Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 272
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Straſsenbahn-Fahrzeuge auf der Ausstellung zu Antwerpen 1885. Gelegentlich der vorjährigen Ausstellung in Antwerpen hat dortselbst ein internationaler Wettbewerb von Straſsenbahnlocomotiven, verbunden mit einer Ausstellung von Personenwagen für Straſsenbahnen, stattgefunden. Dem bezüglichen amtlichen BerichteConcours international de traction mécanique et de Materiel de tramways. Rapport du Jury international. (Brüssel 1886.) sind folgende Angaben entnommen. Die Locomotiven waren in 2 Gruppen getheilt, in solche für den Stadtbahnverkehr und in solche für den Verkehr auſserhalb der Städte und auf Nebenbahnen. Auch die Personenwagen waren nach 2 Gruppen gesondert, in Wagen für Straſsenbahnen und Nebenbahnen für Locomotivbetrieb und in Wagen für Pferdebetrieb, welche aber zugleich für einen anderen Betrieb sich eignen. Als Versuchsstrecken dienten 2 Geleise von etwa 3km Länge, mit Normalspur und Schmalspur (1m), Curven von 35m Radius enthaltend. Die Versuchsfahrten dauerten mehrere Monate mit genauer Aufzeichnung über den Verbrauch an Brenn- und Schmiermaterial, sowie an Wasser, über die nöthigen Arbeiten zur Instandhaltung u.s.w. Ueberdies wurden alle sonstigen Vorkommnisse, Störungen u.s.w. verzeichnet. In der ersten Gruppe befanden sich auſser 2 eigentlichen Locomotiven noch ein elektrischer und ein durch Preſsluft betriebener Wagen (System Beaumont), sowie ein Rowan'scher Dampfwagen (vgl. 1882 246 483). Die Versuche lieferten nachstehende Ergebnisse: Gewicht Verbrauch auf denBrennmaterial NutzkilometerSchmiere Elektrischer Wagen   4,25t   1,735k   (Kohle)   11,8g Rowan'scher Dampfwagen 7,00 1,734    (Koke) 12,4 Locomotive Wilkison 7,00 2,793    (Koke) 32,4 Krauß 7,50 2,884    (Koke) 23,9 Beaumont'scher Luftwagen 7,00 12,522   (Kohle) 87,0 Die zweite Gruppe bestand lediglich aus Locomotiven: Gewicht Koke Schmiere Wasser Henschel-Cassel   14,7t   3,785k   31g   23,7l Ixelles 14,6 3,973 27 20,6 Scraing 15,2 3,666 26 26,0 Krauß-München 10,7 3,765 20 37,5 Eſslingen   12,65 3,542 26 26,0 Schwimmende Dampffeuerspritze. Von dem Bauamte Metropolitan Board of Works in London wurde vor Kurzem eine schwimmende Dampffeuerspritze geprüft, welche auf Bestellung der egyptischen Regierung für den Dienst im Hafen von Alexandrien von Merryweather und Söhne in London erbaut worden war. Eine solche schwimmende Dampffeuerspritze ist auch in London auf der Themse vorhanden, während daneben auch die gewöhnlichen Landspritzen verwendet werden, indem man dieselben in Barken stellt und von einem Bugsierdampfer ziehen läſst. Das neue Dampfboot besitzt nach Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 590 einen aus Eisen gebauten, durch Querwände verstärkten Rumpf; das Boot ist 15m,5 lang und 3m,6 breit und hat hinten 1m,2 und vorn 1m,07 Tiefgang. Da dasselbe in Nothfällen über die Barre und in die See gehen soll, so ist das Boot seetüchtig gebaut und mit einem Steuerrade, zwei Kajüten, Anker und Winde, sowie mit den vollständigen Ausrüstungsstücken eines Bugsierdampfers versehen. Der Dampfkessel des Bootes ist im Stande, aus kaltem Wasser in 10 bis 14 Minuten Dampf zu erzeugen und das Boot kann mit 10 Meilen engl. (18km,5) Geschwindigkeit in der Stunde zum Feuer fahren. Das Spritzenwerk ist eine doppelte, direkt wirkende Pumpe, mit 2 Dampfcylindern von 228mm und Pumpencylindern von 178mm Weite und 610mm Hub; dasselbe kann in der Minute 5225l Wasser liefern. Diese Pumpen sind von der bekannten Construction mit groſsen Ventilklappen und gewundener Stange zur Steuerung; dieselben sind im ausgedehntesten Maſse für Land- und Marinefeuerspritzen, zum Auspumpen auf Schleppdampfern u. dgl. im Gebrauche. Auf dem Windkessel der Maschine, welcher den Hauptwasserweg bildet, ist ein T-Stück aufgesetzt, dessen 7 Ausgüsse durch das Deck ragen und hier mit drehbaren kupfernen Krümmern zum Anschrauben von Schläuchen versehen sind; jeder solche Ausguſs kann durch einen besonderen Absperrschieber unter Deck geöffnet oder geschlossen werden. Der mittelste Ausguſs hat 89mm Weite und ist dazu, bestimmt, entweder einen starken Strahl abzugeben, oder beim Auspumpen von Schiffen als Ausfluſs für das Wasser zu dienen; die übrigen Ausgüsse sind zum Ansetzen von 70mm weiten Schläuchen eingerichtet. Gesaugt wird aus dem Seewasser; zu diesem Zwecke ist ein Kasten in den Rumpf des Bootes eingenietet, dessen äuſsere Platte als Sieb durchlöchert ist. Um Schiffe auszupumpen, oder Süſswasserbehälter auf solchen füllen zu können, ist auf dem Deck noch ein Verbindungsstück angebracht, an welches sich ein biegsamer Saugschlauch anschrauben läſst; natürlich muſs dabei die Saugöffnung nach der See abgesperrt werden. Die Dampfmaschine des Bootes für den Betrieb der Schraube ist von dem gewöhnlichen Hammertypus und hat zwei Cylinder von 228mm Weite und 254mm Hub; die Schraube ist dreiflügelig. Der Kessel ist ein für rasche Dampferzeugung eingerichteter stehender Röhrenkessel und hat 1m,2 im Durchmesser und 25qm,5 Heizfläche; der Kessel ist mit einem auf 8at,44 eingestellten, sehr empfindlichen, doppelten Sicherheitsventile und allen nöthigen Ausrüstungen versehen. Gespeist wird der Kessel entweder durch die Speisepumpe der Schraubenmaschine, oder eine Dampfspeisepumpe, welche entweder aus der See oder aus einem besonderen Wasserbehälter saugen. Die Dampfspeisepumpe kann auch zum Auspumpen des Kielwassers, als sogen. Lenzpumpe, dienen; auſserdem ist für diesen Zweck noch ein Injector angebracht. Zwei groſse Schlauchtrommeln auf dem Deck tragen eine beträchtliche Menge Lederschlauch. An dem Versuchstage dampfte der Merryweather, wie das Boot benannt ist, mit 18km,5 Geschwindigkeit in der Stunde von Greenwich nach Whitehall-Stairs am Victoria-Embankment, wo das Boot nach Vornahme der Proben auf seine Manövrirfähigkeit verankert und von den Mitgliedern des Bauamtes besichtigt wurde. Nunmehr begann die Spritze zu arbeiten und entsandte zuerst einen Strahl von 44mm,5 auf eine Höhe von annähernd 60m. Hierauf folgten zwei Strahlen von je 25mm,4, dann 4 Strahlen, von welchen zwei je 25mm,4, zwei je 22mm,2 Stärke hatten, während zum Beschlusse 6 Strahlen spielten und zwar zwei von je 25mm,4 und vier von je 22mm,2 Stärke. Allgemein war man von den Ergebnissen der Probe sehr befriedigt und einhellig wurde anerkannt, welchen hohen Werth ein derartiges Boot für Städte mit ausgedehnten Wasserseiten besitze. Phillips' Hilfswerkzeuge für Metallbearbeitungsmaschinen. Für verschiedene Arbeiten auf Drehbänken und Bohrmaschinen hat J. W. Phillips zu London in den Industries, 1886 Bd. 1 * S. 9 einige einfache Hilfswerkzeuge für diese Maschinen angegeben. Um die Köpfe fertiger Schraubenbolzen u. dgl. nachzudrehen, werden dieselben in das auswechselbare Gewindefutter eines Bockes eingeschraubt, welcher mittels Schrauben an die Planscheibe einer Drehbank centrisch befestigt wird. Zum Abrunden des Gewindeendes können die Schrauben auch von dem Inneren des Bockes in das Gewindefutter geschraubt werden. Dadurch erspart man das Nachkörnen. Stirnflächen an Knierohrflanschen u. dgl. werden mit einem Fräsarme geebnet, welcher entweder an die Planscheibe einer Drehbank angeschraubt, oder an den Spindelkopf einer Bohrmaschine angesetzt wird. Zwischen den Führungen dieses Armes wird mittels Sternrad und Schraubenspindel ein kleiner Schlitten, in welchem der Stahl steckt, nach radialer Richtung verstellt. Diese Vorrichtung ist derjenigen ähnlich, welche schon seit längerer Zeit bei den Maschinen zum Abstechen der Anguſsköpfe an Locomotivcylindern verwendet wird. Auch an Horizontalbohrmaschinen findet man solche Vorrichtungen angewendet. Zum Abstechen von Rundstäben und Röhren empfiehlt Phillips eine kleine, einfache Maschine, bei welcher die arbeitenden Theile auf einem Hohlguſsgestelle mit rechts vorragendem Arme angeordnet sind. In einem langen Halslager am Kopfe des Gestelles dreht sich die Hohlspindel mit Spannkopf und breiter Stufenscheibe. Der Arm des Maschinengestelles besitzt Prismaführung, auf welcher sich ein kleiner Werkzeugträger verschiebt. An diesem ist ein kleiner Stellarm angebracht, durch welchen die Länge der abzustechenden Stücke bestimmt wird. Sofern die Maschine zu anderen Zwecken verwendet wird, kann dieser Stellarm zurückgedreht oder ganz abgenommen werden. Bogenlampe von Buſs, Sombart und Comp. in Magdeburg. Bei der von Buß, Sombart und Comp. in Magdeburg (* D. R. P. Kl. 21 * Nr. 34336 vom 22. April 1884 angegebenen Bogenlampe wird die Bildung des Lichtbogens und der Nachschub der Kohlen durch drehbare Elektromagnete bewirkt, welche vor festen Elektromagneten so angeordnet sind, daſs zufolge der durch die Anziehung der entsprechenden Pole verursachten Drehung der beweglichen Magnete in der einen oder anderen Richtung ein Entfernen der Kohlen von einander zur Lichtbogenbildung bezieh. ein Auslösen des vom oberen Kohlenhalter zu bewegenden Räderwerkes und somit ein Sinken dieses Kohlenhalters eintritt. Das Patent bezieht sich im Besonderen auf eine bestimmte Form der Polschuhe, durch welche eine zu plötzliche und ruckweise Thätigkeit der regulirenden Elektromagnete verhindert werden soll. Die feststehenden Elektromagnete A sind nämlich je mit zwei gleichen Polstücken in Form von vorspringenden Zapfen a1, a2 versehen, während die Polstücke c und d der beweglichen Elektromagnete B von einander abweichende Formen haben. Textabbildung Bd. 261, S. 274 Das Polstück c bildet einen vierkantigen oder runden Kopf, der sich dem Zapfen a1 gegenüber befindet, während d einen nach einer bestimmten Curve gekrümmten Schnabel darstellt, welcher sich über dem Zapfen a2 bewegt. Bei dieser Anordnung verlaufen die Magnetkraftlinien beim Durchgange des Stromes durch die Elektromagnete zwischen den Polstücken c und a1 tangential zur Bewegungsrichtung des Poles c, diejenigen zwischen den Polstücken d und a1 dagegen senkrecht zur Bewegungsrichtung des Poles d. Die tangentialen Kraftlinien treten als wirksames, die normalen dagegen als hemmendes Mittel auf. Die Elektromagnete sind so geschaltet, daſs das eine im Hauptstrome liegende und die Bildung des Lichtbogens bewirkende Elektromagnetenpaar entgegengesetzt gewickelt ist wie das im Nebenstrome liegende, den Nachschub der Kohle regelnde Paar. Lichtenhainer Bier. Das in Jena so beliebte Lichtenhainer Bier ist bekanntlich sehr trübe und wird daher aus hölzernen Kannen getrunken. Nach J. Herz (Repertorium für analytische Chemie. 1886 S. 391) enthielt dasselbe in 100 Theilen: Alkohol   3,02 Extract   3,22 Ursprüngl. Extract   9,16 Vergährungsgrad 64,85 Asche   0,128 Säure = Milchsäure   0,2376 Zucker (Maltose)   0,66 Dextrin   1,42. Der Bodensatz enthält verschiedene Hefeformen, Essig- und Milchsäurepilze, Getreidereste sowie Krystalle von oxalsaurem Calcium. Anscheinend wird bei der stürmischen Gährung ein Theil der Milchsäure zu Oxalsäure weiter oxydirt. Es ist bemerkenswerth, daſs das Bier, trotz der verhältniſsmäſsig groſsen Mengen Hefe, Spaltpilzen und Oxalsäure gern getrunken wird. Sägespäne und Zellstoff als Viehfutter. A. Frank bespricht in der Papierzeitung, 1886 S. 541 die früher von Stöckhardt u.a. ausgeführten Fütterungsversuche mit Pappelholzsägespänen und. aus Leinwandlumpen hergestellter Papiermasse, aus denen hervorgeht, daſs zwar 40 bis 80 Proc. Zellstoff verdaut werden, daſs aber der Nährwerth derselben sehr gering ist. Die Holzzellstofffabrikation wird daher von den neuerdings wieder aufgetauchten Vorschlägen, Sägespäne und Zellstoff als Futter zu verwenden, in keiner Weise berührt. Ueber das Chininsulfat des Handels. G. Vulpius bespricht in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1886 S. 345 den Cinchonidingehalt des käuflichen Chininsulfates. E. de Vry (Chemist and Druggist vom 1. Mai 1886) hat in allen käuflichen Chininsulfatproben 5 bis 16 Proc. Cinchonidinsulfat gefunden. Er empfiehlt daher, statt des neutralen Sulfates das Bisulfat zu verwenden, welches frei ist von Cinchonidin, oder aber aus dem Bisulfate reines Sulfat herzustellen. Weller (Pharmaceutische Zeitung, 1886 Nr. 44) rechnet die von de Vry angegebenen Analysen auf einen normalen Wassergehalt von 15 Proc. um, so daſs sich für die deutschen Fabrikate ein Durchschnittsgehalt von 78,78 Proc., für die englischen 77,40 Proc. und für die französischen von 75,99 Proc. Chininsulfat ergeben. Daneben hebt auch Weller nachdrücklich den Umstand hervor, daſs gerade die 9 bis 12 Proc. Cinchonidin enthaltenden französischen Marken ihres lockeren Aussehens wegen bisher die beliebtesten und theuersten waren. Mit Recht ist dieses Vorurtheil der Abnehmer zu tadeln, welche ein reines, von Cinchonidin freies und dann nur in dichten, schweren, bittersalzartigen Krystallen herzustellendes Chininsulfat eben dieser Form wegen zurückweisen, so daſs man auch in Deutschland sich immer mehr der Darstellung des lockeren, aber weniger reinen Präparates zugewendet hatte. In einem am 22. Juni von Jungfleisch in der Pariser Académie de Médecine erstatteten Berichte zeigt derselbe, daſs die optische Untersuchung nach Oudemans die beste der bisher bekannten Prüfungsmethoden ist, daſs sie aber nur von sehr geübten Händen und mit groſser Vorsicht ausgeübt werden darf. Dieselbe besteht in der Behandlung einer bestimmten Menge des zu prüfenden Sulfates mit einem Alkalitartrat, wobei Chinin und Cinchonin als Tartrate niederfallen, während alle anderen Chinaalkaloide in Lösung bleiben. Von dem gewaschenen und getrockneten Niederschlage wird eine gewogene Menge in Lösung gebracht und das Drehungsvermögen dieser Lösung im Polarisationsapparate bestimmt. Dagegen hat O. Hesse gefunden, daſs das im käuflichen Chininsulfat vorkommende Hydrochinin, C20H28N2O2, mit in den Tartratniederschlag übergeht und damit das von de Vry angewendete optische Verfahren unsicher macht, weil das Drehungsvermögen (aD) von Chinintartrat – 212,5°, von Hydrochinintartrat 176,9° und von Cinchonidintartrat 132,0° beträgt. Hesse gibt zu, daſs das Chininsulfat des Handels einen beträchtlichen Procentsatz von dem angeblich therapeutisch gleichwertigen Hydrochininsulfat enthalte. Da nun im Polarimeter die Wirkung von 1 Th. in Tartrat umgesetztem Hydrochininsulfat gleich ist derjenigen von 0,42 Th. Cinchonidinsulfat, so wird bei der optischen Methode das Hydrochinin in diesem Verhältnisse auch als Cinchonidin verrechnet und irrthümlich letzterem zugezählt; es kann also vorkommen, daſs man auf diese Weise mehrere Procent Cinchonidin in einem Chininsulfate gefunden zu haben glaubt, welches keine Spur davon enthält. Bemerkenswerth ist, daſs das Hydrochinin sich ganz in derselben Weise wie das Cinchonidin aus dem Chininsulfate entfernen läſst, nämlich durch Umwandeln in das saure Salz, wo dann das Chininbisulfat durch Kristallisation rein erhalten werden kann, während die Bisulfate von Cinchonidin und Hydrochinin in der Mutterlauge bleiben. Zur Nickelbestimmung. Zur Bestimmung des Nickels auf vernickelten Eisenwaaren legt sie A. Köbrich (Chemikerzeitung, 1886 S. 747) in Salpetersäure von 1,18 sp. G., verdünnt mit der gleichen Menge Wasser. Ist der Nickelüberzug gelöst, so spült man die Stücke ab, versetzt die Lösung mit Salzsäure und erwärmt bis zur Vollendung der Oxydation. Die Lösung wird nun mit Salmiak und Ammoniak im Ueberschusse versetzt und das Ganze 1 Stunde lang erwärmt. Das Nickeloxydul löst sich bei diesem Verfahren in dem überschüssigen Ammoniak, namentlich bei Gegenwart von Salmiak, leicht auf und wird vom Eisenoxydhydrat durch Filtration getrennt. Man wiederholt die Behandlung mit Salmiak und Ammoniak in gleicher Weise noch einmal und wäscht das Eisenoxyd auf dem Filter mit verdünntem Ammoniak so lange nach, bis eine Probe des Filtrates mit Schwefelammonium sich nicht mehr bräunt. Die vereinigten Filtrate, nun mit Schwefelammonium versetzt und mit Essigsäure angesäuert, lassen das Schwefelnickel fallen, welches in Salpetersalzsäure gelöst und mit frisch bereiteter Kalilauge als Oxydul gefällt wird; letzteres wird getrocknet und mit Wasserstoffgas reducirt. Ueber Titration mit Methylorange als Indicator. Carpenter theilt im Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 287 mit, daſs Titrationen mit Methylorange als Indicator bei Gegenwart von Nitriten nicht genau sind, und bestätigt dadurch die von Thomson früher schon gemachte Angabe. Wenn bei Untersuchung der aus den Bleikammern in den Kamin abgehenden Gase mit Natron allein absorbirt wird, so erhält man bei Titration mit Methylorange als Indicator zu hohe Zahlen. Carpenter benutzt daher zur Absorption Wasserstoffsuperoxyd und erhält dann alle im Gase vorhandene Salpetrigsäure als Salpetersäure in Lösung, so daſs bei der Titration keine Störung eintritt. Zur Kenntniſs des Congoroth. Nach O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 1719) wird das durch Einwirkung von Tetrazodiphenylchlorid auf Naphtionsäure erhaltene Congoroth durch Reductionsmittel leicht entfärbt. Zur Untersuchung der Reductionsproducte löst man den Farbstoff in wenig heiſsem Wasser, versetzt mit Ammoniak und trägt Zinkstaub ein; die rothe Farbe verschwindet fast augenblicklich. Nun wird abgekühlt, wobei die Gesammtmenge des entstandenen Benzidins herauskrystallisirt. Es wird auf der Saugpumpe abfiltrirt und mit kaltem Wasser nachgewaschen. Von dem beigemengten Zinkstaube kann es mittels Alkohol getrennt werden. Die vom Benzidin abfiltrirte wässerige Flüssigkeit enthält die gebildete Diamidonaphtalinsulfosäure. Um dieselbe in ein Chinoxalin überzuführen, wird die aus 7g (1 Mol.) reinem Congoroth bereitete Sulfosäurelösung mit Essigsäure angesäuert, bis fast zum Sieden erhitzt und dann rasch mit einer heiſsen Phenanthrenchinonlösung vermischt. Die letztere war aus 4g Phenanthrenchinon (1 Mol.) durch Auflösen in der eben nöthigen Menge verdünnter Natriumbisulfitlösung auf dem Wasserbade und Zusatz von Natriumacetat bereitet worden. Wenige Augenblicke nach dem Vermischen der beiden klaren Flüssigkeiten beginnt eine Krystallisation und sehr bald erstarrt die Flüssigkeit zum Brei feiner, citronengelber Nadeln des Natriumsalzes der Diphenylennaphtochinoxalinmonosulfosäure, C24H13N2SO3Na. Die Bildung dieser Verbindung zeigt, daſs die bei Reduction des Congoroth entstehende Sulfosäure den Orthodiaminen angehört. Dadurch wird die Stellung der einzelnen Seitenketten im Congoroth selbst festgestellt, andererseits aber auch die α1-α2 -Stellung der Naphtionsäure bestätigt. Endlich ergibt sich daraus die Constitution einer Reihe von Farbstoffen, welche sich von der durch Kochen der Diazonaphtionsäure mit Wasser erhaltenen α-Naphtolsulfosäure ableiten.