Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 266, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 190
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Reactionen der Vanadinsäure. Ad. Carnot berichtet in den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 1803 und 1850 und Bd. 105 S. 119 über verschiedene Reactionen der vanadinsauren Salze, die zum Theil für die chemische Analyse von Werth sind. Zur Bestimmung der Vanadinsäure empfiehlt es sich, eine neutrale Lösung derselben in der Siedehitze mit Chlorbarium zu fällen, wodurch ein Niederschlag von der Zusammensetzung: VaO5, 2BaO entsteht. Auf die Thatsache, daſs Strontiumsalze einen solchen Niederschlag nicht erzeugen, gründet sich ein Verfahren zur Trennung von Barium und Strontium, wobei natürlich der Zutritt der Kohlensäure der Luft vermieden werden muſs. Bei Gegenwart von Thonerde oder Chrom neben Vanadinsäure wird letztere beim Ausfallen der Thonerde und des Chroms durch Ammoniak oder Schwefelammonium theilweise mitgerissen und läſst sich nie ganz von dem Niederschlage trennen. Weniger schwierig ist die Trennung von Eisen. Mittels Uransalzen vermag man in ammoniakalischer sowohl wie in schwach essigsaurer Lösung, Vanadinsäure quantitativ auszufällen als Uran-Ammonium-Vanadat. Durch Manganoxydul wird Vanadinsäure ebenfalls gefällt und läſst sich auf diesem Wege von Molydänsäure trennen. Im Uebrigen bemerkt der Verfasser, daſs je nachdem die verschiedenen Fällungen in der Kälte oder in der Wärme, sowie in saurer oder ammoniakalischer Lösung stattfindet, beinahe immer verschieden gefärbte Verbindungen entstehen, wahrscheinlich saure oder basische Salze (vgl. auch L. Lévy, 1887 264 32). Bestimmung von Kupfer und Arsen in Pyriten. Das Verfahren, dessen sich R. Nahnsen zur gewichtsanalytischen Bestimmung von Kupfer in Pyriten bedient (vgl. auch R. Fresenius, 1878 227 97), wird in folgender Weise durchgeführt: 12g,5 des zu untersuchenden, möglichst fein gepulverten und völlig getrockneten Kieses werden in einem hohen Becherglase mit 10cc Wasser und 1cc concentrirter Schwefelsäure übergossen und hierauf vorsichtig Salpetersäure vom spec. Gew. 1,4 so lange zugegeben bis kein Aufschäumen mehr stattfindet. Man erhitzt bei anfangs bedecktem Glase so lange zum Sieden, bis die Flüssigkeit so stark eingedickt ist, daſs sie beim Umschwenken des Glases kaum noch flieſst und gelbe Salztheile sich auszuscheiden beginnen, worauf man den Brei in warmem Wasser löst und nach dem Erkalten auf 250cc verdünnt. Man filtrirt und fällt 200cc der Lösung (entsprechend 10g Pyrit) mit Schwefelwasserstoff. Man wäscht den Niederschlag durch Decantation aus und gibt nun so viel Schwefelnatriumlösung zu, daſs die Flüssigkeit, nachdem sie einige Minuten im Sieden erhalten wurde, keinen ungelösten Schwefel mehr enthält. Man verdünnt mit heiſsem Wasser, läſst an warmem Orte klären und filtrirt. Sollten dem Schwefelkupfer geringe Mengen Schwefeleisen beigemengt sein – Nahnsen beobachtete bis zu 0,02 Proc. vom Kiese – so wird mit heiſsem Wasser, dem einige Tropfen Salzsäure zugesetzt sind, ausgewaschen. Das Kupfer wird als Kupfersulfür zur Wägung gebracht, doch ist es angezeigt, dasselbe durch Lösen in Salpetersäure und Behandlung der Lösung mit kohlensaurem Ammoniak in der Wärme auf Cadmium und Wismuth zu prüfen. Zur Bestimmung des Arsen – allein oder gleichzeitig mit der Kupferbestimmung – verdrängt man den Schwefelwasserstoff aus der damit gesättigten Lösung des Kieses durch Kohlensäure und extrahirt aus dem ausgewaschenen Niederschlage das Schwefelarsen durch Ammoniak (Chemiker Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 692). Keiser und Schmidt's selbstthätig langsam schlagende elektrische Klingel. Keiser und Schmidt in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39572 vom 22. Oktober 1886) haben einen elektrischen Wecker mit Selbstunterbrechung hergestellt, welcher nicht fortdauernd rasselt, sondern einzelne Glockenschläge in Zeiträumen von beliebiger Länge gibt. Abweichend von den gleichartigen älteren Klingeln von C. Th. Wagner in Wiesbaden (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 8539 vom 15. März 1879), von Schäfer und Montanus in Frankfurt (1884 254 * 208) und von Drews und Lohse in Dresden (1886 260 382) wird in dem neuen Wecker der Contact durch eine Kugel in einem geneigten Rohre hergestellt. In der Ruhelage befindet sich die Kugel am unteren Ende des Metallrohres und drückt ein Contactplättchen gegen einen Contactstift an; dadurch ist der Stromkreis hier geschlossen, während er geöffnet wird, sowie eine das Rohr umgebende Spiralfeder das Plättchen vom Contactstifte zu entfernen vermag. Soll nun geläutet werden, so wird an der Rufstelle ein galvanischer Strom geschlossen. Dieser durchläuft den Elektromagnet des Weckers; wenn nun aber der Elektromagnet seinen Anker anzieht, so stöſst ein Stift an dem zu-gleich den Klöppel tragenden Ankerhebel, während zugleich ein Schlag gegen die Glocke gegeben wird, gegen die Kugel und treibt dieselbe im Rohre empor, so daſs der Stromkreis zwischen Plättchen und Stift unterbrochen wird. Erst wenn darauf die Kugel in ihre Ruhelage zurückgekehrt ist und den Stromkreis wieder geschlossen hat, kann der Strom wieder durch den Elektromagnet gehen und einen neuen Schlag gegen die Glocke veranlassen. Die Zeit aber, innerhalb welcher dieser Schlag auf den vorausgegangenen folgt, läſst sich leicht reguliren, weil die Fallzeit der Kugel von der Gröſse der Neigung der Röhre abhängt. Hart Robertson's Copirtelegraph. Wesentlich nach demselben Grundgedanken wie Cowper (1879 232 413) und Jüllich (1881 239 414) hat J. Hart Robertson einen Copirtelegraphen hergestellt, welcher zur Zeit in der American Exhibition in London (Holborn-Viaduct) ausgestellt ist. Zum Betriebe desselben sind nach Engineering vom 2. September 1887 ebenfalls zwei Drähte erforderlich. Im Empfänger ist eine mit Tinte gefüllte Schreibfeder (fountain pen) vorhanden, welche durch Stifte in einer Krücke am oberen Ende einer lothrechten Stange befestigt ist. Die Stange trägt den gemeinschaftlichen Anker für zwei unter rechtem Winkel gegen einander wirkende Elektromagnete und ist an ihrem unteren Ende verdünnt, so daſs sie federt und die Feder nach jeder Richtung in der wagerechten Ebene bewegt werden kann. Unter der Schreibfeder wird der Papierstreifen fortgezogen durch ein Triebwerk, das von Zeit zu Zeit aufgezogen werden muſs. Jeder der beiden Elektromagnete ist in eine der beiden Leitungen eingeschaltet und zieht bei ström erfüllter Leitung den Anker so weit an sich heran, als die Stromstärke bedingt und die Abreiſsfeder oder das Gewicht gestattet, Welche ihn in seine Ruhelage zurückzuführen trachten. Durch entsprechende Aenderung der beiden Stromstärken vermag also die Feder alle möglichen Züge innerhalb ihres Wirkungskreises zu schreiben. Im gebenden Amte endet nun jede der beiden Leitungen an einem Contactstücke, das das Ende einer wagerechten Reihe von Kohlenscheiben bildet. Jede dieser Scheiben hat die Gröſse und Dicke von Brief-Oblaten. Jede Reihe liegt in einer isolirenden Büchse und es kann ihr mittels einer Schraube eine gestimmte Anfangspressung ertheilt werden. Das zweite Ende jeder Reihe bildet ein zweites Contactstück, das mit der Batterie verbunden ist und bei Bewegung der „gebenden Feder“ von dieser aus mit bewegt wird und dabei je nach der Richtung der Bewegung die Pressung der Kohlenscheiben vergröſsert oder verkleinert, den Widerstand derselben vermindert oder vermehrt. Die beiden Reihen liegen ebenfalls unter rechtem Winkel gegen einander. Durch die Bewegung der gebenden Feder wird also die Stromstärke in den beiden Leitungen der Bewegung gemäſs abgeändert. Es ist nicht nöthig, daſs die gebende Feder eine wirkliche Feder ist, mit Reicher die einzelnen zu telegraphirenden Buchstaben auf einen unter der Feder fortbewegten Papierstreifen aufgeschrieben werden; nach kurzer Uebung genügt es vielmehr, daſs der Telegraphirende die zu telegraphirenden Buchstaben in die Luft schreibt. Zum Rufen ist eine elektrische Klingel vorhanden. Verfahren zum Verzinken von Eisenblechgegenständen. Die zu verzinkenden Gegenstände werden zunächst gründlich gereinigt und in verdünnter Salzsäure (1 Th. HCl und 4 Th. H2O) gebeizt. Alsdann ertheilt man den gebeizten Gegenständen durch Abreiben mit Drahtbürsten eine möglichst glatte und reine metallische Oberfläche, trocknet sie schnell über Holzkohlen- oder Koksfeuer und taucht sofort in ein flüssiges Zinkbad. Das flüssige Zink darf weder zu heiſs noch zu kalt sein; im ersteren Falle bildet sich eine Oxydschicht, welche die Güte und das Aussehen der Verzinkung beeinträchtigt, im zweiten Falle wird der Zinküberzug ungleich und blättert leicht wieder ab. Bei einiger Uebung kann man schon nach dem Aussehen des Zinkbades beurtheilen, ob dasselbe die richtige Temperatur besitzt; es soll das geschmolzene Zink, wenn die Oxydschicht abgestrichen wird, eine metallisch glänzende, weiſsliche Oberfläche zeigen. Um die Oxydation des Zinkes zu verhüten, streut man vielfach Salmiak auf (vgl. auch A. Eckhardt 1887 264 331), welcher, indem er schmilzt, das Zink vor der Berührung mit Luft schützt. Besser soll es sein, die Zinkpfanne durch einen eingesetzten Steg in 2 Theile zu theilen und nur die eine der dadurch gebildeten Zinkoberflächen mit Salmiak zu bestreuen. Man senkt dann die zu verzinkenden Gegenstände in den mit Salmiak bestreuten Theil des Bades ein, schiebt sie unter dem Steg hindurch und entnimmt sie wieder der Pfanne. Hierauf werden die Gegenstände zuerst mit trockenem Werg, dann mit Bürsten abgerieben und schlieſslich mit Sand und Wasser nachgearbeitet, um ihnen ein gleichmäſsiges metallisches Aussehen zu geben. (Nach dem Metallarbeiter durch Polytechnisches Notizblatt, 1887 Bd. 42 S. 116, vgl. auch J. G. Seeberger 1881 242 45.) Bücher-Anzeigen. Ist die Cohäsion der Gase wirklich gleich Null? Ableitung aus den Experimenten über die specifische Wärme derselben; von Paul Käuffer in Mainz. 30 Seiten. Mainz. Victor v. Zabern. (50 Pfg.) Der Verfasser bespricht in allgemein verständlicher Weise obige Frage, welche als unzweifelhaft in der bisherigen, durch J. R. Mayer begründeten Wärmelehre gegolten hat.Vergl. J. R. Mayer: Die Mechanik der Wärme in gesammelten Schriften; 2. umgearbeitete Auflage. 1874. 8 Mk. J. G. Cotta's Verlag, in welchem Werke die erste Veröffentlichung der Mayer'schen bahnbrechenden Lehre stattgefunden hat. Eine Bestätigung seiner Grundsätze hofft er von der neu gegründeten physikalischen Versuchsstation Berlin-Charlottenburg, welcher der etwaige Reinertrag des Schriftchens zuflieſsen soll. Das Leuchtgas als Heizstoff in Küche und Haus; von L. Ramdohr. 62 Seiten mit 47 Textabbildungen. Halle a. S. Wilh. Knapp. (2 Mk.) Die kleine Schrift gibt eine Anleitung zum zweckmäſsigen Anlegen und sparsamen Betriebe der Gasheizungen für Küche, Stube, Bad u. dgl. Verfasser hält die allgemeine Einführung des Gases (trotz Wassergas) für oben genannte Zwecke nur für eine Frage der Zeit, und hebt die Vortheile und Bequemlichkeiten dieser Verwendung gebührend hervor. Grundriſs der Differential- und Integral-Rechnung. 1. Theil: Differential-Rechnung von Dr. M. Stegemann, herausgegeben von Dr. L. Kiepert. Hannover. Helwing. (9 Mk.) An Lehrbüchern über diesen Zweig der Mathematik ist wahrlich kein Mangel, wohl aber an solchen Werken, welche wie das vorliegende, den Stoff an einer Menge von Beispielen erläutern und einüben und somit zum frei verfügbaren geistigen Eigenthume machen. Dies ist für die Studirenden der technischen Hochschulen, für welche sich das Werk besonders eignet, von hervorragender Wichtigkeit, da die freie Verwendung der Lehren auf die mannigfachen Aufgaben der Praxis eine tüchtige Uebung und Geläufigkeit in den Umformungen unbedingt voraussetzt. Fehlt diese Uebung, so ist die Verwendung des Gelernten nach kurzer Zeit geradezu ausgeschlossen. Es sei daher das Werk den genannten Kreisen und Jedem, der neben dem Wissen auch das Können anstrebt, bestens empfohlen. Die Holz- und Marmormalerei. Praktisches Handbuch für Decorationsmaler, von P. van der Burg in Rotterdam. Mit einem Atlas von 36 Tafeln in Folio, von denen die meisten in Farbendruck ausgeführt sind. Weimar 1887. B. F. Voigt. Preis 15 Mk. Ein wirklich praktisches Handbuch! Die nöthigen Geräthe und Stoffe und deren Zubereitung sind genau angegeben, und die Pinselführung ist so genau beschrieben, daſs das Buch jedem Decorationsmaler und Anstreicher ein zuverlässiger Führer sein wird. Die Farbentafeln geben an der Hand der erklärenden Schwarzdrucktafeln ein deutliches Bild der bei der Nachahmung der vorliegenden Holz- und Marmorart nöthigen Handgriffe und Verfahren. Die Zubereitung der Grund-, Lasur- u.s.w. Farben, welche bei den etwa 70 erläuterten Mustern gebraucht werden, ist genau angegeben und die Darstellung der seltener vorkommenden Holz- und Marmorarten ist eingehend beschrieben. Das Werk eignet sich seiner klaren und kurzen Angaben wegen zum Selbstunterricht und ist verhältniſsmäſsig sehr billig.