Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 382
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. R. Savélief's aktinometrische Beobachtungsresultate. Nach Mittheilung der Comptes rendus, 1890 Bd. 110 S. 235, hat R. Savélief die im J. 1888 in Kiew (50° 24' nördl. Br.) begonnenen aktinometrischen Beobachtungen während des Jahres 1889 fortgesetzt, wozu er sich des Crova'schen nach Grammcalorien geaichten Aktinometers bediente. Aus den mit groſser Sorgfalt durchgeführten Beobachtungen und den darauf gegründeten Rechnungen ergibt sich folgendes Hauptresultat. Während an den Grenzen der Atmosphäre die von 1qc Horizontalfläche aufgenommene jährliche Wärmemenge 337000 Grammcalorien beträgt, stellt sie sich unter gleichen Bedingungen an der Erdoberfläche, bei reinem Himmel, nur auf 123500 Grammcalorien. Es werden demnach 63,5 Proc. der Sonnenwärme von unserer Atmosphäre absorbirt und nur 36,5 Proc. gelangen auf die Erde. Im Oktober nimmt der Erdboden 41 Proc. der Sonnenstrahlung auf, im Januar und Februar nur 28 Proc. Das Maximum beträgt am Anfang des Juli während eines schönen Tages 610, im December aber nur 87 Grammcalorien auf 1qc. Ueber die physikalischen Vorgänge in elektrischen Lampen. Kürzlich hat Dr. J. A. Fleming in einem in der Royal Institution gehaltenen Vortrage über die physikalischen Vorgänge in elektrischen Lampen folgendes mitgetheilt. In einer Glühlampe vermag der in einem möglichst luftdichten Raume eingeschlossene Kohlenbügel nur eine bestimmte Strommenge auszuhalten; der höchste Strom entspricht einer Leistung von 360 Fuſspfund in der Secunde auf 1 Quadratzoll Querschnitt, oder einer dem Schmelzpunkte des Platins gleichen Temperatur im Bügel. Darüber hinaus zerstäubt der Bügel und die Kohletheilchen werden in geraden Linien fortgeschleudert und lagern sich auf der Glaskugel ab; sie nehmen dabei eine negative Ladung mit, deren Potential jenem der negativen Elektrode des Bügels gleicht. Dafür sprechen zwei Beobachtungen. Zuerst hat man bemerkt, daſs, wenn eine Stelle des Bügels zufolge fehlerhafter Herstellung zu hohen Widerstand gehabt hat, die Kohletheilchen an die ganze innere Gaskugelfläche geschleudert werden, mit Ausnahme derjenigen schmalen Stelle, welche als der auf die Kugel geworfene Schatten des unversehrten Bügelzweiges rücksichtlich der fehlerhaften, zu widerstandsvollen Stelle des andern Zweiges angesehen werden kann. Der unversehrte Zweig liegt also den in geraden Linien fortgeschleuderten Kohletheilchen im Wege. Einen zweiten Beweis für das geradlinige Fortschleudern liefert die als „Edison-Wirkung“ bekannte Erscheinung. Stellt man eine Metallplatte o. dgl. zwischen die beiden Zweige des Bügels, ohne daſs sie einen Zweig berührt, und verstärkt man den Strom bis zu der angegebenen Grenze, so findet man bei der Prüfung mit einem Galvanometer, daſs die Metallplatte ein Potential besitzt, das dem der negativen Elektrode gleicht. Man erklärt dies so, daſs die den Bügel verlassenden Kohletheilchen mit negativer Elektricität geladen sind und durch ihr Antreffen an die Metallplatte deren Potential bis auf das der negativen Elektrode erhöhen. Wird zwischen die Metallplatte- und den negativen Zweig des Bügels ein nichtleitender Schild eingefügt, so bemerkt man die Erscheinung nicht, und ebenfalls nicht, wenn die Metallplatte so gestellt wird, daſs der Weg vom Bügel zu ihr keine gerade Linie ist. Es ist daher anzunehmen, daſs die Kohletheilchen in geraden Linien vom negativen Zweige des Bügels fortgeschleudert werden und mit negativer Elektricität geladen sind. Die negative Ladung der Kohletheilchen erklärt man so: Beim Fortschleudern werden die Theilchen durch Influenz vom elektrostatischen Felde geladen und ihre positive Elektricität wird – nach Guthrie's bekanntem Satze – ihnen durch die rothglühende Kohle entzogen. Aus diesen Versuchen folgt auch, daſs das Potential im gröſseren Theile des Bügels dem der negativen Elektrode gleichkommt. In Bogenlampen beobachtet man, wenn man den Raum zwischen den beiden Kohlenpolen mit einem feinspitzigen Leiter sondirt, daſs das Potential des Bogens für den gröſseren Theil seiner Länge dem der negativen Kohle gleicht, und daſs das Potential sehr rasch steigt an einem Punkte, welcher der positiven Kohle äuſserst nahe liegt. Auch ist bekannt, daſs Kohletheilchen von der negativen Kohle fortgeschleudert werden, und es wird vermuthet, daſs der so gebildete, ähnlich wie in einem Sandgebläse wirkende Strahl den hohlen Krater in der positiven Kohle bildet. Die Temperatur des Bogens ist am gröſsten gerade in dem hohlen Krater, und daran mag das Auftreffen der fortgeschleuderten Kohletheilchen Schuld sein. Der Assistent Bate des Dr. Fleming hat entdeckt, daſs die Edison-Wirkung in der gewöhnlichen Luft ebenso gut, wie im luftleeren Raume hervorgebracht werden kann, doch dauerte in diesem Falle die Wirkung nur einen Augenblick, weil der Kohlenbügel da so rasch zerstört wird. Untersuchung eines Kalkes aus dem Kalkwerk Schulz zu Soetenich i. d. Eifel. Die Analyse des Kalkes, ausgeführt in der chemisch-technischen Versuchsanstalt, ergab: Feuchtigkeit (bei 105° C bestimmt) 0,88 Proc Wasser (chemisch geb.) 16,57 Kieselsäure (lösliche) 9,09 Kalk 66,07 Magnesia 1,42 Thonerde 2,72 Eisenoxyd 0,85 Alkalien 0,82 Schwefelsäure 0,45 Kohlensäure 1,55 Phosphorsäure Spuren –––––––––––––– 100,42 Proc. Der Löschprozeſs begann 1 Minute nach erfolgter Anfeuchtung des Kalkes und war 6 Minuten darauf beendet; er beanspruchte 30,85 Proc. Wasser und verlief ohne steinige Rückstände zu hinterlassen. Das specifische Gewicht des geglühten Kalkpulvers ist 2,381. Ueber die Festigkeitsversuche sei folgendes bemerkt: Die Zugproben, welche 90 Tage lang an der Luft erhärteten, erreichten die höchste Zugfestigkeit, nämlich 15k auf 1qcm (Mischung: 1 Gew.-Th. Kalkpulver und 3 Gew.-Th. Normalsand, 13 Proc. Wasser). Nächstdem erreichten Proben aus 1 Gew.-Th. Kalkpulver und 5 Gew.-Th. Neuwieder Bimssand bei 8,5 Proc. Wasser, welche die ersten drei Tage an der Luft, dann unter Wasser erhärteten (ebenfalls im Ganzen 90 Tage) die höchste Zugfestigkeit: 14k,65 auf 1qcm. Die Druckfestigkeit war bei letzterer Probe am gröſsten, nämlich 92,7. Prof. Dr. Böhme (Mittheilungen aus den Königl. techn. Versuchsanstalten zu Berlin, 1890 Jahrg. 8 S. 106). H. Darstellung eines sehr wirksamen Platinmohrs. O. Loew löst 50g Platinchlorid in wenig Wasser (zu 50 bis 60cc), mischt mit 70cc eines 40 bis 45procentigen Formaldehyds (die chemische Fabrik Seelze bei Hannover [Merklin und Lösekann] liefert das Kilo zu 8 M.) und fügt dann 50g Aetznatron im gleichen Gewicht Wasser gelöst unter guter Kühlung zu, wobei der gröſste Theil des Metalles sich ausscheidet. Nach 12 Stunden wird filtrirt und ausgewaschen, bis der gröſste Theil der Salze entfernt ist, wonach eine tiefschwarze Flüssigkeit, die von dem feinen Schlamm etwas löst, abläuft. Man unterbricht das Auswaschen einige Stunden, bis ein im Schlamm sich einstellender Oxydationsprozeſs beendet ist, worauf das Filtrat farblos abläuft. Der Schlamm ist bis zur Entfernung jeder Spur Chlornatrium auszuwaschen, abzupressen und über Schwefelsäure zu trocknen. (Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 Nr. 3 S. 289.) Bücher-Anzeigen. Anleitung zum Linearzeichnen. 3. Heft. Die weitere Ausführung der rechtwinkeligen Projektionsart, nebst einem Anhang über die projektivischen Verwandtschaften der neueren Geometrie und insbesondere über die centrische Collineation und Affinität, als Lehrmittel für Lehrer und Schüler von G. Delabar. Mit 183 Figuren und 40 lithogr. Tafeln. 2. Auflage. 5 Mk. Freiburg i. B. Herder's Verlag. Das vorliegende Heft enthält denjenigen Theil der Zeichenkunst, in welchem jeder Techniker sich eine gewisse Geläufigkeit unbedingt erwerben muſs, wenn er sich beim Entwerfen einigermaſsen frei bewegen will. Die Schnitte, Abwickelungen, Durchdringungen verschiedenartiger Körper, sowie die Anwendung derselben auf Construction von Dächern, Röhren und Karten, sind hier gründlich behandelt. Der Anhang wird den Freunden der neueren Geometrie sehr willkommen sein. Neuere Dampfkessel-Constructionen und Dampfkessel-Feuerungen mit Rücksicht auf Rauchverbrennung. Herausgegeben vom Verbände deutscher Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereine. Berlin. P. Stankiewicz' Verlag. 50 Blätter (40 + 50cm). 40 Mk. Von verschiedenen Seiten ist angeregt worden, die auf der Deutschen Ausstellung für Unfallverhütung ausgestellt gewesenen und prämiirten Zeichnungen zu veröffentlichen. Diesen Wünschen entsprechend, hat der Verband deutscher Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereine die Veröffentlichung einer passenden Auswahl von Zeichnungen bewirkt. Das Werk enthält: Flammrohrkessel, Flammrohrkessel mit vorgehenden Heizröhren, Doppelkessel, Walzenkessel in Verbindung mit Röhrenkesseln, Wasserrohrkessel, Schiffskessel und rauchfreie Dampfkesselfeuerungen, meistens nach praktischen Ausführungen. Die in guten Lithographieen ausgeführte Sammlung wird in zwei Ausgaben geliefert und zwar als Atlas in Calico gebunden und als lose Blätter in Calico-Mappe, und kann allen denen, die sich mit dem neueren Kesselbau bekannt machen wollen, bestens empfohlen werden. Die Zeichnungen sind wegen ihrer Ausführlichkeit ohne Text verständlich und enthalten, wo es wünschenswerth erschien, die Einzelconstructionen in Nebenfiguren vergröſsert dargestellt. Schloſs-Constructionen. Ausgeführt mit Zugrundelegung von Verhältniſszahlen. Vorlegeblätter zum Gebrauche an gewerblichen Fortbildungsschulen, Handwerker-, Gewerbe-, Fach- und Werkmeisterschulen. Herausgegeben von J. Hoch. 1. Theil. Schloſstheile und einfache Schlösser. 16 Tafeln in Farbendruck mit erklärendem Text. Leipzig. J. M. Gebhardt's Verlag. Das Werk wird den im Titel ausgesprochenen Zweck vollständig erfüllen, da die Tafeln in Anordnung und Ausführung musterhaft erscheinen. Die Umgrenzungslinien sind, wie es bei sauberen Zeichnungen in der Praxis üblich ist, mit Materialfarben hervorgehoben, auch sind die Maſse in gut angeordneten blauen Mittel- oder rothen Maſslinien eingetragen. Solche Vorlagen zwingen geradezu den Schüler zu Sorgfalt und Sauberkeit. Der Text konnte wegen der Ausführlichkeit der Zeichnungen sehr kurz gehalten werden. Lehrbuch der technischen Chemie von Dr. H. Ost. Berlin. Oppenheim. (Vgl. 1890 275 604.) Mit dem vorliegenden Nachtrage, welcher einen kurzen Abriſs der Metallurgie von Dr. Kollbeck enthält, ist das empfehlenswerthe Werk abgeschlossen.