Uebersicht 1880 236 * 207), findet bei der von Wilh. Berg in Berlin (* D. R. P. Kl. 73 Nr. 34949 vom 15. Oktober 1885) angegebenen Zupfmaschine ein Ausziehen des Fasermaterials ohne Zuhilfenahme solcher Organe statt. Die Maschine stellt sich als ein Streckwerk dar, bei welchem das hintere langsamer laufende Walzenpaar, um das Auseinanderziehen der mitunter langen Fasern zu gestatten, aus zwei auf einander liegenden endlosen Tüchern gebildet wird. Diese Tücher laufen über Walzen, welche durch Federn gegen einander gedrückt werden, so daſs der aufzulösende Faserstrang auf eine gröſsere Länge zwischen den Tüchern gehalten wird. Das vordere Walzenpaar ist geriffelt. Die Fasern (welche für diese Maschine nicht scharf zusammengedreht sein dürfen) werden hier nicht einzeln ausgeworfen, sondern treten aus der Maschine in Form eines lose zusammenhängenden Faserbandes aus, was für bestimmte Zwecke vortheilhaft sein kann. G. Rouvier's Herstellung von Patronenhülsen aus Papiermasse. Zur Herstellung von Patronenhülsen aus Papiermasse formt G. Rouvier in Paris (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 35144 vom 19. September 1885) zuerst aus derselben ein Bodenstück und wickelt um dieses dann das Hülsenrohr. Der Teig aus gemahlenem Papierstoff wird auf einer Fläche ausgebreitet und demselben hier- auf durch Saugapparate und rollende Filzwalzen das Wasser entzogen. Die noch feuchte Schicht wird dann in Streifen zerschnitten und jeder Streifen zu einem Hülsenrohre gewickelt. Die Bodenstücke werden in der Weise aus dem Papierteige geformt, daſs derselbe in einen mit zwei Kolben versehenen Hohlcylinder gepreſst wird. Der eine Kolben hat ebene, der andere kegelförmige Bodenfläche und man erhält zwischen diesen beiden Kolben ein cylindrisches Papierstück, welches auf einer Seite eine kegelförmige Vertiefung besitzt. Von dieser Seite wird das Hülsenrohr aufgesteckt und dann die fertige Papierpatronenhülse noch zwischen einem festen Cylinder und einer diesen umhüllenden federnden Stahlhülse gepreſst. Dabei kann der Druck dieser Hülse durch stellbare Klemmfutter geregelt werden. Die so hergestellten Patronenhülsen sollen durch Eintauchen in Collodium undurchlässig gegen Feuchtigkeit gemacht werden. Zur Kenntniſs der vulkanischen Laven. Nach L. Ricciardi (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 1484) hatten 2 Proben am 29. Mai d. J. vom Aetna ausgeworfener Asche (I bezieh. II), sowie ausgeflossene Lava (III) folgende procentische Zusammensetzung: I II III SiO2 49,97 49,33 48,45 P2O5 0,92 1,07 0,88 Al2O3 15,13 15,45 15,42 Fe2O3 3,72 3,41 2,36 FeO 10,28 10,12 13,20 MnO 0,31 0,36 0,42 CrO 0,06 0,08 0,13 CaO 9,85 10,03 11,12 MgO 3,81 3,56 4,87 K2O 1,94 1,78 0,91 Na2O 4,53 4,49 2,93 Glühverlust 0,35 0,41 0,17 Die Verbrennungswärme des Benzols. Nach Versuchen von F. Stohmann (Journal für praktische Chemie, 1886 Bd. 33 S. 241) ist die Verbrennungswärme des flüssigen Benzoles 9949 bis 10041, im Mittel 9997c, des Benzoldampfes 10068 bis 10126, im Mittel 10096c. J. Thomson (daselbst Bd. 33 S. 564. Bd. 34 S. 55) hält diese Zahl für zu niedrig. Herstellung eines Düngemittels. Als neues, vorzüglich wirkendes Düngemittel empfiehlt F. Barbe in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 16 vom 5. November 1885) ein Gemenge von Sägespänen, Holzstoff u. dgl. mit syrupförmiger Phosphorsäure. An die Kosten dieses Düngemittels hat der Erfinder anscheinend nicht gedacht. Ueber die Bestimmung des Schwefelgehaltes in Leuchtgas. T. Fairley (Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 * S. 283) verbrennt das zu untersuchende Gas in bekannter Weise, aber ohne Mitverwendung von Ammoniak, und läſst während des Versuches verdünnte Wasserstoffsuperoxydlösung durch den Glasthurm tropfenweise flieſsen. Dadurch wird alle Schwefligsäure oxydirt und man kann die gebildete Schwefelsäure durch Titration oder aber durch Fällung mit Chlorbarium bestimmen. (Vgl. 1864 171 * 127.) Ueber Milchsäuregährung. Die Milchsäuregährung wird nach G. Marpmann (Archiv der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 243) nicht durch einen einheitlichen, über die ganze Erde verbreiteten Pilz hervorgerufen; vielmehr wurden in der frischen Milch aus der Umgegend von Göttingen 5 verschiedene Spaltpilze nachgewiesen, welche eine milchsaure Gährung in Milch und in Nährlösungen mit Zucker bewirken. Diese 5 Spaltpilze unterscheiden sich mikroskopisch durch ihre Form, makroskopisch durch ihre Reinkulturen und physiologisch durch die Art der Milchsäuregährung; endlich werden einige durch Aufkochen getödtet, andere nicht. Die saure Gährung der Milch wird wohl in der Regel durch das Zusammenwirken verschiedener Gährungsorganismen hervorgerufen, welche vereint schneller und kräftiger wirken können als eine einzelne Art. Durch dieses Zusammenwirken kommen dann tiefer eingreifende Zersetzungen zu Stande, welche durch eine einzelne Pilzart nicht bewirkt werden. Zur Herstellung des sogen. Saccharins. Nach C. Fahlberg in New-York und A. List in Leipzig (D. R. P. Kl. 12 Nr. 35211 vom 16. August 1884) wird zur Herstellung des fälschlich Saccharin (vgl. 1886 259 382) genannten Benzoësäuresulfinides Toluol mit Schwefelsäure bei einer Temperatur, welche 100° nicht übersteigen darf, sulfurirt. Die Sulfosäuren werden über das Calciumsalz in das Natriumsalz übergeführt. Das trockene Natriumsalz wird mit Phosphortrichlorid gemischt und ein Chlorstrom unter beständigem Umrühren über das Gemisch geleitet. Nach Beendigung der Umsetzung wird das gebildete Phosphoroxychlorid abdestillirt und das Gemisch der entstandenen Chloride stark abgekühlt. Das Paratoluolsulfochlorid krystallisirt aus, das Orthochlorid bleibt flüssig und wird durch Schleudern u. dgl. abgesondert. Durch Ueberleiten von trockenem Ammoniakgas oder durch Mischen mit Ammoniumcarbonat oder Bicarbonat wird das Orthochlorid in das Orthotoluolsulfamid übergeführt, welches, in Wasser schwer löslich, vom Chlorammonium durch Auswaschen befreit wird. Durch Oxydation, indem man das Amid in ein stark verdünntes Kaliumpermanganat einträgt, und in dem Grade, wie freies Alkali und Alkalicarbonat entsteht, letzteres durch vorsichtigen Zusatz von Säuren abstumpft, wird das Amid in das Benzoësäuresulfinid übergeführt. Es entsteht zunächst eine Lösung des orthobenzoësulfaminsauren Kaliums, welche von Mangandioxydhydrat getrennt wird. Auf Zusatz von Säure scheiden sich aus der Lösung Krystalle des Benzoësäuresulfinides oder der Anhydroorthobenzoesulfaminsäure ab. Nach weiteren Mittheilungen von C. Fahlberg und A. List (D. R. P. Kl. 12 Nr. 35717 vom 16. August 1884) gibt ein Gemisch von Ortho- und Paratoluolsulfosäure mit Oxydationsmitteln ein Gemenge der isomeren Sulfobenzoësäuren. Man stellt aus diesem Säuregemische trockene Alkalisalze her und unterwirft dieselben einer Behandlung mit Phosphortrichlorid und freiem Chlor. Es bilden sich Gemische der Dichloride der Orthosulfobenzoësäure und der Parasulfobenzoësäure. Während das Parasulfobenzoësäuredichlorid durch Ammoniak glatt in das entsprechende Diamid übergeht, verwandelt sich unter gleichen Bedingungen das Orthosulfobenzoësäuredichlorid in das Ammoniumsalz der Sulfaminbenzoësäure. Das Parasulfobenzoësäurediamid ist unlöslich in Wasser, das Ammoniumsalz der Orthosulfaminbenzoësäure hingegen leicht löslich. Man scheidet aus dem Gemische beider Verbindungen ersteres durch seine Unlöslichkeit in Wasser ab und zersetzt die Lösung des Ammoniumsalzes der Orthosäure durch eine Mineralsäure. Stellt man in oben angegebener Weise ein Gemenge von Ortho- und Paratoluolsulfosäuren her und oxydirt, so werden nahezu gleiche Mengen Ortho- und Parabenzoësulfosäure erzeugt. Die abgeschiedenen Säuren werden als Alkalisalze zur Trockene verdampft und nach der für die Toluolsulfosäuren angegebenen Methode mit freiem Chlor bei Gegenwart von Phosphortrichlorid in die Dichloride übergeführt. Nachdem man das in der Reaction der Chlorirung entstandene Phosphoroxychlorid abdestillirt hat, trägt man in das Gemisch der Dichloride in berechneter Menge Ammoniumcarbonat ein. Durch Zuführung von Wärme mittels Dampfschlangen o. dgl. leitet man einestheils die Zersetzung des Ammoniumcarbonates in gasförmiges, trockenes Ammoniak und Kohlensäure, anderenfalls die Reaction des Ammoniaks auf die Dichloride ein, welche durch ein Rührwerk gleichmäſsig gestaltet wird. Es entstehen Chlorammonium, Parasulfobenzoësäurediamid und orthosulfaminbenzoësaures Ammonium. Nach Beendigung der Reaction, welche sich vortheilhaft in einer Kohlensäure-Atmosphäre vollzieht, laugt man das Reactionsproduct mit Wasser aus. Es bleibt unlöslich das Parabenzoësäuresulfamid, während die Orthoverbindung mit dem Ammoniumchlorid in Lösung geht. Ein Zusatz von Salzsäure scheidet das Condensationsproduct, das Benzoësäuresulfinid, aus der Lösung ab; letzteres kann durch irgend eine Filtrationsvorrichtung gewonnen werden. Es ist selbstverständlich, daſs dieselben Reactionen auch zu erlangen sind, wenn man z.B. vom Aethylbenzol oder Propylbenzol ausgeht, und daſs auch die Bromide sich zur Umwandlung in die Amidverbindungen eignen. Bodenbender lobt in der Deutschen Zuckerindustrie, 1886 S. 797 diesen Süſsstoff in überschwenglicher Weise: „Wie in den Anilinfarben gleichsam die Farben einer untergegangenen Pflanzenwelt dem lebenden Geschlechte wieder vor Augen geführt werden, so könnte man sagen, daſs dieser Fortschritt der organischen Chemie den Honig der Nektarien längst dahin gestorbener Blumen neu erstehen lasse. So ist nicht allein der Stoff dem ewigen Kreislaufe unterworfen, nein auch die Formen des Stoffes sind es.“ Nach C. Scheibler (Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1886 Bd. 16 S. 209) ist dagegen das einzige Gebiet, worauf das Saccharin sich möglicherweise bleibend behaupten dürfte, das seiner Verwendung als Antisepticum oder als Versüſsungsmittel für Arzneimittel. Für diese Anwendungen aber einen kostspieligen Groſsbetrieb einzurichten, erscheint in keiner Weise angezeigt, da ein irgendwie namhafter Verbrauch hierbei gewiſs nicht zu erwarten ist. Zur Aetherprüfung. Entgegen der häufigen Annahme, daſs Aether von 0,725 bis 0,735 sp. G. kein schweres Weinöl enthalte, fand G. Vulpius (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 267) selbst in einem Aether von 0,722 sp. G. beim Verdunsten bis zum völligen Verjagen des Aethyläthers einen Rückstand von über 1 Proc., der wesentlich aus schwerem Weinöl bestand und daneben nur Spuren von Essigsäure und Wasser enthielt. Durch Schütteln mit gebrannter Magnesia konnte die saure Reaction dieses Aethers erheblich gemindert werden, ohne daſs eine Abnahme des Geruches des Verdunstungsrückstandes sich bemerklich gemacht hätte. Es wird also unter keinen Umständen gerathen sein, sich bei einem sehr niederen Gewichte des Aethers zu beruhigen, da offenbar auch bei der Rectificationstemperatur eines solchen noch gewisse Mengen schweren Weinöles mit übergehen können. Ueber Austrium. Nach Lecoq de Boisbaudran (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 1436) ist das von Linnemann mit Austrium bezeichnete Metall (vgl. 1886 260 570) lediglich Gallium (vgl. 1875 218 376). Ueber den Gebrauch von Antimonbeizen beim Färben von Wirkwaaren. Die Benutzung von Antimontannat statt Zinntannat ist mit verschiedenen Vortheilen verbunden. Ersteres ist vor Allem viel billiger, es gibt echtere weniger lösliche Verbindungen mit Anilinfarbstoffen und die gefärbten Waaren behalten groſse Geschmeidigkeit und Weichheit. Es wurde aber von verschiedenen Seiten, so auch von R. Kaysner im Journal of the Society of Chemical Industry, 1883 erwähnt, daſs Antimontannat giftige Eigenschaften habe und daher auch beim Färben mit diesem Stoffe gebeiztes Tuch namentlich auf die Haut üblen Einfluſs ausübe. Um dies zu untersuchen, hat H. Forth, wie er daselbst 1886 S. 301 mittheilt, Waare, welche beim Färben mit Antimontannat gebeizt war, 22 Tage auf der bloſsen Haut an den Füſsen getragen, ohne irgend welche schädliche Einwirkung zu verspüren. Der betreffende Stoff enthielt 21mg,45 Antimon auf 1qcm und beim Färben wurde so verfahren, daſs möglichst viel Antimon auf der Waare zurückblieb. Wie Forth von einem erfahrenen Färber hört, seift er Baumwollzeug immer nach dem Beizen mit Antimontannat und färbt erst nachher. Durch diese Behandlung wird alles schwach gebundene Tannat entfernt und die Farbe erscheint glänzender und echter.