Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 276, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 334
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Robinson's elektrischer Straſsenbahnwagen mit verschiebbaren Radachsen. Gegen Ende des verflossenen Jahres ist (nach Modern Light and Heat, 1889 S. 669) in Boston, Mass., ein von der Robinson Radial Car Company gebauter sechsrädriger Wagen für elektrische Straſsenbahnen erst versuchsweise und bald darauf auf der Brookline-Linie der West-End-Straſsenbahn dauernd in Gebrauch genommen worden. Die drei Achsen sind nicht fest mit dem Wagengestell verbunden, sondern die mittlere Achse vermag sich quer zum Wagenkörper zu verschieben, die beiden anderen aber können sich in die Halbmesser der durchfahrenen Krümmungen der Bahn einstellen. Auf den letzteren beiden Achsen sind zwei Thomson-Houston elektrische Eisenbahn-Motoren von je 15 jeder montirt. Die von den Rädern eingenommene Grundlinie miſst 3m,66, Während sie bei den gewöhnlichen Pferdebahn- und elektrischen Wagen nur 1m,83 miſst; der Wagenkörper ist 6m,71 lang; die Sitzfläche ist 32 bis 50 Proc. gröſser als bei gewöhnlichen Straſsenbahnwagen. G. Conkling's Maschine zum Trennen magnetischer und unmagnetischer Stoffe. In der in England für G. Conkling in Glen Falls, Nordamerika, patentirten (Nr. 14279 vom 10. September 1889) Maschine läuft ein endloses Band über zwei Rollen, so daſs der die obere Hälfte bildende Theil sich von unten nach oben bewegt. Ganz nahe unter dieser Hälfte liegen zwei flache Stäbe aus Reichem Eisen, die durch eine Anzahl von Elektromagneten magnetisirt werden. Die Neigung des Bandes läſst sich mittels einer Schraube nach Bedarf ändern. Die Stoffe werden durch eine Schlotte zugeführt, deren Neigung sich ebenfalls durch eine Schraube ändern läſst. Die magnetisirbaren Stoffe Werden 80 durch die Wirkung der Elektromagnete gegen das Band gedrückt, von diesem mit nach oben genommen und fallen in einen Behälter; noch am Bande haftende bürstet eine Walzenbürste ab. Die unmagnetischen Stoffe gleiten durch ihr Gewicht auf dem Bande nach unten und fallen in einen zweiten Behälter; die staubförmigen aber werden durch einen am oberen Ende aus einer Röhre auf das Band strömenden Wasserstrahl nach unten gespült. – Vgl. Ball, Norton und Porter 1890 276 335. Elektrische Isolatoren aus Glimmerguſs (Lette). Seit etwa 1 Jahre hat die Gould und Watson Company in Boston, welche beträchtliche Minen in North Carolina und New Hampshire besitzt, auſser gewöhnlichen Gegenständen aus Glimmer auch solche mit Erfolg in den Handel gebracht, welche aus Lehte, d. i. einer hauptsächlich aus Glimmer bestehenden Mischung gegossen sind. Das Fabrikationsverfahren ist der Gesellschaft patentirt; die Masse läſst sich in fast alle erdenklichen Formen bringen und besitzt eine fein geglättete äuſsere Oberfläche, wie künstlich polirt. Nach Modern Light and Heat, 1889 * S. 448 und 508, liefert die Gesellschaft namentlich Isolatoren für die Straſsenbahnleitungen, besonders für Krümmungen und Eckpunkte, eigenthümlich gestaltete Isolatoren für Lichtleitungen innerhalb der Gebäude, Bürstenträger für Dynamomaschinen, Spulen für Rheostaten u. dgl. mehr; auch benutzt die Gesellschaft abgeblätterten Glimmer zu einer guten, einfachen und billigen Isolirung von mit einfachem Baumwollgewebe überkleideten Leitungsdrähten im Innern von Röhren, welche vor dem Einziehen der Drähte mit den Glimmerblättern gefüllt werden. Elektrischer Betrieb von Stimmgabeln. Nach einem im November 1889 in der Physical Society gehaltenen Vortrage will W. G. Gregory im elektrischen Betriebe von Stimmgabeln dadurch eine Verbesserung erzielen, daſs er den Batteriestrom nicht unmittelbar dem treibenden Elektromagnete zuführt, sondern der primären Rolle eines Inductors. Die bei jeder Stromschlieſsung und Unterbrechung in der secundären Rolle erzeugten beiden Inductionsströme von verschiedener Richtung sollen dann der eine anziehend, der andere abstoſsend auf den Anker wirken und die Zeit zur Schlieſsung und Unterbrechung so gewählt werden, daſs der Antrieb auf die Gabel zum günstigsten Zeitpunkte in ihrer Schwingung ausgeübt wird. Zur Verminderung des Funkenüberspringens soll ein Condensator an die Klemmen des Quecksilber-Stromunterbrechers gelegt werden. E. Liebert's Erregungsflüssigkeit für galvanische Zink-Silber-Elemente. Die von Eduard Liebert in Berlin (D. R. P. Kl. 21 Nr. 48498 vom 27. Juni 1888) vorgeschlagene Erregungsflüssigkeit, welche aus einem Gemisch von 100 Gewichtstheilen reinem Wasser, 12 bis 20 Theilen schwefelsaurem Zink, 2 bis 10 Theilen Schwefelsäure und 1 bis 6 Theilen Quecksilber-Chlorid oder -Chlorür besteht, greift bei offenem Stromkreis weder das Zink noch das auf eine aus Blattsilber bestehende Elektrode aufgetragene Chlorsilber an. Anordnungen der Western Electric Company in Telephon-Rufapparaten. Unter Nr. 19045 ist in England am 31. December 1888 der Western Electric Company in Chicago, Nordamerika, ein Patent auf verschiedene Anordnungen in Telephon-Rufapparaten ertheilt worden. Als Stromerzeuger dient ein Magnetinductor, dessen Cylinderanker wagerecht zwischen den nach unten gekehrten Polen der Magnete liegt und mittels einer Handkurbel und eines Räderpaares in Umdrehung versetzt wird. Das auf die Ankerachse aufgesteckte Getriebe sitzt aber nur lose auf letzterer und ist mit ihr durch zwei Spiralfedern verbünden, welche in einer Vertiefung des Getriebes liegen und mit demselben durch einen Zapfen verbunden sind; die beiden andern Enden der Federn legen sich an einen Vorsprung eines an der Achse befestigten Bundes an, welcher die Vertiefung des Getriebes verdeckt. Der einarmige Umschalthebel, an welchen das Telephon gehängt wird, legt sich bei angehängtem Telephon mit einem Vorsprunge auf eine unter ihm und parallel zu ihm angeordnete Contactfeder, von welcher aus ein Stromweg nach dem Inductor, der Rufklingel und zur Erde führt. Die Feder ist so kräftig, daſs sie, wenn das Telephon abgenommen wird, den Hebel emporhebt, dabei aber schlieſslich sich an einen isolirenden Zapfen desselben anlegt und somit den Contact unterbricht; dafür schaltet jetzt ein an der oberen Seite des Hebels nach rückwärts angesetzter Zapfen, indem er sich an eine oberhalb am Gehäuse festgeschraubte Contactfeder anlegt, welche seither an einer isolirten Stelle anlag, das Telephon in die Linie ein und, wenn nöthig, können so zugleich noch andere locale Stromwege durch eine oder mehrere andere, zu dieser Feder parallele Contactfedern geschlossen werden. Ball, Norton und Porter's Maschine zum Trennen magnetischer und unmagnetischer Erze. Nach dem englischen Patente Nr. 8856 vom 28. Mai 1889 ordnen C. M. Ball in Boston, Mass., S. Norton in Hokendauqua, Pa., und A. T. Porter in West Troy, New York in Maschinen, in welchen magnetische und nichtmagnetische Erze getrennt werden sollen (vgl. Werner Siemens, 1880 238 * 262), die Elektromagnete so an, daſs abwechselnd Nord- und Südpole aufeinander folgen, da mit die von den Magnetpolen angezogenen magnetischen Erze bei ihrer Fortbewegung in eine drehende oder wälzende Bewegung versetzt werden. So ist z.B. bei der einen Ausführungsweise ein Trichter vorhanden, aus welchem die Erze auf eine schiefe Ebene gelangen; nahe über ihnen läuft zugleich ein Riemen ohne Ende und über diesem folgen etwas weiter unten die Elektromagnete mit wechselnden Polen. Die magnetischen Theile werden magnetisirt Und wälzen sich an der Unterseite des Riemens und gelangen so leichter über die Oeffnung hinweg, in welche die nichtmagnetischen Theile hinabfallen; ein am Boden der an die Oeffnung sich anschlieſsenden Versenkung aufgestellter Ventilator saugt einen beständigen Luftstrom unter dem Riemen von beiden Seiten her in die Oeffnung nach unten, der die nichtmagnetischen Theile mitnimmt. Das gröſste Barometer. Das gröſste der bis jetzt errichteten Barometer ist, nach Praktische Physik, Jahrg. 1890 Bd. 1 S. 32, dasjenige im Thurme von Saint Jacques zu Paris. Dasselbe ist 12m,65 hoch, wurde in Saint-Denis angefertigt und in einem starken Holzgestell von sechs Arbeitern behutsam nach Paris getragen. Der Aufstellungsraum in dem Thurme ist 40m hoch. Die Herstellung des 2cm im Durchmesser haltenden Barometers war begreiflicher Weise sehr schwierig. Das Barometer ist zu gröſseren Versuchen bestimmt und mit gefärbtem Wasser gefüllt, welches, um die Verdunstung zu verhindern, mit einer Schicht dichten Oeles abgeschlossen ist. In London wurden 1830 von Danied, in Kew 1870 von Jordan und 1886 in New York durch Millo ähnliche Riesenbarometer errichtet, die beiden letzteren sind jedoch mit Glycerin gefüllt. Die Erdölgewinnung der Erde. Nach Mittheilung von Iron, Bd. 35 vom 14. Februar 1890 ist die gegenwärtige Jahresgewinnung auf rund 10000 Mill. Liter Erdöl zu veranschlagen, von denen die Hälfte auf die Vereinigten Staaten entfallen. Der Baku-Bezirk am Caspischen Meer ist mit etwa 1890 Mill. Liter betheiligt, und ist daselbst der Zufluſs des Oeles so reichlich, daſs viele Bohrlöcher verschlossen werden muſsten, weil das Oel nicht fortgeschafft werden konnte. Galizien bringt etwa 162 Mill. Liter, Birma ungefähr 31,5 Mill. und Canada etwa 121½ Mill. Liter hervor. Die Quellen in Canada und Birma sind erst kürzlich erschlossen worden und läſst sich noch nicht übersehen, welchen Umfang die dort entstehende Erdöl-Industrie annehmen wird, wenn erst geeignete Transportmittel geschaffen sind. Man hält das Becken des Mackenzieflusses (mündend zwischen dem 130. und 140. Längengrad and dem 70. Grad nördlicher Breite in das nördliche Eismeer) für die ergiebigste Oelgegend der Welt, sie liegt noch um etwa 640km nördlich der canadischen Pacificbahn. Es ist wohl auſser allem Zweifel, daſs, sobald die Transportschwierigkeiten überwunden sein werden und das canadische Oel zu einem billigen Preise erhältlich sein wird, dasselbe wegen seiner Freiheit von Schwefel noch eine groſse Rolle im Eisenhüttenwesen zu spielen bestimmt ist. (Durch Stahl und Eisen.) Bücher-Anzeigen. Jahrbuch für Photographie und Reproductionstechnik für das Jahr 1890. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von Prof. Dr. Josef Maria Eder. Vierter Jahrgang. Mit 78 Holzschnitten im Text und 20 artistischen Tafeln. Halle a. S. Verlag von Wilh. Knapp. Preis 6 Mk. Das für jeden, der sich mit Photographie beschäftigt, äuſserst wichtige Werk berichtet eingehend über die Fortschritte, welche die Photographie in der letzten Zeit gemacht hat. Die erste Abtheilung des 400 Seiten umfassenden Werkes enthält auf 253 Seiten 80 meistens von hervorragenden Fachleuten geschriebene Originalaufsätze. Wegen ihrer Neuheit sind von besonderem Interesse die Berichte über: Magnesiumblitzlichtphotographie von Dr. Jul. Hoffmann, Dr. Hesekiel, Ritter von Löhr, O. Hruza, Dr. Cohen. Ueber Eikonogen von Prof. Dr. Eder, Dr. Krügener, Dr. Schnauss. Platinpapier von Dr. Hesekiel, A. Einsle. Neue Apparate von Dr. Hesekiel, Hauptmann a. D. Himly, Prof. Fritsch, Dr. Krügener u.s.w. Photogrammetrie von Prof. Schiffner. Mikrophotographie von Marktanner-Turneretscher, Prof. Dr. Zettnow. Zinkotypie in Farben (Chromozinkotypie) von Prof. Röse. Photogr. von Strichzeichnungen von k. k. Hauptmann Freiherr v. Hübl. Der zweite Theil enthält die Fortschritte der Photographie und Reproductionstechnik in den Jahren 1888/89 zum Theil nach photographischen Zeitschriften, u.a. Interessantes über photographische Objektive und Apparate, Blitzphotographie, Photogrammetrie, Photographie im Dienste der Justiz, Photogr. von Projektilen und Artillerie-Geschossen während des Fluges. – Patente auf photographische Gegenstände, Literatur u.s.w. Unter den Tafeln sind einige künstlerisch hochvollendete Arbeiten. Möge das vortreffliche Werk keinem Fach- und Liebhaberphotographen fehlen. F. Die Mechanik des Vogelfluges von A. von Parseval, Secondelieutenant im Königl. Bayer. 3. Infanterie-Regiment Prinz Carl von Bayern. Wiesbaden 1889. Das vorliegende Buch bringt eine recht ausführliche mathematische Behandlung des aerodynamischen Flugproblemes. Der Verfasser beschränkt sich hierbei, wie schon der Titel des Buches erwarten läſst, auf den Flug mittels alternirend bewegter Flügel, hier aber alle möglichen in der Natur vorkommenden Flugvorgänge möglichst eingehend untersuchend. Nachdem in den ersten drei Capiteln die Form der Flugbewegung und die einschlägigen aerodynamischen Gesetze besprochen sind, wird der normale Flug mittels des mathematischen und natürlichen Flügels auch mit Rücksicht auf den erforderlichen Arbeitsaufwand behandelt. Hieran schlieſsen sich Untersuchungen über den motorischen Apparat der Vögel, über die Funktion der passiven Flugflächen bei letzteren, die Flugarbeit in der Natur und über das räthselhafte Problem des Segelfluges ohne Flügelschlag, wie er sich bei den gröſseren Vögeln findet. Schlieſslich werden noch die auſsergewöhnlichen Flugformen, insbesondere der Flug der Fledermäuse und Insekten, und die Möglichkeit der Construction künstlicher Flugmaschinen auf Grund des Vogelfluges der Betrachtung unterzogen. 3 Tafeln und 6 Textabbildungen dienen zur Erläuterung. Hl.