Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 139
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[Kleinere Mittheilungen.] [Kleinere Mittheilungen.] Die gröſste Eilzugmaschine der Welt. Umstehender Bildstock zeigt, nach einer Photographie hergestellt, die von dem französischen Ingenieur Estrade construirte und auf seine Kosten in der Fabrik von J. Boulet und Comp. in Paris ausgeführte Eilzugmaschine: Raddurchmesser D m 2,500 Cylinderdurchmesser d m 0,470 Hub l m 0,700 Zugkraftcoefficient d2 (l : D) 619 Heizfläche qm 131 Rostfläche qm       2,3 Gewicht im Dienst, angeblich t   42 Bei einer anderen Firma, Raynaud, Béchade, Gire und Comp. in Ivry lieſs Estrade auch einen Eisenbahnwagen seines Systemes ausführen, gleichfalls mit Rädern von 2m,500 Laufkreisdurchmesser, da er von der Idee auszugehen scheint, daſs der groſse Raddurchmesser die einzige Bedingung rascher Fahrt sei. Textabbildung Bd. 262, S. 140 Die demnächst beabsichtigten Versuchsfahrten auf der französischen Staatsbahn werden den opferwilligen Erfinder wohl in manchen Punkten enttäuschen; doch können immerhin bemerkenswerthe Ergebnisse dabei erwartet werden. Nur sei jetzt schon betont, daſs für einen Zugkraftcoefficienten von 619, welcher bei mittlerer Arbeitspannung von 6at einer Zugkraft von 3700k entspricht, die Adhäsion einer zweiachsigen gekuppelten Maschine weitaus genügen und dadurch die geradezu gefährliche Anwendung der vorderen Kuppelachse erspart würde. M-M. Neue Achromasie der Fernrohre. In einem Rundschreiben theilt Prof. Bruno Hasert aus Eisenach seine neue Erfindung mit, Fernrohre achromatisch zu machen, indem er die nur durch ein einfaches Objectiv aus Crownglas gebrochenen, also in die Regenbogenfarben zerstreuten Lichtstrahlen durch eine geeignete Linsenanordnung im Okulare so vereinigt, daſs die Farbenzerstreuung dadurch wieder aufgehoben wird. Hasert hofft in Folge dessen die Groſse des Objectives um mehr als das Doppelte des bisherigen Höchstwerthes steigern, also das Vierfache der Helligkeit jetziger Fernrohre erreichen und überdies die durch die Focusverlängerung der Flintglaslinse bewirkten Fehler auf die Hälfte herunterziehen zu können. Ein 30zölliges (812mm) Objectiv würde einen Focus von 20 Fuſs (6m,50) haben und 30k wiegen, statt wie bisher 150k, wäre folglich 5mal leichter rein und vollkommen herzustellen. Verfasser betont noch die Wichtigkeit der Vergröſserung der Lichtstärke besonders für Nachtfernrohre zu Militär- und Marinezwecken. Elektrische Beleuchtung des Gürzenichsaales in Köln. In dem Gürzenichsaal in Köln betrug bei einer früheren Messung bei gefülltem Saale bei einem 5 stündigen Konzerte, während dessen die Gasbeleuchtung unausgesetzt in Thätigkeit gewesen war, die Temperatur: Unten im Saale Auf der Galerie Bei einer Temperaturim Freien von 29,0° 38,0° 19,0°. Bei dem diesjährigen Niederrheinischen Musikfeste war der Saal durch 22 Bogenlampen beleuchtet und wurden folgende Temperaturen beobachtet: Zeit Unten im Saale Auf der Galerie Im Freien         5,00 Uhr 22,2° 22,8° 21,2°   6,00 22,9 23,6 20,9   7,00 23,2 23,6 20,6   9,00 23,4 23,6 18,9 10,25 23,4 23,6 18,9 Der Temperaturunterschied zwischen den Saalräumen und der freien Luft würde noch geringer gewesen sein, wenn nicht an jedem Vormittage eine 4 stündige Probe der 600 Mitwirkenden in demselben Räume stattgefunden hätte, wobei ein über dem Orchester befindlicher groſser Gaskronleuchter gebrannt wurde. Derartige Erfahrungen sind nun Veranlassung geworden, daſs die Verwaltung sich entschlossen hat, künftighin auch die Beleuchtung des Kölner Stadttheaters auf elektrischem Wege bewerkstelligen zu lassen. O. Schulze's Bogenlicht-Regulator. Bei seinem Regulator für Bogenlichtlampen macht O. Schulze in Straſsburg (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35526 vom 20. Juni 1885) den oberen Kohlenhalter auf einer steilgängigen Schraube beweglich; auf dem oberen Theile der Schraube ist ein Steigrad angebracht, in welches sich ein Hemmungsanker einlegt, der für gewöhnlich durch die Wirkung einer Feder auf ein mit demselben verbundenes Schwungrad gebremst ist. An einem zweiarmigen Hebel ist auf der einen Seite die Schraube, auf der anderen der Kern eines Solenoides aufgehängt; letzterer hängt im Ruhezustande der Lampe tief herab, wobei die Kohlenstäbe von einander entfernt sind; beim Auftreten des Stromes wird er im Solenoid nach oben gezogen, bis sich die Kohlen berühren. Hierdurch aber sinkt die Stromstärke im Solenoid, der Eisenkern senkt sich wieder und der Lichtbogen entsteht. Senkt sich aber der Eisenkern tiefer, als zur Herstellung des Gleichgewichtes am Hebel nöthig ist, so wächst der Solenoidstrom wieder, der Kern hebt sich, der die Schraube tragende Hebelarm geht nieder und entfernt die Bremsfeder vom Schwungrade, worauf die obere Kohle sich nach der unteren zu herabbewegt u.s.w. Versuche mit Gaskohlen über den Verlauf des Destillationsprozesses. Ueber die im Auftrage des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern auf der Münchener Gasanstalt ausgeführten Versuche mit Gaskohlen und den Verlauf des Destillationsprozesses hat H. Bunte auf der diesjährigen Jahresversammlung des genannten Vereins berichtet. Obgleich diese Untersuchungen noch nicht ganz beendet sind, lassen sich aus den bisherigen, im Journal für Gasbeleuchtung, 1886 * S. 589 und 617 abgedruckten Mittheilungen schon einige Schlüsse ziehen, welche für die Beurtheilung der Gaskohlen und ihr Verhalten bei der Leuchtgasbereitung von allgemeinem Interesse sind. Während man bisher fast allgemein der Ansicht war, daſs die Elementaranalyse über die Eigenschaften der Kohlensubstanz und über deren Verhalten bei der Destillation keinen Aufschluſs gibt, haben die Versuche gezeigt, daſs zwischen der chemischen Zusammensetzung der Kohle und den wichtigsten Eigenschaften derselben, welche bei der Leuchtgasbereitung in Frage kommen, ein inniger Zusammenhang besteht, durch welchen die Elementaranalyse eine erhöhte Bedeutung gewinnt. Als charakteristischer Bestandtheil wurde der Sauerstoffgehalt der Kohle ins Auge gefaſst und gezeigt, welchen Einfluſs derselbe auf die Menge und Art der gasförmigen und flüssigen Destillationsproducte ausübt. Diese Anschauung hat in jüngster Zeit eine willkommene Bestätigung gefunden durch die Berichte der Pariser Gasgesellschaft über die seit mehreren Jahren auf dem Gaswerke zu La Villette angestellten Untersuchungen über Gaskohlen, welche im Journal de l'éclairage au gaz, Juli 1886, mitgetheilt werden. Hiernach wurden von 1874 bis 1884 in der Versuchsgasanstalt zu La Villette 1012 Versuche mit 59 verschiedenen Sorten Gaskohlen ausgeführt; von diesen 59 Sorten wurden 23, welche für die Pariser Gasgesellschaft besonderes Interesse besitzen, genauer untersucht und zu jeder Versuchsreihe je 36000k Kohle verwendet. Neben dieser Vergasung im Groſsen, zu welcher eine aus 2 Siebener-Oefen bestehende Versuchsanstalt dient, wurden die zum Versuche bestimmten Kohlen sowohl, wie die bei der Destillation erhaltenen Producte einer eingehenden chemischen Untersuchung im Laboratorium unterzogen. Auf diese Weise wurde ein auſserordentlich reiches Beobachtungsmaterial geschaffen, welches den im Berichte angeführten allgemeinen Schlüssen als sichere Stütze dient. Zur allgemeinen Charakterisirung der Gaskohlen und für die Eintheilung derselben wird ebenfalls der Gehalt an Sauerstoff, welcher bei den untersuchten Kohlensorten von 5 bis 12 Gew.-Proc. beträgt, als Ausgangspunkt genommen und es werden 5 Typen aufgestellt, welche sich je um 1,5 bis 2 Proc. im Sauerstoffgehalte von einander unterscheiden. Die gezogenen Schlüsse: „Je gröſser der Sauerstoffgehalt der Kohle, um so gröſser ist die Menge der in der Hitze flüchtigen Bestandtheile, Theer und Ammoniakwasser; die Ausbeute an Koke und Gas vermindert sich dagegen mit zunehmendem Sauerstoffgehalte und mit zunehmendem Sauerstoffgehalte der Kohle steigt auch die Menge des in der Rohkohle enthaltenen hygroskopischen Wassers“ stimmen mit den Bunte'schen ganz überein. Besonders beachtenswerth sind die Mittheilungen des französischen Berichtes über den Benzolgehalt des Leuchtgases. Nach diesen Angaben ist bei den verschiedenen Kohlensorten der Gehalt des Leuchtgases an aromatischen Kohlenwasserstoffen, also hauptsächlich Benzol, ziemlich fest und beträgt auf 1cbm Leuchtgas 39g, wovon 30g Benzol und 9g Toluol und Homologe, dem Volumen nach zusammen etwa 10l,5 dampfförmige Kohlenwasserstoffe der aromatischen Reihe oder 1,05 Vol.-Proc. Neben diesen Kohlenwasserstoffen sind im Gase noch schwere Kohlenwasserstoffe enthalten, welche nicht der aromatischen Reihe angehören (wie Aethylen, Propylen, Acetylen) und zwar beträgt das Volumen derselben zwischen 2,5 und 4,8 Proc. des Gases. Während Benzol und analoge Verbindungen sich bei der Abkühlung des Gases auf – 70° fast vollständig abscheiden, bleiben die übrigen Kohlenwasserstoffe im Gase zurück. An diese Thatsachen werden weitere Betrachtungen geknüpft über das Verhältniſs der im Leuchtgase vorhandenen Menge schwerer Kohlenwasserstoffe zu der im Theere zurückbleibenden Menge derselben; das Ergebniſs dieser Studien ist fast genau dasselbe, welches im Journal für Gasbeleuchtung, 1886 S. 500 ausgesprochen ist, nämlich, daſs von den werthvollen lichtgebenden Bestandtheilen unter normalen Verhältnissen 94 Proc. im Gase enthalten sind und daſs also nur etwa 6 Proc. im Theere zurückbleiben. Bunte kam zu dem Verhältnisse 96 Proc. und 4 Proc. Diese Ziffern zeigen somit, wie wenig Interesse diejenigen Prozesse beanspruchen können, welche darauf abzielen, das im Theere verbleibende Benzol in das Gas zurückzuführen. Ueber schädliche Industriegase. M. Ogata (Archiv für Hygiene, 1884 S. 223) untersuchte die Giftigkeit der Schwefligsäure, wie sie der Athemluft in Bleichereien, Ultramarinfabriken (vgl. 1876 221 468), Hopfenschweflungsanstalten, Hüttenwerken, Schwefelsäurefabriken u. dgl. beigemischt sein kann. Während Hirt (Gewerbekrankheiten S. 15) offenbar fälschlich angibt, daſs Arbeiter sogar in einer Athemluft, welche 1 bis 3 Proc. Schwefligsäure enthält, lange Zeit völlig gesund bleiben, zeigt Ogata, daſs ein Gehalt von 0,04 Proc. nach einigen Stunden Athemnoth bewirkt. Ihm selbst war es nicht möglich, in einer Luft mit 0,05 Proc. Schwefligsäure einen vollen Athemzug zu nehmen. In Luft mit 0,06 Proc. starben Mäuse schon nach 2 Stunden. Die Schwefligsäure ist ein heftiges Blutgift. K. B. Lehmann (daselbst 1886 S. 16) zeigt, wie völlig falsch die Angaben von Hirt (Gasinhalationskrankheiten) über die Giftigkeit der Salzsäure, des Chlores u. dgl. sind. Schon bei 0,01 Proc. Salzsäuregas in der Luft zeigen sich Reizerscheinungen, bei 0,1 bis 0,15 Proc. sterben Thiere in wenigen Stunden. Ammoniak kommt in Frage bei Eismaschinen, in Leuchtgasfabriken, Ammoniaksodafabriken, bei der Herstellung von Silberspiegeln, in Kattundruckereien u.s.w. Schon bei 0,05 Proc. Ammoniakgehalt der Luft zeigen sich Reizerscheinungen, bei 0,6 Proc. trat der Tod von Thieren zuweilen schon nach 1½ Stunden ein. Einige Thiere ertragen mehr. Kohlensaures Ammonium wirkt wie freies Ammoniak. Ein kräftiger Mann fand die Luft bereits bei 0,005 Proc. Chlorwasserstoff unerträglich, so daſs die Luft in Fabriken höchstens 0,01 Proc. enthalten sollte und nicht, wie Hirt angibt, bis 1 Proc. Menschen können ferner bei einiger Gewöhnung 0,03 bis 0,05 Proc. Ammoniak vertragen. Gröſserer Ammoniakgehalt ist in Arbeitsräumen jedenfalls unzulässig, da hierbei bereits Entzündungserscheinungen und Brechreiz eintreten. (Vgl. 1876 220 87.) Verfahren zur Herstellung von Strontium- oder Bariumchlorid u. dgl. Bei dem früher (1884 253 440) beschriebenen Verfahren zur Darstellung von Chlorbarium will B. Wackenroder in Cöthen (D. R. P. Kl. 75 Nr. 36388 vom 4. August 1885) an Stelle des Bariumsulfides und der einzuleitenden Kohlensäure Bariumcarbonat unmittelbar anwenden. Zunächst wird die wässerige Chlorcalcium- oder Chlormagnesiumlösung bis zum Beginne der Zersetzung (Salzsäure-Entwickelung) concentrirt und sodann die äquivalente Menge trockenes oder feuchtes Bariumcarbonat unter Umrühren zugesetzt. Die durch die Zersetzung der Chloride frei werdende Salzsäure bewirkt nunmehr unter lebhafter Entwickelung von Kohlensäure die Bildung einerseits von Chlorbarium, andererseits von Calciumhydroxyd oder Magnesiumhydroxyd; jedoch ist diese Umsetzung erst eine derart unvollkommene, daſs 100 Th. der nunmehr breiig gewordenen Masse ungefähr 38 Th. Chlorbarium, 36 Th. Bariumcarbonat, 8 Th. Magnesia und 18 Th. Chlormagnesium in der Trockensubstanz enthalten. Um eine vollkommene Umsetzung zu erreichen, hat man lediglich die Temperatur der breiigen Masse noch bis auf etwa 200° zu steigern. Dies kann in einem Frittofen unter Umkrücken der Masse vorgenommen werden, wobei schlieſslich eine aus etwa 83 Proc. Chlorbarium und 17 Proc. Magnesia oder Kalk bestehende, ziemlich weiſse poröse Masse gewonnen wird. Durch Behandlung dieser Masse mit Wasser erfolgt die Trennung beider Substanzen. Eine praktische Anwendung des beschriebenen Verfahrens besteht beispielsweise in der Verarbeitung von Abfalllaugen, welche aus Chlorcalcium (wie bei der Ammoniaksodafabrikation) oder aus Chlormagnesium (wie bei der Kalifabrikation aus Carnallit) bestehen. In letzterem Falle trägt man den bei der Schwefelbariumbereitung durch Reduction von Schwerspath mit Kohle in Flammöfen erhaltenen, in Wasser unlöslichen Rückstand, welcher der Hauptsache nach aus kohlensaurem Baryt besteht, in die siedenden Abfalllaugen ein, bringt zur Trockne, frittet das Gemisch, zieht mit Wasser aus und erhält auf diese Weise Chlorbarium und Magnesia. Zur Werthbestimmung des Chlorkalkes. Das Verfahren zur Bestimmung des bleichenden Chlores im Chlorkalk von G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 868) beruht darauf, daſs unterchlorigsaure Salze, mit Wasserstoffsuperoxyd gemischt, augenblicklich ihren wirksamen Sauerstoff hergeben, ebenso wie das Wasserstoffsuperoxyd selbst, so daſs man die doppelte Menge Sauerstoff erhält. Man stellt z.B. in gewöhnlicher Weise eine (trübe) Chlorkalklösung von 10g Substanz in 250cc Wasser her, pipettirt davon 5cc (= 0g,2 Chlorkalk) heraus und läſst dies in den äuſseren Raum des Zersetzungsfläschchens des Nitrometers flieſsen. In das innere Röhrchen gibt man eine jedenfalls überschüssige Menge von Wasserstoffsuperoxyd; hierzu wird 2cc des käuflichen Stoffes genügen, welcher ja nahezu sein 10faches Volumen an wirksamem Sauerstoffe enthält. Diese Menge braucht nicht genau gemessen zu werden und der Gehalt des Wasserstoffsuperoxydes braucht nicht bekannt zu sein, wenn man nur sicher ist, einen Ueberschuſs davon anzuwenden. Nun steckt man das Fläschchen auf den Kautschukpfropfen auf, indem man es beim Halse faſst, um merkliche Erwärmung desselben zu vermeiden, dreht dann den Hahn des Nitrometers so, daſs das Fläschchen mit dem Meſsrohre verbunden ist, in welchem das Quecksilber vorher auf den Nullpunkt eingestellt war, neigt das Fläschchen, so daſs die Flüssigkeiten sich vermischen, schüttelt einige Augenblicke um, stellt das Quecksilber in beiden Röhren in gleiche Höhe und liest ab. Bei Verwendung von 0g,2 Chlorkalk entspricht je 1cc Gas, auf 0° und 760mm berechnet, 5 französischen Grad oder 1,632 Gew.-Proc. bleichendes Chlor. Löst man 7g,917 Chlorkalk auf 250cc und verwendet zu jeder Probe 5cc Lösung, so entspricht 1cc Gas 2 Proc. Chlor. Divers und Schimose's Trennung von Selen und Tellur. Selen wird durch schweflige Säure bei Gegenwart von Schwefelsäure und unter Ausschluſs von Salzsäure vollständig gefällt, während Tellur in Lösung bleibt. E. Divers und Schimose (Revue industrielle, 1886 S. 276) lösen das Gemisch beider Metalle in concentrirter Schwefelsäure, wodurch dieselben in selenige und tellurige Säure verwandelt werden, und fügen dann eine gesättigte wässerige Lösung von Schwefligsäure zu, bis das Volumen der angewendeten Schwefelsäure vervierfacht ist; dadurch wird alles Selen gefällt. Nachdem dem Filtrate eine neue Menge Schwefligsäure zugesetzt ist, wird das Tellur durch Salzsäure abgeschieden. Herstellung von Bleiweiſs aus Bleioxyd mit Hilfe von Magnesiumacetat. W. Kubel in Holzminden (D. R. P. Kl. 22 Nr. 36 764 vom 27. November 1885) hat beobachtet, daſs eine mäſsig concentrirte Lösung von essigsaurer Magnesia die Fähigkeit hat, Bleioxyd sehr rasch in Bleioxydhydrat zu verwandeln und zum gröſsten Theile zu lösen, so daſs die Lösung alkalische Reaction zeigt. Das Magnesiumacetat wirkt also hydratisirend auf das Bleioxyd und zeigt sonach dieselbe Wirkung, wie sie vom Bleiacetat schon längst bekannt ist. Aus der Lösung wird das Blei mittels Kohlensäure als Bleiweiſs gefällt, während eine von Blei nahezu freie Magnesiumacetatlösung zurückbleibt, welche wiederum zur Lösung von Bleioxyd Verwendung finden kann. Das auf diese Weise hergestellte Bleiweiſs soll dem nach der französischen Methode hergestellten an Güte mindestens gleichkommen, nicht krystallinisch, leicht zerreiblich und von vorzüglicher Deckkraft sein. Die neue Darstellungsweise soll vor der französischen den Vorzug haben, die Anwendung der sehr billigen und stark hydratisirend und lösend wirkenden Magnesiumacetatlösung zu gestatten, welch letztere auſserdem immer wiedergewonnen wird; ferner gibt das Verschwinden der alkalischen Reaction beim Einleiten der Kohlensäure den Punkt der völligen Umwandlung des Hydrates in Carbonat sicher an. Zur Umwandlung des Bleioxydes in das Hydrat bezieh. zur Lösung desselben bedient man sich einer mäſsig concentrirten Lösung von Magnesiumacetat, aus verdünnter Essigsäure und irgend einem Magnesiumcarbonate hergestellt. Lösungen, welche 20 bis 10 Procent des krystallisirbaren Salzes von der Formel Mg(C2H3O2)2 + 4aq enthalten, scheinen sich am besten zu eignen. Die Menge des Bleioxydes wird so groſs genommen, daſs auf 1 Th. des festen Acetates in der Lösung etwa 1 bis 1½ Th. Bleioxyd kommen. Das Erwärmen der Mischung von Bleioxyd und Acetatlösung wird so lange fortgesetzt, bis die Farbe weiſs geworden ist; dann läſst man, erforderlichenfalls nach dem Verdünnen, absetzen und verwendet die klare oder nur wenig trübe Flüssigkeit zur Fällung. Die Kohlensäure wird in die abgegossene Flüssigkeit unter Umrühren so lange eingeleitet, bis die alkalische Reaction verschwunden ist und in einer abfiltrirten Probe der Flüssigkeit nur noch geringe Mengen von Blei nachweisbar sind. Das ausgeschiedene Bleiweiſs wird in bekannter Weise gesammelt, ausgewaschen und getrocknet. Die Magnesiumacetatlösung wird entweder sofort wieder verwendet, oder durch Abdampfen oder Zusatz von frischem Magnesiumacetat auf genügende Concentration gebracht.