Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 275, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 94
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Füllungen für Speicherzellen. Fr. Courmont in Paris (D. R. P. Kl. 21 Nr. 46241 vom 29. März 1888) setzt, um bei dem sogen. Formiren der Bleiplatten eine beschleunigte und tiefgehende Umwandlung des Bleis in Bleisuperoxyd zu erreichen, dem die Füllung der Speicherzelle bildenden mit Schwefelsäure angesäuerten Wasser eine gewisse Menge salpetersauren Alkalis hinzu. Der ladende Strom zersetzt das salpetersaure Alkali, die Salpetersäure greift die positive Bleiplatte an und bildet eine geringe Menge salpetersaures Bleioxyd; dieses wandelt sich sofort in unlösliches schwefelsaures Bleioxyd um, das an der Polplatte hängen bleibt und angeblich unter Einwirkung des bei der Wasserzersetzung frei werdenden Sauerstoffes schnell in Bleisuperoxyd übergeht. Dagegen will M. Müthel in Berlin (D. R. P. Kl. 21 Nr. 46090 vom 5. April 1888) einen besseren Zusammenhang und ein leichteres Formiren der Füllmasse für die Platten der Speicherzellen dadurch erzielen, daſs er den als Füllmasse dienenden Oxyden platinirten oder anders metallisirten Asbest beimischt. Hierdurch erhält die Masse ein faseriges Gefüge, und wird durch die in der Oxydmasse fein vertheilten metallisirten Fasern besser leitend. Der metallisirte Asbest kann auch ohne Beimischung von Metalloxyden für Speicherzellen benutzt werden, indem ein Gewebe desselben in mehreren Lagen zwischen dünnen gelochten Bleiplatten eingepreſst wird. Eine derartige Zelle bedarf keiner besonderen Formirung, da nur der elektrolytisch entwickelte und von dem metallisirten Asbest verschluckte Sauerstoff und Wasserstoff wirksam wird. Spannungs- und Stromstärkenzeiger der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. In den Solenoiden ihrer Spannungs- und Stromstärkenzeiger verwendet die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin (* D. R. P. Nr. 46093 vom 21. April 1888) an Stelle eines Eisenkernes einen einfachen oder doppelten Strahlenbüschel von weichen, auſserordentlich dünnen und kurzen Eisendrähten, welcher zugleich mit einem Zeiger versehen, entweder unmittelbar oder durch Vermittelung anderer Drähte auf einer Achse, unter einem beliebigen Winkel gegen dieselbe, innerhalb des von dem zu messenden Strome durchflossenen Solenoides leicht drehbar angeordnet wird. Auf diese Weise soll 1) eine Verminderung des Gewichtes der beweglichen Eisenmasse erreicht, 2) die Angaben des Instrumentes vom remanenten Magnetismus unabhängig gemacht und 3) eine beliebige Regelung des Zeigerausschlages an bestimmten Stellen der Scala durch Wahl der Zahl, Gröſse und gegenseitige Anordnung der Drähte des Büschels ermöglicht werden. Ueber die Schädlichkeit des Gassperrwassers für Fische; von H. Kämmerer. Nach der Entleerung eines lange Jahre hindurch im Gebrauche gewesenen Gasbehälters auf dem städtischen Gaswerke in Nürnberg fand sich das Wasser der Pegnitz auf groſse Strecken mit höchst übelriechenden, theerigen Stoffen verunreinigt und es starben die Fische in groſser Menge. Verfasser untersuchte nun drei Proben Sperrwassers aus sehr alten Gasbehältern und fand in denselben 0,4564, 0,6290, 0g,9351 Ammoniak im Liter, sowie 0,5, 0,5, 1cc,5 Theeröle von 80 bis 280° Siedepunkte, ferner Rhodan in geringer Menge, etwas gelöstes Schwefeleisen und Naphtalin, ferner Theerrückstände in der bei der Destillation rückbleibenden Masse, sowie Spuren eines dem Naphtalin anhaftenden heftig riechenden Körpers, dem Gerüche nach Phenylisocyanür. Aus der Pegnitz entnommene Wasserproben hatten einen intensiven Geruch nach Leuchtgas oder Theer und enthielten reichlich theerige braunschwarze Substanzen, ferner leichte Theeröle und Naphtalin, Spur Ammoniak und Rhodan. Die bei der Destillation des Wassers entweichenden Gase enthielten Schwefelwasserstoff und Acetylen. Die verendeten Fische rochen stark nach Leuchtgas, besonders beim Zerschneiden. Bei Untersuchung der Kanalstrecke vom Gaswerke zur Pegnitz fand sich Schlamm in Massen vor, bestehend hauptsächlich aus Naphtalin und anderen schweren Kohlenwasserstoffen, wenig Ammoniak- und Rhodanverbindungen, Schwefelmetallen, in einem Falle auch Phenol enthaltend. Obenauf schwamm Theer. Eine im Hofe des Gaswerkes entnommene Probe aus einem Kanalschachte enthielt im Liter 5g Naphtalin und 5cc,7 leichte Theeröle. Im Gaswerke hatte man das Wasser langsam in die Kanäle laufen lassen, während es in die Pegnitz plötzlich in groſser Masse kam, wie sich herausstellte, in Folge von Stauung an einem Wehr und plötzlichem Oeffnen desselben. Verfasser stellte Versuche an mit Fischen in dem Sperrwasser in verschiedenen Graden der Verdünnung; es zeigte sich, daſs es selbst nach 20facher Verdünnung noch höchst giftig wirkte, die Fische starben trotz folgenden Einsetzens in reines Wasser. Einkochen des Wassers auf ⅓ des Volumens und Verdünnen mit reinem Wasser auf das frühere Volumen nahm demselben die Giftigkeit. Beim Auskochen entwich Ammoniak und Acetylen, später Carbylamin; das Wasser reagirte ursprünglich neutral, bei dem Kochen alkalisch, später schwach sauer. Anscheinend zersetzt sich der giftige Stoff bei längerem Kochen unter Bildung von Ammoniak oder Aminen; es macht dies wahrscheinlich, daſs es ein Cyanür oder Isocyanür ist. Bei neuer Entleerung eines Behälters wurde das Sperrwasser in die Scrubber geleitet, hier mit Ammoniak angereichert, schlieſslich im Feldmann'schen Apparate auf Sulfat verarbeitet und so unschädlich gemacht, der Schlamm dagegen mit Koksstaub zu Briquetten verarbeitet und verbrannt. (Bericht über die Versammlung bayerischer Vertreter der angewandten Chemie 1889.) Bücher-Anzeigen. Handbuch der Spiritusfabrikation: von Dr. Max Märcker, Vorsteher der Versuchsstation und A. O. Professor an der Universität Halle a. S. Fünfte vollständig neubearbeitete Auflage. Mit 280 in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, Verlag von Paul Parey. 1890. Der Verfasser unterscheidet in der Entwickelung der Spiritusindustrie drei Epochen. Die erste derselben war die Anwendung des Hochdruckes auf die Verarbeitung der stärkemehlhaltigen Materialien und die hierdurch gebotene maschinelle Vervollkommnung der Apparate; die zweite, das Eingreifen der Chemie zur Erforschung des Verlaufes und der Leistungen der einzelnen Operationen der Spiritusfabrikation., welches seine Krönung durch die Errichtung der Versuchsstation für die Spiritusindustrie in Berlin fand; die dritte und neueste ist die Erforschung der Lebensbedingungen des Hefepilzes, das Studium der Spaltpilzgährungen und die Reinzüchtung der Hefe, angeregt durch Pasteur's und Hansen's klassische Arbeiten und in so ausgezeichneter Weise auf die Spiritusfabrikation übertragen durch die Untersuchungen der Versuchsstation für Spiritusindustrie unter Delbrück's Leitung. Gleichzeitig galt es, die neuen Forschungen auf eine veränderte Betriebsweise, die Dickmaischung, zu übertragen. Diese dritte Epoche gehört den letzten Jahren an, und es ist erklärlich, daſs die auf diesem wichtigen Gebiete ausgeführten Untersuchungen zum Theile eine ganz wesentliche Umgestaltung der bisherigen Anschauungen veranlaſst haben. In erster Richtung trifft dieses die Gährungsführung, und es ist danach natürlich, daſs die Kapitel über Gährung und Hefe beim Neuerscheinen des vorliegenden Werkes eine vollständige Neubearbeitung erfahren muſsten. Die neuesten Forschungen haben aber naturgemäſs auch auf fast alle anderen Operationen im Betriebe umgestaltend und verbessernd gewirkt, so daſs der Verfasser mehr oder weniger bei allen Kapiteln eine durchgreifende Umarbeitung für nothwendig gehalten hat. Die neue Auflage ist daher mit Recht als eine neubearbeitete zu bezeichnen und dieser Neubearbeitung ist es auch zu danken, daſs trotz der Fülle des neu hinzugekommenen Stoffes der Umfang des Werkes nicht vermehrt zu werden brauchte, indem ältere Anschauungen, Verfahren und Apparate, welche durch neuere überholt sind, übergangen werden konnten. Um ein Bild von der Umgestaltung der neuen Auflage gegenüber den früheren zu geben, mögen hier nur kurz folgende Punkte hervorgehoben werden. Das analytische Kapitel bringt Verbesserungen der Methoden zur Untersuchung sowohl der Rohmaterialien wie der Maische. Neu hinzugekommen sind hier die in den letzten Jahren ausgebildeten Methoden zur Untersuchung des Spiritus auf Reinheit. Das Kapitel der Malzbereitung ist durch die pneumatische Mälzerei bereichert, dasjenige über die Maischung durch das Verfahren zur Entschälung der Maische. Wesentlich Neues bieten ferner die Erörterungen über die chemischen Vorgänge bei dem Maischprozesse, über Kühlung der Maische, sowie über die Leistung der Dämpfe-, Maisch- und Kühlapparate. Die vollständige Umgestaltung der Abschnitte über Gährung und Hefe, bei welchem ersteren der Bottichkühlung, als einer unerlaſslichen Bedingung für die Einhaltung der durch die neueren Forschungen und Beobachtungen in der Praxis als allein richtig erkannten niedrigen Temperatur von 27,5 bis 28,8° C. für die Vergährung der Dickmaischen, die eingehendste Besprechung zu Theil geworden ist, haben wir schon erwähnt. Das Kapitel über Destillation und Rectification ist durch einen Abschnitt über die historische Entwickelung der Destillation, verfaſst von R. Ilges, ergänzt. Daſs ferner die Vervollkommnungen in der Rectification und die Bestrebungen, durch geeignete Apparate direkt aus der Maische Feinsprit zu erzeugen, in eingehender Weise behandelt sind, bedarf kaum der Erwähnung. Endlich hat auch das Kapitel über Schlampe durch die bei Gelegenheit der unter Leitung des Verfassers in den letzten Jahren in der Provinz Sachsen ausgeführten umfangreichen Fütterungsversuche gemachten Erfahrungen über die beste Verwerthung der Schlampe sowohl, wie auch der sogen. Kunstschlämpe, welche letztere bei der durch die Steuergesetzgebung gebotenen Einschränkung des Betriebes eine wichtige Rolle zu spielen berufen ist, eine wesentliche Bereicherung erfahren. Gegenüber diesen Veränderungen hat dagegen der Verfasser auch in der neuen Auflage an der bewährten Eintheilung des Stoffes und an der Art der Darstellung festgehalten, ebenso wie er der ursprünglichen Tendenz des Werkes, überall auf die Gründe der Erscheinungen einzugehen, treu geblieben ist. Nach wie vor ist der Verfasser überall bestrebt gewesen, die wissenschaftlichen Forschungen der Praxis nutzbar zu machen und es ist ihm damit gelungen, ein Werk zu schaffen, welches in gleichem Maſsstabe dem Praktiker, wie dem Forscher, nutzbringend und unentbehrlich geworden ist. Wie sehr der Verfasser mit seiner Darstellungsweise den Beifall aller Interessenten gefunden hat, beweist am besten die schnelle Aufeinanderfolge der Auflagen seines Werkes. Möge auch die neue Auflage sich wieder neue Freunde erwerben und damit zur Hebung und Förderung der Spiritusindustrie beitragen. Morgen.