Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 544 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schichau's Hochsee-Torpedoboot.
Trotz der Beachtung, welche die Entwicklung des Torpedowesens findet und trotz der
vielfachen Mittheilungen über Torpedoboote herrschen doch über das Wesen und ganz
besonders über die Bauart dieser Fahrzeuge noch recht unklare Ansichten. Es muſs
jeder sachgemäſsen Aeuſserung über diesen Gegenstand eine erhöhte Aufmerksamkeit um
so mehr gewidmet werden, als der Kreis der wirklich Sachverständigen ein ungemein
eng begrenzter ist. Wenngleich diese Fahrzeuge zweifellos einen der
bemerkenswerthesten Fortschritte im Gebiete des Schiffs- und Schiffsmaschinenbaues
kennzeichnen, so sind doch nur wenige Personen in der Lage, genaue Auskunft über
dieselben zu geben und noch weniger fähig mit Aussicht auf sicheren Erfolg den Bau
derselben zu unternehmen. Ueber Torpedoboote hat nun R.
Ziese aus Elbing im Petersburger Polytechnischen Verein einen Vortrag
gehalten, welcher um so mehr Beachtung verdient, als der Genannte in seiner Stellung
als Ingenieur der Schiffsbaufirma F. Schichau in Elbing
über die heutzutage wohl vortrefflichsten Torpedoboote dieses Hauses die
zuverlässigste Auskunft zu geben im Stande ist. Im Folgenden ist ein kurzer Auszug
aus diesem in dem Protokolle (Nr. 55 vom 26. Oktober 1885) des genannten Vereins
veröffentlichten Vortrage wiedergegeben.
Der Erfolg in der Ausführung eines allen berechtigten Anforderungen genügenden
Torpedobootes beruht auf der genauen Kenntniſs und Befolgung aus der Praxis
entnommener und in der Praxis erworbener Erfahrungen, sowie in der Anwendung der
besten Materialien, namentlich des Stahles. Ebenso hängt von der peinlich genauen
und sorgfältigen Ausführung der Arbeiten die Tüchtigkeit eines Torpedobootes ab. Da
diese Fahrzeuge eine Geschwindigkeit erhalten, welche die der gröſsten Seedampfer
bedeutend übersteigt (vgl. 1886 259 379), so müssen
rücksichtlich der Kleinheit dieser Boote Dampfmaschinen geschaffen werden, welche
für die Gewichts- und Raumeinheit das 8 bis 10 fache mit gröſserer Zuverlässigkeit
leisten als die üblichen Maschinen. In dem Vortrage wurden zunächst die
Spierentorpedoboote besprochen, welche ihrer geringen Zuverlässigkeit und
Brauchbarkeit halber jetzt nur noch in wenigen Fällen benutzt werden. Diese Boote
müssen dicht an das feindliche Schiff heranfahren, um an dasselbe einen Torpedo zu
schieben, welcher im Bug des Vorkommen des Titelblattes und der folgenden Werbeseiten hier ist ein Bindungsfehler des Druckexemplars.
Bootes an einer langen
Stange, der Spiere, von 8 bis 10m Länge etwa 2m unter dem Wasserspiegel befindlich ist. Die
Dampfmaschinen dieser Boote sind meistens zweicylindrig nach dem Compoundsysteme mit
Condensation. Die Locomotivkessel, welche für 10at
Ueberdruck berechnet sind, arbeiten mit künstlichem Zuge, welcher durch ein Gebläse
mit 1000 Umdrehungen in der Minute geschaffen wird. Die möglichst leicht gebaute
Dampfmaschine arbeitet mit 400 Umläufen in der Minute und etwa 300m Kolbengeschwindigkeit.
Die Terpedoboote der Jetztzeit sind zum Abschieſsen von Fischtorpedos bestimmt,
welche eine eigene rasche Bewegung erhalten. Mit der Ausbildung dieser
Fischtorpedos, welche jetzt bereits auf 500 bis 600m mit Aussicht auf Erfolg abgeschossen werden können, hat die Entwicklung
der Torpedoboote zu Hochseetorpedobooten Schritt gehalten, d.h. Booten, welche die
hohe See bei jedem Wetter halten und wochenlange, ununterbrochene Kreuzungen auf dem
Meere vornehmen können. Die ersten tüchtigen Boote dieser Art sind von Thornycroft gebaut worden; doch sind dieselben nunmehr
durch die Boote von F. Schichau in Elbing übertroffen,
welcher jetzt die deutsche Marine mit seinen Constructionen auf Grund seines Sieges
im Wettstreite mit Booten anderer Herkunft, auch der englischen, versorgt. Das Schichau'sche Bootmodell ist selbst von der englischen
und amerikanischen Marine angenommen worden.
Diese Fahrzeuge haben eine Länge von 40 bis 45m und
eine gröſste Breite von etwa 4m,5. Die
Geschwindigkeit beträgt in voller gefechtsklarer Ausrüstung bis zu 21 Knoten in der
Stunde.Ein solches für die chinesische Regierung gebautes Torpedoboot erreichte
nebst voller Belastung am 11. Juni d. J. die höchste bisher bekannte
Geschwindigkeit von 24,23 Knoten (12m,454
in der Secunde) trotz bewegter See. Die Dampfmaschine der
Fahrzeuge entwickelt dann etwa 1000 Pferd. Die Bunker sind in Folge ihrer
geschickten Vertheilung so groſs bemessen, daſs sie zur Aufnahme einer Kohlenmenge
hinreichen, welche bei 12 Seemeilen mittlerer Fahrt für fast 14 Tage ausreicht, so
daſs das Fahrzeug etwa 3500 Seemeilen, ohne neue Kohlen fassen zu müssen, fahren
kann; es ist also die Durchkreuzung der Nord- und Ostsee mit Leichtigkeit
ermöglicht. Das Deplacement beträgt etwa 100t.
In der Mitte des Bootes befinden sich die Räume für Maschine und Kessel. Für die
Gesammtleistung von etwa 1000 Pferd ist nur ein Kessel
nach dem Locomotivsysteme verwendet und gerade in der richtigen Construction
desselben waren die gröſsten Schwierigkeiten zu überwinden. Der Arbeitsdruck des
Dampfes beträgt 12at und soll bei den neuen Booten
auf 14at gesteigert werden, da die
Kesselconstruction und Ausführung diesen Druck, wie sich gezeigt hat, mit
vollkommener Sicherheit aushält. Die Feuerung ist bei den Schichau'schen Booten mit Gebläsebetrieb angeordnet und zwar kann die Luft
entweder unmittelbar unter die Roste oder in den Heizraum, welcher dann luftdicht
verschlossen wird, gedrückt werden, oder das Gebläse kann aus dem Heizraume saugen,
wodurch bei heiſsem Wetter der Heizraum stets kühl gehalten wird. Beim Aufwerfen von
neuen Kohlen wird das Gebläse vor dem Oeffnen der Feuerthüren selbstthatig
ausgerückt, um das Herausschlagen der Flamme zu verhindern und den Zutritt der
kalten Luft an die erhitzten Rohrplatten zu vermeiden; auch ist eine Vorrichtung
getroffen, um beim etwaigen Platzen eines Siederohres die Mannschaft vor dem
Verbrühtwerden zu schützen. Mittels des Gebläses läſst sich die Dampfentwickelung
regeln und die Kesselbedienung ist dadurch erleichtert. Kessel- und Maschinenraum
sind mit einander durch eine während der Fahrt stets verschlossene wasserdichte Thür
verbunden. Die Befehle werden durch Sprachrohre und telegraphische Signale
vermittelt.
Die dreifache Compound-Maschine des Bootes ist nach Schichau'schem Systeme gebaut. Cylinder und Grundplatte sind aus bestem
Guſseisen, alles andere von Stahl bezieh. Bronze. Die Maschinen arbeiten mit 350 bis
370 Umdrehungen in der Minute, was einer Kolbengeschwindigkeit von über 330m entspricht. Der Dampf arbeitet nach einander in
allen 3 Cylindern und tritt dann in einen Oberflächen-Condensator, welcher aus
Kupferblech von 3mm Stärke gefertigt ist. Die
Luftpumpe wird unmittelbar betrieben und arbeitet mit derselben Umlaufszahl wie die
Maschine. Die Speisepumpen werden durch Uebersetzung langsamer getrieben. Der Umlauf des
Kühlwassers im Condensator wird durch eine von selbstständiger Maschine bethätigte
Kreiselpumpe bewirkt, so daſs die Luftverdünnung im Condensator von der
Hauptmaschine unabhängig erhalten werden kann; auch kann beim Stillstande der
überflüssige Dampf vom Kessel in den Condensator geleitet und dort niedergeschlagen
werden. Im Falle eines Lecks kann die Pumpe aus der Bilge des Schiffes lenzen;
auſserdem sind für diesen Fall fünf besonders starke Ejectoren in den verschiedenen
Abtheilungen des Schiffes aufgestellt. Im Maschinenraume befindet sich noch eine
starke Dampfpumpe für verschiedene Zwecke und ein Destillirapparat, um Trinkwasser
zu erzeugen.
Die Kajüten für die Officiere befinden sich hinten im Schiffe und sind so geräumig
wie möglich eingerichtet. Jeder sonstige Platz ist benutzt, um Schränke und
Vorrathsräume zu bilden. Die Küche für die Officiere ist ebenfalls hinten, die für
die Mannschaft im vorderen Raume; die Boote führen ein leichtes Takelwerk, welches
schnell entfernt werden kann.
Ganz im Vordertheile des Bootes sind zwei Leitrohre für die Torpedos eingebaut und
ragen dieselben theilweise aus dem Schiffe heraus. Die Mündungen sind durch
wasserdichte Klappen verschlossen, welche vor dem Abschieſsen geöffnet werden. Die
zugehörigen Luftpumpen u.s.w. befinden sich ebenfalls dort. Der vordere Raum bildet
gleichfalls den Aufenthalt für die Mannschaft, während für den Commandanten und
Maschinisten im Hintertheil geräumige Kajüten angeordnet sind. Im vorderen der
beiden Thürme befindet sich ein Hand- und Dampfsteuerapparat (vgl. * S. 7 d. Bd.).
Das Steuer kann auch vom hinteren Thürme aus bewegt werden. Die Thürme bilden die
Niedergänge zu dem Inneren des Schiffes und dienen zum Aufenthalte des Commandanten
während des Gefechtes; von dort aus führen Sprachrohre und Telegraphen nach
Maschine, Kessel und Geschützapparaten. Auf dem Dache der Thürme sind Hotchkiß' Schnellfeuergeschütze (vgl. 1885 257 * 449) aufgestellt. Das Deck, aus Stahlplatten
gebildet, ist mit Gummi überzogen, um Ausgleiten bei schlechtem Wetter zu
verhindern. Rund um das Schiff läuft eine leichte Brüstung aus Drahtbau.
Die Probefahrten wurden von 10 Knoten Geschwindigkeit anfangend bis zu 21 Knoten in
der Stunde getrieben. Bei 0,08 Füllung im kleinen Cylinder, was einer Gesammtfüllung
der Dampfmaschine von 0,017 entspricht, beträgt die Geschwindigkeit noch 14,6
Knoten, die Leistung 321 Pferd, der Kohlenverbrauch 0k,4 für 1 Pferd und Stunde und die Umdrehungszahl 235 in der Minute. Bei
0,6 Füllung im kleinen Cylinder, gleich 0,125 Gesammtfüllung, ist die
Geschwindigkeit 21,7 Knoten bei 970 Pferd, 370 Umdrehung und 0k,7 Kohlenverbrauch für Pferd und Stunde. Die für
diese Boote gewährleistete Geschwindigkeit ist 19 Knoten in der Stunde mit voller
Ausrüstung und Kohlen für 1200 Seemeilen Fahrt an Bord.
J. V. Meigs' Hochbahn.
Das Bestreben, den Unterbau der Hochbahnen möglichst billig und zugleich so zu
gestalten, daſs durch denselben den Straſsen möglichst wenig Luft und Licht entzogen
wird, hat zu eigenthümlichen Constructionen geführt. Eine solche ist auch das System
von J. V. Meigs in Lowell, Mass. Nach dem Scientific American, 1886 Bd. 55 * S. 21 wurde dasselbe
auf einer 1km,6 langen Probelinie in Boston unter
den schwierigsten Verhältnissen in Bezug auf Curven und Steigungen mit sehr
befriedigendem Erfolge erprobt. Es erfüllt die oben erwähnten Anforderungen ebenso
wie die Einschienenbahn von Le Roy-Stone (vgl. 1876 222 * 408), unterscheidet sich aber wesentlich von
dieser.
Die eigentliche Bahn besteht für jedes Feld aus einem einzigen, auf den Tragpfeilern
ruhenden, eisernen Gesperre von 1m,22 Höhe. An
demselben befinden sich ein oberer und ein unterer Geleisträger, zur Aufnahme der 4
Schienen. Die 2 Tragschienen bestehen aus Winkeleisen an der äuſseren Oberkante der
hölzernen Langschwellen des unteren Geleisträgers. Am oberen Geleisträger befinden
sich 2 senkrechte Schienen für die Gleiträder. Der Abstand der unteren Schienen, an
deren Auſsenseite gemessen, d. i. die Spurweite beträgt 0m,57, der Abstand der oberen Schienen 0m,44. Das dem Oberbaue angepaſste Wagengestell hat vier unter einem
Winkel von 45° einwärts gestellte Tragräder, zwischen welchen sich 2 wagerechte
Gleiträder, eines an jeder Seite, befinden, die durch Federn mit den oberen Schienen
in Berührung gehalten werden und die Seitenschwankungen sowie das Entgleisen der
Fahrzeuge verhindern sollen. Das Wagengestell dreht sich um einen senkrechten Zapfen
oberhalb der Gleiträder. Da alle Räder sich unabhängig von einander bewegen, so
können noch Curven von 15m Halbmesser anstandslos
befahren werden. Die Wagen sind 15m,2 lang und
haben mit Ausnahme des Bodens einen kreisförmigen Querschnitt von 3m,3 Halbmesser. Der Kasten ist aus leichten
T-Eisenrippen gebildet, die in Kreisform gebogen sind und zwischen welchen sich
innen gepolsterte, auſsen mit Papier und Kupfer bekleidete Füllungen befinden.
Textabbildung Bd. 261, S. 547
Die Locomotive besteht aus einem ähnlichen Wagen, mit einem Untergestelle an jedem
Ende wie bei den Personenwagen und ebenso wie diese verkleidet. Auf dem Wagen
befinden sich zwei vollständige feststehende Dampfmaschinen, von denen jede nur ein
einziges Treibrad bewegt. Der Kessel ist ein Locomotivkessel mit 200 Siederöhren und
über den Maschinen angebracht.
Der Schwerpunkt der Maschine und Wagen ist so tief als möglich gebracht, wodurch die
Wirkung des Winddruckes verringert wird; die glatte Auſsenfläche des ganzen Zuges
vermindert den Luftwiderstand und gestattet eine groſse Fahrgeschwindigkeit.
Gefahr der Wagenheizung durch Preſskohlen.
Im Bulletin de Rouen, 1886 * S. 338 theilt Dr. Bellencontre einige Fälle von Kohlenoxydgasvergiftung
mit, welche dadurch entstanden, daſs Personen längere Zeit in geschlossenen
Droschken fuhren, deren Heizung durch eine mit Löchern versehene Wärmflasche
erfolgt, in welcher Preſskohle langsam verbrennt. Verfasser empfiehlt daher, statt
dieser Kohlenheizung solche durch Wärmflaschen anzuwenden, welche mittels heiſsen
Wassers oder mit Natronsalzen gefüllt werden (vgl. Ancelin 1881 241 106. 1885 256 31. 257 * 142). Die
letztere Heizungsart hat vor derjenigen mittels heiſsen Wassers den Vortheil, daſs
die Heizkörper mehrere Stunden nahezu gleiche Temperatur und zwar von etwa 50°
behalten, während die Temperatur der Wasserheizkörper stetig in fast gleichem Maſse
sinkt und nach wenigen Stunden schon zu gering für die nothwendige Wärmeabgabe
wird.
Purves' Flammrohre mit angewalzten Versteifungsringen und
Festigkeitsversuche mit denselben.
Am 1. Juni d. J. fanden, wie Engineering, 1886 Bd. 41 S.
590 mittheilt, auf dem der Firma John Brown and Camp,
gehörigen Atlas Steel Works in Sheffield in Gegenwart
einer Anzahl der hervorragenden Marine-Ingenieure Englands bemerkenswerthe Versuche
über die Festigkeit von Feuerbüchsen gegen äuſseren Druck statt, welche, wie aus
beistehender, dem Engineer, 1886 Bd. 62 * S. 480
entnommener Schnittfigur zu ersehen ist, nach einem neuen Verfahren aus ringförmig
gerippten Platten hergestellt werden. Diese Flammrohre mit
angewalzten Versteifungsringen sind von David
Purves in London (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 36123 vom 1. December 1885)
angegeben.
Textabbildung Bd. 261, S. 547
Zu den Versuchen waren zwei Feuerbüchsen in voller Gröſse, welche in ihren
Abmessungen nur unbedeutend von einander abwichen, in cylindrische Kessel
eingenietet worden, um in denselben durch Preſswasser bis zur völligen Zerstörung
zusammengedrückt zu werden. Die Kessel hatten 1219mm Durchmesser und 28mm,6 Wandstärke und
bestanden aus weichem Stahl; an den Enden wurden die Kessel durch eine geflanschte
Platte geschlossen, an welche sich die Feuerbüchse genau so ansetzte wie an die
wirkliche Kesselstirnwand. Beide Feuerbüchsen bestanden aus weichem Stahl und hatten
je 12mm,7 Wandstärke; die ringsum laufenden
verstärkten Rippen, womit die Platten gewalzt werden, hatten bei der einen Platte
228mm, bei der anderen 305mm Abstand. Geschlossen waren die beiden
Feuerbüchsen in der Längsnaht durch eine innen aufgenietete Lasche. Der innere Durchmesser der beiden
Feuerbüchsen betrug 965mm.
Das erste der beiden Rohre wurde zusammengedrückt bei 54at, während das zweite Rohr 57at,3 Druck
aushielt. Diese Drucke wurden durch verschiedene vorher eingestellte Manometer
gemessen. Bei dem zweiten Versuche wurden jedoch noch Manometer des Handelsamtes in
Gebrauch genommen, welche einen etwas geringeren Druck, nämlich nur 54at,8 zeigten. Nimmt man diese Angabe als richtig
an, so muſs immerhin der Umstand, daſs ein Rohr von 990mm äuſserem Durchmesser und nur 12mm,7
Wandstärke erst bei 55at zusammengedrückt wurde,
sehr zufriedenstellend erscheinen.
Nach dem Berichte, welchen seiner Zeit W. Parker an Lloyds Register über die Festigkeit gewellter
Flammrohre erstattet hat (vgl. 1883 249 9), konnte der
Widerstand derselben gegen Zusammendrücken durch die Formel p =1120 (δ – 3) : d ausgedrückt werden, worin p den Druck in
Atmosphären, δ und d die
Wanddicke bezieh. den Durchmesser in Millimeter bedeuten. Leider ist in dieser
Formel der Einfluſs der Länge nicht berücksichtigt, wie auch bei den Brown'schen Versuchen die Länge der Feuerbüchsen nicht
angegeben ist. Man wird aber wohl kaum fehlgehen, wenn man dieselbe zu dem üblichen
Maſse von ungefähr 1m,8 annimmt. Wendet man diese
Formel auf den vorliegenden Fall an, so findet sich, daſs ein gewelltes Flammrohr
von gleichen Abmessungen p = 11at,1 ergeben würde (vgl. auch S. 156 d. Bd.); es
kann also durch die sich hiernach ergebende etwa 5 fache Sicherheit thatsächlich die
Festigkeit der neuen. Brown'schen gerippten Feuerbüchsen angenommen werden.
Ein Punkt, worin die neuen Feuerbüchsen den gewellten überlegen sind, ist deren
groſse Widerstandsfähigkeit in der Längsrichtung, während die Ausdehnung der
Wellrohre unter Druck sehr bemerklich ist, wie dies auch Parker in seinem Berichte hervorhebt. Dieser Umstand nöthigt jederzeit,
eine Anzahl von Ankern zur Unterstützung der Kesselstirnplatten in der Umgebung der
Feuerbüchse anzubringen.
De Combette's selbstthätige Drahtklemme.
Die Uebelstände, welche gewöhnliche Klemmschrauben bei häufigem und schnellem Wechsel
der angeschlossenen Drähte verursachen, will de
Combette nach dem Telegraphic Journal, 1886
Bd. 18 * S. 149 durch eine neue Klemme umgehen. Auf der Bodenplatte des Apparates
ist ein cylindrischer Metallstift A befestigt, welcher
mit der gröſseren Flansche D auf der Platte des
Apparates aufruht.
Textabbildung Bd. 261, S. 548
Ueber den oberen Theil des Stiftes A ist der hohle Cylinder B geschoben, welcher
am unteren Theile eine nach unten kegelförmig gedrehte Verstärkung C und oben einen geriffelten Kopf besitzt und durch
eine im Inneren angebrachte, um Stifte gelegte Spiralfeder kräftig auf die Flansche
D aufgedrückt wird. Setzt man nun den Daumen auf
den Kopf von A auf und greift mit dem Zeige- und
Mittelfinger unter den oberen Rand des Cylinders B, so
kann man diesen in die Höhe ziehen und dann mit der anderen Hand den gebogenen Draht
oder eine geschlitzte Platte P, an welcher der Draht
befestigt ist, zwischen C und D einführen, worauf durch den Druck der inneren Spiralfeder ein genügender
Contact hergestellt wird.
Langgaard's bezieh. W. Mayers elektrischer
Wasserstandszeiger.
Während man sonst bei Wasserstandszeigern bemüht ist, beim Fallen des Wasserspiegels
den Zeiger eine entgegengesetzte Drehung von derjenigen
machen zu lassen, welche beim Steigen des Spiegels ihm ertheilt wird, sind
neuerdings zwei Wasserstandszeiger aufgekommen, bei denen in beiden Fällen bloſs
Drehungen in demselben Sinne auftreten. Den einen
erläutert Langgaard in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1886 S. 498 folgendermaſsen:
In dem Empfänger ist es
vermieden, den Zeiger, nachdem er nach vorwärts bewegt worden, wieder nach rückwärts
zu stellen; wenn das Zifferblatt ebenfalls in derselben Richtung wie der Zeiger
weiterrückt, wird derselbe Zweck erreicht, als wenn der Zeiger wieder nach rückwärts
gestellt würde. Letzteres ermöglicht aber die äuſserste Einfachheit des
Zeigerwerkes, da zwei Elektromagnete genau dasselbe verrichten. Der erste
Elektromagnet schiebt mittels gewöhnlichen Schaltwerkes den Zeiger vor, der zweite
in gleicher Weise das Zifferblatt. Beide Elektromagnete erhalten von einer
Lokalbatterie den Strom in demselben Sinne und zwar ersterer beim Steigen des zu
verzeichnenden Flüssigkeitstandes, letzterer beim Fallen desselben. Die jedesmalige
Einschaltung der Elektromagnete in den Kreis der Lokalbatterie erfolgt durch ein
polarisirtes Relais, dessen Anker im Ruhezustande durch eine geeignete Vorrichtung
zwischen beiden Polen gehalten wird, so daſs eine Stromschlieſsung nach dem rechts
und links liegenden Contacte nicht stattfindet. Ein von der entfernten Station
gesendeter positiver Strom bewegt den Anker des Relais nach rechts, ein negativer
Strom nach links und schaltet so entweder den einen, oder den anderen Elektromagnet
ein und veranlaſst dadurch das Vorrücken des Zeigers oder des Zifferblattes. Der
Geber besteht gleichfalls aus einer sehr einfachen Contactvorrichtung; mittels
Schwimmer, Ketten und Kettenrad wird wie üblich ein doppelarmiger Contacthebel nach
Art einer Wippe bewegt, wodurch je nach der Bewegungsrichtung der positive oder
negative Pol einer Linienbatterie in die Leitung eingeschaltet und so das Relais der
Meldestation in vorher beschriebener Weise in Thätigkeit gesetzt wird.
Bei Gewittern und ähnlichen Störungsursachen wird mittels eines Umschalters die
Vorrichtung aus- und ein kleines Läutewerk eingeschaltet, welches beim höchsten
bezieh. niedrigsten zulässigen Stande zu klingeln beginnt, worauf mit der Hand der
Zeiger richtig gestellt wird.
Auch bei dem für Wilbur S. Mayers in Fort Apache,
Arizona, patentirten Wasserstandszeiger entsendet nach dem Scientific American, 1886 Bd. 55 * S. 35 der Geber beim Steigen und Fallen
des Wasserspiegels entgegengesetzte Ströme aus einer Batterie nach dem Empfänger, in
welchem dieselben sich jedoch nach den Spulen zweier Elektromagnete verzweigen, den
einen derselben entmagnetisiren, im anderen dagegen den Magnetismus verstärken. Der
beim Steigen. des Wasserspiegels um 1 Maſseinheit entsendete Strom läſst durch seine
Wirkung im ersten Elektromagnete den Zeiger auf einem Zifferblatte um den der
Maſseinheit entsprechenden Raum vorwärts rücken. Die beim Fallen des Wasserspiegels
entsendeten Ströme wirken im zweiten Elektromagnete, „dessen Anker dann in einer
Weise auf den die Meldung empfangenden Apparat wirkt, daſs der durch den Zeiger
angegebene Betrag sich vermindert“. So wird „der Wasserstand stets durch
den Zeiger in Verbindung mit dem Zifferblatte angegeben“.
Doppel-Drehbank für Hartguſswalzen.
Zum Abdrehen der Walzen für Schrot- und Mahlstühle baut die Werkzeug- und Maschinenfabrik Oerlikon in Oerlikon (Schweiz) Drehbänke,
auf welchen gleichzeitig zwei Walzen bearbeitet werden können. In der Mitte eines
besonders kräftigen, mit angegossenen Füſsen versehenen Bettes ist die kurze
Drehbankspindel sowie deren Antriebstheile in einem Gehäuse gelagert. Der Antrieb
erfolgt von einer wagerecht gelagerten kurzen Achse mit zwei Scheiben an dem Ende
von ungleich groſsem Durchmesser aus; in der Mitte dieser Achse ist eine Schnecke
aufgekeilt, welche mittels Schneckenrad auf eine kurze stehende Achse treibt. Eine
auf der letzteren sitzende Schnecke greift in ein groſses Schneckenrad auf der
Drehbankspindel, an deren äuſseren Enden zwei Kuppelungsköpfe aufgesteckt sind, in
welche die Mitnehmer auf den Walzenzapfen treten. Zu beiden Seiten dieses
eigenthümlichen Spindelstockes sind auf das Drehbankbett schwere Wangenplatten
geschraubt, auf welchen in verschiebbaren Lagern die zu bearbeitenden Walzen mit
ihren Zapfen ruhen. An jeder Walzenseite befindet sich je ein Drehstahlsupport,
welcher mittels Spindel und Räder von dem gezahnten Kuppelungskopfe die
Schaltbewegung entlang der Walze erhält. Eine solche im Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 394 dargestellte Drehbank ist für Walzen bis
600mm Durchmesser und 1000mm Länge bestimmt und wiegt etwa 6t.
Verfahren zum Verzieren von Porzellan mit Glasfluſs.
Um glasirtes Porzellan in der Muffel mit erhabenem Glasfluſs (Email) zu verzieren,
ohne daſs die Glasflüsse in einander laufen, werden nach Joh. Gottfr. Müller in Schöneberg bei Berlin (D. R. P. Kl. 80 Nr. 36305
vom 7. Januar 1886) erhabene Umrisse aus feuerfester Porzellanfarbe auf die Glasur
aufgebracht, was in der Regel durch Umdruck geschieht, und in die so begrenzten
Felder die leichtflüssigen Glasmassen eingetragen. Man brennt dann die verzierten
Gegenstände in der Muffel bei Glanzgoldtemperatur so lange, bis die Glasflüsse klar
erscheinen, und kühlt hierauf die Muffel schnell ab. Es hat sich dann zwar auch das
Email mit der Glasur verbunden; doch sind die Umrisse aus feuerfester Porzellanfarbe
in die Glasur eingesunken und haben so das Ineinanderlaufen der Glasflüsse
verhindert. Das Email erhält eine runde, nach den Umrissen hin abfallende
Oberfläche.
Verfahren zur Verarbeitung von Spatheisenstein und
Zinkblende.
Zur Verarbeitung eines Gemenges von Zinkblende und Spatheisenstein will die Actiengesellschaft des Silber- und Bleibergwerkes
Friedrichssegen bei Oberlahnstein (D. R. P. Kl. 40 Nr. 35836 vom 5.
December 1885) dasselbe auf Rothglühhitze erwärmen, so daſs Schwefelzink unverändert
bleibt, während der Spatheisenstein die Kohlensäure verliert. Dann läſst man einen
Luftstrom über das Gemenge streichen und dämpft dabei das Feuer etwas. Es verbindet
sich nun der Sauerstoff der Luft mit dem Schwefelzink zu schwefelsaurem Zink;
gleichzeitig wird aber auch Schwefligsäure frei, welche sich mit dem
Manganoxyduloxyde zu schwefelsaurem Manganoxydul verbindet. Die gebildeten Sulfate
werden nun ausgelaugt und können auf verschiedene Präparate weiter verarbeitet
werden.
Conservirung der Kupferkessel zum Eindampfen von Natron- oder
Kalilauge.
M. Honigmann in Grevenberg (D. R. P. Kl. 75 Nr. 36482
vom 31. December 1885) empfiehlt zum Schütze von Kupferkesseln beim Eindampfen von
Natron- oder Kalilauge (vgl. dagegen Venator S. 133 d.
Bd.), oder beim Betriebe von Natrondampfkesseln (vgl. 1885 256 * 1) vor dem Angriffe der Lauge, welcher namentlich bei Anwesenheit
von Kupferoxyden erfolgt, den Zusatz von Eisen oder solchen Metallen, welche aus
Kupferlösungen Kupfer auszufällen vermögen. Hiermit soll auch der Vortheil verknüpft
sein, daſs das Eisen u. dgl. von der concentrirten hochsiedenden Natronlauge
allmählich unter Bildung von Eisenoxydul und Wasserstoff gelöst wird, wodurch der
Sauerstoff der Luft, welcher mit der Lauge in Berührung kommen sollte, absorbirt
wird. Auch hierdurch wird die Bildung von in Natron löslichen Kupferoxyden erschwert
und verhindert. Am einfachsten bringt man zur Erreichung des Zweckes von Zeit zu
Zeit eiserne Drahtbündel in die Natron- oder Kalilauge.
Verfahren zur Reinigung von Perubalsam und zur Herstellung von
„Bolivia“.
Zur Herstellung eines Bolivia genannten Gemisches von
Perubalsam und Sesamöl mengt A. Seibels in Berlin (D.
R. P. Kl. 22 Nr. 36290 vom 5. December 1885) Perubalsam mit der gleichen Menge
Sesamöl, erwärmt, schüttelt durch und läſst etwa 2 Tage stehen. Es hat sich dann das
den Balsam dunkel färbende schwarze Harz abgeschieden und fest an Boden und
Seitenwände des Gefäſses angesetzt; zugleich ist eine klare, helle, goldgelbe Lösung
von gereinigtem Perubalsam in Sesamöl gebildet, welche sich abgieſsen läſst und für
Parfümeriezwecke bei Seifen, Pomaden, Haarölen u. dgl. Verwendung finden soll.
Zur Herstellung von Stampfasphalt.
Nach Angaben der Deutschen Asphalt-Actiengesellschaft in
Hannover (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 80 vom 5. Juni 1885) erhält man
durch Vermischen von Asphaltstein, Kalkstein, Sand u. dgl. mit bituminösen Stoffen
kein so inniges Gemenge, als zur Herstellung eines widerstandsfähigen Pflasters
erforderlich ist. Dies soll aber dadurch erreicht werden, daſs die gepulverten Mineralien mit Wasser zu
Brei angerührt werden, welchem man unter Erwärmen das Bitumen zusetzt. Der
verwendete Rohasphalt soll vorher mit Schieferöl, Erdöl o. dgl. versetzt und erwärmt
werden, damit sich die erdigen Beimengungen absetzen.
Bei der Ausführung wird Kalkstein oder Asphaltstein von geringem Bitumengehalt
zunächst fein gepulvert, dann mit etwa 40 Proc. Wasser zu einem dünnflüssigen
Schlamme vermischt und das Ganze in einem mit Rührwerk versehenen Behälter bis auf
etwa 50° erwärmt. Hierauf setzt man das bis auf etwa 70° erwärmte und gereinigte
Bitumen dem Gesteinschlamme unter Umrühren hinzu, wobei die Umhüllung der
Gesteinkörperchen mit Bitumen fast augenblicklich eintritt. Bei der allmählichen
Vermischung der Materialien wird die rührbare Beschaffenheit der Masse durch
entsprechend fortschreitende Verdünnung mit Wasser bei einer Temperatur von 60 bis
70° unterhalten; die zuzusetzende Bitumenmenge kann bis zu 15 Procent des trockenen
Steinmaterials betragen. Die erhaltene Masse wird an der Luft getrocknet, dann in
Retorten längere Zeit auf 110° erwärmt, um die letzten Spuren von Wasser
auszutreiben und die möglichste Durchtränkung der Steinkörperchen ohne Zersetzung
des Bitumens zu bewirken. Nach dem Erkalten werden die so getränkten Steine
pulverisirt und ist dann das Material zum Gebrauche fertig.
Frangenheim empfiehlt in der Deutschen Bauzeitung, 1886 S. 391 die von S. Kahlbetzer in Deutz hergestellten Asphaltplatten als in jeder Hinsicht dem
Guſs- und Stampfasphalt vorzuziehen; sie werden aus heiſsem Asphaltpulver gefertigt,
welches in genau abgewogenen Mengen in einer Presse unter einem Drucke von 40000k zu Platten von 3cm bezieh. 5cm Stärke und 25cm im Quadrat groſs zusammengepreſst wird. Die
3cm starken Platten finden Verwendung zu
Bürgersteigen, Lagerräumen u.s.w. und die 5cm
starken zu Fahrbahnen. In Folge des gleichmäſsigen Druckes sind die Platten auch dem
Verschleiſse gleichmäſsig unterworfen. Dieselben werden auf eine 10cm starke Cementbetonunterlage verlegt. Die sehr
engen Fugen verschwinden nach sehr kurzer Benutzungsdauer.
Zum Nachweise von Salicylsäure in Bier und Wein.
Enthält Bier oder Wein nur geringe Mengen von Salicylsäure, so treten nach Rose (Archiv für Hygiene, 1886 S. 127) beim
Ausschütteln mit Aether auch andere Stoffe in den Aether über, welche die Reaction
mit Eisenchlorid verdecken. Dieser Fehler wird vermieden, wenn man 100cc Bier in einem Scheidetrichter nach dem Ansäuern
mittels 5cc verdünnter Schwefelsäure mit gleichen
Raumtheilen eines Gemisches von gleichen Theilen Aether und Petroläther
durchschüttelt. Dann läſst man die wässerige Schicht ausflieſsen und gieſst die
ätherische durch den Hals des Scheidetrichters unter gleichzeitigem Filtriren in ein
Kölbchen. Nachdem jetzt der Aether und der gröſste Theil des Petroläthers bis auf
wenige Cubikcentimeter abdestillirt worden ist, bringt man in den noch heiſsen
Kolben 3 bis 4cc Wasser und schwenkt gehörig um.
Man fügt alsdann unter gelindem Umschütteln einige Tropfen einer verdünnten
Eisenchloridlösung hinzu und filtrirt den Inhalt des Kölbchens durch ein mit Wasser
angefeuchtetes Filter, durch welches nur die wässerige Lösung flieſsen kann. Beim
Zufügen von Eisenchloridlösung wird der Petroläther durch Aufnahme einer
Eisenoxyd-Hopfenharzverbindung tiefgelb. Bei Abwesenheit von Salicylsäure ist das
Filtrat beinahe wasserhell mit einem schwachen Stiche ins Gelbliche, ein Beweis,
daſs keine Spur von Hopfengerbsäure aufgenommen wurde. Ist aber Salicylsäure auch
nur in Spuren zugegen, so nimmt das Filtrat die bekannte violette Färbung an. Es
läſst sich so noch 0mg,1 Salicylsäure in 1l Bier nachweisen.
Bei Weinuntersuchungen nimmt das Gemisch von Aether und Benzin geringe Mengen
Weingerbsäure auf. Eine gleichzeitige Anwesenheit von Salicylsäure kann nur dann
verdeckt werden, wenn dieselbe ihrerseits nur in Spuren zugegen ist. Immerhin vermag
man dieselbe noch nachzuweisen. Bekommt man beim Zufügen von Eisenchlorid zur
wässerigen Lösung schwache Gerbsäurereaction, so säuert man wiederum mit
Schwefelsäure an, verdünnt hierauf mit Wasser auf 50cc und schüttelt noch einmal mit dem gleichen Volumen Aether-Petroläther aus. War
Salicylsäure zugegen, so erhält man, nach dem Abdestilliren der zweiten
Ausschüttelung auf Zusatz von einem Tropfen Eisenchlorid zur wässerigen Lösung des
Rückstandes, die charakteristische Salicylsäurereaction. Die Gerbsäure bleibt
diesmal vollständig in der wässerigen Lösung. Auch bei stark Gerbsäure haltigen
Rothweinen läſst sich noch 0mg,2 Salicylsäure in
1l nachweisen.
Zur Verwerthung von Abfallsäuren der Theer- und
Mineralölfabriken.
Um die bei der Reinigung der Braunkohlentheeröle, des Erdöles u. dgl. verwendete
Schwefelsäure wieder zu gewinnen, wird die Säure nach weiterer Angabe der Chemischen Fabriks-Actiengesellschaft in Hamburg (D. R.
P. Kl. 23 Zusatz Nr. 36372 vom 17. Oktober 1885, vgl. 1886 260 287) nach dem Abziehen aus den Wäschern sobald wie möglich mit Wasser
verdünnt, wobei die Menge des Wassers zwar je nach der Natur der Abfallsäure in
gewissen Grenzen wechselt, in der Regel aber so bemessen wird, daſs sie der in der
Abfallsäure enthaltenen concentrirten Schwefelsäure dem Volumen nach gleichkommt.
Man erhält dann zwei Schichten. Die untere Schicht wird, wenn sie als freie Säure
Verwendung finden soll, durch Waschen mit phenolartigen
Stoffen (Creosot, Carbolsäure) von den darin noch gelösten organischen
Substanzen befreit und stellt hierauf eine nahezu wasserhelle Flüssigkeit dar,
welche unmittelbar beispielsweise zum Zersetzen von Phenol- und Cresolnatron
Verwendung finden kann. Will man sie dagegen zur Herstellung von schwefelsaurem Ammonium verwenden, so versetzt man sie
mit etwas Anilin, Pyridin oder Chinolinbasen und neutralisirt mit Ammoniak. In den
leichten Oelen des Steinkohlentheeres finden sich derartige Basen, wie sie der
Prozeſs erfordert, in ausreichender Menge, so daſs gegebenen Falles die in Rede
stehende Schwefelsäure anstatt mit freien Basen mit einer geeigneten Menge rohen
Leichtöles, welches an die Säure nur die Theerbasen abgibt, gewaschen werden
kann.
Die obere, aus Sulfosäuren und Kohlenwasserstoffen bestehende Schicht, welche bei der
erwähnten Verdünnung der Abfallsäure mit Wasser auf der Schwefelsäure aufschwimmt,
wird mit gröſseren Mengen Wasser ausgezogen. Der wässerige Auszug enthält
vorzugsweise Sulfosäuren, aus deren Ammoniaksalzen, wie bekannt, durch trockene
Destillation die denselben zu Grunde liegenden Kohlenstoffverbindungen zurück
erhalten werden können, während die zurück bleibenden harzigen und öligen Körper aus
Kohlenwasserstoffen bestehen, welche, in ihren Eigenschaften den hochsiedenden
Theerölen nahestehend, wie diese zu bekannten Zwecken Verwendung finden können.
Braune Beize für Kupfer.
Zu der S. 479 v. Bd. mitgetheilten Kayser'schen
Vorschrift für eine braune Beize auf Kupfer ist die Bemerkung beizufügen, daſs die
Flüssigkeit nach dem Auftragen nicht gleich wieder abgerieben werden darf, sondern
auf der Metallfläche eintrocknen muſs, worauf abgerieben und von Neuem aufgetragen
wird.
Eine sehr schöne grünlich braune Färbung des Kupfers
bezieh. der Bronze erzielt man nach gef. Mittheilung des Hrn. Dr. R. Kayser in Nürnberg, wenn man das Metall zuerst mit
einer Lösung von 5g (thunlichst frischer)
Schwefelleber in 1l Wasser bestreicht, auftrocknen
läſst, abreibt, diese Behandlung ein oder mehrere Mal wiederholt und schlieſslich
die erst erwähnte Beizung vornimmt.
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Berichtigungen. In der Beschreibung der Wasserwerke in
Buffalo bezieh. Gashill's Zwillings-Compound-Dampfpumpe
ist S. 319 Z. 1 v. u. zu lesen: „33mm,4“
und „44mm,4“ statt „350mm“ und „470mm“. – In der Beschreibung des Regulators
von Therkelsen und Bruun
S. 188 ist die richtige Wirkungsweise angezweifelt, da die Räder a und c gleich groſs
angenommen sind. Diese Voraussetzung ist irrig, ebenso die daraus gezogene
Folgerung.