Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 59
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Deck's Straſsenlocomotive. Textabbildung Bd. 263, S. 58 Als Absonderlichkeit ist die von Arthur Beck entworfene Straſsenbahnlocomotive zu erwähnen, welche nachstehend dargestellt ist. Bei derselben sind die beiden Dampfcylinder unter 90° gegen einander in die Längsachse der Maschine gelegt und wirken auf den gemeinschaftlichen Kurbelzapfen einer gekröpften Blindwelle, welche auſsen durch Kuppelstangen mit den Kurbeln der Tragachsen verbunden ist. Die Drehmomente, welche bei einer normal gebauten Locomotive durch die abwechselnden Cylinderdrucke auftreten und bei schlecht ausgeglichenen Maschinen mit kurzem Radstand das sogen. Schlingern hervorrufen, müssen Deck als das gröſste Uebel erscheinen, wenn er dafür den wichtigsten Theil des Locomotivorganismus, die Cylinder, an die denkbar ungünstigsten Stellen verbannt, denen nur mit groſsem Materialaufwand die nöthige Standfestigkeit gegeben werden kann. Als Vorläufer dieser Construction kann die berühmte Locomotive „Rocket“ vom J. 1828 angesehen werden, welche die Cylinder gleichfalls am Kessel oberhalb der Feuerbüchse schief nach abwärts wirkend angebracht hatte, jedoch auf den centralen Angriff und die Blindwelle verzichtete. M-M. Groſse Centrifugalpumpen-Anlage. Gebrüder Tangye in Birmingham haben nach Engineering, 1886 Bd. 62 * S. 233 zur das Wallsend Graving Dock zu Newcastle-on-Tyne eine Centrifugalpumpen-Anlage ausgeführt, welche an Leistung bedeutend über den groſsen Gwynne'schen Pumpen (vgl. 1876 219 177) steht. Die Pumpen, deren zwei angeordnet sind, werden unmittelbar durch Dampfmaschinen getrieben und besitzen eine Lieferungsfähigkeit von rund 200cbm in der Minute; die Weite ihrer Saug- und Druckröhre beträgt 914mm. Die Achsen beider Pumpen fallen in eine gerade Linie; in der Mitte stehen die beiden aufrechten Dampfmaschinen, an den Enden der Achsen die Pumpen. Die Saugrohre derselben sind nach innen gekehrt, um die Schächte hierfür nahe beisammen zu haben und die Deckel der Pumpengehäuse zum Zwecke der Untersuchung leicht abnehmen zu, können. Die Flügelräder der Pumpen haben 1676mm Durchmesser; sie sind auf Stahlspindeln mit Bronzeüberzug aufgekeilt. Jede Pumpe ist mit Absperrschieber und Dampfstrahlsaugapparat zum jederzeitigen Ingangsetzen versehen und besitzt ihre besondere Betriebsmaschine; doch können dieselben leicht mit einander verkuppelt werden. Die Dampfmaschinen sind von der gewöhnlichen Bauart der Schiffsmaschine und besitzen 508mm Cylinderweite bei 457mm Hub; sie sind mit veränderlicher Expansionssteuerung nach Meyer versehen. Die Kurbelwellen sind von Schmiedeisen und gekröpft; an den Armen der Kurbelkröpfung sind, wie bei Schraubenschiffen gewöhnlich, die Gegengewichte für das Gestänge gleich angeschmiedet. An den äuſseren Enden sind dieselben mit den Pumpenspindeln verkuppelt. Die ganze Maschinerie liegt auf einem starken, gehobelten guſseisernen Bette, auf welchem sich alle Lager mit Leichtigkeit völlig genau befestigen lassen. Die Schmierung der beweglichen Theile erfolgt durch Röhren mittels eines auf das Absperrventil der Maschine aufgesetzten Centralschmierapparates. Castendyck's Fangvorrichtung unter Benutzung flüssiger Kohlensäure. Die Ausdehnungskraft flüssiger Kohlensäure will W. Castendyck in Haus Schlewecke-Harzburg (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 36948 vom 19. Februar 1886) in der Weise bei einer Fangvorrichtung für Förderkörbe verwerthen, daſs die Fangklauen mit Kolben verbunden sind, welche in Cylindern spielen, und daſs beim Reusen des Seiles die flüssige Kohlensäure aus einem am Förderkorbe befestigten Vorrathsgefäſse in die Cylinder tritt, die Fangklauen daher nach auſsen gedrückt werden. Der Eintritt der Kohlensäure wird durch ein Kegelventil vermittelt, dessen Drehkurbel durch eine Feder mit dem Förderseile verbunden ist; läſst das Förderseil also nach, so öffnet die Feder das Ventil. Damit beim Nachlassen des Druckes der Kohlensäure die Kolben der Fangklauen nicht zurücktreten, haben die Kolben Sperrzähne erhalten, in welche Klinken einfallen. Egan's Randleisten-Hobelmaschine. Im American Machinist, 1886 Nr. 43 * S. 5 ist eine Walzenhobelmaschine von der Egan Company in Cincinnati beschrieben, welche zum Anhobeln von Thürfüllungen, Blindfenstern, Rahmen und Leisten bezieh. Simsen an Brettern dient. Die Tischführung ist seitlich am Maschinengestelle in der Höhenrichtung gegen die unverrückbar gelagerte untere Messerkopfwelle verstellbar angebracht. Die Lager der beiden Messerköpfe sind durch seitliche Schrauben in der Höhe gegen einander zu verstellen. Den Vorschub besorgen zwei aus gezahnten Scheiben zusammengesetzte Speisewalzen. Eine lange federnde Flachschiene drückt das Brett gegen die Tischführung und gegen die untere eigentliche Simsmesserwelle. Zur Unterstützung langer Füllungsbretter ist noch seitlich eine dritte Führungsschiene angeschraubt. Diese Maschine hobelt bis 76mm breite Ränder an beiden Seiten zugleich an; auch kann mit entsprechenden Messern jede beliebige Simsform erzeugt werden. Walker's Drehbankspitzen-Schleifapparat. Einen ganz ähnlich eingerichteten Apparat zum Schleifen von Drehbankspitzen wie der von Reinecker (vgl. 1886 262 * 68) baut auch nach dem American Machinist, 1886 Nr. 42 * S. 4 O. S. Walker in Watertown. Dieselbe besteht aus einer kurzen Standsäule mit Fuſsplatte, welche auf dem Querschlitten des Werkzeugträgers mittels einer centralen Spannschraube befestigt wird. Diese Säule umfaſst wie bei dem Reinecker'schen Apparate eine Hülse, welche seitlich eine kleine Führung für das verschiebbare Lager der Schmirgelscheibenspindel besitzt. Der Antrieb der letzteren wird ebenfalls von der Planscheibe abgeleitet. Die Schleiſscheibe ist kegelförmig und mit versenkter Mutter an die Spindel geklemmt, damit bei kurzen Körnerspitzen dieselbe möglichst nahe an die Planscheibe angeführt werden kann. Durch einen Handhebel wird die beim Schleifen erforderliche Verschiebung der Schmirgelscheibe erhalten. Die einer gröſseren Abnutzung unterliegende Reitstockspitze wird in die Drehbanksspindel gesteckt und in gleicher Weise behandelt. Gebr. Koch's Gummieinlage bei Brillengläsern. Um das Ausspringen der Brillengläser an ihrem Rande zu verhüten, was namentlich bei den sogen. Nuthenglasern, d.h. solchen, bei denen die Fassung in einer Randnuth des Glases liegt, leicht vorkommt, legen Gebrüder Koch in Stuttgart (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 37579 vom 9. April 1886) zwischen Glasrand und Fassung ein dünnes Gummibändchen ein. Apparate zum Formen von Glasflaschenhälsen. Zum Anpressen eines möglichst nahtfreien Randes an Glasflaschenhälsen benutzt P. Thusius in Magdeburg (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 36463 vom 18. December 1885) an Stelle der sonst gebräuchlichen Rollenschere einen Apparat mit über einander greifenden Preſsbacken. Diese Backen sind radial um einen der Höhlung des Flaschenrandes entsprechenden Dorn verschiebbar und werden mittels eines Handhebels, nachdem der mit dem sogen. Bande versehene Flaschenhals auf den Dorn gesetzt ist, fest gegen diesen gedrückt. Die Backen sind nach einer Seite zugeschärft und dort übergreift bei geschlossenen Backen immer einer den anderen. Die Innenfläche der Form wird dadurch glatt und sogen. Nähte sollen, trotzdem die Flasche oder die Form nicht gedreht wird, nicht auftreten. Zum Formen von Auſsengewinde an Glasflaschenhälse (vgl. Eigel 1886 259 53) versieht Fr. Siemens in Dresden (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 34590 vom 15. Februar 1885) die eine Rolle der gewöhnlichen Glasmacherschere mit Gewinde. Die letztere Rolle bestimmt also die Form der Gewindegänge, während die andere Rolle nur zur Führung und Stütze dient. Die Rollen sind der jeweilig gewünschten Form des Flaschenverschlusses entsprechend leicht auswechselbar, F. May's Verbindung der Auffangspitze mit den Blitzableiterdrähten. Zur leichten, sicher leitenden und geschützten Verbindung der Auffangspitze mit den Ableitungsdrähten bei Blitzableitern benutzt Fr. May in Halle a. Saale (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 37133 vom 19. Januar 1886) eine Ueberwurfmutter. Die Tragstange der Blitzableiterspitze erhält einen mit Gewinde versehenen Endkopf, über welchen die Ueberwurfmutter geschraubt wird; letztere preist dabei eine Randscheibe am Fuſse der kupfernen Auffangspitze fest gegen eine zweite im Kopfe der Tragstange liegende Kupferscheibe, an welche die Ableitungsdrähte angelöthet sind. Unmagnetisirbarer Stahl für Uhren u. dgl. Das Geschäftshaus Moses Fadon and Sons in Sheffield bringt eine Stahlsorte von etwa 15 Proc. Mangangehalt, welcher die Eigenschaft besitzt, sich nur in sehr geringem Maſse magnetisiren zu lassen, in den Handel. Untersuchte Stücke solchen Stahles verhielten sich bei der Berührung mit Stahlmagneten so, als ob auf sie nicht die geringste Wirkung ausgeübt werden würde. Auch bei der Einwirkung eines kräftigen Ruhmkorff'schen Elektromagnetes, welcher durch 40 Daniell-Elemente erregt wurde, konnte kein merkbarer Einfluſs beobachtet werden. Das Metall läſst sich leicht in dünnen Platten ausstanzen, dickere Platten jedoch werden zerdrückt. Man hat versucht, diesen Stahl zur Herstellung von Chronometern u. dgl. zu benutzen; seine absolute Festigkeit beträgt ungefähr 68,5k/qmm. (Nach den Mittheilungen des Technologischen Gewerbemuseums in Wien, Section für Metall-Industrie und Elektrotechnik, 1886 S. 159.) Scheinbarer elektrischer Widerspruch. Nach dem Génie civil, 1886/7 Bd. 10 S. 16 sollen bei Wechselströmen, welche in zwei Zweige sich theilen muſsten, die Stromstärken in jedem der Zweige stärker gefunden worden sein als im Hauptstrome. Dieses Ergebniſs, welches zum Theile von der Unvollkommenheit der Meſsapparate abhängt, zeigt indeſs, welche Vorsicht man bei Messungen oder auch bei Aufstellung von Theorien der Wechselströme beobachten muſs. Wegen der ungleichen Bedingungen, welchen die verschiedenen Abzweigungen unterworfen sind, wie z.B. Selbstinduction, ist es nie gestattet, die in den beiden Zweigen gemessenen Stromstärken von Wechselströmen einfach zu addiren, um die Stromstärke in der unverzweigten Leitung zu erhalten, weil man sonst Ströme, welche nicht im selben Augenblicke die Leitungen durchflieſsen, addiren würde, während doch das Kirchhoff'sche Gesetz selbstredend nur auf genau gleichzeitige Ströme angewendet werden darf. Forbes' Thermosäule mit Galvanometer. Ein von Prof. G. Forbes 1886 auf der Versammlung der British Association in Birmingham vorgeführtes Instrument soll nach Industries, 1886 Bd. 1 * S. 303 die namentlich bei spektroskopischen Arbeiten ausgestrahlte Wärme messen. Das Instrument besteht in seiner einfachsten Form aus einer Antimon-Wismuth-Röhre, jedes Metall einen Halbcylinder bildend, deren Löthlinie mit Ruſs bedeckt wird; die magnetische Nadel hängt in der Röhre selbst. Diese Einrichtung erwies sich wegen des ungemein geringen elektrischen Widerstandes als sehr empfindlich. Das vollkommenere Instrument bildet einen Keil, dessen obere und untere Hälfte bezieh. aus Antimon und Wismuth bestehen; nahe der schmalen Kante ist ein rundes Loch angebracht, in welchem die Magnetnadel mit Spiegel schwingt. Der Keil ist von einem Messingmantel umgeben Und die Wärmestrahlen werden durch eine kegelförmige Messingröhre auf die Löthstelle zurückgeworfen. Das Instrument ist sehr empfindlich und die Nadel kommt sehr schnell zur Ruhe; eine Abänderung mit einer astatischen Doppelnadel ist noch empfindlicher, schwingt aber etwas länger. Oberhalb der Messingbüchse wird ein auf die Nadel wirkender Magnet befestigt. Verwendung des Telephons als Barometer. Im Génie civil, 1886 Bd. 9 S. 408 wird vorgeschlagen, in einer Entfernung von etwa 5 bis 6m zwei aufgespaltene Eisenstangen (oder Kupferplatten) in gut leitendes Erdreich einzutreiben und dieselben durch einen Leitungsdraht zu verbinden, in welchen ein Telephon eingeschaltet worden ist. Im Telephon höre man nun Stürme und Gewitter 12 bis 15 Stunden vorher und insbesondere kennzeichne sich jeder Blitzschlag eines fernen Gewitters durch einen entsprechenden Schlag auf die Membrane. Auch Temperaturänderungen sollen sich in diesem Telephone bemerkbar machen. Die Aenderungen der Erdströme, welche allerdings auf diese Weise beobachtet werden können, lassen auf Aenderungen der elektrischen Spannungen schlieſsen und es können demzufolge die Erdströme ebenso wie auch die Magnetnadeln zum Wetteranzeigen verwendet werden. Das Beobachten mittels dieses Telephons ist aber ein sehr unbequemes; auch wirken Nordlicht und sehr entfernte, nur vorüberziehende Gewitter auf die Erdströme und die Magnetnadeln ein, so daſs derartige Beobachtungen für den Einzelnen keine groſse Ausbeute versprechen. Wenn dagegen an vielen über einen groſsen Theil der Erde vertheilten Orten Beobachtungen von Erdströmen und Magnetnadelschwankungen gemacht, mit den gewöhnlichen meteorologischen Beobachtungen zusammengestellt und zum Wettervoraussagen benutzt werden, so muſs dessen Sicherheit bedeutend gewinnen, da ja Winde, Wolkenbildungen, atmosphärische Elektricität, Erdströme, Erdmagnetismus u.s.w. in vielfachen Wechselbeziehungen zu einander stehen. (Vgl. auch 1883 248 141. 249 395.) Die Entwickelung der Anthracit-Hochöfen in Nordamerika. Die ersten Hochofen Nordamerikas wurden 1724 von Col. Alex. Spotswood gebaut: die Verwendung des Anthracites im Hochofen war zweifellos eine Erfindung Olivier Evan's und zwar ist erwiesen, daſs derselbe 1806 Eisen mit Anthracit im Hochofen erzeugte. Im J. 1833 nahm F. W. Geisenheimer in Pennsylvania ein Patent auf die Verwendung heiſsen Windes in Hochöfen, die mit Anthracit Eisenerze schmelzen. 1837 wurde zuerst von Georg Crane in South-Wales Eisen mit heiſsem Winde erblasen, 1838 verwendeten Baughman, Gudean und Comp. in dieser Gegend Anthracit im Hochofen.Vgl. Will. Firmstone in den Transactions of the American Institute of Mining-Engineers, Bd. 3 S. 152. Dieser Versuchsofen hatte folgende Abmessungen: 6m,55 hoch, 1m,68 Rastdurchmesser, 510mm Gestelldurchmesser, etwa 7cbm Wind in der Minute. Das Gebläse, welches 12 Umläufe machte, wurde durch ein oberschlächtiges Wasserrad angetrieben. Die Höchsterzeugung in der Zeit vom Juli bis November 1839 war 2t täglich bei 200 bis 320° Windtemperatur. Die Erze waren braune Hamatite und Magnetite. Der zweite war der „Pioneer-Ofen“ zu Pottsville, Pa.; am 19. Oktober 1839 angeblasen, 10m,67 hoch, 4m,47 Rastdurchmesser, 1m,07 Gestelldurchmesser. Das Gebläse hatte eine Dampfmaschine mit 2 Windcylindern von 1m,02 Durchmesser, 1m,83 Hub, 18 Umgange in der Minute, 320° Windtemperatur, 3 Formen, etwa 300mm Quecksilber Windpressung, 40t wöchentliche Erzeugung. Weitere Oefen waren: „Danville-Ofen“: 9m,44 hoch, bei 2m,30 Rastdurchmesser, – „Roaring Creek-Ofen“: 9m,44 hoch, bei 1m,60 Rastdurchmesser, – „Phonixville-Ofen“: 10m,39 hoch, bei 2m,44 Rastdurchmesser, – „Columbia-Ofen“: 10m,39 hoch, bei 2m,60 Rastdurchmesser, 1m,07 Gestelldurchmesser, – „Crane-Ofen“ bei Allentown: 12m,20 hoch, bei 3m,35 Rastdurchmesser, 1m,07 Gestelldurchmesser. Alle diese Oefen waren im J. 1839 gebaut, 1840 angeblasen, hatten Windpressungen von 200 bis 360mm Quecksilber und eine wöchentliche Erzeugung von 30 bis 50t. Der „Crane-Ofen“ war der gröſste und leistungsfähigste Hochofen, welcher auch die Veranlassung zur Erbauung gröſserer Oefen gab. Zur Charakteristik der damaligen Anthracit-Hochöfen diene die Thatsache, daſs Burt Patterson, Nicholas Biddle u.a. eine Summe von 100000 M. demjenigen aussetzten, welcher im Stande wäre, einen Ofengang von über 3 Monaten zu erreichen. Diese Summe gewann 1839 Lymann mit dem „Pioneer-Ofen.“ Der Brennstoffaufwand war damals nicht viel gröſser wie jetzt; so erzeugte der „Crane-Ofen“ bei 2t,04 Anthracit für 1t Roheisen in der Woche 41t,25, wobei 0t,54 Anthracit für Winderhitzung eingeschlossen sind. Bei der nächsten Ofenreise, welche 64 Wochen dauerte, war der Brennstoffaufwand 2t,16 Anthracit für 1t Roheisen, die Wochenerzeugung 52t. Im J. 1846 wurde der „Chikies-Ofen“ gebaut, welcher wie kein anderer die Entwickelung der Anthracit-Hochofen zeigt. Die Abmessungen desselben bei den verschiedenen Zustellungen waren: 1846       9750mm Hohe 2240mm Rastdurchmesser 1855   9750 3300 1861 11280 3350 1870 13716 3350 1873 19812 36581750 Gestelldurchmesser Die Rastwinkel wurden viel steiler bei der Entwickelung der Hochöfen. Was den Materialverbrauch anbelangt, so sei erwähnt, daſs dieser Ofen bei der ersten Huttenreise 2t,26 Anthracit und 2t,47 Erz für 1t Roheisen verbrauchte; bei dem 20. Anblasen änderte sich dies auf 1t,67 Anthracit und 2t,19 Erz. Jetzt macht der Ofen die 24. Hüttenreise, erzeugt in der Woche 125t eines ausgezeichneten Roheisens, bei annähernd gleichem Brennstoffaufwande wie vor 10 Jahren, Der Ofen machte in der Zeit vom 15. Januar 1846 bis 8. November 1882 23 Anblasen durch und steht seit 19. Juni 1883 in der 24. Blaseperiode. Die Dauer dieser 23 Blasezeiten schwankte zwischen 21 Tagen und 4 Jahren, 11 Monaten, 13 Tagen. (Nach dem Engineering and Mining Journal, 1886 Bd. 41 S. 300 durch die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. 1886 S. 817.) Graphischer Brennkalender für die öffentliche Gasbeleuchtung im J. 1887/88. Nach dem Horaire graphique von Guéguen in Paris hat Friedr. Lux in Ludwigshafen auf zwei Tafeln gedruckt einen Brennkalender für das J. 1887 und für das erste Vierteljahr 1888 (Preis 3,50 und 2 M.) herausgegeben, welcher in zeichnerischer Darstellung sämmtliche für die öffentliche Gasbeleuchtung nothwendigen astronomischen Angaben enthält. Die Tafel ist zunächst mit einem rechteckigen Liniennetze bedruckt. Die wagerechten Linien, des leichteren Ablesens halber in verschiedener Stärke aufgetragen, geben die ganzen, halben und viertel Stunden an. Aehnlich bezeichnen die lothrechten Linien die einzelnen Tage des Jahres. In dieses Netz sind nun zwei Gruppen von Curven eingetragen: Der in wagerechter Richtung verlaufende obere concave Linienzug gibt zunächst den Sonnenuntergang für Berlin an. Die darauf folgende annähernd parallel verlaufende Curve bezeichnet das Ende der unmittelbaren Sonnenbeleuchtung, also das Ende der bürgerlichen Dämmerung. In ähnlicher Weise gelten die unteren convexen Curven für den Sonnenaufgang in Berlin bezieh. für den Anfang der Dämmerung. Die lothrecht verlaufenden Linienzüge geben Auf- und Untergang des Mondes für Berlin an. Die innerhalb angebrachter Schraffirung annähernd parallel zu den Mondcurven verlaufenden Linienstücke bezeichnen den Augenblick, in welchem der Mond 20° über dem Horizont steht, sein Licht also in die Straſsen dringen kann. Ferner in dieser Schraffirung angebrachte lothrechte gerade Linien zeigen den Eintritt in das erste und in das letzte Viertel an- vor dem ersten und nach dem letzten Viertel ist das Mondlicht zu geringfügig, um mit in Betracht gezogen werden zu können. Die durch die erwähnten Schraffirungen erzeugten helleren und dunkleren Töne stehen im Verhältnisse zu den entsprechenden Graden der Finsterniſs. Um die Zeiten zu erfahren, zu denen an einem beliebigen Tage die verschiedenen Erscheinungen eintreten, genügt es, die diesem Tage entsprechende Vertikale herabzusteigen und die Zeiten an den Stellen, wo die Curven mit dieser Vertikale kreuzen, abzulesen. Beispielsweise sei der Eintritt der verschiedenen astronomischen Erscheinungen für den 4. Februar 1887 zu bestimmen. Verfolgt man die entsprechende lothrechte Linie, so findet man: 1) Die Sonne geht unter um 4 Uhr 50 Min. 2) Die Abenddämmerung endigt um 5 36 3) Der Mond geht auf um 12 52 Nachm. am dritten Tage nach Eintritt des ersten Viertels. 4) Der Mond steht über 20° hoch von Beginn    des Abends bis 2 Uhr 30 Min. Nachts 5) Der Mond geht unter um 3 51 6) Die Morgendämmerung beginnt um 6 53 7) Die Sonne geht auf um 7 39 Für die annähernd unter demselben Breitegrad wie Berlin gelegenen Orte können die Angaben ohne Weiteres benutzt werden. Für die übrigen Orte dagegen ist der Sonnenauf- und Untergang, sowie Anfang und Ende der Dämmerung nach Maſsgabe zweier für verschiedene Breiten beigegebenen Berichtigungstabellen richtig zu stellen. Mit eigenen Kreiszeichen sind die täglichen Anzünde- und Löschzeiten für volle Beleuchtung (ohne Berücksichtigung des Mondscheines) bemerkt, wie dieselben in Berlin nach Schilling (vgl. Handbuch der Steinkohlengasbeleuchtung, 3. Aufl. S. 682) eingeführt sind. Bei Berücksichtigung des Mondscheines nimmt man während der Tage zwischen dem ersten und letzten Viertel das Anzünden und Löschen der Laternen vor, sobald der Mond bereits bezieh. nur noch 20° über dem Horizont steht. Conservirung von Fleisch. Die Chronique industrielle gibt nach dem Génie civil, 1886/7 Bd. 10 S. 55 ein Verfahren zur Conservirung von Fleisch und von Fischen an, welches auf einer Behandlung mit Salzlösung beruht. Das Fleisch befindet sich in einem Gefäſse von entsprechender Form und Gröſse, welches an seiner oberen und unteren Seite mit je einem Hahne versehen ist und bei Beginn der Behandlung luftleer gepumpt wird. Durch den unteren Hahn läſst man darauf eine gesättigte Kochsalzlösung eintreten, welche in die von Luft befreiten Poren des Fleisches eindringt. Bei gröſseren Mengen zu conservirenden Fleisches ist es nothwendig, die Salzlösung unter Druck einzuführen, damit alle Poren genügend gefüllt werden. Das Verfahren ist bei jeder Art von Wildpret, Fischen, Geflügel, Käse u.s.w. anwendbar- bei letzterem dauert die Behandlung nur 6 bis 8 Minuten, bei Fleisch ungefähr 18 bis 20 Minuten. (Vgl. Jüdell 1877 224 544: Tabelle S. XVII Nr. 287 Fennely's Verfahren vom J. 1871.) Merck's chemisch reine Chromsäure. G. Vulpius berichtet im Archiv der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 964, daſs die Firma Merck in Darmstadt reine Chromsäure in den Handel bringt, deren Krystalle stahlglänzend, von dunkelbraunrother, dem Blutstein ähnlicher Farbe und nur an besonders feuchter Luft zerflieſslich sind. Ein solches Präparat ist von um so gröſserer Wichtigkeit, als Chromsäure am Silberdraht angeschmolzen in neuerer Zeit zum Aetzen bei Kehlkopfkrankheiten verwendet wird, wobei es besonders darauf ankommt, daſs das Aetzmittel nicht zerläuft und um die Aetzstelle liegende Gewebe angreift. Die gewöhnliche, in scharlachrothen, an der Luft leicht zerflieſsenden Krystallen im Handel vorkommende, als rein bezeichnete Chromsäure enthält bis zu 7 Proc. Schwefelsäure, während in sogen. technischer Chromsäure sogar bis zu 24 Proc. Schwefelsäure nachgewiesen sind. Verfahren zur Darstellung Alkali freier Carbonate der Erdalkalien. Die mit Hilfe von Alkalicarbonaten dargestellten kohlensauren Salze des Bariums, Calciums, Strontiums und Magnesiums enthalten auch nach sorgfältigstem Auswaschen einen beträchtlichen, ziemlich gleich bleibenden Gehalt von durch Wasser nicht auslaugbaren Alkalicarbonaten, welche bei der weiteren Verarbeitung der kohlensauren Erdalkalien störend wirken. C. Heyer in Dessau (D. R. P. Kl. 75 Nr. 37597 vom 28. April 1886) hat nun gefunden, daſs durch schwaches Glühen bis zum Zusammensintern der Masse das die Unlöslichkeit der Alkalicarbonate bedingende Constitutionswasser ausgetrieben wird, ohne daſs Kohlensäure entweicht. Hierdurch werden die Alkalien so vollständig löslich gemacht, daſs sich dieses Verfahren zur raschen und äuſserst genauen analytischen Bestimmung des Alkaligehaltes in künstlich dargestellten Erdalkalicarbonaten eignet. Zur fabrikmäſsigen Darstellung von alkalifreiem Erdalkalicarbonat wird das getrocknete Carbonat in geeigneten Retorten oder Oefen unter gutem Durchrühren geglüht, bis ein Zusammensintern und gleichzeitig dunklere Färbung der Salzmasse beobachtet wird. Das nun äuſserst löslich gewordene Alkalicarbonat wird mit kochendem Wasser ausgelaugt. Chevallot's Verfahren, Gewebe wasserdicht zu machen. Nach Etienne Chevallot in Bordeaux (D. R. P. Kl. 8 Nr. 37065 vom 3. März 1886) lassen sich Gewebe für Leibwäsche, Kleider u. dgl. wasserdicht machen, ohne ihre Weichheit und Luftdurchlässigkeit zu verlieren, indem man das Gewebe in einer Mischung von aufgelöstem Käsekalk und neutraler Seife behandelt, so daſs es davon sein eigenes Gewicht aufnimmt, dann aber in eine auf 50 bis 60° erwärmte Lösung von essigsaurer Thonerde und zuletzt in fast kochendes Wasser taucht. Zur Bereitung des Bades mischt man zuerst Kasein in Wasser (etwa 4k in 20l) und verrührt zu rahmartiger Dicke. Hierzu setzt man nach und nach 100g zu Pulver gelöschten Kalk und 2k neutrale Seife, gelöst in 24l Wasser. Die Thonerdelösung soll den Käsekalk unlöslich machen und mit der alkalischen Seife unlösliche margarinsaure Thonerde bilden. Dieses Salz wird durch die Beize an der Gewebefaser befestigt, indem man das behandelte Gewebe kurze Zeit in fast kochendes Wasser taucht.