Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 254
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Decoudun's Tauchglocke als Wasserstandszeiger für Schachtsümpfe. Zum Beobachten des Sumpf-Wasserstandes bei der neuen Wasserhaltungsmaschine auf der Grube Maybach bei Saarbrücken sind nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1886 S. 253 statt der früher üblichen Schwimmer sogen. Hydrometer von J. Decoudun (vgl. 1879 231 * 12) mit Erfolg eingeführt worden. Die Einrichtung dieses Wasserstandszeigers ist die bekannte: Eine in Höhe des angenommenen Nullpunktes des Wasserstandes im Schachtsumpfe eingestellte Guſsglocke wird mittels eines Kupferröhrchens von 3mm äuſserem Durchmesser mit einem im Maschinenraume angebrachten empfindlichen Bourdon'schen Manometer in Verbindung gesetzt, dessen Zeiger auf der Theilung die beim Steigen oder Fallen des Wasserspiegels wechselnde Luftspannung bezieh. den Wasserstand selbst abzulesen gestattet. Lochmaschine mit Krahnen. Bei einer groſsen doppelten Lochmaschine und Schere für Stahlbleche bis zu 8000mm Länge, 2000mm Breite und 38mm Dicke für Schiffsbauzwecke, welche James Bennie und Comp. in Glasgow gebaut haben, ist die Anordnung zweier Erahne bemerkenswerth, deren Standsäulen auf der Lochmaschine und in einem auf derselben aufgeschraubten schweren Bocke drehbar gelagert sind und deren Ausleger gerade über die Drehbolzen der Druckhebel ausragt, wodurch sie den Antriebsriemen in keiner Weise behindern. Der Antriebsriemen läuft in der Mittelebene der Maschine auf ein Vorgelege, welches am oberen Gestellbocke angebracht ist. Die Bewegung der Stempel erfolgt durch Hebel, auf welche Excenterscheiben wirken; auf solche Weise läſst sich bequem eine freie Maulweite von über 1000mm erreichen. (Nach dem Engineer, 1886 Bd. 62 * S. 443.) Die sogen. Brandtechnik an Holzwaaren. Prof. Jos. Tapper hat auf Anregung des Technologischen Gewerbemuseums in Wien (vgl. Mittheilungen der Section für Holzindustrie, 1886 S. 150) die Anwendung der altbekannten Brandtechnik auf Drechsler- und Tischlerwaaren mit Erfolg übertragen. Für diesen Ausschmuck eignet sich die stylisirte deutsche Pflanzenzeichnung, frei in Bewegung und Entwurf, weniger das italienische Laubwerk, welchem die kräftigen Umrisse der Brandtechnik und die malerische Darstellung widerstrebt. Als Rohstoff zur Behandlung dieser Brandtechnik empfehlen sich besonders Zirben-, Birnbaum-, Buchsbaum-, Linden- sowie lichtes Eichen- und Ahornholz, überhaupt die meisten Holzarten, bei welchen der Herbsttheil des Jahresringes nicht gar zu dunkel ist. Das Verfahren besteht in Folgendem: Die Oberfläche der zu schmückenden Gegenstände muſs möglichst glatt sein; auf diese kommt mit Bleistift leicht gezeichnet der Entwurf, welcher dann mit dem Brandstifte (nach System Paquelin, vgl. 1879 234 * 44. 1882 244 * 111) genau nachgezeichnet und etwas schattirt wird. Das Bemalen geschieht mittels Lasurfarben in Aquarell, welche hierauf mit leichter Politur oder mit Firniſs befestigt werden. Die Farbe kann auch mittels Lack befestigt werden. Es ist dabei der eine Umstand zu berücksichtigen, daſs durch das Fixiren viele Farben nachdunkeln, andere jedoch wieder heller werden, im Ganzen jedoch die Farbe frischer und saftiger hervortritt. Bei dunklen Holzarten kann auch Deckweiſs in Anwendung kommen, um einzelnen Formen mehr Modellirung zu verleihen. Die Erfahrung lehrt am besten die verschiedenen Anwendungen der Farbe und dabei spielt nicht allein die Art des Holzes, sondern auch die Güte desselben eine groſse Rolle. Vorrichtung zum gleichzeitigen Oeffnen und Schlieſsen sämmtlicher Thüren eines Eisenbahnzuges. Bei Eisenbahnzügen mit sogen. Luftdruckbremsen will Ch. D. Douglas in London (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 37767 vom 26. März 1886) die Preſsluft auch zum gleichzeitigen Oeffnen, Schlieſsen und Verriegeln sämmtlicher Thüren eines Eisenbahnzuges benutzen. Hierzu wird für den ganzen Zug eine zweite Luftleitung angeordnet, welche an den Kuppelstellen zwischen den Wagen, um beide Leitungen auf einmal zu verbinden, in die Bremsluftleitung verlegt ist. Wie bei den Bremsen wird durch die zweite Luftleitung der Kolben eines Cylinders im gegebenen Zeitpunkte von dem Führerstande aus bethätigt, der eine unterhalb der Wagenthüren angebrachte Stange verschiebt, durch welche dann mittels Schlitzhebel an den Thüren sowie festen, in diese greifenden Stiften an der Stange die Thüren auf- oder zugeschlagen werden. Die Verschiebung der Stange bewirkt gleichzeitig eine Bewegung der Verschluſsriegel aller Thüren des Wagens. Eine Vorrichtung, welche jede Thür im Nothfalle für sich öffnen läſst, ist vorgesehen. Der Patentanspruch erstreckt sich auf einen Drehschieber am Führerstande, durch welchen sowohl die Bremsen, als die beschriebene Einrichtung bethätigt werden. Vergröſserung der Wirkungsweite für Flüssigkeits- und Elektricitätsströme. C. Cros (Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 1006) schaltete in Telephonleitungen von so bedeutendem (durch Einschaltung von Drahtrollen erzeugtem) Widerstände, daſs durch dieselben kein Ton mehr fortgepflanzt werden konnte, einen Condensator ein und erreichte dadurch wiederum vollständig klares und deutliches Fortgeben des Tones. Er brachte den Condensator in der Mitte der Leitungen an und fand, daſs zwei an beiden Enden der Leitung eingeschaltete Condensatoren keine Wirkung haben. Durch die Aehnlichkeit von elektrischen Strömen und Flüssigkeitsströmen wurde Cros auf diese Versuche geführt. In Wasserleitungen z.B. werden bekanntlich Stoſswirkungen durch einen genügend groſsen Windkessel ausgeglichen, für die übrigen Leitungen beinahe unfühlbar gemacht. Das stoſsweise in den Windkessel eintretende Wasser tritt gleichmäſsig aus. Werden nun statt eines groſsen Windkessels deren viele kleinere auf die Länge der Leitung vertheilt, so werden dadurch die Stöſse viel weniger aufgehoben, obwohl die Fortpflanzung derselben mehr Zeit in Anspruch nimmt, als wenn gar keine Windkessel da wären. Cros vergleicht nun die metallischen Drähte mit den Hohlräumen der Windkessel und erklärt sich daraus diese Erscheinungen. Er erwähnt, daſs mit solchen Condensatoren versehene Telegraphenlinien in gegebener Zeit viel mehr telegraphische Zeichen befördern als gewöhnliche Leitungen, hebt aber hervor, daſs diese Anordnung nicht zu verwechseln ist mit der Einschaltung eines Relais, welches eine Wirkung durch eine stärkere ersetzt, während durch Condensatoren die Stärke geschwächt, aber die Reinheit der Töne gefördert wird. Es darf wohl angenommen werden, daſs diese Idee der Einschaltung von Condensatoren eine Zukunft hat. Die Erklärung von Cros ist zwar kaum genügend; vielmehr haben die Condensatoren lediglich denselben Einfluſs, wie die schon von Fizeau bei den Inductoren angewendeten, nämlich die Extraströme aufzunehmen, wodurch die Verlängerung und das Ineinanderflieſsen der Wechselströme, folglich ihre gegenseitige theilweise Aufhebung vermieden wird. Bei gewöhnlichen Telephonleitungen werden demzufolge die elektrischen Ströme auf weit gröſsere Entfernungen fortgegeben, als sie durch das Gehör wahrnehmbar gemacht werden können. Dagegen verschmelzen die Wirkungen ohne solche Condensatoren, bis schlieſslich mehr und mehr eine mittlere Stromstärke erreicht wird. – Wahrscheinlich läſst sich auch die transatlantische Telegraphie mit Condensatoren vervollkommnen. Zur Kenntniſs der Fluorescenz-Eigenschaften der alkalischen Erden. Lecoq de Boisbaudran hatte bei Gelegenheit früherer Untersuchungen (vgl. Comptes rendus, 1886 Bd. 101 S. 552) über die optischen Eigenschaften der Yttererde die Ansicht ausgesprochen, daſs die zuerst von Crookes beobachteten und der Yttererde als eigenthümlich zugeschriebenen Fluorescenzerscheinungen der Anwesenheit von fremden Erden besonders von Zα, Zβ und Samarium ihre Entstehung verdankten. Um hierfür den vollständigen Beweis auf dem Versuchswege zu erbringen, hat Verfasser in einer neuen Reihe von Untersuchungen (daselbst Bd. 103 S. 627) die damals von ihm benutzte, mit A bezeichnete Erde (fast reine Yttererde) einer groſsen Anzahl von fractionirten Fällungen unterworfen in der Hoffnung, auf diese Weise zu einer möglichst reinen Yttererde zu gelangen. Es wurden zuerst 32 Fällungen mit Ammoniak ausgeführt. Der zuletzt erhaltene Niederschlag zeigte nach seiner Ueberführung in das schwefelsaure Salz im luftleeren Raume eine bedeutend schwächere Fluorescenz als die Erde A, die Farbe war aus dem ursprünglichen grünlichen Gelb in Gelborange übergegangen. Im Spectrum hatten die Banden von und beträchtlich an Schärfe verloren, während die des Samariums noch fast in ihrer alten Stärke vorhanden war. Diese Erde wurde jetzt 26 Fällungen mit Oxalsäure unterworfen in der Weise, daſs die stark saure salzsaure Lösung in der Warme allmählich mit oxalsaurem Ammoniak versetzt wurde, so daſs sich die oxalsaure Erde langsam während des Erkaltens ausschied. Zuletzt wurde mit Ammoniak neutralisirt. In dem Maſse, als die Reinigung fortschritt, verminderte sich die Fluorescenz der letzten Fällung jeder Reihe. Im Gegensatze zu der Behandlung mit Ammoniak verschwanden hierbei die Banden des Samariums bedeutend rascher als die von und Zβ. Die letzten Niederschläge beider 26. Fractionirung lieferten nach dem Glühen eine sehr weiſse Erde, deren schwefelsaures Salz die von Crookes beobachteten rothen, grünen, blauen und violetten Banden nur in kaum erkennbarer Form zeigte. Nur die gelbe Bande von war. obgleich äuſserst schwach, sichtbar. Diese Yttererde gab bei der Mischung mit Kalk keine Fluorescenz und ihre salzsaure Lösung lieferte bei der Belichtung mittels des Inductionsfunkens allein das bekannte Spectrum des Yttriums. Der zuletzt bei den Fällungen mit Oxalsäure durch den Zusatz von Ammoniak erzeugte geringfügige Niederschlag zeigte im leeren Raume als schwefelsaures Salz eine schön orangerothe Fluorescenz, die ihre Entstehung einer äuſserst geringen Menge von Wismuth verdankte, welches wahrscheinlich aus den angewendeten Reagentien stammte. Um über diese Eigenschaft des Wismuths näheren Aufschluſs zu erhalten, hat Lecoq de Boisbaudran weitere Versuche angestellt (a. a. O. Bd. 103 S. 629), deren Ergebnisse sich folgendermaſsen zusammenfassen lassen: Während das schwefelsaure Wismuth für sich (nach vorheriger Erhitzung auf dunkle Rothglut) keine Fluorescenzerscheinungen im luftleeren Raume zeigt, ertheilt es solche den schwefelsauren Salzen von Kalk, Strontian, Baryt und Magnesia, wenn es diesen in geringer Menge zugesetzt wird. Die Stärke des Lichtes steigt mit wachsendem Gehalte an Wismuth und erreicht bei einem bestimmten Mischungsverhältnisse ihren Höchstwertig bei weiter fortgesetzter Erhöhung des Wismuthgehaltes nimmt sie allmählich wieder ab, bis zum vollständigen Verschwinden der Fluorescenz. Die Farbe des ausgestrahlten Lichtes ist bei allen 4 Erden ein Orangeroth, jedoch von verschiedener Schattirung. Die Wellenlänge beträgt im leuchtendsten Theile der Banden in Hundertmilliontel Millimeter beim Kalk 614. Strontian 598, Baryt 622. bei der Magnesia 632. Im Gegensatze hierzu erhält man mit Mischungen des Wismuthsalzes mit den kohlensauren Erdalkalien, nach vorheriger Calcination, keine Fluorescenzerscheinungen, ebenso wenig wie solche mit Gemengen des schwefelsauren Wismuths mit den schwefelsauren Salzen von Zink. Cadmium und Blei oder von Wismuthoxyd mit den Oxyden von Zink. Cadmium und Magnesium erzeugt werden konnten. E. Becquerel berichtet a. a. O. Bd. 103 S. 1098 über Versuche, welche einen weiteren Beitrag zu dieser Beobachtung liefern, daſs die Phosphorescenz- und Fluorescenzerscheinungen vieler Körper bedingt sind durch die Anwesenheit geringer Mengen fremder Stoffe. Nach früheren Untersuchungen des Verfassers phosphorescirt das durch Calcination von Kalkspath mit Schwefel erhaltene Schwefelcalcium mit demselben gelben bis orangefarbenen Lichte wie der Kalkspath selbst; ferner kann die Lebhaftigkeit des Lichtes gehoben werden durch Zusatz geringer Mengen Mangansuperoxyd während der Calcination. Calcinirt man dagegen eine Mischung von Schwefel mit Kalk, welcher durch Brennen von Arragonit oder von Muschelschalen erhalten wurde, so erhält man ein Product. welches mit grünem Lichte phosphorescirt; durch Zusatz von 2 bis 4 Proc. Mangansuperoxyd geht jedoch die Phosphorescenzfarbe in gelb oder orange über. Becquerel untersuchte, um zu einer Erklärung für diese Erscheinung zu kommen, die von ihm bei seinen obigen Versuchen benutzten Kalkspathproben auf einen etwaigen Gehalt an Manganverbindungen und fand, daſs die am stärksten leuchtenden Proben einen Gehalt von 4,37 Proc. Mangancarbonat entsprechend 2,70 Proc. Mangansuperoxyd hatten, während sich in den wenig phosphorescirenden Proben nur eine geringe Menge oder überhaupt kein Mangan fand. Um sicher festzustellen, daſs die Ursache dieser Erscheinungen wirklich in der Anwesenheit des Mangans zu suchen sei, wurde das Verhalten von künstlich, durch Fällung mit kohlensaurem Ammoniak erhaltenem Kalk untersucht. Wurde hierzu eine chemisch reine Chlorcalciumlösung verwendet, so erhielt man ein Product, welches keine oder nur sehr schwache Phosphorescenz zeigte, wahrend hingegen der Niederschlag aus einer Chlorcalciumlösung mit einem Gehalte von 4 Proc. Manganchlorür mit lebhaftem, orangefarbenem Lichte phosphorescirte. Ein abweichendes Verhalten zeigte der Niederschlag von kohlensaurem Kalk, welcher durch Einwirkung der Dämpfe von kohlensaurem Ammoniak auf eine Chlorcalciumlösung erhalten wurde. Bei Anwendung von reinem Chlorcalcium gab der Niederschlag im Phosphoroskop einen schwachen, grünlichen Lichtschein, während bei Gegenwart von Manganchlorur eine Fällung erhalten wurde, welche überhaupt kein Selbstleuchten zeigte. Becquerel vermuthet, daſs das Ausbleiben der Phosphorescenz im letzteren Falle seine Ursache in einem zu groſsen Ueberschusse an Mangan habe. Zu ähnlichen Schlüssen ist Lecoq de Boisbaudran a. a. O. Bd. 103 S. 1107 bei seinen Untersuchungen über die Fluorescenz der Thonerde gekommen. Hiernach gibt chemisch reine Thonerde im luftleeren Raume unter dem Einflüsse des elektrischen Funkens keine Spur einer rothen Fluorescenz; dieselbe zeigt sich jedoch sehr glänzend, wenn die Thonerde 0,01 oder 0,001 Chromoxyd beigemengt enthält, und ist selbst bei Anwesenheit von nur 0,00001 Chromoxyd noch sehr deutlich. Eine Thonerde mit 0,01 Manganoxydgehalt fluorescirt mit schön grüner, eine solche mit 0,01 Wismuthoxyd in der Kälte mit violetter, in der Wärme mit blauer Farbe. Fügt man 0,01 Chromoxyd zu Magnesia, so wird eine rothe Fluorescenz erhalten, während Chrom haltiger Kalk fast in derselben Farbe fluorescirt wie von Chrom freier. Nach E. Becquerel (a. a. O. Bd. 103 S. 1224) sind jedoch die Beobachtungen von Lecoq de Boisbaudran in Betreff der Nichtfluorescenz der chemisch reinen Thonerde nicht richtig. Becquerel bestätigt, daſs einige ihm von Lecoq de Boisbaudran zur Verfügung gestellte Proben der fraglichen Thonerde bei der unmittelbaren Prüfung im Phosphoroskop allerdings nur eine sehr schwache Lichtausstrahlung zeigten; nach ¼stündigem Glühen im Porzellantiegel über dem Gasgebläse gaben dieselben jedoch eine sehr lebhafte rothe Fluorescenz, welche an Stärke derjenigen der Chrom haltigen Thonerde gleichkam. Im Uebrigen gibt Becquerel die Steigerung der Fluorescenz bei Gegenwart von Chromoxyd zu und macht besonders darauf aufmerksam, daſs die rothen oder violetten (Chrom haltigen) Rubine, sowohl die natürlichen wie die künstlichen, ein bei weitem stärkeres Lichtausstrahlungsvermögen besitzen als die weiſsen Arten des Korunds, während die Zusammensetzung des Lichtes bei beiden dieselbe ist. (Vgl. Verneuil 1886 262 240.) Von W. Crookes sind auf die Beobachtungen von Lecoq de Boisbaudran hin neuerdings (Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 26) Versuche mit vollkommen reiner Thonerde angestellt worden, welche zu denselben Ergebnissen geführt haben, wie sie von Becquerel erhalten wurden. Auch Crookes fand, daſs von Chrom völlig freie Thonerde, vorausgesetzt, daſs sie vor dem Versuche genügend hoch erhitzt wurde, die bekannte rothe Phosphorescenz zeigte, während bei seinen Versuchen mit nach verschiedenen Verhältnissen hergestellten Mischungen von Thonerde und Chromoxyd keine oder nur schwache Phosphorescenzerscheinungen erhalten wurden. Crookes erinnert an die von ihm schon im J. 1881 veröffentlichte Beobachtung, daſs 2 Proben Thonerde, von denen die eine durch Glühen von Thonerdesulfat, die andere durch Glühen von Thonerdeacetat, unter genau denselben Bedingungen, erhalten wurde, ein völlig verschiedenes Verhalten im Phosphoroskop zeigten; die erstere lieferte die rothe Phosphorescenz und die rothe Linie im Spectrum, während die zweite nur eine schwach blaſs-grune Phosphorescenz ergab. Crookes glaubt, daſs diese Erscheinung vielleicht auf das Bestehen von zwei molekular verschiedenen Modifikationen der Thonerde zurückzuführen ist. Gewichtsanalytische Bestimmung der Borsäure. Th. Rosenbladt gründet ein Verfahren zur Bestimmung der Borsäure auf die Leichtflüchtigkeit des Borsäuremethyläthers, welcher bei 65° siedet. Die zu untersuchende Probe wird möglichst fein pulverisirt, in einem Kölbchen zuerst mit concentrirter Schwefelsäure und dann mit Methylalkohol zusammen gebracht, der gebildete Borsäuremethyläther im Wasserbade abdestillirt und in geeignet angeordnetem Kühlgefäſse aufgefangen. Man gibt den Methylalkohol nach einander in Mengen von etwa 5cc zu und treibt den Aether nach jedem Zusätze über. Das Destillat wird über geglühter Magnesia in einer Platinschale abgedampft und der Rückstand geglüht. Das Gewicht der Platinschale und der Magnesia ist vorher bestimmt, so daſs die Gewichtszunahme nach dem Eindampfen und Glühen unmittelbar die Menge der Borsäure angibt. (Nach der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 S. 18.) Ein auf den gleichen Prinzipien beruhendes Verfahren ist von F. A. Gooch in der Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 7 beschrieben. Zur Bestimmung von Zink. In den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 1013 empfiehlt Fr. Weil zur Bestimmung des metallischen Zinkes im Zinkstaube die Anwendung von Zinnchlorür, welches er früher schon zur maſsanalytischen Kupferbestimmung vorgeschlagen hat (vgl. 1870 198 413). Das Verfahren besteht in Kurzem darin, daſs man die abgewogene Menge des Zinkstaubes zu einer neutralen Lösung von Kupferchlorid von bekanntem Gehalte bringt. Die Ausscheidung der dem Zink äquivalenten Menge Kupfer soll, wenn man die Arbeit in einer Platinschale vornimmt, in 10 Minuten erfolgen; durch Zurückmessen des in Lösung verbliebenen Kupfers mittels Zinnchlorür in stark saurer Lösung ergibt sich die Menge des vorhandenen Zinkes. Der Verfasser verwendet eine Kupferchloridlösung, welche 0g,1 Kupfer in 10cc enthält, und bereitet dieselbe durch Auflösen der berechneten Menge reinen, durch Glühen von Kupfernitrat erhaltenen Kupferoxydes in einem leichten Ueberschusse von Salzsäure. Man nimmt hiervon 50cc, versetzt dieselben vorsichtig mit Ammoniak, bis eben eine bleibende Trübung entsteht, und gibt dann ungefähr 0g,4 des zu untersuchenden Zinkstaubes hinzu. Zur Probe, ob alles Zink gelöst ist, soll man den Bodensatz mit einem blanken Platindrahte aufrühren; bei Gegenwart von ungelöstem Zink bedeckt sich derselbe mit einem schwarzen oder rothen Ueberzuge. Zur Ermittelung des nicht gefällten Kupfers verwendet der Verfasser 10cc der vom ausgeschiedenen Kupfer abdecantirten Flüssigkeit, nachdem ihr Volumen auf 100 oder 200cc aufgefüllt ist, versetzt mit ungefähr der 3 fachen Menge Salzsäure und titrirt in der Siedehitze mit einer Zinnchlorürlösung, von welcher 10cc 0g,04 Kupfer entsprechen. Weil erhielt bei vergleichenden Untersuchungen einer Probe Zinkstaub nach diesem Verfahren und nach der Methode von Fresenius (Bestimmung des beim Lösen in Säure entweichenden Wasserstoffes) gut übereinstimmende Endzahlen. Die von Tamm in der Chemical News, 1874 Bd. 24 S. 148 vorgeschlagene Bestimmungsweise des Zinkes durch Fällung als Ammonium-Zinkphosphat und Wägen des bei 100° getrockneten Niederschlages ist von M. Bragard dahin vereinfacht worden, daſs der Niederschlag geglüht und als pyrophosphorsaures Zink gewogen wird. Die schon von Tamm beobachtete Gewichtsabnahme beim Glühen des Niederschlages, welche auf einer theilweisen Reduction und darauf folgenden Verflüchtigung des Zinkes beruht, wird nach den Versuchen Bragard's durch die Wirkung der Filterkohle allein verursacht; sie findet nicht statt beim Glühen des Ammoniakdoppelsalzes für sich, wird also nicht wie bei der arsensauren Ammoniak-Magnesia durch das Entweichen des Ammoniaks hervorgerufen. Durch Anwendung möglichst kleiner Filter, welche nach Entfernung der Hauptmenge des Niederschlages mit einer concentrirten Lösung von Ammoniumnitrat getränkt und für sich mit kleiner Flamme im Tiegel verascht werden, gelingt es nach Bragard, den Gewichtsverlust auf wenige Bruchtheile Milligramm zu beschränken. Beim starken Glühen über dem Gebläse schmilzt der Niederschlag, ohne seine Zusammensetzung zu ändern; doch wird das Schmelzen besser vermieden, weil die Glasur des Tiegels dadurch stark angegriffen wird und derselbe beim Erkalten leicht zerspringt. Die Fällung nimmt Bragard in der Weise vor, daſs er zu der heißen, mit genügend Chlorammonium versetzten Zinklösung unter Umrühren Natriumphosphat gibt, noch 2 bis 3 Minuten erwärmt und 24 Stunden stehen läſst. Durch Ammoniumphosphat wird keine vollständige Fällung erzielt. (Nach der Chemikerzeitung, 1886 Bd. 10 S. 1605.) Um die etwas langwierige gewichtsanalytische Bestimmung des Schwefelzinkes zu umgehen, hat P. v. Berg in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 S. 23 folgendes maſsanalytisches Verfahren mitgetheilt: Läſst man auf frisch gefälltes Schwefelzink verdünnte Salzsäure und eine titrirte Jodlösung einwirken, so findet augenblicklich Lösung statt; es bildet sich Chlorzink und der frei werdende Schwefelwasserstoff wird durch das Jod in Jodwasserstoff und Schwefel umgesetzt. Man braucht dann nur das überschüssige Jod mit einer titrirten Lösung von unterschwefligsaurem Natron zurückzumessen, um aus dem Unterschiede die zur Oxydation des Schwefelwasserstoffes nöthig gewesene Jodmenge zu erfahren, aus der sich das Gewicht an Schwefelzink berechnen läſst. Bei Ausführung des Versuches bringt man den mit Schwefelwasserstoffwasser ausgewaschenen, gut abgetropften Schwefelzinkniederschlag in eine Stöpselflasche, aus welcher die Luft mit Kohlensäure entfernt ist und die etwa 800cc luftfreies Wasser enthält, wirft das Filter ebenfalls hinein, schüttelt tüchtig um, gibt Salzsäure und dann eine abgemessene Menge titrirte Jodlösung zu. Sofort nach Beendigung der Reaction, welche an der gleichbleibenden Färbung der Flüssigkeit zu erkennen ist. wird mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron zurücktitrirt. Wenn man in dieser Weise arbeitet, scheidet sich der Schwefel fein vertheilt ab und hüllt kein Schwefelzink ein. Die Ausführung des ganzen Versuches beansprucht nicht mehr als 5 Minuten Zeit. Das Verfahren eignet sich auch zur Bestimmung von Schwefelcadmium. Trennung eines Gemisches von Para- und Orthotoluidin. A. Wülfing in Elberfeld (D. R. P. Kl. 22 Nr. 37932 vom 2. März 1886) gründet ein Trennungsverfahren für Para- und Orthotoluidin auf die Thatsache, daſs Salpetrigsäure zuerst das Orthotoluidin in einen Amidoazokörper überführt, während erst später die Paraverbindung in ein Diazoamidoderivat umgewandelt wird. Bei Verwendung einer dem Orthotoluidin äquivalenten Menge salpetriger Säure wird also das Paratoluidin unverändert zurückbleiben. Da das Arbeiten mit gasförmiger salpetriger Säure groſse Schwierigkeiten hinsichtlich der genauen Mengenbestimmung derselben bietet, wird die Umsetzung des salzsauren Toluidins mit Natriumnitrit vorgenommen. Von besonderer Bedeutung ist das Verfahren zur Abscheidung des Paratoluidins aus dem 35 bis 40 Proc. Paratoluidin enthaltenden Rohtoluidin. wobei man folgendermaſsen verfährt: 100k Toluidin werden in einem emaillirten oder verbleiten doppelwandigen Kessel mit 50 bis 60k Salzsäure (20 bis 21° B.) gemischt, Dann läſst man 22k,5 Natriumnitrit, in 100l Wasser gelöst, langsam bei einer Temperatur von genau 40° einlaufen, weil bei dieser Temperatur die Umlagerung des Orthodiazoamidotoluols in das Orthoamidoazotoluol fast augenblicklich vor sich geht. Durch Einlassen von kaltem Wasser oder von Dampf in den Zwischenraum der beiden Kessel erhält man die Masse leicht auf der angegebenen Temperatur. Ist alles Natriumnitrit eingetragen, so läſst man unter häufigem Rühren etwa 24 Stunden lang stehen; alsdann hat man eine Mischung von 2 Mol. Orthoamidoazotoluol, 1 Mol. Paratoluidin und 1 Mol. salzsaurem Paratoluidin. Wenn man die Menge der Salzsäure so wählt, daſs das überschüssige Toluidin kein salzsaures Salz enthält, so geht die Umlagerung sehr langsam vor sich. Aus diesem Gemische läſst sich nun das Paratoluidin am besten dadurch abscheiden, daſs man das rohe Reactionsproduct bis zum Schmelzen erhitzt und 25k Schwefelsäure mit 100k Wasser zugibt: darauf mischt man unter Rühren mit 1500l kaltem Wasser. Das in Wasser nahezu unlösliche schwefelsaure Orthoamidoazotoluol scheidet sich dann als prachtvoll scharlachrother Niederschlag ab, welcher abfiltrirt, mit wenig Wasser gewaschen und scharf gepreſst wird. In der Lösung befindet sich das schwefelsaure Paratoluidin, welches durch Zersetzen mit Natronlauge oder durch Destillation im Dampfstrome unter Zusatz von Kalkmilch auf Paratoluidin verarbeitet wird.