Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 383
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Eine neue Morphinreaction. Dieselbe besteht nach G. Vulpius, Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 256, darin, daſs man einige Tropfen einer Flüssigkeit, welche mindestens 0mg,25 eines Morphiumsalzes gelöst enthält, mit etwa 6 Tropfen concentrirter Schwefelsäure versetzt, einige Centigramme Natriumphosphat zufügt und erwärmt, bis weiſse Dämpfe auftreten. Das Gemisch nimmt alsdann eine violette Färbung an und erscheint nach einigem Abkühlen dem Veilchensyrup auſserordentlich ähnlich. Bei längerem Erwärmen schlägt die Farbe in Braun um. Tropfenweise der erkalteten Mischung zugesetztes Wasser läſst zuerst eine lebhaft rothe Farbe hervortreten, die in ein schmutziges Grün übergeht, wenn die angewandte Wassermenge 3 bis 5g beträgt. Schüttelt man jetzt mit einer gleichen Gewichtsmenge Chloroform im Reagenzglase tüchtig durch, so erscheint ersteres nach der Wiederabscheidung sehr schön blau gefärbt. Letzteres Verhalten ist ein scharfer Unterschied gegenüber der durch Eisenchlorid in Morphiumlösungen hervorgerufenen blauen Farbe, welche von Chloroform absolut nicht aufgenommen wird. (Vgl. auch F. A. Flückiger, 1885 257 533.) Neues Reagens auf Gerbsäure. Im Pharmaceutical Journal and Transactions, 1886 (nach Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 550) gibt J. E. Saul eine neue Methode zur Unterscheidung von Gerb- und Gallussäure an. Er schüttelt 0g,01 des zu untersuchenden Körpers mit 3cc Wasser und gibt dann 3 Tropfen einer 20procentigen alkoholischen Thymollösung, versetzt mit 3cc concentrirter Schwefelsäure zu. Ist Gerbsäure zugegen, so färbt sich die gesammte Flüssigkeit rosenroth, im anderen Falle bleibt dieselbe farblos oder es tritt nur in der am Boden des Reagenzglases befindlichen Schwefelsäureschicht eine ganz schwache Rosafärbung auf, welche indeſs mit der intensiven Gerbsäurereaction nicht verwechselt werden kann. Verfasser ist der Ansicht, letztgeschildertes Verhalten der Gerbsäure sei auf einen geringen Traubenzuckergehalt zurückzuführen, welcher das im Handel befindliche Tannin – selbst das mit „purissimum“ bezeichnete – immer begleite, liefert jedoch für diese Auffassung keinen Beweis, da die Frage, ob nicht auch das von Hugo Schiff dargestellte und mit „absolutum“ bezeichnete Tannin dasselbe Verhalten zeigt, immer noch eine offene ist. (Vgl. auch H. R. Proctor, 1884 252 484.) Ein neues Reagens auf Coniferin. Zum Nachweise des Coniferins im Pflanzengewebe bediente man sich seither ausschlieſslich des Phenols, welches bei gleichzeitigem Zusätze von concentrirter Salzsäure das Gewebe blaugrün oder himmelblau färbte. Wie H. Molisch nun im Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 235 S. 309 (nach der österreichischen Zeitschrift für Pharmacie, Bd. 25 S. 19) mittheilt, eignet sich zum Nachweise von Coniferin weit besser Thymol. Das Verfahren ist folgendes: Eine 20proc. Thymollösung in absolutem Alkohol wird so lange mit Wasser verdünnt, als die Flüssigkeit noch klar bleibt, d.h. kein Thymol ausfällt; hierauf setzt man Kaliumchlorat im Ueberschuſs hinzu, läſst mehrere Stunden stehen und filtrirt. Wird mit dieser Flüssigkeit Holzstoffpapier oder irgend ein Holzquerschnitt befeuchtet und sodann ein Tröpfchen concentrirter Salzsäure hinzugegeben, so entsteht alsbald eine schöne blaue Färbung. Da Coniferin ein steter Begleiter der sogen. Holzsubstanz ist, so kann das beschriebene Reagens bei mikrochemischen Untersuchungen von Pflanzenschnitten, Papieren u.s.w. mit Nutzen verwendet werden. (Vgl. auch Th. Hartig, 1875 215 187.) Leibold's Regulirung des elektrischen Lichtbogens mittels Luftkammern. Dagobert Leibold in Aachen (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 37789 vom 28. April 1886) benutzt zwei Blasbalg ähnliche Luftbehälter zur selbstthätigen Regulirung des Lichtbogens von Bogenlampen. Die beiden Behälter tragen den oberen Kohlenträger und lassen ihn ein Stück herabsinken, wenn eine gewisse Menge Luft aus ihnen entweicht. Die Oeffnung, durch welche die Luft entweichen kann, hält eine Schneide verschlossen, indem sie unter der Wirkung einer Spiralfeder ein Gummiröhrchen zuquetscht. Die Schneide sitzt an dem -förmigen Ankerhebel eines in einem Nebenstromkreise liegenden Elektromagnetes M; wenn letzterer seinen Anker anzieht, so wird die Schneide vom Gummiröhrchen entfernt und die Luft strömt aus. Die Vorgänge sind folgende: Beim Auftreten des durch die Lampe gehenden Stromes gelangt der Nebenstrom durch zwei sich berührende Contactfedern in den Elektromagnet M, dieser zieht seinen Anker an und öffnet die Luftausströmung, die obere Kohle sinkt auf die durch eine Feder nach oben gedrückte untere herab und der Hauptstrom findet nun einen Weg durch die Kohlen und durch einen zweiten Elektromagnet M1, welcher durch Anziehung seines Ankers die auf den unteren Kohlenträger wirkende Feder zusammendrückt, so daſs sich dieser Träger senkt und der Lichtbogen sich bildet. Der Hauptstrom geht zugleich durch ein Solenoid, welches seinen Eisenkern in sich hineinzieht und die eine Contactfeder von der anderen entfernt, dadurch aber den Nebenstrom unterbricht und das Ausströmen des Gases beendet. Wird beim Abbrennen der Kohlen der Lichtbogen zu groſs, der Hauptstrom deshalb zu schwach, so schlieſst der an eine Blattfeder angenietete Kern des Solenoids den Nebenstrom wieder durch M, die Luft strömt wieder aus und. die obere Kohle senkt sich ein entsprechendes Stück.